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Vollständige Version anzeigen : Resignation als Gesellschaftliche Grundstimmung



Wagnerianer
19.01.2006, 19:39
Hallo,

da ich hier in diesem Forum neu bin, möchte ich gleich ganz offensiv und grundsätzlich starten:

Der Stillstand der Politik die größtenteils die Machterhaltung und Lobbyinteressen als Ursache hat, führt wie man im Gemeinen feststellt zur Resignation in der Gesellschaft. Dabei ist die nach außen gegebene Meinung der Einzelnen oft nicht ihre Eigentliche. Sicher liegt es auch in der Natur der Deutschen vorgegebene Regelwerke und Moralvorstellungen zu befolgen. Weil beides von Regierungen vorgegeben wird, wirkt sich das auf die augenscheinliche Meinung der Deutschen aus. Die eigentliche Meinung ist dabei oft eine ganz Verschiedendliche.

Auch war die Demut nach dem 2. Weltkrieg die Ursache des jetzt gemäßigten Klimas, das den politischen Machtinhabern mit der Zeit zum nützlichen Instrument wurde. Der Wohlstand wird sein übriges tun, dass Menschen weiterhin die eigentliche, eher politisch unkorrekte Meinung zugunsten der Bequemlichkeit aufgeben. Allerdings wird durch die wirtschaftliche Unsicherheit eine Perspektive auf große Bewegungen in der politischen Landschaft geschaffen.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit diesen innerlichen Meinungsschizophrenien?

Kenshin-Himura
19.01.2006, 19:54
Sicher liegt es auch in der Natur der Deutschen vorgegebene Regelwerke und Moralvorstellungen zu befolgen. Weil beides von Regierungen vorgegeben wird, wirkt sich das auf die augenscheinliche Meinung der Deutschen aus. Die eigentliche Meinung ist dabei oft eine ganz Verschiedendliche.

Das sehe ich nicht als Ursache für die Meinungsshizophrenie an. Ich glaube eher, dass die Menschen die oftmals unangenehme Wahrheit lieber verdrängen, und dann etwas äußern, was sie eigentlich besser wissen. Besten Beispiel ist das verharmlosende bis glorifizierende Reden in den neuen Bundesländern über die DDR-Zeit, obwohl zur damaligen Zeit auch schon alle rumgenölt haben, wie scheiße der Staat ist. Sie meckern herum, dass die ,,Reichen" dem ,,kleinen Mann" ständig das Geld aus der Tasche ziehen, wissen doch aber insgeheim ganz genau, dass sie es sind, die den Dritt-Welt-Staaten das letzte Hemd wegfressen.

Wagnerianer
19.01.2006, 20:11
Das sehe ich nicht als Ursache für die Meinungsshizophrenie an. Ich glaube eher, dass die Menschen die oftmals unangenehme Wahrheit lieber verdrängen, und dann etwas äußern, was sie eigentlich besser wissen.

Also bestädigst Du also, dass Menschen die Wahrheit kennen, sie aber innerlich umformen (verdrängen) und diese schließlich veräußerlichen. Sicher wird sich das auch in z.B. Wahlen niederschlagen. Findest Du nicht auch? Untergräbt das nicht den demokratischen Grundgedanken im Allgemeinen und die jetzige politische Landschaft im Besonderen?

Megaman
19.01.2006, 20:24
Also bestädigst Du also, dass Menschen die Wahrheit kennen, sie aber innerlich umformen (verdrängen) und diese schließlich veräußerlichen. Sicher wird sich das auch in z.B. Wahlen niederschlagen. Findest Du nicht auch? Für mich stellt das den demokratischen Grundgedanken im Allgemeinen und die jetzige politische Landschaft im Besonderen in Frage.Wieso stellt für dich das den demokratischen Grundgedanken in Frage? Darf das Volk nicht mehr seine Macken haben?

Wagnerianer
19.01.2006, 20:29
Ich habe mich falsch ausgedrückt, habe die Formulierung auch verbessert.

Der innerliche Zwiespalt der Bürger ist nicht gerade representativ (wegen ihrer politisch Korrekten Vorbestimmtheit) für die demokratische Regierung, die ja eigentlich das Volk in ihrer Meinung darstellen sollte. Konkret: Ich bezweifle ob die derzeitige politische Konstelation der Regierung, die EIGENTLICHE Meinung der Menschen wiederspiegelt.

