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Vollständige Version anzeigen : EU prüft Beteiligung von acht Banken an Anleihekartell



Leibniz
31.01.2019, 22:21
Passend zu anstehenden EU-Parlamentswahlen gerät die jahrelange Anarchie europäischer Märkte in das Visier von EU-Bürokraten. Diverse "Strategien", die sich in Europa in den vergangenen Jahren etabliert haben, reichen anderorts für Gefängnisstrafen, insofern ist dieses Vorhaben zumindest nicht unberechtigt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Etliche Personen handeln für gewöhnlich 100-500 Millionen Positionen in Bundesanleihen. Wenn bestimmte Akteure alle lieferfähigen Anleihen horten und damit einen massiven Kursanstieg um einige Basispunkte herbeimanipulieren verliert eine 100 Millionen Position eine halbe Million.
Meines Erachtens wäre es hinreichend, auf Staatsanleihen 3-4% (statt 0) Eigenkapital von Primary Dealern zu verlangen.

https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-01-31/eight-banks-targeted-in-eu-cartel-probe-of-euro-bond-trading

Neben der Spur
31.01.2019, 22:33
"Anarchie" ist ein heres Wort ....

Haspelbein
01.02.2019, 14:31
Passend zu anstehenden EU-Parlamentswahlen gerät die jahrelange Anarchie europäischer Märkte in das Visier von EU-Bürokraten. Diverse "Strategien", die sich in Europa in den vergangenen Jahren etabliert haben, reichen anderorts für Gefängnisstrafen, insofern ist dieses Vorhaben zumindest nicht unberechtigt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Etliche Personen handeln für gewöhnlich 100-500 Millionen Positionen in Bundesanleihen. Wenn bestimmte Akteure alle lieferfähigen Anleihen horten und damit einen massiven Kursanstieg um einige Basispunkte herbeimanipulieren verliert eine 100 Millionen Position eine halbe Million.
Meines Erachtens wäre es hinreichend, auf Staatsanleihen 3-4% (statt 0) Eigenkapital von Primary Dealern zu verlangen.

https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-01-31/eight-banks-targeted-in-eu-cartel-probe-of-euro-bond-trading

Also ein koordiniertes "Pump & Dump". Auch nett.

Leibniz
01.02.2019, 20:32
Also ein koordiniertes "Pump & Dump". Auch nett.
So ist es. Prinzipiell ist die Methode zweitrangig. Die großen Märkte für Staatsanleihen sind aufgrund ihrer Größe und des stattfindenden Handelsvolumens bei weitem die attraktivsten Betätigungsfelder. Dazu haben die Clearingstellen einen Anreiz, maximales Volumen abzuwickeln, wobei die geringsten Kapitalanforderungen für Positionen als erstrebenswert gelten. Das damals betroffene Bund-Future bietet immer drei lieferfähige Anleihen, die jeweils mehrere Milliarden Euro Größe der jeweiligen Emission aufweisen müssen. Damit sind ausschließlich Großbanken imstande, mit dieser Methode Geld zu verdienen. Ich persönlich bin von Natur aus bereits viel zu paranoid, um einige Tage vor der Lieferfrist noch ungedeckte, offene Positionen zu halten. Allerdings ärgert die Nestbeschmutzung durch derartige Maßnahmen. Die wirklich wichtigen Märkte erhalten ihre Bedeutung nicht durch Börsenmitglieder und Market-Maker, sondern durch echtes Geld. Also Akteure, die vorhandene Instrumente als Werkzeug bzw. Dienstleistung z.B. zur Absicherung nutzen. (Versicherungen, Fonds, Banken, etc.)
Besonders extrem ist die Lage am ehemaligen London Financial Futures Exchange, wo regelmäßig und sowohl am helllichten Tage als auch nachts vorwiegend Aktienindizes so exzessiv manipuliert werden, dass es bereits Blinden (FCA?) auffällt. Die Manipulation von Abrechnungkursen ist besonders kriminell, weil Milliardensummen an Derivaten von einigen Punkten Unterschied maßgeblich abhängen. Das ist (vermutlich) auch die Hauptmotivation.
Doch was ist die Folge?
Die wirklichen Kunden werden langfristig auf Alternativen umsteigen, wenn ein bestimmtes Umfeld durch Betrug und kriminelle Energie verdorben wird.

Abgesehen davon ist es nicht vertretbar, echte Banken mit Einlagengeschäft und gemeinschaftlich organisierter Einlagenversicherung an derart windigen Unternehmungen teilnehmen zu lassen.
Sogenannte Broker-Dealer und Investmentfirmen haben heute die Möglichkeit, alle zuvor klassischen Geldmarktinstrumente von Banken gleichermaßen zu nutzen. Zukünftig offenbar bis hin zur LTRO-Teilnahme und Target-II Abrechnungskonten, wenn auch mithilfe von Agenten.

