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Vollständige Version anzeigen : Mindestlohn für 21 Stunden pro Tag - Arbeitsgericht entscheidet für Pflegerin



goldi
17.08.2020, 23:02
Eine Altenpflegerin betreute eine 96-jährige Damen bei dieser zu Hause rund um die Uhr – und bekam dafür nur 30 Stunden die Woche vergütet. Dass es so nicht geht, entschied nun das LAG Berlin-Brandenburg.

Für eine umfassende häusliche Betreuung sind täglich 21 Stunden mit Mindestlohn zu vergüten. Das entschied das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg (https://www.lto.de/gerichte/aktuelle-urteile-und-adresse/landesarbeitsgericht-berlin-brandenburg/) (LAG) in einem Urteil am Montag (Urt. v. 17.8.2020, Az. 21 Sa 1900/19).

Auf Vermittlung einer deutschen Agentur, die mit dem Angebot von "24 Stunden Pflege zu Hause“ wirbt, wurde eine Bulgarin nach Deutschland entsandt. Dort betreute sie eine hilfsbedürftige 96-Jährige. Entsprechend dem Arbeitsvertrag erbrachte sie eine umfassende Betreuung mit Körperpflege, Hilfe beim Essen, Führung des Haushalts und leiste der Dame auch Gesellschaft, wofür die Pflegerin auch bei ihr wohnte. Insgesamt war dafür im Vertrag ein Entgelt für 30 Stunden pro Woche vereinbart.
Nach einigen Monaten zog die bulgarische Pflegerin dann vor Gericht und verlangte eine Vergütung der wöchentlichen Arbeit, die weit über die 30 Stunden hinaus gehe. Sie arbeite jeden Tag von 6.00 Uhr bis etwa 22.00/23.00 Uhr und sei oft auch nachts im Einsatz gewesen. Für diese Arbeitszeit machte sie den Mindestlohn geltend. Der Arbeitgeber verwies jedoch auf die vereinbarte Arbeitszeit von 30 Stunden. ...
Das LAG hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht zugelassen.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lag-berlin-brandenburg-21sa190019-24-stunden-pflege-betreuung-zu-hause-pflegeperonal-verguetung-30-stunden-pro-woche-treuwidrig-mehr-lohn-anspruch-mindestlohn/

archiv
http://archive.vn/EprwA

Das wird spannend, gibt es da nicht noch ein sogennantes Arbeitszeitgesetz welches die tägliche Arbeitszeit begrenzt?

solg
17.08.2020, 23:12
Also ich weiß nicht so recht... bei "Bulgarische Pflegerin pflegt 96jährige Seniorin" geht bei mir ein ähnlich innerer Alarm los wie "Bulgarischer Tourist fragt 96jährige Seniorin freundlich nach dem Weg zum Krankenhaus"... oder "Bulgarischer Dachdecker klingelt bei 96jähriger Seniorin, um sie auf die Schäden auf dem Dach ihres Hauses aufmerksam zu machen"...

Reichs_Adler
17.08.2020, 23:21
Eine Altenpflegerin betreute eine 96-jährige Damen bei dieser zu Hause rund um die Uhr – und bekam dafür nur 30 Stunden die Woche vergütet. Dass es so nicht geht, entschied nun das LAG Berlin-Brandenburg.

Für eine umfassende häusliche Betreuung sind täglich 21 Stunden mit Mindestlohn zu vergüten. Das entschied das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg (https://www.lto.de/gerichte/aktuelle-urteile-und-adresse/landesarbeitsgericht-berlin-brandenburg/) (LAG) in einem Urteil am Montag (Urt. v. 17.8.2020, Az. 21 Sa 1900/19).

Auf Vermittlung einer deutschen Agentur, die mit dem Angebot von "24 Stunden Pflege zu Hause“ wirbt, wurde eine Bulgarin nach Deutschland entsandt. Dort betreute sie eine hilfsbedürftige 96-Jährige. Entsprechend dem Arbeitsvertrag erbrachte sie eine umfassende Betreuung mit Körperpflege, Hilfe beim Essen, Führung des Haushalts und leiste der Dame auch Gesellschaft, wofür die Pflegerin auch bei ihr wohnte. Insgesamt war dafür im Vertrag ein Entgelt für 30 Stunden pro Woche vereinbart.
Das LAG hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht zugelassen.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lag-berlin-brandenburg-21sa190019-24-stunden-pflege-betreuung-zu-hause-pflegeperonal-verguetung-30-stunden-pro-woche-treuwidrig-mehr-lohn-anspruch-mindestlohn/

archiv
http://archive.vn/EprwA

Das wird spannend, gibt es da nicht noch ein sogennantes Arbeitszeitgesetz welches die tägliche Arbeitszeit begrenzt?

Die Frau wird ja nicht 21 Stunden täglich am Stück gearbeitet haben, aber so wie es im Artikel steht, hat sie auch bei der alten Dame gewohnt. Daher gehe ich davon aus, das ihr diese Zeit als Bereitschaftsdienst angerechnet wurde. Sie wird ja in Notfällen immer für die alte Frau erreichbar gewesen sein müssen. Dann muss die Zeit auch als Arbeitszeit bezahlt werden, ähnlich einem Arzt im Krankenhaus wenn dieser Nachts Bereitschaft hat.

Mütterchen
17.08.2020, 23:21
Also ich weiß nicht so recht... bei "Bulgarische Pflegerin pflegt 96jährige Seniorin" geht bei mir ein ähnlich innerer Alarm los wie "Bulgarischer Tourist fragt 96jährige Seniorin freundlich nach dem Weg zum Krankenhaus"... oder "Bulgarischer Dachdecker klingelt bei 96jähriger Seniorin, um sie auf die Schäden auf dem Dach ihres Hauses aufmerksam zu machen"...

Alarmiert bin ich eher wegen der Tatsache, dass die Pflege all dieser Senioren und Seniorinnen ohne Bulgaren, Polen etc. gar nicht möglich wäre.
Natürlich kann man eine hilfsbedürftige 96-Jährige nicht mit 30 Stunden in der Woche versorgen. Und natürlich ist eine Bezahlung aller geleisteten Stunden nur für wirklich sehr solvente Kunden eine Option.

Mütterchen
17.08.2020, 23:25
Die Frau wird ja nicht 21 Stunden täglich am Stück gearbeitet haben, aber so wie es im Artikel steht, hat sie auch bei der alten Dame gewohnt. Daher gehe ich davon aus, das ihr diese Zeit als Bereitschaftsdienst angerechnet wurde. Sie wird ja in Notfällen immer für die alte Frau erreichbar gewesen sein müssen. Dann muss die Zeit auch als Arbeitszeit bezahlt werden, ähnlich einem Arzt im Krankenhaus wenn dieser Nachts Bereitschaft hat.

