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Vollständige Version anzeigen : Nietzsche - was bedeutet er für euch



Leo Navis
13.10.2017, 19:25
Hi,

Ich hab mal im Studium - lange her - eine Biographie über ihn geschrieben: https://docs.google.com/document/d/1NE2MHZKrEzLvJSPXQB74IW4nJ29su0Bkozcqnl84J_U/edit?usp=sharing (ich nannte sie "Nietzsche's Thug-Life")

Seine Bücher kamen mir eher vor wie Poesie, zumindest das erste was ich von ihm las, Also Sprach Zarathrustra, aber es ist irgendwie trotzdem schön gewesen. Nur halt keine Philosophie im klassischen Sinne. Es war ähnlich wie als ich das erste Mal von de Sade las: Keine Philosophie, dafür halt ... naja, de Sade halt.

Seine anderen Werke hab ich dann später partiell gelesen. Um ehrlich zu sein ging mir sein Wagner bei seinem normalen Buchwerk nach einiger Zeit doch ein wenig auf den Zeiger. Wagner hier, Wagner da. Ich hab mir als ich es las ein wenig Wagner angehört, vielleicht könnte ich den Friedrich besser verstehen, aber naja. Jenseits von Gut und Böse ist ja schon irgendwie Philosophie, und ich find seine Gedankengänge schon smart. Er ist jetzt kein Schopenhauer und will das glaub ich auch gar nicht sein, kein technischer Perfektionist wie Hegel, den ich bis heute zwar lesen kann, aber verstehen tu ich kein Wort, auch ist er kein Augenzuunddurch-Philosoph wie Kant, der ja anscheinend glaubte man müsste den Verstand nur feingliedrig genug auseinander- und wieder zusammenbasteln, um es verstehen zu können, zudem sind seine Texte ja auch ohne Handbuch problemlos verstehbar, was ihn sicherlich zu einem der zugänglicheren Philosophen des 20. Jahrhunderts macht.

Seine Kritik am Christentum famos, sein "Antichrist" der blanke Wahnsinn.

Hier also der Zarathrustra: http://www.pileface.com/sollers/pdf/Zarathustra.pdf

Grüße,
Leo

Smultronstället II.
13.10.2017, 19:41
Seine Bücher kamen mir eher vor wie Poesie, zumindest das erste was ich von ihm las, Also Sprach Zarathrustra, aber es ist irgendwie trotzdem schön gewesen. Nur halt keine Philosophie im klassischen Sinne. Es war ähnlich wie als ich das erste Mal von de Sade las: Keine Philosophie, dafür halt ... naja, de Sade halt.

Seine anderen Werke hab ich dann später partiell gelesen. Um ehrlich zu sein ging mir sein Wagner bei seinem normalen Buchwerk nach einiger Zeit doch ein wenig auf den Zeiger. Wagner hier, Wagner da. Ich hab mir als ich es las ein wenig Wagner angehört, vielleicht könnte ich den Friedrich besser verstehen, aber naja.

So wenig wie besagter Wagner eine zusammenhängende, in sich geschlossene Weltanschauung hatte (der Mann war politisch einfach instabil und hat später auch dieses Zweckgebilde einer verkappten Kunstreligion, die ohnehin nur eine Art pseudo-griechische "Arbeitshypothese" war, abgelegt und seinen Jüngern wie einen leeren Wanst zum Streit hingeworfen) so wenig besaß Nietzsche eine systematische Philosophie. Auch in dem Sinne haben sie gut zueinander gepasst.

Leibniz definiert einmal Liebe als "Freude am Glück eines anderen." Nietzsche hat diese Freude verstanden als er meinte es sei das "bis jetzt vornehmste und entlegenste Gefühl, das unter Menschen erreicht worden ist", den Menschen zu lieben um Gottes Willen. (Jenseits von Gut und Böse, 60). Da er nicht an Gott glaubte, hat er versucht, einen funktionalen "Ersatzgott" zu schaffen, den Übermenschen. Die Alternative wäre sonst der banale Nihilismus des "letzten Menschen", der wie der Erdenfloh am längsten lebt und nur noch mit der Manipulation eigener Lustzustände beschäftigt ist, und mit virtuellen Welten als Wixvorlage. Ein verbitterter Nihilist, der nur noch darauf hofft, im Augenblick des Todes auf eine möglichst positive Lust/Unlust-Bilanz zurückblicken zu können. Aber letztlich war natürlich auch der Übermensch "virtuell" und ein psychologischer Trick. Das ist wie mit dem Beten. Manchmal liest man, dass Beten gegen Depressionen oder Bluthochdruck hilft - aber wenn man nicht dran glaubt und nur versucht, es wie einen psychotherapeutischen Trick zu verwenden, klappt es auch nicht mehr. So auch mit dem Übermenschen.

Aber gut, Nietzsche und Wagner sind ein weites Feld.

Leo Navis
13.10.2017, 19:50
So wenig wie besagter Wagner eine zusammenhängende, in sich geschlossene Weltanschauung hatte (der Mann war politisch einfach instabil und hat später auch dieses Zweckgebilde einer verkappten Kunstreligion, die ohnehin nur eine Art pseudo-griechische "Arbeitshypothese" war, abgelegt und seinen Jüngern wie einen leeren Wanst zum Streit hingeworfen) so wenig besaß Nietzsche eine systematische Philosophie. Auch in dem Sinne haben sie gut zueinander gepasst.

Leibniz definiert einmal Liebe als "Freude am Glück eines anderen." Nietzsche hat diese Freude verstanden als er meinte es sei das "bis jetzt vornehmste und entlegenste Gefühl, das unter Menschen erreicht worden ist", den Menschen zu lieben um Gottes Willen. (Jenseits von Gut und Böse, 60). Da er nicht an Gott glaubte, hat er versucht, einen funktionalen "Ersatzgott" zu schaffen, den Übermenschen. Die Alternative wäre sonst der banale Nihilismus des "letzten Menschen", der wie der Erdenfloh am längsten lebt und nur noch mit der Manipulation eigener Lustzustände beschäftigt ist, und mit virtuellen Welten als Wixvorlage. Ein verbitterter Nihilist, der nur noch darauf hofft, im Augenblick des Todes auf eine möglichst positive Lust/Unlust-Bilanz zurückblicken zu können. Aber letztlich war natürlich auch der Übermensch "virtuell" und ein psychologischer Trick. Das ist wie mit dem Beten. Manchmal liest man, dass Beten gegen Depressionen oder Bluthochdruck hilft - aber wenn man nicht dran glaubt und nur versucht, es wie einen psychotherapeutischen Trick zu verwenden, klappt es auch nicht mehr. So auch mit dem Übermenschen.
Dein letzter Absatz über das Beten ist nicht korrekt. Beten hilft auch ironischerweise dann, wenn man nicht daran glaubt. ;)

Leberecht
13.10.2017, 20:03
Beten hilft auch ironischerweise dann, wenn man nicht daran glaubt. ;)
Das Gebet ist der Strohhalm der Ungläubigen.

Neben der Spur
13.10.2017, 20:30
Dein letzter Absatz über das Beten ist nicht korrekt. Beten hilft auch ironischerweise dann, wenn man nicht daran glaubt. ;)

Beten hilft bei Depressionen ?

Wie betest oder bittest Du ?

Leo Navis
13.10.2017, 20:31
Das Gebet ist der Strohhalm der Ungläubigen.
Ich bin da eher Omnist.

Makkabäus
13.10.2017, 20:32
Von Nietzsche habe ich bis jetzt nichts gelesen, er wird aber fröhlich zitiert.

Ich kenne ihn hauptsächlich über mein Goebbels-Studium, der ihn manchmal erwähnte, und durch den Satz: "Was dich nicht umbringt, macht dich nur noch stärker" !

Leo Navis
13.10.2017, 20:36
Beten hilft bei Depressionen ?

Wie betest oder bittest Du ?
Ich las einst, dass es psychologisch gesehen in jedem Fall hilft. Es wäre auch irgendwo logisch.

Also ganz früher betete ich einst, dass meine Schmerzen aufhören mögen, als ich sehr krank war. Das ist dann auch passiert.

Und irgendwann hatt' ich diesen Artikel gesehen und hab dann halt gebetet. Es war glaube ich gerade am Anfang ein "Mach, dass alles gut wird" ... Gott schickte mir dann Bob Marley.

Zu Nietzsche noch: Er verspricht einem das Paradies, aber schenkt einem die Hölle.

Suppenkasper
13.10.2017, 20:48
Nietzsche habe ich fleissig gelesen als ich jünger war, so zwischen 16 und 26, aber irgendwann wurde das unbefriedigend und irgendwie spätpubertär. Der Mann hat eine beachtliche Schreibe, der "Zarathustra" ist auch literarisch ein großartiges Werk, das man allein der Sprachgewalt wegen schätzen muss, und Nietzsche ist allein dadurch in der Tat weitaus zugänglich als der kauzige Kant oder der humorlose Hegel, aber mir war das Original - Schopenhauer - dann im Endeffekt doch lieber als der etwas verschwurbelte Epigone. Eins meiner Lieblingszitate von ihm ist "Auch die hohlste Nuß will noch geknackt sein", das ich bei so vielen unpassenden Gelegenheiten verwende, dass meine arme Frau nur noch die Stirn kraus zieht. Trifft auch irgendwie Nietzsches Gesamtphilosophie ganz gut. Ein großartiger Aphoristiker und sehr ideenreich, aber weit davon entfernt ein in sich geschlossenes philosophisches System zu begründen so wie die wirklich Übergroßen seiner Zunft wie Aristoteles, Platon, Spinoza, Hegel oder Kant.

Leo Navis
13.10.2017, 20:57
"Don't worry, about a thing
cuz every little thing
is gonna be alright"

singt Bob Marley.
Und ich hab dran geglaubt.
Und dann war alles gut.

Leo Navis
13.10.2017, 21:02
Nietzsche habe ich fleissig gelesen als ich jünger war, so zwischen 16 und 26, aber irgendwann wurde das unbefriedigend und irgendwie spätpubertär. Der Mann hat eine beachtliche Schreibe, der "Zarathustra" ist auch literarisch ein großartiges Werk, das man allein der Sprachgewalt wegen schätzen muss, und Nietzsche ist allein dadurch in der Tat weitaus zugänglich als der kauzige Kant oder der humorlose Hegel, aber mir war das Original - Schopenhauer - dann im Endeffekt doch lieber als der etwas verschwurbelte Epigone. Eins meiner Lieblingszitate von ihm ist "Auch die hohlste Nuß will noch geknackt sein", das ich bei so vielen unpassenden Gelegenheiten verwende, dass meine arme Frau nur noch die Stirn kraus zieht. Trifft auch irgendwie Nietzsches Gesamtphilosophie ganz gut. Ein großartiger Aphoristiker und sehr ideenreich, aber weit davon entfernt ein in sich geschlossenes philosophisches System zu begründen so wie die wirklich Übergroßen seiner Zunft wie Aristoteles, Platon, Spinoza, Hegel oder Kant.
Hmm. Neben der Tatsache, dass ich das in etwa genauso sehe: Kennst Du 莊子 (Dschuang-Dse)? Großartiger Philosoph, ca. 300 v. Chr.

Nietzsche ist, zu den Einwurf, dass es kein koplettes System ist, jedoch auch schon sehr früh senil geworden, hatte insofern nur ein viel kürzeres Zeitfenster zur Verfügung als die anderen Meister. Ein Kant hatte Ewigkeiten für seine Werke.

Leo Navis
13.10.2017, 21:05
Um ehrlich zu sein: Von dieser Art von Philosophie versteh ich herzlich wenig.

Die kamen mir da im Studium mit lauter Begrifflichkeiten, die zu verstehen ich nicht die geringste Muße besaß. Onthologie ... was man da alles für einen Quark lernen sollte ... bin dann lieber auf chinesisch umgestiegen. Lernen, nicht studieren.

Suppenkasper
13.10.2017, 21:11
Hmm. Neben der Tatsache, dass ich das in etwa genauso sehe: Kennst Du 莊子 (Dschuang-Dse)? Großartiger Philosoph, ca. 300 v. Chr.

Nietzsche ist, zu den Einwurf, dass es kein koplettes System ist, jedoch auch schon sehr früh senil geworden, hatte insofern nur ein viel kürzeres Zeitfenster zur Verfügung als die anderen Meister. Ein Kant hatte Ewigkeiten für seine Werke.

Das mit dem Zeitfenster ist ein gültiges Argument. Da gebe ich Dir Recht. Dschuang-Dse habe ich nur das Reclam-Auswahlbüchlein gelesen. Müsste ich mich vielleicht einmal reinvertiefen, wenn's die Zeit erlaubt. Der Daoismus ist definitiv ein interessantes Gedankengebäude.

mabac
13.10.2017, 23:07
Etwas ähnliches hatten wir schon mal hier.

https://www.politikforen.net/showthread.php?90748-Nietzsche-Aphorismen-zur-Religion&p=3530411&viewfull=1#post3530411

Mir bedeutet er sehr viel, nicht nur wegen dem „Antichrist“, der meine Lieblingsschrift von Nietzsche ist.

Sitting Bull
13.10.2017, 23:56
F.N. war schon ein starker Typ,wenn auch zu Lebzeiten kaum beachtet.War wohl NihilistDie Erungenschaften der zivilsierten Welt hielt er für Hirngespinste,sein Gegenwntwurf war das Dionysische.So genau weiß man allerdings nicht , was die alten Griechen so genau bei den Dionysos-Festen so alles abgelaufen ist. Immerhin schon mit 25 Jahren Professor in Basel.Seine Zitate kann man fast überall anbringen.Jedenfalls wissen wir seit Nietzsche , dass Moral nichts anderes will , als natürliche Triebe unterdrücken.Eines der nettesten Zitate von ihm finde ich : Gott ist tot ,und mir ist auch schon ganz schlecht.

OttoI
14.10.2017, 00:12
Um ehrlich zu sein: Von dieser Art von Philosophie versteh ich herzlich wenig.

Die kamen mir da im Studium mit lauter Begrifflichkeiten, die zu verstehen ich nicht die geringste Muße besaß. Onthologie ... was man da alles für einen Quark lernen sollte ... bin dann lieber auf chinesisch umgestiegen. Lernen, nicht studieren.