Haspelbein
01.02.2019, 21:04
So ist es. Prinzipiell ist die Methode zweitrangig. Die großen Märkte für Staatsanleihen sind aufgrund ihrer Größe und des stattfindenden Handelsvolumens bei weitem die attraktivsten Betätigungsfelder. Dazu haben die Clearingstellen einen Anreiz, maximales Volumen abzuwickeln, wobei die geringsten Kapitalanforderungen für Positionen als erstrebenswert gelten. Das damals betroffene Bund-Future bietet immer drei lieferfähige Anleihen, die jeweils mehrere Milliarden Euro Größe der jeweiligen Emission aufweisen müssen. Damit sind ausschließlich Großbanken imstande, mit dieser Methode Geld zu verdienen. Ich persönlich bin von Natur aus bereits viel zu paranoid, um einige Tage vor der Lieferfrist noch ungedeckte, offene Positionen zu halten. Allerdings ärgert die Nestbeschmutzung durch derartige Maßnahmen. Die wirklich wichtigen Märkte erhalten ihre Bedeutung nicht durch Börsenmitglieder und Market-Maker, sondern durch echtes Geld. Also Akteure, die vorhandene Instrumente als Werkzeug bzw. Dienstleistung z.B. zur Absicherung nutzen. (Versicherungen, Fonds, Banken, etc.)
Besonders extrem ist die Lage am ehemaligen London Financial Futures Exchange, wo regelmäßig und sowohl am helllichten Tage als auch nachts vorwiegend Aktienindizes so exzessiv manipuliert werden, dass es bereits Blinden (FCA?) auffällt. Die Manipulation von Abrechnungkursen ist besonders kriminell, weil Milliardensummen an Derivaten von einigen Punkten Unterschied maßgeblich abhängen. Das ist (vermutlich) auch die Hauptmotivation.
Doch was ist die Folge?
Die wirklichen Kunden werden langfristig auf Alternativen umsteigen, wenn ein bestimmtes Umfeld durch Betrug und kriminelle Energie verdorben wird.

Wobei wir bei den Auswirkungen für die Anbieter wären. Es handelt sich hier um Staatsanleihen. Sollte es nicht im Interesse der Staaten sein, hier etwas genauer hinzusehen? Denn solche Geschichten müssen sich doch auf die Risikobewertung dieser Anlageform auswirken.



Abgesehen davon ist es nicht vertretbar, echte Banken mit Einlagengeschäft und gemeinschaftlich organisierter Einlagenversicherung an derart windigen Unternehmungen teilnehmen zu lassen.
Sogenannte Broker-Dealer und Investmentfirmen haben heute die Möglichkeit, alle zuvor klassischen Geldmarktinstrumente von Banken gleichermaßen zu nutzen. Zukünftig offenbar bis hin zur LTRO-Teilnahme und Target-II Abrechnungskonten, wenn auch mithilfe von Agenten.

Sehe ich prinzipiell auch so. Auch wenn ich es für wahrscheinlich halte, dass man eine Gesetzgebung in dieser Hinsicht (Glass-Steagall) umgehen könnte.

Leibniz
01.02.2019, 22:49
Wobei wir bei den Auswirkungen für die Anbieter wären. Es handelt sich hier um Staatsanleihen. Sollte es nicht im Interesse der Staaten sein, hier etwas genauer hinzusehen? Denn solche Geschichten müssen sich doch auf die Risikobewertung dieser Anlageform auswirken.
[...]
Theoretisch müssten Staaten außerordentliches Interesse daran haben, den geregelten Betrieb des Markts für Staatsanleihen sicherzustellen. Die Risikobewertung der Anleger ist relevant, prinzipiell jedoch bereits ein Second-Order Effekt. Die überschaubare Gruppe von Menschen, die wirklich verstehen, wie Staatsanleihen aus Sicht des Primary Dealers (Großbank, die Staaten am Primärmarkt finanziert) funktionieren, findet sich schätzungsweise zu 95% in den Instituten selbst und zu 5% in der übrigen Wirtschaft.

Wer einmal unvoreingenommen überlegt wird feststellen, dass Primary Dealer die Zinssätze anbieten zu denen Staaten schlussendlich ihre Anleihen emittieren können. Auch sind sie meist jene, die für die größten Vermögensverwalter den Erwerb zu Primärmarktauktionen durchführen und abwickeln (nicht selten "kostenlos"), wodurch sie wissen, wie viel die Buy-Side zu welchen Zinsen bietet. Die großen US-Institute sind zugleich auch die größten Clearing-Broker in Cash Anleihen und Derivaten. Dadurch wissen sie nicht nur, wer wie positioniert ist, sondern haben kostengünstigen (in Transaktionskosten: nahe null) Direktzugriff auf die größten Börsen für Staatsanleihen, ob Cash-FICC oder CBOT/CME. Die Akquisition von NEX(BrokerTec) durch die CME wird einen unerreichbaren Monopolisten(vermutlich 95+%) in US-Treasury Cash und Derivaten entstehen lassen.

Während gewöhnliche Handelsfirmen Cash-Anleihen bezahlen müssen, können Primary Dealer ihre Staatsanleihen zu attraktivsten Konditionen gegen Geld an die Federal Reserve verpfänden. Ein großer Primary Dealer kann problemlos ad-hoc einige Milliarden US-Staatsanleihen aufnehmen, ohne dabei nennenswerte Opportunitätskosten zu erleiden.
Das Geschäftsmodell der großen US-Banken lautet überspitzt: Geld zu 0% annehmen, zu 2,5% an die USA verleihen und zu 2% bei der Federal Reserve verpfänden.

