Anmelden

Vollständige Version anzeigen : Hong Kong durchlebt 1992 erneut



Leibniz
14.04.2018, 22:20
Wie 1992 (England, 1997 Rußland, und 2002 Argentinien, u.a.) glaubt eine Notenbank auch heute noch, mit begrenzten Devisenreserven die eigene Währung stützen zu können. Der lang erwartete Zusammenbruch eines der letzten Währungssysteme (abgesehen von Bananenrepubliken) mit gekoppelten Wechselkursen könnte unmittelbar bevor stehen.

Während die zuständige Institution (HKMA) für jeden Dollar stützender Interventionen zugleich die Devisenreserven um diesen verringert, können private Akteure praktisch unbegrenzte Mengen HKD über Nacht nahe null (HIBOR) kaufen, zu USD tauschen, über Nacht zu 1.5-2% (USD LIBOR) verkaufen und dabei nicht mehr als 1-2% Sicherheiten hinterlegen (ungefähr 100-200% return on equity + vermutlich 500-1500% Einmalbonus, wenn die HKMA kein Geld mehr hat).
Dabei ist es wichtig, die Gewinne und Verluste einer Zentralbank zu verstehen. Diese sind nicht irrelevant oder inexistent, sondern wirken immer in absehbarer Zeit zulasten/zugunsten der Allgemeinheit.

Dennoch erscheint es unmöglich, dass Zentralbank-Bürokraten erkennen, wie aussichtslos dieses regelmäßig wiederholte Ritual ist. Offenbar stört es die Allgemeinheit wenig, einerseits unter Zwang eine Währung nutzen zu müssen, die andererseits völlig irrational zu ihren Lasten an private Akteure verschenkt wird.

https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-04-12/hong-kong-intervenes-to-buy-currency-at-weak-end-of-trading-band



“We will see more HKMA intervention in the coming days, because the market’s expectations on the Hong Kong dollar are still quite bearish due to the ample liquidity,” said Zhou Hao, an economist at Commerzbank AG in Singapore. “The intervention won’t likely drive a significant rally in the exchange rate, as the demand for the currency remains weak.” Richtig. Genauso schwach wie die Nachfrage nach Commerzbank-Aktien.


The HKMA will defend the peg by buying the local dollar against the U.S. currency, Norman Chan, Chief Executive of the HKMA, said in a statement Thursday. Such operations are “normal” and more may come depending on capital flows, he said.
“The HKMA is fully capable of maintaining the stability of the Hong Kong dollar and managing large scale capital flows,” he said. “There is no need to be concerned.”
Richtig. Bis die US-Dollar Reserven verschenkt sind. Die Maßnahmen von Notenbanken sind bekanntlich immer gewöhnliche, die kein Anlass sind, besorgt zu sein.




https://www.youtube.com/watch?v=K_oET45GzMI

Haspelbein
16.04.2018, 13:25
Ich habe mir gerade heute beim Frühstück den Kursverlauf des HK Dollar relativ zum US Dollar angesehen. So sehr scheinen die Massnahmen der Zentralbank nicht zu helfen. Ich frage mich wer gerade daran verdient, so wie Soros damals 1992.

Leibniz
16.04.2018, 18:48
Ich habe mir gerade heute beim Frühstück den Kursverlauf des HK Dollar relativ zum US Dollar angesehen. So sehr scheinen die Massnahmen der Zentralbank nicht zu helfen. Ich frage mich wer gerade daran verdient, so wie Soros damals 1992.
An höher gelegenen Stellen der Pyramide ist man in Devisen, an der Spitze der Pyramide in Zinsen. Die Einschränkung dieses Sonderfalls ist die Liquidität des HKD bzw. entsprechender Zinsen. Andererseits ist die Geldmenge und Finanz-Infrastruktur heute eine andere als 1992.

Haspelbein
16.04.2018, 21:17
An höher gelegenen Stellen der Pyramide ist man in Devisen, an der Spitze der Pyramide in Zinsen. Die Einschränkung dieses Sonderfalls ist die Liquidität des HKD bzw. entsprechender Zinsen. Andererseits ist die Geldmenge und Finanz-Infrastruktur heute eine andere als 1992.

Ja, HK wird ja geradezu von chinesischen Anlegern geflutet. Die Frage bleibt eigentlich nur, ob die HKMA noch innerhalb der festgelegten Bandbreite der Bindung and den Dollar interveniert, und wie genau sie es täte.

Merkelraute
16.04.2018, 21:24
Wie 1992 (England, 1997 Rußland, und 2002 Argentinien, u.a.) glaubt eine Notenbank auch heute noch, mit begrenzten Devisenreserven die eigene Währung stützen zu können. Der lang erwartete Zusammenbruch eines der letzten Währungssysteme (abgesehen von Bananenrepubliken) mit gekoppelten Wechselkursen könnte unmittelbar bevor stehen.

Ja, HK wird ja geradezu von chinesischen Anlegern geflutet.

