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Vollständige Version anzeigen : Ende des aktuellen Kreditzyklus



Leibniz
04.12.2017, 20:29
Angesichts der flachen Dollar-Zinskurve und der aus historischer Sicht anstehenden Wende im Kreditzyklus stellt sich die Frage, wann diese eintritt und welche Gestalt sie möglicherweise haben wird.

Henry Kravis von Kohlberg Kravis Roberts (KKR) rechnet mit einer Wende in 2018 oder 2019(ab 09:50):

https://www.youtube.com/watch?v=UpfuDbEm9l4

Eine umfassende Analyse bietet der bekannte "Junkbond-Veteran" Michael Milken:

https://www.youtube.com/watch?v=oCSDfpeTkcU

Am vergangenen Freitag zeigte sich bereits, wie empfindlich die Finanzmärkte mittlerweile sind. Nachdem die globalen Aktienmärkte leicht jenseits von zwei Sigma zurückgegangen sind, haben die Marketmaker den Markt verlassen und mit ihnen ist teils 90% der Liquidität in derivativen Indexprodukten verschwunden.

Klopperhorst
04.12.2017, 20:42
Im Bilderstrang gabs diese Grafik dazu.

http://www.zerohedge.com/sites/default/files/images/user5/imageroot/2017/11/07/balanced%20portfolio%20depression.jpg

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HansMaier.
04.12.2017, 21:08
Angesichts der flachen Dollar-Zinskurve und der aus historischer Sicht anstehenden Wende im Kreditzyklus stellt sich die Frage, wann diese eintritt und welche Gestalt sie möglicherweise haben wird.

Henry Kravis von Kohlberg Kravis Roberts (KKR) rechnet mit einer Wende in 2018 oder 2019(ab 09:50):

https://www.youtube.com/watch?v=UpfuDbEm9l4

Eine umfassende Analyse bietet der bekannte "Junkbond-Veteran" Michael Milken:

https://www.youtube.com/watch?v=oCSDfpeTkcU

Am vergangenen Freitag zeigte sich bereits, wie empfindlich die Finanzmärkte mittlerweile sind. Nachdem die globalen Aktienmärkte leicht jenseits von zwei Sigma zurückgegangen sind, haben die Marketmaker den Markt verlassen und mit ihnen ist teils 90% der Liquidität in derivativen Indexprodukten verschwunden.



Was meinst Du denn? Reichts langsam für den Systemreset oder gehts
mit noch mehr Geld drucken noch eine Runde weiter?
MfG
H.Maier

Deutschmann
04.12.2017, 21:28
Meine Vermutung: die Zinswende kommt. Aber erst etwas später. Dafür umso heftiger und auch nicht langsam steigend, sondern auf einen Schlag um ein paar Punkte rauf.

Leibniz
05.12.2017, 06:49
Was meinst Du denn? Reichts langsam für den Systemreset oder gehts
mit noch mehr Geld drucken noch eine Runde weiter?
MfG
H.Maier

Ich glaube nicht daran, dass diese Ereignisse genau vorhersehbar sind. Einen Markteinbruch auf ein Jahr Genauigkeit vorherzusagen ist mindestens 100.000% Rendite Wert, auf einen Monat sind es mindestens 1.000.000%. Insofern wäre eine derartige Vorhersage die Lizenz, mehr Geld als Gott zu verdienen. Mein Ansatz ist es, ausgehend von dem wirtschaftlichen Klima und der Phase des aktuellen Kreditzyklus mein Portfolio zunehmend zu hedgen; seit 2015 teilweise und seit 2017 meist über 175%.

Wichtig ist allerdings, Konvexität zu nutzen und ausschließlich deutlich jenseits von zwei Sigma Ereignissen zu abzusichern, ansonsten leidet die Rendite. Grundsätzlich eignen sich Staatsanleihen (in der Vergangenheit insbesondere USA), CDS, Optionen und der gesamte derivative Geldmarkt (Strips,Packs,Bundles,Collars,Zinsswaps,...).

Subjektiv erscheint mir die flache Dollar-Zinskurve mehr in der Nachfrage nach langlaufenden US-Treasury Notes und Bonds als im Angebot der Anleihen kurzer Laufzeit begründet. Die weit verbreitete Sichtweise, dass größtenteils die Jagd auf Rendite für diese Verwerfung verantwortlich ist, erscheint mir absurd. Institutionelle Investoren würden niemals in diesem Umfang allein aufgrund weniger Basispunkte zusätzlicher Rendite diese gewaltigen Zinsrisiken eingehen. Jedes Prozent Zinserhöhung mindert den Marktwert eines US-Treasury Bonds von 100Tsd. US-Dollar Nennwert theoretisch um mehr als 20Tsd. US-Dollar. Das in Zinsswaps auszugleichen ist wiederum nicht ohne erhebliche Mehrkosten möglich.

Die zwei denkbaren Treiber für Nachfrage in T-Bonds sind einerseits langlaufende Verbindlichkeiten (insb. Pensionen) und Absicherung von Aktienportfolios bzw. die Erwartung, dass der Kreditzyklus unerwartet und unangenehm endet. T-Bonds sind derzeit prinzipiell als Spekulation auf sinkende Zinsen inklusive laufender Erträge aufzufassen.

Interessant sind auch die impliziten Finanzierungskosten in Edelmetallen, die anhand der Terminstrukturkurve errechenbar sind:
https://i.imgur.com/1jAHgNF.png


Obwohl mir in letzter Zeit auch schon tagsüber "falsche" Preise (bzw. daraus abzuleitende impl. Zinsen) dieser Art auffielen, bezieht sich diese Grafik auf die Abrechnungspreise vom Montag. Die offensichtliche Strategie wäre es, geliehenes Gold im August zu verkaufen und 2-4 Monate später zurückzukaufen; die höhere Verzinsung am Geldmarkt würde etwa 25 Basispunkte Gewinn generieren. Als risikofreie Arbitrage sollten größere Institute trotz Volcker-Rule in der Lage sein, derartige Abweichungen auszunutzen.

Möglicherweise ist das Gold mittlerweile auch bereits zu knapp, um größere Mengen auszuleihen. :haha:

Unabhängig davon sollten jedoch auch die derivativen Instrumente in diesen Produkten konvergieren, was etwa 16% pro Basispunkt auf die anfallenden Sicherheiten generieren sollte.

HansMaier.
05.12.2017, 17:39
Ich glaube nicht daran, dass diese Ereignisse genau vorhersehbar sind. Einen Markteinbruch auf ein Jahr Genauigkeit vorherzusagen ist mindestens 100.000% Rendite Wert, auf einen Monat sind es mindestens 1.000.000%. Insofern wäre eine derartige Vorhersage die Lizenz, mehr Geld als Gott zu verdienen. Mein Ansatz ist es, ausgehend von dem wirtschaftlichen Klima und der Phase des aktuellen Kreditzyklus mein Portfolio zunehmend zu hedgen; seit 2015 teilweise und seit 2017 meist über 175%.


Lol, man nennt euch ja Spekulanten, aber wie ich sehe, liegt dir das gar nicht.:D
Du abeitest mathematisch und hast Wahrscheinlichkeiten?
Hast Du eine Wahrscheinlichkeit für eine überraschende Weltwährungsreform?
Wie fliessen politische Unwägbarkeiten da ein?




Subjektiv erscheint mir die flache Dollar-Zinskurve mehr in der Nachfrage nach langlaufenden US-Treasury Notes und Bonds als im Angebot der Anleihen kurzer Laufzeit begründet. Die weit verbreitete Sichtweise, dass größtenteils die Jagd auf Rendite für diese Verwerfung verantwortlich ist, erscheint mir absurd. Institutionelle Investoren würden niemals in diesem Umfang allein aufgrund weniger Basispunkte zusätzlicher Rendite diese gewaltigen Zinsrisiken eingehen. Jedes Prozent Zinserhöhung mindert den Marktwert eines US-Treasury Bonds von 100Tsd. US-Dollar Nennwert theoretisch um mehr als 20Tsd. US-Dollar. Das in Zinsswaps auszugleichen ist wiederum nicht ohne erhebliche Mehrkosten möglich.


Interressant. Die Sache mit der Renditejagt liest man immer wieder.




Die zwei denkbaren Treiber für Nachfrage in T-Bonds sind einerseits langlaufende Verbindlichkeiten (insb. Pensionen) und Absicherung von Aktienportfolios bzw. die Erwartung, dass der Kreditzyklus unerwartet und unangenehm endet. T-Bonds sind derzeit prinzipiell als Spekulation auf sinkende Zinsen inklusive laufender Erträge aufzufassen.


D.h. die Pensionskassen oder Lebensversicherer kaufen die als
sicher Hafen und rechnen nicht mit steigenden Zinsen?
Auch wenn ich von deinem Fachchinesisch oftmals kaum die
Hälfte verstehe, schätze ich deine Insiderbeiträge sehr.
Gerne lerne ich dazu.




Interessant sind auch die impliziten Finanzierungskosten in Edelmetallen, die anhand der Terminstrukturkurve errechenbar sind:
https://i.imgur.com/1jAHgNF.png


Obwohl mir in letzter Zeit auch schon tagsüber "falsche" Preise (bzw. daraus abzuleitende impl. Zinsen) dieser Art auffielen, bezieht sich diese Grafik auf die Abrechnungspreise vom Montag. Die offensichtliche Strategie wäre es, geliehenes Gold im August zu verkaufen und 2-4 Monate später zurückzukaufen; die höhere Verzinsung am Geldmarkt würde etwa 25 Basispunkte Gewinn generieren. Als risikofreie Arbitrage sollten größere Institute trotz Volcker-Rule in der Lage sein, derartige Abweichungen auszunutzen.

Möglicherweise ist das Gold mittlerweile auch bereits zu knapp, um größere Mengen auszuleihen. :haha:


Das das westliche Gold mal alle ist, darauf wartet meinesgleichen
ja schon länger. Würde mir gefallen.
Manche Gold VTler erwarten ja eine schnelle Hyperinflation des Papiergeldes gegenüber Gold, sollten aufgrund von Knappheit die Goldpreise explodieren.
Also die Zerrüttung der Währungen. So optimistisch bin ich da nicht, aber wer weiss.
MfG
H.Maier

Klopperhorst
05.12.2017, 18:02
...
Wichtig ist allerdings, Konvexität zu nutzen und ausschließlich deutlich jenseits von zwei Sigma Ereignissen zu abzusichern, ansonsten leidet die Rendite. Grundsätzlich eignen sich Staatsanleihen (in der Vergangenheit insbesondere USA), CDS, Optionen und der gesamte derivative Geldmarkt (Strips,Packs,Bundles,Collars,Zinsswaps,...).
...

Mal ne blöde Frage: Wenn jetzt in jeder Bank so Finanzjongleure sitzen, die mit Derivaten & Co. auf den Absturz spekulieren, dann können doch unzweifelhaft nicht alle gewinnen. Also hängt es wieder vom Zufall ab, wer den großen Reibach macht.

Ich vermute sowieso, dass die großen Spieler sich alle absprechen.

---

ABAS
05.12.2017, 18:23
Lol, man nennt euch ja Spekulanten, aber wie ich sehe, liegt dir das gar nicht.:D
Du abeitest mathematisch und hast Wahrscheinlichkeiten?
Hast Du eine Wahrscheinlichkeit für eine überraschende Weltwährungsreform?
Wie fliessen politische Unwägbarkeiten da ein?





Interressant. Die Sache mit der Renditejagt liest man immer wieder.





D.h. die Pensionskassen oder Lebensversicherer kaufen die als
sicher Hafen und rechnen nicht mit steigenden Zinsen?
Auch wenn ich von deinem Fachchinesisch oftmals kaum die
Hälfte verstehe, schätze ich deine Insiderbeiträge sehr.
Gerne lerne ich dazu.





Das das westliche Gold mal alle ist, darauf wartet meinesgleichen
ja schon länger. Würde mir gefallen.
Manche Gold VTler erwarten ja eine schnelle Hyperinflation des Papiergeldes gegenüber Gold, sollten aufgrund von Knappheit die Goldpreise explodieren.
Also die Zerrüttung der Währungen. So optimistisch bin ich da nicht, aber wer weiss.
MfG
H.Maier


Es gibt einen sicheren Indikator dafuer das die spekulative Finanzwirtschaft
alle Sektoren der Realwirtschaft voellig kaputt gemacht hat und die negative Wirkung der Kausalfolgenkette sich in der Realitaet voll entfaltet hat:

1) aufgeblaehter privater Finanzsektor
2) Ueberschuld von Staat, Volk und Unternehmen
3) Derivaten- und Staatshaushaltsbonitaetskrisen
4) Abwaelzung der Spekulationsrisiken und Krisenkosten auf Staat (Volk)
5) Vernachlaessigung aller Sektoren der Realwirtschaft
6) Stagnation > Rezession > Depression

Man erkennt das im realen Leben daran das Huren nur noch fuer Goldmuenzen,geldwerte Naturalien oder Tauschobjekte ihre Dienstleistungen anbieten, sich Ehefrauen mit Prostitution auf dem Strassenstrich und Ehemaenner am Bahnhofstrich den Lebensunterhalt erwirtschaften weil sonst ihre Kinder und sie selbst nichts mehr zu essen und zu trinken haben.

HansMaier.
05.12.2017, 19:21
.....
Man erkennt das im realen Leben daran das Huren nur noch fuer Goldmuenzen,geldwerte Naturalien oder Tauschobjekte ihre Dienstleistungen anbieten, sich Ehefrauen mit Prostitution auf dem Strassenstrich und Ehemaenner am Bahnhofstrich den Lebensunterhalt erwirtschaften weil sonst ihre Kinder und sie selbst nichts mehr zu essen und zu trinken haben.

Lol, es ist noch nicht, aber es wird werden.
Nur wird die Hure nicht für Gold sondern bestenfalls für 1 -2 g Silber arbeiten.
Und froh sein wenn sie welches bekommt. Von mir nicht, ich geh an keine Huren ran,
aber ein paar schlaue Freier wirds wohl geben.
Deswegen war ich heute auch nochmal bei der Degussa und habe nach gekauft.
Es war ungewöhnlich voll, ich musste sogar warten. Es gab wohl Weihnachtsgeld
und die Schlauen rubeln das um.
MfG
H.Maier

Leibniz
06.12.2017, 00:06
Lol, man nennt euch ja Spekulanten, aber wie ich sehe, liegt dir das gar nicht.:D
Du abeitest mathematisch und hast Wahrscheinlichkeiten?
Hast Du eine Wahrscheinlichkeit für eine überraschende Weltwährungsreform?
Wie fliessen politische Unwägbarkeiten da ein?
Echte Wahrscheinlichkeiten für Fragen, die sich mit Finanzmärkten im weiteren Sinne befassen sind aus mathematischer Sicht in scheinbar unerreichbarer Ferne: Die gängigen Modelle nutzen unzulässige Vereinfachungen (oft im Bezug auf ungerechtfertigt eingesetzte Wahrscheinlichkeitsmaße) und sind daher falsch. Alle meine bisherigen Versuche, dieses Problem vernünftig zu lösen, resultierten in nichtlinearen partiellen Differentialgleichungen, die aus verschiedenen Gründen in der Praxis nutzlos sind.
Aus einigen derivativen Finanzinstrumenten lassen sich (implizite) Wahrscheinlichkeiten ableiten, die allerdings nur so korrekt wie die verwendeten Preise sind. In vielen Fällen sind die impliziten Wahrscheinlichkeiten unglaubwürdig. Insbesondere Optionen, die weit aus dem Geld sind bzw. außerhalb von zwei Sigma, also beispielsweise für starke Korrekturen wie 1987 oder 2008, haben implizite Wahrscheinlichkeiten, die jene Ereignisse alle 500-1000 Jahre erwarten.

Der tatsächliche Nutzen diskreter Wahrscheinlichkeiten ist, meine ich, oft überschätzt. Jede Wahrscheinlichkeit größer 0 und kleiner 1 würde eine Währungsreform als Ergebnis zulassen. Das entscheidende Merkmal wäre die Konvergenz der auftretenden Häufigkeit und der tatsächlichen diskreten Wahrscheinlichkeit. In der Praxis dürfte allerdings kein Mensch hinreichend häufig Währungsreformen erleben, um tatsächlich Konvergenz von Signifikanz zu erkennen.

Es ist insofern regelmäßig zu beobachten, dass höchst unwahrscheinliche Ereignisse eintreten und wahrscheinliche Ereignisse ausbleiben.




D.h. die Pensionskassen oder Lebensversicherer kaufen die als
sicher Hafen und rechnen nicht mit steigenden Zinsen?

Vermutlich. Ich sehe zumindest gewaltige Nachfrage in langlaufenden US-Anleihen. Wer genau diese kauft ist mir nicht ersichtlich. Zu bedenken ist, dass der Terminmarkt (Derivate) in US-Treasury Anleihen mittlerweile größer als der Kassamarkt("physische" Anleihen) ist. Im Gegensatz zum Kassamarkt (abgesehen von Dealern, die als Banken das zu zahlende Geld selbst schöpfen) ist für diese Derivate nur ein Bruchteil des Nennwerts als Sicherheit zu hinterlegen. Gegensätzliche Positionen entlang der Zinskurve mindern die zu hinterlegenden Sicherheiten erheblich. Es ist problemlos möglich, mit wenigen Millionen an Sicherheiten Zinsprodukte zu halten, die nominal viele Milliarden wert sind. Daher dürften spekulative Transaktionen auch einen großen Teil jener Nachfrage verursachen. 5Mio. US-Dollar als hinterlegte Sicherheit ist beispielsweise hinreichend, um für jedes Prozent Veränderung zwischen kurzfristiger und langfristiger Anleihen in der Zinskurve 150-200Mio. Gewinn zu generieren. Diese Produkte sind andererseits auch hinreichend liquide, um diese Position als zehn- oder hundertfaches dieses Beispiels aufzubauen. Wäre ich noch immer angestellt, dürfte diese Position vermutlich ein Mittel meiner Wahl sein. Zu bedenken ist allerdings die tägliche Abrechnung dieser Produkte d.h. adverse Tagesschwankungen müssen möglicherweise "finanziert" werden. (vgl. anderen Strang zu "Zugriff auf Geldmarkt") :haha:





Auch wenn ich von deinem Fachchinesisch oftmals kaum die
Hälfte verstehe, schätze ich deine Insiderbeiträge sehr.
Gerne lerne ich dazu.

Besten Dank. :)

Leibniz
06.12.2017, 01:32
Mal ne blöde Frage: Wenn jetzt in jeder Bank so Finanzjongleure sitzen, die mit Derivaten & Co. auf den Absturz spekulieren, dann können doch unzweifelhaft nicht alle gewinnen. Also hängt es wieder vom Zufall ab, wer den großen Reibach macht.

Ich vermute sowieso, dass die großen Spieler sich alle absprechen.

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Da ich bereits seit nun fast zehn Jahren nicht mehr als Angestellter in dieser Branche bin, kann ich nur die damalige Situation erläutern. Eigenhandel in Banken findet heute auch (wenn überhaupt noch) nicht mehr ansatzweise in dem Maßstab statt, wie es noch vor 2008 üblich war. Aus verschiedenen Gründen war es und (vermutlich) ist es noch immer nicht üblich, Portfolios gegen "unwahrscheinliche" Extrem-Ereignisse("jenseits zwei Sigma") in nichtlinearen Instrumenten abzusichern. Der Hauptgrund ist, dass die Aufgabe der Angestellten im aktiven Kapitalmarktgeschäft die kontinuierliche Erzielung von Gewinnen ist. D.h. Vorgesetzte wollen quartalsweise Gewinne sehen (u.a. auch weil die Vergütung von den Gewinnen abhängt). Diese Absicherungen zahlen sich bekanntlich jedoch nur alle 7-10 Jahre aus. Die wenigen unbedingt notwendigen Absicherungen, die vorgenommen werden(Zinsen, Kurs- und Marktrisiko im Inventar), sind üblicherweise in linearen Instrumenten. Das heißt, was bereits einen weiteren Grund aufzeigt, beispielsweise der Händler in Aktien (üblicherweise in der Funktion eines Market-Makers: muss Aktien, die Kunden loswerden wollen, abnehmen und für Kunden Aktien beschaffen ) berechnet aus seinem Inventar das Beta (historische Korrelation) zum Index und verkauft entsprechende Anzahl Index-Future oder Total-Return-Swaps. Das bedeutet einerseits, dass enorme Abweichungen auftreten, da historische Korrelationen ständig schwanken.

Unabhängig davon entstehen mit dieser Absicherung auch keine Kursgewinne in Aktien mehr. Market-Making in Standardprodukten ist darüber hinaus nicht wirklich intellektuell anspruchsvoll, dementsprechend sind auch die eingesetzten Kräfte in diesen Positionen (welche die Mehrheit sind) eher durchschnittlich und meist unfähig, nichtlineare Instrumente zu begreifen und vorteilhaft einzusetzen. Die "Gewinne" dieser Gruppe sind meist 100% Komissionen - 20-70% Verluste im Inventar.

Die kleine Gruppe von Angestellten in nichtlinearen Derivaten (meist Naturwissenschaftler,Mathematiker, Informatiker), deren Tätigkeit sich vollständig oder teilweise auf diskretionäre Spekulationen (Eigenhandel) im Zusammenhang mit globalen makroökonomischen Trends konzentriert operiert in kleinen Gruppen mit Risikolimits meist 250-750Mio., was nicht mehr sinnvoll in wirklich effizienter und günstiger Absicherung gegen jene Extremereignisse unterzubringen ist. Ferner besteht selbstverständlich auch hier die Erwartung, jedes Quartal ansehnliche Rendite(30+%p.a., besser 50+%p.a.) auf die verfügbaren Risikolimits zu generieren.

Eine beliebte Strategie in Banken (aufgrund der kontinuierlichen Gewinne) ist die Replikation von Optionen durch Dynamic Hedging, wobei nackt Optionen verkauft werden und die vermeintlich identischen Payoffs durch dynamisches Kaufen und Verkaufen des Underlyings repliziert werden. Diese Gruppe nimmt also die Gegenposition zu beispielsweise Absicherungen gegen seltene Extrem-Ereignisse ein, indem sie die Payoffs der veräußerten Optionen vermeintlich repliziert. Der Kern dieser Strategie ist allerdings ein Preismodell für nichtlineare Instrumente. Die üblichen Modelle setzen voraus, dass Märkte immer geöffnet bleiben, dass verwendete Underlyings stetige Preisverläufe aufweisen und immer liquide handelbar sind. Ferner enthalten die Modelle, die Bedingung reeller Preise innerhalb eines Kontinuums , obwohl die gültigen Preise tatsächlich eine Vereinigung diskreter Elemente sind. Das Schlimmste ist jedoch die unbegründete Annahme normalverteilter Wahrscheinlichkeiten für Kursabweichungen, welche zu einer völligen Fehlbewertung aller außen liegenden (außerhalb von zwei Sigma) Wahrscheinlichkeiten und dazugehöriger Instrumente führt.

Allein die Idee der Replikation hochgradig konvexer, nichtlinearer Instrumente mittels vollständig linearer Instrumente ist, meine ich, unklug. Mathematisch ist allein aufgrund der inkompatiblen Zahlenkörper bestenfalls eine Approximation möglich.

In ruhigen Zeiten funktioniert Dynamic Hedging hinreichend genau, um kontinuierliche Gewinne zu generieren. Wenn die Volatilität allerdings steigt und Kreditzyklen enden, treten mitunter nicht vorhergesehene Preissprünge, Liquiditätslöcher und Extremabweichungen auf, was einerseits die Replikation von Payoffs unmöglich macht und andererseits zu gewaltigen Verlusten in weit außerhalb liegenden Optionen führt (aufgrund eben jener falschen Annahme der Normalverteilung).

Klopperhorst
06.12.2017, 08:20
... Ferner besteht selbstverständlich auch hier die Erwartung, jedes Quartal ansehnliche Rendite(30+%p.a., besser 50+%p.a.) auf die verfügbaren Risikolimits zu generieren.

30-50% erwarten die pro Jahr?



Das Schlimmste ist jedoch die unbegründete Annahme normalverteilter Wahrscheinlichkeiten für Kursabweichungen, welche zu einer völligen Fehlbewertung aller außen liegenden (außerhalb von zwei Sigma) Wahrscheinlichkeiten und dazugehöriger Instrumente führt.

Allein die Idee der Replikation hochgradig konvexer, nichtlinearer Instrumente mittels vollständig linearer Instrumente ist, meine ich, unklug. Mathematisch ist allein aufgrund der inkompatiblen Zahlenkörper bestenfalls eine Approximation möglich.

In ruhigen Zeiten funktioniert Dynamic Hedging hinreichend genau, um kontinuierliche Gewinne zu generieren. Wenn die Volatilität allerdings steigt und Kreditzyklen enden, treten mitunter nicht vorhergesehene Preissprünge, Liquiditätslöcher und Extremabweichungen auf, was einerseits die Replikation von Payoffs unmöglich macht und andererseits zu gewaltigen Verlusten in weit außerhalb liegenden Optionen führt (aufgrund eben jener falschen Annahme der Normalverteilung).

Richtig, es handelt sich doch um logistische, also rückgekoppelte, Gleichungen, in die auch die eigenen Aktivitäten wieder einfließen.
Ich habe mich mal mit solchen chaotischen Systemen beschäftigt. Es ist wie beim Wetter. Sie sind ab einer gewissen Komplexität einfach nicht mehr berechenbar.

---

Leibniz
06.12.2017, 19:31
30-50% erwarten die pro Jahr?
Explizite Aussagen existieren meist nicht. Allerdings werfen Renditen von unter 20% in den meisten wirtschaftlichen Umgebungen die Frage auf, warum statt einer teuren Vollzeitstelle nicht gehebelte Investments in ausschüttenden Wertpapieren als günstige Quelle von Gewinnen dienen sollten.




Richtig, es handelt sich doch um logistische, also rückgekoppelte, Gleichungen, in die auch die eigenen Aktivitäten wieder einfließen.
Ich habe mich mal mit solchen chaotischen Systemen beschäftigt. Es ist wie beim Wetter. Sie sind ab einer gewissen Komplexität einfach nicht mehr berechenbar.

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Richtig. Darüber hinaus sind die qualitativen und quantitativen Einschränkungen der verfügbaren historischen Daten, die zumindest als nützliches Hilfsmittel dienen könnten, derart schwerwiegend, dass praktisch mindestens 70% aller Analysen makroökonomischer Daten aus mathematischer Sicht nutzlos sind.

Besonders sinnlos sind die oftmals durchexerzierten statistischen Analysen von beispielsweise Kursdaten in Tagesintervallen. Lt. Konvergenztheorie ist die notwendige Anzahl "Samples "/Meßwerte aufgrund der Verteilungscharakteristik, um statistisch signifikante Aussagen vorzunehmen um viele Größenordnungen mächtiger als beispielsweise die Anzahl der Werktage der letzten dreißig Jahre.

Werden Systeme/Modelle deren Entropie oder Phasenraumvolumen ob ihrer Komplexität nicht hinreichend kleiner als die des Phasenraumes der vorhandenen Daten ist, mittels jener Daten parametrisiert/gefittet, entsteht ein nutzloses Modell; was prinzipiell nur eine andere Formulierung für die Anforderungen nach der Konvergenztheorie ist.

Leibniz
23.12.2017, 14:23
Die Zinskurve ist zwischenzeitlich leicht angestiegen, bewegt sich mittelfristig jedoch auf den historisch betrachtet verlässlichen Indikator einer anstehenden Rezession hin, der sich aus historischer Sicht 1-2 Jahre vor einer anstehenden Rezession in einer inversen Zinskurve äußert.
Die Zinsdifferenz (Spread) zwischen zweijährigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen:
https://i.imgur.com/7p5bFSU.png

Für diesen Spread (zehnjährige gegen zweijährige US-Treasury Notes) verlangen die Clearingbanken übrigens gerade einmal sechs Basispunkte Sicherheiten, was einem Hebel jenseits 1500 entspricht. Die tägliche Abrechnung ermöglicht rechnerisch, auf dem Weg nach oben alle sechs Basispunkte die Position zu verdoppeln.

Leibniz
29.12.2017, 00:39
30-50% erwarten die pro Jahr?




Richtig, es handelt sich doch um logistische, also rückgekoppelte, Gleichungen, in die auch die eigenen Aktivitäten wieder einfließen.
Ich habe mich mal mit solchen chaotischen Systemen beschäftigt. Es ist wie beim Wetter. Sie sind ab einer gewissen Komplexität einfach nicht mehr berechenbar.

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Dies ist übrigens eine Aufzeichnung von Dynamic Hedging eines Optionsportfolios (13050 long Straddle) im DAX. Die Prämienkäufer versuchen aus ihrem long Gamma Exposure (eine Art differentielle Verstärkung von Kursgewinnen) positive Cashflows zu gewinnen, um ihren Zeitverfall, Theta, auszugleichen. Die Verkäufer nehmen Prämie ein und müssen versuchen, Kursverluste hinreichend mittels Ausgleichsgeschäften einzudämmen, damit die Verluste nicht Prämieneinnahmen übersteigen.
Etliche globale Institutionen (Goldman Sachs, etc.) verdienen einen Teil ihres Geldes mit diesen Geschäften.
Mathematisch betrachtet ist Gamma das partielle Differential von Delta, was als partielles Differential des Instruments von Kursveränderungen gesehen werden kann (100 Deltas entsprechen einer hundertprozentigen Abbildung des Kurses). Die Excel-Tabelle rechts zeigt an, wie sich das Delta des Gesamtportfolios für Kursabweichungen in Schritten von einem Punkt verändert. Das Ziel besteht darin, mit möglichst geringen Verlusten (short Gamma) bzw. maximalen Erträgen(long Gamma) die Delta-Veränderungen durch das Gamma mittels dynamischer Transaktionen im Underlying auszugleichen.

https://www.youtube.com/watch?v=KGCMuGpw6rM

Leibniz
03.01.2018, 23:27
Die Zinskurve ist zwischenzeitlich leicht angestiegen, bewegt sich mittelfristig jedoch auf den historisch betrachtet verlässlichen Indikator einer anstehenden Rezession hin, der sich aus historischer Sicht 1-2 Jahre vor einer anstehenden Rezession in einer inversen Zinskurve äußert.
Die Zinsdifferenz (Spread) zwischen zweijährigen und zehnjährigen US-Staatsanleihen:
https://i.imgur.com/7p5bFSU.png




Während der heutigen FOMC-Minutes hat sich der Spread zwischen zweijährigen und zehnjährigen Treasury-Notes weiter verringert und lag zeitweise bei etwa 35 Basispunkten. Der Kursverfall der zweijährigen T-Notes auf über 2,03% hat nicht nur die Zehnjährigen, sondern auch die Dreißigjährigen nicht weiter gestört.

Wenn die Dollar-Zinskurve ihre Geschwindigkeit behält, dürften die Treasury-Spreads im ersten Quartal von 2018 negativ werden und damit ein Ende des Kreditzyklus bzw. eine Rezession für 2019 ankündigen.

Pelle
27.01.2018, 16:31
Ich frage mich: Wann kommt der nächste Crash?


https://www.youtube.com/watch?v=ZV9A5omk67Y

Pelle
27.01.2018, 16:35
https://www.youtube.com/watch?v=SSBqeOLs_ds

Pelle
28.01.2018, 15:09
https://www.youtube.com/watch?v=CwKLRnmpunc

Leibniz
28.01.2018, 21:49
Ich frage mich: Wann kommt der nächste Crash?
[...]



Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.

Es ist sinnvoll wenn Journalisten wie Wolff den Versuch unternehmen, diese Zusammenhänge einem breiten Publikum näher zu bringen. Das Ergebnis, welches ein substanziell verbesserungswürdiges Wiederholen gängiger Fehlannahmen und eindeutiger Falschaussagen ist, richtet jedoch eher Schaden an.

Um eine der offensichtlicheren Falschaussagen aufzugreifen:

Das Gegenteil ist der Fall: Sämtliche Maßnahmen, die seit dem Einsetzen der Finanzkrise 2007 getroffen wurden, um das System zu stabilisieren, haben ausnahmslos dazu beigetragen, es dauerhaft zu schwächen und langfristig noch anfälliger und instabiler zu machen.

Die US-Banken sind besser kapitalisiert als sie es in Jahrzehnten jemals waren. Dieses Ergebnis der Regulierungsmaßnahmen nach der letzten Krise hat dazu geführt, dass selbst die Marktführer gerade einmal 10% Kapitalrendite erreichen.
Eine weitere Konsequenz dieser Maßnahmen ist der Rückgang der Liquidität in Kassamärkten von US-Staats- und Unternehmensanleihen. Das Inventar der Primary Dealer (Großbanken, die den Primärmarkt für US-Treasuries bilden ) in Unternehmensanleihen ist um etwa 70% zurück gegangen. Selbstredend ist dieser Inventar-Rückgang der Primary Dealer auch anhand des etwa um 30% verringerten Finanzierungsbedarfs durch (reverse) Repos entsprechender Schuldtitel erkennbar.
Dieser Rückzug aus dem Market-Making in Kassamärkten findet trotz (relativ zur derivativen Liquidität in Zinsprodukten) gewaltiger Geld/Brief-Spannen größer 0,5% statt, was direkte Konsequenz höherer Kapitalanforderungen ist.
Weiterführende Informationen (http://www.goldmansachs.com/our-thinking/pages/macroeconomic-insights-folder/liquidy-top-of-mind/pdf.pdf)


Darüber hinaus ist die Klassifikation von Investmentbanken als (gegenüber gewöhnlicher Geschäftsbanken) riskanter Teil der Finanzwirtschaft unsinnig. Investmentbanken sind keine Banken. Diese Institute halten keine Kundeneinlagen, sondern verdienen ihr Geld in Underwriting, M&A, Market-Making und Prime Brokerage. Der einzige Grund für die Probleme im Zusammenhang mit Investmentbanken im Jahr 2008 war die weitreichende Verbreitung (nominal) großer, bilateraler OTC-Derivate zwischen großen Primary Dealern und Investmentbanken. Inzwischen ersetzt das Prinzip des Central Counterparty Clearing (CCP) einen Großteil bilateraler OTC-Derivate, wobei alle Geschäfte durch eine systemisch relevante und kapitalstarke Institution abgewickelt werden, die zugleich alle Transaktionen garantiert und damit potentielle Kreditrisiken weitgehend vermeidet.