Angefangen von (mindestens) dem Skandal bei Salomon Brothers hat diese Ausgangslage immer wieder zu Skandalen und Missbrauch geführt. Ökonomen haben in der Vergangenheit gelegentlich postuliert, dass der effiziente Markt Auktionen am Primärmarkt antizipiert und daher zuvor Kursverluste erleidet. Meine eigene unbewiesene Verschwörungstheorie (die allerdings logisch kohärent erscheint) ist, dass Primary Dealer vor großen Auktionen mithilfe der Futures den Markt drücken, um höhere Zinsen zu Auktionen zu erzielen. Diese Theorie wäre in der Praxis besonders vorteilhaft, weil die Lieferverpflichtung (Futures/Optionen/etc.) zu Höchstkursen eingegangen wird, um die lieferfähige (bzw. mathematisch vergleichbare Anleihe) Cash-Anleihe zu Tiefstkursen zu beschaffen.
Es gab einmal einen Unternehmer, der versuchte, den seinerzeit fragmentierten Treasury-Markt in einer Plattform zu konsolidieren. Nach langwierigen Bemühungen hatte er eine Firma gefunden, (State Street) die für seine Wenigkeit das FICC Clearing übernehmen wollte. Als die Primary Dealer von dieser Perspektive zusätzlicher Konkurrenz erfuhren, scheuten sie weder Mittel noch Einsatz, um State Street unter Androhung der Auflösung aller Geschäftsbeziehungen zum Abbruch zu bewegen. State Street ist tatsächlich auf Banken angewiesen, insofern eine nicht völlig abwegige Entscheidung.

Aus rationalen Gesichtspunkten wäre eine routinemäßige Kontrolle der Integrität des Markts für Staatsanleihen völlig gerechtfertigt. Wie Emanuel Friedman korrekt anmerkte, ähnelt der US-Kongress einer unruhigen Klasse Erstklässler, auch intellektuell. In wirtschaftlichen Belangen sind Politiker darüber hinaus zu 99% Unmündige. Streng genommen ist es auch nicht ihr Geld, was für die potentiellen Mehrkosten manipulierter Finanzierungskosten aufkommt.
Gleiches gilt selbstverständlich für den Bundestag.

Haspelbein
02.02.2019, 13:39
Theoretisch müssten Staaten außerordentliches Interesse daran haben, den geregelten Betrieb des Markts für Staatsanleihen sicherzustellen. Die Risikobewertung der Anleger ist relevant, prinzipiell jedoch bereits ein Second-Order Effekt. Die überschaubare Gruppe von Menschen, die wirklich verstehen, wie Staatsanleihen aus Sicht des Primary Dealers (Großbank, die Staaten am Primärmarkt finanziert) funktionieren, findet sich schätzungsweise zu 95% in den Instituten selbst und zu 5% in der übrigen Wirtschaft.

Wer einmal unvoreingenommen überlegt wird feststellen, dass Primary Dealer die Zinssätze anbieten zu denen Staaten schlussendlich ihre Anleihen emittieren können. Auch sind sie meist jene, die für die größten Vermögensverwalter den Erwerb zu Primärmarktauktionen durchführen und abwickeln (nicht selten "kostenlos"), wodurch sie wissen, wie viel die Buy-Side zu welchen Zinsen bietet. Die großen US-Institute sind zugleich auch die größten Clearing-Broker in Cash Anleihen und Derivaten. Dadurch wissen sie nicht nur, wer wie positioniert ist, sondern haben kostengünstigen (in Transaktionskosten: nahe null) Direktzugriff auf die größten Börsen für Staatsanleihen, ob Cash-FICC oder CBOT/CME. Die Akquisition von NEX(BrokerTec) durch die CME wird einen unerreichbaren Monopolisten(vermutlich 95+%) in US-Treasury Cash und Derivaten entstehen lassen.

Während gewöhnliche Handelsfirmen Cash-Anleihen bezahlen müssen, können Primary Dealer ihre Staatsanleihen zu attraktivsten Konditionen gegen Geld an die Federal Reserve verpfänden. Ein großer Primary Dealer kann problemlos ad-hoc einige Milliarden US-Staatsanleihen aufnehmen, ohne dabei nennenswerte Opportunitätskosten zu erleiden.
Das Geschäftsmodell der großen US-Banken lautet überspitzt: Geld zu 0% annehmen, zu 2,5% an die USA verleihen und zu 2% bei der Federal Reserve verpfänden.

Der letzte Satz ist nicht falsch, wenn auch wirklich sehr überspitzt ausgedrückt. (Die Grossbanken haben natürlich noch andere Einnahmequellen, geniessen zweifelsohne eine Sonderstellung.) Aber gerade deshalb sehe ich den Staat in der Pflicht, hier eine besondere Kontrolle auszuüben. Einerseits mag es wirklich das Unwissenheit sein, andererseits haben die USA oder Deutschland keine Probleme, ihre Staatsanleihen an den Markt zu bringen, d.h. es wird nicht als dringlich empfunden. Bei anderen Staaten sehe ich da schon ein deutlich anderes Bild.



Angefangen von (mindestens) dem Skandal bei Salomon Brothers hat diese Ausgangslage immer wieder zu Skandalen und Missbrauch geführt. Ökonomen haben in der Vergangenheit gelegentlich postuliert, dass der effiziente Markt Auktionen am Primärmarkt antizipiert und daher zuvor Kursverluste erleidet. Meine eigene unbewiesene Verschwörungstheorie (die allerdings logisch kohärent erscheint) ist, dass Primary Dealer vor großen Auktionen mithilfe der Futures den Markt drücken, um höhere Zinsen zu Auktionen zu erzielen. Diese Theorie wäre in der Praxis besonders vorteilhaft, weil die Lieferverpflichtung (Futures/Optionen/etc.) zu Höchstkursen eingegangen wird, um die lieferfähige (bzw. mathematisch vergleichbare Anleihe) Cash-Anleihe zu Tiefstkursen zu beschaffen.