Mein Vater war stark pflegebedürftig und wurde zuhause versorgt. Wir sind eine große Familie und mussten alle mithelfen, um das möglich zu machen. Ohne meine Mutter, die rund um die Uhr dabei war und dabei oft ihre körperlichen Grenzen überschritt, wäre das alles nicht leistbar gewesen. Es war sehr anstrengend. Und ja, 21 Stunden am Tag sind durchaus möglich, es kann ja auch sein, dass die alte Dame praktisch kaum aus den Augen gelassen werden darf.

Fortuna
17.08.2020, 23:28
Also ich weiß nicht so recht... bei "Bulgarische Pflegerin pflegt 96jährige Seniorin" geht bei mir ein ähnlich innerer Alarm los wie "Bulgarischer Tourist fragt 96jährige Seniorin freundlich nach dem Weg zum Krankenhaus"... oder "Bulgarischer Dachdecker klingelt bei 96jähriger Seniorin, um sie auf die Schäden auf dem Dach ihres Hauses aufmerksam zu machen"...


Na ja, ich seh' das zwiegespalten.

Ich habe vor Jahren das Gespräch von zwei gierigen alten Lohnbetrügern mitanhören müssen, die sich damit brüsteten, wie sie für ihre dementen Mütter "dumme billige Polinnen" als Pflegerinnen geholt haben und was für ein prima Geschäft das sei. Niedriger Lohn, keine Sozialabgaben und obendrein noch folgsam.

Diese Schweine hatten als ehemalige Beamte im gehobenen Dienst nie wirklich arbeiten müssen, verfügten über eine Spitzenpension und waren in allen kommunalen Abzocker- und Korrumpelnetzwerken aktiv. Die kriegten den faltigen Hals einfach nicht voll.

Einer ist aber auf die Schnauze gefallen.

Der hatte "billige" Rumänen zur billigen Totalsanierung eines als Landsitz gekauften ehemaligen Gutshofes angeheuert und die wohl auch ziemlich schikaniert und beschissen. Gleichzeitig hat er wohl mit seinem Reichtum, seinen Beziehungen etc. vor denen geprahlt um sie willig und folgsam zu halten.

Langer Rede kurzer Sinn. Einer der "billigen" Arbeiter hat ihn nachts einmal besucht um seinen Lohn ein wenig aufzubessern und ihn totgeschlagen als er sich dabei in den Weg stellte.

Moral von der Geschicht': Wer billig kauft und billig anheuert sei auf der Hut, sonst liegt er tot in seinem Blut...


Ich war selbst Opfer von Lohnbetrug und Ausbeutung und bin daher der Meinung, daß so etwas unterbunden werden muß. Egal ob es Deutsche oder Ausländer sind, die man bescheißt.

Reichs_Adler
17.08.2020, 23:55
Mein Vater war stark pflegebedürftig und wurde zuhause versorgt. Wir sind eine große Familie und mussten alle mithelfen, um das möglich zu machen. Ohne meine Mutter, die rund um die Uhr dabei war und dabei oft ihre körperlichen Grenzen überschritt, wäre das alles nicht leistbar gewesen. Es war sehr anstrengend. Und ja, 21 Stunden am Tag sind durchaus möglich, es kann ja auch sein, dass die alte Dame praktisch kaum aus den Augen gelassen werden darf.

Erst einmal großen Respekt an dich und deine Familie, dass ihr das ganze zusammen so leisten konntet. Aber du sagst ja auch selber, dass das eine Aufgabe für die ganze Familie war. Kann mir daher nicht vorstellen, daß die alte Dame so extrem pflegebedürftig ist/war. Das kann ja keine Pflegekraft über eine längeren Zeitraum durchstehen und wie ja bereits ein anderer User zuvor angemerkt hat, könnte man schnell Probleme bzgl. der Arbeitszeiten bekommen. Gehe daher davon aus, das ihr ein Teil der Stunden als Bereitschaftszeit angerechnet wurden. Aber im Prinzip ist es auch egal, denn richtig bleibt in meinen Augen, dass sie im Nachhinein ausreichend finanziell belohnt wurde, denn Arbeit ist es in beiden Fällen.

goldi
18.08.2020, 05:34
und wie ja bereits ein anderer User zuvor angemerkt hat, könnte man schnell Probleme bzgl. der Arbeitszeiten bekommen. Gehe daher davon aus, das ihr ein Teil der Stunden als Bereitschaftszeit angerechnet wurden.

Meine Aussage im Eröffnungsstrang


Das wird spannend, gibt es da nicht noch ein sogennantes Arbeitszeitgesetz welches die tägliche Arbeitszeit begrenzt?
bezog sich mehr auf die juristsiche Würdigung in höheren Instanzen.
Nicht umsonst habe ich sogennantes Arbeitszeitgesetz geschrieben.

Hank Rearden
18.08.2020, 06:44
Insgesamt war dafür im Vertrag ein Entgelt für 30 Stunden pro Woche vereinbart.

Die hat den Job doch genau deswegen bekommen, die hätte den Vertrag ja nicht unterschreiben brauchen.
Die jetzt festgelegte Bezahlung wird der Vertragspartner nicht zahlen können/wollen
und den Vertrag kündigen.

Doppelstern
18.08.2020, 07:08
Die hat den Job doch genau deswegen bekommen, die hätte den Vertrag ja nicht unterschreiben brauchen.
Die jetzt festgelegte Bezahlung wird der Vertragspartner nicht zahlen können/wollen
und den Vertrag kündigen.



So wie ich das verstanden habe, stand da eine Agentur dahinter, die in Bulgarien oder Rumänien geworben hatte. Mit denen hatte sie einen Vertrag und die kann man schon verklagen. Ein privater Auftraggeber hätte gar nicht erst einen Vertrag mit der Betreuerin aufgesetzt und unterschrieben, weil er doch genau weiß, daß dieser Vertrag ungesetzlich wäre, wenn er alles auf Schwarz an der Steuer vorbei sowie den Sozialabgaben lancieren möchte.

Mütterchen
18.08.2020, 07:10
...Kann mir daher nicht vorstellen, daß die alte Dame so extrem pflegebedürftig ist/war. Das kann ja keine Pflegekraft über eine längeren Zeitraum durchstehen und wie ja bereits ein anderer User zuvor angemerkt hat, könnte man schnell Probleme bzgl. der Arbeitszeiten bekommen. Gehe daher davon aus, das ihr ein Teil der Stunden als Bereitschaftszeit angerechnet wurden. Aber im Prinzip ist es auch egal, denn richtig bleibt in meinen Augen, dass sie im Nachhinein ausreichend finanziell belohnt wurde, denn Arbeit ist es in beiden Fällen.