Wirkliches Risiko geht von schlecht geführten Geschäftsbanken aus, die mitunter riesige Bilanzen falsch bewerteter Kredite produzieren, indem sie Kundeneinlagen als Finanzierungsinstrument gewaltiger Fremdkapitalhebel missbrauchen. Es sind ferner auch zumeist (echte) Großbanken, die (zufällig) von gewaltigen Verlusten durch einige Wenige geplagt werden. Mitunter belustigend erschien mir ein zurückliegender Vortrag (https://cmegroup.adobeconnect.com/_a777821181/p1w3zubndbz/?proto=true), indem ein Angestellter in Zinsprodukten davon erzählte, wie er seinerzeit hunderttausende "Packs" als Inventar hielt. (Ein "Pack" hat vier Millionen US-Dollar Nominalwert) Wobei ein Basispunkt (0,01%) in diesem Fall mindestens 20.000.000 USD wert ist. Aus historischer Sicht sind jedoch ganze 100+ Basispunkte im Bereich des Möglichen. In dieser Situation ist es auch ratsam "nur" Angestellter zu sein.:haha:

Eine sichere Vorhersage des nächsten Konjunkturrückgangs ist unmöglich. Ausgehend von der Dollar-Zinskurve und möglicher vier Zinsanhebungen der fed funds rate, die Renditen über 4% in US-Treasury Bonds zur Folge haben können, wäre eine Neubewertung von Dollar nominierten Vermögenswerten (insbesondere Aktien, Anleihen) für 2019 nahe liegend. Ein wahrscheinlicher Zwischenschritt auf diesem Weg wäre die Inversion der Dollar-Zinskurve, sodass die Zinsspreads zwischen zwei- und zehnjährigen US-Treasury Notes deutlich negativ werden und möglicherweise -50 bis -150 Basispunkte annehmen.

Die Situation in Europa ist weitgehend ungewiss. Möglicherweise wird die EZB bis September den Ankauf europäischer Anleihen einstellen. FX-Forwards (http://www.hsbcnet.com/gbm/fwcalc-disp#) preisen ziemlich genau die Zinsdifferenz zwischen Benchmark Schatzanweisung und zweijähriger T-Note ein.
Eine mitunter bedenkliche Entwicklung, die sich am vergangenen Donnerstag-Mittag zeigte, war die Mißachtung der Kernaussagen, die Draghi tätigte. Ein Verrückter hat vor der Pressekonferenz der EZB eine Milliarde Euro in Bundesobligationen gekauft, was mir glücklicherweise ein wenig übermütig erschien; offenbar in der Hoffnung eines Kursanstiegs in Folge der extrem Markt-freundlichen Bemerkungen Draghis.

Anhebung der Euro-Leitzinsen sei für 2018 äußerst unwahrscheinlich. Ferner sei man gewillt, aktive Kaufprogramme falls nötig sogar auszuweiten, statt sie plangemäß im September einzustellen.
Der Markt hat diese Aussagen jedoch vollständig ignoriert und Bundesanleihen, -Obligationen und -Schatzanweisungen erheblich verbilligt.

Eine einzige EZB-Pressekonferenz ist offensichtlich nicht hinreichend, um belastbare Aussagen abzuleiten. Sollte es jedoch gängige Praxis werden, EZB-Aussagen zu ignorieren und unabhängig von EZB-Prognosen zu entscheiden, wäre es ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Draghi von den Märkten nicht mehr als glaubwürdig wahrgenommen wird.

Klopperhorst
28.01.2018, 22:00
Also auf zu neuen Börsenrekorden. Irgendwo las ich dass nun schon 114 Monate Börsenrally in den USA ist. Das wäre fast die längste Epoche, es fehlen nur noch ein paar Monate. Darauf ein kräftiges Hurra, Hurra, Horido. Den Gelddruck-Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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ABAS
28.01.2018, 22:40
Also auf zu neuen Börsenrekorden. Irgendwo las ich dass nun schon 114 Monate Börsenrally in den USA ist. Das wäre fast die längste Epoche, es fehlen nur noch ein paar Monate. Darauf ein kräftiges Hurra, Hurra, Horido. Den Gelddruck-Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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Es stimmt nicht das es seit 2008 weniger Finanzkrisen gegeben hat,
weil nur besser verschleiert und vereitelt worden ist das in Wahrheit
das westliche Finanzsystem die Krise ist. Der Kapitalismus hat einen
systemischen Selbstzerstoerungsmechanismus, der nicht bewaeltigt
werden kann. Die einzige Loesung ist Reset und Systemwechsel.

Leibniz
29.01.2018, 06:59
Also auf zu neuen Börsenrekorden. Irgendwo las ich dass nun schon 114 Monate Börsenrally in den USA ist. Das wäre fast die längste Epoche, es fehlen nur noch ein paar Monate. Darauf ein kräftiges Hurra, Hurra, Horido. Den Gelddruck-Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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DCF-Rechnungen anzufertigen ist üblicherweise Zeitverschwendung. Sie eignen sich jedoch, um die Zinsrisiken in Aktien grob abzuschätzen. Die Bewertung von Aktien wird bekanntlich anhand der generierten Cashflows vorgenommen, die in der Zukunft liegen und auf die Gegenwart diskontiert werden. D.h. steigende Zinsen führen zwangsläufig dazu, dass höhere Diskontsätze zur Anwendung kommen und der Marktwert von Aktien deutlich sinkt.

Ein primitives Beispiel einer Firma, die sich Geld zu "one over prime" (5,5% derzeit) geliehen hat und durch Zinserhöhungen nun 2% mehr bezahlen muss. Grundlage ist ein primitives Modell diskontierter Cashflows über 8 Quartale. Der aktuelle Zustand in Zinsen wurde als Basis 100 (y-Achse) angesetzt und zeigt den aktuellen Marktwert abhängig von den anzuwendenden Zinsen (1+ Zinssatz; x-Achse). Der untere Ausdruck ist eine vereinfachte Version der DCF-Rechnung, die über einen Zinsintervall integriert und den Verlust in aktuellem Marktwert als positive Zahl angibt. (hier etwa 20% Verlust für einen Zinsanstieg von 5,5% auf 8,5%)
https://imgur.com/0y7J4dmhttps://imgur.com/0y7J4dmhttps://i.imgur.com/0y7J4dm.png



Insofern ist es völlig klar, dass Aktien irgendwann die veränderten Zinsen einpreisen. Das gleiche gilt für Anleihen.

Klopperhorst
29.01.2018, 08:59
...
https://imgur.com/0y7J4dmhttps://imgur.com/0y7J4dmhttps://i.imgur.com/0y7J4dm.png

...

Sehr schön. Ich liebe solche Modelle. Wurzeln, Integrale, exponentielle und sigmoide Funktionen.
Die Frage stellt sich mir nur, wie erfolgreich sind diese Modelle über einen langen Zeitraum?

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Leibniz
30.01.2018, 00:40
Bei Interesse wäre vielleicht ein Blick auf die Wolfram Produkte interessant. Ausgehend allein davon, was sie können und was ein halbwegs geübter Nutzer mit ihnen erreichen kann, sind jene wohl unter den mächtigsten Werkzeugen, die kommerziell gehandelt werden. Vor einiger Zeit beispielsweise ein modifizierter, nichtlinearer Oszillator, der ohne diese Software praktisch unmöglich wäre.
https://i.imgur.com/Wz3hwCu.png
https://i.imgur.com/cU3BROj.png

Wie selbstverständlich kommt auch meist eine Abbildung des Zustandsraums dazu:
https://i.imgur.com/rllzXRC.png



Die, wie bereits angemerkt, primitive Berechnung zu den ungefähren Zinsrisiken in Aktien basiert auf trivialen Discounted Cashflow ("DCF") Erwägungen. Das Ziel jener DCF-Rechnungen soll es sein, unter vermeintlicher Einbeziehung zukünftiger Gewinne einen relativ exakten aktuellen Marktpreis zu berechnen, indem die zukünftigen Gewinne in die Gegenwart diskontiert werden. Das wirkliche Problem und der Grund für das kolossale Versagen dieser Methoden liegt nicht in der Unzulässigkeit, Cashflows in die Gegenwart umzurechnen. Der Fehler ist die Annahme, Cashflows von Unternehmen 12, 24 und mehr Monate vorhersagen zu können. Zur Abschätzung der Größenordnung nötiger Abwertungen von Produktivvermögen eignet sich diese Rechnung, meine ich, dennoch. Da diese Betrachtung die Höhe oder Veränderung der Gewinnsituation eines generischen Aktientitels, der zur Vereinfachung auf 100 normiert ist, völlig außen vor lässt, kann es zwar dennoch zu Abweichungen in beide Richtungen kommen, was eine gänzlich andere Fehlerklasse darstellt, als wahllos Quartalsergebnisse in 8,12 und 16 Monaten zu raten.

Abstrakt betrachtet besteht eine Investition aus einem Erwerb eines produktiven Vermögenswerts, was auch Schulden sein kann. Ferner ist das Merkmal einer idealen Investition der Erwerb einer Beteiligung an der Kapitalstruktur produktiver Unternehmen, welche als Ausgleich Investoren an anfallenden Gewinnen bzw. vereinbarten Zinsen beteiligen. Prinzipiell findet also immer zunächst ein Geldfluss von Investoren zu Kapitalnehmern statt, der als Ausgleich den Wert der erhaltenen Beteiligung mit jeder Gewinnbeteiligung steigert. Aus idealer Sicht ist das zentrale Merkmal zur Bewertung einer Investition also das Verhältnis von aufgewendeten Mitteln zu generierten Kapitalerträgen.

Wenn es also möglich wäre,
i) jeden Quartalsgewinn (und damit übertragene Gewinnbeteiligungen) relativ genau vorherzusagen, und
ii) anfallenden Geldflüssen in der Zukunft einen genauen Wert in der Gegenwart geben zu können,
wäre es möglich, den genauen genauen Wert einer Investition in der Gegenwart zu ermitteln. Dieses Wissen wäre in täglich schwankenden Aktienmärkten selbstredend sehr wertvoll, was auch zu gewaltigen Aufwendungen in die Ausbildung, Weiterbildung und Entlohnung der Analysten, die sich bis heute daran versuchen, geführt hat.

Da die angewendeten Prinzipien derart einfach sind, dürfte jeder Erwachsene Mensch in der Lage sein, selbstständig diese Abhängigkeit von Aktien- und Anleihemärkten nachzuvollziehen. Angenommen ein Schuldner verpflichtet sich, über genau ein Jahr 100 Dollar oder Euro zu leihen und (keine Zinszahlungen zwischendurch) nach einem Jahr den Kredit für 5% Zinsen zu 105 Euro/Dollar zurückzuzahlen.
Zur Berechnung der Rendite kommt hier die vereinfachte Rechnung: Wert der Investition(nach Rückzahlung) = investiertes Kapital * (100% + Zins)^Laufzeit [Also 100 * (100% + 5%)^1]

Vor der Rückzahlung kann es noch immer zum Ausfall des Kredits kommen, insofern ist es sinnvoll, diese Rechnung explizit auf die Zeit nach der Rückzahlung zu beschränken. Gleichermaßen zeitlich beschränkt ist jedoch auch das investierte Kapital, was nur vor der Kreditvergabe verfügbar ist. Daher wird eine Unterscheidung zwischen Future Value (Der Wert dieser Investition in der Zukunft) und (Net) Present Value ("Barwert"; aktueller Wert) vorgenommen. Tatsächlich ist nämlich üblicherweise nicht nur das Investment, das erst in der Zukunft Cashflow abwirft, mit dieser Rendite, die allerdings immer erst in der Zukunft lieferbar ist, ausgestattet, sondern dient als schlichtes Abbild der Geldmarktkurse. Geld in der Gegenwart ist billiger als Geld auf Termin. Aus Geldmarkt-Sicht hat der Schuldner sich verpflichtet, billiges Geld der Gegenwart zu kaufen und dieses für teures Geld in der Zukunft zu verkaufen. Dank Negativzinsen kam es zu vielen Verzerrungen; die Terminstrukturkurve(Zu welchem Liefertermin es wieviel ) in Geld hat sich in dieser Hinsicht jedoch nicht nachhaltig geändert.

Mindestens eine Hand voll Firmen haben vor 10-20 Jahren einen Großteil ihres Gewinns damit verdient, teures Geld in der Zukunft zu verkaufen und dieses günstig in den kurzfristigsten Laufzeiten (Nur über Nacht oder wenige Tage) einzukaufen, was mindestens teilweise Zeugnis menschlichen Charakters ist; indem Geduld in geringerem Maße verbreitet ist als die Gier nach sofortiger Befriedung durch Konsum. Ein älterer Makler in Geldmarktprodukten, der früher noch in Deutschland war, hat im Internet einen alten Preisauszug in gängigen Geldmarktprodukten veröffentlicht. http://www.kliem.de/images/divers/kursvorschau2013gr.jpg


Dieser Erkenntnis zufolge ist die Zinsrechnung also anhand der jeweiligen Fälligkeitstermine vorzunehmen, wodurch Future Value = (Present Value)*(100%+Zins)^Laufzeit gilt.

Aus arithmetischer Sicht lässt sich dieser Term jedoch auch umkehren, d.h. aus Future Value Present Value ermitteln. Infolge dessen wird dadurch nicht der positive Finanzierungsfaktor (100% + Zins) nun auf den Future Value angerechnet, sondern der Kehrwert davon, was der beschriebenen Gestalt der Terminstrukturkurve Rechnung trägt. Damit gilt Present Value = Future Value * (1/100% + Zins)^Laufzeit. (1)

Mit dieser einfachsten Form von DCF-Rechnung lässt sich nun Geld aus der Zukunft in der Gegenwart bewerten.

In gewohnter Einfältigkeit besteht die Bewertung von Aktien durch Analysten darin, dass sie alle Geldflüsse innerhalb eines Zeitraums versuchen zu erraten. Im nächsten Schritt wenden sie auf jeden einzelnen Geldfluss, den sie erraten wollen, jeweils eine eigene Diskont-Rechnung (1) an (Da jene Geldflüsse üblicherweise verschiedene Termine, Volumen, etc. haben). Zur Krönung werden alle einzelnen Rechnung summiert und sollten unter Einhaltung der Idealvorstellungen, die nötig wären, den genauen Wert einer Aktienbeteiligung betragen.

Die Überlegung, Zinsrisiken anhand dieser diskontierten Geldflüsse abzuschätzen, ist, meine ich, dennoch berechtigt, weil diese Betrachtung ausschließlich die Wertdifferenz der diskontierten Geldflüsse abhängig von einer bestimmten Zinsdifferenz abbildet.

Das gleiche gilt übrigens auch und teils noch stärker für Anleihen und Immobilien. In diesen Vermögenswerten ist diese Frage allerdings keine große Aufmerksamkeit wert. Ein Prozent Zinssteigerung wird langlaufende US-Treasury Bonds von 100Tsd. USD Nominalwert um etwa 17Tsd. US-Dollar im Wert mindern, was mit großer Genauigkeit berechenbar ist.

Zyankali
30.01.2018, 01:54
Mit dieser einfachsten Form von DCF-Rechnung lässt sich nun Geld aus der Zukunft in der Gegenwart bewerten.

.......

ihr mathefreaks immer^^ kein plan welche währungen es in 30 jahren geben wird, aber hauptsache schonmal den wert ermitteln und wieder zurück auf die gegenwart rechnen :D

Leibniz
03.02.2018, 09:01
Nachdem die Arbeitslosenzahlen vom Freitag positiv ausfielen und die Zinsen in Dollar Zinsprodukten weiter stiegen, sind die Aktienmärkte mitunter um mehr als 2% gefallen. Ein Zeichen dafür, dass auch der übrige Markt die Kursrisiken in Aktien durch steigende Zinsen erkennt. Der letzte vergleichbare Rückgang von beispielsweise etwa 2% im S&P500 liegt jedenfalls einige Zeit zurück. Allerdings deuten die Zinsprodukte auch darauf hin, dass es noch zu früh für eine grundlegende Neubewertung von Aktien ist. Insofern dürften die Aktienmärkte kommende Woche wieder steigen.

Klopperhorst
03.02.2018, 09:42
Nachdem die Arbeitslosenzahlen vom Freitag positiv ausfielen und die Zinsen in Dollar Zinsprodukten weiter stiegen, sind die Aktienmärkte mitunter um mehr als 2% gefallen. Ein Zeichen dafür, dass auch der übrige Markt die Kursrisiken in Aktien durch steigende Zinsen erkennt. Der letzte vergleichbare Rückgang von beispielsweise etwa 2% im S&P500 liegt jedenfalls einige Zeit zurück. Allerdings deuten die Zinsprodukte auch darauf hin, dass es noch zu früh für eine grundlegende Neubewertung von Aktien ist. Insofern dürften die Aktienmärkte kommende Woche wieder steigen.

Am langen Ende sind die deutschen Zinsen jetzt wieder so hoch wie 2016.
http://pigbonds.info/

Der Bund Future geht ziemlich runter. Das scheint eine größere Sache zu sein.

---

Klopperhorst
03.02.2018, 12:14
Bei Interesse wäre vielleicht ein Blick auf die Wolfram Produkte interessant. Ausgehend allein davon, was sie können und was ein halbwegs geübter Nutzer mit ihnen erreichen kann, sind jene wohl unter den mächtigsten Werkzeugen, die kommerziell gehandelt werden. Vor einiger Zeit beispielsweise ein modifizierter, nichtlinearer Oszillator, der ohne diese Software praktisch unmöglich wäre.
https://i.imgur.com/Wz3hwCu.png
https://i.imgur.com/cU3BROj.png

Wie selbstverständlich kommt auch meist eine Abbildung des Zustandsraums dazu:
https://i.imgur.com/rllzXRC.png
...

Sieht aus wie ein Lorenz-Attraktor. Also eher chaotisch.

---

Leibniz
05.02.2018, 05:44
Am langen Ende sind die deutschen Zinsen jetzt wieder so hoch wie 2016.
http://pigbonds.info/

Der Bund Future geht ziemlich runter. Das scheint eine größere Sache zu sein.

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Korrekt. Diese deutliche Korrelation zu insbesondere US-Dollar Anleihen wird oft nicht gesehen oder fehlinterpretiert. In der einfachen Ausprägung lassen sich negativ rentierende BRD-Schatzanweisungen leerverkaufen, zu Dollar tauschen und in zweijährigen T-Notes bis zur Fälligkeit zu der vorhandenen Zinsdifferenz von über 2% halten. Wenn dazu noch Möglichkeiten existieren, relativ günstige Forwards zur Absicherung des Wechselkurses einzusetzen, lassen sich in diesem Umfeld risikolose Zinserträge generieren, was ab einer gewissen Schwelle unabhängig von allen anderen Faktoren endet und mitunter scheinbar merkwürdige Bewegungen bedingt.

Da Geld, Devisen und abgeleitete Instrumente nicht innerhalb eines seriösen Markts, sondern zu 90+% zwischen den großen Dealer-Banken in Devisen gehandelt werden, dürfte es niemanden überraschen, dass gewöhnliche Forwards meist teuer (d.h. günstiger selbst zu replizieren) sind. Ausgehend von den Dealer-Kursen geeigneter FX-Optionen von eben, lagen einige synthetische Forwards jedoch deutlich unter der Zinsdifferenz. Es wird sich zeigen müssen, zu welchen Kursen die Anleihen nachher zu beschaffen sind.

https://i.imgur.com/XbWv829.png

Leibniz
05.02.2018, 14:01
Der offensichtliche Fehler in der ersten Abbildung korrigiert:
https://i.imgur.com/d7pZEg6.png

HansMaier.
05.02.2018, 20:09
Nachdem die Arbeitslosenzahlen vom Freitag positiv ausfielen und die Zinsen in Dollar Zinsprodukten weiter stiegen, sind die Aktienmärkte mitunter um mehr als 2% gefallen. Ein Zeichen dafür, dass auch der übrige Markt die Kursrisiken in Aktien durch steigende Zinsen erkennt. Der letzte vergleichbare Rückgang von beispielsweise etwa 2% im S&P500 liegt jedenfalls einige Zeit zurück. Allerdings deuten die Zinsprodukte auch darauf hin, dass es noch zu früh für eine grundlegende Neubewertung von Aktien ist. Insofern dürften die Aktienmärkte kommende Woche wieder steigen.


Der DAX hat sich ja so über den Tag gerettet, in Amiland rappelts aber schon ganz gut.
Bei - 3% ist der DOW grade. Mal schauen obs jetzt so weit ist....
MfG
H.Maier

Schlummifix
05.02.2018, 21:10
Zinswende, und schon bricht das ganze Kartenhaus zusammen..
- 1600 Punkte im Dow Jones.

Klopperhorst
05.02.2018, 21:33
Zinswende, und schon bricht das ganze Kartenhaus zusammen..
- 1600 Punkte im Dow Jones.

Wurde auch mal Zeit. Es scheint jetzt langsam loszugehen.

Seit März 2009 war die Entwicklung quasi exponentiell.

Ich vermute, die Ereignisse werden sich jetzt überschlagen. Die Techwerte sind auch völlig überbewertet. Facebook & Co. wurden schon zu Mondpreisen gehandelt.

---

Leibniz
05.02.2018, 23:55
Der DAX hat sich ja so über den Tag gerettet, in Amiland rappelts aber schon ganz gut.
Bei - 3% ist der DOW grade. Mal schauen obs jetzt so weit ist....
MfG
H.Maier

Ausgehend von einigen Beobachtungen halte ich die Kursbewegungen eher für verfrühte Anzeichen einer Bereinigung. Einerseits hatten die Aktienmärkte auch offensichtlichen Bedarf daran, ihre Bewertungen an ökonomische Realitäten (Zinsen) anzupassen. Die Qualität und Umgebung der heutigen Rückgänge in Aktien hat auf nicht nur mir bekannte, systemische Schwächen hingewiesen.

Ein Problem sind Market-Maker, die in guten Zeiten 80% und in schlechten Phasen 0% des ankommenden Volumens aufnehmen wollen. Einige nicht unbedeutende Firmen operieren nach dem Prinzip, Risiko um jeden Preis zu verhindern. Wenn also nichts passiert stellen sie gewaltige Anteile der Orderbuchtiefe und versuchen, soviel Volumen wie möglich aufzunehmen. Diese Vorgehensweise führt während stabilen Phasen zu gewaltiger "Schein-)Liquidität. Sobald nämlich eine andere Marktdynamik absehbar wird, liquidieren sie ihr gesamtes Inventar und schalten ihre Computer ab. Tatsächlich nehmen sie in instabilen Phasen Liquidität und vernachlässigen zudem ihre Aufgabe, der Bereitstellung von Liquidität. Dadurch gibt es immer weniger Geld, das bereit ist, fallende Märkte aufzufangen. Was müsst eine Versicherung tun, um keinen Risiken mehr ausgesetzt zu sein? Sie dürfte nicht mehr versichern.

Tatsächlich sind die 100+ Punkte Rückgänge im S&P500 seit 2008 selten. Der Index, der die implizite Volatilität von Optionen am Geld misst, hat sich im S&P500 mehr als verdoppelt; wobei auch die implizite Volatilität dieses Indizes selbst explodiert ist. Diese Anstiege spiegeln panische Käufe von noch so teurer Absicherung wider. Diese panische Reaktion auf wenige Prozente des Kursrückgangs ist üblicherweise ein Indikator hinreichenden Respekts. Diese Skepsis zeigt sich an allen möglichen, peripheren Erscheinungen, die ein allgemein hohes Krisenbewusstsein voraussetzen. Heutige Mittag hat sich ein weiterer Anleger mit 100M. Euro in CDS gegen Kreditausfall europäischer Anleihen und des Finanzsystems abgesichert. Diese Position kostet mehrere Millionen jährlich. Offenbar ist es das wert oder die Angst so groß.

Die interessante Frage allerdings wäre, wer diese CDS-Produkte schreibt bzw. die Käufer gegen die entsprechenden Kreditrisiken absichern. Ich bin ziemlich sicher, dass die großen Dealer Banken einen Großteil der Absicherung gegen den Kreditausfall des Finanzsystems "verkaufen".

Klopperhorst
06.02.2018, 09:13
Hier mal der Dow Jones seit 1975 mit simple Spline-Kurve.

Wie soll denn der Zyklus jetzt noch weitergehen, wenn nicht mit einem Crash?
Verdoppelung seit 2013 würde bedeuten, jetzt noch Verdoppelung bis 2021.
Das ist extrem unwahrscheinlich.


https://img3.picload.org/image/ddwpcddr/dow_1975_2018.jpg

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Pelle
07.02.2018, 19:58
Hier mal der Dow Jones seit 1975 mit simple Spline-Kurve.

Wie soll denn der Zyklus jetzt noch weitergehen, wenn nicht mit einem Crash?
Verdoppelung seit 2013 würde bedeuten, jetzt noch Verdoppelung bis 2021.
Das ist extrem unwahrscheinlich.


https://img3.picload.org/image/ddwpcddr/dow_1975_2018.jpg

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Und nun, willst Du alle deine Aktien verkaufen?


https://www.youtube.com/watch?v=oZ8Xqf4wyjA

Leibniz
08.02.2018, 02:29
Hier mal der Dow Jones seit 1975 mit simple Spline-Kurve.

Wie soll denn der Zyklus jetzt noch weitergehen, wenn nicht mit einem Crash?
Verdoppelung seit 2013 würde bedeuten, jetzt noch Verdoppelung bis 2021.
Das ist extrem unwahrscheinlich.


https://img3.picload.org/image/ddwpcddr/dow_1975_2018.jpg

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Wobei sich das Maß (Geld) seit 1975 mitunter verändert hat

https://fred.stlouisfed.org/graph/fredgraph.png?g=ieJ0

und seit 1980 stetig günstiger wurde.

https://fred.stlouisfed.org/graph/fredgraph.png?g=i6uQ

Letztere Tatsache wird oftmals unterschätzt. Wie bereits angemerkt, ist bereits eine Zinsänderung von 1-2% hinreichend, um den Wert von Vermögenswerten langer Laufzeiten, was Aktien sind, um 20% zu senken. Obwohl sich die Bewertung von Aktien allein durch die Zinsänderungen innerhalb der kommenden 18 Monate zweifellos ändern wird, ist die Vorhersage des genauen Zeitpunkts schwierig.

Innerhalb der letzten zwei Wochen wirkten jedenfalls technische Besonderheiten, die wesentlich zu einer erheblichen Verschärfung der Rückgänge beigetragen haben. Viele Market-Maker sind grundsätzlich nicht bereit, Risiko im Inventar zu halten. Andere haben in den vergangenen Tagen hunderte Millionen Dollar an tatsächlichen Verlusten generiert. Dadurch ist die Liquidität in Aktienmärkten seit einigen Tagen um den Faktor 10-50 zurückgegangen. Ein nicht unerheblicher Teil der realisierten Volatilität war indirekte Folge fragiler Strategien in nichtlinearen Produkten.


[...]

Eine beliebte Strategie in Banken (aufgrund der kontinuierlichen Gewinne) ist die Replikation von Optionen durch Dynamic Hedging, wobei nackt Optionen verkauft werden und die vermeintlich identischen Payoffs durch dynamisches Kaufen und Verkaufen des Underlyings repliziert werden. Diese Gruppe nimmt also die Gegenposition zu beispielsweise Absicherungen gegen seltene Extrem-Ereignisse ein, indem sie die Payoffs der veräußerten Optionen vermeintlich repliziert. Der Kern dieser Strategie ist allerdings ein Preismodell für nichtlineare Instrumente. Die üblichen Modelle setzen voraus, dass Märkte immer geöffnet bleiben, dass verwendete Underlyings stetige Preisverläufe aufweisen und immer liquide handelbar sind. Ferner enthalten die Modelle, die Bedingung reeller Preise innerhalb eines Kontinuums , obwohl die gültigen Preise tatsächlich eine Vereinigung diskreter Elemente sind. Das Schlimmste ist jedoch die unbegründete Annahme normalverteilter Wahrscheinlichkeiten für Kursabweichungen, welche zu einer völligen Fehlbewertung aller außen liegenden (außerhalb von zwei Sigma) Wahrscheinlichkeiten und dazugehöriger Instrumente führt.

Allein die Idee der Replikation hochgradig konvexer, nichtlinearer Instrumente mittels vollständig linearer Instrumente ist, meine ich, unklug. Mathematisch ist allein aufgrund der inkompatiblen Zahlenkörper bestenfalls eine Approximation möglich.

In ruhigen Zeiten funktioniert Dynamic Hedging hinreichend genau, um kontinuierliche Gewinne zu generieren. Wenn die Volatilität allerdings steigt und Kreditzyklen enden, treten mitunter nicht vorhergesehene Preissprünge, Liquiditätslöcher und Extremabweichungen auf, was einerseits die Replikation von Payoffs unmöglich macht und andererseits zu gewaltigen Verlusten in weit außerhalb liegenden Optionen führt (aufgrund eben jener falschen Annahme der Normalverteilung).

Ein prominentes Opfer eigener Ignoranz war Credit Suisse und Kunden bestimmter Produkte. Wie es der Zufall wollte, trafen dabei zwei Parteien aufeinander, die beide nicht begriffen, welche Risiken sie eingingen.
Die Kunden verloren etwa 1,5 Milliarden an Wert, während CS etwa 500 Millionen Dollar Inventar der eigenen Produkte verloren hat. Dabei handelt es sich nicht um Kursverluste, die wieder zurückkommen können, sondern um irreversible Verluste.

Die Darstellung derart ignoranter Strategien ist in Zeiten während diese noch scheinbar funktionieren für alle eine Zumutung, die nachhaltig vorgehen, was immer aufwändiger ist. Insofern ist es eine Genugtuung, dass einige nun ihre Abrechnung erhalten haben.

Klopperhorst
08.02.2018, 17:23
Wobei sich das Maß (Geld) seit 1975 mitunter verändert hat

https://fred.stlouisfed.org/graph/fredgraph.png?g=ieJ0

und seit 1980 stetig günstiger wurde.


Natürlich ist die Aufblähung der Aktienmärkte oder jetzt auch Bitcoin v.a. durch die Geldschwemme zu erklären.
Allerdings wollte ich auf die exponentielle Entwicklung aufmerksam machen.
Demnach müsste, um den Trend beizubehalten, jetzt eine Verdoppelung der Indizes bis 2021 erfolgen.

Also Dow dann bei 52.000 Punkten.

Recht unwahrscheinlich.

---

Leibniz
08.02.2018, 17:29
Aktienmärkte sind noch immer dabei, sich zu verbilligen. Liquidität und Volatilität sind zuweilen auffällig:

https://www.youtube.com/watch?v=X6j_iestgjg
(etwa vor 30 Minuten, von rechts: Euro Stoxx 50, Euro Stoxx 50 Volatilität, FTSE100, DAX, S&P500, Dow Jones Industrial Average, zweijähriges 3M-LIBOR Bundle, zweijähriges 3M-EURIBOR Bundle)

Klopperhorst
08.02.2018, 17:36
Und nun, willst Du alle deine Aktien verkaufen?
...

Ich hab keine Aktien (mehr).
Ansonsten: Ich vertraue nicht auf die Wertschöpfung, nicht von mir mitbestimmbarer Unternehmen, ich würde nur Stimmrecht-Aktien kaufen.

---

Leibniz
08.02.2018, 17:49
Natürlich ist die Aufblähung der Aktienmärkte oder jetzt auch Bitcoin v.a. durch die Geldschwemme zu erklären.
Allerdings wollte ich auf die exponentielle Entwicklung aufmerksam machen.
Demnach müsste, um den Trend beizubehalten, jetzt eine Verdoppelung der Indizes bis 2021 erfolgen.

Also Dow dann bei 52.000 Punkten.

Recht unwahrscheinlich.

---
Richtig. Der DAX hat bereits 400 Punkte tiefer den Kassamarkt geschlossen. Der letzte Tag eines 400+ Punkte Rückgangs im DAX liegt einige Zeit zurück. Darüber hinaus wird das US-Treasury Department in 15 Minuten 16 Milliarden in dreißigjährigen Anleihen versteigern. Bis zum vorläufigen Schluss um 22:15 sind noch einige Überraschungen möglich.

Pelle
08.02.2018, 17:54
Irgendwann platzt die Blase.

http://www.wiwo.de/images/eine-nadel-will-eine-geldblase-zum-platzen-bringen/10737756/1-format2101.jpg

Liberalist
09.02.2018, 12:29
So leicht kommst du jetzt nicht davon, gerne im anderen Strang:


Genau. Bewiesen wurde, dass Du ein renitenter Dummkopf ohne Manieren bist. Und das ist Dir glänzend gelungen. :cool:

Ich kaufe ein Haus für 1 Million, ich bezahle es zu 100% mit Kredit. ich arbeite produktiv, bezahle den Kredit zu 100% und das Haus gehört mir zu 100%

Ich nehme wieder einen Kredit auf, 1 Million, besichere diesen mit dem Haus welches abbezahlt ist.

Ich nehme die Million, gehe ins Casino und verzocke das Geld dort, das Geld gerät in den Umlauf und inflationiert. Ich kann den Kredit nicht abbezahlen, die Bank zieht mein Haus ein und verkauft es.

Wie wurde dadurch die Inflation ausgebucht, wenn...
1) die eine Million im Umlauf ist
und
2) ein Haus, also ein Gegenstand eingezogen wurde und kein Geld?

Deine Antwort?

FranzKonz
09.02.2018, 15:00
So leicht kommst du jetzt nicht davon, gerne im anderen Strang:



Ich kaufe ein Haus für 1 Million, ich bezahle es zu 100% mit Kredit. ich arbeite produktiv, bezahle den Kredit zu 100% und das Haus gehört mir zu 100%

Ich nehme wieder einen Kredit auf, 1 Million, besichere diesen mit dem Haus welches abbezahlt ist.

Ich nehme die Million, gehe ins Casino und verzocke das Geld dort, das Geld gerät in den Umlauf und inflationiert. Ich kann den Kredit nicht abbezahlen, die Bank zieht mein Haus ein und verkauft es.

Wie wurde dadurch die Inflation ausgebucht, wenn...
1) die eine Million im Umlauf ist
und
2) ein Haus, also ein Gegenstand eingezogen wurde und kein Geld?

Deine Antwort?

Ganz einfach. Die Bank hat Dein Haus verkauft, der Käufer hat somit Deinen Kredit getilgt. Damit ist die Welt wieder in Ordnung.

Liberalist
09.02.2018, 17:31
Ganz einfach. Die Bank hat Dein Haus verkauft, der Käufer hat somit Deinen Kredit getilgt. Damit ist die Welt wieder in Ordnung.

Wie ist das neue geschaffene Geld aus dem Umlauf entfernt wurden?

