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Vollständige Version anzeigen : Negative Einkommensteuer statt Sozialhilfe



wtf
21.01.2006, 10:38
Meine wirtschaftsliberale Orientierung ist ja bekannt. Ich möchte heute ein Reformmodell zu den bekannten (und imho unfinanzierbaren) staatlichen Transferleistungen zur Diskussion stellen.

Vorab ein paar Thesen:
a) Subventionstatbestände lösen unweigerlich Mißbrauch aus.
b) Sozialtransfers ohne Gegenleistung soll es nicht mehr geben.
c) Der Markt hat immer Recht.
d) Arbeit gibt es in Hülle und Fülle (nur nicht zu jedem Preis).

Ich finde das Modell der negativen Einkommensteuer sinnvoll; es könnte fast alle bisherigen Transferleistungen ablösen und würde den Mißbrauch bekämpfen.

Dabei erhält derjenige einen Zuschuß vom Finanzamt, der eine niedrigbezahlte Tätigkeit annimmt. Je niedriger das Einkommen, desto höher der Zuschuß. Ab einer gewissen Grenze gibt wird dann die EkSt. vom Arbeitnehmer bezahlt.

Beispiel:
Einkommen EUR 500 -> Zuschuß EUR 500
Einkommen EUR 800 -> Zuschuß EUR 250
Einkommen EUR 1200 -> Zuschuß EUR 150

Vorteil:
Keine Transferleistungen ohne Gegenleistung (Ausnahme z.B. Schwerbehinderte, arme Rentner o.ä.), jedermann muß für empfangene Leistungen der Gesellschaft auch arbeiten.

In diesem Zusammenhang müßte man für Arbeitgeber (ob privat oder gewerblich) die bürokratischen Hemmnisse für diese neuen Einfachjobs radikal vereinfachen.

Wenn jetzt noch der Umsatzsteuerbetrug endlich angegangen würde, ein zweistelliger Mrd.-Betrag p.a., sähe es schon viel freundlicher aus (natürlich nicht für Schmarotzer).

Was meint Ihr?

Mauser98K
21.01.2006, 10:42
Interessanter Ansatz!

twoxego
21.01.2006, 12:19
du hast mit so ziemlich allem recht.

bei punkt d jedoch habe ich einen anderen eindruck.

deutschland ist nicht amerika.
das land ist zu klein.
die menschen, selbst wenn sie flexible wären, können nicht weit weg
nach arbeit suchen.

.

wtf
21.01.2006, 13:35
Nun. ich denke, es gibt sehr wohl genug Arbeit. Man muß doch nur die Schattenwirtschaft betrachten. In dem Moment, wo eine Putze mit der neg. EkSt. rechnet, wird sich sich legalisieren. Das gleiche gilt für andere Dienstleistungen, bei denen der Bedarf enorm ist (Altenpflege, Botendienste, Bauhandwerk etc.pp.).

Der Charme an dem beschriebenen Modell ist doch, daß nur der Staatskohle bekommt, der nachweislich seinen Arsch hebt.

Megaman
21.01.2006, 13:52
@wtf
Das System der Negativen Einkommenssteuer befürworte ich. Der Grund liegt im Anreiz jeweils mehr Arbeiten und dafür entlohnt zu werden. Es muss sich lohnen von einem 10% Job auf 20% Job zu erhöhen, denn sonst wird niemand seinen Hintern heben wenn ihn der Staat druchfüttert. Weiterhin ist es nützlich, weil Arbeit grundsätzlich gesund ist. Es stärkt das Selbstwertgefühl des Menschen und es gibt ihm einen Rythmus im Leben.

Leider sehe ich es als politisch nicht umsetzbar an, denn was wohl würde geschehen, wenn man dies einführen würde und die Arbeitslosigkeit zurück geht, die Menschen unter weniger psychischen Macken leiden?
1. Weniger Sozialhelfer nötig.
2. Weniger Mitarbeiter im Arbeitsamt nötig.
3. Weniger Umverteilung und somit weniger Papierkrieg. -> weniger Bürokraten in diesem Bereich.
4. Weniger Beratungsstellen weil Staat klarer und einfacher strukturiert ist.
5. Weniger "pressure groups" vorhanden, weil Bezüger verschwinden welche heute von SPDler, Grünen, Linkspartei, NPD vertreten werden. Die Politiker verdienen auch daran.
6. Einfacheres Steuerrecht (Deregulierung). Weniger Steueranwälte, Steuerberater, Juristen, Anwälte, Treuhänder, Wirtschaftsprüfer etc. nötig die in der Regel CDU/CSU und FDP wählen.

