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Vollständige Version anzeigen : Zugriff auf Geldmarkt "erschleichen"



Leibniz
22.10.2017, 21:17
Eine Methode kurzfristig so günstig wie Banken Geld zu beschaffen (üblicherweise zu Geldmarktsätzen, teilw. sogar vorteilhafter), die mir immer wieder als nützliches Werkzeug dient und möglicherweise auch anderen Forennutzern helfen könnte.

Merkmale:
Beschaffung von Kreditguthaben zu Zeitpunkt t0, welches als Sicherheit/Margin für Finanzinstrumente dienen kann und zuzüglich/abzüglich Finanzierungskosten spätestens zum Zeitpunkt t1 fällig wird. ( Wobei zuvor sichergestellt werden sollte, dass die Clearinggesellschaft das weitgehend etablierte SPAN-Margining anwendet.)

Die nachfolgende Vorgehensweise ist, wie es am Geldmarkt üblich ist, in beide Richtungen (borrowing,lending) anwendbar.




Sei n Element von ℕ,
Für Preise P0 , P1 , Elemente Rationaler Zahlen mit :
P0 < P1






Ausleihen(borrowing):
(Ausübung: Europäisch)

(sythetischen) t1 Forward zu P1 kaufen: n * ( +P1 Call -P1 Put) (-> credit)

(sythetischen) t1 Forward zu P0 verkaufen: n * ( - P0 Call +P0 Put) (-> credit)



Verleihen(lending):
(Ausübung: Europäisch)

(sythetischen) t1 Forward zu P0 kaufen: n * ( +P0 Call -P0 Put) (-> debit)

(sythetischen) t1 Forward zu P1 verkaufen: n * ( -P1 Call +P1 Put) (-> debit)



Das Resultat ist in beiden Fällen eine delta-neutrale Position, die zum Zeitpunkt t1 verfällt und zum Verfall feste, berechenbare Cashflows aufweist.

Der zutreffende Zins ist in der Differenz von Prämieneinnahmen/-ausgaben und der Anzahl multipliziert mit (P1 -P0) und Nominalwert eines Preispunktes über den Zeitraum (t1 - t0) abgebildet.
Sinnvollerweise sind die aufzuwendenden Sicherheiten für diese synthetischen Forwards deutlich geringer als die ("mark-to-market") Prämie.

Eine attraktive Anwendungsmöglichkeit ist selbstredend auch die (z.B. Euribor) Finanzierung langer Laufzeiten positiver Zinssätze mittels negativ verzinslicher kurzer Laufzeiten. Abhängig von der Kapitaleffizienz mit der die nötigen Forwards repliziert werden können, lassen sich zumindest vor der täglichen Abrechnung/Settlement theoretisch unbegrenzt große Positionen finanzieren.

Ferner lassen sich entsprechende Paare von Forwards gegen die entsprechenden LIBOR/EURIBOR-Futures gleicher Laufzeit arbitrieren.

Neben der Spur
22.10.2017, 21:41
???
Fehlen im Strangöffner Tabellenbilder ?
Ein Zeichen bildet mein Browser nicht ab.

Ich verstehe nur,
daß es hierbei um Kreditfinanzierte Wertpapierkäufe geht.

Klopperhorst
22.10.2017, 21:48
Gehts um Overnight Swap?

Das erinnert mich irgendwie ans plancksche Wirkungsquantum. Ja da war ich schon oft Millionär für eine Nacht.

---

Leibniz
23.10.2017, 06:26
???
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Ich verstehe nur,
daß es hierbei um Kreditfinanzierte Wertpapierkäufe geht.


Gehts um Overnight Swap?

Das erinnert mich irgendwie ans plancksche Wirkungsquantum. Ja da war ich schon oft Millionär für eine Nacht.