Darum geht es, du hast dies schon wieder nicht beantwortet.

Leibniz
09.02.2018, 17:32
Ganz einfach. Die Bank hat Dein Haus verkauft, der Käufer hat somit Deinen Kredit getilgt. Damit ist die Welt wieder in Ordnung.
Wenn die Beteiligten seriös und kundenfreundlich vorgehen, ist es diese Sachlage.

In der Praxis sind einerseits NPL (nicht bediente Kredite) und andererseits relativ zum EU-GDP fast dreimal so große Bankbilanzen, wenn der Vergleich zu den US-Amerikanischen Banken angestrengt wird. Folglich verkaufen europäische Banken, und werden es zunehmend beschleunigen müssen, große Teile ihrer Vermögenswerte. (Mehrere Billionen Euro)

Dieses Geschäft ist im Augenblick und in den kommenden Jahren zumindest nach meiner Einschätzung das Attraktivste. Bereits bisher haben Financiers Kreditportfolios europäischer Banken für 50 Cent und weniger auf einen Euro Schuld erworben. Dieser Preis gilt für überwiegend besicherte Kredite, die möglicherweise teils ausgefallen sind. Ein großer Teil sind meist jedoch makellose Kredite.

Damit ist es möglich, zu den halben ausstehenden Schulden die zugrunde liegenden Vermögenswerte (meist Immobilien, Unternehmen) zu erwerben. Etliche Transaktionen bestehen , wie mir zu Ohren kam, in der einfachen Veräußerung eines Unternehmens, was regelmäßig das drei- bis fünffache der aufgewendeten Investitionssumme erlöst.

Bestimmte Firmen konzentrieren sich wohl auf hohe Volumen, indem sie die Schrottportfolios der Banken in SPVs unterbringen (ABS,MBS,CLO etc.) und darauffolgend Fonds andrehen. (Wer sich fragt, worin die vielen Income Fonds investiert sind.)

Andere haben vermutlich selbst eine Banklizenz und finanzieren ihre Müll-Depots durch täglich rollende Übernacht-Kredite am Geldmarkt, wobei noch immer negative Finanzierungskosten anfallen.

Leibniz
09.02.2018, 18:22
Wie ist das neue geschaffene Geld aus dem Umlauf entfernt wurden?

Darum geht es, du hast dies schon wieder nicht beantwortet.

Durch die Tilgung und die daraus folgende Bilanzverkürzung?

Ich musste auch einen Moment überlegen (nach 72h Arbeit). Ist die extreme Ausweitung der Geldmenge nicht nur durch Gläubiger möglich, die nie zurück zahlen, sondern refinanzieren (hauptsächlich Staaten, auch Unternehmen)

Prinzipiell, meine ich, lassen sich diverse Finanzierungsvorgänge von Wertpapierpositionen zur Vereinfachung damit vergleichen. Angenommen ich habe Geld und leihe dafür eine Bundesobligation, die ich verkaufe.
Daraufhin erwerbe ich eine weitere T-Note, die "repoed out" wird. Das Geld ,was bis zum Rückkauf in meinem Besitz ist, verleihe ich für eine Bundesobligation, die ich verkaufe.
Wenn es keine haircuts gäbe, wäre damit eine Bilanz von unbegrenzter Größe herzustellen, die als Aktiva T-Notes (als Collateral ) hat und Passiva die verkauften und bei Fälligkeit zu liefernden Bundesobligationen.

Bei Fälligkeit nutze ich die Aktiva, um die fälligen Verbindlichkeiten zu beschaffen, wodurch mein EK sinkt/steigt und die Bilanz wieder am Anfang steht.

Andererseits könnte ich auch fällig werdende Repos immer wieder rollen, sodass diese Bilanz (Bundesobligationen als Geld, also umgekehrt zu ihrer Entstehung) und das künstlich erzeugte Angebot von Bundesobligationen am Kassamarkt theoretisch ewig erhalten bleibt.

Das gleiche Bild entsteht für Gold, was extrem niedrige Leihzinsen aufweist. Daher wird es gerne geliehen, verkauft, (Rückabwicklung mittels Forward/Future abgesichert) und in ertragreichen Vermögenswerten angelegt. Das geliehene und verkaufte Gold kann wieder verliehen und verkauft werden, sodass sehr viele Eigentümer einen Anspruch auf das gleiche Gold haben, also prinzipiell Kreditgold hergestellt wurde.

Auch hier löst sich dieser Anspruch bei Fälligkeit und Rückabwicklung wieder auf, genauso wie das geschaffene Kreditgold.

Liberalist
09.02.2018, 19:36
Durch die Tilgung und die daraus folgende Bilanzverkürzung?

Ich musste auch einen Moment überlegen (nach 72h Arbeit). Ist die extreme Ausweitung der Geldmenge nicht nur durch Gläubiger möglich, die nie zurück zahlen, sondern refinanzieren (hauptsächlich Staaten, auch Unternehmen)

Prinzipiell, meine ich, lassen sich diverse Finanzierungsvorgänge von Wertpapierpositionen zur Vereinfachung damit vergleichen. Angenommen ich habe Geld und leihe dafür eine Bundesobligation, die ich verkaufe.
Daraufhin erwerbe ich eine weitere T-Note, die "repoed out" wird. Das Geld ,was bis zum Rückkauf in meinem Besitz ist, verleihe ich für eine Bundesobligation, die ich verkaufe.
Wenn es keine haircuts gäbe, wäre damit eine Bilanz von unbegrenzter Größe herzustellen, die als Aktiva T-Notes (als Collateral ) hat und Passiva die verkauften und bei Fälligkeit zu liefernden Bundesobligationen.

Bei Fälligkeit nutze ich die Aktiva, um die fälligen Verbindlichkeiten zu beschaffen, wodurch mein EK sinkt/steigt und die Bilanz wieder am Anfang steht.

Andererseits könnte ich auch fällig werdende Repos immer wieder rollen, sodass diese Bilanz (Bundesobligationen als Geld, also umgekehrt zu ihrer Entstehung) und das künstlich erzeugte Angebot von Bundesobligationen am Kassamarkt theoretisch ewig erhalten bleibt.

Das gleiche Bild entsteht für Gold, was extrem niedrige Leihzinsen aufweist. Daher wird es gerne geliehen, verkauft, (Rückabwicklung mittels Forward/Future abgesichert) und in ertragreichen Vermögenswerten angelegt. Das geliehene und verkaufte Gold kann wieder verliehen und verkauft werden, sodass sehr viele Eigentümer einen Anspruch auf das gleiche Gold haben, also prinzipiell Kreditgold hergestellt wurde.

Auch hier löst sich dieser Anspruch bei Fälligkeit und Rückabwicklung wieder auf, genauso wie das geschaffene Kreditgold.

Ich sag dir das ganz ehrlich, verstehe ich nicht.

Oder anders gesagt, ist nicht möglich.

Es geht um die Thematik, dass der Forist Konz meint durch besicherte Kredite kommt keine Inflation zustande, wenn bei Einlösung der Sicherheit im falle des nicht zurückzahlen könnens des Kredits eine Verrechnung stattfindet.

Dadurch entsteht lediglich ein Ausgleich in der Bankbilanz, das neu geschaffene Geld fliesst aber in den Umlauf, es wird kein neu geschaffenes Geld aus dem Umlauf genommen.
Inflation entsteht, wenn neu geschaffnes Geld ins System gerät, dieses aber nicht für zusätzliche produktive Arbeit verwendet wird, sondern für den Konsum von bestehender produktiver Arbeit, was für eine Erhöhung des Preoisniveaus sorgt.

Im Falle des oben von mir genannten Beispiels mit der Immobilie gelangt es eben ins System und inflationiert.

FranzKonz
09.02.2018, 20:23
Wie ist das neue geschaffene Geld aus dem Umlauf entfernt wurden?

Darum geht es, du hast dies schon wieder nicht beantwortet.

Per Girokonto an Kreditkonto. Damit ist Bankbilanz wieder verkürzt. Exakt der umgekehrte Vorgang, wie bei der Kreditvergabe, nur dass jetzt ein anderes Girokonto betroffen ist.

Das in der Praxis bei der Verwertung noch ein wenig umgebucht wurde, ändert an der Sachlage nichts.

FranzKonz
09.02.2018, 20:25
Ich sag dir das ganz ehrlich, verstehe ich nicht. ...

Natürlich nicht. Wie ich schon mehrfach sagte: Du willst 3 Schritte auf einmal nehmen, und fällst dabei auf die Nase.

Ein bisschen Grundlagenwissen ist nun mal notwendig.

FranzKonz
09.02.2018, 20:33
Wenn die Beteiligten seriös und kundenfreundlich vorgehen, ist es diese Sachlage.

In der Praxis sind einerseits NPL (nicht bediente Kredite) und andererseits relativ zum EU-GDP fast dreimal so große Bankbilanzen, wenn der Vergleich zu den US-Amerikanischen Banken angestrengt wird. Folglich verkaufen europäische Banken, und werden es zunehmend beschleunigen müssen, große Teile ihrer Vermögenswerte. (Mehrere Billionen Euro)

Dieses Geschäft ist im Augenblick und in den kommenden Jahren zumindest nach meiner Einschätzung das Attraktivste. Bereits bisher haben Financiers Kreditportfolios europäischer Banken für 50 Cent und weniger auf einen Euro Schuld erworben. Dieser Preis gilt für überwiegend besicherte Kredite, die möglicherweise teils ausgefallen sind. Ein großer Teil sind meist jedoch makellose Kredite.

Damit ist es möglich, zu den halben ausstehenden Schulden die zugrunde liegenden Vermögenswerte (meist Immobilien, Unternehmen) zu erwerben. Etliche Transaktionen bestehen , wie mir zu Ohren kam, in der einfachen Veräußerung eines Unternehmens, was regelmäßig das drei- bis fünffache der aufgewendeten Investitionssumme erlöst.

Bestimmte Firmen konzentrieren sich wohl auf hohe Volumen, indem sie die Schrottportfolios der Banken in SPVs unterbringen (ABS,MBS,CLO etc.) und darauffolgend Fonds andrehen. (Wer sich fragt, worin die vielen Income Fonds investiert sind.)

Andere haben vermutlich selbst eine Banklizenz und finanzieren ihre Müll-Depots durch täglich rollende Übernacht-Kredite am Geldmarkt, wobei noch immer negative Finanzierungskosten anfallen.

Einverstanden.

Du hast den Beginn dieses Fadens vermutlich nicht gesehen. Kritisch sind letztendlich ungesicherte Kredite, und die auch nur, wenn das Kapital der Bank nicht hinreicht, den Ausfall abzudecken.

Dass derlei Geschichten durch Umwege und Fristentransformationen oftmals erst nach langer Zeit wirksam werden, steht auf einem anderen Blatt, beim ursprünglichen Gespräch ging es alleine um das Grundprinzip der impliziten Deckung unseres Geldes durch die Sicherheiten, die für einen seriösen Kredit hinterlegt werden.

Liberalist
09.02.2018, 20:47
Per Girokonto an Kreditkonto. Damit ist Bankbilanz wieder verkürzt. Exakt der umgekehrte Vorgang, wie bei der Kreditvergabe, nur dass jetzt ein anderes Girokonto betroffen ist.

Das in der Praxis bei der Verwertung noch ein wenig umgebucht wurde, ändert an der Sachlage nichts.

Nein, das ist falsch.

Nochmal, bei der Kreditentstehung ist "Geld aus dem Nichts" geschaffen wurden, dieses neu entstandene Geld muss aggearbeitet werden durch neue Arbeit. Wenn ein bereits abgearbeitetes haus verrechnet wird, wird kein neu geschaffenes Geld dem System entzogen, es wird lediglich ein bereits bezahlter Gegenstand verrechnet.
Das neu geschaffene Geld ist immer noch im System.

Du hast es nicht verstanden.

Das sieht man hier:


Per Girokonto an Kreditkonto. Damit ist Bankbilanz wieder verkürzt.

Du denkst wenn Konten ausgeglichen werden, wird dem Kreislauf Geld enzogen. Dies ist falsch.

Die Inflation ist nach wie vor vorhanden.



Edith: Du verhälst dich hier wie Pudding. Der von dir behauptete Vorgang stimmt auch nicht.


Per Girokonto an Kreditkonto. Damit ist Bankbilanz wieder verkürzt.

Wenn eien Sicherheit in diesem fall ein haus verrechnet wird, wird überhaupt kein Girokonto verwendet. alles dummes Geschätz.

Liberalist
09.02.2018, 20:50
Einverstanden.

Du hast den Beginn dieses Fadens vermutlich nicht gesehen. Kritisch sind letztendlich ungesicherte Kredite, und die auch nur, wenn das Kapital der Bank nicht hinreicht, den Ausfall abzudecken.

Dass derlei Geschichten durch Umwege und Fristentransformationen oftmals erst nach langer Zeit wirksam werden, steht auf einem anderen Blatt, beim ursprünglichen Gespräch ging es alleine um das Grundprinzip der impliziten Deckung unseres Geldes durch die Sicherheiten, die für einen seriösen Kredit hinterlegt werden.


Natürlich nicht. Wie ich schon mehrfach sagte: Du willst 3 Schritte auf einmal nehmen, und fällst dabei auf die Nase.

Ein bisschen Grundlagenwissen ist nun mal notwendig.

Du bist ein Schwätzer, erstmal hast der von Leipniz dargestellte Sachverhalt nichts mit unseren Sachverhalt zu tun, ferner hast du diesen doch nicht kapiert. :haha:

FranzKonz
09.02.2018, 20:56
Nein, das ist falsch.

Nochmal, bei der Kreditentstehung ist "Geld aus dem Nichts" geschaffen wurden, dieses neu entstandene Geld muss aggearbeitet werden durch neue Arbeit. Wenn ein bereits abgearbeitetes haus verrechnet wird, wird kein neu geschaffenes Geld dem System entzogen, es wird lediglich ein bereits bezahlter Gegenstand verrechnet.
Das neu geschaffene Geld ist immer noch im System.

Du hast es nicht verstanden.

Das sieht man hier:



Du denkst wenn Konten ausgeglichen werden, wird dem Kreislauf Geld enzogen. Dies ist falsch.

Die Inflation ist nach wie vor vorhanden.

Du willst schon wieder mehrere Schritte auf einmal unternehmen. Sichteinlagen und Geldmenge M1, Du erinnerst Dich?

Wir sind noch lange nicht bei der Inflation, sondern immer noch bei der Geldmenge.

FranzKonz
09.02.2018, 21:00
Du bist ein Schwätzer, erstmal hast der von Leipniz dargestellte Sachverhalt nichts mit unseren Sachverhalt zu tun, ferner hast du diesen doch nicht kapiert. :haha:

Im Gegensatz zu Dir ist Leibniz kein Idiot. Er kann nur nicht glauben, dass jemand so blöd wie Du sein kann. Und er ist nicht nur 3, sondern mindestens ein Dutzend Schritte weiter als Du.

Klopperhorst
09.02.2018, 21:01
Ich sag dir das ganz ehrlich, verstehe ich nicht.
...

Leibniz drückt das wahrscheinlich mit Absicht so aus. Letztendlich aber alles recht einfach zu verstehen. Ist so, wie wenn man zum Anfang von doppelter Buchführung erfährt und auch nur Bahnhof versteht.

Bedenklich finde ich allerdings, dass diese Finanz"industrie" begabte Leute abzieht, die ihr Potenzial sicher für wertvollere Tätigkeiten aufopfern könnten.
Eine ungeheure Energieverschwendung, da es ja letztendlich nur darum geht, aus Geld Geld zu machen.

---

FranzKonz
09.02.2018, 21:03
...
Wenn eien Sicherheit in diesem fall ein haus verrechnet wird, wird überhaupt kein Girokonto verwendet. alles dummes Geschätz.

Kerl, Du bist nicht nur blöde, Du bist entsetzlich deppert. Ich sagte doch oben schon, das die Verwertung mit einigen Umbuchungen einhergeht. Der genannte Buchungssatz ist lediglich die komprimierte Form.

Der fällt an der Stelle an, wo der Käufer das Haus bezahlt, und ob hier das Gegenkonto Dein ursprüngliches Kreditkonto ist, oder ein Asset-Konto der Bank spielt keine Rolle. Wesentlich ist die Zahlung per Girokonto.

Liberalist
09.02.2018, 21:05
Du willst schon wieder mehrere Schritte auf einmal unternehmen. Sichteinlagen und Geldmenge M1, Du erinnerst Dich?

Wir sind noch lange nicht bei der Inflation, sondern immer noch bei der Geldmenge.

Hör zu, nochmal, ich hab dir das zitat bereits geliefert, ist mir egal, ich liefere es nochmal.
Wir befinden uns nicht im Metalldeckungssystem, sondern im ungedeckten Fiatgeldsystem und eine gedeckte Metallgeldwährung ist was völlig anderes als ein ungedecktes Geldsystem, in einer gedeckten Metallgeldwährung müssen Kredite genauso besichert werden wie bei einer ungedeckten Fiatgeldwährung. Und eine gedeckte Metallgeldwährung ist doch inflationär nicht gleichzusetzen mit gedeckte Kredite einer ungedeckten Fiatgeldwährung.

Und nochmal, in einer ungedeckten Fiatgeldwährung entsteht Inflation nicht wenn die Geldmenge sich erhöht, sondern wenn diese unproduktiv konsumiert wird, daher ist die Geldmenge jetzt scheißegal. Dies scheinst du wohl nicht zu verstehen.

Auch dein permanenter verweis auf die Geldmenge ist auch lediglich eine Nebelkerze, die Geldmenge interessiert nicht. Du behauptest durch Einlösung einer Kreditsicherung wird eine Inflation verhindert, daher verstehe ich nicht, was der Verweis auf die Geldmenge soll.
Ferner hab ich dir bereits ich beispiel durch die Blume verklickert, dass die Geldmenge nicht betroffen ist durch die Einlösung des bereits betahlten Hauses, hier wird kein Geld transferriert, sondern ein Gegenstand, vorher wird Geld neu geschaffen und inflationiert, danach passiert nichts, daher ist dein Beispiel durch die Einlösung einer Sicherheit wird Inflation verhindert völliger Mumpitz.


Kerl, Du bist nicht nur blöde, Du bist entsetzlich deppert. Ich sagte doch oben schon, das die Verwertung mit einigen Umbuchungen einhergeht. Der genannte Buchungssatz ist lediglich die komprimierte Form.

Alles relevante hab ich oben ausführlich beschrieben.

Edith:

Das kam neu dazu:


Der fällt an der Stelle an, wo der Käufer das Haus bezahlt, und ob hier das Gegenkonto Dein ursprüngliches Kreditkonto ist, oder ein Asset-Konto der Bank spielt keine Rolle. Wesentlich ist die Zahlung per Girokonto.

Nein, wenn der Käufer das Haus bezahlt passiert nichts, entweder er benutzt sein eigenes erabeitetes Geld, dann ist der ganze Vorgang neutral, das neu geschaffene Geld welches ich im kasino verpulvert habe ist immer noch da, da ein ander durch den Häuserkauf es nicht aus dem Zyklus zieht, wenn dieser aber einen weiteren Kredit zum Erwerb aufnimmt kommt nochmal zusätzliches Geld auf den Markt welches die Inflation nochmals erhöht, weil der Preis der immobilie durch erhöhte Nachfrage und zusätzliche Konsumkraft steigt.

FranzKonz
09.02.2018, 21:11
...
Alles relevante hab ich oben ausführlich beschrieben.

Nein, Du bläkst wie ein Kleinkind.

Liberalist
09.02.2018, 21:15
Leibniz drückt das wahrscheinlich mit Absicht so aus. Letztendlich aber alles recht einfach zu verstehen. Ist so, wie wenn man zum Anfang von doppelter Buchführung erfährt und auch nur Bahnhof versteht.

Bedenklich finde ich allerdings, dass diese Finanz"industrie" begabte Leute abzieht, die ihr Potenzial sicher für wertvollere Tätigkeiten aufopfern könnten.
Eine ungeheure Energieverschwendung, da es ja letztendlich nur darum geht, aus Geld Geld zu machen.

---

Du meinst wer in der doppelten Buchführung verfangen ist erkennt das wesentliche nicht? :D

Dem stimme ich zu.

Aber ja, besser die "kreativen" wenden sich in Zukunft sinnvolleren Theman zu und gehen wieder in die Naturwissenschaft.

Liberalist
09.02.2018, 21:16
Nein, Du bläkst wie ein Kleinkind.

Das wars jetzt?

Klopperhorst
09.02.2018, 21:31
Du meinst wer in der doppelten Buchführung verfangen ist erkennt das wesentliche nicht? :D

Dem stimme ich zu.

Aber ja, besser die "kreativen" wenden sich in Zukunft sinnvolleren Theman zu und gehen wieder in die Naturwissenschaft.

Ich meine eher, bleibende Werte schaffen. Wenn ich jeden Tag einen Stein behaue, wird das auch in 1000 Jahren wahrscheinlich noch zu sehen sein. Was bleibt von einer Finanztransaktion oder einem Spekulationsgeschäft in 1000 Jahren?

Oder wie Max Otte neulich sagte, "meine beste Investition waren meiner Kinder".


---

Liberalist
09.02.2018, 21:42
Ich meine eher, bleibende Werte schaffen. Wenn ich jeden Tag einen Stein behaue, wird das auch in 1000 Jahren wahrscheinlich noch zu sehen sein. Was bleibt von einer Finanztransaktion oder einem Spekulationsgeschäft in 1000 Jahren?

Oder wie Max Otte neulich sagte, "meine beste Investition waren meiner Kinder".


---

ist ja richtig, es ist nutzlose Verschiebung von besteheden Werten, keine Erschaffung neuer.

Die Leute welche des system verstehen, ob nun Finanzmarkt oder Politik sind natürlicher Nutznießer dieses heutigen Geldsystems, im eigentlichen sinne ist es lediglich Diebstahl, leider verstehen halt die wenigsten was passiert.
Aber was willst du machen, man wird eine große Menge dieses System nicht erklären können.

Klopperhorst
09.02.2018, 21:44
ist ja richtig, es ist nutzlose Verschiebung von besteheden Werten, keine Erschaffung neuer.

Die Leute welche des system verstehen, ob nun Finanzmarkt oder Politik sind natürlicher Nutznießer dieses heutigen Geldsystems, im eigentlichen sinne ist es lediglich Diebstahl, leider verstehen halt die wenigsten was passiert.
Aber was willst du machen, man wird eine große Menge dieses System nicht erklären können.

Ich muss natürlich korrigieren. Die Finanzindustrie, Banken usw. sind schon sinnvoll, wenn es um die Finanzierung bleibender Werte geht.
Also wenn Banken Marssonden oder Schulen finanzieren, ist das sinnvoll.
Nur wenn ich sehe, wie sich diese Leute lediglich mit sich selbst beschäftigen, Algorithmen und Tricks, welche aus Geld Geld machen sollen, kriege ich mittlerweile das kalte Kotzen.

---

Liberalist
09.02.2018, 21:47
Ich muss natürlich korrigieren. Die Finanzindustrie, Banken usw. sind schon sinnvoll, wenn es um die Finanzierung bleibender Werte geht.
Also wenn Banken Marssonden oder Schulen finanzieren, ist das sinnvoll.
Nur wenn ich sehe, wie sich diese Leute lediglich mit sich selbst beschäftigen, Algorithmen und Tricks, welche aus Geld Geld machen sollen, kriege ich mittlerweile das kalte Kotzen.

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Nein, um Gottes willen, ich bin keiner der gegen Banken ist, gegen Zins oder für Negativzins oder anderes esoterisches Zeugs.

Ich hab nur etwas gegen staatlichen Einfluss im Geldsystem. Kredit muss es immer geben und man muss an diesem verdienen dürfen.

Leibniz
09.02.2018, 22:10
Einverstanden.

Du hast den Beginn dieses Fadens vermutlich nicht gesehen.
Korrekt. Meine Einlassung bezog sich auf die Beiträge in diesem Strang.




Kritisch sind letztendlich ungesicherte Kredite, und die auch nur, wenn das Kapital der Bank nicht hinreicht, den Ausfall abzudecken. Richtig.

Dass derlei Geschichten durch Umwege und Fristentransformationen oftmals erst nach langer Zeit wirksam werden, steht auf einem anderen Blatt, beim ursprünglichen Gespräch ging es alleine um das Grundprinzip der impliziten Deckung unseres Geldes durch die Sicherheiten, die für einen seriösen Kredit hinterlegt werden.[/QUOTE]

Privat und Firmenkunden werden tatsächlich oft zur Verpfändung von Sicherheiten gezwungen. Im übrigen sollten Bankkunden, die beruflich gezwungen sind, nennenswerte Geldbeträge zu halten, auf eine Kreditlinie zurückgreifen, die ein Depot unter eigenem Namen mit kurz laufenden IG Anleihen / Commercial Paper als Sicherheit hat. Dadurch hat die Bank das Kreditrisiko. Zinssätze nahe 0.75-1.5% über LIBOR/EURIBOR stellen qualitativ hochwertige Institute bereit.

Zu bedenken ist allerdings immer, in der BRD sogar überdurchschnittlich, die Rolle der Staatsschuld. Ausgehend von der Verteilung der Menge von Geschäftsbankengeld (diese Unterscheidung ist, meine ich, nicht unwichtig) stammt der Großteil aus BRD-Emissionen. Alle mir bekannten Zentralbanken akzeptieren darüber hinaus Staatsanleihen als Sicherheit für Zentralbankengeld-Kredite.

Die Argumentation, dass jenes Geschäftsbankengeld BRD-Finanzierungstitel als Sicherheit auf der Vermögensseite hat, ist zweifellos begründbar, es existieren allerdings auch zulässige Gründe, diese Assoziation abzulehnen.

Leibniz
10.02.2018, 00:34
Ich sag dir das ganz ehrlich, verstehe ich nicht.

Oder anders gesagt, ist nicht möglich.

Es geht um die Thematik, dass der Forist Konz meint durch besicherte Kredite kommt keine Inflation zustande, wenn bei Einlösung der Sicherheit im falle des nicht zurückzahlen könnens des Kredits eine Verrechnung stattfindet.

Dadurch entsteht lediglich ein Ausgleich in der Bankbilanz, das neu geschaffene Geld fliesst aber in den Umlauf, es wird kein neu geschaffenes Geld aus dem Umlauf genommen.
Inflation entsteht, wenn neu geschaffnes Geld ins System gerät, dieses aber nicht für zusätzliche produktive Arbeit verwendet wird, sondern für den Konsum von bestehender produktiver Arbeit, was für eine Erhöhung des Preoisniveaus sorgt.

Im Falle des oben von mir genannten Beispiels mit der Immobilie gelangt es eben ins System und inflationiert.


Leibniz drückt das wahrscheinlich mit Absicht so aus. Letztendlich aber alles recht einfach zu verstehen. Ist so, wie wenn man zum Anfang von doppelter Buchführung erfährt und auch nur Bahnhof versteht.

Bedenklich finde ich allerdings, dass diese Finanz"industrie" begabte Leute abzieht, die ihr Potenzial sicher für wertvollere Tätigkeiten aufopfern könnten.
Eine ungeheure Energieverschwendung, da es ja letztendlich nur darum geht, aus Geld Geld zu machen.

---

Ich meinte aufgrund entfernter Erinnerungen, Liberalist sei in der Wirtschaftswissenschaft in den Genuss einer akademischen Ausbildung gekommen und nutzte daher die korrekten Begriffe . Vermutlich habe ich Namen verwechselt. Im übrigen versuche ich immer, Zusammenhänge möglichst einfach zu formulieren, jedoch auch korrekt. Die schlampigen Artikel die Journalisten regelmäßig in Zeitungen veröffentlichen sind vermutlich selbst den intellektuell genügsamsten Lesern zugänglich; die Vielzahl eindeutiger Falschinformationen, die üblicherweise dabei sind, sollten dafür deutlich schwerwiegender sein.

Die angemerkten Beispiele sind tatsächlich sehr einfach und prinzipiell Minimal-beispiele einer Methode, die in unbegrenzter Komplexität angewendet werden kann.

Doppelte Buchführung ist bereits ein guter Anhaltspunkt. Im Geldgeschäft (z.B. Banken, (Securities) "Dealer", Geld-"Makler" u.a.) besteht das Ziel u.a. meist darin, Geld möglichst preisgünstig zu leihen (borrowing, rechte Seite der Bilanz/Passiva) und für maximale Aufschläge zu verleihen (lending, linke Seite/Aktiva) , sodass eine Zinsdifferenz entsteht, die den Gewinn bestimmt.
Repos ("Repurchase Agreements") sind Transaktionen, die es u.a. ermöglichen, gegen Sicherheiten ("Collateral") Geld zu leihen oder umgekehrt. Die Buchhaltung dieser Transaktionen ermöglicht es, ein Vielfaches des Eigenkapitals/anfänglicher Sicherheiten an Vermögenswerten zu finanzieren. Die genauen Risikolimits/Eigenkapitalanforderungen regeln die haircuts, die den beleihbaren Wert einer Sicherheit um eine spezifische Größe mindern, um Kursrisiken Rechnung zu tragen. Wie in anderen Bereichen sind die möglichen Eigenkapitalhebel sehr weitreichend, sodass jede positive Zinsdifferenz zwischen Finanzierungskosten und Kapitalerträgen zu erheblichen EK-Renditen führt. Die zu einer anderen Gelegenheit bereits dargestellte Arbitragemöglichkeit zwischen T-Note und Bundesschatzanweisung würde maximal EK in der Größenordnung von 0,25% erfordern.

Wirklich relevant sind diese Details jedoch nur in der Implementierung. Zur Vereinfachung ließe sich annehmen, dass Wertpapiere zu einen bestimmten Zins geliehen werden können und Wertpapiere als Sicherheit für geliehenes Geld dienen können.

Abgesehen von den genauen Voraussetzungen in Eigenkapital/Sicherheiten, die abhängig von der Struktur unterschiedlich sind, besteht die linke Seite immer aus möglichst liquiden Papieren von minimaler Rendite (welche hier die Finanzierungskosten sind) welche geliehen und verkauft werden, um von den freigesetzten Mitteln höher rentierende Wertpapiere zu kaufen, die beispielsweise als Sicherheit dienen können, um erneut Geld zur Rendite von Schatzanweisungen zu leihen. (Schatz. leihen und verkaufen)
Die Auswirkung ist eine Bilanzverlängerung, wie sie auch Banken praktizieren. Dabei sind die Aktiva ausschließlich 2Y T-Notes, während die Passiva die irgendwann zurückzugebenden Schatzanweisungen sind (auch Leerverkauf genannt).

Wie für Geschäftsbankengeld ist hier die Schatzanweisung das künstlich an Angebot erhöhte Mittel. Eine einzige Schatzanweisung wäre hinreichend für beliebig viele "Finanzierungsrunden". Im ersten Schritt verleiht ein Eigentümer jene Schatzanw. an mich, der sie (an einen zweiten Eigentümer) verkauft. Dieser zweite Eigentümer kann seine Schatzanw. gleichermaßen verleihen, sodass nach meinem erneuten Verkauf bereits drei "Eigentümer" einer einzigen Schatzanweisung existieren. In dieser Art und Weise ließe sich die (von Eigentümern gehaltene) Menge käuflicher Schatzanw. beliebig inflationieren.

Das Ergebnis einer Rückgabe aller geliehenen Schatzanweisungen wäre die Auflösung der Aktiva (um Schatzanw. zurück kaufen zu können) und die Wiederherstellung der tatsächlichen Anzahl an Schatzanweisungen.

Die gleichen Charakteristika weisen gewöhnliche Kredite in diesem System auf.

Die wohl beliebteste Anwendung dieser Methode betrifft Gold, weil es zu sehr geringen Zinssätzen verliehen wird und am Terminmarkt bereits zum Verkauf des geliehenen Goldes effizient abgesichert werden kann.

Bei näherer Betrachtung ist erkennbar, dass jeder standardisierte, handelbare Rohstoff in dieser Art und Weise als Finanzierungsinstrument dienen kann. Beispielsweise wäre es möglich, ein Unternehmen zur Lagerung von Getreide zu betreiben, ohne Getreide zu lagern. Das zur bezahlten Lagerung erhaltene Getreide würde verkauft werden, um es bei Preissicherheit ab heute am Terminmarkt vor Fälligkeit zurückzukaufen. In exzessiver Anwendung würden die Preise einbrechen und Spekulanten, die es einlagern wollen, locken. Als Unternehmen, das Getreide lagert, wäre das gleiche Getreide beliebig oft entgeltlich zur Lagerung anzunehmen und zu verkaufen.


Vollständig zurückgezahlte Kredite verkürzen individuell zwar die Bilanz und mindern die Geldmenge, deshalb kann das jeweilige monetäre Aggregat dennoch wachsen, da es die Summe misst und kompensierende Neukredite einschließt.

Liberalist
10.02.2018, 01:30
Ich meinte aufgrund entfernter Erinnerungen, Liberalist sei in der Wirtschaftswissenschaft in den Genuss einer akademischen Ausbildung gekommen und nutzte daher die korrekten Begriffe . Vermutlich habe ich Namen verwechselt. Im übrigen versuche ich immer, Zusammenhänge möglichst einfach zu formulieren, jedoch auch korrekt. Die schlampigen Artikel die Journalisten regelmäßig in Zeitungen veröffentlichen sind vermutlich selbst den intellektuell genügsamsten Lesern zugänglich; die Vielzahl eindeutiger Falschinformationen, die üblicherweise dabei sind, sollten dafür deutlich schwerwiegender sein.

Die angemerkten Beispiele sind tatsächlich sehr einfach und prinzipiell Minimal-beispiele einer Methode, die in unbegrenzter Komplexität angewendet werden kann.

Doppelte Buchführung ist bereits ein guter Anhaltspunkt. Im Geldgeschäft (z.B. Banken, (Securities) "Dealer", Geld-"Makler" u.a.) besteht das Ziel u.a. meist darin, Geld möglichst preisgünstig zu leihen (borrowing, rechte Seite der Bilanz/Passiva) und für maximale Aufschläge zu verleihen (lending, linke Seite/Aktiva) , sodass eine Zinsdifferenz entsteht, die den Gewinn bestimmt.
Repos ("Repurchase Agreements") sind Transaktionen, die es u.a. ermöglichen, gegen Sicherheiten ("Collateral") Geld zu leihen oder umgekehrt. Die Buchhaltung dieser Transaktionen ermöglicht es, ein Vielfaches des Eigenkapitals/anfänglicher Sicherheiten an Vermögenswerten zu finanzieren. Die genauen Risikolimits/Eigenkapitalanforderungen regeln die haircuts, die den beleihbaren Wert einer Sicherheit um eine spezifische Größe mindern, um Kursrisiken Rechnung zu tragen. Wie in anderen Bereichen sind die möglichen Eigenkapitalhebel sehr weitreichend, sodass jede positive Zinsdifferenz zwischen Finanzierungskosten und Kapitalerträgen zu erheblichen EK-Renditen führt. Die zu einer anderen Gelegenheit bereits dargestellte Arbitragemöglichkeit zwischen T-Note und Bundesschatzanweisung würde maximal EK in der Größenordnung von 0,25% erfordern.