Fakt ist leider, dass so viele Interessengruppen bestehen die deinen Vorschlag nicht wollen, dass er wohl kaum jemals umgesetzt werden wird. Alle heutigen Politiker, selbst die der FDP, verdienen an den heutigen Regulierungen. Das ist auch der Grund wieso Deutschland Jahr für Jahr mehr Gesetze erlässt, netto gesehen die Regulierung ständig zunimmt. Aber wer weiss, vielleicht täusche ich mich und die Wähler werden etwas schlauer.

wtf
21.01.2006, 13:58
Ich halte es auch für ausgeschlossen, daß das jemals Realität wird; dafür ist es zu einfach, zu gut, zu undeutsch.

Gehen wir stattdessen eben den Weg nach Argentinien -> http://www.politikforen.de/showpost.php?p=554986&postcount=4

Deutscher Arbeiter
21.01.2006, 14:07
Beispiel:
Einkommen EUR 500 -> Zuschuß EUR 500
Einkommen EUR 800 -> Zuschuß EUR 250
Einkommen EUR 1200 -> Zuschuß EUR 150

Vorteil:
Keine Transferleistungen ohne Gegenleistung (Ausnahme z.B. Schwerbehinderte, arme Rentner o.ä.), jedermann muß für empfangene Leistungen der Gesellschaft auch arbeiten.

wo soll der der arbeitsanreiz sein, was zu packen, wenn man egal bei welcher leistung eh die gleiche endsumme herauskommt?
mich wundert dies, da es von einem "liberalen" kommt und die schauen doch nur auf den nutzen.......

mein ansatz wär einfach, dass alle arbeiten müssen. und dann best. leute die leute einfach den arbeitseinsatz beurteilen und
dann prozentual vom sozialhilfe niveau abschätzen, wie die leute sich anstellen.

gute leistung = 100% sozi
nicht so gut = 60%

was hälst du davon, wtf?

twoxego
21.01.2006, 14:19
Ich halte es auch für ausgeschlossen, daß das jemals Realität wird; dafür ist es zu einfach, zu gut, zu undeutsch.

wahre worte !

wenigstens kann dir niemand die schuld geben.



.

Manfred_g
21.01.2006, 15:01
Meine wirtschaftsliberale Orientierung ist ja bekannt. Ich möchte heute ein Reformmodell zu den bekannten (und imho unfinanzierbaren) staatlichen Transferleistungen zur Diskussion stellen.

Vorab ein paar Thesen:
a) Subventionstatbestände lösen unweigerlich Mißbrauch aus.
b) Sozialtransfers ohne Gegenleistung soll es nicht mehr geben.
c) Der Markt hat immer Recht.
d) Arbeit gibt es in Hülle und Fülle (nur nicht zu jedem Preis).

Ich finde das Modell der negativen Einkommensteuer sinnvoll; es könnte fast alle bisherigen Transferleistungen ablösen und würde den Mißbrauch bekämpfen.

Dabei erhält derjenige einen Zuschuß vom Finanzamt, der eine niedrigbezahlte Tätigkeit annimmt. Je niedriger das Einkommen, desto höher der Zuschuß. Ab einer gewissen Grenze gibt wird dann die EkSt. vom Arbeitnehmer bezahlt.

Beispiel:
Einkommen EUR 500 -> Zuschuß EUR 500
Einkommen EUR 800 -> Zuschuß EUR 250
Einkommen EUR 1200 -> Zuschuß EUR 150

Vorteil:
Keine Transferleistungen ohne Gegenleistung (Ausnahme z.B. Schwerbehinderte, arme Rentner o.ä.), jedermann muß für empfangene Leistungen der Gesellschaft auch arbeiten.

In diesem Zusammenhang müßte man für Arbeitgeber (ob privat oder gewerblich) die bürokratischen Hemmnisse für diese neuen Einfachjobs radikal vereinfachen.

Wenn jetzt noch der Umsatzsteuerbetrug endlich angegangen würde, ein zweistelliger Mrd.-Betrag p.a., sähe es schon viel freundlicher aus (natürlich nicht für Schmarotzer).

Was meint Ihr?

Hm, ich sehe das etwas kritischer. Ich will das Modell nicht völlig schlecht machen. Aber ist es besser als der derzeitige Stand?

Warum soll dieses System nicht genauso mißbraucht werden, wie das derzeitige? Jemand erzielt 1000 Euro monatlich schwarz, nennt offiziell aber nur 500 und bekommt 500 Zuschuß. --> 1500 Euro netto; damit würden viele alt werden. Zuviele!

Ausserdem fehlt jegliche Anpassung an die reale Lebenssituation der Betroffenen. Einem Studenten kann ich ein 35 qm Appartement zuweisen, einem Familienvater mit 3 Kindern, der schon 20 Jahre eingezahlt hat aber nicht.