Du hast sicher recht, da wird viel " Bereitschaftsdienst" dabei sein, was dann aber trotzdem bedeutet- die Pflegekraft muss fast rund um die Uhr erreichbar sein. Ich vermute, wenn man einen solchen Job annimmt, darf man nicht davon ausgehen, dass die Arbeitszeiten penibel eingehalten werden können, so ein Patient hat mal bessere und schlechtere Tage -oder auch Wochen.
Ich kann ja nicht aus eigenen Erfahrung sprechen, weiß aber von so einigen Familien, die für ein pflegebedürftiges Familienmitglied eine ausländische Pflegekraft eingestellt haben. Für beide Seiten klang das für mich nach einem guten Deal- für deutsche Verhältnisse sehr moderate Kosten, für polnische oder ukrainische Verhältnisse ein sehr gutes Gehalt; eine zwar anstrengende Arbeit, die aber zeitlich begrenzt ist - auf 3 Monate.
Ich habe nur begeisterte Bewertungen mitbekommen: engagierte, geduldige, liebvolle Pflege und viel mehr darüber hinaus. Begleitung, Assistenz, Gesellschaft... und dabei sind alte Menschen wie man weiß, nicht immer einfach - Stichwort Altersstarrsinn. Alles in allem klang das für alle Seiten fair, weswegen mich solche Meldungen wie die hier eingestellten dann auch wieder ärgern: statt sich des Wertes dieser Pflegemöglichkeiten bewusst zu sein, wird dann wieder mehr auf diese Leute draufgepackt, nach Ausbeutermasche. So meine Vermutung.

Reichs_Adler
18.08.2020, 09:37
Du hast sicher recht, da wird viel " Bereitschaftsdienst" dabei sein, was dann aber trotzdem bedeutet- die Pflegekraft muss fast rund um die Uhr erreichbar sein. Ich vermute, wenn man einen solchen Job annimmt, darf man nicht davon ausgehen, dass die Arbeitszeiten penibel eingehalten werden können, so ein Patient hat mal bessere und schlechtere Tage -oder auch Wochen.
Ich kann ja nicht aus eigenen Erfahrung sprechen, weiß aber von so einigen Familien, die für ein pflegebedürftiges Familienmitglied eine ausländische Pflegekraft eingestellt haben. Für beide Seiten klang das für mich nach einem guten Deal- für deutsche Verhältnisse sehr moderate Kosten, für polnische oder ukrainische Verhältnisse ein sehr gutes Gehalt; eine zwar anstrengende Arbeit, die aber zeitlich begrenzt ist - auf 3 Monate.
Ich habe nur begeisterte Bewertungen mitbekommen: engagierte, geduldige, liebvolle Pflege und viel mehr darüber hinaus. Begleitung, Assistenz, Gesellschaft... und dabei sind alte Menschen wie man weiß, nicht immer einfach - Stichwort Altersstarrsinn. Alles in allem klang das für alle Seiten fair, weswegen mich solche Meldungen wie die hier eingestellten dann auch wieder ärgern: statt sich des Wertes dieser Pflegemöglichkeiten bewusst zu sein, wird dann wieder mehr auf diese Leute draufgepackt, nach Ausbeutermasche. So meine Vermutung.


Wenn ich da an meine Großmutter denke, dann könnte das auch ein riesen Problem werden. Sie war schon immer sehr genau wenn es um ihre Haushaltsführung ging und mittlerweile hat sich das schon zu einer Art Zwangsstörung entwicklt. Alles hat einen bestimmten Platz und muss teilweise in einem bestimmten Winkel in den Schrank geräumt werden. Solche Angewohnheiten kann man beliebig fortführen. Da bestand in den letzten Jahren schon ein großer Verschleiß an Haushalthilfen. Dazu kommt dann noch ihre Abneigung gegen Polen, wobei alle Osteuropäer, bishin zu Albanenern, für sie Polen sind :D

Mütterchen
18.08.2020, 12:01
... Dazu kommt dann noch ihre Abneigung gegen Polen, wobei alle Osteuropäer, bishin zu Albanenern, für sie Polen sind :D(gekürzt Mütterchen)
Das war bei meiner Oma auch so. Die hätte einer polnischen Pflegekraft sicher das Leben zur Hölle gemacht.

Schwabenpower
18.08.2020, 12:03
Du hast sicher recht, da wird viel " Bereitschaftsdienst" dabei sein, was dann aber trotzdem bedeutet- die Pflegekraft muss fast rund um die Uhr erreichbar sein. Ich vermute, wenn man einen solchen Job annimmt, darf man nicht davon ausgehen, dass die Arbeitszeiten penibel eingehalten werden können, so ein Patient hat mal bessere und schlechtere Tage -oder auch Wochen.
Ich kann ja nicht aus eigenen Erfahrung sprechen, weiß aber von so einigen Familien, die für ein pflegebedürftiges Familienmitglied eine ausländische Pflegekraft eingestellt haben. Für beide Seiten klang das für mich nach einem guten Deal- für deutsche Verhältnisse sehr moderate Kosten, für polnische oder ukrainische Verhältnisse ein sehr gutes Gehalt; eine zwar anstrengende Arbeit, die aber zeitlich begrenzt ist - auf 3 Monate.
Ich habe nur begeisterte Bewertungen mitbekommen: engagierte, geduldige, liebvolle Pflege und viel mehr darüber hinaus. Begleitung, Assistenz, Gesellschaft... und dabei sind alte Menschen wie man weiß, nicht immer einfach - Stichwort Altersstarrsinn. Alles in allem klang das für alle Seiten fair, weswegen mich solche Meldungen wie die hier eingestellten dann auch wieder ärgern: statt sich des Wertes dieser Pflegemöglichkeiten bewusst zu sein, wird dann wieder mehr auf diese Leute draufgepackt, nach Ausbeutermasche. So meine Vermutung.
Mich ärgert viel mehr, daß so etwas in einem angeblich reichen Land überhaupt vorkommen kann

Mütterchen
18.08.2020, 12:11
Mich ärgert viel mehr, daß so etwas in einem angeblich reichen Land überhaupt vorkommen kann

Das kommt natürlich noch dazu.

navy
18.08.2020, 12:56
Eine Altenpflegerin betreute eine 96-jährige Damen bei dieser zu Hause rund um die Uhr – und bekam dafür nur 30 Stunden die Woche vergütet. Dass es so nicht geht, entschied nun das LAG Berlin-Brandenburg.

Für eine umfassende häusliche Betreuung sind täglich 21 Stunden mit Mindestlohn zu vergüten. Das entschied das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg (https://www.lto.de/gerichte/aktuelle-urteile-und-adresse/landesarbeitsgericht-berlin-brandenburg/) (LAG) in einem Urteil am Montag (Urt. v. 17.8.2020, Az. 21 Sa 1900/19).