Um ehrlich zu sein, bist du nur ein dummer Typ, der hier einen auf Großkotz markiert. Nicht ein einziger Satz von dir hat wirkliche Substanz.
Jetzt mal zur Substanz: zeig mal deinen Rentenbescheid hier vor, damit wir endlich von deinen Lügen befreit werden.

OttoI
14.10.2017, 00:16
F.N. war schon ein starker Typ,wenn auch zu Lebzeiten kaum beachtet.War wohl NihilistDie Erungenschaften der zivilsierten Welt hielt er für Hirngespinste,sein Gegenwntwurf war das Dionysische.So genau weiß man allerdings nicht , was die alten Griechen so genau bei den Dionysos-Festen so alles abgelaufen ist. Immerhin schon mit 25 Jahren Professor in Basel.Seine Zitate kann man fast überall anbringen.Jedenfalls wissen wir seit Nietzsche , dass Moral nichts anderes will , als natürliche Triebe unterdrücken.Eines der nettesten Zitate von ihm finde ich : Gott ist tot ,und mir ist auch schon ganz schlecht.

Kannste das uns Minderbemittelten auch mal gerne erklären, was du daran so super findest?

Schopenhauer
14.10.2017, 00:18
Nietzsche habe ich fleissig gelesen als ich jünger war, so zwischen 16 und 26, aber irgendwann wurde das unbefriedigend und irgendwie spätpubertär. Der Mann hat eine beachtliche Schreibe, der "Zarathustra" ist auch literarisch ein großartiges Werk, das man allein der Sprachgewalt wegen schätzen muss, und Nietzsche ist allein dadurch in der Tat weitaus zugänglich als der kauzige Kant oder der humorlose Hegel, aber mir war das Original - Schopenhauer - dann im Endeffekt doch lieber als der etwas verschwurbelte Epigone. Eins meiner Lieblingszitate von ihm ist "Auch die hohlste Nuß will noch geknackt sein", das ich bei so vielen unpassenden Gelegenheiten verwende, dass meine arme Frau nur noch die Stirn kraus zieht. Trifft auch irgendwie Nietzsches Gesamtphilosophie ganz gut. Ein großartiger Aphoristiker und sehr ideenreich, aber weit davon entfernt ein in sich geschlossenes philosophisches System zu begründen so wie die wirklich Übergroßen seiner Zunft wie Aristoteles, Platon, Spinoza, Hegel oder Kant.

Friedrich Nietzsches 'Entdeckung' der Funktion der Projektion war seine große Entdeckung. Sklavenmoral/Herrenmoral. Siehe: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral.

OttoI
14.10.2017, 00:18
Etwas ähnliches hatten wir schon mal hier.

https://www.politikforen.net/showthread.php?90748-Nietzsche-Aphorismen-zur-Religion&p=3530411&viewfull=1#post3530411

Mir bedeutet er sehr viel, nicht nur wegen dem „Antichrist“, der meine Lieblingsschrift von Nietzsche ist.

Wieso ist der 'Antichrist' deine seine Lieblingsschrift und was ist die Kernaussage dieser Schrift?

OttoI
14.10.2017, 00:24
Friedrich Nietzsches 'Entdeckung' der Funktion der Projektion war seine große Entdeckung. Sklavenmoral/Herrenmoral. Siehe: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral.
Dümmere über noch Dümmere - das Dummgekwatsche von Proleten. Merkt ihr eigentlich nicht mehr wie völlig verblödet ihr seid?

Schopenhauer
14.10.2017, 00:28
Dümmere über noch Dümmere - das Dummgekwatsche von Proleten. Merkt ihr eigentlich nicht mehr wie völlig verblödet ihr seid?

Was quatscht Du mich an, wenn Du nichts kapierst.
Und komme mir nicht mit 'ihr.'
Blöd ist dein Gesabbel.
Alles klar?
Ist ja fürchterlich!

solg
14.10.2017, 00:33
Kennst Du 莊子 (Dschuang-Dse)? Großartiger Philosoph, ca. 300 v. Chr.
Offenbar zog dieser chinesische Freigeist grundsätzlich eine gemeinsame Karusselfahrt um des Pudels Kern einer sachlichen Diskussion vor.


Angenommen, ich disputierte mit dir; du besiegst mich, und ich besiege dich nicht.
Hast du nun wirklich recht?
Hab' ich nun wirklich unrecht?
Oder aber ich besiege dich, und du besiegst mich nicht.
Habe ich nun wirklich recht und du wirklich unrecht?
Hat einer von uns recht und einer unrecht, oder haben wir beide recht oder beide unrecht?
Ich und du, wir können das nicht wissen.
Wenn die Menschen aber in einer solchen Unklarheit sind, wen sollen sie rufen, um zu entscheiden?
Sollen wir einen holen, der mit dir übereinstimmt, um zu entscheiden?
Da er doch mit dir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Oder sollen wir einen holen, der mit mir übereinstimmt? Da er doch mit mir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Sollen wir einen holen, der von uns beiden abweicht, um zu entscheiden?
Da er doch von uns beiden abweicht, wie kann er entscheiden?

Schopenhauer
14.10.2017, 00:36
Offenbar zog dieser chinesische Freigeist grundsätzlich eine gemeinsame Karusselfahrt um des Pudels Kern einer sachlichen Diskussion vor.


Angenommen, ich disputierte mit dir; du besiegst mich, und ich besiege dich nicht.
Hast du nun wirklich recht?
Hab' ich nun wirklich unrecht?
Oder aber ich besiege dich, und du besiegst mich nicht.
Habe ich nun wirklich recht und du wirklich unrecht?
Hat einer von uns recht und einer unrecht, oder haben wir beide recht oder beide unrecht?
Ich und du, wir können das nicht wissen.
Wenn die Menschen aber in einer solchen Unklarheit sind, wen sollen sie rufen, um zu entscheiden?
Sollen wir einen holen, der mit dir übereinstimmt, um zu entscheiden?
Da er doch mit dir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Oder sollen wir einen holen, der mit mir übereinstimmt? Da er doch mit mir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Sollen wir einen holen, der von uns beiden abweicht, um zu entscheiden?
Da er doch von uns beiden abweicht, wie kann er entscheiden?

Also damit kann ich gar nichts anfangen. :?

solg
14.10.2017, 00:40
Also damit kann ich gar nichts anfangen. :?
Dann bist du kein liberaler Freigeist.
Und wenn die Wahrheit niemand kennt, dann gibt es auch keine Freiheit.
Und nu haben wir den Salat.

OttoI
14.10.2017, 00:42
Was quatscht Du mich an, wenn Du nichts kapierst.
Und komme mir nicht mit 'ihr.'
Blöd ist dein Gesabbel.
Alles klar?
Ist ja fürchterlich!

Schuldigung - ich verbessere, merkst DU eigentlich nicht mehr, wie blöd DU bist?

Blöd ist DEINE völlig irrwitzige Darstellung - du hast es nicht drauf - bleib in deiner Küche und selbst da bist du ja heillos überfordert, weshalb du hier
einen auf Großkotz machst. Lern erst mal Kartoffel zu schälen. Wenn du das kannst, dann melde dich mal wieder.

OttoI
14.10.2017, 00:48
Offenbar zog dieser chinesische Freigeist grundsätzlich eine gemeinsame Karusselfahrt um des Pudels Kern einer sachlichen Diskussion vor.


Angenommen, ich disputierte mit dir; du besiegst mich, und ich besiege dich nicht.
Hast du nun wirklich recht?
Hab' ich nun wirklich unrecht?
Oder aber ich besiege dich, und du besiegst mich nicht.
Habe ich nun wirklich recht und du wirklich unrecht?
Hat einer von uns recht und einer unrecht, oder haben wir beide recht oder beide unrecht?
Ich und du, wir können das nicht wissen.
Wenn die Menschen aber in einer solchen Unklarheit sind, wen sollen sie rufen, um zu entscheiden?
Sollen wir einen holen, der mit dir übereinstimmt, um zu entscheiden?
Da er doch mit dir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Oder sollen wir einen holen, der mit mir übereinstimmt? Da er doch mit mir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Sollen wir einen holen, der von uns beiden abweicht, um zu entscheiden?
Da er doch von uns beiden abweicht, wie kann er entscheiden?

Du bist irre. Haste jetzt über das WE Ausgang?

Schopenhauer
14.10.2017, 00:50
Dann bist du kein liberaler Freigeist.
Und wenn die Wahrheit niemand kennt, dann gibt es auch keine Freiheit.
Und nu haben wir den Salat.

Nein, bin ich nicht.
Wieso kennt die Wahrheit (Definition) niemand? Welche Freiheit?
In der Tat. Salat.

Schopenhauer
14.10.2017, 00:51
Schuldigung - ich verbessere, merkst DU eigentlich nicht mehr, wie blöd DU bist?

Blöd ist DEINE völlig irrwitzige Darstellung - du hast es nicht drauf - bleib in deiner Küche und selbst da bist du ja heillos überfordert, weshalb du hier
einen auf Großkotz machst. Lern erst mal Kartoffel zu schälen. Wenn du das kannst, dann melde dich mal wieder.

Hast Du was zum Thema, oder war es das?

OttoI
14.10.2017, 00:54
Hast Du was zum Thema, oder war es das?
Das war es oder noch eine Nachfrage, hast du jemals in deinem Leben eine Kartoffel geschält?

Schopenhauer
14.10.2017, 00:57
Das war es

Habe ich mir schon gedacht.
Wie sollte es auch anders sein, bei diesem irrelevanten Gepöbel.
Ich hoffe, es geht dir jetzt besser. :haha:

OttoI
14.10.2017, 01:01
Habe ich mir schon gedacht.
Wie sollte es auch anders sein, bei diesem irrelevanten Gepöbel.
Ich hoffe, es geht dir jetzt besser. :haha:

Abwarten Euer Gnaden - Euch werde ich noch so vorführen, dass EUCH Euer Lachen noch vergehen wird.

Nachtrag: Das war es oder noch eine Nachfrage, hast du jemals in deinem Leben eine Kartoffel geschält?

Zyankali
14.10.2017, 01:02
der witz ist, eigentlich ist die schale ja garnicht sooo giftig.... :)

gekocht schon mal garnicht...

Schopenhauer
14.10.2017, 01:11
Abwarten Euer Gnaden - Euch werde ich noch so vorführen, dass EUCH Euer Lachen noch vergehen wird.

Das ist langweilig, Zuckerschnäuzchen...
Rot markiert:

Aber DER war echt gut...:lach:

Weite so. Du machst Dich. Ich kann gerade nicht...

OttoI
14.10.2017, 01:21
Das ist langweilig, Zuckerschnäuzchen...
Rot markiert:

Aber DER war echt gut...:lach:

Weite so. Du machst Dich. Ich kann gerade nicht...

Ich finde es immer deprimierend, wenn sich Menschen so peinlich darstellen.
Auch wenn es im unpersönlichen Internet passiert, aber so viel Selbstachtung sollte doch eigentlich jeder Mensch haben- schade
und immer wieder sind es gerade diese, die vorgeben, die Welt selber erfunden zu haben - passt wie Faust auf Auge.

Schopenhauer
14.10.2017, 01:25
Ich finde es immer deprimierend, wenn sich Menschen so peinlich darstellen.
Auch wenn es im unpersönlichen Internet passiert, aber so viel Selbstachtung sollte doch eigentlich jeder Mensch haben- schade
und immer wieder sind es gerade diese, die vorgeben, die Welt selber erfunden zu haben - passt wie Faust auf Auge.

So wie dein Auftritt in diesem ganzen Strang. Stimmt!

Leo Navis
14.10.2017, 07:30
Offenbar zog dieser chinesische Freigeist grundsätzlich eine gemeinsame Karusselfahrt um des Pudels Kern einer sachlichen Diskussion vor.


Angenommen, ich disputierte mit dir; du besiegst mich, und ich besiege dich nicht.
Hast du nun wirklich recht?
Hab' ich nun wirklich unrecht?
Oder aber ich besiege dich, und du besiegst mich nicht.
Habe ich nun wirklich recht und du wirklich unrecht?
Hat einer von uns recht und einer unrecht, oder haben wir beide recht oder beide unrecht?
Ich und du, wir können das nicht wissen.
Wenn die Menschen aber in einer solchen Unklarheit sind, wen sollen sie rufen, um zu entscheiden?
Sollen wir einen holen, der mit dir übereinstimmt, um zu entscheiden?
Da er doch mit dir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Oder sollen wir einen holen, der mit mir übereinstimmt? Da er doch mit mir übereinstimmt, wie kann er entscheiden?
Sollen wir einen holen, der von uns beiden abweicht, um zu entscheiden?
Da er doch von uns beiden abweicht, wie kann er entscheiden?
Durchaus eines der Kapitel ... aber ob es das ist, mit dem man anfangen sollte. Meist fängt man mit dem Schmetterlingstraum an.

Leo Navis
14.10.2017, 07:37
Also damit kann ich gar nichts anfangen. :?
Vielleicht ist das hier zugänglicher.