Wie soll die Gegenleistung aussehen? Es müßte eine sinnvolle Arbeit nachgewiesen werden. Da ist aber auch viel Mauschelei möglich; vergleichbar den 1€ Jobs.

wtf
21.01.2006, 15:21
wo soll der der arbeitsanreiz sein, was zu packen, wenn man egal bei welcher leistung eh die gleiche endsumme herauskommt?
mich wundert dies, da es von einem "liberalen" kommt und die schauen doch nur auf den nutzen.......

Meine Zahlenbeispiele waren symbolisch gemeint. Sinnvoll finde ich jedenfalls einen degressiven Zuschuß, damit selbst die einfachsten Tätigkeiten ausreichend honoriert werden, nämlich durch den Auftraggeber (zu Marktpreisen) sowie durch den Staat (um ein angemessenes Auskommen zu garantieren).

Es muß immer gelten: Wer arbeitet, muß davon leben können und wer mehr arbeitet, muß besser leben können.

Deutscher Arbeiter
21.01.2006, 15:26
Sinnvoll finde ich jedenfalls einen degressiven Zuschuß

ist nicht gerade ein "degressiver zuschuß" asozial, da dem "faulenzer" unter die arme gegriffen wird?
ich habe nichts gegen deinen ansatz, alles ist gut, was arbeitskraft schafft und die leute endlich an die arbeit bringt.
wundert mich nur sowas von einem "liberalen" zu hören.

dann wäre mein ansatz für dich wohl "sklaverei"...... ;)

http://www.politikforen.de/showthread.php?t=18265&page=1

wtf
21.01.2006, 15:35
ist nicht gerade ein "degressiver zuschuß" asozial, da dem "faulenzer" unter die arme gegriffen wird?
ich habe nichts gegen deinen ansatz, alles ist gut, was arbeitskraft schafft und die leute endlich an die arbeit bringt.
wundert mich nur sowas von einem "liberalen" zu hören.

Grundsätzlich ist Dein Argument nicht von der Hand zu weisen, aber der Vorteil meines Modells ist, daß selbst jemand, der zu dumm ist, eine Tasse Kaffee umzuwerfen, einen Job zu finden, nämlich einen primär schlecht bezahlten.

Bekäme jemand 3 EUR/Std., um Unkraut in meinem Garten zu rupfen, Schulkinder sicher über die Straße zu bringen oder im Supermarkt Tüten zu packen, hätte er (mit Zuschuß) immerhin einen Tausender im Monat.

Der Gerechte
21.01.2006, 15:37
Meine wirtschaftsliberale Orientierung ist ja bekannt. Ich möchte heute ein Reformmodell zu den bekannten (und imho unfinanzierbaren) staatlichen Transferleistungen zur Diskussion stellen.

Vorab ein paar Thesen:
a) Subventionstatbestände lösen unweigerlich Mißbrauch aus.
b) Sozialtransfers ohne Gegenleistung soll es nicht mehr geben.
c) Der Markt hat immer Recht.
d) Arbeit gibt es in Hülle und Fülle (nur nicht zu jedem Preis).

Ich finde das Modell der negativen Einkommensteuer sinnvoll; es könnte fast alle bisherigen Transferleistungen ablösen und würde den Mißbrauch bekämpfen.

Dabei erhält derjenige einen Zuschuß vom Finanzamt, der eine niedrigbezahlte Tätigkeit annimmt. Je niedriger das Einkommen, desto höher der Zuschuß. Ab einer gewissen Grenze gibt wird dann die EkSt. vom Arbeitnehmer bezahlt.

Beispiel:
Einkommen EUR 500 -> Zuschuß EUR 500
Einkommen EUR 800 -> Zuschuß EUR 250
Einkommen EUR 1200 -> Zuschuß EUR 150

Vorteil:
Keine Transferleistungen ohne Gegenleistung (Ausnahme z.B. Schwerbehinderte, arme Rentner o.ä.), jedermann muß für empfangene Leistungen der Gesellschaft auch arbeiten.

In diesem Zusammenhang müßte man für Arbeitgeber (ob privat oder gewerblich) die bürokratischen Hemmnisse für diese neuen Einfachjobs radikal vereinfachen.

Wenn jetzt noch der Umsatzsteuerbetrug endlich angegangen würde, ein zweistelliger Mrd.-Betrag p.a., sähe es schon viel freundlicher aus (natürlich nicht für Schmarotzer).

Was meint Ihr?

Das ist eine Art Kombi-Lohn-Modell .Nicht ganz neu .
Einen Versuch wäre es wert , und wenn ich mich recht erinnere , wird so
ein ähnlicher Kombi-Lohn-Versuch gerade in Hamburg getestet .