Kenshin-Himura
19.01.2006, 20:30
Also bestädigst Du also, dass Menschen die Wahrheit kennen, sie aber innerlich umformen (verdrängen) und diese schließlich veräußerlichen. Sicher wird sich das auch in z.B. Wahlen niederschlagen. Findest Du nicht auch? Untergräbt das nicht den demokratischen Grundgedanken im Allgemeinen und die jetzige politische Landschaft im Besonderen?

Auf jeden Fall. Es ist mehr als nur eine ,,Macke", wie Megaman es forumliert. Es ist ja auch so, dass die Wahlen zu 95 % nicht mit Inhalt gewonnen werden, sondern mit reinen Shows, wie sie auch in Diktaturen üblich sind. Und außerdem: Wie kann man davon sprechen, dass der demokratische Grundgedanke funktioniert, wenn zu Landtagswahlen vielleicht gerademal 60 % zur Wahl gehen, und wenn man Umfragen macht, dann sagen ja die Mehrheit: ,,Egal, wen man wählt, es ändert sich sowieso nix." Damit wird ausgesagt, dass man die politische Führung nicht auswählen dürfte, sondern vorgesetzt bekommt. Was ist da noch der Unterschied zu einer Monarchie ?

Wagnerianer
19.01.2006, 20:37
Ich glaube da spielt die menschliche Natur wieder eine Rolle, die glaube ich eher zur Monarchie oder Diktatur verführt werden kann. Weil hier der Heerdentrieb sich klar auf eine Person konzentriert. Ich glaube heute gilt das noch genauso - obwohl sich der Mensch sich so erhaben fühlt, sich seines natürlichen Ursprungs zu verwehren - nur in Form abstrahierter Personen und zwar den Parteien. D.h. wenn andere die SPD wählen, wähle ich sie auch. Da hat glaube ich auch die Trägheit eine Rolle zu spielen. Es erfordert schon eine gewisse Anstrengung, sich seiner eigenen Individualität bewusst zu machen. Ich glaube die Egozentrik in der modernen Gesellschaft überfordert daher die meisten Menschen und damit die Demokratie. Ich hoffe sie verbessert sich in ihrem Wesen, statt sich der Diktatur und Monarchie, durch übereilte Anforderungen an den Menschen, wieder anzunähern.

Megaman
19.01.2006, 20:39
Ich bezweifle ob die derzeitige politische Konstelation der Regierung, die EIGENTLICHE Meinung der Menschen wiederspiegelt.Natürlich nicht, das wird auch nur bei einer direkten Demokratie mit Volksabstimmungen auf allen Ebenen am ehesten der Fall sein.

Kenshin-Himura
19.01.2006, 20:40
Ich glaube da spielt die menschliche Natur wieder eine Rolle, die glaube ich eher zur Monarchie oder Diktatur verführt werden kann. Weil hier der Heerdentrieb sich klar auf eine Person konzentriert. Ich glaube heute gilt das noch genauso - obwohl sich der Mensch sich so erhaben fühlt, sich seines natürlichen Ursprungs zu verwehren - nur in Form abstrahierter Personen und zwar den Parteien. D.h. wenn andere die SPD wählen, wähle ich sie auch. Da hat glaube ich auch die Trägheit eine Rolle zu spielen.

Da muss man unterscheiden - ja, wie du schon richtig sagst, die meisten Menschen überfordert das - was nicht heißt, dass das ,,natürlich" ist, wie du es formulierst. Die Mehrheit der Menschen ist einfach noch immer unreif, unaufgeklärt und ungebildet, schlicht dumm. Die paar Wenigen, die da dagegenhalten, konnten es bisher nicht so recht herausreißen.

Wagnerianer
19.01.2006, 20:45
Aber sollte sich nicht die Gesellschaft der Natur des Menschen unterwerfen als umgekehrt. Wenn man Regierungsformen der Evolution UND der Demokratie unterwirft, muss man sich schließlich der Mehrheit, auch wenn sie in unseren Augen unterentwickelt ist unterwerfen. Ich weiss nicht ob da elitäre Gedanken mit dem reinen Demokratiebegriff vereinbar sind.

