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Vollständige Version anzeigen : Bürokratie in den Betrieben



Kalmit
08.01.2006, 14:58
http://zeus.zeit.de/text/2006/02/B_9frokratie


Das Schlagwort Bürokratieabbau kommt in Talkshows immer gut an. Da lamentieren dann die Chefs der großen Konzerne und Industrieverbände über die Lage der Nation. Sie, die etwas angepackt hätten, würden gern noch mehr anpacken – wenn in Deutschland nicht alles so bürokratisch wäre. Applaus ist ihnen sicher.

Über eines aber reden die Talkshow-Gäste ungern: darüber, dass es in vielen Konzernen nicht weniger bürokratisch zugeht als in den Amtsstuben; dass auch Großunternehmen von einer Fülle sinnloser Regeln beherrscht werden, die effizientes Arbeiten behindern oder gar unmöglich machen.

...

Interessanter Artikel finde ich. Weil ich es im Berufsleben bislang nicht ander kennengelernt habe! Chef's und Abteilungsleiter, die für jede Bleistiftbestellung nen schriftlichen Antrag verlangen und hinterher Leute zusammenpflaumen, wenn der Drucker irgendwo noch 5 Euro günstiger zu haben gewesen wäre usw.

Der Absatz hier wirft auch ne Frage auf:


Doch den Chefs fällt es oft schwer, Angestellten mehr Eigenverantwortung zuzugestehen. »Die Folge ist ein Kuschelkurs in vielen Unternehmen, eine allgegenwärtige Absicherungsmentalität«, sagt McKinsey-Berater Müller-Oerlinghausen. Weil niemand etwas falsch machen wolle, würde alles mit allen abgestimmt. Die halbe Abteilung erhält die Kopie einer E-Mail mit der Klopierpapier-Bestellung. Aus dem Vier-Augen-Prinzip wird ein Vierzig-Augen-Prinzip.

Eigenverantwortung und Sozialstaatabbau finden neoliberale Arbeitgeber uneingeschränkt toll. Wenn es aber an das Abtreten von Verantwortung an die Mitarbeiter geht, mehr Selbstbestimmung - dann ist von Eigenverantwortung keine Rede mehr, dann wieder lieber straffe Hierarchien und Ungleichheit!

wtf
08.01.2006, 15:09
Es ist eine Tatsache, daß Unternehmungen jeder Größe von Bürokraten, Behörden, Kammern und anderen nichtsnutzigen Bürohengsten malträtiert werden. Anderes behaupten nur Ahnungslose, die niemals selbständig waren.

Du hast allerdings in Teilen Recht: Je größer eine Organisation, desto unbeweglicher, verkrusteter und ineffizienter wird sie. Das ist überall so, egal ob wir von der UNO, DaimlerChrysler oder der BA reden.

Der Vorteil kleiner Einheiten liegt in kurzen Entscheidungswegen und der direkten Zuordnung von Verantwortlichkeiten. Sesselpupser und Bürokraten fallen schneller auf bzw. werden erst gar nicht eingestellt.

Megaman
09.01.2006, 03:07
Es ist eine Tatsache, daß Unternehmungen jeder Größe von Bürokraten, Behörden, Kammern und anderen nichtsnutzigen Bürohengsten malträtiert werden. Anderes behaupten nur Ahnungslose, die niemals selbständig waren.

Du hast allerdings in Teilen Recht: Je größer eine Organisation, desto unbeweglicher, verkrusteter und ineffizienter wird sie. Das ist überall so, egal ob wir von der UNO, DaimlerChrysler oder der BA reden.