Buch X Wider die Kultur III

1. Moral als Schutz der großen Räuber

Sich gegen Diebe, die Kisten aufbrechen, Taschen durchsuchen, Kasten aufreißen, dadurch zu sichern, dass man Stricke und Seile darum schlingt, Riegel und Schlösser befestigt, das ist's, was die Welt Klugheit nennt. Wenn nun aber ein großer Dieb kommt, so nimmt er den Kasten auf den Rücken, die Kiste unter den Arm, die Tasche über die Schulter und läuft davon, nur besorgt darum, dass auch die Stricke und Schlösser sicher festhalten. ...
Hier sehen wir bereits wie die Philosophie ZhuangZis entwickelt wird. Wenn ZhuangZi fragt: Warum gibt es Mord? So würde er uns wahrscheinlich sagen, dass Mord aus der übermäßigen Wertschätzung der Menschen für ihr Leben kommt, und die Menschen davon ablassen sollen immer älter werden zu wollen. Streben gilt im Daoismus allgemein als schändlich, der Tod wird gefeiert und besungen. :)

dr-esperanto
14.10.2017, 08:30
Nietzsche war der Philosoph der Nazis und ist erstaunlicherweise auch der Philosoph der Bundesrepublik (und des gesamten Westens) geblieben: Umkehrung der Werte (der Moral), das Böse wurde zum Guten erklärt und das Gute zum Bösen gemacht. Selbstverwirklichung, jeder soll ein Übermensch werden, der wie ein prächtiger Herrscher ein wundervolles Leben führt. Dass dafür die anderen bluten müssen ist nun mal leider nicht zu vermeiden!
Mit einem Wort: er ist die Wurzel allen heutigen Übels und der wahre Antichrist!
Nietzsche war eigentlich gar kein richtiger Philosoph, sondern seine "Philosophie" ist das Bacchantentum, der Dionysoskult, also das rauschhafte Massenerlebnis von Kriegern (so ähnlich wie die primitiven arischen Krieger im Mittleren Orient, die Soma tranken, das möglicherweise aus Fliegenpilzen bereitet wurde, und dann zugedröhnt ihre Blutbäder anrichteten, als sie Indien eroberten). In den Bacchantenzügen, da pulsiere angeblich das Leben. Jeder ernsthafte griechische Philosoph hätte über so eine primitive Lebenseinstellung à la Loveparade den Kopf geschüttelt.....naja, unter Hitler hat man dann diese Bacchantenzüge ja verwirklicht, die raubend und mordernd durch fremde Länder gezogen sind und gerufen haben "wir werden alle Juden töten!"
Man sagt allerdings, Nietzsche habe immer zutiefst den Tod Gottes bedauert, er gilt deshalb als der Frömmste unter den Philosophen. Aber mit Darwin, auf den er sich stützte, sei nunmal bewiesen worden, dass es keinen Gott gebe und damit müsse sich die Menschheit eben abfinden --> daher dann der Übermensch, der selber Gott wird.

Schopenhauer
14.10.2017, 08:34
Umkehrung der Werte (der Moral), das Böse wurde zum Guten erklärt und das Gute zum Bösen gemacht.

Das ist exakt.

Nietzsche
14.10.2017, 09:29
Exakt, der Rest ist... mit meiner Meinung nicht konform.

- Die sogenannten Paradoxien des Autors, ein welchen ein Leser Anstoß nimmt, stehen häufig gar nicht im Buch des Autors, sondern im Kopf des Lesers.

Hier mal ein Zitat und warum ICH seinen Namen als meinen Namen hier im Forum gewählt habe. Ich bin ihm dafür unendlich dankbar, in solchen Augenblicken sieht man nämlich sehr schnell klar:

Der Mensch hat alle seine starken und erstaunlichen Momente nicht gewagt sich anzurechnen, - er hat sie als passiv, als erlitten, als Überwältigungen konzipiert.: die Religion ist eine Ausgeburt des Zweifels an der Einheit der Person, eine alteration der Persönlichkeit-: insofern alles Große und Starke vom Menschen als übermenschlich, als fremd konzipiert wurde, verkleinerte sich der Mensch, - er legte die zwei Seiten, eine sehr erbärmliche und schwache und eine sehr starke und erstaunliche in zwei Sphären auseinander, hieß die erste "Mensch", die zweite "Gott".

Smultronstället II.
14.10.2017, 09:32
Nietzsche war der Philosoph der Nazis und ist erstaunlicherweise auch der Philosoph der Bundesrepublik (und des gesamten Westens) geblieben.

Das stimmt nicht ganz: der Philosoph des Westens ist zweifellos Karl Popper, nach dessem Buch "Die offene Gesellschaft und ihre Feind" sich sogar Soros' Propagandanetzwerk benannt hat. Größenteils zurecht! Allerdings, bei aller berechtigten Kritik an Popper, hat Popper unter "offene Gesellschaft" nie eine Gesellschft mit offenen Grenzen verstanden! Selbst der echte Popper gälte heute als Feind der "Open Society".

Sathington Willoughby
14.10.2017, 10:27
Hi,

Ich hab mal im Studium - lange her - eine Biographie über ihn geschrieben: https://docs.google.com/document/d/1NE2MHZKrEzLvJSPXQB74IW4nJ29su0Bkozcqnl84J_U/edit?usp=sharing (ich nannte sie "Nietzsche's Thug-Life")

Seine Bücher kamen mir eher vor wie Poesie, zumindest das erste was ich von ihm las, Also Sprach Zarathrustra, aber es ist irgendwie trotzdem schön gewesen. Nur halt keine Philosophie im klassischen Sinne. Es war ähnlich wie als ich das erste Mal von de Sade las: Keine Philosophie, dafür halt ... naja, de Sade halt.

Seine anderen Werke hab ich dann später partiell gelesen. Um ehrlich zu sein ging mir sein Wagner bei seinem normalen Buchwerk nach einiger Zeit doch ein wenig auf den Zeiger. Wagner hier, Wagner da. Ich hab mir als ich es las ein wenig Wagner angehört, vielleicht könnte ich den Friedrich besser verstehen, aber naja. Jenseits von Gut und Böse ist ja schon irgendwie Philosophie, und ich find seine Gedankengänge schon smart. Er ist jetzt kein Schopenhauer und will das glaub ich auch gar nicht sein, kein technischer Perfektionist wie Hegel, den ich bis heute zwar lesen kann, aber verstehen tu ich kein Wort, auch ist er kein Augenzuunddurch-Philosoph wie Kant, der ja anscheinend glaubte man müsste den Verstand nur feingliedrig genug auseinander- und wieder zusammenbasteln, um es verstehen zu können, zudem sind seine Texte ja auch ohne Handbuch problemlos verstehbar, was ihn sicherlich zu einem der zugänglicheren Philosophen des 20. Jahrhunderts macht.

Seine Kritik am Christentum famos, sein "Antichrist" der blanke Wahnsinn.

Hier also der Zarathrustra: http://www.pileface.com/sollers/pdf/Zarathustra.pdf

Grüße,
Leo

Ich habe eine Sammlung in sechs Bänden von seinen Thesen und Werken. Ich mag Nietzsche, er hatte in einigen Punkten einen guten Durchblick und Weitsicht.
Seinen Übermenschen aber teile ich nicht, denn dieser ist ein Individuum, eine Soloexistenz, frei von sozialen Bindungen, und gerade diese machen einen Menschen aus.
Sein Übermensch ist somit eher ein Untermensch, auch wenn er als Einzelwesen perfekt sein mag.

mabac
14.10.2017, 11:31
Wieso ist der 'Antichrist' deine seine Lieblingsschrift und was ist die Kernaussage dieser Schrift?

Diese Schrift hat mir geholfen, die Augen zu öffnen. Kernaussage? :D


Ich heiße das Christentum den einen großen Fluch, die eine große innerlichste Verdorbenheit, den einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist – ich heiße es den einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit...
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Der+Antichrist/61-62

mabac
14.10.2017, 12:00
Seinen Übermenschen aber teile ich nicht, denn dieser ist ein Individuum, eine Soloexistenz, frei von sozialen Bindungen, und gerade diese machen einen Menschen aus.
Sein Übermensch ist somit eher ein Untermensch, auch wenn er als Einzelwesen perfekt sein mag.

Sie haben scheinbar diesen Begriff missverstanden oder entsprechende Passagen überlesen.


Das Wort »Übermensch« zur Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgeratenheit, im Gegensatz zu »modernen« Menschen, zu »guten« Menschen, zu Christen und andren Nihilisten – ein Wort, das im Munde eines Zarathustra, des Vernichters der Moral, ein sehr nachdenkliches Wort wird – ist fast überall mit voller Unschuld im Sinn derjenigen Werte verstanden worden, deren Gegensatz in der Figur Zarathustras zur Erscheinung gebracht worden ist: will sagen als »idealistischer« Typus einer höheren Art Mensch, halb »Heiliger«, halb »Genie«...
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Ecce+Homo/Warum+ich+so+gute+B%C3%BCcher+schreibe

Leo Navis
14.10.2017, 12:05
Das ist exakt.
Find ich gar nicht so sehr.

Was bei Nietzsche als gut - also als herrisch - gilt, sind Werte wie Individualismus. Bei Nietzsche ist die Welt unterteilt in Schafe (Sklaven) und in Adler (Herren): Die Adler können die Schafe reißen. Nun sind die meisten aber Schafe und so haben sie verkündet: Es ist schlecht, uns Schafe zu reißen. Es ist gut, ein schafiges Leben zu führen (und das wäre bei Nietzsche dann eben das übliche Christenleben), und das Adlersein repräsentiert das Böse.

Nietzsche sagt nun, dass das so nicht gehalten werden kann, und sowohl Schafsein als auch Adlersein gestattet sein muss. Er stellt dabei einfach nur infrage, ob die Christenmoral, die Schafmoral, die auch als "Sklavenmoral" bezeichnet wird, tatsächlich die Sinnvolle ist.

Dabei nie vergessen: Auch Nietzsche war ein bisschen wahnsinnig und deshalb müssen seine Lehren nicht immer vollständig im Kanon stehen. Der Übermensch passt in diese Moral-Analogie, die ich aus Jenseits von Gut und Böse entnehme, nicht.

Was meine lieben Mitmenschen aus Nietzsche gemacht haben muss wohl mit dem Geist der Zeit verziehen werden.

Sathington Willoughby
14.10.2017, 12:20
Sie haben scheinbar diesen Begriff missverstanden oder entsprechende Passagen überlesen.


http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Ecce+Homo/Warum+ich+so+gute+B%C3%BCcher+schreibe
sag och doch. keinerlei Reflexion über die soziale Einbindung, der Übermensch lebte einsam in einer Höhle, fernab von Anderen.

mabac
14.10.2017, 12:31
Nietzsche war der Philosoph der Nazis und ist erstaunlicherweise auch der Philosoph der Bundesrepublik (und des gesamten Westens) geblieben: Umkehrung der Werte (der Moral), das Böse wurde zum Guten erklärt und das Gute zum Bösen gemacht. Er war weder der Philosph des Nationionalsozialismus und noch der Bundesrepublik. Sicher wollten einige Nationalsozialisten Nietzsche für sich vereinnahmen, dass er aber der Philosoph der Bundesrepublik und gar des Westens sein soll, ausgerechnet in Zeiten der Herrschaft des Übermitleids, ist eine Manifestation krankhafter Dummheit.


Man sagt allerdings,

Sie kennen also Nietzsche nur vom Hörensagen! :D Sehr interessant! :D

Bari
14.10.2017, 12:33
Das Problem mit Nietzsche ist, dass seine Metaphysik - vollständiger Determinismus und Ewige Wiederkunft - nicht mit einer Willens- und Übermenschenidee vereinbar sind.

Seine ganze Philosophie bleibt in ihren tragenden Prämissen widersprüchlich. Allerdings war er als Psychologe hellsichtig und hat schon einiges zu bieten.

Dass er allerdings vieles Max Stirne zu verdanken hat, das verschwieg er lieber. "http://www.lsr-projekt.de/nietzsche.html


Eine tiefsichtige Einschätzung zu Nietzsche kam vom Philosoph Ludwig Klages:
http://www.bilder-upload.eu/thumb/6b25fb-1507981094.jpg (http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=6b25fb-1507981094.jpg)

solg
14.10.2017, 12:43
Durchaus eines der Kapitel ... aber ob es das ist, mit dem man anfangen sollte. Meist fängt man mit dem Schmetterlingstraum an.
Wer soll das entscheiden womit man meist anfängt?
Sollst du das entscheiden?
Oder soll ich das entscheiden?
Und wenn wir schon in so einer Unklarheit sind, wen sollen wir rufen, um zu entscheiden?
Jemanden, der dir Recht gibt oder jemanden, der mir Recht gibt?
Und wenn er dann mit einem von uns übereinstimmt, wie kann er dann entschieden haben?

Du siehst also, das ist alles nicht so einfach, wie du dir das grad mal so vorstellst.

Schopenhauer
14.10.2017, 12:50
Das Problem mit Nietzsche ist, dass seine Metaphysik - vollständiger Determinismus und Ewige Wiederkunft - nicht mit einer Willens- und Übermenschenidee vereinbar sind.

Seine ganze Philosophie bleibt in ihren tragenden Prämissen widersprüchlich. Allerdings war er als Psychologe hellsichtig und hat schon einiges zu bieten.

Dass er allerdings vieles Max Stirne zu verdanken hat, das verschwieg er lieber. "http://www.lsr-projekt.de/nietzsche.html


Eine tiefsichtige Einschätzung zu Nietzsche kam vom Philosoph Ludwig Klages:
http://www.bilder-upload.eu/thumb/6b25fb-1507981094.jpg (http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=6b25fb-1507981094.jpg)

Ludwig Klages, Max Stirner. Ja. Die Lektüre ist unerlässlich.
Darüber hinaus die Wortbedeutungen, nebst Herleitungen zentraler Begriffe.
In erster Linie war er Philologe, außerdem ist ein philosophisches Lexikon unerlässlich.
Es funktioniert nicht ohne Definitionen, wie bei jeder Disziplin.

mabac
14.10.2017, 12:51
sag och doch. keinerlei Reflexion über die soziale Einbindung, der Übermensch lebte einsam in einer Höhle, fernab von Anderen.

Der Widerpart des Übermenschen sitzt z.B. in der Gestalt der Mitleidskanzlerin im Kanzleramt. Verstehen Sie jetzt, was Nietzsches Übermensch ist?

Daggu
14.10.2017, 14:21
Nietzsche war der Philosoph der Nazis und ist erstaunlicherweise auch der Philosoph der Bundesrepublik (und des gesamten Westens) geblieben: Umkehrung der Werte (der Moral), das Böse wurde zum Guten erklärt und das Gute zum Bösen gemacht. Selbstverwirklichung, jeder soll ein Übermensch werden, der wie ein prächtiger Herrscher ein wundervolles Leben führt. Dass dafür die anderen bluten müssen ist nun mal leider nicht zu vermeiden!
Mit einem Wort: er ist die Wurzel allen heutigen Übels und der wahre Antichrist!
.

Kann man das christlichen Kulturkanibalismus nennen?