Kenshin-Himura
19.01.2006, 20:49
Aber sollte sich nicht die Gesellschaft der Natur des Menschen unterwerfen als umgekehrt. Wenn man Regierungsformen der Evolution UND der Demokratie unterwirft, muss man sich schließlich der Mehrheit, auch wenn sie in unseren Augen unterentwickelt ist unterwerfen. Ich weiss nicht ob da elitäre Gedanken mit dem reinen Demokratiebegriff vereinbar sind.

Da sage ich als Antwort ganz klar: Natrülich nicht. Nur: Es bleibt nix weiter übrig, als die Demokratie zu nehmen, weil die Alternativen wären nur Diktatur, Monarchie oder Anarchie.

Megaman
19.01.2006, 20:49
Aber sollte sich nicht die Gesellschaft der Natur des Menschen unterwerfen als umgekehrt. Wenn man Regierungsformen der Evolution UND der Demokratie unterwirft, muss man sich schließlich der Mehrheit, auch wenn sie in unseren Augen unterentwickelt ist unterwerfen. Ich weiss nicht ob da elitäre Gedanken mit dem reinen Demokratiebegriff vereinbar sind.Sind sie auch nicht. Es ist die Mehrheit die zu entscheiden hat, selbst wenn sie "unterentwickelt" ist. Die Aggregation jeder Stimme ergibt den Volkswunsch, und den gilt es möglichst exakt abzubilden, ob unterbelichtet oder nicht.

Wagnerianer
19.01.2006, 20:58
Da sage ich als Antwort ganz klar: Natrülich nicht. Nur: Es bleibt nix weiter übrig, als die Demokratie zu nehmen, weil die Alternativen wären nur Diktatur, Monarchie oder Anarchie.
Ist dieser Ansatz nicht gefährlich? Sicher kommt nur Demokratie in Frage, allerdings unterschätzt man die gravierenden Auswirkungen, wenn man sie in ihrer Ausführung anders organisiert. Das sieht man im amerikanischen Demokratiesystem und dem europäischen. Also wählst Du eine in Demokratie gehüllte Diktatur, um dem Menschen sich seinem natürlichen Wesen zu verschließen?

Ausserdem, wer sagt dass Machthabende daran interessiert sind dass Menschen gebildet, moralisch usw. sind? Das wäre nicht gerade für ihre eigenen Interessen förderlich. Den Ansatz lernt man schon in dem 1. Semester BWL: "Das Ziel des Unternehmens ist Markttransparenz zu unterbinden." Ist das nicht auch in der heutigen Politik anwendbar?

Kenshin-Himura
19.01.2006, 21:04
Ist dieser Ansatz nicht gefährlich?

Nicht der Denkansatz von mir ist gefährlich, sondern die Dummheit der Menschen. Es bleibt aufgrund ihrer Dummheit nix weiter übrig, als in ständiger hoher Gefahr zu leben. Und wenigstens ein bisschen zu versuchen, diesen Zustand zu ändern.


Sicher kommt nur Demokratie in Frage, allerdings unterschätzt man die gravierenden Auswirkungen, wenn man sie in ihrer Ausführung anders organisiert. Das sieht man im amerikanischen Demokratiesystem und dem europäischen. Also wählst Du eine in Demokratie gehüllte Diktatur, um dem Menschen sich seinem natürlichen Wesen zu verschließen?

Da musst du mal sagen, was du mit ,,in Demokratie gehüllte Diktatur" meinst. Meines Erachtens liegt die schon vor. Eine in Demokratie gehüllte Diktatur mit leichten demokratischen, pluralistischen Zügen ist halt immer noch besser als eine Vorzeige-Diktatur a la Hitler u. Honecker. Und nochmals: Für mich ist das nicht das ,,natürliche Wesen" des Menschen, sondern die Unreife und Unaufgeklärtheit der Masse.


