navy
08.07.2025, 20:52
Einfach kriminelle Energie ohne Ende, was die EU plant.
ETSI-Komitee arbeitet an Standard zur Überwachung von Fahrzeugen in Echtzeit
Eine neue Spezifikation des Europäischen Instituts für Telekommunikationsnormen soll den Zugriff von Polizeibehörden auf die Metadaten von Autos erleichtern.
Daten fließen aus einem Auto
11.06.2023, 16:00 Uhr
Erich Moechel
Inhaltsverzeichnis
ETSI-Komitee arbeitet an Standard zur Überwachung von Fahrzeugen in Echtzeit
Fahrgestellnummer und IMEI-Identifikation
Auslesen gekoppelter Smartphones
Überwachung im Minutentakt
Der weitere Standardisierungsprozess
Wie aus mehreren Dokumenten des technischen Komitees für Lawful Interception (TC-LI) des ETSI hervorgeht – das sich mit Standards für die Telekommunikationsüberwachung befasst – nehmen seit dem Frühjahr regelmäßig Vertreter der Automobilindustrie an den Sitzungen dieses Überwachungsgremiums teil. Die Begehrlichkeiten betreffen Daten aus der Autoelektronik, um damit gekoppelte Smartphones auszulesen oder um festzustellen, wie viele Personen gerade in einem Auto sitzen. Gefordert ist auch, dass diese Datensätze in Echtzeit geliefert werden. Das geht nur, wenn Hersteller wie Mercedes-Benz oder Volkswagen in ihrer Software entsprechende Schnittstellen für die Behörden einrichten. Die Vorarbeiten dazu seien so vielversprechend verlaufen, dass mit der technischen Umsetzung bald begonnen werden könne, heißt es dazu in einem internen Papier vom 25. April.
Der Plan folgt dem Vorbild der polizeilichen Überwachung von Mobilfunknetzen. Die dafür notwendigen Schnittstellen werden seit 20 Jahren von ETSI normiert. Auch Deutschland ist in diesem von Polizei- und Geheimdienstbehörden dominierten Komitee des ETSI vertreten. Neben dem BKA und mehreren Landeskriminalämtern nehmen der Bundesverfassungsschutz und die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) an den Sitzungen teil.
ETSI Cover
Der zugehörige technische Report TR 103 854 steht derzeit erst bei Version 1.2.1, die nächste Version sollte aber schon bald publiziert werden. In die fließen dann die aktuellen Stellungnahmen und Änderungswünsche der Mitglieder von TC LI ein. Es sind daher noch weitere Forderungen nach Meta-Daten zu erwarten.
Oberste Priorität für die Behörden hat die Verknüpfung der IMEI (International Mobile Equipment Identifier) mit der Fahrgestellnummer (VIN) des Fahrzeugs. Autohersteller und Betreiber von Fahrzeugdatenbanken sollen verpflichtet werden, IMEI, VIN und alle möglichen Metadaten des Fahrzeugs nahezu in Echtzeit an die Behörden zu liefern.
Eine Frist von sechs Stunden, wie sie auch die EU-Verordnung zum grenzüberschreitenden Datenzugriff von Ermittlungsbehörden vorsieht, sei dafür angemessen, heißt es in dem Bericht. Über diese Verordnung zur "Beweissicherung in der Cloud" verhandeln EU-Ministerrat und Parlament bereits seit 2018. Auf Druck der schwedischen Ratspräsidentschaft kam es im Januar zwar zu einer grundsätzlichen Einigung. Tatsächlich bleiben aber zentrale Streitpunkte offen, sodass unklar ist, wann und in welcher Form die Verordnung verabschiedet wird.