Diktaturen haben schon immer die größten Söhne der Deutschen für sich missbraucht und völkisch vereinnahmt. Goethe und Hölderlin wurden immer wieder im Delirium des Nationalsozialismus missbraucht und umgedeutet. Goebbels beschäftigte sich nicht nur intensiv mit Nietzsche, sondern innerhalb seines germanischen Kulturkrampfes fanden auch immer wieder Goethe und Hölderlin "Verwendung".
Übrigens in der kulturellen Phänomenologie der Merkeldiktatur ist Nietzsche eher eine Persona non grata, Goethe natürlich der Ideengeber und Wegbereiter einer gesamteuropäischen Kultur, und Schiller Ode an die Freiheit ist die Hymne der Europäische Union, da bleiben dann keine Fragen mehr über den politischen Missbrauch deutscher Kulturgrößen.

Und Goethe hat man zu einem Vorläufer und Kämpfer für eine gesamteuropäischer Kultur degardiert, ein Demokrat und Gutmensch vor dem Herrn und unter den Kommunisten waren Heine, Büchner und Kleist die gutmenschlichen Vorläufer der Sozialismus.

So kann man mit den Dichtern und Philosophen in der jeweils herrschenden Diktatur machen was man will, deinen lieben Gott hat man ja auch gerne einmal zum strammsten aller völkischen Panzergrenadiere gemacht, "Gott mit uns" zierte die Koppelschlösser der Landser, allerdings war dann Gott wohl doch nicht mit den Deutschen.

Hier haben viele User schon viel Kluges über Nietzsche geschrieben, außer du, mit deinen neurotisch sprudelnden, christlichen Narrativen solltest bei deinem Mythegöttern verweilen, denn wenn christliche Fundamentalisten und Fanatiker über Nietzsche schreiben, dann bleibt kein Auge mehr trocken,


Mit einem Wort: er ist die Wurzel allen heutigen Übels und der wahre Antichrist!

Da gab es Philosophen die den christlichen Aberglauben viel eleganter entlarvten, aber B. Russel kann ich dir hier gewiss nicht empfehlen, denn Philosophie ist immer auch Existenzerhellung und da du schon enorme Schwierigkeiten hast, dich in der normalen Existenz des Homo sapiens zu begreifen, so bleibe besser bei dem frommen Geschmetter deiner Psalmen.

Bleibt an die User eine Frage, Nietzsche war ein der größten Meister deutscher Sprache, war Nietzsche nun mehr ein dichtender Philosoph oder ein philosophischer Dichter?

Raffen wir von jeder Blume
Eine Blüte uns zum Ruhme
Und zwei Blätter noch zum Kranz!
Tanzen wir gleich Troubadouren
Zwischen Heiligen und Huren,
Zwischen Gott und Welt den Tanz!

Wer nicht tanzen kann mit Winden,
Wer sich wickeln muß mit Binden,
Angebunden, Krüppel-Greis,
Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen,
Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen,
Fort aus unsrem Paradeis!
(Nietzsche, An den Mistral)

Affenpriester
14.10.2017, 19:52
Hilfe zur Selbsthilfe.

https://pbs.twimg.com/media/C8YsLbKU0AAC3Rw.jpg

Sitting Bull
14.10.2017, 22:04
Kannste das uns Minderbemittelten auch mal gerne erklären, was du daran so super findest?

Was soll der Quatsch mit Minderbemittelten ?
Das enntscheidet jeder für sich allein.Kommt im Zarathustra vor.Ein Buch für alle und keinen , wie der Untertitel es so schön aussagt.Kann man auch als kindliche Projektion auf einen Gott bezeichnen.
Die Nietzsche-Erklärer ziehen auch große Bögen über Schlegel,Novalis,Hölderlin etc.
Ernst Bloch und Martin Heidegger waren da sehr intensiv.

Bei den Geschichten über die griechische Mythologie fand er wohl den Sohn von Zeus und Semele am interessantesten.Wohl weil Dionysos der 3 x Geborene sein soll.
Wahrscheinlich ist die Geschichte darüber in griechisch spannender , da Nietzsche halt Prof.für griechisch und latein war.

Richtig verstehen werden wohl die wenigsten Zeitgenossen einen Nietzsche-dies werde ich mir auch nicht anmaßen.

Nietzsche
15.10.2017, 06:32
Die höchste Form des Menschen sieht Nietzsche im schaffenden Menschen und nicht im zerstörenden. Von daher ist der Übermensch einfach nur über den jetzigen Menschen hinausgewachsen, was man auch in einigen Passagen lesen kann. Er soll über sich stehen, immer weiter gehen, er soll nicht aufhören zu streben, er soll dabei über alte Gewohnheiten und Pressformen gehen, immer weiter nach oben. Dabei ist die höchste Form eine erhobene Position über den Anderen, ohne sie für seine Zwecke zu nutzen, sondern über sie zu steigen wenn sie stillstehen.

Da passt das Sprichwort: "Über Leichen gehen", aber in einer völlig anderen Bedeutung. Nicht über denkende, fühlende, sich entwickelnde Menschen. Sondern über tote Körper und Geister, die einfach überwunden werden müssen bevor man sich selber zu den Leichen gesellen soll.

Für Zarathustra war auch jeder Mensch gleich und er hat auch ab und an die Nähe von Menschen ertragen/genossen. Er benötigte sie und ihre Moral/Ethik nur nicht für sich selbst. Was ein anzustrebendes Ziel ist. Was nützt die beste Ordnung, wenn sie falsch ist?

Leila
15.10.2017, 08:19
[…]

Sehr lieber Leo Navis,

ich danke Dir herzlich für die Erstellung dieses Stranges.

Ich mutmaße, daß Dir die Bedeutung des Begriffs „Namedropping“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Namedropping) bekannt ist.

Bedenke, daß ich Dir heute als alte Frau mitteile, wie ich einst als junge Frau dachte (ich verschone Dich also vor meiner ‚Altersweisheit‘, die von manchen für die Dummheit einer ausgetrockneten verknöcherten Ewiggestrigen gehalten wird). – Im nächsten Absatz schreibe ich rückblickend in der Gegenwartsform, also längst Vergangenes als Gegenwärtigkeit. Den aufgeführten Namen füge ich keine Verweise hinzu. – Nur eine Vorbemerkung noch: Ich nenne nur die Namen deutschsprachiger Dichter und Philosophen.

Wilhelm Busch ist der Ursprung meiner Wahrheitssuche. Er weist mich auf Arthur Schopenhauer hin.*
Ich genieße das Privileg, wählen dürfen: Als Kindergärtnerin kann ich mich mir ganz gut vorstellen.
Ein Freund empfiehlt mir die Lektüre eines Buches: Die „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ Friedrich Nietzsches. Besonders gefällt mir das Kapitel „Schopenhauer als Erzieher.“
Und schon bin ich mittendrin in der deutschen Philosophie.
Eines jeden Namen, der von den beiden Vorgenannten gelobt oder getadelt wird, merke ich mir, um eines Tages imstande zu sein, ein eigenes Urteil zu fällen.

Dich herzlich grüßend

Leila

*
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d7/Arthur_Schopenhauer_by_Wilhelm_Busch.jpeg
Bildherkunft (https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schopenhauer)

Daggu
15.10.2017, 08:35
Die höchste Form des Menschen sieht Nietzsche im schaffenden Menschen und nicht im zerstörenden.

Heilige Kühe:

„Zu einem Heiligen trat ein Mann, der ein eben geborenes Kind in seinen Händen hielt. ‚Was soll ich mit dem Kinde machen?‘ fragte er, ‚es ist elend, mißgestaltet und hat nicht genug Leben, um zu sterben.‘ ‚Töte es‘, rief der Heilige mit schrecklicher Stimme … viele tadelten den Heiligen, weil er zu einer Grausamkeit geraten hatte … ‚Aber ist es nicht grausamer, es leben zu lassen?‘, sagte der Heilige.“
(Nietzsche, WzM)

Dazu noch ein interessanter Text von dem Religionspädagogen Ernst Thrändorf:

„wenn man leistungsfähige Menschen zugunsten völlig leistungsunfähiger Menschen verkommen lasse … Der Berliner Theologieprofessor Titius … befindet es für richtig, die ‚Idioten‘ ebenso zu beseitigen, ‚wie irgendwelche sonstige, die Aufgabe störende Naturkeime‘. Der Heidelberger Theologieprofessor Ludwig Lemme meint, der einzelne Christ dürfe nicht töten, eine Staatsbehörde habe aber das Recht, … ‚unterwertiges‘ Leben … auszulöschen“, macht allerdings „die Tötung der Geisteskranken davon abhängig, ob die Auszumerzenden ein Seelenleben haben, das zur Religiosität fähig ist“.

Also unwertiges Leben darf man nur töten, wenn diese - kein Seelenleben haben, das zur Religiosität fähig ist. Mag ein Christ, auf gut deutsch - noch so blöde sein, aber er glaubt an Gott und ist somit entschuldigt.

Sagt ein Theologieprofessor. Das würde vieles wenn nicht alles erklären.

Leo Navis
15.10.2017, 16:51
Sehr passend dazu auch, dass wir uns alle immer so wunderschön einig darüber werden, wer denn nun gesund und wer als geisteskrank zu bezeichnen sei, wessen Arbeit Früchte nun "Leistung" repräsentieren und welche keine, ja, das sind alles ganz klare objektive Maßstäbe.

"Bevor man sich eine Depression diagnostiziert, sollte man erst mal feststellen, ob man nicht von Arschlöchern umgeben ist", soll der Psychatrie-Vater Freud einmal gesagt haben.

Daggu
15.10.2017, 17:22
Sehr passend dazu auch, dass wir uns alle immer so wunderschön einig darüber werden, wer denn nun gesund und wer als geisteskrank zu bezeichnen sei, wessen Arbeit Früchte nun "Leistung" repräsentieren und welche keine, ja, das sind alles ganz klare objektive Maßstäbe.

"Bevor man sich eine Depression diagnostiziert, sollte man erst mal feststellen, ob man nicht von Arschlöchern umgeben ist", soll der Psychatrie-Vater Freud einmal gesagt haben.

Dabei fällt mir gerade Robert Musil ein:

".... denn was einen Gesunden von einem Geisteskranken unterscheidet, ist doch gerade, das der Gesunde alle Geisteskrankheiten hat, und der Geisteskranke nur eine".
(Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)

Wenn Bücher, Dichter und Schriftsteller auch immer zutiefst persönliche Wegmarkierungen und Landkarten unserer menschlicher Erfahrung und unserer Lebenswege sind, aber auch die Bruch und Zerreißstellen unsereres Gewissens und unseres Vertrauens, so würde ich Nietzsche als Einstieg in die Philosophie keinem Menschen empfehlen. Eben weil Nietzsche auch immer ein Dichter-Philosoph der Dekadenz war, von den verschiedensten Ideologien und Ismen nicht wirklich missbraucht, sondern einfach nur in Gebrauch genommen.

Der ängstliche Adler, so der Titel eines der besten Nietzsche-Biographien überhaupt, Werner Ross führte hier die Feder, und vielleicht passt dieses - der ängstliche Adler auf Nietzsche Leben und Wirken am besten.

Ich verlinke das Buch, weil es eine wirklich lesenswerte Biographie ist, ohne die staatsräsonalen Befindlichkeiten moderner Zeigefingerei:

https://www.amazon.de/%C3%A4ngstliche-Adler-Friedrich-Nietzsches-Leben/dp/3924592241

Krabat
15.10.2017, 17:26
Kann man das christlichen Kulturkanibalismus nennen?...

Kannibalismus schreibt man mit zwei "n".

Daggu
15.10.2017, 17:35
Kannibalismus schreibt man mit zwei "n".

Was mir völlig einerlei ist. Das Thema ist hier Nietzsche:

Hiermit bin ich am Schluß und spreche mein Urtheil. Ich verurtheile das Christenthum, ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je ein Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Corruptionen, sie hat den Willen zur letzten auch nur möglichen Corruption gehabt. Die christliche Kirche ließ Nichts mit ihrer Verderbniß unberührt, sie hat aus jedem Werth einen Unwerth, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht. Man wage es noch, mir von ihren »humanitären« Segnungen zu reden! Irgend einen Nothstand abschaffen gieng wider ihre tiefste Nützlichkeit: sie lebte von Nothständen, sie schuf Nothstände, um sich zu verewigen...

Der Wurm der Sünde zum Beispiel: mit diesem Nothstande hat erst die Kirche die Menschheit bereichert! – Die »Gleichheit der Seelen vor Gott«, diese Falschheit, dieser Vorwand für die rancune aller Niedriggesinnten, dieser Sprengstoff von Begriff, der endlich Revolution, moderne Idee und Niedergangs-Princip der ganzen Gesellschafts-Ordnung geworden ist, – ist christlicher Dynamit... »Humanitäre« Segnungen des Christenthums!
Aus der humanitas einen Selbst-Widerspruch, eine Kunst der Selbstschändung, einen Willen zur Lüge um jeden Preis, einen Widerwillen, eine Verachtung aller guten und rechtschaffnen Instinkte herauszuzüchten! Das wären mir Segnungen des Christenthums! – Der Parasitismus als einzige Praxis der Kirche; mit ihrem Bleichsuchts-, ihrem »Heiligkeits«-Ideale jedes Blut, jede Liebe, jede Hoffnung zum Leben austrinkend: das Jenseits als Wille zur Verneinung jeder Realität; das Kreuz als Erkennungszeichen für die unterirdischste Verschwörung, die es je gegeben hat, – gegen Gesundheit, Schönheit, Wohlgerathenheit, Tapferkeit, Geist, Güte der Seele, gegen das Leben selbst ...

Also immer mit der Ruhe und wie wäre es mit einem "Erlösersteak" zur Aufmunterung? Katholiken uneins: Wann wird die Hostie zum Leib Christi? Der Weg zum Erlösersteak!


https://hpd.de/artikel/weg-zum-erloesersteak-14534

Leo Navis
15.10.2017, 17:40
Dabei fällt mir gerade Robert Musil ein:

".... denn was einen Gesunden von einem Geisteskranken unterscheidet, ist doch gerade, das der Gesunde alle Geisteskrankheiten hat, und der Geisteskranke nur eine".
(Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)

Wenn Bücher, Dichter und Schriftsteller auch immer zutiefst persönliche Wegmarkierungen und Landkarten unserer menschlicher Erfahrung und unserer Lebenswege sind, aber auch die Bruch und Zerreißstellen unsereres Gewissens und unseres Vertrauens, so würde ich Nietzsche als Einstieg in die Philosophie keinem Menschen empfehlen. Eben weil Nietzsche auch immer ein Dichter-Philosoph der Dekadenz war, von den verschiedensten Ideologien und Ismen nicht wirklich missbraucht, sondern einfach nur in Gebrauch genommen.