Ausserdem, wer sagt dass Machthabende daran interessiert sind dass Menschen gebildet, moralisch usw. sind? Das wäre nicht gerade für ihre eigenen Interessen förderlich. Den Ansatz lernt man schon in dem 1. Semester BWL: "Das Ziel des Unternehmens ist Markttransparenz zu unterbinden." Ist das nicht auch in der heutigen Politik anwendbar?

In der Tat, leider. Aber ich habe ja auch nicht etwas Anderes behauptet. Du lässt allerdings hier außer acht, dass das Verhalten der Politiker nicht nur wirtschaftliche Klugheit zeigt, sondern vor Allem moralische Schwäche. Um die Bildung und den Intellekt der Masse zu erhöhen, müssen also, wie schon gesagt, im Moment Einzelne Menschen mit Anstand abhelfen, und nicht die ganze Politiker-Kaste.

Wagnerianer
19.01.2006, 21:24
Nicht der Denkansatz von mir ist gefährlich, sondern die Dummheit der Menschen. Es bleibt aufgrund ihrer Dummheit nix weiter übrig, als in ständiger hoher Gefahr zu leben. Und wenigstens ein bisschen zu versuchen, diesen Zustand zu ändern.

Ist das nicht ein rein egozentrischer Aspekt. Wo bleibt Deine Großmut? ;)


Da musst du mal sagen, was du mit ,,in Demokratie gehüllte Diktatur" meinst. Meines Erachtens liegt die schon vor. Eine in Demokratie gehüllte Diktatur mit leichten demokratischen, pluralistischen Zügen ist halt immer noch besser als eine Vorzeige-Diktatur a la Hitler u. Honecker. Und nochmals: Für mich ist das nicht das ,,natürliche Wesen" des Menschen, sondern die Unreife und Unaufgeklärtheit der Masse.

Damit meine ich ganz konkret, dass sich Regierungen sich nicht aus der allgemeinen Bildung, bilden, sondern eher durch komplizierte Meinungsmanipulationsmechanismen zu ihren gunsten. Nicht dass sie das gezielt lenken, es hat eher schon eigendynamischen Charakter bekommen. In einem Satz lobst Du die Demokratie, in dem Nächsten nimmst Du den meisten Menschen die Meinung vorweg. Ich erkenne da keine Vereinbarkeit.


In der Tat, leider. Aber ich habe ja auch nicht etwas Anderes behauptet. Du lässt allerdings hier außer acht, dass das Verhalten der Politiker nicht nur wirtschaftliche Klugheit zeigt, sondern vor Allem moralische Schwäche. Um die Bildung und den Intellekt der Masse zu erhöhen, müssen also, wie schon gesagt, im Moment Einzelne Menschen mit Anstand abhelfen, und nicht die ganze Politiker-Kaste.

Ich stimme Dir bei der moralischen Schwäche der Politiker zu, auch dass man die Bildung anderen Kapazitäten übergibt, allerdings stellt das nur noch mehr die Daseinsberechtigung der heutigen Politikmentalität in Frage. Entweder sollte eine Umstrukturierung oder gar eine komplette Verlagerung der Kompetenzen - weg von der Politik - notwendig sein. Das es schon in zweitere Richtung geht, zeigt die tatsache dass die Wirtschaft viele Funktionen wie z.B. Meinungsbildung der Politik weggenommen hat.

Kenshin-Himura
19.01.2006, 21:40
In einem Satz lobst Du die Demokratie, in dem Nächsten nimmst Du den meisten Menschen die Meinung vorweg. Ich erkenne da keine Vereinbarkeit.

,,Lob" ist ja nun etwas zu viel gesagt. Ich habe gesagt, dass eine solche Demokratie immer noch besser ist als Hitler oder Honecker - beileibe kein Psalm. Zusammengefasst halte ich die Demokratie schlicht für das kleinste Übel, welches ich abgrundtief hasse, aber dennoch zu erhalten wünsche.


Entweder sollte eine Umstrukturierung oder gar eine komplette Verlagerung der Kompetenzen - weg von der Politik - notwendig sein. Das es schon in zweitere Richtung geht, zeigt die tatsache dass die Wirtschaft viele Funktionen wie z.B. Meinungsbildung der Politik weggenommen hat.