Auslesen gekoppelter Smartphones
Gefordert wird auch die Übermittlung der "International Mobile Subscriber Identity" (IMSI) des Telefonmoduls im Auto, die IMSI ist beispielsweise beim Dienst "We Connect" von Volkswagen über eine eSIM in der Hardware integriert. Mit einer Smartphone-App können so eine ganze Reihe von Parametern ausgelesen werden. So hat der Fahrzeugbesitzer bereits heute einen Fernzugriff auf bestimmte Funktionen der Bordelektronik, die auch Bewegungsdaten während der Fahrt oder die IDs der mit dem Infotainmentsystem gekoppelten Smartphones verarbeitet und speichert.
Aus dem Navigationssystem des Fahrzeugs wiederum sollen alle zurückgelegten oder geplanten Strecken abgeleitet werden. Da die tatsächlich gefahrenen Strecken ohnehin gespeichert werden, geht diese Forderung weit über ein Bewegungsprofil des Autos hinaus. Daraus können Rückschlüsse auf die Absichten der Person am Steuer gezogen werden. Da alle Einzelinformationen mit einem Zeitstempel versehen sind, erhalten die Strafverfolger einen direkten Einblick in die Entscheidungsfindung der überwachten Person.
Auch die Strafverfolgungsbehörden fordern den Zugriff auf diese Aufzeichnungen, wie der folgende Auszug aus ihrer Wunschliste zeigt.
In dem berühmten dystopischen Roman "1984" von George Orwell fand sich in jeder Wohnung ein Bildschirm, der nicht nur sendete, sondern auch überwachte. Inzwischen ist das nur noch teilweise Dystopie – die neuen EU-Überwachungspläne in Fahrzeugen kommen dem schon sehr nahe.
Der nächste Schritt in der EU: Komplettüberwachung in Kraftfahrzeugen
Waren nur der Anfang der Überwachung: Mautbrücke auf der Autobahn A3
Die neuesten Fahrzeugmodelle, die über das Internet mit den Herstellern kommunizieren, sind schon alleine dadurch problematisch – es gab bereits Fälle, in denen beispielsweise Versicherungen die Prämien erhöhten, weil sie die gesammelten Fahrzeugdaten bei Datenhändlern erworben und ausgewertet hatten, und diese Daten nahelegten, dass der Fahrer zu schnell gefahren sei. Bisher stammen diese Fälle zwar aus den USA; aber nachdem die technischen Gegebenheiten in Deutschland nicht grundsätzlich anders sind, ist es bestenfalls eine Frage der Zeit, ehe Ähnliches auch hier geschieht. Wenn es nicht längst geschehen ist und nur nicht gemeldet wurde …
Cyberangriffe auf Fahrzeuge: Besonders gefährdet sind Elektroautos
Cyberangriffe auf Fahrzeuge: Besonders gefährdet sind Elektroautos
Die Probleme, die sich alleine aus der automatischen Erkennung von Nummernschildern durch die Mautbrücken auf den Autobahnen ergeben, sind zumindest ansatzweise in der Öffentlichkeit bekannt. Allerdings gibt es Institutionen, die längst an einem völlig anderen Niveau der Überwachung arbeiten. Aktuell ist das ETSI, das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen.
Auch die Strafverfolgungsbehörden fordern den Zugriff auf diese Aufzeichnungen, wie der folgende Auszug aus ihrer Wunschliste zeigt.
https://www.heise.de/hintergrund/Neuer-ETSI-Standard-zur-Ueberwachung-von-Fahrzeugdaten-in-Arbeit-9181896.html
In China Pfui, in Deutschland Hui?!?
Kommisch.
Liest man, dass in China die Regierung ihre eigenen Bürger auf Schritt und Tritt überwacht, dann ist man entrüstet. China ist ja ein "unrecht" Staat.
...aber wenn in Deutschland Autos überwacht werden sollen, denken einige, dies sei eine gute Idee. So könne man Raser überführen und Unfälle verhindern.
Aber gibt es Unterschiede zwischen China und Deutschland?!?... Nein.
Es kommt immer darauf an, wer auf die Daten Zugriff hat und für was eine Regierung die Daten schlussendlich verwenden will.