Der ängstliche Adler, so der Titel eines der besten Nietzsche-Biographien überhaupt, Werner Ross führte hier die Feder, und vielleicht passt dieses - der ängstliche Adler auf Nietzsche Leben und Wirken am besten.

Ich verlinke das Buch, weil es eine wirklich lesenswerte Biographie ist, ohne die staatsräsonalen Befindlichkeiten moderner Zeigefingerei:

https://www.amazon.de/%C3%A4ngstliche-Adler-Friedrich-Nietzsches-Leben/dp/3924592241
Ist bei mir auf der Liste.

Als Einstieg würde ich tatsächlich Schopenhauer empfehlen. Einfache, nachvollziehbare Gedankengänge, interessante Themen, Humor. Er scheint tatsächlich für den Leser zu schreiben, was bei Philosophen ja doch eher die Ausnahme ist. ;) Wobei Kant beispielsweise wahrscheinlich einfach nur zu vergeistigt war, um es so zu schreiben, dass man es ohne Echauffrier-Werkzeug lesen kann - aber Hegel muss ich da doch auch Absicht unterstellen. Ich hoffe ich tue ihm nicht Unrecht damit. ^^

Daggu
15.10.2017, 17:43
Ist bei mir auf der Liste.

Als Einstieg würde ich tatsächlich Schopenhauer empfehlen. Einfache, nachvollziehbare Gedankengänge, interessante Themen, Humor.

Wird von vielen als "Einstiegs-Philosoph" empfohlen, von mir auch, vielleicht noch Platon, alles nur nicht Kant und Hegel, oder Heidegger!

Leo Navis
15.10.2017, 17:45
Wird von vielen als "Einstiegs-Philosoph" empfohlen, von mir auch, vielleicht noch Platon, alles nur nicht Kant und Hegel, oder Heidegger!
Platon ist auch super, das stimmt. Und zwar alles, was ich bisher von ihm lesen durfte.

Die alten Griechen kennenlernen ist sowieso immer eine gute Idee. Wobei ich Aristoteles nun wirklich sterbenslangweilig fand ... aber er hat es glaube ich auch nicht als seinen Job verstanden, zu unterhalten. ;)

Daggu
15.10.2017, 17:46
Ist bei mir auf der Liste.

Wobei Kant beispielsweise wahrscheinlich einfach nur zu vergeistigt war, um es so zu schreiben, dass man es ohne Echauffrier-Werkzeug lesen kann

Manche meinen auch, Kant musste so schreiben, den die christlichen Moralienhüter als Zensoren hatten ihn schon oft denunziert. Aber ohne Kant geht am ende nichts. Dieser tapfere Mann hat vieles endgültig formuliert.

Leo Navis
15.10.2017, 17:49
Manche meinen auch, Kant musste so schreiben, den die christlichen Moralienhüter als Zensoren hatten ihn schon oft denunziert. Aber ohne Kant geht am ende nichts. Dieser tapfere Mann hat vieles endgültig formuliert.
Und dabei nebenbei Gott beweisen wollen ... gleich mehrmals. ;)

Hume und Popper sind auch auf jeden Fall eine Erwähnung wert. Wobei die beiden schon ein Stück weit austauschbar sind: Kennt man den einen, muss man den anderen nicht mehr lesen. ;-) Aber natürlich nur ein Stück weit.

Hach, über die Jahre gab es so viele schlaue Köpfe - unmöglich sie alle aufzuzählen! Auch unter den Christen, Thomas Morus zum Beispiel las ich gern. Erinnerte ein wenig an Platon, und nie wusste man bei seiner Utopia, ob wir nicht doch gerade in eine Dystopia gestolpert sind. :D

Daggu
15.10.2017, 17:50
Platon ist auch super, das stimmt. Und zwar alles, was ich bisher von ihm lesen durfte.

Die alten Griechen kennenlernen ist sowieso immer eine gute Idee. Wobei ich Aristoteles nun wirklich sterbenslangweilig fand ... aber er hat es glaube ich auch nicht als seinen Job verstanden, zu unterhalten. ;)

Vielleicht noch die Vorsokratiker, da begreift man dann, das die christlichen Schreiberlinge alles kopierten, was ihnen so unter die Finger kam, nicht nur im Hinblick auf das alte Testament.

Daggu
15.10.2017, 17:54
Und dabei nebenbei Gott beweisen wollen ... gleich mehrmals. ;)

Hume und Popper sind auch auf jeden Fall eine Erwähnung wert. Wobei die beiden schon ein Stück weit austauschbar sind: Kennt man den einen, muss man den anderen nicht mehr lesen. ;-) Aber natürlich nur ein Stück weit.

Hach, über die Jahre gab es so viele schlaue Köpfe - unmöglich sie alle aufzuzählen! Auch unter den Christen, Thomas Morus zum Beispiel las ich gern. Erinnerte ein wenig an Platon, und nie wusste man bei seiner Utopia, ob wir nicht doch gerade in eine Dystopia gestolpert sind. :D

Bertrand Russell ist für mich eine der edelsten und menschlichsten Philosophen, auch von seiner humanistischen Vita her, wir alle kennen Russels Teekanne:

Wenn ich behaupten würde, dass es zwischen Erde und Mars eineTeekanne aus Porzellan gäbe, welche auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreise, so könnte niemand meineBehauptung widerlegen, vorausgesetzt, ich würde vorsichtshalber hinzufügen, dass diese Kanne zu klein sei, umselbst von unseren leistungsfähigsten Teleskopen entdeckt werden zu können. Aber wenn ich nun weiterhin auf demStandpunkt beharrte, meine unwiderlegbare Behauptung zu bezweifeln sei eine unerträgliche Anmaßung menschli-cher Vernunft, dann könnte man zu Recht meinen, ich würde Unsinn erzählen. Wenn jedoch in antiken Büchern dieExistenz einer solchen Teekanne bekräftigt würde, dies jeden Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und in die Köpfeder Kinder in der Schule eingeimpft würde, dann würde das Anzweifeln ihrer Existenz zu einem Zeichen von Exzentri-zität werden. Es würde dem Zweifler, in einem aufgeklärten Zeitalter, die Aufmerksamkeit eines Psychiaters oder, ineinem früheren Zeitalter, die Aufmerksamkeit eines Inquisitors einbringen.“

Leo Navis
15.10.2017, 18:09
Vielleicht noch die Vorsokratiker, da begreift man dann, das die christlichen Schreiberlinge alles kopierten, was ihnen so unter die Finger kam, nicht nur im Hinblick auf das alte Testament.
Kopierten? Naja, das war ja das Tagewerk der Mönche.

War nicht die Sichtweise in etwa die, dass Gott sich bereits durch die Bibel offenbart habe, das Ende der Welt sowieso kurz bevor stehe (man ging ja von 1000 aus), und man dementsprechend eher darauf achten sollte, ein gottgefällies Leben zu führen um nicht in die Hölle zu kommen, als sich schlauzulesen? Tat man's dann doch durfte man sich glaube ich nicht selten den Vorwurf der Häresie im besten Falle nur anhören, im schlechtesten schlimmeres.

Viele heidnische durch die Christen unterworfene Völker waren dem Christentum ja auch in bestimmten Gebieten (bspw Medizin) weit voraus, obgleich sie als Barbaren galten; diese Wissenschaft musste dann häufig aber "unter der Hand" durchgeführt werden, da sie sich auf Geister und alte Götter berief, um funktionieren zu wollen (funktionierte natürlich auch ohne, aber das ist ja nicht der Punkt).

Das Mittelalter galt halt nicht ohne Grund als dunkel. ;)

Leo Navis
15.10.2017, 18:10
Bertrand Russell ist für mich eine der edelsten und menschlichsten Philosophen, auch von seiner humanistischen Vita her, wir alle kennen Russels Teekanne:

Wenn ich behaupten würde, dass es zwischen Erde und Mars eineTeekanne aus Porzellan gäbe, welche auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreise, so könnte niemand meineBehauptung widerlegen, vorausgesetzt, ich würde vorsichtshalber hinzufügen, dass diese Kanne zu klein sei, umselbst von unseren leistungsfähigsten Teleskopen entdeckt werden zu können. Aber wenn ich nun weiterhin auf demStandpunkt beharrte, meine unwiderlegbare Behauptung zu bezweifeln sei eine unerträgliche Anmaßung menschli-cher Vernunft, dann könnte man zu Recht meinen, ich würde Unsinn erzählen. Wenn jedoch in antiken Büchern dieExistenz einer solchen Teekanne bekräftigt würde, dies jeden Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und in die Köpfeder Kinder in der Schule eingeimpft würde, dann würde das Anzweifeln ihrer Existenz zu einem Zeichen von Exzentri-zität werden. Es würde dem Zweifler, in einem aufgeklärten Zeitalter, die Aufmerksamkeit eines Psychiaters oder, ineinem früheren Zeitalter, die Aufmerksamkeit eines Inquisitors einbringen.“
An schlauen Ideen fällt mir noch "Occam's Razor" ein.

Daggu
15.10.2017, 18:13
Kopierten? Naja, das war ja das Tagewerk der Mönche.


Kennst du den ägyptischen Horus Mythos?


Das Mittelalter galt halt nicht ohne Grund als dunkel

Unsere Zeit empfinde ich, in gewissen Hinblicken, nicht gerade unbedingt als "hell". Und ob die Menschen heute....

Leo Navis
15.10.2017, 19:08
Kennst du den ägyptischen Horus Mythos?
... noch nicht ;)


Unsere Zeit empfinde ich, in gewissen Hinblicken, nicht gerade unbedingt als "hell". Und ob die Menschen heute....
Ha! Flat Earth all around the Globe, die Dinosarier waren erlogen und gab's gar nicht, oder auf was nächstes die verrückten Christen in den USA wohl kommen werden.

ich sehe es so: In allen Zeitaltern gab es helle Geister und nicht so helle. Bei welcher Epoche wir nun gerade die Geister in einer Position fanden, in der sie Dinge schreiben konnten, durch die sie ihrem Genius gebührend Freilauf lassen konnten (oder ob sie überhaupt in Gesellschaften landeten, in denen diese Art von Feingeisterei überhaupt geschätzt wird, oder ob nicht in einem Kriegerstamm, in dem sie den Willen des Kriegsgotts Jarovit oder was-weiß-ich deuten durften), das obliegt und oblag alleine dem Zufall; wir haben ja meistens speziell in Physik und Philosophie eine Häufung von bedeutenden Entdeckungen auf bestimmte Zeitbereiche, und davor und danach dann zwar immer noch etwas, aber eben nicht mehr eine solche Häufung.

In China zum Beispiel fällt dieser Bereich in einen ähnlichen wie Platon, und das aus dem Grund, dass diese Zeit von streitenden Reichen in China beherrscht wurden, die alle nach dem "Schlüssel" suchten, China geeint zu regieren, dementsprechend wurde die Arbeit der Philosophen in dieser Zeit eben auch geschätzt; ebenso die Zeit nach 1800, in dem die Nationalreiche entstanden, und es nach den Griechen muss man schon sagen das erste Mal wieder einigermaßen erlaubt war frei zu sprechen ohne dafür befürchten zu müssen den Kopf abgeschlagen zu bekommen.

Heutzutage ist natürlich nicht die Zeit der großen Philosophen oder der großen Physiker. An Physikern haben wir entweder nur noch vertrottelte Witzfiguren, die entweder Entertainer spielen (Greene, das aber gut!) oder mit wissenschaftlich irrelevanten persönlich motivierten Klauseln um sich werfen (Es gbt keinen Gott. - Hawkins), oder aber das alte aufarbeiten und an die nächste Generation weitergeben, aber diese Namen werden niemals groß werden; kurz, die Zeit der großen Würfe in der Physik scheint fürs erste vorbei.

Und mit der Philosophie sieht es ja ähnlich aus. Klar, sowas wie Precht wird trotzdem irgendwo noch gerne gelesen, und bei sicherlich nicht jedem geht es sofort von einem Ohr aus dem anderen wieder heraus, aber Precht wird sich wahrscheinlich weltgeschichtlich nicht in einer Reihe mit Kant oder Platon sehen dürfen, obgleich ich ihn schätze ... manchmal.

Wir sind ja auch irgendwo auf dem Nullpunkt angekommen. Es geht nicht mehr wirklich voran, die Industrailisierung ist vorbei, wenn wir sie weiterpushen zerstören wir den Planeten; also müssen wir zurück, unseren Fortschrittsglauben aufgeben, und dass wir das müssen haben Leute wie Nietzsche eben schon im 19. Jahrhundert erkannt (und ist Menschen wie Dschuang-Dse schon im 3. Jahrhundert v. Chr. bekannt gewesen), wir brauchen nicht noch mehr Menschen die philosophisch mit dem Zeigefinger wedeln, das machen die Politiker schon genug, was braucht's da noch uns Philosophen.

Aber im Kleinen macht's dann halt doch jeder für sich selber. Und so wird's dann doch wieder heller. Aber ich sehe das Dunkle ehrlich gesagt gar nicht als schlecht an.

Daggu
15.10.2017, 19:24
Wir sind ja auch irgendwo auf dem Nullpunkt angekommen. Es geht nicht mehr wirklich voran, die Industrailisierung ist vorbei, wenn wir sie weiterpushen zerstören wir den Planeten; also müssen wir zurück, unseren Fortschrittsglauben aufgeben, und dass wir das müssen haben Leute wie Nietzsche eben schon im 19. Jahrhundert erkannt (und ist Menschen wie Dschuang-Dse schon im 3. Jahrhundert v. Chr. bekannt gewesen), wir brauchen nicht noch mehr Menschen die philosophisch mit dem Zeigefinger wedeln, das machen die Politiker schon genug, was braucht's da noch uns Philosophen.

Aber im Kleinen macht's dann halt doch jeder für sich selber. Und so wird's dann doch wieder heller. Aber ich sehe das Dunkle ehrlich gesagt gar nicht als schlecht an.