Richtig. Dass die Wirtschaft allerdings die intellektuelle und fachliche Elite des Landes ist, wage ich zu bezweifeln. Aber immer noch besser als irgendwelche ahnungslosen Politiker. Viel gefährlicher finde ich Medien, die zur 1.Macht im Staate geworden sind und die Haupt-Meinungsbildung produzieren. Nicht zu vergessen Gewerkschaften.

Wagnerianer
19.01.2006, 22:00
,,Lob" ist ja nun etwas zu viel gesagt. Ich habe gesagt, dass eine solche Demokratie immer noch besser ist als Hitler oder Honecker - beileibe kein Psalm. Zusammengefasst halte ich die Demokratie schlicht für das kleinste Übel, welches ich abgrundtief hasse, aber dennoch zu erhalten wünsche.

Um noch mal das Ausgangsthema in Bezug zu setzen: Der Mangel an der Verwirklichung der eigentlichen gesellschaftlichen Grundstimmung, ist nicht nur der einzige Grund für die Resignation, sondern auch die internen Fehlentwicklung des gesamten politischen Aparates. Sicher ist auch die Demokratie an sich etwas zu sehr einer Mischform hin zum Absolutismus geworden, was Meinungsdefizite in der Bevölkerung zur Folge hat.

Was wäre Deiner (Eurer) Meinung nach ein Weg aus diesem Problem? Aufklärung? Die hatten wir schon und sie hat uns zu dem jetzigen Zustand geführt.


Nicht zu vergessen Gewerkschaften.

Die scheinen mir mit der mangelnden Ideologie der Politik ähnlich zu sein. Ich glaube die Wirtschaft ist sich hinsichtlich Ihrer Ideologie noch am treuesten und daher am erfolgreichsten, alles andere scheint nur zur Enttäuschung und Motivationslosigkeit zu führen und damit zum Scheitern.

Megaman
19.01.2006, 22:08
Was wäre Deiner (Eurer) Meinung nach ein Weg aus diesem Problem? Aufklärung? Die hatten wir schon und sie hat uns zu dem jetzigen Zustand geführt. Gründung von Vereinen zur Förderung der direkten Demokratie nach schweizerischem Modell.

Manfred_g
19.01.2006, 22:19
Ich habe mich falsch ausgedrückt, habe die Formulierung auch verbessert.

Der innerliche Zwiespalt der Bürger ist nicht gerade representativ (wegen ihrer politisch Korrekten Vorbestimmtheit) für die demokratische Regierung, die ja eigentlich das Volk in ihrer Meinung darstellen sollte. Konkret: Ich bezweifle ob die derzeitige politische Konstelation der Regierung, die EIGENTLICHE Meinung der Menschen wiederspiegelt.

Diese Zweifel sind sicher auch angebracht. Es hätte anstelle der großen Koalition auch eine andere Konstellation geben können. D.h. mehrere Möglichkeiten der Regierungsbildung, bei gleichem Wahlergebnis. Es kann nicht jede Zusammensetzung gleich gut den Wählerwillen widerspiegeln.

Megaman
19.01.2006, 22:20
Diese Zweifel sind sicher auch angebracht. Es hätte anstelle der großen Koalition auch eine andere Konstellation geben können. D.h. mehrere Möglichkeiten der Regierungsbildung, bei gleichem Wahlergebnis. Es kann nicht jede Zusammensetzung gleich gut den Wählerwillen widerspiegeln.Genau so ist es. Wie wäre es demnach mit einem Konkordanzsystem anstatt Regierung/Opposition?

Manfred_g
19.01.2006, 22:24
...Was wäre Deiner (Eurer) Meinung nach ein Weg aus diesem Problem? Aufklärung? Die hatten wir schon und sie hat uns zu dem jetzigen Zustand geführt...

Welche Aufklärung?



Die scheinen mir mit der mangelnden Ideologie der Politik ähnlich zu sein. Ich glaube die Wirtschaft ist sich hinsichtlich Ihrer Ideologie noch am treuesten und daher am erfolgreichsten, alles andere scheint nur zur Enttäuschung und Motivationslosigkeit zu führen und damit zum Scheitern.