Die von dir beschriebene Methode macht durchaus Sinn, zeigt jedoch ebenso, dass der beschränkte Kreis der Primary Dealer dies ebenso relativ leicht kann, da es eben anderen Anbieter gibt. Ob der Markt das so antizipiert, weiss ich nicht einmal. Dem stünde deine Behauptung über die Verteilung des Wissens um diese Abläufe eigentlich entgegen, d.h. ich bin mir nicht sicher, dass ein Markt intelligenter als seine Teilnehmer sein kann.

[...]



Aus rationalen Gesichtspunkten wäre eine routinemäßige Kontrolle der Integrität des Markts für Staatsanleihen völlig gerechtfertigt. Wie Emanuel Friedman korrekt anmerkte, ähnelt der US-Kongress einer unruhigen Klasse Erstklässler, auch intellektuell. In wirtschaftlichen Belangen sind Politiker darüber hinaus zu 99% Unmündige. Streng genommen ist es auch nicht ihr Geld, was für die potentiellen Mehrkosten manipulierter Finanzierungskosten aufkommt.
Gleiches gilt selbstverständlich für den Bundestag.

In einer Demokratie bildet das Parlament die Bevölkerung ab. Was soll man also erwarten? Nun gut, man könnte AfD wählen, denn Weigel wird es wahrscheinlich wissen. :D

Leibniz
05.02.2019, 19:36
Der letzte Satz ist nicht falsch, wenn auch wirklich sehr überspitzt ausgedrückt. (Die Grossbanken haben natürlich noch andere Einnahmequellen, geniessen zweifelsohne eine Sonderstellung.) Aber gerade deshalb sehe ich den Staat in der Pflicht, hier eine besondere Kontrolle auszuüben. Einerseits mag es wirklich das Unwissenheit sein, andererseits haben die USA oder Deutschland keine Probleme, ihre Staatsanleihen an den Markt zu bringen, d.h. es wird nicht als dringlich empfunden. Bei anderen Staaten sehe ich da schon ein deutlich anderes Bild.
[...]
Besonders im Vergleich zum Euro sind US-Dollar im Augenblick wundervoll. Guthaben werden von Tag zu Tag mehr. Guthaben können in T-Bills und Commercial Paper für Konservative oder in Goldman Sachs oder Blackrock Geldmarktfonds angelegt werden und bringen jeden Tag Geld, ohne etwas zu tun. Wobei der Schlüssel ist, das Geld unter 2,5% zu beschaffen. Ich fühle mich bereits als Lotto-Gewinner, wenn ich über das Wochenende USD zu 1-2% habe. Wells Fargo hat weit mehr als eine Billion US-Dollar Kundeneinlagen, die vermutlich noch immer unter 0,5% verzinst werden. Euros dagegen sind wie eine heiße Kartoffel, die herumgereicht wird. Das Äquivalent zu T-Bills bringt -0,66%, Geldmarktfonds bringen -0,5%, alles andere hat Kreditrisiko.
Es ist jedoch nicht nur die Zinssituation selbst, sondern auch die Infrastruktur. In Europa sind die Märkte fragmentiert und es ist zuweilen schwer, auf liquide Märkte zuzugreifen. Im US-Markt werden alle Wertpapiere über eine Clearinggesellschaft abgewickelt und es ist nicht nennenswert, mit geringsten Transaktionskosten einige hundert Millionen US-Dollar in T-Bills oder Notes unterzubringen.
Ein Blackrock Geldmarktfonds hat sogar ein Minimum von 500 Millionen US-Dollar. Das heißt es stellt für sie kein Problem dar, wenn Kunden ad-hoc einige Milliarden transferieren und sie sehen müssen, wo sie diese unterbringen.

Die Nachfrage nach US-Anleihen ist auch zu 90% eine Folge der Federal Reserve. Banken können US-Staatsanleihen als Repo zu den geltenden Leitzinsen an die Federal Reserve "ausleihen", wobei der Ertrag den Zinsen der Sicherheit abzüglich Leitzinsen entspricht. Alternativ lassen sich US-Staatsanleihen mittels des sogenannten Discount Window verpfänden. Die kurzfristigen Anleihen haben dabei gerade einmal winzige Haircuts (0,25%). Theoretisch kann eine Bank dadurch kurzfristige Staatsanleihen mit einem Hebel von 1:400 halten. J.P. Morgan hat etwa 400 Mrd. Eigenkapital, was theoretisch für 160 Billionen US-Dollar Staatsanleihen ausreichen würde.
Soviel zur Möglichkeit einer Insolvenz der USA.

Haspelbein
05.02.2019, 20:13
Ich parke derzeit mein flüssiges Geld so bei 2,5%, also von mir bekommst du die USD nicht zu 1-2%. :D Aber ja, ich bin selbst erstaunt, wieviele Einlagen immer noch geringer verzinst sind. Besonders was einige Banken ihren Kunden in Money Market Accounts anbieten, ist derzeit geradezu dreist. (Da bekomme ich von den Mormonen deutlich mehr.) Aber ja, ich stimme dir bei den US-Staatsanleihen weitgend zu. Prinzipiell habe ich zuviel Cash, obwohl ich damit 2018 eher richtig lag. Eine Dringlichkeit empfinde ich z.Z. aber nicht.