Wirklich relevant sind diese Details jedoch nur in der Implementierung. Zur Vereinfachung ließe sich annehmen, dass Wertpapiere zu einen bestimmten Zins geliehen werden können und Wertpapiere als Sicherheit für geliehenes Geld dienen können.

Abgesehen von den genauen Voraussetzungen in Eigenkapital/Sicherheiten, die abhängig von der Struktur unterschiedlich sind, besteht die linke Seite immer aus möglichst liquiden Papieren von minimaler Rendite (welche hier die Finanzierungskosten sind) welche geliehen und verkauft werden, um von den freigesetzten Mitteln höher rentierende Wertpapiere zu kaufen, die beispielsweise als Sicherheit dienen können, um erneut Geld zur Rendite von Schatzanweisungen zu leihen. (Schatz. leihen und verkaufen)
Die Auswirkung ist eine Bilanzverlängerung, wie sie auch Banken praktizieren. Dabei sind die Aktiva ausschließlich 2Y T-Notes, während die Passiva die irgendwann zurückzugebenden Schatzanweisungen sind (auch Leerverkauf genannt).

Wie für Geschäftsbankengeld ist hier die Schatzanweisung das künstlich an Angebot erhöhte Mittel. Eine einzige Schatzanweisung wäre hinreichend für beliebig viele "Finanzierungsrunden". Im ersten Schritt verleiht ein Eigentümer jene Schatzanw. an mich, der sie (an einen zweiten Eigentümer) verkauft. Dieser zweite Eigentümer kann seine Schatzanw. gleichermaßen verleihen, sodass nach meinem erneuten Verkauf bereits drei "Eigentümer" einer einzigen Schatzanweisung existieren. In dieser Art und Weise ließe sich die (von Eigentümern gehaltene) Menge käuflicher Schatzanw. beliebig inflationieren.

Das Ergebnis einer Rückgabe aller geliehenen Schatzanweisungen wäre die Auflösung der Aktiva (um Schatzanw. zurück kaufen zu können) und die Wiederherstellung der tatsächlichen Anzahl an Schatzanweisungen.

Die gleichen Charakteristika weisen gewöhnliche Kredite in diesem System auf.

Die wohl beliebteste Anwendung dieser Methode betrifft Gold, weil es zu sehr geringen Zinssätzen verliehen wird und am Terminmarkt bereits zum Verkauf des geliehenen Goldes effizient abgesichert werden kann.

Bei näherer Betrachtung ist erkennbar, dass jeder standardisierte, handelbare Rohstoff in dieser Art und Weise als Finanzierungsinstrument dienen kann. Beispielsweise wäre es möglich, ein Unternehmen zur Lagerung von Getreide zu betreiben, ohne Getreide zu lagern. Das zur bezahlten Lagerung erhaltene Getreide würde verkauft werden, um es bei Preissicherheit ab heute am Terminmarkt vor Fälligkeit zurückzukaufen. In exzessiver Anwendung würden die Preise einbrechen und Spekulanten, die es einlagern wollen, locken. Als Unternehmen, das Getreide lagert, wäre das gleiche Getreide beliebig oft entgeltlich zur Lagerung anzunehmen und zu verkaufen.


Vollständig zurückgezahlte Kredite verkürzen individuell zwar die Bilanz und mindern die Geldmenge, deshalb kann das jeweilige monetäre Aggregat dennoch wachsen, da es die Summe misst und kompensierende Neukredite einschließt.


Die Sachlage ist jetzt folgende, deine ausführlichen Ausführungen haben im eigentlichen Sinne mit der von mir angesprochenen Thematik nicht wirklich was zu tun, daher verstehe weder deine Ausführungen, noch den Seitenhieb.

Ich erkläre es dir gerne anhand dieses Beispiels:


Wie für Geschäftsbankengeld ist hier die Schatzanweisung das künstlich an Angebot erhöhte Mittel. Eine einzige Schatzanweisung wäre hinreichend für beliebig viele "Finanzierungsrunden". Im ersten Schritt verleiht ein Eigentümer jene Schatzanw. an mich, der sie (an einen zweiten Eigentümer) verkauft. Dieser zweite Eigentümer kann seine Schatzanw. gleichermaßen verleihen, sodass nach meinem erneuten Verkauf bereits drei "Eigentümer" einer einzigen Schatzanweisung existieren. In dieser Art und Weise ließe sich die (von Eigentümern gehaltene) Menge käuflicher Schatzanw. beliebig inflationieren.

Das Ergebnis einer Rückgabe aller geliehenen Schatzanweisungen wäre die Auflösung der Aktiva (um Schatzanw. zurück kaufen zu können) und die Wiederherstellung der tatsächlichen Anzahl an Schatzanweisungen.

Nun ist es hier der Fall, dass hier eine Kredittilgung stattfindet und keine Insolvenzsstattgefunden hat wobei es sich um ein volkswirtschaftliches Thema handelt. Gerne nochmal das was ich vorhin bereits erörtert habe, eine Inflation entsteht, wenn zusätzlches Geld in eine Volkswirtschaft gepumpt wurde, diese aber nicht für eine Erweiterung der Produktion und Arbeit benötigt wird, sondern für den Konsum bereits bestehender Arbeit und Produktion. Dies führt zu einem erhöhten Preisniveau.
Wenn ein Kredit aufgenommen wird, wird neues Geld aus dem Nichts geschaffen und gelangt danach in den Umlauf, der Kreditnehmer muss es dann abarbeiten/zurückzahlen, tut er dies nicht gerät er in die Insolvenz und das Geld bleibt weiterhin im System drin.
Nun wird behauptet durch einlösen einer Sicherheit, also dadurch, dass konten ausgeglichen werden würde eine Inflation verhindert.
Das stimmt nicht.
Die Sicherheit ist idr bereits abbezahlt und es findet lediglich ein Eigentümerwechsel statt, welcher dafür führt, das die Bankbilanz ausgegleichen ist, welche aber nicht dazu führt, dass das aus dem nichts geschaffene Geld wieder ins Nichts verschwindet. Dieses zirkuliert immer noch in der Volkswirtschaft und inflationiert.

Du hast einen Sachverhalt dargestellt in dem Kredite vergeben werden und ordnungsgemäß (wir gehen hier vom Normalfall aus) zurückbezahlt werden. Das aus diesem Sachverhalt keine Inflation entsteht ist vollkommen klar und ist hier nicht Thema. Thema ist, das eben ein Kreditausfall stattfindet. Und in unserem heutigen Geldsystem finden Inflationen auch statt, wenn unternehmenin Produktivkapital investieren welches sich aber nicht rentiert udn dadurch eien Insolvenz entsteht.

Wenn man meint, dass ein besicherter Kredit Inflation verhindert, hat man das bestehede Geldsystem nicht verstanden.

Dieser Sachverhalt welcher hier thematisiert wird ist mit betriebswirtschaftlichen Buchungen nicht zu beantworten.

Der Sarkamus kann dann erfolgen wenn dieser wirklich angebracht ist.


Aber danke für die Info. :happy:

Pelle
10.02.2018, 18:51
Der Sarkamus kann dann erfolgen wenn dieser wirklich angebracht ist.


Aber danke für die Info. :happy:

Bei dieser Sache darf man sein Humor nicht verlieren.


https://www.youtube.com/watch?v=J1Z1JQhAuG0

Leibniz
11.02.2018, 00:02
Die Sachlage ist jetzt folgende, deine ausführlichen Ausführungen haben im eigentlichen Sinne mit der von mir angesprochenen Thematik nicht wirklich was zu tun, daher verstehe weder deine Ausführungen, noch den Seitenhieb.

Ich erkläre es dir gerne anhand dieses Beispiels:



Nun ist es hier der Fall, dass hier eine Kredittilgung stattfindet und keine Insolvenzsstattgefunden hat wobei es sich um ein volkswirtschaftliches Thema handelt. Gerne nochmal das was ich vorhin bereits erörtert habe, eine Inflation entsteht, wenn zusätzlches Geld in eine Volkswirtschaft gepumpt wurde, diese aber nicht für eine Erweiterung der Produktion und Arbeit benötigt wird, sondern für den Konsum bereits bestehender Arbeit und Produktion. Dies führt zu einem erhöhten Preisniveau.
Wenn ein Kredit aufgenommen wird, wird neues Geld aus dem Nichts geschaffen und gelangt danach in den Umlauf, der Kreditnehmer muss es dann abarbeiten/zurückzahlen, tut er dies nicht gerät er in die Insolvenz und das Geld bleibt weiterhin im System drin.
Nun wird behauptet durch einlösen einer Sicherheit, also dadurch, dass konten ausgeglichen werden würde eine Inflation verhindert.
Das stimmt nicht.
Die Sicherheit ist idr bereits abbezahlt und es findet lediglich ein Eigentümerwechsel statt, welcher dafür führt, das die Bankbilanz ausgegleichen ist, welche aber nicht dazu führt, dass das aus dem nichts geschaffene Geld wieder ins Nichts verschwindet. Dieses zirkuliert immer noch in der Volkswirtschaft und inflationiert.

Du hast einen Sachverhalt dargestellt in dem Kredite vergeben werden und ordnungsgemäß (wir gehen hier vom Normalfall aus) zurückbezahlt werden. Das aus diesem Sachverhalt keine Inflation entsteht ist vollkommen klar und ist hier nicht Thema. Thema ist, das eben ein Kreditausfall stattfindet. Und in unserem heutigen Geldsystem finden Inflationen auch statt, wenn unternehmenin Produktivkapital investieren welches sich aber nicht rentiert udn dadurch eien Insolvenz entsteht.

Wenn man meint, dass ein besicherter Kredit Inflation verhindert, hat man das bestehede Geldsystem nicht verstanden.

Dieser Sachverhalt welcher hier thematisiert wird ist mit betriebswirtschaftlichen Buchungen nicht zu beantworten.

Der Sarkamus kann dann erfolgen wenn dieser wirklich angebracht ist.


Aber danke für die Info. :happy:

Zunächst sei angemerkt, dass mir meine Ausdrucksweise rückblickend unglücklich erscheint. Es war zu keinem Zeitpunkt meine Absicht, eine inhaltlich oder persönlich abwertende Aussage zu treffen. Die gewählte, unglückliche Formulierung sollte ausschließlich die Vermutung vorsätzlich unverständlich formulierter Beiträge zurückweisen. Angesichts der Rolle eines zentralen geldpolitischen Instruments, welche diese Transaktionen ("Repos") haben, halte ich es noch immer für nicht allzu abwegig, allgemeine Kenntnis zu vermuten. Für Banken ist es immerhin wohl das wichtigste Finanzierungsinstrument von Zentralbankengeld.

Im übrigen sollten meine Ausführungen den Mechanismus der Bilanzverlängerung, damit stattfindender Kreditschöpfung und schließlich Bilanzverkürzung verdeutlichen, was scheinbar jedoch nicht der Aspekt war, der unklar ist. Der Gegenstand der Diskussion ist offensichtlich die Rolle von Kreditsicherheiten auf die Inflation. Es ist, meine ich, zweckdienlich, mindestens im ersten Schritt statt der Inflation die Geldmenge zu betrachten, da Inflation keine objektive Größe ist und ihre Entstehung nur anhand begründeter, jedoch nicht bewiesener, Theorien erklärt werden kann. Im Gegensatz dazu ist die Geldmenge eine jederzeit eindeutige, objektive Größe.

Die Geschäftsbankengeldmenge steigt durch Bilanzverlängerung und sinkt durch Bilanzverkürzung. Für die Geschäftsbankengeldmenge ist es nicht relevant, ob Sicherheiten existieren oder nicht. Eine Sicherheit hat nur Einfluss darauf, wie ausgefallene Kredite abgerechnet werden. Ohne Sicherheit und als Totalverlust wird ein Kredit abgeschrieben, also das Aktivum entfernt, wodurch die Bilanzverkürzung und Minderung der Geldmenge zulasten einbehaltener Gewinne und danach Eigenkapital stattfindet. Wenn eine Sicherheit existiert, verringern die Verkaufserlöse der Sicherheit die abzuschreibende Kreditforderung auf der Aktivseite und anfallende Verluste. Die Geschäftsbankengeldmenge verringert sich mit der Ausbuchung des Kredits und der damit stattfindenden Bilanzverlängerung, unabhängig von Sicherheiten oder Ausfall.

Liberalist
11.02.2018, 19:01
Zunächst sei angemerkt, dass mir meine Ausdrucksweise rückblickend unglücklich erscheint. Es war zu keinem Zeitpunkt meine Absicht, eine inhaltlich oder persönlich abwertende Aussage zu treffen. Die gewählte, unglückliche Formulierung sollte ausschließlich die Vermutung vorsätzlich unverständlich formulierter Beiträge zurückweisen. Angesichts der Rolle eines zentralen geldpolitischen Instruments, welche diese Transaktionen ("Repos") haben, halte ich es noch immer für nicht allzu abwegig, allgemeine Kenntnis zu vermuten. Für Banken ist es immerhin wohl das wichtigste Finanzierungsinstrument von Zentralbankengeld.

Im übrigen sollten meine Ausführungen den Mechanismus der Bilanzverlängerung, damit stattfindender Kreditschöpfung und schließlich Bilanzverkürzung verdeutlichen, was scheinbar jedoch nicht der Aspekt war, der unklar ist. Der Gegenstand der Diskussion ist offensichtlich die Rolle von Kreditsicherheiten auf die Inflation. Es ist, meine ich, zweckdienlich, mindestens im ersten Schritt statt der Inflation die Geldmenge zu betrachten, da Inflation keine objektive Größe ist und ihre Entstehung nur anhand begründeter, jedoch nicht bewiesener, Theorien erklärt werden kann. Im Gegensatz dazu ist die Geldmenge eine jederzeit eindeutige, objektive Größe.

Die Geschäftsbankengeldmenge steigt durch Bilanzverlängerung und sinkt durch Bilanzverkürzung. Für die Geschäftsbankengeldmenge ist es nicht relevant, ob Sicherheiten existieren oder nicht. Eine Sicherheit hat nur Einfluss darauf, wie ausgefallene Kredite abgerechnet werden. Ohne Sicherheit und als Totalverlust wird ein Kredit abgeschrieben, also das Aktivum entfernt, wodurch die Bilanzverkürzung und Minderung der Geldmenge zulasten einbehaltener Gewinne und danach Eigenkapital stattfindet. Wenn eine Sicherheit existiert, verringern die Verkaufserlöse der Sicherheit die abzuschreibende Kreditforderung auf der Aktivseite und anfallende Verluste. Die Geschäftsbankengeldmenge verringert sich mit der Ausbuchung des Kredits und der damit stattfindenden Bilanzverlängerung, unabhängig von Sicherheiten oder Ausfall.

Es geht um folgendes:

Nehmen wir als fiktives Beispiel eine Insel, ich befinde mich dort mit 10 weiteren Personen, 9 davon jagen, fischen, pflücken Früchte, handwerken, einer ist die Bank und schöpft Geld aus dem nichts wenn Kredit benötigt wird.
Jeder der 11 Teilnehmer ist Eigentümer eines Hauses.
Da ich mein Haus vergrößern will nehme ich einen Kredit auf von 100.000 GE, ansonsten beträgt das Geldvolumen 1.000.000 GE, meine Schulden sind 1/10 des gesamten Geldvolumens. Als Sicherheit besichere ich den Kredit mit meinem Haus.
Ich lasse mir das Geld von der Bank nun auszahlen und anstatt meine Immobilie zu vergrößern verkonsumiere ich das Geld, esse Fleisch, Fisch und Früchte. Das Geld gerät nun in den Umlauf, sorgt auf der einen Seite für höhere Produktion, auf der anderen Seite aber auch für eine Erhöhung des Preisniveaus, das System inflationiert. Dies geschieht, weil real physisch Geld in den Umlauf fliesst.
Da ich meinen Kredit verfuttert habe, bin ich nicht mehr in der Lage den zu tilgen. Diesbezüglich zieht die Bank mein Haus ein. Damit ist meine Schuld beglichen, die Bank bietet das Haus zum Verkauf.

Nun gibt es nach wie vor 11 Häuser, ich jedoch bin eigentumslos, mein Haus steht zum Verkauf. Das von mir geliehene Geld ist nach wie vor im Umlauf, es hat den Umlauf nie verlassen. Das neue Geldvolumen beträgt 1.100.000 GE. Das System ist inflationiert.

Darum geht es.

Mein Einwand ich würde dies nicht verstehen bezog sich darauf, dass dieser Sachverhalt ein anderer als der von dir beschriebene ist. Buchhalterisch werden die Konten immer ausgebucht, es wird aber nicht die Inflation verhindert. Wenn physisch Geld abgeflossen ist, kann die Inflation nur verhindert werden, wenn dem System Geld entzogen wird.

Leibniz
11.02.2018, 20:19
Es geht um folgendes:

Nehmen wir als fiktives Beispiel eine Insel, ich befinde mich dort mit 10 weiteren Personen, 9 davon jagen, fischen, pflücken Früchte, handwerken, einer ist die Bank und schöpft Geld aus dem nichts wenn Kredit benötigt wird.
Jeder der 11 Teilnehmer ist Eigentümer eines Hauses.
Da ich mein Haus vergrößern will nehme ich einen Kredit auf von 100.000 GE, ansonsten beträgt das Geldvolumen 1.000.000 GE, meine Schulden sind 1/10 des gesamten Geldvolumens. Als Sicherheit besichere ich den Kredit mit meinem Haus.
Ich lasse mir das Geld von der Bank nun auszahlen und anstatt meine Immobilie zu vergrößern verkonsumiere ich das Geld, esse Fleisch, Fisch und Früchte. Das Geld gerät nun in den Umlauf, sorgt auf der einen Seite für höhere Produktion, auf der anderen Seite aber auch für eine Erhöhung des Preisniveaus, das System inflationiert. Dies geschieht, weil real physisch Geld in den Umlauf fliesst.
Da ich meinen Kredit verfuttert habe, bin ich nicht mehr in der Lage den zu tilgen. Diesbezüglich zieht die Bank mein Haus ein. Damit ist meine Schuld beglichen, die Bank bietet das Haus zum Verkauf.

Nun gibt es nach wie vor 11 Häuser, ich jedoch bin eigentumslos, mein Haus steht zum Verkauf. Das von mir geliehene Geld ist nach wie vor im Umlauf, es hat den Umlauf nie verlassen. Das neue Geldvolumen beträgt 1.100.000 GE. Das System ist inflationiert.

Darum geht es.

Mein Einwand ich würde dies nicht verstehen bezog sich darauf, dass dieser Sachverhalt ein anderer als der von dir beschriebene ist. Buchhalterisch werden die Konten immer ausgebucht, es wird aber nicht die Inflation verhindert. Wenn physisch Geld abgeflossen ist, kann die Inflation nur verhindert werden, wenn dem System Geld entzogen wird.

Für die Beurteilung der Ergebnisse erscheint es mir unerlässlich, auch hier Zentralbankgeld und Geschäftsbankengeld zu unterscheiden. Zentralbankgeld ensteht bekanntlich allenfalls in einem zweiten Schritt, der erst durch die Entstehung einer zentralbankfähigen
Sicherheit in Form des gewährten Kredits möglich wird. Darüber hinaus muss zwischen einem Aktivtausch der Kreditforderung gegen Zentralbankgeld und verfügbarer Finanzierungsinstrumente unterschieden werden.

Das Geld, was (physisch) abgeflossen ist, kommt abgesehen von dem Aktivtausch (der die Zentralbank zum Eigentümer und Träger der Verluste werden lässt) immer zurück (wird vernichtet), wenn der Kredit ausgebucht wird. Die einzige Unterscheidung entsteht dadurch, wessen Geld vernichtet wird. Die gewährte und ordentlich zurückgezahlte Kreditsumme (kein Ausfall), die Verkaufserlöse + Eigenkapital/Reserven in Zentralbankgeld bzw. Geschäftsbankengeld (Ausfall und Wertverfall der Sicherheit) oder ausschließlich Reserven/Eigenkapital der Geschäftsbank sind Szenarien (Totalausfall), die möglich sind.

Diese Fragen gelangen allerdings mittlerweile in einen Bereich, der nicht unbedingt durch einfache, allgemein gültige Aussagen mehr abgedeckt werden kann. Es ist beispielsweise nicht unbedingt anzunehmen, dass ein Kredit durch den anfallenden Haircut (Puffer um Kreditrisiko der Zentralbank gegenüber Geschäftsbanken zu vermindern, indem der Marktwert durch einen risikoabhängigen Anteil vermindert wird und nicht darüber hinaus beliehen werden kann ) immer ausreicht, um das Kreditvolumen in Zentralbankgeld zu finanzieren.
Noch weniger ist die Notenbankfähigkeit selbstverständlich. Insofern halte ich es für sinnvoll, ggf. ausschließlich klar definierte Teilprozesse zu betrachten.

Eine kurze Zusammenfassung der Mechanismen, die auch für ausgefallene Kredite die Rückkehr der Geldmenge auf jene vor Kreditschöpfung ,bietet auch die Bundesbank:

Welche Verluste treten bei einer Bank ein,wenn ein Kredit abgeschrieben werden muss?Typischerweise verlangen Banken von ihren Schuldnern, dass sie Kredite mit Sicherheiten unterlegen. Kann derSchuldner den von ihm aufgenommenen Kredit nicht bedienen, kann die Bank die Sicherheiten verwerten unddadurch einen Verlust vermeiden oder begrenzen. Der Ausfall eines Kreditnehmers kann eine Abschreibung derKreditforderung seitens der Bank erforderlich machen. Wenn eine Bank einen Kredit abschreiben – als Verlustbuchen – muss, läuft dies auf eine Verkürzung der Aktivseite ihrer Bilanz hinaus (der entsprechende Betrag wirdausgebucht). Auf der Passivseite der Bilanz muss es dann zu einer entsprechenden Verkürzung kommen. In einerArt Kaskade vermindert dies in einem ersten Schritt zum Beispiel den in der laufenden Periode aus der übrigenGeschäftstätigkeit erwirtschafteten Gewinn, oder es vermindern sich die (in früheren Perioden erwirtschafteten)Rückstellungen. Reichen diese Positionen zur Abdeckung des Verlusts nicht aus, vermindert sich das Eigenkapitalder Bank.https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/Schule_und_Bildung/haeufig_gestellte_fragen_geldschoepfung.pdf?__blob =publicationFile

Für Zentralbankgeld sind die Prinzipien die gleichen, auch wenn die praktische Abwicklung etwas komplexer ist.

Liberalist
11.02.2018, 21:11
Für die Beurteilung der Ergebnisse erscheint es mir unerlässlich, auch hier Zentralbankgeld und Geschäftsbankengeld zu unterscheiden. Zentralbankgeld ensteht bekanntlich allenfalls in einem zweiten Schritt, der erst durch die Entstehung einer zentralbankfähigen
Sicherheit in Form des gewährten Kredits möglich wird. Darüber hinaus muss zwischen einem Aktivtausch der Kreditforderung gegen Zentralbankgeld und verfügbarer Finanzierungsinstrumente unterschieden werden.

Das Geld, was (physisch) abgeflossen ist, kommt abgesehen von dem Aktivtausch (der die Zentralbank zum Eigentümer und Träger der Verluste werden lässt) immer zurück (wird vernichtet), wenn der Kredit ausgebucht wird. Die einzige Unterscheidung entsteht dadurch, wessen Geld vernichtet wird. Die gewährte und ordentlich zurückgezahlte Kreditsumme (kein Ausfall), die Verkaufserlöse + Eigenkapital/Reserven in Zentralbankgeld bzw. Geschäftsbankengeld (Ausfall und Wertverfall der Sicherheit) oder ausschließlich Reserven/Eigenkapital der Geschäftsbank sind Szenarien (Totalausfall), die möglich sind.

Diese Fragen gelangen allerdings mittlerweile in einen Bereich, der nicht unbedingt durch einfache, allgemein gültige Aussagen mehr abgedeckt werden kann. Es ist beispielsweise nicht unbedingt anzunehmen, dass ein Kredit durch den anfallenden Haircut (Puffer um Kreditrisiko der Zentralbank gegenüber Geschäftsbanken zu vermindern, indem der Marktwert durch einen risikoabhängigen Anteil vermindert wird und nicht darüber hinaus beliehen werden kann ) immer ausreicht, um das Kreditvolumen in Zentralbankgeld zu finanzieren.
Noch weniger ist die Notenbankfähigkeit selbstverständlich. Insofern halte ich es für sinnvoll, ggf. ausschließlich klar definierte Teilprozesse zu betrachten.

Eine kurze Zusammenfassung der Mechanismen, die auch für ausgefallene Kredite die Rückkehr der Geldmenge auf jene vor Kreditschöpfung ,bietet auch die Bundesbank:
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/Schule_und_Bildung/haeufig_gestellte_fragen_geldschoepfung.pdf?__blob =publicationFile

Für Zentralbankgeld sind die Prinzipien die gleichen, auch wenn die praktische Abwicklung etwas komplexer ist.


Das Geld, was (physisch) abgeflossen ist, kommt abgesehen von dem Aktivtausch (der die Zentralbank zum Eigentümer und Träger der Verluste werden lässt) immer zurück (wird vernichtet), wenn der Kredit ausgebucht wird. Die einzige Unterscheidung entsteht dadurch, wessen Geld vernichtet wird. Die gewährte und ordentlich zurückgezahlte Kreditsumme (kein Ausfall), die Verkaufserlöse + Eigenkapital/Reserven in Zentralbankgeld bzw. Geschäftsbankengeld (Ausfall und Wertverfall der Sicherheit) oder ausschließlich Reserven/Eigenkapital der Geschäftsbank sind Szenarien (Totalausfall), die möglich sind.

Für dieses Beispiel welches ich eben nannte fand eine Sicherung in Form einer Immobilie statt. Der Ausbuchung bei der Zentralbank wird dann stattfinden durch eine Neuaufnahme eines weiteren neuen Kredits.
Der geldpegel ist durch diesen abgeschriebenen Kredit also auf Dauer gestiegen.


Die Zetralbank reguliert hier nicht die Inflation durch ausbuchen, sie sorgt lediglich für eine ausgeglichene Bilanz.
In diesem Fall ist es allgemein richtig, dass der Kredit vernichtet wird durch Ausbuchung, volkswirtschaftlich aber eben der kredit durch bestehede "Werte" ausgebucht wurde, was automatisch zur Inflation führt. Wäre der Kredit durch zusätzlich geschaffene Produktivkräfte geschaffen wurden, wäre der Fall ein anderer.


1. Reales Wachstum:

Geld wird produktiv verwendet zur finanzierungeines Mehreinsatzes bzw. Verbesserung des Produktionsfaktors Arbeit und Realkapital, was eine Ausdehnung bzw. Veränderung der Produktion bewirkt. Unternehmen, die sich von einer Geschäftsbank Geld ausleihen, verwenden das Geld dafür, neue Maschinen oder Anlagen zu kaufen, die Beschäftigung zu erweitern, und die Produktionsprozesse zu verbessern, so dass sie in Zukunft mehr oder auch neue Arten von Gütern und Dienstleistungen produzieren zu können. Das zusätzlich in der Wirtschaft umlaufende Geld ermöglicht dann sowohl eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als auch des gesamtwirtschaftlichen Angebots. In der Realität sind allerdings nicht alle finanzierten Investitionsprojekte erfolgreich, und die Finanzierung nicht erfolgreicher Investitionsobjekte führt zur Inflation, da den erhöhten Ausgaben keine Mehrproduktion gegenüber steht. Solange aber eine Mehrheit der Investitionsprojekte erfolgreich ist, bewirken Investitionen in Realkapital genau wie die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in erster Linie reales Wirtschaftswachstum. Nur teilweise produktiv sind Hypothekarkredite. Dienen sie der Finanzierung des Baus von Immobilien, dann führen sie über einen gewissen Zeitraum auch zu einer Zunahme der Produktion. Dienen die Hypothekarkredite hingegen nur zum Erwerb von schon bestehenden Liegenschaften, was bei der Mehrheit der Hypothekarkredite der Fall ist (Congdon, 2005, S.114), dann werden sie nicht produktiv genutzt, und mehr Hypothekarkredite führen in diesen Fall zu einer Zunahme der Immobilienpreis.
(Binswanger, Mathias – Geld aus dem Nichts. 2015, S. 131f.

Bei Inflation (in heutigen Fiatgeldsystem ist zudem nicht entscheidend wie hoch die "Geldmenge" ist, sondern wofür das neu geschaffene Geld verwendet wird. Wird es verkonsumiert, inflationiert das System.

Neu
12.02.2018, 11:16
Nein, um Gottes willen, ich bin keiner der gegen Banken ist, gegen Zins oder für Negativzins oder anderes esoterisches Zeugs.

Ich hab nur etwas gegen staatlichen Einfluss im Geldsystem. Kredit muss es immer geben und man muss an diesem verdienen dürfen.

Der Staat hat schon immer Einfluss genommen. Er hat mal den Besitz von Gold verboten, den "Lastenausgleich" (Ostpreussen) vorgenommen (die nichtbetroffenen hatten den betroffenen einen Ausgleich zu bezahlen) und besteuert willkuerlich Besitz. Wenn du glaubst, du koenntest so einfach dein Geld in Haeuser umtauschen - das sind IMMOBILIEN, nicht mobil. Da gibt es Grundsteuern, Erbschaftssteuer, ... Diese sind dann zahlenmaessig immer teurer, und wenn das dann Millionen sind, wird der Freibetrag immer kleiner. Ein Wohnmobil ist mobil, muss aber, wenn du laenger als drei Monate z.B. in Spanien bist, dort EINGEFUEHRT und umgemeldet werden. Dabei zahlt man dann ebenso Steuern... Und beim Drucken von Geld wird das eigene dann wertloser. In sofern sollte man sich ueberlegen, in welchem Staat man leben sollte. Je groesser und teurer der Verwaltungsapparat ist, desto mehr zahlst du. Die lassen sich schon was einfallen, um dir dein Geld abzunehmen, um sich selbst grosszuegig zu alimentieren.

Pelle
13.02.2018, 22:08
Der Staat hat schon immer Einfluss genommen. Er hat mal den Besitz von Gold verboten, den "Lastenausgleich" (Ostpreussen) vorgenommen (die nichtbetroffenen hatten den betroffenen einen Ausgleich zu bezahlen) und besteuert willkuerlich Besitz.

Der Staat muss wieder demokratisiert werden.


https://www.youtube.com/watch?v=vAkOIVszDYE

Leibniz
14.02.2018, 05:22
Die Konvexität des Preises in Abhängigkeit von Zins wird in der Fachliteratur gelegentlich auf diese Art und Weise definiert:
https://i.imgur.com/WEEvGGd.png

Dieser Ausdruck kommt nicht unbegründet bekannt vor:

Für N instabile Kerne, die zur Aktivität A zerfallen:

https://i.imgur.com/wM5Yghw.png

schastar
14.02.2018, 06:38
Meine Vermutung: die Zinswende kommt. Aber erst etwas später. Dafür umso heftiger und auch nicht langsam steigend, sondern auf einen Schlag um ein paar Punkte rauf.

Wird auch Zeit, denn nur so steigt auch der Habenzins wieder. Toll wäre ein Anstieg auf 4-5% Habenzins beim Tagesgeld und Baukredite so um die 5-6% wären auch nicht schlecht.

Deutschmann
14.02.2018, 06:46
Wird auch Zeit, denn nur so steigt auch der Habenzins wieder. Toll wäre ein Anstieg auf 4-5% Habenzins beim Tagesgeld und Baukredite so um die 5-6% wären auch nicht schlecht.

Das wäre vertretbar.

Ih selbst bin ja kein so ein Zins-Fetischist. Ich stehe eher auf Liquidität und die Möglichkeit kurzfristig Geschäfte abwickeln zu können. Da bleibt bedeutend mehr über als durch Zinsen. Aber die Sollzinsen ... wenn die plötzlich um 3 Punkte steigen, haben so manche ein Problem. Vor allem Leute die ein Haus finanziert haben und sich nicht um die Anschlussfinanzierung gekümmert haben. Bei 200.000 Euro wären das locker mal 500 Euro Mehrbelastung. Pro Monat! Und ich bezweifle dass die meisten an sowas gedacht haben.

Neu
14.02.2018, 10:36
Der Staat muss wieder demokratisiert werden.

Diese Art von Diktaturdemokratie fuehrt IMMER in Krisen. Die Schweiz zeigt, welche Art von Demokratie man braucht, um sich zum Beispiel 300 Jahre lang aus Kriegen herauszuhalten. Deutschland dagegen fuehrt immer noch Krieg, zur Zeit in Afghanistan, Syrien, Afrika,... Und was nutzt ein Zinssatz von 5%, wenn wir 10% Geldentwertung haben. Gut, dann setzen wir den Zinssatz halt auf 10% und haben dann 15% Geldentwertung... Alles schonmal dagewesen, wenn der Staatskonsum ins unendliche geht und abgehobene selbstherrliche machtbesessene Politiker ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen.

Pelle
14.02.2018, 16:18
Diese Art von Diktaturdemokratie fuehrt IMMER in Krisen. Die Schweiz zeigt, welche Art von Demokratie man braucht, um sich zum Beispiel 300 Jahre lang aus Kriegen herauszuhalten. Deutschland dagegen fuehrt immer noch Krieg, zur Zeit in Afghanistan, Syrien, Afrika,... Und was nutzt ein Zinssatz von 5%, wenn wir 10% Geldentwertung haben. Gut, dann setzen wir den Zinssatz halt auf 10% und haben dann 15% Geldentwertung... Alles schonmal dagewesen, wenn der Staatskonsum ins unendliche geht und abgehobene selbstherrliche machtbesessene Politiker ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen.

Ja, das stimmt! Deutschland muss so wie die Schweiz demokratisiert werden und noch besser, und das auf alle Ebene, von Kommune bis EU-Ebene mit Volksabstimmung und noch vieles mehr. Wir müssen die korrupten Politiker, Plutokraten und Konzern- und Bankenlobbyisten aus den Parlamenten rausschmeißen.

