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Vollständige Version anzeigen : Resumee zum ARD Film "Unterwerfung"



radelroll
08.06.2018, 14:32
der Film ist nur noch bis 13.06 in der ARD-Mediathek

https://www.ardmediathek.de/tv/Unterwerfung/Unterwerfung/Das-Erste/Video?bcastId=52902312&documentId=52971470

verfügbar.


Mein Resumée:

Der Islam ist für mir persönlich komplett unwichtig.
Was für mich extremst auffallend war, war die sehr gute Darstellung der Menschen, die man um sich hat.

Der Hauptdarsteller als Mann mittleren Alters, der ausser Alkohol und reinem Sex nichts weiteres in seinem Leben hat.
Aber trotz seiner extrem psychischen Störungen als jemand Besonderes auftritt, weil er in Kreisen ist, in denen der einfache Angestellte als minderwertig angesehen wird.
Das solch ein psychisches Warck sehr anfällig für Geld, Sex und Gewalt ist, stellt der Wechsel zum Islam sehr anschaulich dar.
Wie gesagt, kann auch etwas anderes als der Islam sein, wie z.B. Kinderhandel.
Beide Mal können solche schwache Personen sich in einem Mob reinbegeben und sich innerhalb solcher Gruppen stark fühlen.

Das wird durch die Schlusssequenzen mit den Universitätsleiter gut dargestellt. Er ist regelrecht befallen mit dem Gedanken, dass ein Uni-Prof, der eigentlich wenig Chancen bei Frauen hat, plötzlich die besten und schönsten Frauen bekommt.

Die Frauen an sich, ebenfalls extremst realitätsnah.
In der Hochschule mit dem Prof ins Bett für bessere Noten, Vaterkomplex und dann aber eine plötzlich 180° Drehung, in dem man doch wieder dem verhassten Mann folgt und sich als 15 jähriges Mädchen/Frau unterwürfigst wie nie zuvor gibt.

Auffallend ist ein Thema, das komplett fehlt:
Die Vernichtung der eigenen Jugend durch die Eltern.

In all den Gesprächen im Film geht es den Erwachsenen nur um sich selbst und mit welchen Aussagen sie sich die Wirklichkeit zu Recht biegen.
Das Leid von besonders den eigenen Söhnen, die sich schlussendlich vergeblich gegen die neue Gesellschaft wehren, kommt in deren Köpfen nicht vor.

Obwohl das fehlt, bildet es detailiert die Situationen der heutigen Zeit dar.
Auf der einen Seite gibt es Leute, die sich - auf Grund von einer verhältnismässig starken Psyche - gegen schwachsinnige Neuerungen wehren.
Geichzeitig aber auf der anderen Seite Menschen wie der Hauptcharakter, also Gruppe 2.

Für mich die schlimmste Lehre aus dem Film war das unglaubliche Potential der Gruppe 2 und auch Anziehungskraft für Gruppe 2.
Diese Gruppierung mit dem Wunsch nach Machtausübung, Erniedrigung, pure Lust am Zerstören aber gleichzeitiger Unfähigkeit zum Selbstmord gibt es ja schon bereits heute zu hauf.
Der Film bzw der Roman stellt meiner Meinung nicht den Islam dar, sondern wie anfangs schon gesagt, den Menschen von nebenan.

Vermutlich deshalb die immensen Versuche den Film bzw. Roman nicht gross rauskommen zu lassen, weil er ein Spiegel der Zeit ist.

Valdyn
08.06.2018, 14:43
Ich fand den Film schlecht und ohne das Buch gelesen zu haben, behaupte ich, er wich in zentralen Aussagen stark von der Buchvorlage ab. Z.B. kam die Identitäre Bewegung recht schlecht weg, ich weiss nicht, ob das im Buch auch so ist. Aber ich habe ihn auch nicht ganz gesehen, denn ich bin tatsächlich gegen 21 Uhr eingeschlafen.

Hank Rearden
08.06.2018, 14:44
Was es zu diesem Machwerk zu sagen gibt, hat Alexander Wendt
hier (https://www.publicomag.com/2018/06/unterwerfung/) gesagt!

Hank Rearden
08.06.2018, 14:51
Ich fand den Film schlecht und ohne das Buch gelesen zu haben, behaupte ich, er wich in zentralen Aussagen stark von der Buchvorlage ab.

Aus Houllebecqs Werk muss nicht nur der Kern herausgeschnitten werden, nämlich die westliche Feigheit vor dem Islam, der die Selbstreflektion nicht kennt, sondern in die Leerstelle muss auch noch eine politisch korrekte Füllmasse.
schreibt Herr Wendt in seiner Kritk!

opppa
08.06.2018, 17:20
Wir wissen doch alle, daß sehr viele Menschen daran glauben, daß so ein Film (und auch das Buch) nichts als die reine Wahrheit darstellt!

