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Vollständige Version anzeigen : Maschinen- und Anlagenbau als Wachstumsmotor der Deutschen Exportwirtschaft - bleibt das so?



ABAS
12.09.2023, 14:47
Wg. des Boomerangeffektes der durch die USA und EU gegen die Russische Foederation verhaengten, voelkerrechtswidrigen und das internationale Wirtschaftsrechts der WTO brechenden Finanz- und Wirtschaftssanktion befindet sich die Weltwirtschaft schon seit mehreren Quartalen in der Rezession. Gerade der industrielle Mittelstand im Marktsegment des Maschinen- und Anlagebau spuert das durch Auftragsrueckgaenge. Neuauftraege fehlen! Die Verbaende fordern dringend vernuenftige politische Entscheidungen.


Maschinenmarkt / 12.09.2023

Wenig Hoffnung
Schwache Weltwirtschaft belastet Maschinen- und Anlagenbau

Weil Neuaufträge fehlen, wird die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau im zweiten Halbjahr 2023 schrumpfen, wie die Experten vom VDMA prognostizieren. Hier mehr dazu ...

Der VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers zur weiterhin angespannten Lage im deutschen Maschinen- und Anlagenbau:

„Die Branche braucht jetzt vernünftige Entscheidungen seitens der Politik, damit die Kunden wieder weltweit Mut zum Investieren entwickeln.“

Der VDMA geht für das Gesamtjahr unverändert von einem Produktionsrückgang von real 2 Prozent aus. Auch für 2024 wird ein Minus von 2 Prozent erwartet, wie es weiter heißt. Die anhaltende Schwäche der Weltwirtschaft sowie die Verunsicherung zahlreicher Unternehmen wirkten sich demnach spürbar negativ auf das Geschäft und auf den Ausblick der exportstarken Maschinenbauindustrie aus. Zwar profitierten die Unternehmen bisher noch von Auftragspolstern, die in den ersten sieben Monaten einen Produktionszuwachs von real 1,7 Prozent ermöglichten.

„Aber dieser Puffer schmilzt und der Auftragseingang des laufenden Jahres liegt bis einschließlich Juli um 14 Prozent unter dem Vorjahr, was die Produktion verlangsamt“, kommentiert der VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Auch der Blick nach vorn zeigt kurzfristig keine Besserung

Die Weltwirtschaft durchläuft aktuell eine Schwächephase, deren Dauer und Intensität noch nicht einschätzbar sind. Zwar spreche nicht zuletzt die Zeit dafür, dass die Lage sich im Jahresverlauf 2024 stabilisieren könne, ja vielleicht sogar von dem gefundenen neuen, niedrigeren Niveau aus wieder kräftig wachse. Doch im In- und Ausland fehlen die Impulse für eine kräftige Belebung des Geschäfts, wie der VDMA registriert. Eine hartnäckige Inflation mit der Folge einer straffen Geldpolitik der großen Notenbanken und der Ukrainekrieg mit all seinen politischen und wirtschaftlichen Folgen belasten den Maschinen- und Anlagenbau weiterhin stark, heißt es weiter.

Ebenso die anhaltenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China und nicht zuletzt die heftige Diskussion um wettbewerbsfähige Standortbedingungen verschlimmerten die Situation.

„All das ist ungeeignet, bei den Investoren eine Aufbruchstimmung zu erreichen“, so Wiechers.

Deutscher Maschinenbau nicht wirklich im Krisenmodus

Der Experte verweist zugleich auf die Stärken der mittelständisch geprägten Industrie. So lag die Kapazitätsauslastung im Juli trotz der sinkenden Auftragszahlen fast unverändert hoch. Und zwar auf einem Wert von 88,8 Prozent und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, heißt es. Auch ist die Beschäftigung in den Stammbelegschaften im Juni wieder leicht angestiegen. Und zwar um 1,5 Prozent auf 1,02 Millionen Beschäftigte (analysiert bei Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern).

Die Exporte wuchsen im ersten Halbjahr 2023 nominal um 11,5 Prozent und real um 3 Prozent zum Vorjahr. All dies zeige, dass der Maschinen- und Anlagenbau nicht im Krisenmodus stecke sondern äußerst robust sei.