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Sehr viel einfacher. Im Prinzip sind Negativzinsen nur ohne freien Zugriff auf den Geldmarkt ein Problem. Mit der Möglichkeit Geld zu Negativzinsen zu leihen, also zu den Bedingungen des Geldmarkts, können Negativzinsen ein Segen sein. Beispielsweise als Kredit, der als Bargeld in einem Safe liegt und 0% Rendite bringt, jedoch jedes Jahr 0,4% Gewinn generiert. Die Erwähnung von Bargeld ist in diesem Zusammenhang selbstverständlich nur exemplarisch zu verstehen. Die winzige Menge Bargeld/Zentralbankgeld wäre nicht ansatzweise hinreichend, um geführte Bankeinlagen auszuzahlen.

Es mag vielleicht unbedeutend erscheinen, die direkte Finanzierung mittels des Geldmarkts ist jedoch ausschließlich großen etablierten Finanzinstituten und Großkonzernen vorbehalten. Die übrige Menschheit muss für gewöhnlich Geldmarktzinsen + Aufschlag bezahlen, was viele Geschäfte bereits unmöglich macht. Der unbesicherte Geldmarkt an dem sich Banken beispielsweise zu LIBOR und EURIBOR finanzieren, ist für mittelgroße Unternehmen oder sogar Privatpersonen direkt praktisch unerreichbar. Der andere Zugang zu Zinsen, die meist nahe an den unbesicherten Geldmarktzinsen liegen, sind Repo-Transaktionen. Diese sind allerdings mit nicht unerheblichen Kapitalaufwendungen und Kosten verbunden, wobei auch mindestens eine Vollzeitstelle notwendig ist, um inhärente Risiken dieser Transaktionen zu überwachen und potentielle Liquiditätsengpässe zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund ist die obige Methode der temporären Generierung von Kreditguthaben, welches wiederum als Sicherheit dienen kann, zu meist tatsächlichen Zinsen des unbesicherten Geldmarkts nützlich. Ähnlich wie für Repo-Transaktionen lassen sich auch hier aus den generierten Kreditguthaben/Sicherheiten mit gleicher Methode erneut Kreditguthaben/Sicherheiten "schöpfen". In der Theorie ließe sich Geld von unbegrenztem Volumen beschaffen, was in der Praxis allerdings an einem gewissen Punkt zu telefonischen Nachfragen der zuständigen Risikoabteilung führt.

Insofern ist die erläuterte Methode nicht mehr als ein Weg, zu Geldmarktzinsen Geld zu (ver-)leihen. Das besondere ist, wie bereits angemerkt, dies ohne Banklizenz und ohne gewaltigen Kapitalbedarf tun zu können. Das praktische Wissen in diesem Bereich verfällt langsam, da sich Banken teilweise zurückgezogen haben und Hedgefonds ihr Geld in vielen dieser Derivate nicht unterbringen können. Daher der Gedanke, diese mitunter sinnvolle Methode zu veröffentlichen.

Prinzipiell ist die Vorgehensweise, die zu diesem Vorteil führt, auch ohne Kenntnis der einzelnen Finanzinstrumente einfach: Angenommen ich verkaufe dir heute ein Kilogramm Kartoffeln, was ich nicht habe. Du musst zwar heute (Zeitpunkt t0) bezahlen, ich muss allerdings erst nach einigen Tagen die Kartoffeln liefern (z.B. erst zum Zeitpunkt t1). Folglich würde ich zwischen t0 und t1 das Geld für ein Kilogramm Kartoffeln zusätzlich haben; dem gegenüber steht die Lieferverpflichtung zu t1. D.h. zum Zeitpunkt t1 muss ich die Kartoffeln zuerst beschaffen, also das Geld wieder weggeben und zusätzlich noch Zinsen als Entschädigung für die Differenz zwischen Bezahlung und Lieferung bezahlen, nämlich genau die marktüblichen Geldmarktzinsen.