Leibniz
06.02.2019, 22:01
Ich parke derzeit mein flüssiges Geld so bei 2,5%, also von mir bekommst du die USD nicht zu 1-2%. :D Aber ja, ich bin selbst erstaunt, wieviele Einlagen immer noch geringer verzinst sind. Besonders was einige Banken ihren Kunden in Money Market Accounts anbieten, ist derzeit geradezu dreist. (Da bekomme ich von den Mormonen deutlich mehr.) Aber ja, ich stimme dir bei den US-Staatsanleihen weitgend zu. Prinzipiell habe ich zuviel Cash, obwohl ich damit 2018 eher richtig lag. Eine Dringlichkeit empfinde ich z.Z. aber nicht.
Es klingt auch leichter als es tatsächlich ist. Neben einigen Tricks ist auch Glück ein Faktor. Ich habe schlichtweg permanent Aufträge im Markt, die je nach Laufzeit und Nennbetrag einige Basispunkte unter 2,5% Geld annehmen und dieses einige Basispunkte darüber zum Verkauf anbieten. Wenn das Volumen groß genug ist, sind selbst kleine Zinsspannen relevant. Das beste Beispiel war heute und gestern im Euro, wobei über die Eurex Derivateplattform viermonatiges Geld mit einer Zinsspanne von gerade einmal einem Basispunkt (10^-4) angeboten wurde. 0,25-0,5 Basispunkte werden dabei allein durch Gebühren verschlungen. Allerdings hat die Kundenseite sowohl heute als auch gestern etwa 50 Millionen Euro an Volumen in diesem einzelnen Produkt umgesetzt, wodurch immer noch auskömmliche Erträge entstehen.
Ein Trick besteht auch darin, vor dem Wochenende und zwischen Ausübungsfrist und Abrechnungsfrist amerikanische Optionen von hoher Open Interest zu verkaufen. Im Gegensatz zu europäischen Optionen sind diese jederzeit (bis zur Ausübungsfrist des jeweiligen Tages) auszuüben, wodurch die Prämie höher und durch den intrinsischen Wert beschränkt ist. Verkaufe ich nun einen halben Basispunkt unter intrinsischem Wert ( 250/360 = 0,694 Basispunkte Zinsertrag pro Tag), werden einige geneigt sein, zu kaufen und auszuüben, wodurch jene den intrinsischen Wert erhalten würden. Allerdings würde in der korrekten Vorgehensweise ein Wochenende dazwischen fallen, wobei mindestens (2/360)*250 Basispunkte Zinserträge anfallen. Am darauffolgenden Montag wird ausgeübt und zufällig allen offenen Positionen zugewiesen. Abhängig von der Höhe der Open Interest/offenen Positionen kann das Geld auch noch einige Tage länger behalten werden, jedoch jeden Morgen fällig werden. Sozusagen die moderne Version von Kundeneinlagen. :D

Diverse andere Methoden nutzen die Wertpapierleihe in Verbindung mit Rückkaufgeschäften, um sowohl Geld über 2,5% zu investieren, als auch (seltener/riskanter) unter 2,5% zu leihen. Die Logik ist sogar ähnlich, indem Leihgebühren unberechenbar sind und jederzeit sehr hoch ansteigen können, woraufhin sinnvollerweise zurückgekauft wird.

Die großen US-Banken sind als Alteingesessene in der Situation, nicht auf Neukunden angewiesen zu sein. Die Wenigsten dürften überhaupt klagen, wenn sie 2% unter Marktzinsen erhalten. Goldman Sachs wirbt als Neuling (unter den Einlageinstituten) mit weitgehend marktgerechten Zinsen, um eine Kundenbasis aufzubauen.
Dieses Verhalten erinnert an das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, die für Aktientransaktionen wohl 0,5% berechnet. Michael Milken hatte kürzlich sogar davon erzählt, dass anteilige Komissionen dieser Größenordnung eine Unart der siebziger Jahre gewesen seien.

Haspelbein
07.02.2019, 13:29
Es klingt auch leichter als es tatsächlich ist. Neben einigen Tricks ist auch Glück ein Faktor. Ich habe schlichtweg permanent Aufträge im Markt, die je nach Laufzeit und Nennbetrag einige Basispunkte unter 2,5% Geld annehmen und dieses einige Basispunkte darüber zum Verkauf anbieten. Wenn das Volumen groß genug ist, sind selbst kleine Zinsspannen relevant. Das beste Beispiel war heute und gestern im Euro, wobei über die Eurex Derivateplattform viermonatiges Geld mit einer Zinsspanne von gerade einmal einem Basispunkt (10^-4) angeboten wurde. 0,25-0,5 Basispunkte werden dabei allein durch Gebühren verschlungen. Allerdings hat die Kundenseite sowohl heute als auch gestern etwa 50 Millionen Euro an Volumen in diesem einzelnen Produkt umgesetzt, wodurch immer noch auskömmliche Erträge entstehen.
Ein Trick besteht auch darin, vor dem Wochenende und zwischen Ausübungsfrist und Abrechnungsfrist amerikanische Optionen von hoher Open Interest zu verkaufen. Im Gegensatz zu europäischen Optionen sind diese jederzeit (bis zur Ausübungsfrist des jeweiligen Tages) auszuüben, wodurch die Prämie höher und durch den intrinsischen Wert beschränkt ist. Verkaufe ich nun einen halben Basispunkt unter intrinsischem Wert ( 250/360 = 0,694 Basispunkte Zinsertrag pro Tag), werden einige geneigt sein, zu kaufen und auszuüben, wodurch jene den intrinsischen Wert erhalten würden. Allerdings würde in der korrekten Vorgehensweise ein Wochenende dazwischen fallen, wobei mindestens (2/360)*250 Basispunkte Zinserträge anfallen. Am darauffolgenden Montag wird ausgeübt und zufällig allen offenen Positionen zugewiesen. Abhängig von der Höhe der Open Interest/offenen Positionen kann das Geld auch noch einige Tage länger behalten werden, jedoch jeden Morgen fällig werden. Sozusagen die moderne Version von Kundeneinlagen. :D

Dss kann ich schon nachvollziehen, aber für sowas fehlen mit hauptsächlich die Nerven, und natürlich auch etwas die Zeit, mal absehen davon, dass ich das normale Kundengeschäft von Geschäftsbanken wesentlich besser kenne. Aber das reicht halt um zu sehen, welche Banken (aber auch Credit Unions) hier günstige Konditionen bieten.