Auf Vermittlung einer deutschen Agentur, die mit dem Angebot von "24 Stunden Pflege zu Hause“ wirbt, wurde eine Bulgarin nach Deutschland entsandt. Dort betreute sie eine hilfsbedürftige 96-Jährige. Entsprechend dem Arbeitsvertrag erbrachte sie eine umfassende Betreuung mit Körperpflege, Hilfe beim Essen, Führung des Haushalts und leiste der Dame auch Gesellschaft, wofür die Pflegerin auch bei ihr wohnte. Insgesamt war dafür im Vertrag ein Entgelt für 30 Stunden pro Woche vereinbart.
Das LAG hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht zugelassen.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lag-berlin-brandenburg-21sa190019-24-stunden-pflege-betreuung-zu-hause-pflegeperonal-verguetung-30-stunden-pro-woche-treuwidrig-mehr-lohn-anspruch-mindestlohn/

archiv
http://archive.vn/EprwA

Das wird spannend, gibt es da nicht noch ein sogennantes Arbeitszeitgesetz welches die tägliche Arbeitszeit begrenzt?

Das sind ja Knebelungs Verträge! Heiko Maas, macht damit Werbung sogar auf den Websites der Botschaften. Deutsche Agentur, also mit Genehmigung Deutscher Ministerien usw.. Sklaven Vermittlung und Ausbeutung der übelsten Art, Jens Spahn Geschäft ebenso


LAG Berlin zu "24-Stunden-Pflege" zu Hause
Pfle*gerin bekommt Lohn für 21 Arbeits*stunden pro Tag
Pflege

Eine Altenpflegerin betreute eine 96-jährige Damen bei dieser zu Hause rund um die Uhr – und bekam dafür nur 30 Stunden die Woche vergütet. Dass es so nicht geht, entschied nun das LAG Berlin-Brandenburg. https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lag-berlin-brandenburg-21sa190019-24-stunden-pflege-betreuung-zu-hause-pflegeperonal-verguetung-30-stunden-pro-woche-treuwidrig-mehr-lohn-anspruch-mindestlohn/

Wieviel kassierte die Agentur vom Staat dafür, darüber schweigt man wohl

goldi
28.07.2021, 12:36
Beispiel Rumänien - Lage der Frauen nach der Wende:

Zitat aus gelben Forum

Ein ganz anderes Thema, - aber auch Teil der Wirtschaft: 24-Std.Pflege mit Pflegekräften aus Ost und Südosteuropa helmut-1

"Und klappt auch nur deswegen, weil es noch Länder mit erheblichem Kaufkraftgefälle gibt."

Hier hast Du absolut recht. Ich spreche nun von Rumänien. Man hat nach dem Umsturz die Berufsschulen und Fachausbildungen im Handwerk und der Landwirtschaft beendet. Ich weiß nicht, ob das in den anderen Warschauer-Paktstaaten auch so war. Der "Erfolg"? Es gibt so gut wie keine versierten Handwerker mehr, und gerade die Frauen, - was sollen die machen? Als Verkäuferin arbeiten (es gibt keine Ausbildung dafür), oder putzen gehen, vielleicht noch als Sekretärin arbeiten (auch dafür gibt es keine Ausbildung).


Sie werden total unterbezahlt, und das ist auch richtig so,- weil sie einfach nicht mehr Geld "verdienen". Sie können nichts. Kellnerinnen werden ohne Ausbildung eingestellt, - sie wissen nicht einmal, wie man eine Flasche entkorkt.


Derjenige, der sich die "Alleskönner" für den Bau oder die Renovierung seines Eigenheimes in Deutschland aus Rumänien organisiert hat, wird ein Lied davon singen können. Der billige Lohn steht in keinem Verhältnis zu dem Murks, was die fabriziert haben und wieviel sie an Material kaputt gemacht haben. Das spezifisch rumänische Problem kann man so benennen: "Die armen Teufel wissen ja gar nicht, was sie alles nicht wissen."


Nun gibts die Möglichkeit, in einem Intensivkurs über 6 Wochen im 8-Std. Programm die Erfordernisse zu lernen, die in den westlichen Ländern im Bereich der Altenpflege, sprich der häuslichen Pflege, gefordert werden. Das ist noch bezahlbar, und die Leute nehmen das auf sich, als eine der wenigen gangbaren Alternativen. Diese Kurse entsprechen internationalen Normen und werden auch als solche anerkannt. In Österreich sind sie Bedingung für die Arbeitsaufnahme in der häuslichen Pflege.


Jetzt bekommt die Kellnerin oder die Angestellte im Supermarkt in RO so ca. 300 € (nach Abzügen, also netto) auf die Hand im Monat. Klar, dass die das dann auf sich nimmt, wenn sie im Monat z.B. 1.500 € kriegen kann. Weil sie einfach nichts gelernt hat, resp. nichts lernen konnte.


Es gibt noch einige wenige geschulte Handwerker in Rumänien, die sind gesucht wie noch was, und werden auch - im Landesvergleich - überdurchschnittlich bezahlt. Warum? Weil es so gut wie keine Handwerker mehr gibt. Ein guter Handwerker, der nur schwarz arbeitet und nirgends angemeldet ist, der macht locker zwischen 4.000 und 5.000 € pro Monat bar auf die Kralle. Die werden auch von den Fahndern beim Finanzamt ignoriert, weil letztere auch von diesen zuhause "bedient" werden.


Also: Nicht das "Kaufkraftgefälle" ist daran schuld, sondern das, was die bescheuerte Politik aus diesem Land gemacht hat. Der Staat will nur mehr "Studierte", aber keine gediegenen Handwerker mehr. Diejenigen, die nicht studieren können (wollen), sollen ihr Lebtag Handlanger bleiben, so das Konzept. Und diejenigen, die studiert sind und in Rumänien keine Arbeit finden (das sind mindestens die Hälfte, wenn nicht mehr), die gehen dann zu den Bauern nach Deutschland Gurken ernten, damit sie was zum Leben haben.
https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=572581

https://archive.vn/mk5de (https://www.dasgelbeforum.net/index.php?id=572581)

WIENER
28.07.2021, 13:21
Im Burgenlan und ab nächstes Jahr in 3 weiteren Bundesländern hat man die Möglichkeit, sich als Betreuungsperson von pflegebedürftigen Angehörigen bei der Pflegeservice Burgenland GmbH anstellen lassen zu können. Derzeit haben 202 Personen das Angebot angenommen. Vorteil man bekommt ein Gehalt, 12oo € und ist Kranken und Pensionsversichert. Wien und Kärnten ziehen angeblich schon ab 1. Jänner nach.

tabasco
28.07.2021, 20:58
Für die 24-Stunden-Pflege meiner Mutter heuerte ich eine Moldauerin an. Zu ihrem Entgelt über die Vermittlungsagentur gab ich 300€ pro Monat dazu in die Hand. Ich bin mir sicher, dass kein Mensch auf diesen Planeten so gut auf meine Mutter gekümmert hätte, wie die Pflegerin. Es war eine absolute Win-Win-Situation.