Leibniz
14.02.2018, 20:48
Nachdem die US-Inflationsdaten von heute marginal höher als angenommen veröffentlicht wurden, hat sich die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung im März erhöht und folglich sind Geldmarktzinsen genauso wie Zinsen auf US-Treasury Notes und Bonds erheblich gestiegen:


https://www.youtube.com/watch?v=3_dxNk3K_Ag

Vermutlich haben die Verkäufe in US-Staatsanleihen zu derart großen Geldmengen, die nach Anlage suchen, geführt, dass fast alle Märkte von Getreide, Vieh, Metalle, Energieprodukte und selbstverständlich Aktien gestiegen sind. Der Rückgang des Dollar und die höheren impliziten Finanzierungskosten haben möglicherweise auch dazu beigetragen.
Die Bewegungen der Aktienmärkte sind völlig bizarr und in dieser Form extremer Einbrüche unmittelbar (Minuten) gefolgt von 1-2% Anstiegen qualitativ etwas neues.

HansMaier.
14.02.2018, 21:08
Nachdem die US-Inflationsdaten von heute marginal höher als angenommen veröffentlicht wurden, hat sich die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung im März erhöht und folglich sind Geldmarktzinsen genauso wie Zinsen auf US-Treasury Notes und Bonds erheblich gestiegen:


https://www.youtube.com/watch?v=3_dxNk3K_Ag

Vermutlich haben die Verkäufe in US-Staatsanleihen zu derart großen Geldmengen, die nach Anlage suchen, geführt, dass fast alle Märkte von Getreide, Vieh, Metalle, Energieprodukte und selbstverständlich Aktien gestiegen sind. Der Rückgang des Dollar und die höheren impliziten Finanzierungskosten haben möglicherweise auch dazu beigetragen.
Die Bewegungen der Aktienmärkte sind völlig bizarr und in dieser Form extremer Einbrüche unmittelbar (Minuten) gefolgt von 1-2% Anstiegen qualitativ etwas neues.


Ich hatte mich schon gewundert was da wieder los war. Kleine Ursache große
Wirkung. Ich kann immer noch nicht glauben, daß die FED ernst macht und wirklich
nennenswert Zinsen anhebt. Scheinbar reicht schon der bloße Glauben daran
um die Märkte wackeln zu lassen. Die machen sich doch nicht selber ihr System kaputt,
wo doch die Plunge Protection Teams schon Mühe haben den Laden zusammen zu halten... :?
MfG
H.Maier

Leibniz
14.02.2018, 23:38
Ich hatte mich schon gewundert was da wieder los war. Kleine Ursache große
Wirkung. Ich kann immer noch nicht glauben, daß die FED ernst macht und wirklich
nennenswert Zinsen anhebt. Scheinbar reicht schon der bloße Glauben daran
um die Märkte wackeln zu lassen. Die machen sich doch nicht selber ihr System kaputt,
wo doch die Plunge Protection Teams schon Mühe haben den Laden zusammen zu halten... :?
MfG
H.Maier
Für Aktien ist die Rechnung nicht genau durchzuführen, weil die Höhe zukünftiger Zahlungsströme unbekannt ist. Festverzinsliche Anleihen lassen sich jedoch sehr genau bewerten, weil alle Zahlungsströme bekannt sind. Die Zinssensitivität wird oft in BPV/DV01 gemessen, was die Veränderung des Barwerts (auch"present value") für eine Zinsänderung i.H.v. einem Basispunkt (0,01%). Für dreißigjährige 100Tsd. USD Nominalwert Treasury-Bonds (CTD, cheapest to deliver, die für Zinsberechnungen allgemein verwendet wird) beträgt diese Größe derzeit etwa 185 USD. D.h. Ein Prozent höhere Zinsen senken den Barwert/PV dieser Anleihe um etwa 18500 USD. Für genaue Rechnungen sollte die Anleihe anhand der ausgeschütteten Coupons bewertet werden, weil die Größe DV01/BPV auch selbst von den geltenden Zinsen abhängt.

Ein weiterer Faktor ist die sehr geringe Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen T-Notes und dreißigjährigen T-Bonds von derzeit meist gerade einmal 20 Basispunkten, was extrem niedrig ist. Damit eine dreißigjährige Anleihe mit gerade einmal 20 Basispunkten zusätzlicher Rendite überhaupt eine positive Realrendite generiert, ist vernachlässigbare Inflation bzw. Deflation Voraussetzung. Offenbar existieren tatsächlich Personen, die dieses Szenario für möglich halten. Ansonsten würde niemand dreißigjährige Anleihen für 20 Basispunkte mehr Rendite kaufen, sodass der Preis soweit fallen müsste, damit die Zusatzrendite hinreichend attraktiv für Investoren wird.

Aus diesem Grund wäre eine überraschend hohe Inflation ein attraktives Szenario, welches (auch aufgrund der bisher verhaltenen Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen und dreißigjährigen Anleihen) die dreißigjährigen Anleihen in kürzester Zeit erheblich um Barwert/PV verringert.

Goldman Sachs geht ferner davon aus, dass die USA in diesem Jahr ein mindestens doppelt so hohes Emissionsvolumen in Anleihen braucht, um fällige Anleihen und laufende Defizite zu refinanzieren. D.h. es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis die Auktionen am Primärmarkt nur noch zu deutlich höheren Zinsen anfallenden Finanzierungsbedarf decken können.

Leibniz
15.02.2018, 06:58
Das wäre vertretbar.

Ih selbst bin ja kein so ein Zins-Fetischist. Ich stehe eher auf Liquidität und die Möglichkeit kurzfristig Geschäfte abwickeln zu können. Da bleibt bedeutend mehr über als durch Zinsen. Aber die Sollzinsen ... wenn die plötzlich um 3 Punkte steigen, haben so manche ein Problem. Vor allem Leute die ein Haus finanziert haben und sich nicht um die Anschlussfinanzierung gekümmert haben. Bei 200.000 Euro wären das locker mal 500 Euro Mehrbelastung. Pro Monat! Und ich bezweifle dass die meisten an sowas gedacht haben.

Richtig. Die langfristige Finanzierung ist gleichermaßen von erheblicher Zinssensitivität, die sehr leicht zu unterschätzen ist. Einige werden zweifellos Probleme haben, langfristige Anschlussfinanzierungen überhaupt zu bedienen, wenn die Zinsen wieder um einige Prozent höher liegen.
Die andere, oft vergessene Seite günstiger Immobilienfinanzierungen ist die Abhängigkeit des Barwerts einer Immobilie selbst von den geltenden Marktzinsen. Wenn Bundesanleihen 7-8% Rendite bringen, müssen Immobilienpreise zwangsläufig solange fallen, bis die daraus erzielbare Rendite mithalten kann. Wohingegen Selbst 2% Mietrendite einigen Verzweifelten noch ausreicht, wenn Anleihen zu 0% oder negativ rentieren. Diese einfache Analogie sollte auch verdeutlichen, dass Immobilien in ihrer Zinssensitivität des Barwerts festverzinslichen Anleihen gleichen.

Während also festverzinsliche Anleihen (also auch Immobilien) mit steigenden Zinsen in ihrem Barwert sinken, wird dieses Verlustgeschäft noch durch eine variabel verzinsliche Verbindlichkeit finanziert, die im Gegensatz für steigende Zinsen in ihrem Wert (aller zu leistenden Zahlungen) steigt.

Prinzipiell ist dieses Vorhaben eindeutig, zumindest ohne geeignete Kapitalstruktur, ein katastrophales Verlustgeschäft. Die einfachste Lösung wäre es, durch zwei geeignete Zinsswaps die inhärenten Nachteile steigender Zinsen auszugleichen. Andererseits dürfte die Abbildung der Konvexität einer Immobilie in Zinsprodukten eine gewöhnliche Bank überfordern. Die Verbindlichkeit sollten jedoch alle Banken festverzinslich darstellen können, wobei festverzinsliche Standardfinanzierungen immer aus inhärent variabelen Refinanzierungskosten der Bank und meist einem Zinsswap zusammengesetzt sind. Zumindest größere Institute stellen oft nicht nur die reine Finanzierung, sondern replizieren auch die nötigen Zinsswaps, welche daher auch notwendige Gewinne aus der Replikation beinhalten.

Eine elegante Maßnahme für die gegenwärtige Geldpolitik ist darüber hinaus, mit rollenden Finanzierungen über 3-6 Monate zu Geldmarktsätzen/Referenzzinsen (+ 0,5-1% "Markup" , ohne das machen es die Banken leider nicht) die Immobilie zu beleihen und das resultierende Zinsrisiko in den passenden Produkten "Über"-abzusichern, was dazu führt, dass steigende Zinsen nicht nur zu einem Ausgleich der Mehrkosten in der Finanzierung führen, sondern auch Gewinne generieren. Vorteilhaft ist die Transparenz der dabei genutzten Produkte, die an eine der drei zentralen Terminbörsen gelistet sind, enorme Kostenvorteile bieten und auch die gängigen Werkzeuge bei der Replikation von Zinsswaps sein können.

Üblicherweise ist diese Vorgehensweise nicht möglich, weil sinkende Zinsen zu Verlusten führen würden. Die Überlegung zur gegenwärtigen Geldpolitik ist jedoch, dass es als unwahrscheinlich angesehen wird, dass die Zinsen fallen bevor sie steigen. Die Deutsche Bank, die im Kreditportfolio die gleichen Zinsrisiken wie Immobilienbesitzer hat, ist wohl in dieser Art und Weise ausgerichtet.

Deutschmann
15.02.2018, 07:53
Richtig. Die langfristige Finanzierung ist gleichermaßen von erheblicher Zinssensitivität, die sehr leicht zu unterschätzen ist. Einige werden zweifellos Probleme haben, langfristige Anschlussfinanzierungen überhaupt zu bedienen, wenn die Zinsen wieder um einige Prozent höher liegen. ...

Nicht nur das. Wenn ein heute 50-jähriger eine Zinsbindung von bspw 15 Jahren aushandelt, wird es am Ende knapp mit der Anschlussfinanzierung. Die Banken wollen ganz klar, dass man seine Schulden bis zum Renteneintritt bezahlt hat. Und wer das nicht schafft, ist in die Buxe gekniffen.

ChopChop
15.02.2018, 18:57
Nicht nur das. Wenn ein heute 50-jähriger eine Zinsbindung von bspw 15 Jahren aushandelt, wird es am Ende knapp mit der Anschlussfinanzierung. Die Banken wollen ganz klar, dass man seine Schulden bis zum Renteneintritt bezahlt hat. Und wer das nicht schafft, ist in die Buxe gekniffen.
Meine Männers haben gesagt wer sich jetzt was kauft ist selber schuld, auch für den größten Schimmelfleck muss man große Summen bezahlen wegen der Zinsen (was ich ehrlich nicht so gut verstanden habe). Und einer hat gesagt er würde jetzt große Summen für seine verlauste! Bretterbude bekommen, aber verkauft sie nicht weil er nicht weiß was er dann machen soll eben wegen dieser Zinsen. Das ist ja völlig lächerlich, mir sind doch die Zinsen egal wenn ich Geld ausgebe, Wenn ich keine Zinsen kriege dann gibts ein paar neue Gestelle und ich hätte schon lange gern ein LV-Köfferchen aber die sind ja wirklich wahnsinnig geworden.

Postkarte
15.02.2018, 19:02
Nicht nur das. Wenn ein heute 50-jähriger eine Zinsbindung von bspw 15 Jahren aushandelt, wird es am Ende knapp mit der Anschlussfinanzierung. Die Banken wollen ganz klar, dass man seine Schulden bis zum Renteneintritt bezahlt hat. Und wer das nicht schafft, ist in die Buxe gekniffen.

In der Schweiz ist es wohl üblich, sein Haus mit einer Restschuld zu vererben.

Arndt
15.02.2018, 19:04
Meine Männers haben gesagt wer sich jetzt was kauft ist selber schuld, auch für den größten Schimmelfleck muss man große Summen bezahlen wegen der Zinsen (was ich ehrlich nicht so gut verstanden habe). Und einer hat gesagt er würde jetzt große Summen für seine verlauste! Bretterbude bekommen, aber verkauft sie nicht weil er nicht weiß was er dann machen soll eben wegen dieser Zinsen. Das ist ja völlig lächerlich, mir sind doch die Zinsen egal wenn ich Geld ausgebe, Wenn ich keine Zinsen kriege dann gibts ein paar neue Gestelle und ich hätte schon lange gern ein LV-Köfferchen aber die sind ja wirklich wahnsinnig geworden.Du gehörst anscheinend zu den Leuten, die nach der Devise leben "über Geld spricht man nicht, das hat man". Neidlos Glückwunsch!

ChopChop
15.02.2018, 19:09
Du gehörst anscheinend zu den Leuten, die nach der Devise leben "über Geld spricht man nicht, das hat man". Neidlos Glückwunsch!
Nein ich sage WENN ich das würde aber ich habe keine schimmelige Bretterbude zu verkaufen und was besseres auch nicht.

HansMaier.
15.02.2018, 19:15
Für Aktien ist die Rechnung nicht genau durchzuführen, weil die Höhe zukünftiger Zahlungsströme unbekannt ist. Festverzinsliche Anleihen lassen sich jedoch sehr genau bewerten, weil alle Zahlungsströme bekannt sind. Die Zinssensitivität wird oft in BPV/DV01 gemessen, was die Veränderung des Barwerts (auch"present value") für eine Zinsänderung i.H.v. einem Basispunkt (0,01%). Für dreißigjährige 100Tsd. USD Nominalwert Treasury-Bonds (CTD, cheapest to deliver, die für Zinsberechnungen allgemein verwendet wird) beträgt diese Größe derzeit etwa 185 USD. D.h. Ein Prozent höhere Zinsen senken den Barwert/PV dieser Anleihe um etwa 18500 USD. Für genaue Rechnungen sollte die Anleihe anhand der ausgeschütteten Coupons bewertet werden, weil die Größe DV01/BPV auch selbst von den geltenden Zinsen abhängt.

Ein weiterer Faktor ist die sehr geringe Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen T-Notes und dreißigjährigen T-Bonds von derzeit meist gerade einmal 20 Basispunkten, was extrem niedrig ist. Damit eine dreißigjährige Anleihe mit gerade einmal 20 Basispunkten zusätzlicher Rendite überhaupt eine positive Realrendite generiert, ist vernachlässigbare Inflation bzw. Deflation Voraussetzung. Offenbar existieren tatsächlich Personen, die dieses Szenario für möglich halten. Ansonsten würde niemand dreißigjährige Anleihen für 20 Basispunkte mehr Rendite kaufen, sodass der Preis soweit fallen müsste, damit die Zusatzrendite hinreichend attraktiv für Investoren wird.

Aus diesem Grund wäre eine überraschend hohe Inflation ein attraktives Szenario, welches (auch aufgrund der bisher verhaltenen Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen zehnjährigen und dreißigjährigen Anleihen) die dreißigjährigen Anleihen in kürzester Zeit erheblich um Barwert/PV verringert.

Goldman Sachs geht ferner davon aus, dass die USA in diesem Jahr ein mindestens doppelt so hohes Emissionsvolumen in Anleihen braucht, um fällige Anleihen und laufende Defizite zu refinanzieren. D.h. es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis die Auktionen am Primärmarkt nur noch zu deutlich höheren Zinsen anfallenden Finanzierungsbedarf decken können.


Wenn sogar die Goldmänner auf höhere Zinsen setzen, ist das ja fast wie Gottes Wort.:cool:
Käme sie nun, die Zinswende, wäre es ja nicht mehr weit
bis zum Ende des Kreditzyklus mit der, wie nennst Du das so schön, Neubewertung der Schulden. D.h. die Schuldenbombe geht hoch und Schulden und Guthaben werden verrechnet und es bleibt ne große Null übrig.
Globalstrategisch passt das gut zu den sonstigen Ereignissen wie der Massenflutung der BRD mit Hottentotten.
Wenn es zum großen Bankrott kommt und die nichts mehr zu futtern kriegen
und auch nicht abhauen können gehts hier rund.
Man gut das ich im Rettungsboot sitze...:D
MfG
H.Maier

Arndt
15.02.2018, 19:16
Nein ich sage WENN ich das würde aber ich habe keine schimmelige Bretterbude zu verkaufen und was besseres auch nicht.Na gut, nehme ich den Glückwunsch eben zurück.:))

ABAS
15.02.2018, 19:29
Nicht nur das. Wenn ein heute 50-jähriger eine Zinsbindung von bspw 15 Jahren aushandelt, wird es am Ende knapp mit der Anschlussfinanzierung. Die Banken wollen ganz klar, dass man seine Schulden bis zum Renteneintritt bezahlt hat. Und wer das nicht schafft, ist in die Buxe gekniffen.

Hinzu kommt noch das die Frequenz der Finanzkrisen nicht abgenommen hat
sondern die Auswirkungen der Finanzkrisen des westlichen Finanzsystems
nur besser verschleiert werden. Verschleierung durch Ablenkung! Ablenkung
indem die Aufmerksamkeit der Menschen in der westlichen Welt von eigenen
Belangen z.B. auf Buergerkriegs- und Fluechtlingsevents gelenkt wird und
die funktionale Bedrohungskulisse der " Roten Gefahr " nachlackiert wird.

Das westliche Finanzsystem ist in der Endzeitphase und die Schwachstelle
des Kapitalismus. Der aufgeblaehte private Finanzsektor fuehrt durch die
Ueberschuldung von Staat, Volk und Unternehmen zur Vernachlaessigung
aller wichtigen Sektoren der Realwirtschaft was unweigerlich Stagnation,
Rezession und Depression verursacht. Die Gesellschaft und die Wirtschaft
degenerieren. Dabei gibt es nur noch einen Weg, der direkt zum Abrund
und in den Untergang fuehrt.

Der Kapitalismus hat einen eingebauten Selbstzerstoerungsmechanismus.
Die klugen Russen und Chinesen haben das bereits vor vielen Jahrzehnten
erkannt und sich von der Unterjochung durch Kapitalisten, Feudalisten und
Imperialisten selbst befreit. Die Voelker in den USA und transatlantischen
Vasallenstaaten der USA einschliesslich Israel werden das noch lernen.

ABAS
15.02.2018, 19:45
Wenn sogar die Goldmänner auf höhere Zinsen setzen, ist das ja fast wie Gottes Wort.:cool:
Käme sie nun, die Zinswende, wäre es ja nicht mehr weit
bis zum Ende des Kreditzyklus mit der, wie nennst Du das so schön, Neubewertung der Schulden. D.h. die Schuldenbombe geht hoch und Schulden und Guthaben werden verrechnet und es bleibt ne große Null übrig.
Globalstrategisch passt das gut zu den sonstigen Ereignissen wie der Massenflutung der BRD mit Hottentotten.
Wenn es zum großen Bankrott kommt und die nichts mehr zu futtern kriegen
und auch nicht abhauen können gehts hier rund.
Man gut das ich im Rettungsboot sitze...:D
MfG
H.Maier

Selbst wenn die Zinsen bei Null stehen stoert das die Gang von Goldman-Sachs
und Konsorten nicht, weil sie ueber ihre verbrecherische Organisation mit den
US Ratingagenturen den jeweiligen Staat welcher frisches Kapital benoetigt,
schlecht bewerten damit sie wg. das angeblich hoeheren Risikos viel hoehere
Schuldzinsen abgreifen! Dabei gibt es ueberhaupt kein Ausfallrisiko, solange
wie kein Internationales Insolvenzrecht fuer Staaten durchgesetzt wird, was
selbstverstaendlich nicht im Interesse der global agierenden Geldverleihermafia
steht, weil sie dann das Risiko des Totalausfall der Schuldzinsprofite und des verliehenen Kapitals haetten.

Leibniz
15.02.2018, 21:39
Wenn sogar die Goldmänner auf höhere Zinsen setzen, ist das ja fast wie Gottes Wort.:cool:
Käme sie nun, die Zinswende, wäre es ja nicht mehr weit
bis zum Ende des Kreditzyklus mit der, wie nennst Du das so schön, Neubewertung der Schulden. D.h. die Schuldenbombe geht hoch und Schulden und Guthaben werden verrechnet und es bleibt ne große Null übrig.
Globalstrategisch passt das gut zu den sonstigen Ereignissen wie der Massenflutung der BRD mit Hottentotten.
Wenn es zum großen Bankrott kommt und die nichts mehr zu futtern kriegen
und auch nicht abhauen können gehts hier rund.
Man gut das ich im Rettungsboot sitze...:D
MfG
H.Maier
Obwohl die Zeichen in der breiten Öffentlichkeit noch nicht angekommen sind, hat die Zinswende aus meiner Sicht bereits mit Draghis letzter Pressekonferenz angefangen. Bis vor wenigen Monaten war es ein sicherer Weg im Rahmen eines schmerzhaften Blutbads zu verenden, zehnjährige Bundesanleihen leerzuverkaufen. Meist gingen die zehnjährigen Bundesanleihen leicht zurück, fingen Leerverkäufe ein, um wenig später ohne ersichtlichen Anlass um 20 Basispunkte teurer zu werden.

Die gewöhnliche Kreditlinie für Mitglieder liegt zwischen Abrechnungsperioden weit jenseits einer Milliarde Euro. Insofern ist es für möglicherweise bereits zuvor eher sensible Menschen sehr leicht möglich, die Kontrolle zu verlieren und mit über einer Milliarde nominal offener Leerverkäufe steigenden Kursen zuzusehen, was in diesem Fall die finanzielle Existenz und Reputation des Betroffenen kostet. Die zehnjährige Bundesanleihe hat innerhalb der letzten Jahre mehrfach milliardenschwere Verkäufe unbeeindruckt aufgenommen, um zu neuen Höchstständen anzusetzen, was aus meiner Sicht nur durch extremistische Geldpolitik möglich war.

Diese Entwicklung hat spätestens zur letzten EZB-Pressekonferenz ein Ende gefunden. Trotz äußerst "marktfreundlicher" Aussagen und der weitgehenden Zusicherung, in 2018 keine Zinserhöhungen für möglich zu halten ist der gesamte Komplex deutscher Staatsanleihen (Schatz, Obligationen, Bund, Bund-XL) eingebrochen. Draghi vermittelte mitunter den Eindruck, währenddessen von diesen Einbrüchen erfahren zu haben, was eine Begründung für seine mehrfache Beteuerung, dass man auch bereit sei, noch mehr Anleihen zu kaufen (!) und das über längere Zeit, wäre.

Die mittlerweile verzweifelt anmutenden Beteuerungen konnten den massiven Einbruch der Anleihen nicht aufhalten. Zu den erstmals wieder erreichten Tiefstkursen kam plötzlich erhebliches Kaufvolumen (insgesamt etliche Milliarden, vermutlich Dealer Banken), das allerdings problemlos durchquert wurde. Allein innerhalb der nicht einmal zwei Monate diesen Jahres haben sich die Zinsen in vergleichbaren zehnjährigen T-Notes um 0,5% erhöht.

Darüber hinaus sind innerhalb der vergangenen Tagen einige Market-Maker ihrer wohlverdienten Hinrichtung zum Opfer gefallen. Beispielsweise in DAX-Optionen, die mindestens einen MM tief in die Verluste gebracht haben. Nach meinen Rechnungen existiert in verschiedenen Firmen insgesamt ein short Gamma Risiko, das für jeden Punkt höher oder tiefer im DAX etwa eine 10 Millionen Euro Ausgleichstransaktion erfordert. Das Problem ist jedoch, dass der DAX nicht einmal 10% dieser Liquidität bietet. Short Gamma wird durch Käufe steigender Kurse und Verkäufe fallender Kurse ausgeglichen, was die extremen Schwankungen erklärt.

Eine Nebenwirkung in Optionen ist es, dass einige Preise völlig falsch sind. Am Geld Volatilität im DAX von teils unter 15%, was völlig absurd ist. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass Market-Maker Federn lassen, ist, dass sie Optionen ihres Inventars unter theoretischem Wert verkaufen , was gleichermaßen zu beobachten war.

Leibniz
15.02.2018, 23:05
Selbst wenn die Zinsen bei Null stehen stoert das die Gang von Goldman-Sachs
und Konsorten nicht, weil sie ueber ihre verbrecherische Organisation mit den
US Ratingagenturen den jeweiligen Staat welcher frisches Kapital benoetigt,
schlecht bewerten damit sie wg. das angeblich hoeheren Risikos viel hoehere
Schuldzinsen abgreifen! Dabei gibt es ueberhaupt kein Ausfallrisiko, solange
wie kein Internationales Insolvenzrecht fuer Staaten durchgesetzt wird, was
selbstverstaendlich nicht im Interesse der global agierenden Geldverleihermafia
steht, weil sie dann das Risiko des Totalausfall der Schuldzinsprofite und des verliehenen Kapitals haetten.


Das beschriebene Geschäft ist nichts gegen die neue Transaktionsart, die von der Deutschen Bank revolutioniert wurde: Kunden nicht nur um einen Teil ihres Kredits zu betrügen, sondern auch um die verpfändete Sicherheit.

Obwohl sich jeder rational denkende Mensch fragen muss, wo die Deutsche Bank einen für diese Art von Geschäft notwendigerweise speziellen Kunden von geeignetem Intellekt findet könnte, lautet die Antwort schlicht die Regierung Venezuelas.

https://www.reuters.com/article/us-venezuela-economy/venezuela-allows-1-7-billion-gold-swap-with-deutsche-to-lapse-legislator-idUSKBN1CS2CD


Venezuela will also 1,7 Milliarden USD in Gold beleihen, erhält dafür 1,2 Milliarden US-Dollar (30% "haircut") und bezahlt vermutlich die zehnfachen Zinsen einer gewöhnlichen Gold-Finanzierung. Die Deutsche Bank hat das angenommene Gold vermutlich selbst entweder als Finanzierungsinstrument eingesetzt oder anderweitig beliehen.

Im Interesse des Landes solltest du regimenahen Kontakten mein Angebot zukommen lassen, diese Transaktion mit 80 % Finanzierung, also 1,36 Milliarden USD, in New York durchzuführen. Damit würde das Regime beim nächsten mal nur 20% verlieren, während ich im Gegensatz zur Deutschen Bank auch mit 350 Millionen USD unterschlagener Mittel zufrieden wäre. Zu bedenken ist immerhin die anfallende Arbeitszeit von bis zu 30 Minuten, die mitunter gebraucht werden, um einige Milliarden Dollar in Gold in einer Gold-Finanzierung unterzubringen.


Im Ernst: Es ist kein Problem einige Milliarden Dollar in Gold gegen vielleicht 0,5-1% zu hinterlegende Sicherheit im Rahmen einer Rückkauftransaktion als Finanzierungsistrument zu nutzen, was der einzige Grund ist, warum es überhaupt einen Markt für auszuleihendes Gold gibt.

Als Dealer in Gold, Devisen (und Staatsschulden) erscheint es unglaubwürdig, dass 70% das beste ist, was dieses Institut anbieten könnte.

Leibniz
20.02.2018, 22:48
Über die grundsätzliche Überschätzung der Relevanz genauer Vorhersagen von N. Taleb, Experte für exotische Optionen:

https://www.youtube.com/watch?v=hRwimmE2wEk

Leibniz
20.02.2018, 22:54
Über die Unterscheidung von Ergodizität, der Annahme aller im Phasenraum befindlicher Zustände für hinreichende Zeit, und die Notwendigkeit, sich keinen Absorptionsschwellen innerhalb des Phasenraums auszusetzen. (Ihre Existenz auszuschließen)


https://www.youtube.com/watch?v=qA_6BWkC4og

Leibniz
23.06.2018, 01:08
Die Zinskurve bewegt sich erwartungsgemäß immer deutlicher, sodass der angemerkte Zeitplan noch immer relativ naheliegend erscheint. Mit den mittlerweile deutlich erkennbaren ersten Randbereichen, die bereits jetzt das Ende anzeigen, sollte es niemanden Wundern, dass der DAX auch etwa tausend Punkte tiefer steht.

Exemplarisch bieten sich mehrere Segmente an. Dreimonatiger US-Dollar aus London, absolut (links), relativ (rechts):

https://i.imgur.com/SJJUBgG.png

Kurzfristiges/billiges Geld lässt sich bestenfalls noch zu Fälligkeiten bis zu 12 Jahren verkaufen. Interessanter sind jedoch bereits jetzt die Bereiche unter 5 Jahren.

Wer einen Blick auf die US-Treasury Futures zur Dezember Fälligkeit wirft, erhält eine Bestätigung:
https://i.imgur.com/Badea5h.png
Bereits jetzt liegen die Zinsen in zehnjährigen T-Notes höher als Zinsen in dreißigjährigen T-Bonds.



Die Entwicklung der Dollar-Zinsstrukturkurve ist trotz der bisher verhaltenen Bewegungen relativ eindeutig:
https://i.imgur.com/n6nhIV2.png

Ohne überraschende Federal Reserve Entscheidungen dürfte die Rezession ungefähr 2020 eingetreten sein.

schastar
23.06.2018, 06:03
Angesichts der flachen Dollar-Zinskurve und der aus historischer Sicht anstehenden Wende im Kreditzyklus stellt sich die Frage, wann diese eintritt und welche Gestalt sie möglicherweise haben wird.

Henry Kravis von Kohlberg Kravis Roberts (KKR) rechnet mit einer Wende in 2018 oder 2019(ab 09:50):

https://www.youtube.com/watch?v=UpfuDbEm9l4

Eine umfassende Analyse bietet der bekannte "Junkbond-Veteran" Michael Milken:

https://www.youtube.com/watch?v=oCSDfpeTkcU

Am vergangenen Freitag zeigte sich bereits, wie empfindlich die Finanzmärkte mittlerweile sind. Nachdem die globalen Aktienmärkte leicht jenseits von zwei Sigma zurückgegangen sind, haben die Marketmaker den Markt verlassen und mit ihnen ist teils 90% der Liquidität in derivativen Indexprodukten verschwunden.

Bin froh daß mir das so ziemlich egal sein kann.
Wünschen würde ich mir dass die Zinsen erheblich steigen, für Einlagen so um die 5%. Dann würde ich auch wieder sparen und nicht alles für Weiber und Waffen ausgeben. Und bis dahin mache ich so weiter. :D

Haspelbein
25.06.2018, 20:48
Bin froh daß mir das so ziemlich egal sein kann.
Wünschen würde ich mir dass die Zinsen erheblich steigen, für Einlagen so um die 5%. Dann würde ich auch wieder sparen und nicht alles für Weiber und Waffen ausgeben. Und bis dahin mache ich so weiter. :D

So langsam macht sich bei mir in den USA die Inflation bemerkbar. Noch versuchen viele Firmen ihrer Preise zu halten, aber bei meinem Friseur finden sich kaum nocht Mitarbeiter, die für das alte Gehalt arbeiten wollen. Auch bei den Restaurants, also im Niedriglohnsektor, erlebe ich einen ganz starken Drang zur Automatisierung.

Dieser Wirtschaftszyklus dauerte in den USA ja nur so lange, weil sehr viele Menschen aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, und die Arbeitslosenquote das nicht ausdrückte. So langsam scheint sie wieder der Realität etwas näher zu kommen. Also ja, es ist bald wieder zu weit.

P.S.: Bei Weibern ist das Geld oft weg, aber Sammlerwaffen haben sich bei mir als Investition eigentlich bewährt.

Merkelraute
25.06.2018, 21:58
...
Ohne überraschende Federal Reserve Entscheidungen dürfte die Rezession ungefähr 2020 eingetreten sein.

Wird aber auch Zeit ! Ob es dann noch die Commerzbank (8€) und die Deutsche Bank (9€) gibt ? Deren Werte dürften sich in der Baisse auf 4€ bewegen. Langsam mache ich mir sorgen um mein Girokonto. Sollte man das in Sicherheit bringen ? :?

Leibniz
25.06.2018, 22:56
Wird aber auch Zeit ! Ob es dann noch die Commerzbank (8€) und die Deutsche Bank (9€) gibt ? Deren Werte dürften sich in der Baisse auf 4€ bewegen. Langsam mache ich mir sorgen um mein Girokonto. Sollte man das in Sicherheit bringen ? :?
Ich kann jedem nur empfehlen, so wenig Kontoguthaben wie möglich überhaupt zu halten. Für die nötigsten Transaktionen im privaten Umfeld sind Volksbanken oder Sparkassen zu empfehlen. Wobei Sparkassen im gleichen Einlagensicherungsfonds wie Landesbanken (NordLB, u.a.) sind, was eher nachteilig ist. Für gewerbliche Zwecke ist (sofern möglich) J.P. Morgan zu empfehlen, die deutsche Kunden teilweise aus London und teilweise aus Frankfurt betreuen. (Abhängig von der Dienstleistung)

Akut sind sowohl Aktienkurs als auch CDS Preise ein Indikator. (1 (https://www.derivateverband.de/en/rewrite.aspx?path=/ENG/Transparency/CreditSpreads&),2 (https://www.boursorama.com/cours/cds/3xCMZB/),3 (https://www.boursorama.com/cours/cds/3xDB/)) Die CDS-Spreads sind jedoch relativ und mit Vorsicht zu genießen; in Märkten ohne Manipulation/Zentralbank wären CDS-Spreads auch geeignet, um eine Ausfallwahrscheinlichkeit abzuleiten.
Prinzipiell sind auch Aktien geeignet, um aus ihnen eine Ausfallwahrscheinlichkeit abzuleiten, was jedoch bestimmte Annahmen voraus setzt, die nicht zwangsläufig zutreffen. Es gibt meines Erachtens jedoch gute Gründe, warum europäische Banken anhand fast aller Bewertungsmaßstäbe 30-80% billiger sind als durchschnittliche US-Banken.

Um ein genaues Urteil fällen zu können müsste es möglich sein, interne Informationen einzusehen. Selbst dann wäre es schwer, die mitunter unberechenbaren Reaktionen der Hasardeure aus Berlin einzuschätzen. Vermutlich würde Merkel, falls möglich, Aktionäre, Anleihegläubiger mit Steuergeld retten, auch wenn es gegen EU-Recht verstößt. Hat in Italien auch niemanden interessiert.

Pelle
25.06.2018, 23:02
"Manuel Hinzen befragt Alice Weidel (AFD) über ihre Position bezüglich des Zinssystems"


https://www.youtube.com/watch?v=K0QkEopGQaE

Leibniz
25.06.2018, 23:13
So langsam macht sich bei mir in den USA die Inflation bemerkbar. Noch versuchen viele Firmen ihrer Preise zu halten, aber bei meinem Friseur finden sich kaum nocht Mitarbeiter, die für das alte Gehalt arbeiten wollen. Auch bei den Restaurants, also im Niedriglohnsektor, erlebe ich einen ganz starken Drang zur Automatisierung.