Genau aus diesem Grund muss es sich auch um Forwards handeln: diese werden nämlich erst bei Ablauf abgerechnet. Damit allerdings auch sofort zusätzliches Geld als Guthaben generiert wird, ist die Transaktion so strukturiert, dass zum Zeitpunkt t0 Einnahmen aus Optionsprämien entstehen, die bei der Abrechnung dieser Forwards allerdings wieder mitsamt Finanzierungskosten zurückgezahlt werden muss. Durch die Kombination dieser zwei Forwards entsteht damit, ein sicherer Cashflow bei Verfall (t1).
Auch bei bilanzieller Betrachtung der beteiligten Parteien wird klar, dass innerhalb dieses Vorgangs die bekannte Bilanzverlängerung stattfindet, die üblicherweise Banken tätigen.

(Zuerst das eingenommene Geld auf der Aktivseite und die Lieferverpflichtung auf der Passivseite; zur Lieferung wird dieses Aktivum eingesetzt/vernichtet, um die fällige Lieferung zu tätigen, wodurch auch das Passivum wegfällt)-> Folglich: für Finanzierungskosten > 0 wird Eigenkapital beansprucht; was im Euroraum nicht der Fall ist. Statt einer Mindestkapitalquote existiert hier allerdings etwas mehr Spielraum, der dann endet, wenn der Anruf des Risikopersonals erfolgt. Wie die Mindestkapitalquote für Banken, lassen sich auch hier Maßnahmen ergreifen, um sichtbare Risiken in unsichtbare Risiken zu verwandeln und damit weniger Eigenkapital zu benötigen.

Leibniz
03.03.2018, 01:22
Besonders belustigende Exempel sind in den höchst liquiden Geldmarkt- und Treasury-Optionen möglich, da hohe Liquidität und niedrige impl. Volatilität für niedrige Prämien sorgen.
Als Finanzierungsinstrument eignen sich insbesondere europäische Optionen auf den großen S&P Index, der für jeden Punkt Differenz zwischen den Strikes und jedes Kontrakt fast 250 USD Kredit bereitstellt. Diese einmonatige Finanzierung liegt mit etwa 1,41% annualisierter Finanzierungskosten sogar leicht unter der Federal Funds Rate :
https://i.imgur.com/efwmtbV.png

Aus Sicht des Clearinghauses hat die Transaktion zusätzliche Margin erzeugt. Wäre Margin aufgebraucht worden, sollten die angezeigten Werte für Maintenance (und ggf. Initial) in diesem Beispiel negativ sein.
https://i.imgur.com/6XLN5zs.png

Geeignete Instrumente behandeln diese erzeugte Margin genauso wie reines Eigenkapital, verlangen also nur einen Bruchteil des Wertes, um abgerechnet zu werden. Es sind einige Eurodollars (1M Nominalwert) und US-T-Notes/Bonds (100Tsd. Nominalwert) nötig, um die vorhandene Margin nennenswert abzusenken.
https://i.imgur.com/13Hidwf.png
https://i.imgur.com/SUoB7Rr.png


Fast eine Million Optionen in US-T-Notes (100Tsd. USD Nom./1 Anleihe, etwa 50-90 Mrd. USD Nominalwert aller drei Positionen aus 300.000 Optionen) sind auch nicht hinreichend (um die Margin vollständig zu verbrauchen).
https://i.imgur.com/wAd91Jr.png
https://i.imgur.com/H99K6A6.png


Betrachten wir jedoch die anzunehmenden Zustandsgrößen abhängig von Änderungen der Volatilität und Kursdifferenzen {PL: Gewinn/Verlust in ganzen US-Dollar; D : Deltas aller Puts;G:Gamma;T:Theta;V:Vega}, kann der Verdacht enstehen, dass 50 Milliarden in Optionen auch mal um einige Mark in ihrem Wert schwanken können.:haha:

https://i.imgur.com/XkWh4e3.png







Der unerreichte Spitzenplatz wird jedoch von einer Position aus mehr als 100 Milliarden USD in 3Y Midcurve ED-Optionen belegt, die nur 14200 USD Margin kostet. DV0/BPV > 2,5M USD
https://i.imgur.com/MZ0ufKx.png
https://i.imgur.com/7zarQOt.png