1) ich zahlte viel weniger, als für die deutsche Pflege

2) Moldauische Pflegerin bekam um vielfaches mehr, was sie sonst in Moldawien für den Job je bekommen hätte

3) Meine Mutter wurde von jemanden betreut, der ein unmittelbares finanzielles Interesse an ihrem Wohlergehen, ihrer Gesundheit und ihrem langen Leben hatte. Denn meine Mutter war für die Frau eine sichere Einkommensquelle. Und je besser es meiner Mutter ging, desto "einfacher" war ihr Job, insofern lag das Wohlergehen und guter gesundheitliche Zustand meiner Mutter in unmittelbaren Interesse der Pflegerin, bessere Motivation kann man sich kaum vorstellen.

Meine Mutter war bei ihr 7 Jahre in der Pflege und starb 2017 - wir halten den Kontakt zu Pflegerin immer noch. Sie hat sich bereits Anfang 2018 einen Grundstück und ein Haus in Moldavien gekauft, für das Geld, was sie in Deutschland verdient hat und ihre Tochter fing ein Studium in Kischenew (Hauptstadt) an - Mutter kann weder Lesen noch Schreiben. Wenn ihr mich fragt - eine exzellente Entwicklung.

Zardoz
28.07.2021, 21:10
Für die 24-Stunden-Pflege meiner Mutter heuerte ich eine Moldauerin an. Zu ihrem Entgelt über die Vermittlungsagentur gab ich 300€ pro Monat dazu in die Hand. Ich bin mir sicher, dass kein Mensch auf diesen Planeten so gut auf meine Mutter gekümmert hätte, wie die Pflegerin. Es war eine absolute Win-Win-Situation.

1) ich zahlte viel weniger, als für die deutsche Pflege

2) Moldauische Pflegerin bekam um vielfaches mehr, was sie sonst in Moldawien für den Job je bekommen hätte

3) Meine Mutter wurde von jemanden betreut, der ein unmittelbares finanzielles Interesse an ihrem Wohlergehen, ihrer Gesundheit und ihrem langen Leben hatte. Denn meine Mutter war für die Frau eine sichere Einkommensquelle. Und je besser es meiner Mutter ging, desto "einfacher" war ihr Job, insofern lag das Wohlergehen und guter gesundheitliche Zustand meiner Mutter in unmittelbaren Interesse der Pflegerin, bessere Motivation kann man sich kaum vorstellen.

Meine Mutter war bei ihr 7 Jahre in der Pflege und starb 2017 - wir halten den Kontakt zu Pflegerin immer noch. Sie hat sich bereits Anfang 2018 einen Grundstück und ein Haus in Moldavien gekauft, für das Geld, was sie in Deutschland verdient hat und ihre Tochter fing ein Studium in Kischenew (Hauptstadt) an - Mutter kann weder Lesen noch Schreiben. Wenn ihr mich fragt - eine exzellente Entwicklung.

Die Immobilien in Moldawien müssen ja extrem günstig sein, wenn die Pflegerin mit ihrem Lohn + 300€ ihre Lebenshaltungskosten in Deutschland und ein Haus in Moldawien finanzieren konnte.
Hat sie nebenbei bei Aldi und Lidl Containert und Pfandflaschen gesammelt?

tabasco
28.07.2021, 21:35
Die Immobilien in Moldawien müssen ja extrem günstig sein, wenn die Pflegerin mit ihrem Lohn + 300€ ihre Lebenshaltungskosten in Deutschland und ein Haus in Moldawien finanzieren konnte.
Hat sie nebenbei bei Aldi und Lidl Containert und Pfandflaschen gesammelt?

Kein Plan von Nix, nech?

24-Stunden-Pflege lebt in der Wohnung der zu pflegenden Person. Im Fall meiner Mutter war es übrigens eine 80qm 3-Zimmer-Wohnung mit Bad und Balkon, was der Pflegerin mit meiner Mutter zu Verfügung stand. Die Ausgaben für Miete & Nebenkosten entfallen. Die Ausgaben der zu pflegenden Person trägt der Auftraggeber, also derjenige, der die Pflege im Vertrag hat. Und man kriegt sich im Monat für 300€ alleine in Deutschland schon ernährt. Im aktuellen Regelsatz von 416 Euro fallen bei Hartz-IV-Bezug 145,40€ für die Verpflegung an. Trinkgeld stellt alleine das Doppelte dar.

Fresse, Snowflake.

jack000
28.07.2021, 21:36
Die Immobilien in Moldawien müssen ja extrem günstig sein, wenn die Pflegerin mit ihrem Lohn + 300€ ihre Lebenshaltungskosten in Deutschland und ein Haus in Moldawien finanzieren konnte.
Hat sie nebenbei bei Aldi und Lidl Containert und Pfandflaschen gesammelt?
M.E. haut das schon hin. Es heißt ja nicht, dass das alles gleich bezahlt wurde. Aber wenn man sich den Durchschnittslohn in Moldawien anschaut und bedenkt, dass die Helferinnen quasi ja kaum Ausgaben haben, da ja keine eigene Wohnung finanziert werden muss, kann man selbst mit dem Mindestlohn einiges zurücklegen, mit dem man in Moldawien deutlich mehr machen kann als in Deutschland.

Lohndumping sollte natürlich konsequent unterbunden werden, ist aber nicht einfach da der Arbeitsplatz in einem privaten Haushalt jeweils ist.

tabasco
28.07.2021, 21:45
M.E. haut das schon hin. Es heißt ja nicht, dass das alles gleich bezahlt wurde. Aber wenn man sich den Durchschnittslohn in Moldawien anschaut und bedenkt, dass die Helferinnen quasi ja kaum Ausgaben haben, da ja keine eigene Wohnung finanziert werden muss, kann man selbst mit dem Mindestlohn einiges zurücklegen, mit dem man in Moldawien deutlich mehr machen kann als in Deutschland.

Lohndumping sollte natürlich konsequent unterbunden werden, ist aber nicht einfach da der Arbeitsplatz in einem privaten Haushalt jeweils ist.

Wenn ich mich so erinnere, bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Pflegerin damals jeweils für sich das Essen eingekauft hat. Denn die kochte aufwendig und aß immer mit meiner Mutter zusammen. An Ausgaben fallen mir die hohen Telefonier-Rechnungen nach Moldawien noch ein. Ansonsten nichts.

Zardoz
28.07.2021, 21:52
Kein Plan von Nix, nech?