Das Lohnniveau ist im Augenblick der Fokus der Federal Reserve. Meines Erachtens herrscht noch immer ein fundamentales Risiko in den Zinsen auf Anleihen. Unter Berücksichtigung aller Faktoren erscheint es ausgeschlossen, dass der Realzins auf US-Anleihen langfristig in oder nahe negativem Territorium liegt. Ausgenommen der Fall, dass die Rezession erheblich früher eintritt. Dann werden sich viele auf US-Staatsanleihen stürzen, um von den absehbaren Fed-Maßnahmen zu profitieren.

Haspelbein
26.06.2018, 00:45
Das Lohnniveau ist im Augenblick der Fokus der Federal Reserve. Meines Erachtens herrscht noch immer ein fundamentales Risiko in den Zinsen auf Anleihen. Unter Berücksichtigung aller Faktoren erscheint es ausgeschlossen, dass der Realzins auf US-Anleihen langfristig in oder nahe negativem Territorium liegt. Ausgenommen der Fall, dass die Rezession erheblich früher eintritt. Dann werden sich viele auf US-Staatsanleihen stürzen, um von den absehbaren Fed-Maßnahmen zu profitieren.

Ja, das Risiko existiert. Letztendlich ist es auch die Ungewissheit. Es gab für diese Form der Anleihenkäufe der Zentralbanken keinen Präzedenzfall, noch gibt es ihn dafür, dass die Zentralbank sich gezwunken sieht, diese Politik wieder umzukehren. Von einer Rezession spürt man hier noch nichts, allerdings ist die Konstellation von einem drohenden Wirtschaftskrieg und dem erwarteten Ende des Wirtschaftszyklus ebenso ungewöhnlich.

Haspelbein
26.06.2018, 00:54
"Manuel Hinzen befragt Alice Weidel (AFD) über ihre Position bezüglich des Zinssystems"


https://www.youtube.com/watch?v=K0QkEopGQaE

Aufgrund ihres Lebenslaufes war diese Antwort zu erwarten. Ich halte ihre Antwort prinzipiell auch für richtig.

schastar
26.06.2018, 04:40
So langsam macht sich bei mir in den USA die Inflation bemerkbar. Noch versuchen viele Firmen ihrer Preise zu halten, aber bei meinem Friseur finden sich kaum nocht Mitarbeiter, die für das alte Gehalt arbeiten wollen. Auch bei den Restaurants, also im Niedriglohnsektor, erlebe ich einen ganz starken Drang zur Automatisierung.

Dieser Wirtschaftszyklus dauerte in den USA ja nur so lange, weil sehr viele Menschen aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, und die Arbeitslosenquote das nicht ausdrückte. So langsam scheint sie wieder der Realität etwas näher zu kommen. Also ja, es ist bald wieder zu weit.

P.S.: Bei Weibern ist das Geld oft weg, aber Sammlerwaffen haben sich bei mir als Investition eigentlich bewährt.

Klar ist das Geld bei Weibern weg, aber Spaß machen sie schon auch.

Leibniz
29.09.2018, 20:36
Die Terminstrukturkurve im US-Dollar deutet darauf hin, dass um 2020 Probleme auftreten werden(Zins in % zu Fälligkeit in Monat):
https://i.imgur.com/Gxpj2dc.png
Die Terminstruktur im Euro scheint in diesem Gebiet noch relativ unauffällig (Geldmarkt-Notation, d.h. Zins in %: 100 - Kurs):
https://i.imgur.com/rA1dSKe.png
Andererseits ist es unwahrscheinlich, eine US-Rezession zu sehen, die nicht Europa ansteckt.
Subjektiv erscheint die erhöhte Nachfrage nach Risiko in 3M-LIBOR-USD interessant. Möglicherweise erste Spekulationen auf Zinssenkungen !?(hier Eurodollar Futures 1Mio. USD pro Stück, Kauf->blau, Verkauf->rot, etwa 30 Minuten dieser Woche):
https://i.imgur.com/vkhXq61.png

Im Dezember 2018 US-Treasury Komplex hat sich die Zinsspanne zwischen zwei und zehnjährigen Anleihen auf mittlerweile 11 Basispunkte reduziert.

Merkelraute
29.09.2018, 21:11
Andererseits ist es unwahrscheinlich, eine US-Rezession zu sehen, die nicht Europa ansteckt.

Keine Sorge, der Crash kommt sicher. Da hat sich in den USA und Deutschland eine schöne Blase angestaut, die bald explodieren wird.

antiseptisch
30.09.2018, 00:15
Aufgrund ihres Lebenslaufes war diese Antwort zu erwarten. Ich halte ihre Antwort prinzipiell auch für richtig.
Was für eine dümmliche Antwort. Sie hat überhaupt keine Ahnung von der Zinsproblematik an sich, sondern antwortet nur aus dem Status quo heraus. Nämlich das, was sie gelernt hat. Ich habe überhaupt noch nie eine Frau kennengelernt, die bei solch grundsätzlichen Problemen, die wirklich ans Eingemachte gehen, etwas selbst Erdachtes äußern können. Da kommt dann nur blöd Nachgeplappertes, auswendig Gelerntes bei raus. Es gibt wohl zur Zeit keine einzige politische Partei, die die Zinsversklavung beseitigen will. Nur das wäre wirklich im Sinne des Volkes. Aber bei der Weidel reicht dafür der geistige Horizont wohl nicht aus.

Haspelbein
30.09.2018, 13:18
Was für eine dümmliche Antwort. Sie hat überhaupt keine Ahnung von der Zinsproblematik an sich, sondern antwortet nur aus dem Status quo heraus. Nämlich das, was sie gelernt hat. [...]

Das Gute daran ist jedoch, dass sie es gelernt hat. Ich glaube nicht, dass man eine wirklich effektive Alternative zum derzeitigen Wirtschaftssystem aufzeigen kann, wenn man es nicht versteht.

antiseptisch
30.09.2018, 16:28
Das Gute daran ist jedoch, dass sie es gelernt hat. Ich glaube nicht, dass man eine wirklich effektive Alternative zum derzeitigen Wirtschaftssystem aufzeigen kann, wenn man es nicht versteht.
Man kann auch einfach sagen, dass man den Bock nicht zum Gärtner machen muss. Und Böcke gibt es hier millionenfach.

Haspelbein
30.09.2018, 18:37
Man kann auch einfach sagen, dass man den Bock nicht zum Gärtner machen muss. Und Böcke gibt es hier millionenfach.

Ich denke, um ganz ehrlich zu sein, dass hier die Zahl der Ahnungslosen eher ins Gewicht fällt. Krude Theorien gibt es zu diesem Thema zuhauf, nur hält so gut wie keine Theorie dem nächsten Wirtschaftszyklus stand.

Leibniz
30.09.2018, 23:08
Was für eine dümmliche Antwort. Sie hat überhaupt keine Ahnung von der Zinsproblematik an sich, sondern antwortet nur aus dem Status quo heraus. Nämlich das, was sie gelernt hat. Ich habe überhaupt noch nie eine Frau kennengelernt, die bei solch grundsätzlichen Problemen, die wirklich ans Eingemachte gehen, etwas selbst Erdachtes äußern können. Da kommt dann nur blöd Nachgeplappertes, auswendig Gelerntes bei raus. Es gibt wohl zur Zeit keine einzige politische Partei, die die Zinsversklavung beseitigen will. Nur das wäre wirklich im Sinne des Volkes. Aber bei der Weidel reicht dafür der geistige Horizont wohl nicht aus.
Diese Kritik ist ein wenig einseitig. Das kapitalistische System mitsamt seiner Kapitalkosten/Zinsen hat auch Nachteile. Bei sorgfältiger Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass dieses System auch ermöglicht hat, dass die Menschheit innerhalb der vergangenen hundert Jahre erheblichen Fortschritt und Wohlstand erreicht hat.
Idealvorstellungen, die ohne Zinsen auskommen sollen, haben ein zentrales Problem: den Mensch. Menschen neigen von Natur aus nicht dazu, vernünftig und nachhaltig zu handeln. Dementsprechend wollen sie hier und heute konsumieren, obwohl ihnen die Mittel fehlen.
In den USA sind die Zinsen im Privatkundenbereich noch einmal extremer als hierzulande. So sind Finanzierungssätze von 25+% auf Kreditlinien und Kreditkarten keine Seltenheit. Wenn also Firmen bereit sind, zu 30% Geld zu verleihen und Kunden glauben, dass diese Kosten nicht zu hoch sind, um Konsum zu finanzieren, was soll dem entgegen gestellt werden? Es sind zwei Parteien, die sich auf diese Konditionen geeinigt haben.

Ein weiterer essentieller Aspekt dieses Geldsystems ist dessen inhärente Fähigkeit, Kapital effizient zu allokieren. Geld fließt allgemein dort hin, wo es die höchste Nettorendite genießt.
Wie es anhand des Euro-Raums ersichtlich ist, führen Kapitalkosten nahe null zu falschen Investments und Kreditschöpfung in fundamental falschen Anlagen. Der Anleihemarkt in Europa ist in seinen Kursen und Renditen relativ zu fundamentalen Verhältnissen pure Phantasie. Wenn morgen die Zinsen anziehen werden viele dieser Werte bie 5+% Rendite stehen, während mindestens 5-10% nicht überlebensfähig ist. Wenn sich Firmen über zehn Jahre zu 2-5% refinanzieren und dennoch nicht in der Lage sind, profitabel zu operieren, ist die Abwicklung langfristig ziemlich sicher.

Leibniz
30.09.2018, 23:19
Das Gute daran ist jedoch, dass sie es gelernt hat. Ich glaube nicht, dass man eine wirklich effektive Alternative zum derzeitigen Wirtschaftssystem aufzeigen kann, wenn man es nicht versteht.
Weidel ist definitiv vorteilhafter als 99% der Personen, die sich in Berlin mit wirtschaftlichen und finanziellen Fragen befassen. Obwohl ihre beruflichen Stationen nur kurz andauerten, hat sie zumindest eine Zeit lang miterlebt, wie die reale Welt funktioniert.
Wenn die vermeintlichen Wirtschaftsexperten ihren Büchern den Titel Kasinokapitalismus geben und gleichzeitig Finanztransaktionssteuern fordern, ist dies nur ein weiterer Beleg der Unkenntnis.
Dazu bietet sich ein Aufklärungsvideo von Fabulous Fab (https://www.youtube.com/watch?v=o_SjEsN__xQ) an, der zuletzt als stellv. Leiter für strukturierte Produkte bei GS arbeitete. Er verliert auch einige Silben über das SPV der IKB i.H.v. abartigen 20 Mrd. Euro.

https://www.youtube.com/watch?v=XxjsiDdgcMA

Haspelbein
01.10.2018, 13:08
Weidel ist definitiv vorteilhafter als 99% der Personen, die sich in Berlin mit wirtschaftlichen und finanziellen Fragen befassen. Obwohl ihre beruflichen Stationen nur kurz andauerten, hat sie zumindest eine Zeit lang miterlebt, wie die reale Welt funktioniert.

Ja, ich erwarte ja selbst auch keine Wunder. Man muss ihr ja auch nicht zustimmen, aber ihre Antworten sind zu diesem Thema durchdachter, als es ansonsten bei Politikern der Fall ist.



Wenn die vermeintlichen Wirtschaftsexperten ihren Büchern den Titel Kasinokapitalismus geben und gleichzeitig Finanztransaktionssteuern fordern, ist dies nur ein weiterer Beleg der Unkenntnis.

Oh ja, sowas wird prima funktionieren. :D Das Finanztransaktion auch ausgleichend wirken können, ist wohl eine andere Frage.



Dazu bietet sich ein Aufklärungsvideo von Fabulous Fab (https://www.youtube.com/watch?v=o_SjEsN__xQ) an, der zuletzt als stellv. Leiter für strukturierte Produkte bei GS arbeitete. Er verliert auch einige Silben über das SPV der IKB i.H.v. abartigen 20 Mrd. Euro.

https://www.youtube.com/watch?v=XxjsiDdgcMA



Ich habe es mir nicht in seiner Gesamtheit angesehen, was jedoch hauptsächlich seiner Länge geschuldet war. Jedoch bin ich mir sicher, dass es sich eher an ein bestimmtes Publikum wendet. An die IKB erinnere ich mich nur dumpf, da kenne ich mich mit der US-amerikansichen
Wirtschaftsgeschichte besser aus. Mir blieb nur in Erinnerung, dass sich die IKB mit CDO sehr stark die Finger verbrannte, und letztendlich vom Steuerzahler gerettet wurde.

Leibniz
01.10.2018, 20:11
[...]

Ich habe es mir nicht in seiner Gesamtheit angesehen, was jedoch hauptsächlich seiner Länge geschuldet war. Jedoch bin ich mir sicher, dass es sich eher an ein bestimmtes Publikum wendet. An die IKB erinnere ich mich nur dumpf, da kenne ich mich mit der US-amerikansichen
Wirtschaftsgeschichte besser aus. Mir blieb nur in Erinnerung, dass sich die IKB mit CDO sehr stark die Finger verbrannte, und letztendlich vom Steuerzahler gerettet wurde.
Es ist mehr eine Unterhaltungsveranstaltung als eine Quelle inhaltlich weltbewegender Zusammenhänge. Zudem eignet sich dieser Vortrag, um die Natur der Anhörungen des US Senats zu verdeutlichen. Die Szenen, in denen GS Blankfein und andere im Capital Hill Theater auftraten, wurden von vielen fälschlicherweise ernst genommen.

Die IKB hatte als seinerzeit winzige Bank mit damals noch sehr viel geringeren Kapitalanforderungen (relativ zum IKB-Eigenkapital) ein Monstrum einer Zweckgesellschaft betrieben. Zeckgesellschaften dieser Art verfolgen einen einfachen Zweck. Banken und andere (partielle) Teilnehmer des Geldmarkts verfügen über die Werkzeuge, Unmengen Geld zu minimalen Zinsen zu beschaffen. Die Lehrbuch-Annahme geht davon aus, dass die Bankenaufsicht darauf achtet, dass Banken immer die vorgegeben mindesten EK-Quoten einhalten.

Es ist eine offensichtliche Frage, die jedoch einigen vielleicht doch nicht auf Anhieb klar ist. Angenommen ein Mensch entschließt sich dazu, eine Bank zu gründen. In diesem Fall bringen die Gesellschafter zunächst ihr verfügbares Vermögen von z.B. zehn Millionen Euro ein. Ausgehend von den Aktivitäten der Bank, hält diese bestimmte Aktiva/Vermögenswerte (Kredite, Anleihen, etc.), die eine bestimmte Rendite abwerfen, Allgemein werden diese finanziert, also durch Aufnahme von Schulden "bezahlt" (im übertragenen Sinne).

Die Rendite auf Aktiva (ROA,return on assets) ergibt sich aus der Differenz zwischen Rendite jener Aktiva und den Kosten für die Finanzierung jener Aktiva. Die entscheidende Frage zur Beurteilung, wie viel Geld verdient wird, ist jedoch die Frage nach der Eigenkapitalquote. Also Wie viel Aktiva mit einer bestimmten Menge Eigenkapital gehalten werden dürfen. Sind es 10%, kann für jeden Euro Eigenkapital 10 Euro Aktiva gehalten werden. Sofern 1% Eigenkapital ausreicht, kann für jeden Euro EK 100 Euro Aktiva gehalten werden, was im Ergebnis zehnmal so hohe Erträge bewirkt. D.h. gewinnorientierte Banken haben das Interesse so wenig Eigenkapital wie möglich zu benötigen bzw. so viele Aktiva wie möglich zu halten.

Daher ist ein zentrales Element der Regulierung die Eigenkapitalquote. Ein Trick besteht darin, eine abgetrennte Gesellschaft aufzusetzen, die eine Garantie der betreibenden Bank erhält und damit zwar zu Bank-Konditionen am Geldmarkt Mittel beschaffen kann, jedoch als abgetrennte Einheit nicht auf die Eigenkapitalquote angerechnet wird.

In diesem Fall wurden diverse Kreditverbriefungen und Kreditderivate innerhalb einer derartigen Zweckgesellschaft gehalten. Weil diese Aktiva AAA Ratings aufwiesen, wurden historische Ausfallquoten für AAA Wertpapiere (unter 0.5%) herangezogen, um die nötige EK-Quote zu bestimmen. Es wurde also davon ausgegangen, dass diese Produkte vielleicht ein Verlustrisiko in der Größenordnung von 0.5% aufweisen, sodass EK-Quoten von <=1% ausreichen. Als jedoch zweistellige Kursverluste eintraten wurden Kreditlinien und Garantien der IKB fällig, die dadurch sofort zahlungsunfähig wurde.

Interessanterweise sind in Europa noch immer derartige Zweckgesellschaften im Einsatz. In den USA wurden diese Praktiken weitgehend unterbunden.

FranzKonz
01.10.2018, 20:31
...
Interessanterweise sind in Europa noch immer derartige Zweckgesellschaften im Einsatz. In den USA wurden diese Praktiken weitgehend unterbunden.

Jetzt erschütterst Du mich. Kannst Du Beispiele nennen?

Leibniz
01.10.2018, 20:41
Jetzt erschütterst Du mich. Kannst Du Beispiele nennen?
Wenn Du auf die Seite von Frankfurt (http://www.boerse-frankfurt.de/)gehst und einmal den Begriff funding eingibst und einen Blick auf die ersten paar Vorschläge wirfst. Vermutlich etwa 90% der Firmen, die funding oder finance im Namen tragen, sind Zweckgesellschaften, die nur dazu dienen, Geld billig zu beschaffen, um Assets zu finanzieren.
Die besonders Interessanten sind daran erkennbar, dass sie sich zu fast 0% Geld leihen (weil sie über Garantien einer größeren Bank verfügen?) und meist in Jersey, Irland oder Luxemburg sitzen.

Bei Bedarf kann ich gerne auch noch konkreter werden. :hi:

Haspelbein
01.10.2018, 21:14
[...]
In diesem Fall wurden diverse Kreditverbriefungen und Kreditderivate innerhalb einer derartigen Zweckgesellschaft gehalten. Weil diese Aktiva AAA Ratings aufwiesen, wurden historische Ausfallquoten für AAA Wertpapiere (unter 0.5%) herangezogen, um die nötige EK-Quote zu bestimmen. Es wurde also davon ausgegangen, dass diese Produkte vielleicht ein Verlustrisiko in der Größenordnung von 0.5% aufweisen, sodass EK-Quoten von <=1% ausreichen. Als jedoch zweistellige Kursverluste eintraten wurden Kreditlinien und Garantien der IKB fällig, die dadurch sofort zahlungsunfähig wurde.

Man hat also die mindere Qualität der Kreditverbriefungen und Kreditderivate mit der hohen Qualität der ihr gegenüberstehen Aktiva kaschiert. Da die EK Quote niedrig war, brauchte man relativ gesehen nicht viel dieses hochwertigen Eigenkapitals.



Interessanterweise sind in Europa noch immer derartige Zweckgesellschaften im Einsatz. In den USA wurden diese Praktiken weitgehend unterbunden.

Dafür gibt es hier merkwürdige Konstrukte außerhalb des Bankensektors.

Leibniz
02.10.2018, 18:25
Man hat also die mindere Qualität der Kreditverbriefungen und Kreditderivate mit der hohen Qualität der ihr gegenüberstehen Aktiva kaschiert. Da die EK Quote niedrig war, brauchte man relativ gesehen nicht viel dieses hochwertigen Eigenkapitals.
Die Kreditverbriefungen und Kreditderivate waren im Fall der IKB-Tochtergesellschaft die Aktiva. Die Hypotheken und Kredite durchlaufen drei Stufen. Erstens die Herausgabe an den Kreditnehmer, zweitens die Verbriefung zu ABS/MBS und potentiell die Strukturierung zu CLOs/CDOs. Die IKB Tochter hat die dabei anfallenden Produkte mit günstig geliehenem Geld angekauft. Sowohl die Verbriefung, die Strukturierung und der Ankauf findet in eigens dafür eingerichteten Zweckgesellschaften statt, daher ist es etwas verwirrend. Im übrigen sind meine Aussagen dazu hier nur eine stark vereinfachte Version der Wirklichkeit, da die Komplexität sonst den hiesigen Rahmen sprengen würde. Dazu ist auch zu sagen, dass nur bestimmte Teile dieser Märkte wirklich standardisiert sind. Es wäre möglich, aus einer Baumwollplantage am anderen Ende der Welt ein CDO/CLO zu produzieren, welche nur Ausschüttungen vorsehen, wenn Vollmond ist.



Dafür gibt es hier merkwürdige Konstrukte außerhalb des Bankensektors.
Das trifft sicherlich zu. Das besondere des Bankensektors ist, dass alle auf ihn angewiesen sind. Meine Subjektive Einschätzung ist, dass Institute wie J.P.Morgan und Wells Fargo über eine Kapitalbasis und Bonität verfügen, die es erlauben, diesen Banken Geld zu leihen (was alle Kontoinhaber mit Guthaben tun). Es existieren dagegen einige auch größere Institute in Europa, für die ich nicht ausschließen kann, dass sie am nächsten Tag noch uneingeschränkt zahlungsfähig sind. Andere mögen diese Sichtweise als paranoid ansehen, allerdings halte ich sie für begründbar.

Haspelbein
02.10.2018, 19:22
Die Kreditverbriefungen und Kreditderivate waren im Fall der IKB-Tochtergesellschaft die Aktiva. Die Hypotheken und Kredite durchlaufen drei Stufen. Erstens die Herausgabe an den Kreditnehmer, zweitens die Verbriefung zu ABS/MBS und potentiell die Strukturierung zu CLOs/CDOs. Die IKB Tochter hat die dabei anfallenden Produkte mit günstig geliehenem Geld angekauft. Sowohl die Verbriefung, die Strukturierung und der Ankauf findet in eigens dafür eingerichteten Zweckgesellschaften statt, daher ist es etwas verwirrend. Im übrigen sind meine Aussagen dazu hier nur eine stark vereinfachte Version der Wirklichkeit, da die Komplexität sonst den hiesigen Rahmen sprengen würde. Dazu ist auch zu sagen, dass nur bestimmte Teile dieser Märkte wirklich standardisiert sind. Es wäre möglich, aus einer Baumwollplantage am anderen Ende der Welt ein CDO/CLO zu produzieren, welche nur Ausschüttungen vorsehen, wenn Vollmond ist.

Das glaube ich dir gerne, und meine Kenntnisse sind hier wirklich beschränkt, besonders was die deutschen Verhältnisse angeht. Es wundert mich leider nicht, dass man dagegen noch nicht vorgegangen ist. Wie sollte das reguliert werden, was kaum nachzuverfolgen ist? (Das Risiko lässt sich dann aller Wahrscheinlichkeit ebenso kaum noch erahnen. Der eigentliche Zweck ist doch letztendlich, dass dieses Risiko nicht transparent ist.)



Das trifft sicherlich zu. Das besondere des Bankensektors ist, dass alle auf ihn angewiesen sind. Meine Subjektive Einschätzung ist, dass Institute wie J.P.Morgan und Wells Fargo über eine Kapitalbasis und Bonität verfügen, die es erlauben, diesen Banken Geld zu leihen (was alle Kontoinhaber mit Guthaben tun). Es existieren dagegen einige auch größere Institute in Europa, für die ich nicht ausschließen kann, dass sie am nächsten Tag noch uneingeschränkt zahlungsfähig sind. Andere mögen diese Sichtweise als paranoid ansehen, allerdings halte ich sie für begründbar.

Diese großen Banken wirken praktisch wie Anker. Sie sind nicht über Nacht pleite, und sie stehen auch für Finanztransaktionen ein, d.h. sie unterhalten auch riesige Betrugsabteilungen, die diese Transaktionen nachverfolgen. Ebenso haben sie nach den Wirtschaftskrise sich aus so einigen risikoreichen Geschäftsbereichen zurückgezogen. Eben deshalb laufen in den USA so gut wie alle neuen Bezahlsysteme über diese Banken, die auch sehr stark untereinander kooperieren. Sie können diese begrenzten Risiken handhaben.

Verlässt man diesen Kreis, so ist man auf einmal mit ganz anderen Risiken konfrontiert. Jedoch hat die Niedrigzinspolitik der letzten Jahre gerade diesen Bereich wachsen lassen.

Ich halte deine Betrachtung der europäischen Banken für nicht sonderlich paranoid, denn es gibt dafür so einige gute Gründe.

Leibniz
02.10.2018, 21:05
Das glaube ich dir gerne, und meine Kenntnisse sind hier wirklich beschränkt, besonders was die deutschen Verhältnisse angeht. Es wundert mich leider nicht, dass man dagegen noch nicht vorgegangen ist. Wie sollte das reguliert werden, was kaum nachzuverfolgen ist? (Das Risiko lässt sich dann aller Wahrscheinlichkeit ebenso kaum noch erahnen. Der eigentliche Zweck ist doch letztendlich, dass dieses Risiko nicht transparent ist.)[...]

Für Banken würde es ausreichen, ausnahmslos alles in der Bilanz halten zu müssen und selbstverständlich den Anforderungen an die Kapitalquote zu unterwerfen, was eine gesetzliche Frage ist. Darüber hinaus wäre ich dafür, dass Geschäftsbanken und Investmentbanken getrennt werden. Wer Kapitalmarktaktivitäten, Eigenhandel, Market-Making und Emission betreibt, sollte keine Banklizenz haben. Goldman Sachs ist das Extrembeispiel. GS ist keine richtige Bank. Sie hatten nie Kundeneinlagen und vergaben keine Kredite. Seit jeher ist ihr Geschäft im Bereich des Investment-Bankings. Daneben existieren selbstverständlich die riesigen Primary Dealer, die alles machen. Meines Erachtens ist es Regulatoren nicht möglich, effektiv die Risiken der riesigen, hoch komplexen Büchern dieser Institute zu verstehen. Wenn ich überlege, wie viele Software-Fehler mir in weit verbreiteten Werkzeugen zur Bewertung und Risikoanalyse schon begegnet sind, halte ich es für unmöglich, dass nicht-Experten damit arbeiten können. Wer sich auf die Software verlässt, ohne die Zusammenhänge nachzuvollziehen, erkennt viele Dinge überhaupt nicht.

Wegen ihrer Komplexität sind viele Instrumente auch geeignet, um Risiken bewusst zu verstecken. Hedging bedeutet, 100% der ökonomischen Vor- und Nachteile abzusichern. Wer Produkte in den Büchern hält kann nur dann Geld verdienen, wenn keine tatsächlichen Hedges vorgenommen wurden.

Eine Gesellschaft sollte auch grundsätzlich nicht darauf angewiesen sein, dass unsaubere Methodiken und Modelle der Ökonomie funktionieren. Wer dieses Risiko eingehen will, soll es mit eigenen Mitteln tun.

Haspelbein
02.10.2018, 23:00
Für Banken würde es ausreichen, ausnahmslos alles in der Bilanz halten zu müssen und selbstverständlich den Anforderungen an die Kapitalquote zu unterwerfen, was eine gesetzliche Frage ist. Darüber hinaus wäre ich dafür, dass Geschäftsbanken und Investmentbanken getrennt werden. Wer Kapitalmarktaktivitäten, Eigenhandel, Market-Making und Emission betreibt, sollte keine Banklizenz haben.

Also eine verschärfte Version dessen, was man in den USA als “Volcker Rule” bezeichnet. Prinzipiell würde ich dem zustimmen, aber im Gegenzug ebenso bei der Bankenregulation ausmisten wollen.



Goldman Sachs ist das Extrembeispiel. GS ist keine richtige Bank. Sie hatten nie Kundeneinlagen und vergaben keine Kredite. Seit jeher ist ihr Geschäft im Bereich des Investment-Bankings.

Sie versuchen gerade, mit "Marcus" als reguläre Bank zu agieren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihnen das gelingen wird.



Daneben existieren selbstverständlich die riesigen Primary Dealer, die alles machen. Meines Erachtens ist es Regulatoren nicht möglich, effektiv die Risiken der riesigen, hoch komplexen Büchern dieser Institute zu verstehen. Wenn ich überlege, wie viele Software-Fehler mir in weit verbreiteten Werkzeugen zur Bewertung und Risikoanalyse schon begegnet sind, halte ich es für unmöglich, dass nicht-Experten damit arbeiten können. Wer sich auf die Software verlässt, ohne die Zusammenhänge nachzuvollziehen, erkennt viele Dinge überhaupt nicht.

Nicht nur ist die Regulation kaum möglich, sie ist zudem sehr teuer und wettbewerbshemmed, da sich nur große Banken dies wirklich leisten können. Zudem hat sie oftmals sehr ungewollte Nebeneffekte, die sich über die Legislative oftmals nicht auflösen lassen. Es wird letztendlich viel zu wenig nachgebessert. Letztendlich zahlen dafür die Investoren und die Bankkunden.



Wegen ihrer Komplexität sind viele Instrumente auch geeignet, um Risiken bewusst zu verstecken. Hedging bedeutet, 100% der ökonomischen Vor- und Nachteile abzusichern. Wer Produkte in den Büchern hält kann nur dann Geld verdienen, wenn keine tatsächlichen Hedges vorgenommen wurden.

Eine Gesellschaft sollte auch grundsätzlich nicht darauf angewiesen sein, dass unsaubere Methodiken und Modelle der Ökonomie funktionieren. Wer dieses Risiko eingehen will, soll es mit eigenen Mitteln tun.

Dem stimme ich durchaus zu. Nur muss man in einer Krise diese Investmenthäuser auch wirklich pleite gehen lassen. Kommt es zu einer Rettung, so ist diese Trennung rückwirkend hinfällig.

Leibniz
03.10.2018, 18:37
Also eine verschärfte Version dessen, was man in den USA als “Volcker Rule” bezeichnet. Prinzipiell würde ich dem zustimmen, aber im Gegenzug ebenso bei der Bankenregulation ausmisten wollen.
Das Problem der Volcker Rule ist, dass sie bestimmte Aktivitäten zwar einschränkt, das Problem jedoch nicht löst. Als Dealer/Market-Maker entscheiden die großen Institute immer noch, was sie als Inventar halten wollen. Insofern findet nach wie vor risk-taking mit Kundeneinlagen statt.


[...]Dem stimme ich durchaus zu. Nur muss man in einer Krise diese Investmenthäuser auch wirklich pleite gehen lassen. Kommt es zu einer Rettung, so ist diese Trennung rückwirkend hinfällig.
Richtig. Die Rettung jedweder privater Firmen sollte allen staatlichen Organen untersagt sein. Goldman Sachs war vor nicht allzu langer Zeit eine Partnership, d.h. die leitenden Partner haben zu erheblichen Anteilen eigenes Kapital riskiert. Einige Privatbanken werden noch heute in einer Form geführt, die zur unbegrenzten Haftung des privaten Vermögens der Eigentümer/Geschäftsführer führt.

Haspelbein
03.10.2018, 21:15
Das Problem der Volcker Rule ist, dass sie bestimmte Aktivitäten zwar einschränkt, das Problem jedoch nicht löst. Als Dealer/Market-Maker entscheiden die großen Institute immer noch, was sie als Inventar halten wollen. Insofern findet nach wie vor risk-taking mit Kundeneinlagen statt.

Ich stimme dir zu, und eben deshalb sprach ich von einer verschärften Form dieser Regel.



Richtig. Die Rettung jedweder privater Firmen sollte allen staatlichen Organen untersagt sein. Goldman Sachs war vor nicht allzu langer Zeit eine Partnership, d.h. die leitenden Partner haben zu erheblichen Anteilen eigenes Kapital riskiert. Einige Privatbanken werden noch heute in einer Form geführt, die zur unbegrenzten Haftung des privaten Vermögens der Eigentümer/Geschäftsführer führt.

Das Problem ist nur, dass sich viele an die Liquiditätskrise erinnern, die zur grossen Rezession der 30er Jahre führte, sowie an den Schock durch Lehman Brothers. Ich bin mir nicht sicher, dass die Politik diesen Rettungsimpuls unterdrücken kann.

Leibniz
03.10.2018, 21:33
Ich stimme dir zu, und eben deshalb sprach ich von einer verschärften Form dieser Regel.



Das Problem ist nur, dass sich viele an die Liquiditätskrise erinnern, die zur grossen Rezession der 30er Jahre führte, sowie an den Schock durch Lehman Brothers. Ich bin mir nicht sicher, dass die Politik diesen Rettungsimpuls unterdrücken kann.
Vermutlich nicht. Der Geldmarkt hat zu große Bedeutung, um ohne weiteres ohne ihn auszukommen. Es gab einige Regulierungen, die sich diesem Thema widmeten. Beispielsweise wurden Geldmarktfonds strengeren Regeln unterworfen. Daneben arbeiten die Aufsichtsbehörden und Gesetzgeber seit geraumer Zeit an neuen Referenzsätzen. Euribor und Libor sollen verschwinden.
Es bleibt jedoch schwer einzuschätzen. Jedes mal, wenn die Liquidität am Geldmarkt auch nur etwas abnimmt, die Zinsen marginal steigen, kommen Zentralbanken zur Rettung und drücken die Zinsen wieder tiefer.
Allgemein sollte vielleicht strenger geregelt werden, wer am Geldmarkt wofür mitspielen darf. Bear Stearns hat durch Repurchase Agreements weniger Tage Laufzeit MBS finanziert, mit sehr wenig Eigenkapital. Wie es die Ironie des Schicksals wollte hatte Ace Greenberg zuvor noch eine Auseinandersetzung mit Alan Schwartz im Streit, weil dieser die Firma als underleveraged bezeichnete.

