Kaktus
05.02.2018, 21:17
Wieder aufgetaucht: die Deutschen
VON GASTAUTOR (https://www.tichyseinblick.de/autoren/gastautor/)
Sa, 3. Februar 2018
Vor 1871 hatte Deutsche(r) keine politisch-staatliche Bedeutung, sondern bezeichnete nur die Zugehörigkeit zu einer sprachlichen, ethnischen und kulturellen Gemeinschaft.
© John MacDougall/AFP/Getty Images
Der Name Deutsche(r) kommt im herrschenden politischen Diskurs kaum mehr vor (vgl. Tichys Einblick 22.7.2017: „Deutschland ‒ Raum ohne Volk“ (https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/deutschland-raum-ohne-volk/)). Deutschland ist, sprachlich gesehen, bewohnt vom Volk der Menschen, kurz: Menschland. Seit neuestem treten in den Mainstream-Medien aber wieder „Deutsche“ auf ‒ in einem besonderen Kontext.
I
„Die Deutsche Lamia K. ist […] in der irakischen Hauptstadt Bagdad zum Tode verurteilt worden“, berichtete die Süddeutsche Zeitung am 22. Januar. Irakische Truppen hatten sie im vergangenen Juli bei der Einnahme von Mossul gefangen genommen ‒ „zusammen mit anderen Deutschen„.
Wer sind diese Deutschen? Politisch korrekt ausgedrückt handelt es sich um „Menschen aus Deutschland“, die sich dem sog. Islamischen Staat anschlossen und einen „deutschen Pass“ haben. Aber warum spricht die SZ von „Deutschen“? Wäre die gebürtige Marokkanerin Lamia K. in Mannheim geblieben, würde die SZ sie nicht mit dem „national“ tönenden Wort „Deutsche“ bezeichnen, sondern als „Deutschmarokkanerin“, „Marokkanerin mit deutschem Pass“ oder „Mannheimerin“.
https://de-gmtdmp.mookie1.com/t/v2/learn?tagid=V2_2476&src.rand=1517864933&src.visitorid=jQCXCFVL5CAMbiGRzsXhU88LEO2tYJvD2pQS Loa%2FHN0%3D&src.id=tichyseinblick.de
Warum also Deutsche? Nun, dieser Volksname hat eine enorme Bindungskraft: Wer ‒ wie zum Beispiel der Fußballer Kevin-Prince Boateng ‒ sagt „Ich bin stolz, Deutscher zu sein“, meint viel mehr als „Ich bin stolz, ein Mensch aus Deutschland zu sein“. Volksnamen bieten Identität und mobilisieren; deshalb werden sie außerhalb Deutschlands in der politischen Auseinandersetzung gerne verwendet: Unter „Trump“ und „the American people“ findet man bei Google 19 Millionen Einträge, „Merkel“ und „das deutsche Volk“ ergeben nur 150 Tausend.
Ist Lamia K. nun Deutsche? Ja, im Sinne von „deutsche Staatsangehörige“. ....
Weiter:
https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/wieder-aufgetaucht-die-deutschen/
Ich bin mir sicher: der Begriff "Deutsche" wird sicher bald wieder eingemottet und durch den Begriff "dt. Staatsangehörige" ersetzt werden, was die Sache im Kern auch besser trifft. Ein Mensch aus Deutschland - was bedeutet das? Für mich, dass dieser Mensch vielleicht in D wohnt, aber keinE DeutscheR ist. Offensichtlich werden "Menschen aus D" immer dann zu Deutschen, wenn ihnen vermeintlich Ungemach droht und man in der Bevölkerung positive Gefühle für das Opfer erzeugen will.
VON GASTAUTOR (https://www.tichyseinblick.de/autoren/gastautor/)
Sa, 3. Februar 2018
Vor 1871 hatte Deutsche(r) keine politisch-staatliche Bedeutung, sondern bezeichnete nur die Zugehörigkeit zu einer sprachlichen, ethnischen und kulturellen Gemeinschaft.
© John MacDougall/AFP/Getty Images
Der Name Deutsche(r) kommt im herrschenden politischen Diskurs kaum mehr vor (vgl. Tichys Einblick 22.7.2017: „Deutschland ‒ Raum ohne Volk“ (https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/deutschland-raum-ohne-volk/)). Deutschland ist, sprachlich gesehen, bewohnt vom Volk der Menschen, kurz: Menschland. Seit neuestem treten in den Mainstream-Medien aber wieder „Deutsche“ auf ‒ in einem besonderen Kontext.
I
„Die Deutsche Lamia K. ist […] in der irakischen Hauptstadt Bagdad zum Tode verurteilt worden“, berichtete die Süddeutsche Zeitung am 22. Januar. Irakische Truppen hatten sie im vergangenen Juli bei der Einnahme von Mossul gefangen genommen ‒ „zusammen mit anderen Deutschen„.
Wer sind diese Deutschen? Politisch korrekt ausgedrückt handelt es sich um „Menschen aus Deutschland“, die sich dem sog. Islamischen Staat anschlossen und einen „deutschen Pass“ haben. Aber warum spricht die SZ von „Deutschen“? Wäre die gebürtige Marokkanerin Lamia K. in Mannheim geblieben, würde die SZ sie nicht mit dem „national“ tönenden Wort „Deutsche“ bezeichnen, sondern als „Deutschmarokkanerin“, „Marokkanerin mit deutschem Pass“ oder „Mannheimerin“.
https://de-gmtdmp.mookie1.com/t/v2/learn?tagid=V2_2476&src.rand=1517864933&src.visitorid=jQCXCFVL5CAMbiGRzsXhU88LEO2tYJvD2pQS Loa%2FHN0%3D&src.id=tichyseinblick.de
Warum also Deutsche? Nun, dieser Volksname hat eine enorme Bindungskraft: Wer ‒ wie zum Beispiel der Fußballer Kevin-Prince Boateng ‒ sagt „Ich bin stolz, Deutscher zu sein“, meint viel mehr als „Ich bin stolz, ein Mensch aus Deutschland zu sein“. Volksnamen bieten Identität und mobilisieren; deshalb werden sie außerhalb Deutschlands in der politischen Auseinandersetzung gerne verwendet: Unter „Trump“ und „the American people“ findet man bei Google 19 Millionen Einträge, „Merkel“ und „das deutsche Volk“ ergeben nur 150 Tausend.
Ist Lamia K. nun Deutsche? Ja, im Sinne von „deutsche Staatsangehörige“. ....
Weiter:
https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/wieder-aufgetaucht-die-deutschen/
Ich bin mir sicher: der Begriff "Deutsche" wird sicher bald wieder eingemottet und durch den Begriff "dt. Staatsangehörige" ersetzt werden, was die Sache im Kern auch besser trifft. Ein Mensch aus Deutschland - was bedeutet das? Für mich, dass dieser Mensch vielleicht in D wohnt, aber keinE DeutscheR ist. Offensichtlich werden "Menschen aus D" immer dann zu Deutschen, wenn ihnen vermeintlich Ungemach droht und man in der Bevölkerung positive Gefühle für das Opfer erzeugen will.