Die andere Seite ist allerdings folgende :
Manche Arbeitgeber werden das wahrscheinlich ausnutzen und nur noch 5 Euro Stundenlohn zahlen , beispielsweise Baufirmen und Dienstleistungsunternehmen .
Sie sagen dann einfach zu dem Maurer , gehe doch auf´s Amt und beantrage
den Lohnzuschuss .

Deutscher Arbeiter
21.01.2006, 15:43
wtf, das ist mir alles schon klar.

mir gefällt es nicht. man versucht "etwas falsches mit falschem" zu korrigieren.

ich dachte der markt hat immer recht?
dann kann ich das argument gelten lassen, dass die gewerkschaften die löhne hier extrem hochgejagt hätten, dass man hier keine "billigjobs" mehr hat (von modena).
ok, könnte man akzeptieren.

mir gefällt generell nicht, dass dein modell, wtf, sowieso kommen wird.
das problem ist, dass der staat nicht subventionierte arbeitskraft an privatunternehmen vergeben sollte.

die symbolik widert mich an:
der staat muß noch kohle drauflegen, damit jemand kommt. wie tief ist man hier gesunken?
deutschland ist nie durch bettlerei hochgekommen, sondern durch selbstständiges anpacken.
in der hinsicht leistet dein modell wenig.

diese leute sollten für den staat arbeiten, wie ich in meinen strag "deutschlands einzigste chance" sagte. nur so kann es hier voran gehen.

denn sonst subventioniert der staat, verarmt immer weiter und das land verkommt trotzdem oder gerade deshalb.

Der Gerechte
21.01.2006, 15:44
@wtf
Allerdings hat Dein konkretes Modell hier eine kleine Schwäche .
Wer 500 Euro verdient , bekommt 500 Euro dazu = 1000 Euro
Wer 800 Euro verdient , bekommt 250 euro dazu = 1050 Euro
>>> Das sind ja nur 50 Euro mehr am Schluss . Da würde ich lieber nur 500 Euro verdienen , und dafür 50 Euro weniger haben - wenn ich dafür viel weniger arbeiten muss .
Und das sehe bestimmt , nicht nur ich so :wink:

Deutscher Arbeiter
21.01.2006, 15:45
es ist halt so ein "sparkonzept", im politikjargon "kombi-lohn".

von der cdu bewerben, wenn ich nicht irre?

schön und gut, aber es ist einfach zu wenig.

es ist noch das denken "sparen, sparen sparen", statt endlich voran zu kommen

Manfred_g
21.01.2006, 16:30
Ich denke grada daran, Geldzahlungen einfach zu begrenzen, bzw. zu befristen.
Jeder kann einmal in eine beschi**ene Situation kommen. Insbesondere jemand, der in seinem Leben schon nachgewiesen hat, daß er leistungswillig ist, wird man dann evtl sogar ohne bürokratischen Aufwand z.B. 300 € +100€ für jedes Kind + separate Mietzahlung zugestehen können. Allerdings sollte diese Leistung befristet sein! (Die Summen sind natürlich diskussionsfähig)
Nach 6 Monaten kann man das ganze schon kürzen. Nach 12 Monaten noch mehr und schließlich würde ich versuchen, verstärkt auf Gebrauchtbörsen und Naturalien zu setzen. Warum soll der Staat jemandem, der bereits 5 Jahre lang Sozialhilfe bezieht, eine Waschmaschine um 500 € finanzieren, wenn gebraucht eine um 100 € zu haben ist?
(Alle Überlegungen gelten natürlich nicht in dieser Form, für Kranke, Schwerbehinderte etc.)

Redwing
21.01.2006, 23:49
"Super"! Willkommen in der Neuzeitsklaverei. Ganz davon abgesehen, daß NICHT genug Arbeit vorhanden ist- Tendenz sinkend- würde die noch vorhandene dann größtenteils mit Alosklaven ausgefüllt werden. Dies hätte starkes LOhndumping der "normalen" Arbeitnehmer zur Folge, da Cheffe sich eines Handlangers immer sicher sein kann. Soll heißen: Alle verlieren- Alos und AN- nur die Oberschicht wieder einmal nicht. Oh Mann, liberaler Unfug en masse. Wer ist hier wohl Utopist?

Megaman
22.01.2006, 00:26
"Super"! Willkommen in der Neuzeitsklaverei. 15 Minuten vorher hast du dich hier #89 (http://www.politikforen.de/showthread.php?p=555963#post555963) über Sachlichkeit ausgelassen. :D


Ganz davon abgesehen, daß NICHT genug Arbeit vorhanden ist- Tendenz sinkend- (...) Das sagte der Bauer Thorsten anno 1085 auch, schliesslich konnte er sich keine anderen Berufe mehr vorstellen als damals existierten.