Leipziger77
23.10.2018, 09:04
Ray Dalio von Bridgewater Associates stellt seine Sicht auf die Dinge dar. Ist ganz interessant, habe ich bisher in dem Thema noch nicht gesehen. Für ihn sind die Ähnlichkeiten mit 1930 signifikant. https://www.youtube.com/watch?v=4X-mUL-GInw

Leibniz
10.11.2018, 00:45
Das Eurodollar-Orakel prophezeit, dass 2019 ein Jahr voraussichtlich zwei weiterer Fed Funds Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte sein wird. Innerhalb von 2020-2021 kommt es zur Inversion der Zinskurve, eines dadurch bedingten Endes des Kreditangebots und damit zwangsläufig zu einer Rezession. Ab dem dritten Quartal von 2022 werden leichte Ansätze einer Genesung der Zinskurve ersichtlich, die 2023 deutlicher werden und möglicherweise die Intervention der Federal Reserve antizipieren, die einer Rezession mit Zinssenkungen begegnen würde. Die Zinssenkung würde zuallererst das kurze Ende der Zinskurve tiefer zwingen, wodurch die Inversion zunehmend aufgehoben wird und in eine gesunde Zinsstruktur mündet.
https://i.imgur.com/XyFJjTC.png
Diese esoterische Interpretation ist allerdings nur eine subjektive Bewertung eines Ökonomie-Laien. Vermutlich existieren bereits etliche ökonomische Abhandlungen zur Interpretation des Eurodollars, der 1Mio. dreimonatiges (USD-Libor) Geld abbildet.

Leibniz
04.12.2018, 21:30
Die Zinsspanne zwischen zwei- und fünfjährigen US-Staatsanleihen wurde gestern negativ, womit das Ende des kurzfristigen Kreditzyklus besiegelt ist. Im Augenblick erscheint der Eintritt der Rezession Ende 2019 bis Mitte 2020 naheliegend.
2Y UST - 5 Y UST:
https://i.imgur.com/BdJxKOX.png


Einige Beobachter vermuten, dass die Bankenregulierung nach 2008 auch zur Folge hat, dass die Beschaffung und Verwaltung von Collateral (als Sicherheiten dienende Wertpapiere) zunehmend problematisch ist. Besonders qualitativ hochwertige Sicherheiten wie US-Treasury Anleihen und Deutsche Staatsanleihen sind in diesen Tagen offensichtlich erheblich nachgefragt, was an den z.T. unsinnigen Preisen ersichtlich ist. Meines Erachtens finden sich die Treiber hierfür hauptsächlich in Marktteilnehmern (vornehmlich Banken), die ihre Bilanz um diese Sicherheiten verlängern, um im Bedarfsfall Zentralbank-Liquidität beschaffen zu können.
Der unbesicherte USD-Geldmarkt verlangt derzeit mehr als 0,5% Aufschlag gegenüber besicherten Transaktionen. In den letzten Tagen lässt sich eine leicht steigende Tendenz feststellen: (3M USD-LIBOR - 3M SOFR)
https://i.imgur.com/H50ZPkZ.png

Neben der Spur
04.12.2018, 21:35
Die Zinsspanne zwischen zwei- und fünfjährigen US-Staatsanleihen wurde gestern negativ, womit das Ende des kurzfristigen Kreditzyklus besiegelt ist. Im Augenblick erscheint der Eintritt der Rezession Ende 2019 bis Mitte 2020 naheliegend.
2Y UST - 5 Y UST:
https://i.imgur.com/BdJxKOX.png


Einige Beobachter vermuten, dass die Bankenregulierung nach 2008 auch zur Folge hat, dass die Beschaffung und Verwaltung von Collateral (als Sicherheiten dienende Wertpapiere) zunehmend problematisch ist. Besonders qualitativ hochwertige Sicherheiten wie US-Treasury Anleihen und Deutsche Staatsanleihen sind in diesen Tagen offensichtlich erheblich nachgefragt, was an den z.T. unsinnigen Preisen ersichtlich ist. Meines Erachtens finden sich die Treiber hierfür hauptsächlich in Marktteilnehmern (vornehmlich Banken), die ihre Bilanz um diese Sicherheiten verlängern, um im Bedarfsfall Zentralbank-Liquidität beschaffen zu können.
Der unbesicherte USD-Geldmarkt verlangt derzeit mehr als 0,5% Aufschlag gegenüber besicherten Transaktionen. In den letzten Tagen lässt sich eine leicht steigende Tendenz feststellen: (3M USD-LIBOR - 3M SOFR)
https://i.imgur.com/H50ZPkZ.png

Sollte man jetzt noch vor Jahresende geplante Kreditverträge abschließen , oder
diese in 2019 oder 2020 abschließen ?

Genossenschaftsbanken , oder Staatlich Gesicherte Banken ?

Leibniz
04.12.2018, 21:48
Sollte man jetzt noch vor Jahresende geplante Kreditverträge abschließen , oder
diese in 2019 oder 2020 abschließen ?

Genossenschaftsbanken , oder Staatlich Gesicherte Banken ?
Lässt sich so allgemein nicht seriös beantworten. Firmen mit stabilen Cashflows sind gut beraten, soviel Geld aufzunehmen, wie sie auch mit 30-50% EBIT noch bedienen können. Dabei Laufzeiten von 5+ Jahren, damit hinreichend Zeit bleibt, um zu refinanzieren.

Leibniz
21.03.2019, 21:20
Nachdem Draghi und Powell wie erwartet alle Zinsanhebungen in die unbestimmte Zukunft verschoben haben, kam es in Antizipation niedriger Zinsen und möglicherweise weiterer QE-Programme zu erheblichen Anstiegen in US-Staatsanleihen. Der Druck auf die US-Zinskurve hat auch dazu geführt, dass der EUR/USD Wechselkurs zeitweise signifikant gestiegen ist. Zehnjährige Bundesanleihen sind gefolgt und wurden heute zu einer Rendite von 0,04% (!) gehandelt.

Fed-Funds Futures implizieren eine Zinssenkung der Federal Reserve innerhalb der kommenden 18 Monaten. Bemerkenswert sind die Kursrückgänge europäischer Aktienmärkte, während US-Amerikanische Aktienmärkte nicht unerheblich angestiegen sind.

Erschreckend negative Überraschungen der morgigen Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex für Deutschland und die Eurozone würden das Gesamtbild sinnvoll ergänzen.

Differentialgeometer
22.03.2019, 13:55
Nachdem Draghi und Powell wie erwartet alle Zinsanhebungen in die unbestimmte Zukunft verschoben haben, kam es in Antizipation niedriger Zinsen und möglicherweise weiterer QE-Programme zu erheblichen Anstiegen in US-Staatsanleihen. Der Druck auf die US-Zinskurve hat auch dazu geführt, dass der EUR/USD Wechselkurs zeitweise signifikant gestiegen ist. Zehnjährige Bundesanleihen sind gefolgt und wurden heute zu einer Rendite von 0,04% (!) gehandelt.

Fed-Funds Futures implizieren eine Zinssenkung der Federal Reserve innerhalb der kommenden 18 Monaten. Bemerkenswert sind die Kursrückgänge europäischer Aktienmärkte, während US-Amerikanische Aktienmärkte nicht unerheblich angestiegen sind.

Erschreckend negative Überraschungen der morgigen Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex für Deutschland und die Eurozone würden das Gesamtbild sinnvoll ergänzen.

Das habe ich beim Bewerten der Cross Currency Swaps auch gemerkt. USD-Swap-Kurve am kurzen Ende vergleichsweise hoch (2.x%), dann eine 'Delle', bis man bei ca. 10 Jahren wieder bei 2.x% angekommen ist und weiter ansteigt..... Es sind also mittelfristig Korrekturen am Markt zu erwarten.

Pelle
22.03.2019, 16:26
Nachdem Draghi und Powell wie erwartet alle Zinsanhebungen in die unbestimmte Zukunft verschoben haben, kam es in Antizipation niedriger Zinsen und möglicherweise weiterer QE-Programme zu erheblichen Anstiegen in US-Staatsanleihen. Der Druck auf die US-Zinskurve hat auch dazu geführt, dass der EUR/USD Wechselkurs zeitweise signifikant gestiegen ist. Zehnjährige Bundesanleihen sind gefolgt und wurden heute zu einer Rendite von 0,04% (!) gehandelt.

Fed-Funds Futures implizieren eine Zinssenkung der Federal Reserve innerhalb der kommenden 18 Monaten. Bemerkenswert sind die Kursrückgänge europäischer Aktienmärkte, während US-Amerikanische Aktienmärkte nicht unerheblich angestiegen sind.

Erschreckend negative Überraschungen der morgigen Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex für Deutschland und die Eurozone würden das Gesamtbild sinnvoll ergänzen.

Alle diese Dinge sind gut für die Oberschicht, aber schlecht für die Unterschicht.


https://www.youtube.com/watch?v=9YUgKAlPigY

Leibniz
22.03.2019, 19:38
Das habe ich beim Bewerten der Cross Currency Swaps auch gemerkt. USD-Swap-Kurve am kurzen Ende vergleichsweise hoch (2.x%), dann eine 'Delle', bis man bei ca. 10 Jahren wieder bei 2.x% angekommen ist und weiter ansteigt.....

Mangels exzessiver OTC-Nutzung werfe ich nur bei Bedarf einen Blick auf die Swap-Kurve. Allerdings habe ich Eurodollar-Futures (USD LIBOR) und EURIBOR-Futures immer im Blick. Vor wenigen Tagen wurden 2020-2022 Instrumente noch zu 2,5% gehandelt, woraufhin ich fast vorsichtig einzelne Abschnitte eingekauft hätte (Weil es mir unmöglich erscheint, dass zumindest bis 2022 keine Rezession und Zinssenkungen stattfinden). Darüber hinaus wurden Optionen auf Zinsentwicklungen unter 75 Basispunkten irrational günstig gehandelt. Seit den Aussagen von Powell und Draghi sind die gleichen Zinssätze auf mittlerweile z.T. unter 2,2% gefallen.

Heute Vormittag wurde dieses Bild durch eine (für PMIs) extreme Reaktion auf die PMI-Veröffentlichungen abgerundet. Die katastrophalen Werte zur Industrieproduktion (Export->Kapitalimport) führten binnen Sekunden dazu, dass der EUR/USD von nahe 1,14 auf unter 1,135 geprügelt wurde. Der DAX ist augenblicklich um 100 Punkte gefallen. Zehnjährige Bundesanleihen sind in negatives Territorium gestiegen, während zehnjährige US-Staatsanleihen am heutigen Tag die Rendite eines Quartals innerhalb eines Tages generierten.

Die US-PMIs sind dagegen unauffällig. Dieses Bild deutet darauf hin, dass die Leistungsbilanz der Eurozone zunehmend defizitär ausfällt, während die US-Konjunktur (noch) besser dasteht. Bei genauer Betrachtung des heutigen Kursabfalls im EUR/USD ist ersichtlich, dass die Zinssituation und die historische Referenz des Dollar-Index eher zu steigenden EUR/USD-Kursen beitragen sollten.
Es bleibt abzuwarten, wo dieser Kurs steht, wenn der US-Dollar erstarkt.


Es sind also mittelfristig Korrekturen am Markt zu erwarten.

Die heutigen Deutschen- und Euroraum-PMIs waren (s.o.) so katastrophal, dass immer mehr Anzeichen für eine anstehende Rezession sprechen. An der heutigen Reaktion wurde mir bewusst, dass der Markt sehr wohl weiß, welche Implikationen für den Euro und Euroraum daraus erwachsen.

SprecherZwo
23.03.2019, 05:12
Das habe ich beim Bewerten der Cross Currency Swaps auch gemerkt. USD-Swap-Kurve am kurzen Ende vergleichsweise hoch (2.x%), dann eine 'Delle', bis man bei ca. 10 Jahren wieder bei 2.x% angekommen ist und weiter ansteigt..... Es sind also mittelfristig Korrekturen am Markt zu erwarten.


Lass mich raten, diese Bewertung machst du tagtäglich mit Papier und Bleistift.
Mann, wie ich deine überragende Intelligenz und deine mathematischen Fähigkeiten bewundere :D

Leibniz
23.03.2019, 14:15
Lass mich raten, diese Bewertung machst du tagtäglich mit Papier und Bleistift.
Mann, wie ich deine überragende Intelligenz und deine mathematischen Fähigkeiten bewundere :D

Dieses Instrument ist aus mathematischer Sicht nicht besonders komplex und könnte (mit vorhandenen Marktzinsen) von einem Abiturient bewertet werden. Prinzipiell wäre sogar jede schwäbische Hausfrau in der Lage, mit entsprechender Software diese Dinge zu berechnen.
Insofern erscheint Deine Bemerkung unpassend.

Tatsächlich ist es kein Hexenwerk, diese Dinge in den standardisierten Instrumenten ziemlich genau im Kopf abzuschätzen.

Differentialgeometer
23.03.2019, 17:46
Mangels exzessiver OTC-Nutzung werfe ich nur bei Bedarf einen Blick auf die Swap-Kurve. Allerdings habe ich Eurodollar-Futures (USD LIBOR) und EURIBOR-Futures immer im Blick. Vor wenigen Tagen wurden 2020-2022 Instrumente noch zu 2,5% gehandelt, woraufhin ich fast vorsichtig einzelne Abschnitte eingekauft hätte (Weil es mir unmöglich erscheint, dass zumindest bis 2022 keine Rezession und Zinssenkungen stattfinden). Darüber hinaus wurden Optionen auf Zinsentwicklungen unter 75 Basispunkten irrational günstig gehandelt. Seit den Aussagen von Powell und Draghi sind die gleichen Zinssätze auf mittlerweile z.T. unter 2,2% gefallen.

Heute Vormittag wurde dieses Bild durch eine (für PMIs) extreme Reaktion auf die PMI-Veröffentlichungen abgerundet. Die katastrophalen Werte zur Industrieproduktion (Export->Kapitalimport) führten binnen Sekunden dazu, dass der EUR/USD von nahe 1,14 auf unter 1,135 geprügelt wurde. Der DAX ist augenblicklich um 100 Punkte gefallen. Zehnjährige Bundesanleihen sind in negatives Territorium gestiegen, während zehnjährige US-Staatsanleihen am heutigen Tag die Rendite eines Quartals innerhalb eines Tages generierten.

Die US-PMIs sind dagegen unauffällig. Dieses Bild deutet darauf hin, dass die Leistungsbilanz der Eurozone zunehmend defizitär ausfällt, während die US-Konjunktur (noch) besser dasteht. Bei genauer Betrachtung des heutigen Kursabfalls im EUR/USD ist ersichtlich, dass die Zinssituation und die historische Referenz des Dollar-Index eher zu steigenden EUR/USD-Kursen beitragen sollten.
Es bleibt abzuwarten, wo dieser Kurs steht, wenn der US-Dollar erstarkt.


Die heutigen Deutschen- und Euroraum-PMIs waren (s.o.) so katastrophal, dass immer mehr Anzeichen für eine anstehende Rezession sprechen. An der heutigen Reaktion wurde mir bewusst, dass der Markt sehr wohl weiß, welche Implikationen für den Euro und Euroraum daraus erwachsen.

in Ermangelung von grün :gp:

Differentialgeometer
23.03.2019, 18:04
Lass mich raten, diese Bewertung machst du tagtäglich mit Papier und Bleistift.
Mann, wie ich deine überragende Intelligenz und deine mathematischen Fähigkeiten bewundere :D
Wie Leibniz bereits erwähnt hat handelt es sich bei einem ‚Crossie‘ vor allem um discounted cash-flows auf zwei legs, meist mit einem Notional Austausch am Anfsng und Ende beider Währungen; mithin alles Grundrechenarten. Das entscheidende sind die richtig gebootstrappten Discountcurven, denn diese hängen von der Besicherung und dem Währungspaar ab. Für die Bewertung gibt es standardisierte Libraries; entweder Open Source (z.B. Quantlib) oder aber kostenpflichtige Anbieter wie Numerix, Bloomberg etc (je nach Grösse des Derivateportfolios wäre eine Bewertung mit Stift auch sehr aufwendig, bei 10^3-10^5 Positionen :) ).
ich hatte einmal Cancellable Crossies, die ich bewerten musste. Das ist dann schon wesentlich spannender, von der Modellierung her.

Leibniz
23.03.2019, 20:58
in Ermangelung von grün :gp:
Der Grund für meine Vorsicht ist übrigens, dass ich diese kurzfristigen Geldmarktzins-Instrumente für tückisch halte. Neben den MtM-Schwankungen erfordern diese Instrumente unter normalen Marktbedingungen etwa 1-2 Basispunkte an Sicherheiten, was den geringen anzunehmenden Schwankungen Rechnung trägt. Zur Finanzkrise hatten einige, die für eine der großen US-Banken als MM arbeiteten, Inventar von hunderttausenden Kontrakten, die immerhin eine Million US-Dollar Nominalwert aufweisen, in diesen Instrumenten. Auch deshalb, weil long-Positionen aufgrund des Convexity Bias oftmals positives Carry aufweisen. Während der Finanzkrise war die Liquidität in diesen Instrumenten auf ein winziges Level erodiert und diese Instrumente bewegten sich z.T hundert Basispunkte tiefer (d.h. der Zinssatz 100 BP höher). Einerseits bekanntlich aufgrund des Zusammenbruchs des privaten Geldmarkts und zweitens, weil einige sehr schnell die Idee hatten, daran durch spekulative Verkäufe zu partizipieren. Bei ehrlicher Betrachtung existiert nämlich keine Grenze dafür, um wie viel diese Instrumente auf irrationale Weise abweichen können. Es kann also passieren, dass durch diese Abweichung am ersten Tag ein Margin Call eingeht, woraufhin Positionen am dritten Tag liquidiert werden, sofern die Settlement-Banken am zweiten Tag nicht bezahlt wurden. Am vierten Tag kehrt der Markt zum alten Stand zurück, nur die Settlement-Banken rücken das Geld nicht mehr raus. :D

Mit der nächsten Phase von USD-Zinsen nahe null bricht gewissermaßen ein goldenes Zeitalter an. Trump hat dafür gesorgt, dass mittelfristig viele Billionen an Neuemissionen zur Finanzierung des Staatshaushalts nötig werden. Zudem werden auch erhebliche Summen auslaufender Anleihen fällig.

Andererseits ist dieses Zeitalter des billigen Geldes auch etwas, das grundsätzliche Fragen aufwirft. Zweistellige Renditen führen innerhalb weniger Jahre dazu, das Vermögen verzehnfacht wird. Wenn demgegenüber eine andere Schicht, grob die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung, weitgehend stagnierende Löhne und steigende Steuern und Abgaben erleidet, führt dieses Ungleichgewicht zunehmend zu Spannungen.

Auf der Milken-Konferenz ist der Ausdruck normale Menschen, die für ihr Geld arbeiten, sogar einmal wörtlich gefallen. Ich sehe auch nicht, warum eine Währungsreform etwas daran ändern sollte. Wenn einige Segmente ein Wachstum des persönlichen Vermögens nahe null genießen, während andere 20-50% verzeichnen, stellen sich innerhalb kürzester Zeit die gleichen Ungleichgewichte wieder ein. N.M.Rothschilds Zitate legen darüber hinaus nahe, dass dies möglicherweise schlichtweg der Normalzustand unserer Ordnung ist.

HansMaier.
23.03.2019, 23:04
....


Andererseits ist dieses Zeitalter des billigen Geldes auch etwas, das grundsätzliche Fragen aufwirft. Zweistellige Renditen führen innerhalb weniger Jahre dazu, das Vermögen verzehnfacht wird. Wenn demgegenüber eine andere Schicht, grob die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung, weitgehend stagnierende Löhne und steigende Steuern und Abgaben erleidet, führt dieses Ungleichgewicht zunehmend zu Spannungen.

Auf der Milken-Konferenz ist der Ausdruck normale Menschen, die für ihr Geld arbeiten, sogar einmal wörtlich gefallen. Ich sehe auch nicht, warum eine Währungsreform etwas daran ändern sollte. Wenn einige Segmente ein Wachstum des persönlichen Vermögens nahe null genießen, während andere 20-50% verzeichnen, stellen sich innerhalb kürzester Zeit die gleichen Ungleichgewichte wieder ein. N.M.Rothschilds Zitate legen darüber hinaus nahe, dass dies möglicherweise schlichtweg der Normalzustand unserer Ordnung ist.



So ist es. Die Normalität des Homo Sapiens. Und laut VT soll die die Währungsreform keineswegs die realen Machtverhältnisse ändern, sie soll
sie sogar ehrheblich festigen. Mit ihrem Fiatgeld haben die Plutokraten sich die
Hälfte der Welt bereits angeignet. Mit dem Zusammenbruch des Fiatgeldes
holen sie sich den Rest mittels ihrer Gold und Silbervorräte. Sagt die VT.
Sie setzten dabei aber in Zukunft auf ein längerfristig stabiles Gesellschaftssystem, der Natur des Homo Sapiens entsprechend.
Es geht also back to the Roots und die Monarchie wird wieder restituiert.
Nunja, wir werden ja sehen. Sie können nicht ewig weiter drucken.
Und wenn die Blase platzt ändern sich garantiert die Zeiten...
MfG
H.Maier

Leibniz
24.03.2019, 13:10
So ist es. Die Normalität des Homo Sapiens. Und laut VT soll die die Währungsreform keineswegs die realen Machtverhältnisse ändern, sie soll
sie sogar ehrheblich festigen. Mit ihrem Fiatgeld haben die Plutokraten sich die
Hälfte der Welt bereits angeignet. Mit dem Zusammenbruch des Fiatgeldes
holen sie sich den Rest mittels ihrer Gold und Silbervorräte. Sagt die VT.
Sie setzten dabei aber in Zukunft auf ein längerfristig stabiles Gesellschaftssystem, der Natur des Homo Sapiens entsprechend.
Es geht also back to the Roots und die Monarchie wird wieder restituiert.
Nunja, wir werden ja sehen. Sie können nicht ewig weiter drucken.
Und wenn die Blase platzt ändern sich garantiert die Zeiten...
MfG
H.Maier
Dieses Szenario erscheint angesichts der winzigen Größe (gemessen an Nominalwert) des Markts für Edelmetalle durchaus möglich. Extremereignisse dieser Art lassen sich entweder sehr kostengünstig oder mithilfe von Kapitaleinsatz auch praktisch kostenneutral absichern, was mir persönlich eher liegt, als genaue Szenarien vorherzusagen.
Besonders am Goldmarkt herrschen darüber hinaus strukturelle Anomalien, die teilweise vorteilhaft genutzt werden können. Beispielsweise "finanzieren" einige Vermögende die Lagerkosten ihrer Goldbestände, indem sie Calls verkaufen. Aus meiner Sicht ist diese Strategie idiotisch, weil das Gold im Fall extrem steigender Preise (wenn es gebraucht wird) an den Käufer der Calls abgetreten wird. Diese Vorgehensweise führt jedenfalls teilweise dazu, dass Gold Calls zu günstig gehandelt werden.

Differentialgeometer
25.03.2019, 14:31
Dieses Szenario erscheint angesichts der winzigen Größe (gemessen an Nominalwert) des Markts für Edelmetalle durchaus möglich. Extremereignisse dieser Art lassen sich entweder sehr kostengünstig oder mithilfe von Kapitaleinsatz auch praktisch kostenneutral absichern, was mir persönlich eher liegt, als genaue Szenarien vorherzusagen.
Besonders am Goldmarkt herrschen darüber hinaus strukturelle Anomalien, die teilweise vorteilhaft genutzt werden können. Beispielsweise "finanzieren" einige Vermögende die Lagerkosten ihrer Goldbestände, indem sie Calls verkaufen. Aus meiner Sicht ist diese Strategie idiotisch, weil das Gold im Fall extrem steigender Preise (wenn es gebraucht wird) an den Käufer der Calls abgetreten wird. Diese Vorgehensweise führt jedenfalls teilweise dazu, dass Gold Calls zu günstig gehandelt werden.

Wie Du richtig schreibst, ergibt das keinen Sinn. Hast Du zufällig eine Quelle zur Hand oder ist das Heared on the Street? :)

Leibniz
25.03.2019, 18:54
Wie Du richtig schreibst, ergibt das keinen Sinn. Hast Du zufällig eine Quelle zur Hand oder ist das Heared on the Street? :)

In diesem Fall habe ich es einerseits gehört und halte es andererseits für glaubwürdig, weil die implizite Volatilität in diesen Calls phasenweise wirklich sehr niedrig wird und mir schon oft auffiel, dass große COMEX-Marketmaker häufig Inventar an long Calls haben müssen. Ausgehend von den z.T. extrem offensichtlichen Dynamic Hedging Aktivitäten. Ich habe schon mehrfach gesehen, wie in Intervallen weniger Dollar/Unze 500-1000 Futures gehandelt wurde. Der Orderfluss ist dabei deshalb als Dynamic Hedging zu interpretieren, weil er für alle anderen Marktteilnehmer wirtschaftlich extrem nachteilig wäre. "Paper" (Orderfluss von Buyside Teilnehmern wie Fonds) akkumuliert gewünschte Aufträge immer langsam und unauffällig, um die Preise nicht gegen die eigene Position zu drücken. Dynamic Hedging dagegen findet heute überwiegend automatisch statt und es ist für große, automatisierte Programme wichtig, dass Delta sauber (genau dort, wo eine bestimmte Schwelle überschritten wird) im Underlying adjustiert wird. Dementsprechend würde ein MM (bzw. die durch ihn eingesetzte Software im Börsen-RZ) um Tod und Verderben genau dort Delta kaufen/verkaufen, wo die Modelle es vorschreiben. Ein normaler Marktteilnehmer wird auf steigende Kurse nicht reagieren, indem er den Gesamtmarkt mit seinen Limit Offers praktisch zeitweise aufhält, sondern langsam und unauffällig vorgehen und die zusätzlichen Gewinne vereinnahmen. Limit-Aufträge können weiterhin bekanntlich nur dazu eingesetzt werden, um Delta eines Portfolio positiven Gammas auszugleichen, was verkaufte Calls bekanntlich nicht wären. Selbstverständlich ist dabei zuvor wichtig, ungefähr Ort und Menge der Open Interest zu kennen, damit ein vernünftiges Bild möglich ist und eingeschätzt werden kann, ob Marketmaker wirklich Calls hedgen oder auch Puts hedgen könnten, was oftmals ziemlich eindeutig ist. An der COMEX kommt hinzu, dass Nicht-Mitglieder es sich nicht leisten könnten alle paar Dollar, hunderte Futures zu hedgen. Es würde jedes mal hunderte bis tausende Dollar Transaktionskosten verursachen.

Leibniz
28.03.2019, 19:34
Was meinst Du zu dieser "Theorie"?
https://mannikosblog.blogspot.com/20...chaft-bis.html (https://mannikosblog.blogspot.com/2019/03/die-kernschmelze-der-weltwirtschaft-bis.html)
Wie bereits in diesem Strang teilweise ausgeführt, befinden wir uns derzeit am Ende des kurzfristigen Kreditzyklus. Im Lauf der letzten Tage hat sich die USD-Zinskurve deutlich bewegt, womit der Markt die Auffassung vertritt, dass die Federal Reserve spätestens im Frühjahr 2020 eine Zinssenkung um etwa 25-50 Basispunkte vollzogen hat.
Gestern insbesondere war ein Tag (daher auch kein Kommentar von mir, es war von den frühen Morgenstunden bis spät abends ein sehr erregter Tag), an dem die USD-Zinskurve sich erheblich neu ausgerichtet hat und mittlerweile deutlich invertiert ist. Der Geldmarkt unter einem Jahr liegt im Bereich von 240-250, also nahe der Fed Funds, während der mittelfristige Bereich kaum über 220 kommt und schließlich das lange Ende (etwa 30J.) nahe 295 liegt.

Die Zinskurve sagt damit, dass innerhalb der kommenden 12-18 Monate eine Rezession eintritt. Dazu passend werden die Fed-Funds für Anfang 2020(s.o.) zu Sätzen deutlich unter 250 gehandelt; es werden Zinssenkungen angenommen.

Wer einmal diesen Strang genauer betrachtet, wird feststellen, dass sich hier immer mehr das erhärtet, was bereits frühzeitig anzunehmen war.

Mit den letzten Zinsschritten (höher) hat die Federal Reserve den US-Dollar aufgewertet und verknappt. Auch traditionell führt das immer dazu, dass defizitäre Schwellenländer, die sich in US-Dollar verschulden, als erste Kollateralschäden fallen. In diese Kategorie fallen Länder wie Argentinien, Venezuela und die Türkei.

Diese Länder weisen Defizite in ihrer Leistungsbilanz(Im-, und Export v. Waren und Dienstleistungen) und in ihrer Kapitalbilanz(u.a. Investments) auf. Diese Defizite müssen refinanziert werden. Entweder durch Aufnahme weiterer US-Dollar Schuld oder durch die Schöpfung der lokalen Währung und den gleichzeitigen Tausch gegen die zu refinanzierenden US-Dollar. Üblicherweise werden beide Maßnahmen angewendet und führen zu mehr Verschuldung und einer Abwertung der lokalen Währung. (künstlich geschaffenes Überangebot am Devisenmarkt)

Um die Abwertung der lokalen Währung aufzuhalten, müssen die zuständigen lokalen Zentralbanken mitunter drastische Zinserhöhungen vornehmen. Diese Maßnahme führt zwangsläufig dazu, dass die lokale Wirtschaft abgewürgt wird und die Defizite meist noch weiter steigen. Irgendwann ist meist der Schuldenstand so hoch und die Kaufkraft in lokaler Währung so niedrig, dass diese Länder ausfallen. Also die Staatsschulden nicht mehr bedient werden und eine Restrukturierung notwendig ist.

Im speziellen Fall der Türkei trifft diese ohnehin ernste Lage auf grobes Missmanagement der politisch Verantwortlichen. Erdogan bestand ewig darauf, die Zinsen entgegen aller Notwendigkeit nicht anzuheben. Dies war fatal und hat zur massiven Entwertung der türkischen Lira geführt.
Nach mittlerweile mehreren Jahren hat er offenbar verstanden, dass höhere Zinsen auch jener Faktor sind, der exzessive Spekulation gegen die lokale Währung eindämmt. Vielleicht hat der den Tipp von den Chinesen erhalten. (:D)
Was nämlich passiert wenn die nationale Zentralbank die Overnight-Sätze plötzlich und extrem anhebt, ist, dass Spekulanten gegen die türkische Lira die Wahl haben, ihre Positionen gegen astronomische Zinssätze zu halten, oder schließen müssen. Üblicherweise kommt es daraufhin zu schlagartigen Anstiegen der nationalen Währung, weil alle gleichzeitig versuchen müssen, ihre offenen Positionen zu schließen (Lira gegen Dollar zurückzukaufen), was ich übrigens schon vor etlichen Monaten als die notwendige Maßnahme identifiziert hatte.

Diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und wird vom Markt auch als Schwäche gewertet. Der Markt greift die türkische Lira an, Kapital flieht und die lokale Notenbank verliert jeden Tag Milliarden damit, die lokale Währung zu verteidigen. Türkische Staatsschuld wird so billig wie 70 Cents pro Dollar gehandelt und die Lage ist (auch wegen der gleichzeitig angespannten Lage im US-Dollar-Raum) erregt. Wenn der Druck nicht schrittweise abnimmt und die Türkei mit viel Glück in der Lage ist, sich bis in den expansiven Teil des nächsten Kreditzyklus zu retten, wird die Türkei vermutlich in absehbarer Zeit ausfallen. Wenn die Lage sich nicht entspannt, wird die türkische Lira auf dem Weg dahin zu Monopoly-Geld.

Durch Erdogans dilettantische Handlungsweise ist die TRY unendlich schwerer zu verteidigen. Die globalen Primary Dealer werden nicht von Idioten betrieben. Die jetzige Zins-Maßnahme trifft nur noch selektiv die Spekulanten. Die Großen haben in Antizipation dieses Schachzugs längst Anleihen in TRY emittiert, dessen Erlöse gegen USD getauscht werden können und dabei keine Einflusssphäre der Zentralbank mehr besteht.
Wer kann leiht sich beispielsweise KfW-Anleihen oder EIB-Anleihen in Lira und verkauft diese, um halbwegs standfest Kredit in Lira zu erhalten. Der Königsweg wären geliehene Staatsanleihen oder noch besser Anleihen lokaler Banken, die eine Staatspleite wahrscheinlich nicht überleben.

EIB-Anleihen stehen übrigens in Milliarden aus in türkischer Lira. Wieder einmal erweisen die EU-Bürokraten der Völkerfreundschaft einen Bärendienst.

Aus systemischer Sicht wäre ein Ausfall der Türkei ein Schlag gegen viele europäische Banken, die diese Risiken halten. Das wäre vor dem Hintergrund der ohnehin schlechten Lage der europäischen Banken nicht gerade förderlich.

truthCH
28.03.2019, 20:01
....

Ich danke Dir vielmals für diese Erklärung - ist ja schliesslich nicht selbstverständlich.

Mit dem letzten Satz hört sich das für mich so an, dass es zum Teil so gewollt ist? Es gibt ja diverse Stimmen, die behaupten, dass die Bühne seit Jahren vorbereitet wird für den ultimativen Knall (Shock and awe Strategie).

HansMaier.
28.03.2019, 20:28
Wie bereits in diesem Strang teilweise ausgeführt, befinden wir uns derzeit am Ende des kurzfristigen Kreditzyklus. Im Lauf der letzten Tage hat sich die USD-Zinskurve deutlich bewegt, womit der Markt die Auffassung vertritt, dass die Federal Reserve spätestens im Frühjahr 2020 eine Zinssenkung um etwa 25-50 Basispunkte vollzogen hat.
Gestern insbesondere war ein Tag (daher auch kein Kommentar von mir, es war von den frühen Morgenstunden bis spät abends ein sehr erregter Tag), an dem die USD-Zinskurve sich erheblich neu ausgerichtet hat und mittlerweile deutlich invertiert ist. Der Geldmarkt unter einem Jahr liegt im Bereich von 240-250, also nahe der Fed Funds, während der mittelfristige Bereich kaum über 220 kommt und schließlich das lange Ende (etwa 30J.) nahe 295 liegt.

Die Zinskurve sagt damit, dass innerhalb der kommenden 12-18 Monate eine Rezession eintritt. Dazu passend werden die Fed-Funds für Anfang 2020(s.o.) zu Sätzen deutlich unter 250 gehandelt; es werden Zinssenkungen angenommen.

Wer einmal diesen Strang genauer betrachtet, wird feststellen, dass sich hier immer mehr das erhärtet, was bereits frühzeitig anzunehmen war.

Mit den letzten Zinsschritten (höher) hat die Federal Reserve den US-Dollar aufgewertet und verknappt. Auch traditionell führt das immer dazu, dass defizitäre Schwellenländer, die sich in US-Dollar verschulden, als erste Kollateralschäden fallen. In diese Kategorie fallen Länder wie Argentinien, Venezuela und die Türkei.