Die großen US-Banken sind als Alteingesessene in der Situation, nicht auf Neukunden angewiesen zu sein. Die Wenigsten dürften überhaupt klagen, wenn sie 2% unter Marktzinsen erhalten. Goldman Sachs wirbt als Neuling (unter den Einlageinstituten) mit weitgehend marktgerechten Zinsen, um eine Kundenbasis aufzubauen.

Ja, die Grossbanken sind da wirklich nicht sehr interessant. (Sie haben halt andere Vorteile.) Aber selbst eine Stufe darunter wird es schon anders, wenn man sich z.B American Express oder Citibank ansieht, die auf diese Kunden angewiesen sind.



Dieses Verhalten erinnert an das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, die für Aktientransaktionen wohl 0,5% berechnet. Michael Milken hatte kürzlich sogar davon erzählt, dass anteilige Komissionen dieser Größenordnung eine Unart der siebziger Jahre gewesen seien.

Ja, das waren noch Zeiten. Ich kann dir jedoch versichern, dass Privatkunden deutlich anders behandelt werden, auch wenn die Grossbanken in den USA ihre Kriterien verschärft haben, nach denen man zu diesem Kreis gehört.

Leibniz
07.02.2019, 21:59
[...]



Ja, das waren noch Zeiten. Ich kann dir jedoch versichern, dass Privatkunden deutlich anders behandelt werden, auch wenn die Grossbanken in den USA ihre Kriterien verschärft haben, nach denen man zu diesem Kreis gehört.
Meines Wissens verdienen die Banken an diesen Kunden überwiegend an Zinsaufschlägen im Securities Lending. Also an der Leihgebühr, zu der Aktien aus Kundenportfolios am Markt verliehen werden, der Leihgebühr, die zur Bereitstellung von Leerverkäufen berechnet wird und den Zinsen auf Cash Collateral. Seitdem Blackrock Milliardensummen aller möglichen Aktien hält und diese über die hauseigene Securities-Lending-Platform anbietet, kostet eine Aktienleihe in den allermeisten Fällen weit unter 25 Basispunkten. Die kostspieligen Aktien sind meistens ohnehin Schrott/Insolvenzkandidaten/Micro-Caps, den die wenigsten dieser Kunden halten. Abgesehen davon sorgt Technologie dafür, dass Transparenz und Interaktion in Echtzeit möglich ist. Unter dieser Voraussetzung der Kenntnisnahme wird jeder halbwegs intelligente Kunde Leerverkäufe eindecken, bevor er/sie 80% Leihgebühr zahlt.
Kürzlich erlangte ich Kenntnis von einem Datenangebot eines großen Interdealer Brokers, der offenbar eine analytische Aufstellung der Aktien mit den höchsten Leihgebühren an Hedgefonds verkauft. Offenbar ist eine Strategie mittlerweile, beliebige Aktien zu halten, um die Leihgebühr zu verdienen.:D
Eine solide US-Bank wie J.P.Morgan braucht von einem Kunden (abgesehen von Retail) 250-500Tsd. Einnahmen an Komissionen im Jahr, um auf eine vertretbare Eigenkapitalrendite zu kommen. Mit sinkenden Margen wird somit immer mehr Volumen notwendig.

Haspelbein
07.02.2019, 22:56
[...]
Eine solide US-Bank wie J.P.Morgan braucht von einem Kunden (abgesehen von Retail) 250-500Tsd. Einnahmen an Komissionen im Jahr, um auf eine vertretbare Eigenkapitalrendite zu kommen. Mit sinkenden Margen wird somit immer mehr Volumen notwendig.

Wobei Retail bei den grossen Banken auch eben mit dazu gehört. Und wenn du zu diesem Kreis gehörst, haben auch deine Transaktionen eine andere Pirorität, und die Dienstleistungen sind im Retail-Bereich auch sonst weit gefächtert. Bei J.P. Morgan reichte bis noch vor kurzer Zeit 500K an Einlagen, um auf die unterste Stufe des Private Banking zu gelangen, aber das wurde mittlerweile auch angehoben. Dabei ist sowas schon schmerzhaft, da diese Grossbanken auf diese Konten, wie bereits von dir erwähnt, nicht die höchste Verzinsung versprechen.