Dies hätte starkes LOhndumping der "normalen" Arbeitnehmer zur Folge, da Cheffe sich eines Handlangers immer sicher sein kann. Wieso? Der Cheffe muss erstmal einen anderen Schreiner, Elektroinstallateur oder Tiefbauzeichner finden.

Rocky
22.01.2006, 23:31
Nun, wenn man sich ein Bild machen will ueber die Negative Einkommensteuer, koennte man vielleicht den amerikanischen "Earned Income Credit EIC " anschauen, der von Nixon 1972 eingefuehrt worden ist, und der inzwischen soweit verfeinert worden ist, dass er heute zu einem integralen Bestandteil des amerikanischen Steuersystems geworden ist.

Man fuellt ein Formular mit etwa 20 Fragen aus, das die "Eligibility" feststellt (Im wesentlichen Einkommen aus unselbstaendifger Arbeit, keine wesentlichen anderen Einkommen) und dann schaut man in einer siebenstelligen Tabelle nach,was der Internal Revenue Service als Scheck schickt.

Um die Tabelle in etwa zu erklaeren, nehme ich das Beispiel einer Familie mit zwei Kindern: Einkommen sind Jahres-Einkommen

Mit Null Dollar Einkommen: 0 Dollar EIC

eins bis 50 Dollar Einkommen: 10 Dollar EIC

EIC wird graduell hoeher bis:

11,000 bis 16,400 Dollar: 4400 Dollar EIC

Dann geht der EIC Scheck graduell wieder zurueck bis
37,263 Dollar Einkommen" 1 Dollar EIC

Ab 37,264 Dollar Einkommen bezahlt die Familie Steueren.

Habe gerade mein Steuerpaket bekommen. Da ist ein Booklet dabei, das alles Moegliche, auch u.a. auch den EIC Credeit erklaert. Deshalb habe ich die genauen 2005 Zahlen.,
Rocky

Megaman
23.01.2006, 00:10
Habe eine Tabelle als Muster gegoogelt. Ab Seite 46 fängt es an. (http://www.irs.gov/pub/irs-pdf/p596.pdf)

@Rocky
Danke für deinen Vermerk "Earned Income Credit EIC". Denn ohne diese genau Bezeichnung hätte ich das nie finden können.

Mal schauen, wenn ich Lust habe mache ich daraus mal einen Chart.

wtf
23.01.2006, 10:21
Es ist ein populärer Irrglaube, daß es zu wenig Arbeit gibt. Weshalb sind die Baumärkte voller Schwarzarbeiter, weshalb hat man Schwierigkeiten, eine illegal beschäftigte Putze zu bekommen?

Arbeit ist unbegrenzt da, aber nicht zu marktfremden Löhnen.

Rocky
23.01.2006, 15:24
Danke für deinen Vermerk "Earned Income Credit EIC". Denn ohne diese genau Bezeichnung hätte ich das nie finden können.

Mal schauen, wenn ich Lust habe mache ich daraus mal einen Chart.

Gern geschehen. Was noch dazu kommt (und was ich vergessen habe), ist der "Child Tax Credit".

Der ist 1000 Dollar pro Kind, also in unserem Beispiel bekommt die Familie noch 2000 Dollar mehr fuer die zwei Kinder. Der ist ist nicht gestaffelt, der faengt also bei Null Dollar Einkommen an. Und bei etwa 110,000 Dollar Einkommen faengt er an zurueckzugehen.

Es wird etwas undurchsichtig mit dem Child Tax Credit in der Naehe der EIC Hoechstgrenze. Da wurde viel dran rumgebastelt vom Kongress, denn ohne Rumbasteln wuerde unsere Beispiel Familie mit 37263 Dollar Einkommen zweitausend Dollar Child Tax Credit bekommen (weil sie noch EIC bezieht), und mit 37,264 Dollar Einkommen ueberhaupt keinen Child Tax Credit (weil sie Null Dollar Steuer bezahlt), denn der Kredit war urspruenglich gedacht fuer Steuern die man bezahlt. Ich habe die Uebersicht verloren, wie das letzten Endes geregelt worden ist. Das Undurchsichtige ist passiert, weil der volle Child Tax Credit urspruenglich nicht fuer EIC Leute gedacht war, sondern nur fuer solche, die auch 2000 Dollar Steuer bezahlen wuerden ohne den Kredit. Und wer weniger bezahlt hatte, an Steuern, hatte halt respektive weniger Kredit bekommen. Das Resultat waren dann Null Dollar Steuern, bis die 2000 Dollar erreicht waren.