Der Vorteil kleiner Einheiten liegt in kurzen Entscheidungswegen und der direkten Zuordnung von Verantwortlichkeiten. Sesselpupser und Bürokraten fallen schneller auf bzw. werden erst gar nicht eingestellt.Dem kann ich zustimmen. Einen interessanten Aspekt möchte ich noch einbringen: Deine aufgezählten Unternehmungen haben etwas gemeinsam, sie alle werden nicht von den Besitzern geleitet. In allen haben die Besitzer kaum was zu melden. Die Aktionäre werden von ein paar Filzokraten über den Tisch gezogen. Die Löhne dieser Filzokraten entsprechen schon lange nicht mehr dem was ein Aktionär zu zahlen bereit wäre, traurigerweise schafft er es nicht diese Plünderer loszuwerden.

wtf
09.01.2006, 07:47
Das stimmt, aber auch hier vertraue ich dem Markt. Schlecht geleitete Unternehmen verlieren wirtschaftlichen Erfolg, geraten in die roten Zahlen und werden irgendwann durch Heuschrecken, denen man nur dankbar sein kann, auf Vordermann gebracht (unter Beseitigung der Verursacher des Elends).

lupus_maximus
09.01.2006, 08:03
Das stimmt, aber auch hier vertraue ich dem Markt. Schlecht geleitete Unternehmen verlieren wirtschaftlichen Erfolg, geraten in die roten Zahlen und werden irgendwann durch Heuschrecken, denen man nur dankbar sein kann, auf Vordermann gebracht (unter Beseitigung der Verursacher des Elends).
Wenn diese Heuschrecken aber aus dem Ausland kommen, finde ich dies weniger gut!
Jedesmal ist das Know how dann im Ausland.
In Deutschland kann man ja nichts mehr erfinden, ohne das dieses Wissen dann im Ausland landet!

Am Besten, wir verkaufen Ausländern nichts mehr, dann können sie auch nichts mehr kopieren!

wtf
09.01.2006, 09:09
Das geht nicht. Deutschland als Exportnation lebt von Geschäften mit dem Ausland und deshalb kann es sich umgekehrt nicht abschotten. Wenn deutsche Unternehmer/Mitarbeiter den Anforderungen der Globalisierung nicht gewachsen sind, werden sie eben bereinigt.

Daß es unerfreulich ist, wenn andere uns vormachen, wie eine Firma profitabel organisiert werden kann und Knowhow aus D verschwindet, ist klar. Die Chance hätten aber Deutsche auch gehabt.

lupus_maximus
09.01.2006, 09:26
Das geht nicht. Deutschland als Exportnation lebt von Geschäften mit dem Ausland und deshalb kann es sich umgekehrt nicht abschotten. Wenn deutsche Unternehmer/Mitarbeiter den Anforderungen der Globalisierung nicht gewachsen sind, werden sie eben bereinigt.

Daß es unerfreulich ist, wenn andere uns vormachen, wie eine Firma profitabel organisiert werden kann und Knowhow aus D verschwindet, ist klar. Die Chance hätten aber Deutsche auch gehabt.Hmm, wie kann man aber in einem Land, in dem der Staat und seine Abkömmlinge wie die IHK usw., die Grundkosten eines Betriebes schon so hoch schrauben, das man einen Riesenumsatz braucht, um überhaupt vernünftig davon leben zu können, noch profitabel arbeiten?
Anders gesagt, der Gewinn meiner Arbeit, der nur mir zugute kommt, ist einfach zu klein.
Es reicht mit dem Export einfach, wenn wir nur soviel exportieren wie wir auch importieren und dabei würde ich nach Möglichkeit, nur Grundstoffe importieren, mehr nicht!

wtf
09.01.2006, 09:50
Hmm, wie kann man aber in einem Land, in dem der Staat und seine Abkömmlinge wie die IHK usw., die Grundkosten eines Betriebes schon so hoch schrauben, das man einen Riesenumsatz braucht, um überhaupt vernünftig davon leben zu können, noch profitabel arbeiten?


Man kann es nur schlecht und deswegen hauen ja viele Betriebe ins Ausland ab, selbst wenn dort die Steuerquote relativ hoch (aber die Bürokratie gering) ist, Bsp. Österreich.

Im Fall der Heuschrecken kommt hinzu, daß die nicht lange fackeln und die Gegenseite im allgemeinen vor die Wahls stellen, zu kooperieren oder die Reste wegzuräumen, was mein Verständnis findet.