Ich glaube, die Wirtschaft ist deswegen erfolgreich, weil sie gerade nicht einer Ideologie folgt. Zumindest keiner Ideologie im negativen Sinn, die man als "Religionsersatz" mit sich herumträgt.
Wenn man die Grundsätze einer Marktwirtschaft als Ideologie bezeichnen will (ich tue es nicht) dann ist es eine, die deswegen erfolgreich ist, weil sie mit den grundsätzlichen Bedürfnissen der Menschen am wenigsten in Widerspruch steht.

Wagnerianer
19.01.2006, 22:31
Gründung von Vereinen zur Förderung der direkten Demokratie nach schweizerischem Modell.

Sicher eine sehr natürliche Form ein Land zu regieren, allerdings sollte man dabei Phänomene der Selbstorganisation eines Kollektives, kurz Systemtheorien, simulieren. Es ist schwer die Eigendynamik eines riesigen Kollektives abzusehen und könnte letzten Endes in einem ungewünschten Ergebnis münden.

Ich frage mich auch welcher Verwaltungsaufwand hinter so etwas steckt. In der extremen Form müsste ein ganzes Volk ein Gesetzesentwurf formulieren, debattieren und votieren. Ist so ein Land entscheidungsfähig? Damit meine ich vor allem die Schnelligkeit bestimmter Entscheidungen.

Mir scheint es am sinnvollsten, Aspekte davon in eine parlamentarische Demokratie mit aufzunehmen, wie es ja schon heute gemacht wird, damit Kernthemen wirklich vom Volk entschieden werden.

Bei dem ganzen fragt sich nur welche Rolle die Medien dort einnehmen würden, wären sie dann nicht die eigentlichen Staatsoberhäupter, wäre dadurch nicht (auch von aussen) die Integrität eines Landes bestehen. Das würde ausserdem wieder bedeuten, dass die Menschen in der Meinung nach aussen manipuliert werden obwohl sie einen anderen Standpunkt im inneren vertreten. Ich denke man sollte mehr auf aufklärerische Wissenschaft statt auf Medienkonsum Wert legen und nich so sehr auf die Form der Demokratie.

Wagnerianer
19.01.2006, 22:37
Welche Aufklärung?

Die Epoche der Aufklärung die die Bildung von Demokratien unterstützt haben und zwar aus reinem Pragmatismus.

Manfred_g
19.01.2006, 22:39
Genau so ist es. Wie wäre es demnach mit einem Konkordanzsystem anstatt Regierung/Opposition?

Ist das nicht dieser große, schöne Flieger? :))
Sobald ich weiß, was es tatsächlich ist, werde ich versuchen, mir eine Meinung zu bilden. :D

Manfred_g
19.01.2006, 22:43
Also da muß ich passen. Sogar nach Konsultation des Dudens müßte ich raten, wie ich mir ein Konkordanzssystem in der deutschen Politik konkret vorzustellen hätte.

Megaman
19.01.2006, 22:45
Sicher eine sehr natürliche Form ein Land zu regieren, allerdings sollte man dabei Phänomene der Selbstorganisation eines Kollektives, kurz Systemtheorien, simulieren. Es ist schwer die Eigendynamik eines riesigen Kollektives abzusehen und könnte letzten Endes in einem ungewünschten Ergebnis münden. Wie kann etwas in einem ungewünschten Ergebnis münden wenn das Volk darüber abstimmen kann? Wenn es zustimmt dann wollte es dies, wenn es ablehnt eben nicht. Ungewünscht könnte es doch höchstens von einem einzelnen Betrachter sein dessen Meinung nicht mit der Mehrheit übereinstimmt, aber der wird das eben akzeptieren müssen. Ziel ist es doch möglichst viele zufrieden zu stellen und nicht möglichst wenige, so wie ich mal denke.


Ich frage mich auch welcher Verwaltungsaufwand hinter so etwas steckt. In der extremen Form müsste ein ganzes Volk ein Gesetzesentwurf formulieren, debattieren und votieren. Ist so ein Land entscheidungsfähig? Damit meine ich vor allem die Schnelligkeit bestimmter Entscheidungen. Der Gesetzesentwurf wird auch nicht von jedem einzelnen selbst geschrieben. Es ist die Arbeit von Parteimitglieder oder Interessenbünden (z.B. Bund der Steuerzahler) einen Entwurf zu präsentieren der einerseits deren Meinung wiederspiegelt, andererseits möglichst auch mehrheitsfähig ist. Das ergibt sich dann auch durch Diskussionen unter Parlamentarier und unter anderen Vertretern von Interessengruppen.