Der Child Tax Credit wurde von Bush 2001 durch den Kongress gedrueckt. Das ging aber nur mit dem Kompromiss, vom Kongress verlangt, dass EIC leute auch den gleichen Child Tax Credit Kredit bekommen. Well, dann wurde es undurchsichtig so um die EIC Obergrenze, und ich habe mich nicht weiter drum gekuemmert. Bin sicher, dass man das auch aus der IRS Website erlesen kann, wenn man Geduld hat das alles zu lesen, was ich nicht habe.

Rocky

Redwing
24.01.2006, 01:04
Es ist ein populärer Irrglaube, daß es zu wenig Arbeit gibt. Weshalb sind die Baumärkte voller Schwarzarbeiter, weshalb hat man Schwierigkeiten, eine illegal beschäftigte Putze zu bekommen?

Arbeit ist unbegrenzt da, aber nicht zu marktfremden Löhnen.

Och ja, aber trotz der "Armee der Schwarzarbeiter", ist die Alostatistik, selbst ohne die weit größere Dunkelziffer und den dreisten ABM-Statistiktrick Clements, noch recht beeindruckend, oder? Jedenfalls weit beeindruckender als die Statistik der Jobanzeigen. Da kannst du jedes Amt fragen.

Würden anständige Löhne gezahlt werden und würde vorhandene Arbeit, zugunsten von Alos und AN, besser aufgeteilt werden, dann hätte übrigens kaum jemand das Bedürfnis oder den Zwang, schwarz zu arbeiten.

Kannst du eigentlich irgendeine deiner mal eben hingewürfelten paar Phrasen auch näher begründen? :))

Don
26.01.2006, 10:44
Ich habe meine Ansicht bezüglich subventionierter Arbeit bereits an anderer Stelle geäußert.
Jegliches "Kombilohnmodell" führt über kurz oder lang, gleichgültig wie ausgeklügelt es auch ursprünglich war, in die Klientelwirtschaft derjenigen Politiker, die sich von Modifikationen zugunsten gewisser Zielgruppen Wählerstimmen versprechen.
Ich schätze mal, dies trifft auch auf die USA zu.
@Arbeiter: Respekt, völlig meine Meinung, ein entscheidender Haken ist der Grenznutzen für den Einzelnen, zu besichtigen an den mehr als zweifelhaften Effekten der Zuverdienstmöglichkeiten bei Hartz IV.

Wiederholtes Statement: der grösste deutsche Feldversuch mit Lohnsubvention wurde mit der DDR beerdigt, und niemand lernt aus der Geschichte.

LuckyLuke
26.01.2006, 11:10
Kurz gesagt, ich finde den Ansatz richtig und er ist keine neue Erfindung, sondern wird schon seit Jahren in der USA so praktiziert.

Um allerdings staatlich subventionierten Lohndumping vorzubeugen, muss es hierfür einen gesetzlich garantierte Mindestentlohnung geben.

Die Sozialhilfe an sich kann allerdings auch nicht vollständig entfallen, da es auch tatsächlich Nichterwerbsfähige Menschen geben soll.

Ich denke da mal an Kinder, Alte, chronisch Kranke.

wtf
26.01.2006, 12:52
LL, es gibt doch faktisch staatlich garantierte Mindestlöhne. Man nennt sie Sozialhilfe/ALG2. Unterhalb dieser Mauer geht niemand arbeiten (warum auch, er bekommt ja Geld für´s Nichtstun), oberhalb dieser Grenze gibt es nicht genug Arbeit für Geringqualifizierte. Genau dieses Problem würde durch das im Eingangsthread beschriebene Modell gelöst.

Ich vermute, daß bei Stundenlöhnen um EUR 3 die Arbeitslosigkeit aufgelöst werden könnte.

LuckyLuke
26.01.2006, 13:23
LL, es gibt doch faktisch staatlich garantierte Mindestlöhne. Man nennt sie Sozialhilfe/ALG2. Unterhalb dieser Mauer geht niemand arbeiten (warum auch, er bekommt ja Geld für´s Nichtstun), oberhalb dieser Grenze gibt es nicht genug Arbeit für Geringqualifizierte. Genau dieses Problem würde durch das im Eingangsthread beschriebene Modell gelöst.
Du würdest mit deinem einfachen Modell eine Spirale des Lohndumping lostreten.

Angenommen der Arbeitgeber müsste unter normalen Bedingungen einen Lohn von 1000€ kalkulieren. Jeder Arbeitgeber würde aber natürlich sofort darauf verfallen nur 500€ zu bezahlen. Dem Arbeitnehmer wäre das ziemlich gleich, da er ja in deinem Modell den Rest vom Staat zugeschossen bekäme und er in der Endsumme aufs Gleiche rauskäme.