Diese Länder weisen Defizite in ihrer Leistungsbilanz(Im-, und Export v. Waren und Dienstleistungen) und in ihrer Kapitalbilanz(u.a. Investments) auf. Diese Defizite müssen refinanziert werden. Entweder durch Aufnahme weiterer US-Dollar Schuld oder durch die Schöpfung der lokalen Währung und den gleichzeitigen Tausch gegen die zu refinanzierenden US-Dollar. Üblicherweise werden beide Maßnahmen angewendet und führen zu mehr Verschuldung und einer Abwertung der lokalen Währung. (künstlich geschaffenes Überangebot am Devisenmarkt)

Um die Abwertung der lokalen Währung aufzuhalten, müssen die zuständigen lokalen Zentralbanken mitunter drastische Zinserhöhungen vornehmen. Diese Maßnahme führt zwangsläufig dazu, dass die lokale Wirtschaft abgewürgt wird und die Defizite meist noch weiter steigen. Irgendwann ist meist der Schuldenstand so hoch und die Kaufkraft in lokaler Währung so niedrig, dass diese Länder ausfallen. Also die Staatsschulden nicht mehr bedient werden und eine Restrukturierung notwendig ist.

Im speziellen Fall der Türkei trifft diese ohnehin ernste Lage auf grobes Missmanagement der politisch Verantwortlichen. Erdogan bestand ewig darauf, die Zinsen entgegen aller Notwendigkeit nicht anzuheben. Dies war fatal und hat zur massiven Entwertung der türkischen Lira geführt.
Nach mittlerweile mehreren Jahren hat er offenbar verstanden, dass höhere Zinsen auch jener Faktor sind, der exzessive Spekulation gegen die lokale Währung eindämmt. Vielleicht hat der den Tipp von den Chinesen erhalten. (:D)
Was nämlich passiert wenn die nationale Zentralbank die Overnight-Sätze plötzlich und extrem anhebt, ist, dass Spekulanten gegen die türkische Lira die Wahl haben, ihre Positionen gegen astronomische Zinssätze zu halten, oder schließen müssen. Üblicherweise kommt es daraufhin zu schlagartigen Anstiegen der nationalen Währung, weil alle gleichzeitig versuchen müssen, ihre offenen Positionen zu schließen (Lira gegen Dollar zurückzukaufen), was ich übrigens schon vor etlichen Monaten als die notwendige Maßnahme identifiziert hatte.

Diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und wird vom Markt auch als Schwäche gewertet. Der Markt greift die türkische Lira an, Kapital flieht und die lokale Notenbank verliert jeden Tag Milliarden damit, die lokale Währung zu verteidigen. Türkische Staatsschuld wird so billig wie 70 Cents pro Dollar gehandelt und die Lage ist (auch wegen der gleichzeitig angespannten Lage im US-Dollar-Raum) erregt. Wenn der Druck nicht schrittweise abnimmt und die Türkei mit viel Glück in der Lage ist, sich bis in den expansiven Teil des nächsten Kreditzyklus zu retten, wird die Türkei vermutlich in absehbarer Zeit ausfallen. Wenn die Lage sich nicht entspannt, wird die türkische Lira auf dem Weg dahin zu Monopoly-Geld.

Durch Erdogans dilettantische Handlungsweise ist die TRY unendlich schwerer zu verteidigen. Die globalen Primary Dealer werden nicht von Idioten betrieben. Die jetzige Zins-Maßnahme trifft nur noch selektiv die Spekulanten. Die Großen haben in Antizipation dieses Schachzugs längst Anleihen in TRY emittiert, dessen Erlöse gegen USD getauscht werden können und dabei keine Einflusssphäre der Zentralbank mehr besteht.
Wer kann leiht sich beispielsweise KfW-Anleihen oder EIB-Anleihen in Lira und verkauft diese, um halbwegs standfest Kredit in Lira zu erhalten. Der Königsweg wären geliehene Staatsanleihen oder noch besser Anleihen lokaler Banken, die eine Staatspleite wahrscheinlich nicht überleben.

EIB-Anleihen stehen übrigens in Milliarden aus in türkischer Lira. Wieder einmal erweisen die EU-Bürokraten der Völkerfreundschaft einen Bärendienst.

Aus systemischer Sicht wäre ein Ausfall der Türkei ein Schlag gegen viele europäische Banken, die diese Risiken halten. Das wäre vor dem Hintergrund der ohnehin schlechten Lage der europäischen Banken nicht gerade förderlich.


:gp:

Danke für den informativen Beitrag.
Hier wird auch auf die türkische Krise bezug genommen.

Die Kernschmelze der Weltwirtschaft - Bis zum Mai brennt das Haus

https://mannikosblog.blogspot.com/2019/03/die-kernschmelze-der-weltwirtschaft-bis.html

Ist die Sache eine realistische Systembedrohung?

In Skandinavien kracht es scheinbar auch grade bei den Banken.

Danske-Skandal zwingt größte Bank Schwedens in die Knie – Obacht Deutsche Bank!

https://finanzmarktwelt.de/danske-skandal-zwingt-groesste-bank-schwedens-in-die-knie-obacht-deutsche-bank-121757/

Und im Hintergrund wackelt die Deutsche Bank... :D

MfG
H.Maier

Leibniz
28.03.2019, 21:00
Ich danke Dir vielmals für diese Erklärung - ist ja schliesslich nicht selbstverständlich.

Mit dem letzten Satz hört sich das für mich so an, dass es zum Teil so gewollt ist? Es gibt ja diverse Stimmen, die behaupten, dass die Bühne seit Jahren vorbereitet wird für den ultimativen Knall (Shock and awe Strategie).
Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob und wie stark die Solvenz einiger europäischer Banken noch gegeben ist. Beispielsweise finden gegen Banken wie Santander permanent diverse Absicherungsgeschäfte statt. Goldman Sachs hat glaube ich sogar genau dieser Bank geholfen, die europäischen Kapitalanforderungen zu umgehen. Die EBA lässt sich davon nicht stören. Andererseits ist die Aufsicht auch nicht völlig idiotisch. Wenn Banken kurz vor oder in der Insolvenz sind, wird die Aufsicht stillschweigen bewahren. Ich sehe dazu eine schwächelnde deutsche Wirtschaft, die diesen Affentanz von der Leistungsbilanz her bezahlt.
Meine Sicht auf den Euro, die kohlrabenschwarz ist, hatte ich bereits gelegentlich vorgetragen.

Einen Knall in europäischen Banken könnte es durchaus geben. Das Szenario, was mir als das wahrscheinlichste erscheint, wäre dann allerdings EZB-Intervention. Möglicherweise dann auch auf Aktienebene. Die Implikationen für den Euro wären katastrophal, solange die Federal Reserve nicht auch derart zerstörerische Maßnahmen ergreift.

Der Schweizer Franken erscheint mir mittlerweile auch gefährdet. Obwohl meine Sicht lange Zeit positiv war, bin ich mir darin nicht mehr sicher. Grund ist eine Überlegung, die ein ehemaliger Leiter des gesamten Global Macro Eigenhandels von J.P.Morgan Chase äußerte. Seine Strategie sei es grundsätzlich, Währungen von Ländern mit extremen Leistungsbilanzüberschüssen zu "verkaufen"(in diesen Währung Geld zu leihen). Weil diese Länder versuchen, ihre Währung zu schwächen. Länder die dauerhaft die Intention verfolgen, ihre Währung zu schwächen, werden ultimativ Erfolg haben. So die These. Zusätzlich gelten technische Aspekte.

Schätzen wir das Kursrisiko im CHF/USD meinetwegen auf etwa 10%. Die Finanzierungsseite bringt 1%, die Asset-Seite im Augenblick 2,5%, also 3,5%. Im schlimmsten Fall wäre eine zehnprozentige, adverse Bewegung also in drei Jahren verdient.
Der Haken im Augenblick ist allerdings, dass es nicht so aussieht, als ob diese üppigen 3,5% Zinsmarge, die Welten über jenen des EU-Bankensystems liegt, noch drei Jahre erhältlich sind.

truthCH
28.03.2019, 21:17
....
Der Schweizer Franken erscheint mir mittlerweile auch gefährdet. Obwohl meine Sicht lange Zeit positiv war, bin ich mir darin nicht mehr sicher. Grund ist eine Überlegung, die ein ehemaliger Leiter des gesamten Global Macro Eigenhandels von J.P.Morgan Chase äußerte. Seine Strategie sei es grundsätzlich, Währungen von Ländern mit extremen Leistungsbilanzüberschüssen zu "verkaufen"(in diesen Währung Geld zu leihen). Weil diese Länder versuchen, ihre Währung zu schwächen. Länder die dauerhaft die Intention verfolgen, ihre Währung zu schwächen, werden ultimativ Erfolg haben. So die These. Zusätzlich gelten technische Aspekte.
....

Fettung durch mich

Ist das jetzt nicht widersprüchlich? Du bekommst nominal gesehen zwar den Betrag zurück mit Zins, aber real weniger, weil ja die Währung schwächer wurde?

Leibniz
28.03.2019, 21:34
:gp:

Danke für den informativen Beitrag.
Hier wird auch auf die türkische Krise bezug genommen.

Die Kernschmelze der Weltwirtschaft - Bis zum Mai brennt das Haus

https://mannikosblog.blogspot.com/2019/03/die-kernschmelze-der-weltwirtschaft-bis.html

Ist die Sache eine realistische Systembedrohung?

In Skandinavien kracht es scheinbar auch grade bei den Banken.

Danske-Skandal zwingt größte Bank Schwedens in die Knie – Obacht Deutsche Bank!

https://finanzmarktwelt.de/danske-skandal-zwingt-groesste-bank-schwedens-in-die-knie-obacht-deutsche-bank-121757/

Und im Hintergrund wackelt die Deutsche Bank... :D

MfG
H.Maier
Die Angelegenheiten der Schwellenländer sind (für diese) sehr ernst. Insgesamt sollte selbst eine Insolvenz der Türkei keine allzu dramatischen Auswirkungen haben, weil dieses Phänomen bekannt ist. Es ist seit Jahrzehnten der Lauf der Dinge. Ob es für ein bereits angeschlagenes EU-Bankensystem möglicherweise der Auslöser ist, bereits vorhandene Verwerfungen zu eskalieren? Vielleicht. Ein genaues Urteil können meines Erachtens nur die Menschen fällen, die in den großen Banken sitzen und dort die Konzernbilanz verwalten und diese kennen. Jene werden allerdings auch nicht reden.

Diese Geldwäsche-Angelegenheit ist auch etwas, wofür diese Banken dank ihrer Aktivitäten in Ländern wie Litauen prädestiniert sind.
Mangels eigenen Zugangs zum Federal Reserve Clearing, das für Banking in US-Dollar erforderlich ist, nutzen viele Provinzbanken größere Institute als Korrespondenzbanken, die praktisch Insourcing des US-Dollar-Teils des Geschäfts der kleinen Banken übernehmen. Diese Funktion übernimmt die DB für einige andere Banken und auf diesem Weg wurde sie vermutlich auch in diese Aktivitäten involviert.

Noch bemerkenswerter erscheint mir das Vorhaben, DB und CB zu vereinen. Die DB hat die Integration der Postbank nicht einmal teilweise abgeschlossen. Warum sollte diese Transaktion nicht ein sicherer Weg sein, Unsummen in Integrationskosten zu stecken, um am Ende die gleiche miserable Zinslandschaft, die verantwortlich ist, vorzufinden?

Ich habe den Verdacht, dass diese Transaktion den Zweck hat, die Alternativlosigkeit einer Rettung sicherzustellen.

Leibniz
28.03.2019, 21:54
Fettung durch mich

Ist das jetzt nicht widersprüchlich? Du bekommst nominal gesehen zwar den Betrag zurück mit Zins, aber real weniger, weil ja die Währung schwächer wurde?
Ich habe mich vielleicht etwas undeutlich ausgedrückt. Das Vorgehen ist CHF für -1% auszuleihen, den Leihbetrag zu USD zu tauschen und in US-Staatsanleihen für 2,5% zu investieren. Für 100 Franken wären das im Augenblick etwa 100 USD. Nach drei Jahren wären also Schulden von etwa 97 Franken vorhanden und Guthaben von 107 USD. Hätte sich der Wechselkurs bis dahin von 1 auf 1,1 verschlechtert (10%), würde der "Rücktausch" aus den 107 USD 97,27 CHF bringen, was die Schulden (97CHF) begleichen kann und sogar einen geringfügigen Gewinn generiert. Bleibt der Wechselkurs, wäre es demgegenüber ein Gewinn i.H.v. 10 CHF.

Haspelbein
29.03.2019, 12:21
Noch bemerkenswerter erscheint mir das Vorhaben, DB und CB zu vereinen. Die DB hat die Integration der Postbank nicht einmal teilweise abgeschlossen. Warum sollte diese Transaktion nicht ein sicherer Weg sein, Unsummen in Integrationskosten zu stecken, um am Ende die gleiche miserable Zinslandschaft, die verantwortlich ist, vorzufinden?

Ich habe den Verdacht, dass diese Transaktion den Zweck hat, die Alternativlosigkeit einer Rettung sicherzustellen.

Oder man will den Schein aufrecht erhalten, dass diese Banken weiterhin relevant seien. Aber ja, aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwierig ist diese Bankenfusionen bei den Geschäftsbanken sind. Noch immer beschäftige ich mich damit, ineffiziente Strukturen aus den Zeiten der letzten Finanzkrise zu beseitigen, als es diese plötzlichen (und z.T. erzwungenen) Fusionen gab.

Leibniz
30.03.2019, 18:24
Oder man will den Schein aufrecht erhalten, dass diese Banken weiterhin relevant seien. Aber ja, aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schwierig ist diese Bankenfusionen bei den Geschäftsbanken sind. Noch immer beschäftige ich mich damit, ineffiziente Strukturen aus den Zeiten der letzten Finanzkrise zu beseitigen, als es diese plötzlichen (und z.T. erzwungenen) Fusionen gab.
Interessant. Einige große amerikanische Institute geben jährlich zweistellige Milliardensummen für IT aus. Goldman Sachs, Blackrock, usw. haben bereits früh angefangen, große IT-Abteilungen aufzubauen. Ich würde vermuten, dass diese Firmen weitgehend effiziente IT-Systeme haben. Viele andere sind eine Katastrophe.
Ich würde vermuten, dass der Hauptaufwand in den IT-Fragen liegt.

Haspelbein
31.03.2019, 14:22
Interessant. Einige große amerikanische Institute geben jährlich zweistellige Milliardensummen für IT aus. Goldman Sachs, Blackrock, usw. haben bereits früh angefangen, große IT-Abteilungen aufzubauen. Ich würde vermuten, dass diese Firmen weitgehend effiziente IT-Systeme haben. Viele andere sind eine Katastrophe.
Ich würde vermuten, dass der Hauptaufwand in den IT-Fragen liegt.

US-Banken haben viele kleiner Banken während oder kurz nach der Krise aufgekauft. Das hatte so einige Dinge zur Folge, d.h. Schliessungen von Filialen, aber auch die Zusammenlegung von Standorten allgemein. Im IT-Sektor kam noch hinzu, dass neue Regulierungen einen Umbau praktisch zwingend erforderlich machten. Ich kann mich an zwei bis drei Jahre erinnern, wo die IT-Abteilungen der grossen US-Banken fast nur damit beschäftigt waren. Jedoch hatte dies ebenso zur Folge, dass sie im IT-Berech sehr viel erneuert haben.

Ob diese “weitgehend effizient” sind, mag eine philosophische Frage sein. :D Jedoch operieren sie weitgehend rechtskonform. Dies ist etwas, womit eine wachsende Regionalbank arge probleme hätte, wenn sie auf einmal all diese Auflagen erfüllen müsste. Hier wird ganz stark die wettbewerbsmindernde Wirkung staatlicher Auflagen sichtbar, denn die Umsetzung dieser Auflagen ist oftmals sehr aufwendig.

Aber man trifft selbst zehn Jahre immer noch auf gewisse “Rudimente”, die aus dieser Zeit stammen, und die eigentlich behoben werden müssen.

Leibniz
31.03.2019, 18:28
US-Banken haben viele kleiner Banken während oder kurz nach der Krise aufgekauft. Das hatte so einige Dinge zur Folge, d.h. Schliessungen von Filialen, aber auch die Zusammenlegung von Standorten allgemein. Im IT-Sektor kam noch hinzu, dass neue Regulierungen einen Umbau praktisch zwingend erforderlich machten. Ich kann mich an zwei bis drei Jahre erinnern, wo die IT-Abteilungen der grossen US-Banken fast nur damit beschäftigt waren. Jedoch hatte dies ebenso zur Folge, dass sie im IT-Berech sehr viel erneuert haben.

Ob diese “weitgehend effizient” sind, mag eine philosophische Frage sein. :D Jedoch operieren sie weitgehend rechtskonform. Dies ist etwas, womit eine wachsende Regionalbank arge probleme hätte, wenn sie auf einmal all diese Auflagen erfüllen müsste. Hier wird ganz stark die wettbewerbsmindernde Wirkung staatlicher Auflagen sichtbar, denn die Umsetzung dieser Auflagen ist oftmals sehr aufwendig.

Aber man trifft selbst zehn Jahre immer noch auf gewisse “Rudimente”, die aus dieser Zeit stammen, und die eigentlich behoben werden müssen.
Ich vermute, dass Beratungsfirmen wie Accenture gerade auch aufgrund vieler Aufträge des Finanzsektors so stark wurden. Hierzulande sind IT-Berater das Element, was oftmals den geregelten Geschäftsbetrieb vor dem vollständigen Zusammenbruch bewahrt.

Haspelbein
31.03.2019, 21:32
Ich vermute, dass Beratungsfirmen wie Accenture gerade auch aufgrund vieler Aufträge des Finanzsektors so stark wurden. Hierzulande sind IT-Berater das Element, was oftmals den geregelten Geschäftsbetrieb vor dem vollständigen Zusammenbruch bewahrt.

Ja, dadurch wurden die Beratungsfirmen stark. Jedoch sind sie in den Grossbanken derzeit nur sehr begrenzt vertreten, was z.T. daran liegt, dass diese Grossbanken wirklich Einzelfälle sind.

Leibniz
01.04.2019, 21:33
Der heutige BRD-Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe war noch negativer als erwartet, während die US-Daten weiterhin weitgehend vernünftig aussehen. Die invertierte Zinskurve hat sich geringfügig normalisiert und auch die zehnjährigen Bundesanleihen handeln wieder etwas näher am Nullpunkt.

Das Rätsel ist derzeit der leichte Anstieg in chinesischen Indikatoren. Üblicherweise herrscht zwischen China und Deutschland eine starke Korrelation in makroökonomischen Daten. Sollten sich die chinesischen Wirtschaftsdaten deutlich erholen, wäre auch die Konjunktur im Euroraum positiv beeinflusst.
Das wahrscheinlichere Szenario erscheint mir im Augenblick eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Abschwungs. Unzählige Schlagzeilen über Entlassungen und negative Renditen in Bundesanleihen scheinen die negativen deutschen Wirtschaftsdaten zu bestätigen.

Leibniz
05.04.2019, 18:22
Der BRD-Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe (Werte über 50 sind allgemein als positiv anzusehen, während Werte darunter auf einen Rückgang hindeuten)
https://i.imgur.com/NZcuJCx.png

Industrieproduktion
https://i.imgur.com/BExRy3U.png

Leibniz
06.04.2019, 17:25
Ein interessantes Interview des Council on Foreign Relations von Vorgestern mit David Rubinstein und Jamie Dimon.

https://www.youtube.com/watch?v=CZOXJ4tyLdI

Leibniz
08.04.2019, 16:53
10Y-UST werden wieder nahe 250 gehandelt. Attraktiv wäre zu 275 und ganz besonders zu 300 noch einmal einzukaufen. Allerdings wäre dazu wohl auch etwas Glück nötig.

Leibniz
09.04.2019, 19:59
Heutige implizite Finanzierungssätze des dreimonatigen EURIBOR, zusätzlich die zugehörigen einjährigen Packs. Forward-Zins (Y) nach Monat (X).
https://i.imgur.com/ViKjHuj.png

Der Markt hat noch immer die Illusion, Draghi könnte die Leitzinsen in absehbarer Zeit erhöhen. Es wird interessant sein zu sehen, was er morgen sagt.

Differentialgeometer
10.04.2019, 08:50
Heutige implizite Finanzierungssätze des dreimonatigen EURIBOR, zusätzlich die zugehörigen einjährigen Packs. Forward-Zins (Y) nach Monat (X).
https://i.imgur.com/ViKjHuj.png

Der Markt hat noch immer die Illusion, Draghi könnte die Leitzinsen in absehbarer Zeit erhöhen. Es wird interessant sein zu sehen, was er morgen sagt.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die LIBOR-Ersetzung einen Teil der Probleme mit unter den Teppich kehren soll. Nicht umsonst ist da noch so vieles unklar.....

Leibniz
10.04.2019, 17:34
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die LIBOR-Ersetzung einen Teil der Probleme mit unter den Teppich kehren soll. Nicht umsonst ist da noch so vieles unklar.....

Durchaus möglich. Andererseits existieren auch belastbare Gründe, die gegen die LIBOR-Komplexe und die Masse abgeleiteter Instrumente sprechen. Sie beziehen sich bekanntlich auf den unbesicherten Geldmarkt, der schon lange kein reiner Interbankenmarkt mehr ist. Daraus resultiert meines Erachtens auch die Fragilität in LIBOR-Futures/Strips/etc.. Dieser Markt ist darauf angewiesen, dass ein Grundvertrauen in den Markt und dessen Teilnehmer existiert. Wenn dieses plötzlich verschwindet, trocknet diese Liquidität aus und die Futures handelt möglicherweise hunderte Basispunkte tiefer. Heute hat sich der EURIBOR im Termin-Segment nahe 0% (im Fachjargon auch "Green") um etwa 5 Basispunkte erhöht. Das entspricht etwa der Maintenance Margin. Und es gibt wohlgemerkt Teilnehmer, die diese ausschöpfen. Mit Positionslimits von 75 Mrd. Euro pro Jahr können Teilnehmer hunderte Milliarden halten und dabei kaum Kapital hinterlegen. Diese Größenordnung lässt sich auch nicht einfach so liquidieren, besonders dann, wenn es notwendig ist. Wenn dieses Kartenhaus einstürzt, kommt es eben zu jenem Blutbad, was in der Vergangenheit immer wieder eintrat. Und keine Möglichkeit der Arbitrage. Wenn echtes Counterparty-Risiko im Raum steht, wird niemand bereitstehen, um wenige Basispunkte Aufschlag zu arbitragieren. Damit sind die liquiden LIBOR-Instrumente auch ein Echtzeit-Indikator für den Stress am Markt. Wenn unerwartete Stressfaktoren bzw. Risk-off Bewegungen sichtbar werden, bewegen sich diese Instrumente wenige Basispunkte (zinslich) höher. Wenn dann die NY-Fed mit Reverse-Repos in den Markt kommt, werden die Zinssätze wieder nach unten gedrückt.

Die neuen Instrumente dagegen sind meines Wissens in allen Fällen (?) besichert. Vorzugsweise mit makellosen Sicherheiten. Theoretisch sollten diese Instrumente niemals derart fragil werden, weil das Arbitragegeschäft besonders für Banken mit minimalen Kapital- und Risikokosten verbunden ist. Ein bestehender Risikofaktor ist meines Erachtens die Liquidität der Aktienmärkte, die zu gering ist, um effektiv Aktien als General Collateral bereitzustellen. US-Treasuries stehen in etlichen Emissionen zu best offers von wenigen Milliarden bereit. Um mehrere Milliarden an Aktien zu erwerben, braucht ein Dealer unter normalen Umständen nennenswerte Zeit. Selbst die Treasury-Liquidität reicht in Extremphasen kaum aus, weil keine (Inter-)Dealer existieren, die hunderte Milliarden darin in ihrer Bilanz aufbewahren, um einen Markt anzubieten. Das meiste liegt bei institutionellen Buyside-Investoren.

So sehr mir Firmen wie Citadel, also HFT-Marketmaker, eine Inspiration sind, so sind sie dennoch ein großer Teil der Ursache. Diese Firmen haben nicht die Kapazitäten, astronomische Bestände in ihrer Bilanz zu lagern. Früher waren die Bid/Ask-Spreads weiter, allerdings mit großen Dealern, die Unsummen in ihrer Bilanz hielten. Michael Milken weist gerne darauf hin, dass er mit Drexel damals mehr Inventar hielt als heute alle Wall Street Firmen zusammen.

Leibniz
15.04.2019, 21:55
Der Markt sieht die konjunkturelle Lage etwas optimistischer, weil die europäischen Daten teilweise weniger negativ als erwartet ausfielen. Der Markt prognostiziert die erste Federal Reserve Senkung damit etwas später als zuvor, wobei die Zinskurve noch immer in Bewegung ist.
Vordergründig erscheint diese positive Aussicht die Zinskurve am kurzen Ende wieder in die Nähe des unauffälligen Territoriums bewegt zu haben. Obwohl ich es definitiv für möglich halte, erschien mir die anhaltende Steigung von Geldmarkt- und Anleihen-Zinsen noch andere Ursachen zu haben. Beispielsweise eine starke Nachfrage nach kurzfristigen Geldmarkt-Finanzierungen, die offenbar insbesondere europäische Banken nachfragen. Indem die EURIBOR-Forwardsätze entweder durch vermehrte Nachfrage oder positive Prognosen exzessiv erhöht wurden, wurde der Euro wieder deutlich über 1,13 bewegt.
Anhand des Volumens in den entsprechenden Instrumenten (allein heute weit über zwei Billionen) und den z.T. bizarren Abweichungen der einzelnen Finanzierungen liegt die Vermutung nahe, dass ein erheblicher Teil des Volumens von Arbitrageuren der Derivate gegen physisches Geld herrührt.

Die Eurodollar-Sätze und analog die EURIBOR-Sätze, einmal aktuell und einmal von letzter Woche:
https://i.imgur.com/rTGBeif.png

Leibniz
16.04.2019, 22:27
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die LIBOR-Ersetzung einen Teil der Probleme mit unter den Teppich kehren soll. Nicht umsonst ist da noch so vieles unklar.....

Einige GS-Mitarbeiter haben in einem kurzen Podcast alle grundsätzlichen Sachverhalte ausgeführt.
https://www.youtube.com/watch?v=6ifXvq6eIb8

Ich muss zugeben, dieser Frage bisher nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Die EU-Deadline war mir in dieser Form noch nicht bewusst. Ich ging davon aus, dass die Industrie in ihren Ausschüssen eine neue Alternative entwickelt und nachfolgend ein Ende des EURIBOR beschlossen wird, was ich ohnehin am Volumen gesehen hätte.

Dass allerdings eine absehbare Deadline existiert, bevor noch der Hauch einer praktikablen Umsetzung in Sicht ist? Nicht nur, dass die EU wie immer hinter der übrigen Welt hinterher hinkt (die Alternativen der USA und Großbritanniens sind bereits praktisch im Einsatz), sie schafft auch noch eine hirnverbrannte gesetzliche Regelung, die in kürzester Zeit die Lösung unzähliger großer Probleme notwendig macht.

Was soll denn in einigen Monaten mit den Billionen an ausstehenden Swaps, Futures, etc. passieren?

Und selbst wenn alle offenen Instrumente auf eine neue Alternative umgestellt würden wäre damit fast unausweichlich eine erhebliche Bewertungsdifferenz geschaffen. Im übrigen findet ein Großteil der Transaktionen in EURIBOR-Instrumenten außerhalb liquider Märkte statt und wird in großen Blocktrades umgesetzt.

Wie kann es zudem sein, dass diese Probleme nicht an vorderster Front dieser Diskussion stehen? In den wichtigen EURIBOR-Instrumenten sind die großen Primary Dealer wie J.P.Morgan elementarer Bestandteil. Es handelt sich also keinesfalls um ein marginales Problem einiger Nischen.

Insofern ist tatsächlich vieles unklar, um es gelinde auszudrücken. Glücklicherweise habe ich durch Deinen Hinweis noch einmal versucht, mir einen groben Überblick zu verschaffen. Das Ausmaß des Wahnsinns war mir nicht bewusst, wobei die Implikationen für den Markt enorm sind.

Differentialgeometer
17.04.2019, 06:59
Einige GS-Mitarbeiter haben in einem kurzen Podcast alle grundsätzlichen Sachverhalte ausgeführt.
https://www.youtube.com/watch?v=6ifXvq6eIb8

Ich muss zugeben, dieser Frage bisher nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Die EU-Deadline war mir in dieser Form noch nicht bewusst. Ich ging davon aus, dass die Industrie in ihren Ausschüssen eine neue Alternative entwickelt und nachfolgend ein Ende des EURIBOR beschlossen wird, was ich ohnehin am Volumen gesehen hätte.

Dass allerdings eine absehbare Deadline existiert, bevor noch der Hauch einer praktikablen Umsetzung in Sicht ist? Nicht nur, dass die EU wie immer hinter der übrigen Welt hinterher hinkt (die Alternativen der USA und Großbritanniens sind bereits praktisch im Einsatz), sie schafft auch noch eine hirnverbrannte gesetzliche Regelung, die in kürzester Zeit die Lösung unzähliger großer Probleme notwendig macht.

Was soll denn in einigen Monaten mit den Billionen an ausstehenden Swaps, Futures, etc. passieren?

Und selbst wenn alle offenen Instrumente auf eine neue Alternative umgestellt würden wäre damit fast unausweichlich eine erhebliche Bewertungsdifferenz geschaffen. Im übrigen findet ein Großteil der Transaktionen in EURIBOR-Instrumenten außerhalb liquider Märkte statt und wird in großen Blocktrades umgesetzt.

Wie kann es zudem sein, dass diese Probleme nicht an vorderster Front dieser Diskussion stehen? In den wichtigen EURIBOR-Instrumenten sind die großen Primary Dealer wie J.P.Morgan elementarer Bestandteil. Es handelt sich also keinesfalls um ein marginales Problem einiger Nischen.

Insofern ist tatsächlich vieles unklar, um es gelinde auszudrücken. Glücklicherweise habe ich durch Deinen Hinweis noch einmal versucht, mir einen groben Überblick zu verschaffen. Das Ausmaß des Wahnsinns war mir nicht bewusst, wobei die Implikationen für den Markt enorm sind.

Ja, ich bin da auch immer noch geflashed, wie unkoordiniert man vorgeht (oder vorgehen will?! Mit so vielen Baustellen muss man wirklich schon Absicht konstatieren.). Deswegen besteht mein Job momentan u.a. daraus, auf alle möglichen Varianten des neuen Kurvenbootstrappings und der Marktdatenverarbeiten vorbereitet zu sein, sowie ALLE relevanten Kreditverträge, die an den Libor gekoppelt sind auf die dann gültige Novellierung abzuklopfen. Ein richtiges Sch***projekt. :)

Leibniz
17.04.2019, 21:35
Ja, ich bin da auch immer noch geflashed, wie unkoordiniert man vorgeht (oder vorgehen will?! Mit so vielen Baustellen muss man wirklich schon Absicht konstatieren.). Deswegen besteht mein Job momentan u.a. daraus, auf alle möglichen Varianten des neuen Kurvenbootstrappings und der Marktdatenverarbeiten vorbereitet zu sein, sowie ALLE relevanten Kreditverträge, die an den Libor gekoppelt sind auf die dann gültige Novellierung abzuklopfen. Ein richtiges Sch***projekt. :)


Obwohl ein gewisser Teil wahrscheinlich nie ausbleiben wird, ist es bedenklich, wie oft wir hierzulande und in der EU allgemein die Ressource hochqualifizierter Angestellter vergeuden. In einem anderen Fall wurden hochqualifizierte Technologie-"Berater" (Jene, die praktische Lösungen schaffen und am Ende eine implementierte, funktionsfähige Lösung hinterlassen) damit befasst, IT-Systeme zur Konformität mit einer EU-Verordnung nachzurüsten. Inmitten der monatelangen Arbeit stellten Controller bzw. das Management plötzlich fest, dass das Jahresbudget verbraucht ist. Also wurden alle Externen entlassen und die unfertige Arbeit wohl auch wertlos.

In der LIBOR-Angelegenheit ist zudem verwundernd, dass die Industrie hier zusieht. Meine Erwartung wäre, dass die entsprechenden Branchenvertreter wenn nötig regelrechten Terror betreiben, um die EU-Institutionen zur Vernunft zu bringen. Aus den Kreisen von Branchenfunktionären ist oft Unmut über die mangelhafte Kompetenz und Bildung der politischen Gegenparts zu vernehmen, was wohl auch niemanden wundert.

Wie mir zu Ohren kam enthält die neue MIFID-Regulierung Regeln über die Voraussetzungen, die eine EU-Firma erfüllen muss, um als Gegenpartei geeignet zu sein. Dabei wird mindestens 20Mio. Bilanzvolumen und ähnlicher Umsatz gefordert. Bei Regeln dieser Art stellt sich die Frage, warum nicht das Papier gespart wurde. Bilanzvolumen ist bekanntlich eine weniger aussagekräftige Metrik. Innerhalb weniger Werktage ist sogar eine Bilanzsumme von hunderten Millionen Euro mit entsprechenden Umsätzen fabriziert.

Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob die EU-Regulation nicht z.T. durch Kräfte getrieben wird, die ein Interesse an dysfunktionalen, lückenhaften Regeln und Praktiken haben.

Verglichen mit den Vorgaben in den USA sind die EU-Regeln genauso stümperhaft wie die Aufsicht. Das US-System aus Broker-Dealern, die über dem BD threshold von 20M. Eigenkapital liegen und damit Zugriff auf DTCC-Konten erhalten ist sehr viel transparenter, einfacher und es funktioniert. Ich vermute auch, dass die EU einmal ernsthafte Probleme mit dem Thema Geldwäsche haben wird. FINRA Broker-Dealer müssen auch Nebensächlichkeiten wie AML-Beauftragte anstellen, die dezidiert auf korrekte Verhaltensweisen im Umgang mit Kunden achten.

Im EU-Mitgliedsland Litauen dagegen kann offenbar für wenig Geld eine Lizenz als Zahlungsdienstleister oder gleich als Bank erworben werden, wobei offenbar niemand genauer prüft, ob alle Vorgänge korrekt dokumentiert werden.
Die Skandale einiger nordeuropäischer Institute, die über keine US-Dollar Clearing Infrastruktur verfügen (diese wäre meines Erachtens strenger beaufsichtigt), sind erst kürzlich wieder mit Geldwäsche der Größenordnung zweistelliger Milliardensummen aufgefallen. Bevor ein durchschnittlicher Krimineller 20 Milliarden Euro einnimmt, muss er doch einiges an Geschäftsvolumen verbuchen können.