Mir scheint es am sinnvollsten, Aspekte davon in eine parlamentarische Demokratie mit aufzunehmen, wie es ja schon heute gemacht wird, damit Kernthemen wirklich vom Volk entschieden werden. Interessanterweise funktioniert die direkte Demokratie in der Schweiz gar nicht mal so schlecht. Wenn die das können, dann sollte das doch auch in Deutschland funktionieren. In der Schweiz gibt es auch Abstimmungen auf Kantons- und Gemeindeebene. Wenn das staatliche Schwimmbad saniert werden soll dann gibts einen Abstimmungszettel. Der wird Quartalsweise mit allen anderen Abstimmungen mitgesandt um Kosten zu sparen. Deuschland könnte ob seiner Grösse sogar noch von Skaleneffekten profitieren. Es sollte also gehen.


Bei dem ganzen fragt sich nur welche Rolle die Medien dort einnehmen würden, wären sie dann nicht die eigentlichen Staatsoberhäupter, wäre dadurch nicht (auch von aussen) die Integrität eines Landes bestehen. Das würde ausserdem wieder bedeuten, dass die Menschen in der Meinung nach aussen manipuliert werden obwohl sie einen anderen Standpunkt im inneren vertreten. Ich denke man sollte mehr auf aufklärerische Wissenschaft statt auf Medienkonsum Wert legen und nich so sehr auf die Form der Demokratie.Medien sind in jeglicher Hinsicht einen Faktor der Einfluss nehmen kann. Aber es ist weitaus schwieriger und teurer 70 mio deutsche Stimmbürger zu überzeugen als durch Lobbyismus ein paar hundert Parlamentarier. Was du unter "aufklärerische Wissenschaft" verstehst ist mir zwar noch ein wenig ein Rätsel, aber Förderung von Schulfernsehen wäre durchaus nützlich.

Manfred_g
19.01.2006, 22:45
Die Epoche der Aufklärung die die Bildung von Demokratien unterstützt haben und zwar aus reinem Pragmatismus.

An diese Aufklärung habe ich zunächst auch gedacht, war mir aber nicht sicher, ob du tatsächlich diese meinen kannst. Hat wirklich sie und dahin gebracht wo wir heute sind?
Ich meine, ist es wirklich so einfach? Ich habe ja oft das Gefühl, wir seien nicht aufgeklärt genug.

Megaman
19.01.2006, 22:57
Also da muß ich passen. Sogar nach Konsultation des Dudens müßte ich raten, wie ich mir ein Konkordanzssystem in der deutschen Politik konkret vorzustellen hätte.Unter Konkordanzsystem versteht man die Beteiligung aller wichtigen gesellschaftlichen Kräfte an der Regierungsverantwortung. Anstatt einen einzelnen Bundeskanzler zu haben, hätte man wie die Schweizer 7 Bundesräte. Wie viele Bundesräte eine Partei stellen darf hinge dann von der Parteistärke ab. Das wären wohl für diese Periode 3 CDU/CSU, 2 SPD, 1 FDP, 1 Grüne. Der Bundesrat stellt die Regierung dar und so wären alle grösseren Parteien an der Regierung beteiligt. Opposition existiert trotzdem noch, speziell von den schwächer vertretenen Parteien in der Regierung, doch bestünde auch eine gewisse Regierungsverantwortung.

Megaman
19.01.2006, 23:03
@Wagnerianer
Was ich noch anbringen wollte. Die Kompromissfindung dauert tatsächlich etwas länger in einer direkten Demokratie. Könnte aber nicht gerade das die Stärke dieses Systems sein? Kulturelle Schocks würden weit weniger eintreten weil die dazu nötige Umsetzung im Staat gar nicht so schnell erfolgen kann. Andererseits, werden Probleme nicht mehr haltbar, dann wird das Volk mittels Initiative ein neues Gesetz relativ schnell durchbringen können.