24-Stunden-Pflege lebt in der Wohnung der zu pflegenden Person. Im Fall meiner Mutter war es übrigens eine 80qm 3-Zimmer-Wohnung mit Bad und Balkon, was der Pflegerin mit meiner Mutter zu Verfügung stand. Die Ausgaben für Miete & Nebenkosten entfallen. Die Ausgaben der zu pflegenden Person trägt der Auftraggeber, also derjenige, der die Pflege im Vertrag hat. Und man kriegt sich im Monat für 300€ alleine in Deutschland schon ernährt. Im aktuellen Regelsatz von 416 Euro fallen bei Hartz-IV-Bezug 145,40€ für die Verpflegung an. Trinkgeld stellt alleine das Doppelte dar.

Fresse, Snowflake.

Das Land in dem Milch und Honig fließt. :D

jack000
28.07.2021, 22:03
Wenn ich mich so erinnere, bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Pflegerin damals jeweils für sich das Essen eingekauft hat. Denn die kochte aufwendig und aß immer mit meiner Mutter zusammen. An Ausgaben fallen mir die hohen Telefonier-Rechnungen nach Moldawien noch ein. Ansonsten nichts.
Das in Teilen auch eine Eigenbeteiligung vorhanden ist, ist ja klar. Das entscheidende ist, dass die Miete wegfällt und so der größte des Teil des Einkommens behalten/gespart werden kann. Da ist eine Immobilie in der Heimat im Vergleich zu Deutschland verhältnismäßig schnell bezahlt.

goldi
28.07.2021, 22:32
ANM.

So im Mai oder Juni 2021 gab es ein Entscheidung von
einem deutschen Bundesgericht, welche das Urteil vom Gericht in #1 bestätigt hat.
Das fehlt im Strang.

Habe den Strang mit #12 wieder eröffnet, um was über die Situation in Rumänien
zu bringen.

Neben der Spur
29.07.2021, 05:55
Im aktuellen Regelsatz von 416 Euro fallen bei Hartz-IV-Bezug 145,40€ für die Verpflegung an.


Auf meinem Kontoauszug steht :
27.07. / 27.07. Bezüge
Verwendungszweck laut Bescheid
abweichender Auftraggeber Landeshauptstadt
Kiel, Stadt Kiel + 446,00

Also, ich brauche 300,-€/Monat für Nahrung, Trinken, Taback.
Das ist das Doppelte, was die Spinner in ihren virtuellen Warenkorb tun. Theoretiker, deren Ehefrauen die Haushaltskasse führen, und sich nicht in die Karten blicken lassen. Weltfremd. Elfenbeinturm.
Klar, bleibt das Kulturelle Leben auf der Strecke,
da man nur noch zuhause abhängt.
Man will sich ja auch noch kleiden und besohlen.
Sowie überflüssiger Hygiene fröhnen.

Nietzsche
29.07.2021, 06:48
....
Wer Luxus möchte, der muss arbeiten. Die Verhältnismäßigkeit ist also gegeben und ansich ist alles so in Ordnung. Bis auf die bescheuerten Maßnahmen und Vorschriften. Würden die wegfallen wäre H4, so wie es ist, in Ordnung. Immerhin bekommt dein Vermieter die Miete auch noch überwiesen mit Nebenkosten (ohne Strom)und Heizung, du bist krankenversichert. Solange du keine Markenklamotten trägst kannst du dich sicher von 50€ im Monat (aufs Jahr gerechnet) einkleiden. Trinkst du Wasser (kaufen, nicht ausm Kran) sind vielleicht 10€-15€ im Monat. Da sind 300€jeden Monat für Lebensmittel doch in Ordnung oder nicht? Für EINE Person.
Keine Ahnung wie du kochst, ob du kochst und backst. Aber 10€ am Tag sind, sofern du nicht täglich essen gehst oder Fertigzeug kaufst, kein Problem....

Ja, Kultur bleibt auf der Strecke. S.o. Wer Luxus will muss arbeiten. Und ja, wer als Rentner H4 bekommt ist wirklich arm dran.

ABAS
29.07.2021, 07:01
ANM.

So im Mai oder Juni 2021 gab es ein Entscheidung von
einem deutschen Bundesgericht, welche das Urteil vom Gericht in #1 bestätigt hat.
Das fehlt im Strang.

Habe den Strang mit #12 wieder eröffnet, um was über die Situation in Rumänien
zu bringen.

Danke fuer den Hinweis. Ich halte es fuer gerecht das durch das Bundesarbeitsgericht
als 3. und letzte Instanz das Urteil des Landesarbeitsgerichts bestaetigt wurde. Es war
schon lange ueberfaellig das privatwirtschaftliche Pflegeunternehmen, die Pflegekraefte
skrupellos ausbeuten, finanziell zur Ader gelassen werden und nachzahlen muessen.


Das Bundes-Arbeitsgericht

https://www.bundesarbeitsgericht.de/leichte-sprache/

Krombacher007
29.07.2021, 07:13
Das in Teilen auch eine Eigenbeteiligung vorhanden ist, ist ja klar. Das entscheidende ist, dass die Miete wegfällt und so der größte des Teil des Einkommens behalten/gespart werden kann. Da ist eine Immobilie in der Heimat im Vergleich zu Deutschland verhältnismäßig schnell bezahlt.

Wieso gehst du davon aus, dass die Miete in der Heimat wegfällt. Diese Frauen sind doch meist verheiratet und haben Kinder. Sollen die dann auf der Straße leben? Und selbst wenn sie Single wäre, soll sie sich dann ständig eine neue Wohnung suchen und einrichten, denn meist bleiben die ja nur 6 Monate hier und sind dann wieder 6 Monate in der Heimat und danach kommen sie wieder für 6 Monate

goldi
29.07.2021, 09:34
Danke fuer den Hinweis. Ich halte es fuer gerecht das durch das Bundesarbeitsgericht
als 3. und letzte Instanz das Urteil des Landesarbeitsgerichts bestaetigt wurde. Es war
schon lange ueberfaellig das privatwirtschaftliche Pflegeunternehmen, die Pflegekraefte
skrupellos ausbeuten, finanziell zur Ader gelassen werden und nachzahlen muessen.
Dankenswerter Weise habe die Qualitätsjournalisten der Deutschen Welle über das letztinstanzliche Urteil berichtet:
Altenpflege

Urteil: Mindestlohn gilt auch für "24-Stunden-Pflege"

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden: Pflegekräften aus Osteuropa muss auch in Bereitschaftszeiten der Mindestlohn gezahlt werden. Was der Klägerin konkret zusteht, muss Landesarbeitsgericht klären.
...
"Offensichtlicher Handlungsbedarf" der Politik Das Interesse, das Dobrina D. mit ihrer Klage ausgelöst hat, zwingt auch die Politik zum Handeln. "Das Thema Mindestlohn ist eigentlich der Katalysator, der zeigt, dass man sich der 24-Stunden-Betreuung unbedingt widmen muss. Der Handlungsbedarf ist wahnsinnig komplex, aber offensichtlich", sagt der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus (CDU) gegenüber der DW. "Das muss zu einem Megathema der Politik werden." Die Verantwortung für eine "rechtssichere Lösung" sieht er "bei der nächsten Bundesregierung".