Im Mai bin ich in Hongkong. Ich hoffe, dann bekomme ich dort noch eine warme Mahlzeit. Die Blase wächst und wächst...:popcorn:Leute, daß wird ordentlich rummsen, wenn die Blase platzt.

Beobachter
16.04.2018, 21:25
Ich versteh hier nur Bahnhof.

Leibniz
18.04.2018, 23:18
Ich versteh hier nur Bahnhof.

Betrachten wir den USD/HKD Wechselkurs, scheint eine Barriere zu existieren, die ihn unter 7.85 hält:
https://i.imgur.com/kdeE5uR.png

Diese Barriere entsteht durch die HKMA (vergleichbar mit der EZB/Bundesbank), welche ihre USD-Reserven zu HKD tauscht und damit künstlich Nachfrage nach HKD erzeugt. Heute (18.04) hat die HKMA lt. eigener Unterlagen etwa 9,3Mrd. USD ihrer Reserven aufgebraucht, um Nachfrage nach HKD zu erzeugen.
https://i.imgur.com/04JShB1.png


Der Grund für die Schwäche des HKD sind Teilnehmer, die HKD zu "Overnight HIBOR" leihen, zu USD tauschen und zu ungefähr 1,7% über Nacht anlegen:
https://i.imgur.com/CbmouRP.png

Leibniz
18.04.2018, 23:43
Im Mai bin ich in Hongkong. Ich hoffe, dann bekomme ich dort noch eine warme Mahlzeit. Die Blase wächst und wächst...:popcorn:Leute, daß wird ordentlich rummsen, wenn die Blase platzt.

99% der Menschen in Hong Kong dürfte die dargestellten Vorgänge nicht einmal mitbekommen. Die Masse dürfte frühstens in einigen Monaten anhand von gestiegenen Zinsen mögliche Konsequenzen (Immobilienpreise, Kreditzinsen, Aktienpreise, etc.) spüren.

Leibniz
20.04.2018, 00:48
Ohne grundlegende Änderungen dürfte die HKMA in weniger als 10 Tagen alle US-Dollar Reserven verpulvert haben.

https://i.imgur.com/racrYGU.png

Möglicherweise wird innerhalb dieser letzten Tage noch der verzweifelte Versuch folgen, durch Zinserhöhungen noch das Ende der USD-HKD Kopplung abzuwenden.

SprecherZwo
20.04.2018, 04:17
Hat Soros nichmal vor ein paar Jahren diese "Regenschirm"-Revolution anzuzetteln versucht?

Leibniz
26.04.2019, 17:57
Eine weitere interessante Analyse wurde veröffentlicht.

Gestern präsentierte Kyle Bass, der sehr viel Geld mit Griechenland und Hypotheken (2007/8) verdiente, eine umfassende Analyse zur Situation in Hong Kong. Die Schlussfolgerung eines gewaltsamen Ende des USD/HKD Pegs teilt er.

https://www.zerohedge.com/news/2019-04-25/quiet-panic-kyle-bass-hong-kongs-looming-financial-political-crisis

Leibniz
16.05.2019, 20:00
Den Peg aufzugeben wird nicht leicht fallen. Ohne dieses System und ohne die HKMA kann man sicher HKG als separaten Finanzplatz vergessen. Oder? Was denkst du? Ich denke aber, dass CN momentan immer noch reichlich US-Bonds zum Verkauf hat, so dass auch die BoCH als eine der 3 großen Banken (und im Besitz Chinas) mit Recht zum Gelddrucken zunächst noch Unterstützung aus CN bekommt. Allerdings hab ich mir sagen lassen, dass die USD-Reserven der Chinesen in den letzten Jahren ziemlich abgeschmolzen sind... was meine o.g. These bestätigt, dass der Wirtschaftskrieg gegen CN seitens den USA ziemlich wirksam geworden ist. Wenn die Chinesen dieses Problem nicht in den Griff bekommen und ein bekannter Fung-Shui-Mann auch noch so nebenher mal verkündet ( gegen entsprechendes H'eung Yau natürlich ), dass die goldenen Zeiten des Geldmachens erstmal vorbei sind, dann kannst du vielleicht für wenig Geld ganze neue unbewohnte Städte in CN aufkaufen. Wenn du noch etwas Kleingeld hast :D Aber auch hier gilt natürlich: No money - no life (oder auch "no money - no honey") - oder meinetwegen auch "mo ching mo meng" :D Chinsen sind im allgemeinen ja sehr praktisch veranlagt. :D
USD-Zinssätze liegen im kurzfristigen Bereich mehr als hundert Basispunkte über HKD-Zinsen. Zusätzlich begrenzt die untere Schranke das Kursrisiko auf etwa 1,2%. Immobilien in Hong Kong sind die teuersten weltweit und praktisch alle sind zu variablen Zinssätzen finanziert.
Der einzige Ausweg wären signifikante Zinssenkungen der Federal Reserve. Andernfalls müssen sie entweder den Peg aufgeben oder ihre Banken/Wirtschaft mit Zinsanhebungen in eine schwere Krise stürzen.