Ich möchte sagen: wir leben in einer künstlich verdichteten Zeit, in einer Zeit nach den weltlichen Menetekeln, einer Zeit, in der auch der religiöse Mensch von dem Eigengewicht seiner tödlichen Abstraktionen zerquetscht wird, oder erstickend an seiner rituell zelebrierten Traurigkeit in immer mehr asymmetrischen Geistes-Welten, am ende einer Welt die mit sich selbst abgeschlossen hat.

Diese Welt in ein buntes Konglomerat von krampfschmerzige Religionen, Ideologien, Philosophien, Tautologien, Oxymoronen, Pleonasmen, Tautologien und vieler, zu vieler Götter. Und alle haben die Wahrheit für sich gepachtet.
Was ist Wahrheit? Vielleicht fand Terry Pratchett darauf eine Antwort:

"Nun, die Wahrheit ist ein eigenartiges und recht seltenes Phänomen. In der Badewanne der Geschichte ähnelt sie einem Stück Seife, das man nur mit Mühe festhalten kann – vorausgesetzt, man findet es überhaupt".

Und ich glaube nicht, das der Mensch, oder Religionen, oder welche Ismen auch immer jemals die Wahrheit gefunden haben, oder jemals die Wahrheit finden werden. Ich betrachte den Menschen, je länger je mehr, als einen Fehlläufer der Evoltion, oder vielleicht auch: "We all live in a wrong movie".

Leo Navis
15.10.2017, 19:26
Wo wir gerade bei Philosophen sind, die uns interessieren.

Wir alle kennen Pascals Wette. Sie spricht sich dafür aus, an Gott zu glauben, denn es gibt nichts zu verlieren; gibt es Gott und ich habe an ihn geglaubt, so wird mir das Paradies versprochen; gibt es Gott nicht und ich habe an ihn geglaubt, so habe ich nichts verloren. Glaube ich aber nicht an ihn und er existiert aber doch, so muss ich die Grausamkeit der Hölle in Kauf nehmen; also lieber glauben.

Dies ist ein Argument aus Angst. Der Glaube an Gott wäre, folgten wir diesem Argument, lediglich der Angst vor der Hölle zu verdanken. Pascal, so wirkte es auf mich, stellt es so dar als sei es das Los des Hedonisten. Als wäre es die einfachere Option und man sei fein raus. Ich glaube aus ganz ähnlicher Motivation heraus bin ich Agnostiker. Atheist kann ich nicht sein, denn ich glaube nicht an die Wissenschaften (zumindest nicht mit dem notwendigen dogmatischen Eifer dabei); Gnostiker, klar, ist man irgendwo alleine durch das Erwerben religiöser Literatur, aber come on - so sehe ich mich gleichsam als Agnostiker wie als Omnist, also als Mensch, der alle Religionen für richtig hält.

Falls Dir langweilig ist und Du gut englisch kannst, hier wird die Bibel als Anleitung zum Highwerden aus dem Hebräischen neu übersetzt (denn im Hebräischen haben anscheinend häufig Worte viele Bedeutungen): http://theplaidzebra.com/meet-reverend-showed-us-bible-manual-getting-high/

Leo Navis
15.10.2017, 19:28
Ich möchte sagen: wir leben in einer künstlich verdichteten Zeit, in einer Zeit nach den weltlichen Menetekeln, einer Zeit, in der auch der religiöse Mensch von dem Eigengewicht seiner tödlichen Abstraktionen zerquetscht wird, oder erstickend an seiner rituell zelebrierten Traurigkeit in immer mehr asymmetrischen Geistes-Welten, am ende einer Welt die mit sich selbst abgeschlossen hat.

Diese Welt in ein buntes Konglomerat von krampfschmerzige Religionen, Ideologien, Philosophien, Tautologien, Oxymoronen, Pleonasmen, Tautologien und vieler, zu vieler Götter. Und alle haben die Wahrheit für sich gepachtet.
Was ist Wahrheit? Vielleicht fand Terry Pratchett darauf eine Antwort:

"Nun, die Wahrheit ist ein eigenartiges und recht seltenes Phänomen. In der Badewanne der Geschichte ähnelt sie einem Stück Seife, das man nur mit Mühe festhalten kann – vorausgesetzt, man findet es überhaupt".

Und ich glaube nicht, das der Mensch, oder Religionen, oder welche Ismen auch immer jemals die Wahrheit gefunden haben, oder jemals die Wahrheit finden werden. Ich betrachte den Menschen, je länger je mehr, als einen Fehlläufer der Evoltion, oder vielleicht auch: "We all live in a wrong movie".
Naja. Wahrheit ist, dass irgendetwas existiert.

Woher weiß ich das? Nun, würde die Aussage "irgendetwas existiert" nicht wahr sein, so könnte ich nichts wahrnehmen; irgendetwas muss ergo existieren. Es existiert nicht nichts.

Der Rest folgt.

Daggu
15.10.2017, 19:41
Wo wir gerade bei Philosophen sind, die uns interessieren.

Wir alle kennen Pascals Wette. Sie spricht sich dafür aus, an Gott zu glauben, denn es gibt nichts zu verlieren; gibt es Gott und ich habe an ihn geglaubt, so wird mir das Paradies versprochen; gibt es Gott nicht und ich habe an ihn geglaubt, so habe ich nichts verloren. Glaube ich aber nicht an ihn und er existiert aber doch, so muss ich die Grausamkeit der Hölle in Kauf nehmen; also lieber glauben.

Scheitert an zu vielen logisch nachvollziehbaren Prämissen. Gott wird hier vorausgesetzt und immer wieder die Fage: Welcher Gott, das haben selbst die Gläubigen bis zum heutigen Tage nicht herausgefunden und schneiden sich deshalb die Gurgeln ab.

Ich verlinke hier zwei bekannte Persönlichkeiten der Atheismus. Du bist also ein Christ?
Christopher Hitchens on Pascal's Wager

https://www.youtube.com/watch?v=mbrpR7gVbeQ

Und:

Richard Dawkins on Pascal's Wager

https://www.youtube.com/watch?v=fyjUoDFnaBk

Als Bertrand Russell, der nicht an Gott glaubte, wurde einmal gefragt, was er sagen würde, wenn er nach seinem Tode einem Gott begegnen würde, der ihn fragen würde, warum er nicht an ihn geglaubt habe. Darauf antwortete Russell:
Zu wenig Evidenz, Gott. Einfach zu wenig Evidenz.

Sollte ich dir in deinem Glauben zu nahe getreten sein, so entschuldige ich mich dafür. Aber mit irgendwelchen Gottesbeweisen schlage ich mich, gerade im HPF, gewiss nicht mehr herum, diese Zeit habe ich schon lange hinter mir gelassen.

Nachtrag:

Glaube ich aber nicht an ihn und er existiert aber doch, so muss ich die Grausamkeit der Hölle in Kauf nehmen; also lieber glauben.

DIe Grausamkeit der Hölle, glaubst du diesen menschenverachtenden Unsinn wirklich?

Leo Navis
15.10.2017, 19:57
Ich empfehle, in Zukunft den ganzen Post zu lesen, bevor Du reagierst. ;)

Ich bin Agnostiker/Omnist. In gewissem Sinne glaube ich an auch die Inhalte sämtlicher Religionen, weil ich zu faul bin ihren Wahrheitswert zu überprüfen, und um ehrlich zu sein auch daran glaube, dass jede Form von "Output", die ein Mensch so rausbringt, und dazu gehört die Bibel ja auch, irgendeine Art von Sinn hat, die, hat man sie erst mal begriffen, einem durchaus das Leben und den Horizont erweitern kann.

Naja außerdem bin ich stark geprägt von Hume, Popper, Kant, im weiteren Sinne noch Kierkegaard und Platon. Ob Hegel mich geprägt hat, keine Ahnung. Ich las es zwar .... naja. Sind halt alles Christen, irgendwo, Platon vielleicht sogar der Ur-Christ .... irgendwo. Du merkst schon, mir ist das eigentlich alles ziemlich egal und die Glaubensinhalte dermaßen variabel, dass es weh tut. Ich bin Verstandes-Agnostiker/Omnist, allerdings durchaus (noch?) katholischer Christ. Vorhin erst dachte ich daran auszutreten. Der Buddhismus hat mich auch sehr geprägt, zuvorderst Thích Nhất Hạnh.

Ich persönlich mag die Bibel sehr gerne, gut, der Koran ist auch nicht groß anders, aber ich schmöker gerne in alten religiösen Texten. An meiner Tür hängt ein Petrus-Kreuz, das mir ein Freund einst schenkte; es wird häufig fälschlicherweise für ein Satanistenkreuz gehalten. Vielleicht ist das auch Absicht.

Fun-Fact: Auch in den Ur-Texten des Buddhismus gibt es eine Hölle. Verrückt, oder?

Daggu
15.10.2017, 20:05
Ich persönlich mag die Bibel sehr gerne, gut, der Koran ist auch nicht groß anders, aber ich schmöker gerne in alten religiösen Texten. An meiner Tür hängt ein Petrus-Kreuz, das mir ein Freund einst schenkte; es wird häufig fälschlicherweise für ein Satanistenkreuz gehalten. Vielleicht ist das auch Absicht.


Diese Einstellung achte ich immer. Und ehe es zu weiteren Missverständnissen kommt und dieser eigentlich recht interessante Thread kippt, so steige ich dann hier aus, um des lieben Friedens willen.
Danke für den informativen Austausch, ist ja im HPF nicht gerade alltäglich zu nennen.

In diesem Sinne, und Wu Wei.

Affenpriester
15.10.2017, 20:19
Hauptsache gesund ... .

Daggu
15.10.2017, 20:27
Hauptsache gesund ... .

Möchtest du manchmal auch einfach nur ein kleines Zebra sein?

Affenpriester
15.10.2017, 21:59
Möchtest du manchmal auch einfach nur ein kleines Zebra sein?

Nein, ich habe ausschließlich omnipotente Träume.

Makkabäus
16.10.2017, 19:24
Für mich bedeutet er ein paar Lesezeichen !

https://i.imgur.com/Sak0cIT.jpg

Leila
17.10.2017, 06:38
Ist bei mir auf der Liste.

Als Einstieg würde ich tatsächlich Schopenhauer empfehlen. Einfache, nachvollziehbare Gedankengänge, interessante Themen, Humor. Er scheint tatsächlich für den Leser zu schreiben, was bei Philosophen ja doch eher die Ausnahme ist. ;) Wobei Kant beispielsweise wahrscheinlich einfach nur zu vergeistigt war, um es so zu schreiben, dass man es ohne Echauffrier-Werkzeug lesen kann - aber Hegel muss ich da doch auch Absicht unterstellen. Ich hoffe ich tue ihm nicht Unrecht damit. ^^

Lieber Leo Navis!

Dir zustimmend bemerke ich, daß ich nicht alles in mein Tagebuch schrieb, was ich als Backfisch erlebte und dachte. Darum teile ich Dir meine lückenhaften Erinnerungen aus dem Gedächtnis mit.

In einem von Arthur Schopenhauer veröffentlichten Werk las ich, daß man die Werke Immanuel Kants (schlimmer noch: die Werke Platons) gelesen haben sollte, um ihn verstehen zu können. – Dies empfand ich damals für eine Zumutung, die ich heute noch für eine Frechheit sondergleichen halte. Denn um Immanuel Kants Hauptwerke (die „Kritiken“) verstehen zu können, hätte man so sprachlich begabt und kenntnisreich wie er selbst sein müssen. – Ich war damals nur eine verärgerte Suchende.
Otto Ernst (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Ernst_(Schriftsteller)) schrieb und veröffentlichte im Jahr 1914 ein Buch mit dem Titel: „Nietzsche der falsche Prophet.“ Darin steht sinngemäß zu lesen, daß Friedrich Nietzsche ein Jugendverderber sei. – Diese Aussage veranlaßte mich, ins nächstgelegene Buchantiquariat zu eilen, um eine Gesamtausausgabe der Werke Friedrich Nietzsches zu erstehen. – Mehr als ein Jahrzehnt später tadelte mich mein Ehemann wie folgt: „Auf Erstausgaben schreibt man nichts!“

Gruß von Leila

Leila
17.10.2017, 07:19
Nur eine Frage richte ich an die bleichen kulturbewußten Deutschen, die sich gerne an der Riviera von der Sonne bräunen lassen: Was haben sie den beiden Italienern Giorgio Colli (https://de.wikipedia.org/wiki/Giorgio_Colli) und Mazzino Montinari (https://de.wikipedia.org/wiki/Mazzino_Montinari) zu verdanken?

Ich beantworte diese Frage: Die kritische Studienausgabe (https://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche-Ausgabe#Die_Colli-Montinari-Ausgabe) der Werke Friedrich Nietzsches.

Leo Navis
17.10.2017, 09:23
Liebe Leila!

Nicht nur muss der, der Schopenhauer verstehen will, Kant nicht lesen; niemand muss das. Es ist auch ganz und gar unmöglich, außer man verwendet, wie mein ehemaliger Professor, sein ganzes Leben darauf; dann ist es durchaus möglich, Schritt für Schritt Kant zu dechiffrieren, und ich kann mir schon vorstellen, dass das mit Hegel ganz ähnlich ablaufen kann. Mich hat das ehrlich gesagt sehr erstaunt, und als ich Kant lesen konnte, war es wie ein Concerto in meinem Gehirn.

Dass irgendwer die Jugend verderbe, der Vorwurf dürfte so alt sein wie die Jugend selbst. Wie gesagt, de Sade landete im Irrenturm, - was bei seinen Texten zu der Zeit aber auch kein großes Wunder ist.

Meine Nietzsche-Gesamtausgabe steht hier im Schrank. Woher ich sie habe, das will ich verschweigen. ;)

Gerade jedoch bestellte ich einerseits den Faustus erster Teil - nicht, dass ich ihn nicht gelesen hätte - und Kierkegaards Entweder-Oder. Irre ich nicht, so warst Du es doch, die mir Kierkegaard vor mittlerweile gut 9 Jahren empfahl?