Bis dahin wird der Rechtsstreit zwischen Dobrina D. und ihrer ehemaligen Agentur weitergehen. Und das LAG Berlin wird gründlich erforschen müssen, wie viele Stunden die Bulgarin tatsächlich an Arbeits- und Bereitschaftszeit geleistet hat. Das kann schwierig werden: Der Einsatz der Pflegerin liegt sechs Jahre zurück und die betreute Dame ist mittlerweile verstorben.


Die Gewerkschafter, die Dobrina D. vertreten, weisen unter anderem auf einen typischen Tagesablauf hin, den die Klägerin für die Klageschrift verfasst hat. Der soll nun die ganztägige Bereitschaft bestätigen. Der Anwalt der Vermittlungsagentur hingegen meint, dass man eventuell erst Zeugen vernehmen müsse, um Dobrina D.s Angaben überprüfen zu können.


Immerhin haben die Bundesrichter ihren Kollegen in Berlin einen Hinweis gegeben. In der Pressemitteilung zum Urteil stellen sie fest: "Dass die Klägerin mehr als die im Arbeitsvertrag angegebenen 30 Stunden/Woche zu arbeiten hatte, dürfte - nach Aktenlage - nicht fernliegend sein."

(Az: 5 AZR 505/20)


https://www.dw.com/de/urteil-mindestlohn-gilt-auch-f%C3%BCr-24-stunden-pflege/a-58037935

https://archive.vn/zdrM2 (https://www.dw.com/de/urteil-mindestlohn-gilt-auch-f%C3%BCr-24-stunden-pflege/a-58037935)

jack000
29.07.2021, 14:16
Wieso gehst du davon aus, dass die Miete in der Heimat wegfällt.
Tue ich ja nicht, es ging um die Miete am Arbeitsort.

Lilly
29.07.2021, 14:44
Im Burgenlan und ab nächstes Jahr in 3 weiteren Bundesländern hat man die Möglichkeit, sich als Betreuungsperson von pflegebedürftigen Angehörigen bei der Pflegeservice Burgenland GmbH anstellen lassen zu können. Derzeit haben 202 Personen das Angebot angenommen. Vorteil man bekommt ein Gehalt, 12oo € und ist Kranken und Pensionsversichert. Wien und Kärnten ziehen angeblich schon ab 1. Jänner nach.

Ohne jede Ausbildung? Das fände ich nicht richtig.

WIENER
29.07.2021, 18:38
Ohne jede Ausbildung? Das fände ich nicht richtig.

ich finde diese Regelung sogar vorbildlich. Man muss sich einmal anschauen, wer davon betroffen ist. Menschen die irgendeine sehr nahe Verwandte, meist Vater, Mutter, Ehemann oder Kind pflegen müssen und die sich eine 24/7 Pflegekraft nicht leisten können. Menschen die eine24/7 Pflege brauchen werden ja auch von Professionellen Pflegerinnen nicht medizinisch betreut, die Aufgabe ist waschen, Windeln anlegen Arsch auswischen, füttern die vom Arzt verschriebenen Medikamente verabreichen und psychisch aufbauend betreuen. Und wenn ich mal Pflegebedürftig werden sollte, dann würde ich lieber von einer unausgebildeten Ehefrau oder Kindern als von einer ausgebildeten Ostblocktussi gepflegt werden.

Ansuz
29.07.2021, 20:14
ich finde diese Regelung sogar vorbildlich. Man muss sich einmal anschauen, wer davon betroffen ist. Menschen die irgendeine sehr nahe Verwandte, meist Vater, Mutter, Ehemann oder Kind pflegen müssen und die sich eine 24/7 Pflegekraft nicht leisten können. Menschen die eine24/7 Pflege brauchen werden ja auch von Professionellen Pflegerinnen nicht medizinisch betreut, die Aufgabe ist waschen, Windeln anlegen Arsch auswischen, füttern die vom Arzt verschriebenen Medikamente verabreichen und psychisch aufbauend betreuen. Und wenn ich mal Pflegebedürftig werden sollte, dann würde ich lieber von einer unausgebildeten Ehefrau oder Kindern als von einer ausgebildeten Ostblocktussi gepflegt werden.
+1

Davon ab, wurde hierzustrang am Beispiel Rumäniens dargestellt, daß solche "Fachkräfte" einen 8 wöchigen Kurs als formale Qualifikation haben.
In Buntland wird auf solche formalen Schein-Qualifikationen jedoch höchster Wert gelegt und m.E. das lobenswerte Modell von Burgenland nicht realisierbar sein.

Probleme kann es auch z.B. sprachlicher Art geben. Besonders übel bei dementen Pflegebedürftigen.

Desweiteren haben diese Ostblock-Kräfte evt. daheim selber Familie, Kinder, evt. pflegebedürftige Eltern. Wer versorgt die in der Zeit? Mit Fachkräften soll es dort mager bestellt sein wegen des sogen. Brain-Drains.

Lilly
29.07.2021, 21:35
ich finde diese Regelung sogar vorbildlich. Man muss sich einmal anschauen, wer davon betroffen ist. Menschen die irgendeine sehr nahe Verwandte, meist Vater, Mutter, Ehemann oder Kind pflegen müssen und die sich eine 24/7 Pflegekraft nicht leisten können. Menschen die eine24/7 Pflege brauchen werden ja auch von Professionellen Pflegerinnen nicht medizinisch betreut, die Aufgabe ist waschen, Windeln anlegen Arsch auswischen, füttern die vom Arzt verschriebenen Medikamente verabreichen und psychisch aufbauend betreuen. Und wenn ich mal Pflegebedürftig werden sollte, dann würde ich lieber von einer unausgebildeten Ehefrau oder Kindern als von einer ausgebildeten Ostblocktussi gepflegt werden.

Da sollte sich dann aber niemand wundern, dass Pflegeberufe schlecht bezahlt werden und kaum Anerkennung erfahren, wenn das praktisch jede Hausfrau kann.

WIENER
29.07.2021, 22:11
Da sollte sich dann aber niemand wundern, dass Pflegeberufe schlecht bezahlt werden und kaum Anerkennung erfahren, wenn das praktisch jede Hausfrau kann.

Der Beruf ist tatsächlich sehr anstrengend und Zeitaufwendig , aber im Grunde von jeder "Hausfrau" schaffbar. Oder glaubst das der 8 Wochen Crashkurs den die Rumänen brauchen um in Deutschland tätig sein zu dürfen, diese tatsächlich zu irgendeiner Fachkraft machen?.

