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Vollständige Version anzeigen : Schopenhauers Angriff auf den Darwinismus / Evolutionstheorie



Klopperhorst
11.11.2023, 19:26
Heute fand ich nach vielen Jahren die passenden Zitate wieder, die ich damals nur in Papierform in Parerga Paralipomena las.

Diese Zitate sind auch sehr wichtig, um Schopenhauers "Willens-Konzept" zu verstehen.
Schopenhauer sieht die evolutionäre Auslese (Selektion) zwar als Antrieb der Höherentwicklung an, aber der Akt der Artbildung erfolgt spontan, durch den puren Willen zu einer neuen/höheren Art.

Hienach wäre es ein Naturgesetz, daß die prolifike Kraft des Menschengeschlechts, welche nur eine besondre Gestalt der Zeugungskraft der Natur überhaupt ist, durch eine ihr antagonistische Ursache erhöht wird, also mit dem Widerstande wächst; — daher man, mutatis mutandis dieses Gesetz dem Mariottischen subsumiren könnte, daß mit der Kompression der Widerstand ins Unendliche zunimmt. Nehmen wir nun an, jene, der prolifiken Kraft antagonistische Ursache träte ein Mal, durch Verheerungen, mittelst Seuchen, Naturrevolutionen u. s. w., in einer noch nie dagewesenen Größe und Wirksamkeit auf; so müßte nachher auch wieder die prolifike Kraft auf eine bis jetzt ganz unerhörte Höhe steigen.

Gehn wir endlich in jener Verstärkung der antagonistischen Ursache bis zum äußersten Punkt, also der gänzlichen Ausrottung des Menschengeschlechts; so wird auch die so eingezwängte prolifike Kraft eine dem Druck angemessene Gewalt erlangen, mithin zu einer Anstrengung gebracht werden, die das jetzt unmöglich Scheinende leistet, nämlich, da ihr die generatio univoca, d. h. die Geburt des Gleichen vom Gleichen, versperrt wäre, dann auf die generatio aequivoca werfen.

Diese jedoch läßt sich auf den obern Stufen des Thierreichs nicht mehr so denken, wie sie auf den alleruntersten sich uns darstellt: nimmermehr kann die Gestalt des Löwen, des Wolfes, des Elephanten, des Affen, oder gar des Menschen, nach Art der Infusionsthierchen, der Entozoen und Epizoen entstanden seyn und etwan geradezu sich erhoben haben aus zusammengerinnendem, sonnebebrüteten Meeresschlamm, oder Schleim, oder aus faulender organischer Masse; sondern ihre Entstehung kann nur gedacht werden als generatio in utero heterogeno, folglich so, daß aus dem Uterus, oder vielmehr dem Ei, eines besonders begünstigten thierischen Paares, nachdem die durch irgend etwas gehemmte Lebenskraft seiner Species gerade in ihm sich angehäuft und abnorm erhöht hatte, nunmehr ein Mal, zur glücklichen Stunde, beim rechten Stande der Planeten und dem Zusammentreffen aller günstigen atmosphärischen, tellurischen und astralischen Einflüsse, ausnahmsweise nicht mehr seines Gleichen, sondern die ihm zunächst verwandte, jedoch eine Stufe höher stehende Gestalt hervorgegangen wäre; so daß dieses Paar, dieses Mal, nicht ein bloßes Individuum, sondern eine Species erzeugt hätte.

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