„Was jetzt hilft, wären ein weniger belastendes Umfeld und politisch kluge Entscheidungen, die weltweit wieder Mut machen. Zum Beispiel in die klimaneutrale Zukunft und Transformationstechnologien zu investieren“,

wünscht sich Wiechers.

Quelle: Pressemitteilung des VDMA


https://www.maschinenmarkt.vogel.de/schwache-weltwirtschaft-belastet-maschinen-und-anlagenbau-a-cf48f9ba8fb3e8c4836d5fae8b77d369/?cmp=nl-97&uuid=32e5689dcd59d2475e7b60d0caa82406

ABAS
12.09.2023, 15:02
Hier ein aufschlussreiches Interview mit Michael Groemling, dem Leiter des IW-Clusters Makroekonomie und Konjunktur:



iwd / Der Informationsdienst des Instituts der Deutschen Wirtschaft / 01.09.2023

Konjunktur
Interview: „Die Rezession hat keine rein ökonomischen Ursachen“

Große Teile der deutschen Industrie stehen angesichts gestiegener Energie- und Produktionskosten unter Druck. Das Wachstumschancengesetz sei zwar ein wichtiges Signal, reiche aber nicht aus, sagt IW-Konjunkturforscher Michael Grömling. Seiner Meinung nach helfen ökonomische Lösungen allein nur zum Teil, um die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern.

Das Gros der deutschen Industrieunternehmen steckt in der Krise. Wäre das bei einer vorausschauenden Unternehmenslenkung – zum Beispiel einer breiteren Lieferantendiversifizierung oder dem zügigeren Umbau zu mehr Energieeffizienz – vermeidbar gewesen? Die deutsche Industrie leidet, wie viele andere Volkswirtschaften auch, unter multiplen Schocks. Natürlich kann man im Nachhinein immer schlauer sein und sagen, man hätte einen Krieg oder eine Pandemie vorhersehen und einplanen können. Aber die meisten sehen dies alles als außergewöhnliche Ereignisse.

Das, was wir derzeit erleben, ist keine Rezession, die rein ökonomische Ursachen hat und der man sich auch konjunkturpolitisch stellen kann. Die deutsche Industrie wird erst dann aus der Krise kommen, wenn die externen Schocks nachlassen.

Diese Ereignisse betreffen die Unternehmen auf viele Arten:

Die Liefer- und Materialengpässe, die massiven Störungen in der globalen Logistik mit Containerschiffen, die über Monate irgendwo standen, wo sie nicht hingehörten, die Folgen des Ukraine-Kriegs – all das sind bislang eher unvorstellbare Schocks, bei denen auch eine größere Diversifikation von Lieferketten möglicherweise wenig geholfen hätte.

Warum trifft der Anstieg der Energiepreise gerade die deutsche Wirtschaft so hart?

Weil sie energieintensiv produziert. Viele Produktionsprozesse der Industriefirmen sind erheblich energieintensiver als jene in der Dienstleistungsökonomie. Deutschland hat traditionell einen hohen Industrieanteil, deshalb treffen uns die gestiegenen Energiepreise auch gesamtwirtschaftlich stärker als andere Länder mit weniger Industrieunternehmen.

Was passiert, wenn die Produktionskosten auch in den kommenden Jahren so hoch bleiben?

Die Frage ist, in welchem Umfang die höheren Kosten an die Kunden im In- und Ausland weitergereicht werden können. Hier wird sich im internationalen Vergleich zeigen, inwieweit Deutschland bleibende preisliche Wettbewerbsnachteile hat. Wenn der Kunde das Produkt zu einem höheren Preis trotz hoher Qualität nicht kauft, werden die hohen Produktionskosten langfristig dazu führen, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten im Inland anpassen müssen.

Haben die ausländischen Konkurrenten nicht genau dieselben Probleme?

Zum Teil, denn die Länder haben ganz unterschiedliche Energiestrukturen und Energiekosten. Frankreich und Schweden haben hohe Anteile von Atomstrom im Energiemix, die Niederländer und Briten können einen Teil ihrer Energienachfrage aus heimischen Gasfeldern decken. All das hat Deutschland nicht oder nicht mehr. Kohle und Atomenergie sollen aus politischen Gründen nicht mehr genutzt werden. Trotz wachsender Bedeutung alternativer Energiequellen sind Deutschlands Abhängigkeiten derzeit größer und damit sind die Anpassungslasten für die heimischen Unternehmen, die viel Energie benötigen, ebenfalls größer.