Die Kosten die auf den Staat zukämen und mit Steuern zu finanzieren wären, sind aber enorm.



Ich vermute, daß bei Stundenlöhnen um EUR 3 die Arbeitslosigkeit aufgelöst werden könnte.
Das halte ich wiederum für eine Milchmädchenrechnung. Da in dem Maße wie die Einkommen sinken auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen absinkt, da sie sich niemand mehr leisten kann.

Der einzige Ausweg für den Einzelnen wäre Mehrarbeit. Die Nachfrage nach Arbeit würde mit Sicherheit steigen, bei gleichzeitig sinkender Binnennachfrage, was den Druck auf die Löhne eher noch erhöht.
Eine Abwärtsspirale kommt in Gang.

Und das wären nur volkswirtschaftliche Auswirkungen.

Wenn man jetzt noch betrachtet, wie sich ein solches Lohnniveau auf den sozialen Frieden im Land (Standortvorteil; Deutschland ist das Land, mit den wenigsten Streiktagen auf der Welt) und auf die Kriminalitätsrate auswirken würde, kommen mir echte Bedenken, ob es das wirklich wert sei.

wtf
26.01.2006, 13:31
Da in dem Maße wie die Einkommen sinken auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen absinkt, da sie sich niemand mehr leisten kann.

Wieso? Die Einkommen sinken doch nicht; nur muß im unteren Bereich zukünftig dafür gearbeitet werden. Der Kuchen wird tendentiell eher größer.



Der einzige Ausweg für den Einzelnen wäre Mehrarbeit. Die Nachfrage nach Arbeit würde mit Sicherheit steigen, bei gleichzeitig sinkender Binnennachfrage, was den Druck auf die Löhne eher noch erhöht.
Eine Abwärtsspirale kommt in Gang.

Ich erkenne nicht, weshalb bloß deshalb, weil bisher für Nichtstun alimentierte Gruppen nun arbeiten müssen, die Nachfrage sinkt.

Nochmal das Prinzip (das nicht von mir stammt):
a) Freigabe der Stundenlöhne und Preisfindung durch den Markt. Das trifft ausschließlich den Niederiglohnsektor, weil im Bereich oberhalb der Sozialtransfers schon heute der Markt den Lohn bestimmt.

b) Anhebung der zu geringen Niederiglöhne auf ein sozial akzeptables Niveau per negativer Einkommensteuer. Im Gegenzug Streichung der Sozialtransfers für Arbeitsfähige. Dazu Entbürokratisierung/Vereinfachung für Arbeitgeber.

LuckyLuke
26.01.2006, 13:55
Wieso? Die Einkommen sinken doch nicht; nur muß im unteren Bereich zukünftig dafür gearbeitet werden. Der Kuchen wird tendentiell eher größer.

Nein wird er nicht, da auch dieses Modell finanziert werden muss. In Ländern mit anglo-amerikanischer Wirtschaftsphilosophie geschieht das über die Verbrauchssteuern.

Technisch wird also nicht mehr der Faktor Arbeit besteuert und die eigene, insbesondere die exportorientierte Wirtschaft relativ besser gestellt. Während Importe sogar zu Finanzierung des Systems beitragen.



Ich erkenne nicht, weshalb bloß deshalb, weil bisher für Nichtstun alimentierte Gruppen nun arbeiten müssen, die Nachfrage sinkt.
Sie sinkt gewiss nicht in allen Bereichen - da es unausweichliche Grundbedürfnisse gibt. Wohnen, Nahrung, Heizung usw., wenn allerdings mein Einkommen durch Lohndumping sinkt, muss ich sparen.

Diverse Sonderposten entfallen eben, Kino, Restaurantbesuche, ich fahr mein Auto nicht nur fünf Jahre sondern eben acht und dann 'ne Nummer kleiner usw.



Nochmal das Prinzip (das nicht von mir stammt):
a) Freigabe der Stundenlöhne und Preisfindung durch den Markt. Das trifft ausschließlich den Niederiglohnsektor, weil im Bereich oberhalb der Sozialtransfers schon heute der Markt den Lohn bestimmt.
Ok, Preisfindung durch den Markt, dann darfst du sie allerdings auch nicht durch Transfereinkommen subventionieren, was du durch das Modell tust.



b) Anhebung der zu geringen Niederiglöhne auf ein sozial akzeptables Niveau per negativer Einkommensteuer. Im Gegenzug Streichung der Sozialtransfers für Arbeitsfähige. Dazu Entbürokratisierung/Vereinfachung für Arbeitgeber.
Die geringste Bürokratie wird erreicht, wenn jeder weiß, das ein Lohn unter meinetwegen 5 € die Stunde Lohnwucher darstellt und damit ungesetzlich ist.