Leibniz
08.02.2019, 00:38
Wobei Retail bei den grossen Banken auch eben mit dazu gehört. Und wenn du zu diesem Kreis gehörst, haben auch deine Transaktionen eine andere Pirorität, und die Dienstleistungen sind im Retail-Bereich auch sonst weit gefächtert. Bei J.P. Morgan reichte bis noch vor kurzer Zeit 500K an Einlagen, um auf die unterste Stufe des Private Banking zu gelangen, aber das wurde mittlerweile auch angehoben. Dabei ist sowas schon schmerzhaft, da diese Grossbanken auf diese Konten, wie bereits von dir erwähnt, nicht die höchste Verzinsung versprechen.
Meine Aussage bezieht sich auf die tatsächlich eingenommenen Gebühren und Transaktionskosten in einem Jahr. Dieser Richtwert ist mir lediglich aus dem Bereich spezialisierter Clearing-Dienstleistungen bekannt. Als General Clearing Member aller relevanten Clearingstellen und als Central Counterparty (CCP) übernehmen sie für Kunden ohne Clearing Lizenz die Abwicklung von Transaktionen mit den jeweiligen Clearingstellen und Settlement-Banken. Gegen Transaktionsgebühren von beispielsweise etwa 5-10 Cent auf eine Transaktion in 100Tsd. US-Dollar Nennwert Treasury-Futures (um bei dem Thema zu bleiben :haha:). Um nötiges Personal und ausreichend Rentabilität sicherzustellen, liegt die Schwelle um die 250Tsd.-500Tsd. an Transaktionsgebühren pro Jahr. Für stark standardisierte und elektronische Dienstleistungen liegt diese Schwelle niedriger. Die Zahl der Einzelpersonen, die dieses Volumen umsetzen, lässt sich an einer Hand abzählen. Andererseits existieren unzählige kleinere Firmen, die doppelt soviel umsetzen.

In vielen Fällen sind diese großen Institute vermutlich auch nicht das Optimum. Um keine Sorgen über Kreditrisiko zu haben, als Agent zur Nutzung von Wholesale Funding, der auch in schwierigen Marktphasen Bilanzkapazität hat und das Vertrauen des Markts genießt ist der Nutzen vorhanden. In vielen anderen Fällen vermutlich weniger

Haspelbein
08.02.2019, 14:21
[...]
In vielen Fällen sind diese großen Institute vermutlich auch nicht das Optimum. Um keine Sorgen über Kreditrisiko zu haben, als Agent zur Nutzung von Wholesale Funding, der auch in schwierigen Marktphasen Bilanzkapazität hat und das Vertrauen des Markts genießt ist der Nutzen vorhanden. In vielen anderen Fällen vermutlich weniger

Sie haben auch Vorteile, was die Beratung, Bekämpfung des Finanzbetrugs, und die Abstimmung mit regulativen Auflagen betrifft. Wo selbst bei Regionalbanken ein neu angelernter Sachbearbeiter eine Transaktion prüft, geschieht dies bei den Grossbanken per KI. Durch das Volumen hat man auch einen deutlichen besseren Überblick, und was mir Berater in Regionalbanken schon einen Mist erzählt haben, ist wirklich abenteuerlich. Alles was Retail betrifft bleibt bei mir bei den Grossbanken.

Leibniz
08.02.2019, 18:41
Sie haben auch Vorteile, was die Beratung, Bekämpfung des Finanzbetrugs, und die Abstimmung mit regulativen Auflagen betrifft. Wo selbst bei Regionalbanken ein neu angelernter Sachbearbeiter eine Transaktion prüft, geschieht dies bei den Grossbanken per KI. Durch das Volumen hat man auch einen deutlichen besseren Überblick, und was mir Berater in Regionalbanken schon einen Mist erzählt haben, ist wirklich abenteuerlich. Alles was Retail betrifft bleibt bei mir bei den Grossbanken.
Das wiederum ist sehr ähnlich wie hierzulande. Die Produkte und Dienstleistungen, die auch Personen in meinem Bekanntenkreis von ihren Beratern z.T. sich haben andrehen lassen sind haarsträubend. Technologie wird vermutlich auch der Katalysator sein, um eine qualitativ hochwertige Palette an Dienstleistungen breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. J.P.Morgan gibt meines Wissens zehn Milliarden jährlich für Technologie aus. Goldman Sachs ist bereits seit den neunziger Jahren Arbeitgeber von mehr IT- und Technik-Fachleuten als sonstigen.

Haspelbein
08.02.2019, 19:11
Das wiederum ist sehr ähnlich wie hierzulande. Die Produkte und Dienstleistungen, die auch Personen in meinem Bekanntenkreis von ihren Beratern z.T. sich haben andrehen lassen sind haarsträubend.

Ich habe ein paar Schliessfächer bei einer lokalen Bank. Eines Tages meldete sich ein Berater dieser Bank, wahrscheinlich da ich vor Jahren auf ein Lockangebot der Bank eingegangen bin. Es wollte mir einen Fond andrehen, der mehr oder weniger ein Hybridform aus Aktienfond und festverzinslichen Anleihen war. Aufgrund des amerikanischen Steuerrechts lohnen sich diese Anlageformen eigentlich nur in steuerverzögerten Konten (IRA, 401(k)), da man keine vollen Steuern auf Gewinne zahlen will, die wie in diesem Fonds gedeckelt werden. Das wollte der Kerl nicht verstehen, es war einfach nur peinlich.


Technologie wird vermutlich auch der Katalysator sein, um eine qualitativ hochwertige Palette an Dienstleistungen breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. J.P.Morgan gibt meines Wissens zehn Milliarden jährlich für Technologie aus. Goldman Sachs ist bereits seit den neunziger Jahren Arbeitgeber von mehr IT- und Technik-Fachleuten als sonstigen.