Lilly
29.07.2021, 22:27
Ich weiß nicht wie das im Ostblock gehandhabt wird, aber diese Frauen werden ja auch sehr schlecht bezahlt.

Deine Meinung "bisschen Hintern abwischen" trägt jedenfalls nicht zum Ansehen des Pflegeberufes bei.

WIENER
29.07.2021, 22:40
Ich weiß nicht wie das im Ostblock gehandhabt wird, aber diese Frauen werden ja auch sehr schlecht bezahlt.

Deine Meinung "bisschen Hintern abwischen" trägt jedenfalls nicht zum Ansehen des Pflegeberufes bei.

So wie du das verkürzt darstellst habe ich das auch nicht gesagt, aber wahrscheinlich WILLST du gar nicht verstehend lesen.

Neben der Spur
30.07.2021, 01:59
Neben der dreijährigen Ausbildung zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger gibt es die meist einjährige Altenpflegehelferausbildung, die landesrechtlich teilweise unterschiedlich geregelt ist. Für Menschen, die sich eine dreijährige Fachausbildung (noch) nicht zutrauen oder die noch nicht ausreichende Deutschkenntnisse haben, kann die einjährige Altenpflegehelferausbildung einen guten Einstieg in den Pflegebereich bieten. Die Altenpflegehelferausbildung bietet auch Personen ohne formalen Bildungsabschluss einen breiten und leichten Einstieg in das Arbeitsfeld Altenpflege.
...
Die Ausbildung zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger umfasst einen schulischen Teil mit theoretischem und praktischem Unterricht in einer Pflegeschule sowie einen praktischen Teil, der in einer stationären oder ambulanten Pflegeeinrichtung stattfindet. Im Jahr 2013 haben etwa 2.300 Menschen eine Altenpflegeausbildung und etwa 170 Menschen eine Altenpflegehilfeausbildung in einer DRK-Senioreneinrichtung oder einem ambulanten Dienst absolviert. Von ihnen absolvierten etwa 400 Menschen die Ausbildung im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung (Umschulung). Die Altenpflegeschulen übernehmen in der Ausbildung eine tragende Rolle. In der Regel sind sie für die gesamte Ausbildung verantwortlich. Diese Stellung erklärt ihre starke Präsenz während der ganzen Ausbildung. Die 35 Altenpflegeschulen und Bildungsstätten vom Deutschen Roten Kreuz bieten bundesweit insgesamt rund 4.000 Schulplätze für die Berufe Altenpfleger/in und Altenpflegehelfer/in an.

https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/senioren/soziale-aktivitaeten/ausbildung-in-der-altenhilfe/

Ich glaube sehr wohl, daß Ausbildungen komprimiert werden können,
hier von 12 auf 6 Monate.
Aber nur 2 Monate für einen Crash-Kurs hielte ich
subjektiv für etwas wenig.



Welche Aufgaben darf ein Altenpflegehelfer nicht übernehmen?
Altenpflegehelfer dürfen keine Medikamente persönlich verabreichen, Spritzen geben oder Infusionen setzen – das sind die Tätigkeiten eines Altenpflegers.

https://www.ausbildung.de/berufe/altenpflegehelferin/

Lilly
30.07.2021, 04:28
So wie du das verkürzt darstellst habe ich das auch nicht gesagt, aber wahrscheinlich WILLST du gar nicht verstehend lesen.

Darauf läuft deine Ansicht aber doch letztlich hinaus, also habe ich dich schon richtig verstanden.

Eine Bäckereiverkäuferin durchläuft eine mehrjährige Ausbildung und verkauft letztlich nur ein paar Semmeln.
Eine Semmel aber hat kein physisches oder psychisches Empfinden, sie wird nicht krank, sie leidet nicht, braucht keine seelische Betreuung und die Verkäuferin braucht sich auch nicht vor der Semmel schützen und wird von ihr nicht an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gebracht. Wenn Feierabend ist, ist Feierabend. Die Verkäuferin geht heim un verschwendet keinen Gedanke mehr an die Semmeln. Sie muss auch nicht damit rechnen, nachts von der Semmel geweckt zu werden usw.

Nietzsche
30.07.2021, 05:35
Darauf läuft deine Ansicht aber doch letztlich hinaus, also habe ich dich schon richtig verstanden.

Eine Bäckereiverkäuferin durchläuft eine mehrjährige Ausbildung und verkauft letztlich nur ein paar Semmeln.
Eine Semmel aber hat kein physisches oder psychisches Empfinden, sie wird nicht krank, sie leidet nicht, braucht keine seelische Betreuung und die Verkäuferin braucht sich auch nicht vor der Semmel schützen und wird von ihr nicht an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gebracht. Wenn Feierabend ist, ist Feierabend. Die Verkäuferin geht heim un verschwendet keinen Gedanke mehr an die Semmeln. Sie muss auch nicht damit rechnen, nachts von der Semmel geweckt zu werden usw.

Ich denke du verstehst die Intention dahinter nicht. Bisher ist es doch so, dass es zu wenig Personal gibt oder zu teuer ist. Ergo muss einer auf die Arbeit verzichten um zu hause die Angehörigen zu pflegen. Weil man mit dem Verdienst gar nicht erst in der Lage wäre sich und die Pflegekraft zu bezahlen. Beispiel: 2500 netto und die Pflegekraft kostet 1300€. Dann ist man von zu hause weg auf der Arbeit, kommt man nach hause darf man sich um die zu pflegende Person kümmern, bekommt dafür kein Geld. Hat aber den Druck auf der Arbeit. Man verdient weniger? Dann ist das noch weniger zu stemmen.
So kann man "zu hause bleiben" und sich um die Person kümmern und bekommt dafür 1200€ inkl. Krankenversicherung. Aber zum einen ist man kopfmäßig sowieso immer bei der zu pflegenden Person, dazu kommt dass auch die zu pflegende Person jemanden hat den sie kennt. Und nicht irgend jemand fremdes.

Die Regelung ist immer noch besser als weder noch....

PS: Und wer verdient die 2500€netto von denen er 1300€ abgeben kann? Wenn die 1300€ ausreichen für 160Stunden im Monat....Also Vollzeitpflege geht für diese Summe ebenfalls nicht...

Lilly
30.07.2021, 09:12
Wir sollten uns von der Denkweise, Altenpflege wäre "nur Hintern abwischen" ganz schnell verabschieden und den Beruf als das anerkennen, was er ist, nämlich physische und psychische Schwerstarbeit. Dann schaffen wir es vielleicht, dass dieser Beruf die Anerkennung bekommt, die er verdient und folglich entsprechend bezahlt wird. Dann werden sich auch mehr für diesen Beruf entscheiden.

Nur darum geht es mir.