Drastische Geldstrafen für Arbeitgeber, inklusive verzinster Lohnnachzahlung, die dieses zu unterlaufen gedenken, würden den Aufwand für die Durchsetzung in recht engen Grenzen halten.

Die Kosten für den Sozialstaat blieben ebenfalls überschaubar.

wtf
26.01.2006, 14:04
Oje, wir kommen logisch nicht zusammen. Das Einkommen ist doch gleich, egal, ob der Staat EUR 1000 für Nichtstun zahlt oder der Betroffene EUR 500 verdient und den gleichen Betrag nochmal von Vater Staat (der dann die Hälfte spart) hinzubekommt. Nevermind.

LuckyLuke
26.01.2006, 14:14
Oje, wir kommen logisch nicht zusammen. Das Einkommen ist doch gleich, egal, ob der Staat EUR 1000 für Nichtstun zahlt oder der Betroffene EUR 500 verdient und den gleichen Betrag nochmal von Vater Staat (der dann die Hälfte spart) hinzubekommt. Nevermind.Nein, eben nicht.

Für den Einzelnen mag das zutreffen, doch du musst die volkswirtschaftlichen Auswirkungen bedenken.

Ich hatte das schon mal angerissen. Jeder Arbeitgeber wird natürlich versuchen, seine Jobs (also bei denen es geht) für die er bisher 1000 € plus Sozialabgaben bezahlt, in 500Euro-Jobs umzuwandeln und den restlichen Lebensunterhalt seines Arbeiters/Angestellten dem Staat überzubügeln.

Er wäre auch ziemlich doof, wenn er es nicht machen würde.

Redwing
27.01.2006, 18:00
Ich vermute, daß bei Stundenlöhnen um EUR 3 die Arbeitslosigkeit aufgelöst werden könnte.

Autsch! :nido: Mal davon abgesehen, daß deine Aussage Unfug ist- und wenn du sie NOCH so oft wiederholst!- kannst DU ja mal für drei Euro Taschengeld arbeiten gehen! Aber sowas verlangst du natürlich- wie das bei Vertretern dieser Richtung so üblich ist- nur für Andere, was? X(

wtf
27.01.2006, 18:16
Im Unterschied zu den Betroffenen (die nach meinem Modell nicht 3, sondern 6 Euro pro Stunde hätten) bin ich derart qualifiziert und liegt mein Stundensatz so hoch, daß ich ein Subventionierer des beschriebenen Systems wäre.

Leute, mir ist es letztlich egal. Ich werde sicher nicht arbeitslos und Ihr linken Spinner könnt wegen mir das Land ruinieren: Wenn es zu schlimm wird, schaue ich mir das dann aus der Schweiz an und Ihr könnte andere Dumme suchen, die Eure feuchten Träume finanzieren.

Redwing
27.01.2006, 18:41
Dann geh doch einfach sofort! :] Allerdings wird irgendwann jedes Land rot werden- ganz zwangsläufig. Das Eine früher, das Andere später. Und auch in der SChweiz gab es schon regionale Wahlerfolge Linker!

Wundert mich übrigens gar nicht, daß du ein gut Betuchter bist. Da ist es natürlich immer leicht, die große Aufopferungsbereitschaft und Leidensfähigkeit (von anderen) zu fordern. "Wie edel!" :rolleyes:

Rocky
27.01.2006, 19:37
Allerdings wird irgendwann jedes Land rot werden- ganz zwangsläufig.


Ist das nicht sowas wie ein feuchter Traum?
Rocky

Roberto Blanko
27.01.2006, 22:40
Im Unterschied zu den Betroffenen (die nach meinem Modell nicht 3, sondern 6 Euro pro Stunde hätten) bin ich derart qualifiziert und liegt mein Stundensatz so hoch, daß ich ein Subventionierer des beschriebenen Systems wäre.

Leute, mir ist es letztlich egal. Ich werde sicher nicht arbeitslos und Ihr linken Spinner könnt wegen mir das Land ruinieren: Wenn es zu schlimm wird, schaue ich mir das dann aus der Schweiz an und Ihr könnte andere Dumme suchen, die Eure feuchten Träume finanzieren.

Sei ehrlich, du hast eine Wohnung mit Außenklo.

Gruß
Roberto

wtf
27.01.2006, 23:24
Sei ehrlich, du hast eine Wohnung mit Außenklo.

Gruß
Roberto
Ertappt, Roberto! Eigentlich bin ich ein kleines Würstchen, das gerne erfolgreich, schön und begehrt wäre, aber in einer Marzahner Platte sitzt und auf das Ende wartet.