Ich glaube aber, falls Du Dich noch mal (falls Du es nicht schon irgendwann getan hast) in Kant reinfuchsen willst, so möchte ich Dir meine Beziehung zu Kafka mit auf den Weg gehen, die sehr ähnlich ablief. Am Anfang verstand man noch nichts, aber es war irgendwo trotzdem eine Freude, zu lesen, mit großen Augen die großen, absurden Wandlungen zu beobachten, sich zu fragen "Was soll das eigentlich alles?" - doch irgendwann, irre ich nicht, fand ich Kafkas Humor, und wenn man den gefunden hat, so sind die Bücher plötzlich tatsächlich ob ihrer Absurdität häufig fröhlich und lustig, was ja zu Kafka eigentlich nicht passen würde, im allgemeinen Auge;

Und so ähnlich ist es mit Kant. Ich kann wohl mit Fug und Recht behaupten, die nicht-verstehende Lektüre von Kant hat mir einst das Leben gerettet, und die verstehende später dann die Augen geöffnet. Sapere aude!

Leila
18.10.2017, 00:04
[…] Aber mit irgendwelchen Gottesbeweisen schlage ich mich, gerade im HPF, gewiss nicht mehr herum, diese Zeit habe ich schon lange hinter mir gelassen. […]

Als von Geburt an areligiös erzogenes Mädchen blieb ich bis zum heutigen Tag eine Gottlose und Ungläubige. – Ich gestehe jedoch, ca. vier Jahrzehnte lang gerne Gespräche mit Gottgläubigen geführt zu haben.

Leila
18.10.2017, 00:17
[…] In gewissem Sinne glaube ich an auch die Inhalte sämtlicher Religionen, weil ich zu faul bin ihren Wahrheitswert zu überprüfen, und um ehrlich zu sein auch daran glaube, dass jede Form von "Output", die ein Mensch so rausbringt, und dazu gehört die Bibel ja auch, irgendeine Art von Sinn hat, die, hat man sie erst mal begriffen, einem durchaus das Leben und den Horizont erweitern kann. […]

Lieber Leo Navis!

Leider ist mein Rotstift leer! Ich hätte gerne noch die Textpassage „In gewissem Sinne glaube ich“ rot markiert.

Gruß von Leila

Leo Navis
18.10.2017, 00:29
Lieber Leo Navis!

Leider ist mein Rotstift leer! Ich hätte gerne noch die Textpassage „In gewissem Sinne glaube ich“ rot markiert.

Gruß von Leila
Es fällt mir schwer das genauer zu fassen. Alles hat seine Bedeutung und seine Berechtigung im großen Ganzen, das wir da Natur nennen, und auch im Kleinen, das wir da Menschheit nennen, und auch im ganz kleinen, das wir da Individuum nennen. So auch die Religion, weswegen ich sie schätze. Im gewissen Sinne glaube ich an Wishnu und Odin und Zeus. Es sind die Götter der Menschheit, es sind auch meine Götter; und ebenso den Gott der Christen, der Moslems, der Juden, das Nirvana, das Dao, das Gute, das Böse, ... es ist doch eigentlich alles genau dasgleiche.

Nun gut, wenn ich so genau darüber nachdenke dann würde man diese Einstellung wohl eher als "Daoismus" und weniger als "Omnismus" bezeichnen.

Leila
18.10.2017, 04:30
[…] Im gewissen Sinne glaube ich an Wishnu und Odin und Zeus. Es sind die Götter der Menschheit, es sind auch meine Götter; und ebenso den Gott der Christen, der Moslems, der Juden, das Nirvana, das Dao, das Gute, das Böse, ... es ist doch eigentlich alles genau dasgleiche. […]

Hoi Leo Navis!

Dir Deinen Glauben an was oder wen auch immer lassend; verabschiede ich mich aus diesem Strang; nicht aber ohne Dir herzlich alles Gute zu wünschen.

Leila

Affenpriester
18.10.2017, 08:14
Es fällt mir schwer das genauer zu fassen. Alles hat seine Bedeutung und seine Berechtigung im großen Ganzen, das wir da Natur nennen, und auch im Kleinen, das wir da Menschheit nennen, und auch im ganz kleinen, das wir da Individuum nennen. So auch die Religion, weswegen ich sie schätze. Im gewissen Sinne glaube ich an Wishnu und Odin und Zeus. Es sind die Götter der Menschheit, es sind auch meine Götter; und ebenso den Gott der Christen, der Moslems, der Juden, das Nirvana, das Dao, das Gute, das Böse, ... es ist doch eigentlich alles genau dasgleiche.

Nun gut, wenn ich so genau darüber nachdenke dann würde man diese Einstellung wohl eher als "Daoismus" und weniger als "Omnismus" bezeichnen.

Was unterscheidet den Menschen, der an alles glaubt, von demjenigen, der an nichts glaubt?

Leo Navis
18.10.2017, 09:57
Was unterscheidet den Menschen, der an alles glaubt, von demjenigen, der an nichts glaubt?

Eben, gar nichts. Dementsprechend würde ich mich eben auch als "Agnostiker" bezeichnen.

Daggu
18.10.2017, 10:14
Was unterscheidet den Menschen, der an alles glaubt, von demjenigen, der an nichts glaubt?

Vielleicht an seinem zwiespältigen Verhältnis gegenüber offenen Feuerstellen?

Leo Navis
18.10.2017, 11:03
An etwas zu "glauben" impliziert ja irgendwo auch ein Vertrauensverhältnis. Das war bei mir nicht der Fall, sodass ich irgendwann im Descartes'schen Dilemma aufwachte, mich zu fragen: Woran kann ich denn überhaupt noch glauben?

Descartes kam dann mit "cogito ergo sum"; ich denke also bin ich. Ich hab's noch einfacher gemacht: "Irgendetwas existiert". Wäre das nicht der Fall, so könnte ich nichts wahrnehmen, also muss - irgendetwas - existieren. Und daraus kann man dann alles andere ableiten. Jede Religion beispielsweise hat ja ihre Berechtigung im Gehirn des Gläubigen, und nicht an mir liegt es, die Realitätsnähe der Realitäten meiner Mitmenschen zu bewerten, argumentiere ich doch selbst aus dem Blickwinkel eines eingeschränkten, subjektiven Wesens.

Ich fände es ungerecht, den einen Glauben zu schenken, den anderen aber nicht; entweder alles ist richtig, oder nichts. Und so haben dann eben auch alle Religionen auf ihre Art Recht.

Wer Religion wörtlich nimmt hat sowieso schon verloren. ;)

Daggu
18.10.2017, 13:02
An etwas zu "glauben" impliziert ja irgendwo auch ein Vertrauensverhältnis. Das war bei mir nicht der Fall, sodass ich irgendwann im Descartes'schen Dilemma aufwachte, mich zu fragen: Woran kann ich denn überhaupt noch glauben?

Descartes kam dann mit "cogito ergo sum"; ich denke also bin ich. Ich hab's noch einfacher gemacht: "Irgendetwas existiert". Wäre das nicht der Fall, so könnte ich nichts wahrnehmen, also muss - irgendetwas - existieren. Und daraus kann man dann alles andere ableiten. Jede Religion beispielsweise hat ja ihre Berechtigung im Gehirn des Gläubigen, und nicht an mir liegt es, die Realitätsnähe der Realitäten meiner Mitmenschen zu bewerten, argumentiere ich doch selbst aus dem Blickwinkel eines eingeschränkten, subjektiven Wesens.



Descartes kann man als einen der Väter der Erkenntnistheorie bezeichnen, aber er hätte sich das "Dingens" mit der Zirbeldrüse besser verkneifen sollten.


argumentiere ich doch selbst aus dem Blickwinkel eines eingeschränkten, subjektiven Wesens

Machen wir alle so. Subjektiv menschliches, aber im Ergebnis nicht immer allzu menschliches.

Daggu
18.10.2017, 13:14
Gerade jedoch bestellte ich einerseits den Faustus erster Teil

Faust: Zwei Teilbände. Texte und Kommentare (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch)



https://www.amazon.de/Faust-Teilb%C3%A4nde-Kommentare-Deutscher-Taschenbuch/dp/361868052X/ref=sr_1_fkmr0_1?s=books&ie=UTF8&qid=1508328601&sr=1-1-fkmr0&keywords=Faust%3A+Texte+und+Kommentare%3A+Text+und +Kommentar%3A+2+B%C3%A4nde.+%28insel+taschenbuch%2 9+von+Sch%C3%B6ne

Hole dir doch diese beiden Bände, spottbillig, immerhin vom Deutscher Klassiker Verlag, 2000 Seiten und allein für den Kommentar- Band würde ich meinen gesamten Nietzsche hergeben.
(Und das meine ich auch so.)

Nachsatz:

Ich habe diese Audgabe hier, dürfte identisch mit der obigen sein, lese einmal die Kommentare! Mehr Faut geht nicht, und mehr Goethe auch nicht:

https://www.amazon.de/Faust-Texte-Kommentare-insel-taschenbuch/dp/3458347003/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1508328601&sr=1-1&keywords=Faust%3A+Texte+und+Kommentare%3A+Text+und +Kommentar%3A+2+B%C3%A4nde.+%28insel+taschenbuch%2 9+von+Sch%C3%B6ne

Leo Navis
18.10.2017, 13:29
Faust: Zwei Teilbände. Texte und Kommentare (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch)



https://www.amazon.de/Faust-Teilb%C3%A4nde-Kommentare-Deutscher-Taschenbuch/dp/361868052X/ref=sr_1_fkmr0_1?s=books&ie=UTF8&qid=1508328601&sr=1-1-fkmr0&keywords=Faust%3A+Texte+und+Kommentare%3A+Text+und +Kommentar%3A+2+B%C3%A4nde.+%28insel+taschenbuch%2 9+von+Sch%C3%B6ne

Hole dir doch diese beiden Bände, spottbillig, immerhin vom Deutscher Klassiker Verlag, 2000 Seiten und allein für den Kommentar- Band würde ich meinen gesamten Nietzsche hergeben.
(Und das meine ich auch so.)
69 Cent hat's gekostet. ^^

Ich hab ihn ja auch eigentlich schon gelesen, allerdings bei meinem Vater in Fraktur. Natürlich hoffte ich darauf, ihm diese alte und sicherlich nicht ganz wertlose Ausgabe abknüpfen zu können, doch nein! :D

Daggu
18.10.2017, 13:33
69 Cent hat's gekostet. ^^

Ich hab ihn ja auch eigentlich schon gelesen, allerdings bei meinem Vater in Fraktur. Natürlich hoffte ich darauf, ihm diese alte und sicherlich nicht ganz wertlose Ausgabe abknüpfen zu können, doch nein! :D

Ich habe meinen obigen Beitrag inzwischen erweitert, ein Buch, an dem Goethe praktisch sein ganzes Leben lang geschrieben hat, allein dessen Entstehungsgeschichte im Kommentarband, das ist auch die Kultur und Geistesgeschichte Europas, wenn nicht der damaligen Welt überhaupt.

Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.

Leo Navis
18.10.2017, 13:42
Ich habe meinen obigen Beitrag inzwischen erweitert, ein Buch, an dem Goethe praktisch sein ganzes Leben lang geschrieben hat, allein dessen Entstehungsgeschichte im Kommentarband, das ist auch die Kultur und Geistesgeschichte Europas, wenn nicht der damaligen Welt überhaupt.

Du bist am Ende – was du bist.
Setz dir Perücken auf von Millionen Locken,
Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken,
Du bleibst doch immer, was du bist.
Hmm. Also allzu viel Goethe kann ich mir auch nicht geben. Die Wahlverwandschaften beispielsweise waren recht unterhaltsam, aber letztlich irgendwo ... naja ... ich hab am Ende nicht so recht verstanden, warum ich dieses Werk gelesen habe.

Sagt Dir Karl Philipp Moritz etwas?

Daggu
18.10.2017, 14:11
Sagt Dir Karl Philipp Moritz etwas?

Sein Anton Reiser liegt auf meinem bald unüberschaubaren SUB-Stapel, aber ansonsten habe ich mich mit diesem Dichter noch nicht beschäftigt.

Die Zeit der Klassik, auch der Romantik, im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland, das dürfte wohl die auf der Welt fruchtbarste "Geistesbwegung" überhaupt gewesen sein. Muss ja nicht immer Goethe und Schiller sein, wir haben da noch einen Jean Paul, einen Kleist, Hölderlin, Wieland und Novalis, auch Eichendorff und Heine, und viele von ihnen sind heute immer noch "moderner" als die blutarmen Jammer-Scribenten der dekadenten Moderne. Und sie alle trugen zum geistigen Reichtum der Menschheit bei, einer Menschheit, die vielleicht auf dem Weg der Vernunft ist, vielleicht, vielleicht auch nicht.

Was auch immer, Nietzsche ist heute nur noch eine nicht unbedingt glückliche Erinnerung, an vielleicht eine Zeit, die ich hätte besser nutzen können und sollen, denn Nietzsches genialisch pathologischer Geist heckt nicht unbedingt immer geistig und ethisch gesunde Nachkommen.

Leo Navis
18.10.2017, 15:06
Anton Reiser hab ich in meiner Jugend gleich mehrmals gelesen, so sehr hat es mich beeindruckt. ;) Endlich ein Leidesgenosse, er ähnliches durchmachen musste, und ähnliche Lösungen fand. Als im Norden lebender Hannoveraner war es natürlich auch wundervoll, die Städten meiner Kindheit so wundervoll umschrieben zu sehen.

Der junge Werther bläst wohl ins gleiche Rohr ... da muss ich noch mal ran, irgendwann.

Wenn Du mit Reue an Zeiten denkst, die Du besser hättest nutzen können, don't. Linkin Park formulierte es wohl unübertrefflich: "Weep not for roads untraveled."

Sitting Bull
18.10.2017, 18:24
Manche meinen auch, Kant musste so schreiben, den die christlichen Moralienhüter als Zensoren hatten ihn schon oft denunziert. Aber ohne Kant geht am ende nichts. Dieser tapfere Mann hat vieles endgültig formuliert.