Mit der Pharma- sowie der Elektroindustrie gibt es auch Branchen in Deutschland, die nicht in der Krise stecken. Was machen diese anders?

Bei der Pharmaindustrie ist der Erfolg auch auf die Pandemie zurückzuführen. Deutsche Pharmaunternehmen haben neue Impfstoffe entwickelt und produziert – nicht nur für uns alleine, sondern zum Wohl der Weltbevölkerung. Die Elektroindustrie hatte eine Sonderkonjunktur im Gefolge der Pandemie, weil plötzlich viele Beschäftigte im Homeoffice gearbeitet haben und neue Elektrogüter brauchten. Unternehmen müssen heute stärker in Cybersecurity und entsprechende Technologien investieren. Allgemein profitiert die Branche von der fortschreitenden Digitalisierung.

Wie kommt die Industrie aus der Krise?

Indem die externen Schocks nachlassen. Der Ukraine-Krieg ist ein politischer Schock, den wir nicht selbst in der Hand haben, sondern der politisch und diplomatisch gelöst werden muss. Das Gleiche galt für die Pandemie: Das war kein Ereignis, das allein ökonomisch lösbar war, sondern man musste auf einen Impfstoff und die Impfbereitschaft der Bevölkerung hoffen, damit Lockdowns, Betriebs- und Schulschließungen sowie Reisebeschränkungen zurückgenommen werden konnten.

Starrere globale Rahmenbedingungen

Wir haben uns derzeit in ein geoökonomisches Umfeld einzufügen, das neu ist. Viele Jahrzehnte wurde die Welt offener: Grenzen fielen, der europäische Binnenmarkt wurde weiterentwickelt, große Schwellenländer wurden in die Weltwirtschaft integriert. Das alles war für unser weltoffenes Wirtschaftsmodell gut. Doch jetzt sehen wir seit geraumer Zeit eine gegenläufige Entwicklung, die nicht erst mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs begonnen hat: der Brexit, die US-Wahl 2016, die politische Positionierung von großen Schwellenländern wie China. Das macht es für deutsche Industrieunternehmen, für die schon seit langer Zeit der Weltmarkt der relevante Markt ist, erheblich schwieriger, zurechtzukommen und sich neu aufzustellen. Den starrer werdenden globalen Rahmenbedingungen müssen wir uns anpassen, nur teilweise können wir sie mitgestalten.

Kann das Wachstumschancengesetz der deutschen Wirtschaft helfen?

Es setzt ein richtiges Signal, nämlich dass die Regierung überhaupt die wirtschaftliche Entwicklung in den Blick nimmt. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität ausreichend zu stärken, ist das zu wenig. Rezessionen gehören zur Konjunktur genauso dazu wie Wachstumsphasen.

Haben wir einfach nur verlernt, solche Perioden durchzustehen?

Die Industrie bewegt sich seit 2019 abwärts. Das ist historisch betrachtet schon eine bemerkenswert lange Zeit: Wir befinden uns in einer der längsten Industrieflauten der vergangenen 70 Jahre. Die bereits erwähnten außergewöhnlichen Ereignisse wie die Pandemie und der Krieg in Europa gehen mit neuen Verunsicherungen, aber auch strukturellen Anpassungen einher. Das, was wir derzeit erleben, ist keine Rezession, die rein ökonomische Ursachen hat und der man sich auch konjunkturpolitisch stellen kann. Sondern es sind Ereignisse, deren Lösung wir nicht selbst in der Hand haben. Und das macht die gegenwärtige Lage zu etwas Besonderem.

https://www.iwd.de/artikel/interview-die-rezession-hat-keine-rein-oekonomischen-ursachen-594963/

Deutschmann
12.09.2023, 16:10
Der Maschinenbau ist tot. Die anderen sind ja auch nicht doof. Und unsere Europäischen Freunde, Partner und Verbündeten kaufen gerne deutsche Maschinen und Anlagen - wenn es EU Fördergelder gibt. Wenn nicht, wird auch nicht in Deutschland gekauft. Zu Teuer!