ETSI-Komitee arbeitet an Standard zur Überwachung von Fahrzeugen in Echtzeit
Eine neue Spezifikation des Europäischen Instituts für Telekommunikationsnormen soll den Zugriff von Polizeibehörden auf die Metadaten von Autos erleichtern.
Daten fließen aus einem Auto
11.06.2023, 16:00 Uhr
Erich Moechel
Inhaltsverzeichnis
ETSI-Komitee arbeitet an Standard zur Überwachung von Fahrzeugen in Echtzeit
Fahrgestellnummer und IMEI-Identifikation
Auslesen gekoppelter Smartphones
Überwachung im Minutentakt
Der weitere Standardisierungsprozess
Wie aus mehreren Dokumenten des technischen Komitees für Lawful Interception (TC-LI) des ETSI hervorgeht – das sich mit Standards für die Telekommunikationsüberwachung befasst – nehmen seit dem Frühjahr regelmäßig Vertreter der Automobilindustrie an den Sitzungen dieses Überwachungsgremiums teil. Die Begehrlichkeiten betreffen Daten aus der Autoelektronik, um damit gekoppelte Smartphones auszulesen oder um festzustellen, wie viele Personen gerade in einem Auto sitzen. Gefordert ist auch, dass diese Datensätze in Echtzeit geliefert werden. Das geht nur, wenn Hersteller wie Mercedes-Benz oder Volkswagen in ihrer Software entsprechende Schnittstellen für die Behörden einrichten. Die Vorarbeiten dazu seien so vielversprechend verlaufen, dass mit der technischen Umsetzung bald begonnen werden könne, heißt es dazu in einem internen Papier vom 25. April.
Der Plan folgt dem Vorbild der polizeilichen Überwachung von Mobilfunknetzen. Die dafür notwendigen Schnittstellen werden seit 20 Jahren von ETSI normiert. Auch Deutschland ist in diesem von Polizei- und Geheimdienstbehörden dominierten Komitee des ETSI vertreten. Neben dem BKA und mehreren Landeskriminalämtern nehmen der Bundesverfassungsschutz und die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) an den Sitzungen teil.
ETSI Cover
Der zugehörige technische Report TR 103 854 steht derzeit erst bei Version 1.2.1, die nächste Version sollte aber schon bald publiziert werden. In die fließen dann die aktuellen Stellungnahmen und Änderungswünsche der Mitglieder von TC LI ein. Es sind daher noch weitere Forderungen nach Meta-Daten zu erwarten.
Oberste Priorität für die Behörden hat die Verknüpfung der IMEI (International Mobile Equipment Identifier) mit der Fahrgestellnummer (VIN) des Fahrzeugs. Autohersteller und Betreiber von Fahrzeugdatenbanken sollen verpflichtet werden, IMEI, VIN und alle möglichen Metadaten des Fahrzeugs nahezu in Echtzeit an die Behörden zu liefern.
Eine Frist von sechs Stunden, wie sie auch die EU-Verordnung zum grenzüberschreitenden Datenzugriff von Ermittlungsbehörden vorsieht, sei dafür angemessen, heißt es in dem Bericht. Über diese Verordnung zur "Beweissicherung in der Cloud" verhandeln EU-Ministerrat und Parlament bereits seit 2018. Auf Druck der schwedischen Ratspräsidentschaft kam es im Januar zwar zu einer grundsätzlichen Einigung. Tatsächlich bleiben aber zentrale Streitpunkte offen, sodass unklar ist, wann und in welcher Form die Verordnung verabschiedet wird.