Ja, diese Banken entwickeln sich gerade zu Technologieunternehmen, es ist recht erstaunlich. Von KI bis Quantencomputer, sie haben da ihre Finger mit drin. Auch kooperieren diese Banken mit einer riesigen Palette von anderen Finanzdienstleistern, aber auch Fluggesellschaften oder Automobilherstellern. Du kannst praktisch bei der Bank ein Auto kaufen. Wollte ich einen Maserati, so bekäme ich durch die Bank einen Rabatt. :D

Leibniz
08.02.2019, 19:35
Ich habe ein paar Schliessfächer bei einer lokalen Bank. Eines Tages meldete sich ein Berater dieser Bank, wahrscheinlich da ich vor Jahren auf ein Lockangebot der Bank eingegangen bin. Es wollte mir einen Fond andrehen, der mehr oder weniger ein Hybridform aus Aktienfond und festverzinslichen Anleihen war. Aufgrund des amerikanischen Steuerrechts lohnen sich diese Anlageformen eigentlich nur in steuerverzögerten Konten (IRA, 401(k)), da man keine vollen Steuern auf Gewinne zahlen will, die wie in diesem Fonds gedeckelt werden. Das wollte der Kerl nicht verstehen, es war einfach nur peinlich.[...]
Das Fondsgeschäft ist auch ein Bereich, der von Interessenkonflikten beherrscht wird. Die Berater und Banken verkaufen jene Fonds, die hohe Vermittlungsgebühren erlauben. (hierzulande bis zu 15%, Blackrock und andere seriöse Firmen deckeln das zulässige Maximum auf 5%) Welche Fondsmanager erlauben, das ihre Produkte zu derart unverschämten Gebühren verkauft werden? Im rechtlichen Sinne zwar meist keine Betrüger, jedoch Akteure, die vorwiegend den eigenen Nutzen bedenken. Wie sich langfristige Erträge entwickeln wenn wie in vielen Fällen jedes Jahr 2-3% Verwaltungskosten berechnet werden ist auch bekannt.
Wann Steuern anfallen ist bekanntlich hoch relevant. Ähnlich wie mit Verwaltungskosten sind die Ergebnisse maßgeblich anders, wenn Erträge nicht sofort besteuert werden, sondern zu einem (hypothetischen) Endtermin wie einer Veräußerung.

Haspelbein
08.02.2019, 19:53
Das Fondsgeschäft ist auch ein Bereich, der von Interessenkonflikten beherrscht wird. Die Berater und Banken verkaufen jene Fonds, die hohe Vermittlungsgebühren erlauben. (hierzulande bis zu 15%, Blackrock und andere seriöse Firmen deckeln das zulässige Maximum auf 5%) Welche Fondsmanager erlauben, das ihre Produkte zu derart unverschämten Gebühren verkauft werden? Im rechtlichen Sinne zwar meist keine Betrüger, jedoch Akteure, die vorwiegend den eigenen Nutzen bedenken. Wie sich langfristige Erträge entwickeln wenn wie in vielen Fällen jedes Jahr 2-3% Verwaltungskosten berechnet werden ist auch bekannt.

Wobei auch die Größe eines Fonds eine Rolle spielt. Ich selbst habe Fonds mit einer Expense Ratio zwischen 0.03% und 0.21%. Wenn man 2% oder 3% verlangt, bei einem Wirtschaftswachstum in ähnlicher Größe, so kann sich wirklich nichts entwickeln. ETFs sollten so um 0.4% liegen.

Die von dir angegebenen Vermittlungsgebühren würde ich als Wegelagerei bezeichnen.



Wann Steuern anfallen ist bekanntlich hoch relevant. Ähnlich wie mit Verwaltungskosten sind die Ergebnisse maßgeblich anders, wenn Erträge nicht sofort besteuert werden, sondern zu einem (hypothetischen) Endtermin wie einer Veräußerung.

Oma Mitschke wird wahrscheinlich auch das nicht erzählt.

Leibniz
08.02.2019, 20:29
Wobei auch die Größe eines Fonds eine Rolle spielt. Ich selbst habe Fonds mit einer Expense Ratio zwischen 0.03% und 0.21%. Wenn man 2% oder 3% verlangt, bei einem Wirtschaftswachstum in ähnlicher Größe, so kann sich wirklich nichts entwickeln. ETFs sollten so um 0.4% liegen.

[...]
So ist es. 0.03-0.21% ist sehr günstig.

Haspelbein
08.02.2019, 20:58
So ist es. 0.03-0.21% ist sehr günstig.

Ja, aber es ist durchaus drin. Gerade bei den viel beworbenen steuerverzögerten Plänen in den USA sind die Verwaltungskosten oftmals viel zu hoch.

Leibniz
08.02.2019, 21:04
Ja, aber es ist durchaus drin. Gerade bei den viel beworbenen steuerverzögerten Plänen in den USA sind die Verwaltungskosten oftmals viel zu hoch.
Wie von Dir bereits erwähnt ist es eine Frage des Volumens. Für einen kleinen Fonds von 50 Millionen reicht es nicht aus. Einige Milliarden hingegen lassen sich zu diesen Konditionen durchaus verwalten.

navy
07.03.2019, 14:55
1,5 Billiarden € schon verpulvert und die Diebstahls Serie der EZ Bank mit Draghi geht weiter.

Straflos Milliarden stehlen, durch die Mafia Banker und es geht ungebremst weiter, weil die Profi Kriminellen auch noch Immunität haben und viele Politiker daran beteiligt sind. Banken veleihen Geld an Betrugs und Phantom Firmen und die Banker erhalten Boni und die EU und KfW Bank macht im kriminellen Spektakel eifrig mit


EZB kündigt neue Notkredite für Europas Banken an
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2019/03/07/ezb-kuendigt-neue-notkredite-fuer-banken-an/