:haha:

Smultronstället II.
08.06.2018, 17:50
Ich fand den Film schlecht und ohne das Buch gelesen zu haben, behaupte ich, er wich in zentralen Aussagen stark von der Buchvorlage ab. Z.B. kam die Identitäre Bewegung recht schlecht weg, ich weiss nicht, ob das im Buch auch so ist. Aber ich habe ihn auch nicht ganz gesehen, denn ich bin tatsächlich gegen 21 Uhr eingeschlafen.

Ich habe den Film nicht gesehen, aber das Buch gelesen. Die Identitären kommen gar nicht so schlecht weg - bzw. ist der Identitäre, mit dem der Protagonist verkehrt, klar der intellektuelle Vordenker der Islamisierung, der den Islam schmackhaft macht. Die eigentliche Pointe des Buches ist ja, dass die Islamisierung letztlich gut ist, weil sie mit den zwei größten Übeln der Moderne schlußmacht: dem Feminismus und dem Kapitalismus.

Interessant aber, dass der Protagonist laut OP anscheinend nur Alkohol und Sex in seinem Leben hat - denn im Buch ist er ganz klar ein religiös Suchender, der ständig auf Huysmans anspielt, auch über ihn promoviert hat usw. Auch Houellebecq selber hatte ja eine katholische Phase - im Gegensatz zu Huysmans aber ist er schließlich nie wirklich katholisch geworden. Huysmans ist ja einer dieser französischen "Modernisten", die über den Umweg des Okkultismus und der Esoterik schließlich beim ganz frommen Katholizismus gelandet waren (es gibt dieses Buch von ihm "Vom Freidenkertum zum Kahtholizismus") und schließlich auch im Kloster gestorben ist. Einige der größten französischen Künstler sind ja "Moderne", die gleichzeitig tief katholisch waren (Messiaen, Peguy). Bei Houellebecq fehlt dieser Glaube an den Katholizismus. Sein Protagonist in "Unterwerfung" zieht sich noch einmal in ein Kloster zurück, verlässt es dann aber enttäuschend. Das ist ja ein wichtiges Motiv, das der Film anscheined(?) ausgelassen hat: also der Protagonist SUCHT ja im Eigenen nahc Antworten auf die Krise der Gegenwart, findet dort aber nix...

John Donne
08.06.2018, 17:53
Ich habe den Film nicht gesehen, aber das Buch gelesen.[...]

Geht mir ebenso.

Valdyn
08.06.2018, 17:58
Ich habe den Film nicht gesehen, aber das Buch gelesen. Die Identitären kommen gar nicht so schlecht weg - bzw. ist der Identitäre, mit dem der Protagonist verkehrt, klar der intellektuelle Vordenker der Islamisierung, der den Islam schmackhaft macht.

Im Film war eine der Kernaussagen, dass die Identitäten einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen wollen und letztlich verantwortlich sind bzw. die Rechte. Vielleicht ist das im Buch genau so, keine Ahnung.

Liberalist
08.06.2018, 18:06
Ich hab das Buch von diesem Hollebeck damals gelesen, es ging um einen gelehrten im mittleren Alter, unverheiratet, keine Kinder, Dozent an irgendeiner Uni und pimpert gerne Studentinnen, im Buch eine Jüdin.
Dann ist Wahl und um den Front National zu verhindern koalieren die Linken mit den Moslems und sanfte Unruhen beginnen.

Die Jüdin geht nach Israel, er aufs Land, futtert, guckt Pornos und zieht danach zurück nach Paris, dort werden hauptsächlich Moslems in den Fakultäten eingesetzt. Z.B. erzählt in ein französischer Gelehrter welcher Jungfrau war wie toll doch der Islams ist, weil er durch seine Konvertierung jetzt eine Studentin zwecks heirat bekommen hat und so geht das Leben denn eben weiter seinen Lauf.
Der Hauptprotagonist ist dann damit einverstanden auch zu konvertieren.

So wird die sanft schleichende Islamisierung beschrieben.

War damals nicht begeistert, hab mir aber sagen lassen, dass man alle seine Bücher im zusammenhang lesen sollte, z.b. wurde in der BRD auch Elementarteilchen von ihm verfilmt.

Wir haben es hier mit einen alten versüfften Linken zu tun welcher auf einmal gemerkt, dass die linke Gesellschaft völlig im Eimer ist, ohne Wurzeln, ohne Bindungen, ohne Halt.

Haspelbein
08.06.2018, 18:13
[...]
Wir haben es hier mit einen alten versüfften Linken zu tun welcher auf einmal gemerkt, dass die linke Gesellschaft völlig im Eimer ist, ohne Wurzeln, ohne Bindungen, ohne Halt.