Auslesen gekoppelter Smartphones
Gefordert wird auch die Übermittlung der "International Mobile Subscriber Identity" (IMSI) des Telefonmoduls im Auto, die IMSI ist beispielsweise beim Dienst "We Connect" von Volkswagen über eine eSIM in der Hardware integriert. Mit einer Smartphone-App können so eine ganze Reihe von Parametern ausgelesen werden. So hat der Fahrzeugbesitzer bereits heute einen Fernzugriff auf bestimmte Funktionen der Bordelektronik, die auch Bewegungsdaten während der Fahrt oder die IDs der mit dem Infotainmentsystem gekoppelten Smartphones verarbeitet und speichert.
Aus dem Navigationssystem des Fahrzeugs wiederum sollen alle zurückgelegten oder geplanten Strecken abgeleitet werden. Da die tatsächlich gefahrenen Strecken ohnehin gespeichert werden, geht diese Forderung weit über ein Bewegungsprofil des Autos hinaus. Daraus können Rückschlüsse auf die Absichten der Person am Steuer gezogen werden. Da alle Einzelinformationen mit einem Zeitstempel versehen sind, erhalten die Strafverfolger einen direkten Einblick in die Entscheidungsfindung der überwachten Person.
Auch die Strafverfolgungsbehörden fordern den Zugriff auf diese Aufzeichnungen, wie der folgende Auszug aus ihrer Wunschliste zeigt.
In dem berühmten dystopischen Roman "1984" von George Orwell fand sich in jeder Wohnung ein Bildschirm, der nicht nur sendete, sondern auch überwachte. Inzwischen ist das nur noch teilweise Dystopie – die neuen EU-Überwachungspläne in Fahrzeugen kommen dem schon sehr nahe.
Der nächste Schritt in der EU: Komplettüberwachung in Kraftfahrzeugen
Waren nur der Anfang der Überwachung: Mautbrücke auf der Autobahn A3
Die neuesten Fahrzeugmodelle, die über das Internet mit den Herstellern kommunizieren, sind schon alleine dadurch problematisch – es gab bereits Fälle, in denen beispielsweise Versicherungen die Prämien erhöhten, weil sie die gesammelten Fahrzeugdaten bei Datenhändlern erworben und ausgewertet hatten, und diese Daten nahelegten, dass der Fahrer zu schnell gefahren sei. Bisher stammen diese Fälle zwar aus den USA; aber nachdem die technischen Gegebenheiten in Deutschland nicht grundsätzlich anders sind, ist es bestenfalls eine Frage der Zeit, ehe Ähnliches auch hier geschieht. Wenn es nicht längst geschehen ist und nur nicht gemeldet wurde …
Cyberangriffe auf Fahrzeuge: Besonders gefährdet sind Elektroautos
Cyberangriffe auf Fahrzeuge: Besonders gefährdet sind Elektroautos
Die Probleme, die sich alleine aus der automatischen Erkennung von Nummernschildern durch die Mautbrücken auf den Autobahnen ergeben, sind zumindest ansatzweise in der Öffentlichkeit bekannt. Allerdings gibt es Institutionen, die längst an einem völlig anderen Niveau der Überwachung arbeiten. Aktuell ist das ETSI, das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen.
Auch die Strafverfolgungsbehörden fordern den Zugriff auf diese Aufzeichnungen, wie der folgende Auszug aus ihrer Wunschliste zeigt.
https://www.heise.de/hintergrund/Neuer-ETSI-Standard-zur-Ueberwachung-von-Fahrzeugdaten-in-Arbeit-9181896.html
In China Pfui, in Deutschland Hui?!?
Kommisch.
Liest man, dass in China die Regierung ihre eigenen Bürger auf Schritt und Tritt überwacht, dann ist man entrüstet. China ist ja ein "unrecht" Staat.
...aber wenn in Deutschland Autos überwacht werden sollen, denken einige, dies sei eine gute Idee. So könne man Raser überführen und Unfälle verhindern.
Aber gibt es Unterschiede zwischen China und Deutschland?!?... Nein.
Es kommt immer darauf an, wer auf die Daten Zugriff hat und für was eine Regierung die Daten schlussendlich verwenden will.