Ich habe das Buch auch gelesen, und um die Haltlosigkeit der Salonlinken ging es wesentlich mehr als um den Islam.

ABAS
08.06.2018, 19:16
Ich hab das Buch von diesem Hollebeck damals gelesen, es ging um einen gelehrten im mittleren Alter, unverheiratet, keine Kinder, Dozent an irgendeiner Uni und pimpert gerne Studentinnen, im Buch eine Jüdin.
Dann ist Wahl und um den Front National zu verhindern koalieren die Linken mit den Moslems und sanfte Unruhen beginnen.

Die Jüdin geht nach Israel, er aufs Land, futtert, guckt Pornos und zieht danach zurück nach Paris, dort werden hauptsächlich Moslems in den Fakultäten eingesetzt. Z.B. erzählt in ein französischer Gelehrter welcher Jungfrau war wie toll doch der Islams ist, weil er durch seine Konvertierung jetzt eine Studentin zwecks heirat bekommen hat und so geht das Leben denn eben weiter seinen Lauf.
Der Hauptprotagonist ist dann damit einverstanden auch zu konvertieren.

So wird die sanft schleichende Islamisierung beschrieben.

War damals nicht begeistert, hab mir aber sagen lassen, dass man alle seine Bücher im zusammenhang lesen sollte, z.b. wurde in der BRD auch Elementarteilchen von ihm verfilmt.

Wir haben es hier mit einen alten versüfften Linken zu tun welcher auf einmal gemerkt, dass die linke Gesellschaft völlig im Eimer ist, ohne Wurzeln, ohne Bindungen, ohne Halt.

Das Resuemee aus dem Buch und der Verfilmung war ohnehin schon vorher bekannt.
Dazu brauchte es weder das Buch noch die Verfilmung. Maenner sollten es nicht mit
Juedinnen treiben weil Juedinnen koennen Maennern den Verstand absaugen!

mathetes
11.06.2018, 17:15
Ich hab nur das Buch gelesen, im Prinzip beschreibt das Buch eine konservative Kulturrevolution und die Überwindung des Marktradikalismus unter dem Deckmantel eines vergleichsweise moderaten Islams, da der Katholizismus als Vehikel dafür nicht mehr stark genug war, die ehemaligen Identitären haben genau das erkannt und sind früh konvertiert. Die beschriebene Gesellschaft im Buch ist aus Sicht eines Reaktionären wie mir garnicht mal so dystopisch, das Buch in meinen Augen überbewertet.

Wie wurden die Bürgerkriegsszenen im Film inszeniert, dieser Aspekt blieb im Buch sehr vage.


Ich habe den Film nicht gesehen, aber das Buch gelesen. Die Identitären kommen gar nicht so schlecht weg - bzw. ist der Identitäre, mit dem der Protagonist verkehrt, klar der intellektuelle Vordenker der Islamisierung, der den Islam schmackhaft macht. Die eigentliche Pointe des Buches ist ja, dass die Islamisierung letztlich gut ist, weil sie mit den zwei größten Übeln der Moderne schlußmacht: dem Feminismus und dem Kapitalismus.

Wir interprätieren das Buch wie aussieht ähnlich und werten auch seine Zukunftsvision ähnlich, allerdings dürfte der liberale Mainstream das anders sehen; mir geht Houellebecq nicht weit genug, sein Islam ist viel zu milde, das würde in die Zeit Atatürks passen, aber nicht in den radikalen Islamismus unserer Zeit.


Interessant aber, dass der Protagonist laut OP anscheinend nur Alkohol und Sex in seinem Leben hat - denn im Buch ist er ganz klar ein religiös Suchender, der ständig auf Huysmans anspielt, auch über ihn promoviert hat usw. Auch Houellebecq selber hatte ja eine katholische Phase - im Gegensatz zu Huysmans aber ist er schließlich nie wirklich katholisch geworden. Huysmans ist ja einer dieser französischen "Modernisten", die über den Umweg des Okkultismus und der Esoterik schließlich beim ganz frommen Katholizismus gelandet waren (es gibt dieses Buch von ihm "Vom Freidenkertum zum Kahtholizismus") und schließlich auch im Kloster gestorben ist. Einige der größten französischen Künstler sind ja "Moderne", die gleichzeitig tief katholisch waren (Messiaen, Peguy). Bei Houellebecq fehlt dieser Glaube an den Katholizismus. Sein Protagonist in "Unterwerfung" zieht sich noch einmal in ein Kloster zurück, verlässt es dann aber enttäuschend. Das ist ja ein wichtiges Motiv, das der Film anscheined(?) ausgelassen hat: also der Protagonist SUCHT ja im Eigenen nahc Antworten auf die Krise der Gegenwart, findet dort aber nix...

Vermutlich muss man Huysmann kennen um das Buch komplett zu verstehen, ich kenne ihn nicht.