Wie immer sind deine Beiträge lesenswert. Kant ist natürlich eine harte Nuß .In der Schule hatten wir auch Leibnitz , der wohl auch nicht schlecht ist. Bei einem Pauker waren Thales v. Milet und Anaximander die Favoriten.T.Hobbes hat mir auch gefallen. In meiner beruflichen Laufbahn ,waren mir diese neben Göthe,Schiller,Heine u.a. bei meinen abgehobenen reichen Kunden sehr behilflich.

Daggu
18.10.2017, 19:14
Wie immer sind deine Beiträge lesenswert. Kant ist natürlich eine harte Nuß .In der Schule hatten wir auch Leibnitz , der wohl auch nicht schlecht ist. Bei einem Pauker waren Thales v. Milet und Anaximander die Favoriten.T.Hobbes hat mir auch gefallen. In meiner beruflichen Laufbahn ,waren mir diese neben Göthe,Schiller,Heine u.a. bei meinen abgehobenen reichen Kunden sehr behilflich.

Leibniz, der letzte der großen Universalgenies, ich kenne von Leibniz nur eine kurze Zusammenfassung seiner Weltsichten. Besonders gefiel mir das hier:

"Alles, was sich nicht mit Mitteln der Volkssprache auseinandersetzen lässt, damit ist es nichts."

Wenn man einmal versucht hat Hegels Wortbrei zu verstehen, dann kann man dem nur zustimmen, denn bei manchen Philosophen bekommt man Antworten auf Fragen, die man so niemals gestellt hat.

Schopenhauer
19.10.2017, 07:22
Für mich bedeutet er ein paar Lesezeichen !

https://i.imgur.com/Sak0cIT.jpg

Nr. 1.
Klasse! :)

Tutsi
19.10.2017, 11:28
Auch von Nietzsche:


Vom Standpunkt der Persönlichkeit aus betrachtet, bleibt das Phänomen "Tod" ein leidvolles Ereignis, raubt es uns doch den Weggenossen, den Gefährten und Freund. Tiefer beleuchtet aber ist es, wie wir sehen, ein ewig sich wiederholendes Opfer für das Höhere. Kein Samenkorn kann zur Pflanze werden und Blüten und Früchte tragen, ohne die Samenhülse zu sprengen. Kein Schmetterling kann in die Lüfte steigen ohne das vorausgegangene Opfer von Ei, Raupe und Puppe. Kein Mensch kann sich zu dem entfalten, was er seinem Wesen nach ist: zu einem reinen Gefäß göttlichen Bewußtseins, ohne die Pforten des "Todes" viele Male durchschritten zu haben. Friedrich Nietzsche schreibt in Ewige Wiederkehr:
Lebe so, daß du von neuem leben möchtest - das ist deine Pflicht, denn du wirst auf jeden Fall wieder leben! Und in jedem einzelnen dieser Kreisläufe menschlichen Lebens wird es eine Stunde geben, wo zum ersten Male ein Mensch und dann viele den Gedanken der ewigen Wiederkehr aller Dinge fassen werden - und das wird dann für die Menschheit die Stunde des Mittags sein.


http://www.theosophie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2180&catid=338&Itemid=90 google: theosophie (sunrise) nietzsche

http://www.theosophie.de/images/stories/pdf/11990.pdf google: theosophie (sunrise) hegel

http://www.geheimlehre.org/index.php?option=com_content&view=category&id=338&Itemid=498

Die Frage ist, wenn die Menschen immer weniger lesen, was lesen sie zuerst - ihre IPhones - was bleibt liegen und wir billig verramscht ?

Die großen Klassiker.

Makkabäus
26.11.2017, 22:47
Nr. 1.
Klasse! :)

Ich habe noch eins gefunden ;)

https://i.imgur.com/PD74glm.jpg

Schopenhauer
27.11.2017, 05:54
Ich habe noch eins gefunden ;)

https://i.imgur.com/PD74glm.jpg

Das ist sehr schön und wahr. :)
(Ich habe mir letztens weniger kitschige gekauft. Du weißt schon welche. :haha:, nichts für einen Mann. Das sind so Metalldinger zum zusammen klappen. Nicht schön, aber praktisch. Zumindest können meine Katzen sie nicht rauspföteln oder ziehen (mit dem Mäulchen) und kein Konfetti draus machen.)

ABAS
28.11.2017, 07:00
Das ist sehr schön und wahr. :)
(Ich habe mir letztens weniger kitschige gekauft. Du weißt schon welche. :haha:, nichts für einen Mann. Das sind so Metalldinger zum zusammen klappen. Nicht schön, aber praktisch. Zumindest können meine Katzen sie nicht rauspföteln oder ziehen (mit dem Mäulchen) und kein Konfetti draus machen.)

Katzen und Woelfe sind gierige Raeuber!
Menschen noch viel mehr und schlimmer!


Von der schenkenden Tugend

Als Zarathustra von der Stadt Abschied genommen hatte, welcher sein Herz zugetan war und deren Name lautet: »die bunte Kuh« – folgten ihm viele, die sich seine Jünger nannten, und gaben ihm das Geleit. Also kamen sie an einen Kreuzweg: da sagte ihnen Zarathustra, daß er nunmehr allein gehen wolle; denn er war ein Freund des Alleingehens. Seine Jünger aber reichten ihm zum Abschiede einen Stab, an dessen goldnem Griffe sich eine Schlange um die Sonne ringelte. Zarathustra freute sich des Stabes und stützte sich darauf; dann sprach er also zu seinen Jüngern: Sagt mir doch: wie kam Gold zum höchsten Werte? Darum, daß es ungemein ist und unnützlich und leuchtend und mild im Glanze; es schenkt sich immer. Nur als Abbild höchsten Tugend kam Gold zum höchsten Werte. Goldgleich leuchtet der Blick dem Schenkenden. Goldes-Glanz schließt Friede zwischen Mond und Sonne. Ungemein ist die höchste Tugend und unnützlich, leuchtend ist sie und mild im Glanze: eine schenkende Tugend ist die höchste Tugend. Wahrlich, ich errate euch wohl, meine Jünger, ihr trachtet, gleich mir, nach der schenkenden Tugend. Was hättet ihr mit Katzen und Wölfen gemeinsam? Das ist euer Durst, selber zu Opfern und Geschenken zu werden: und darum habt ihr den Durst, alle Reichtümer in eure Seele zu häufen. Unersättlich trachtet eure Seele nach Schätzen und Kleinodien, weil eure Tugend unersättlich ist im Verschenken-Wollen.[336] Ihr zwingt alle Dinge zu euch und in euch, daß sie aus eurem Borne zurückströmen sollen als die Gaben eurer Liebe. Wahrlich, zum Räuber an allen Werten muß solche schenkende Liebe werden; aber heil und heilig heiße ich diese Selbstsucht. – Eine andre Selbstsucht gibt es, eine allzuarme, eine hungernde, die immer stehlen will, jene Selbstsucht der Kranken, die kranke Selbstsucht. Mit dem Auge des Diebes blickt sie auf alles Glänzende; mit der Gier des Hungers mißt sie den, der reich zu essen hat; und immer schleicht sie um den Tisch der Schenkenden. Krankheit redet aus solcher Begierde und unsichtbare Entartung; von siechem Leibe redet die diebische Gier dieser Selbstsucht. Sagt mir, meine Brüder: was gilt uns als Schlechtes und Schlechtestes? Ist es nicht Entartung? – Und auf Entartung raten wir immer, wo die schenkende Seele fehlt. Aufwärts geht unser Weg, von der Art hinüber zur Über-Art. Aber ein Grauen ist uns der entartende Sinn, welcher spricht: »Alles für mich.« Aufwärts fliegt unser Sinn: so ist er ein Gleichnis unsres Leibes, einer Erhöhung Gleichnis. Solcher Erhöhungen Gleichnisse sind die Namen der Tugenden. Also geht der Leib durch die Geschichte, ein Werdender und ein Kämpfender. Und der Geist – was ist er ihm? Seiner Kämpfe und Siege Herold, Genoß und Widerhall. Gleichnisse sind alle Namen von Gut und Böse: sie sprechen nicht aus, sie winken nur. Ein Tor, welcher von ihnen Wissen will. Achtet mir, meine Brüder, auf jede Stunde, wo euer Geist in Gleichnissen reden will: da ist der Ursprung eurer Tugend. Erhöht ist da euer Leib und auferstanden; mit seiner Wonne entzückt er den Geist, daß er Schöpfer wird und Schätzer und Liebender und aller Dinge Wohltäter. Wenn euer Herz breit und voll wallt, dem Strome gleich, ein Segen und eine Gefahr den Anwohnenden: da ist der Ursprung eurer Tugend. Wenn ihr erhaben seid über Lob und Tadel, und euer Wille allen Dingen befehlen will, als eines Liebenden Wille: da ist der Ursprung eurer Tugend.[337] Wenn ihr das Angenehme verachtet und das weiche Bett, und von den Weichlichen euch nicht weit genug betten könnt: da ist der Ursprung eurer Tugend. Wenn ihr eines Willens Wollende seid, und diese Wende aller Not euch Notwendigkeit heißt: da ist der Ursprung eurer Tugend. Wahrlich, ein neues Gutes und Böses ist sie! Wahrlich, ein neues tiefes Rauschen und eines neuen Quelles Stimme! Macht ist sie, diese neue Tugend; ein herrschender Gedanke ist sie, und um ihn eine kluge Seele: eine goldene Sonne, und um sie die Schlange der Erkenntnis.

Hier schwieg Zarathustra eine Weile und sah mit Liebe auf seine Jünger. Dann fuhr er also fort zu reden – und seine Stimme hatte sich verwandelt. Bleibt mir der Erde treu, meine Brüder, mit der Macht eurer Tugend! Eure schenkende Liebe und eure Erkenntnis diene dem Sinne der Erde! Also bitte und beschwöre ich euch.
Laßt sie nicht davonfliegen vom Irdischen und mit den Flügeln gegen ewige Wände schlagen! Ach, es gab immer so viel verflogene Tugend! Führt, gleich mir, die verflogene Tugend zur Erde zurück – ja, zurück zu Leib und Leben: daß sie der Erde ihren Sinn gebe, einen Menschen-Sinn! Hundertfältig verflog und vergriff sich bisher so Geist wie Tugend. Ach, in unserm Leibe wohnt jetzt noch all dieser Wahn und Fehlgriff: Leib und Wille ist er da geworden. Hundertfältig versuchte und verirrte sich bisher so Geist wie Tugend. Ja, ein Versuch war der Mensch. Ach, viel Unwissen und Irrtum ist an uns Leib geworden! Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden – auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es, Erbe zu sein. Noch kämpfen wir Schritt um Schritt mit dem Riesen Zufall, und über der ganzen Menschheit waltete bisher noch der Unsinn, der Ohne-Sinn.[338] Euer Geist und eure Tugend diene dem Sinn der Erde, meine Brüder: und aller Dinge Wert werde neu von euch gesetzt! Darum sollt ihr Kämpfende sein! Darum sollt ihr Schaffende sein! Wissend reinigt sich der Leib; mit Wissen versuchend erhöht er sich; dem Erkennenden heiligen sich alle Triebe; dem Erhöhten wird die Seele fröhlich.
Arzt, hilf dir selber: so hilfst du auch deinem Kranken noch. Das sei seine beste Hilfe, daß er den mit Augen sehe, der sich selber heil macht. Tausend Pfade gibt es, die noch nie gegangen sind, tausend Gesundheiten und verborgene Eilande des Lebens. Unerschöpft und unentdeckt ist immer noch Mensch und Menschen-Erde. Wachet und horcht, ihr Einsamen! Von der Zukunft her kommen Winde mit heimlichem Flügelschlagen; und an feine Ohren ergeht gute Botschaft. Ihr Einsamen von heute, ihr Ausscheidenden, ihr sollt einst ein Volk sein: aus euch, die ihr euch selber auswähltet, soll ein auserwähltes Volk erwachsen – und aus ihm der Übermensch. Wahrlich, eine Stätte der Genesung soll noch die Erde werden! Und schon liegt ein neuer Geruch um sie, ein Heilbringender – und eine neue Hoffnung!

Als Zarathustra diese Worte gesagt hatte, schwieg er, wie einer, der nicht sein letztes Wort gesagt hat; lange wog er den Stab zweifelnd in seiner Hand. Endlich sprach er also: – und seine Stimme hatte sich verwandelt.
Allein gehe ich nun, meine Jünger! Auch ihr geht nun davon und allein! So will ich es. Wahrlich, ich rate euch: geht fort von mir und wehrt euch gegen Zarathustra! Und besser noch: schämt euch seiner! Vielleicht betrog er euch. Der Mensch der Erkenntnis muß nicht nur seine Feinde lieben, sondern auch seine Freunde hassen können. Man vergilt einem Lehrer schlecht, wenn man immer nur der Schüler bleibt. Und warum wollt ihr nicht an meinem Kranze rupfen?[339] Ihr verehrt mich; aber wie, wenn eure Verehrung eines Tages umfällt? Hütet euch, daß euch nicht eine Bildsäule erschlage! Ihr sagt, ihr glaubt an Zarathustra? Aber was liegt an Zarathustra? Ihr seid meine Gläubigen: aber was liegt an allen Gläubigen! Ihr hattet euch noch nicht gesucht: da fandet ihr mich. So tun alle Gläubigen; darum ist es so wenig mit allem Glauben. Nun heiße ich euch, mich verlieren und euch finden; und erst, wenn ihr mich alle verleugnet habt, will ich euch wiederkehren. Wahrlich, mit andern Augen, meine Brüder, werde ich mir dann meine Verlorenen suchen; mit einer andern Liebe werde ich euch dann lieben. Und einst noch sollt ihr mir Freunde geworden sein und Kinder*einer*Hoffnung: dann will ich zum dritten Male bei euch sein, daß ich den großen Mittag mit euch feiere. Und das ist der große Mittag, da der Mensch auf der Mitte seiner Bahn steht zwischen Tier und Übermensch und seinen Weg zum Abende als seine höchste Hoffnung feiert: denn es ist der Weg zu einem neuen Morgen. Alsda wird sich der Untergehende selber segnen, daß er ein Hinübergehender sei; und die Sonne seiner Erkenntnis wird ihm im Mittage stehn. »Tot sind alle Götter: nun wollen wir, daß der Übermensch lebe« – dies sei einst am großen Mittage unser letzter Wille! –

Also sprach Zarathustra.[340]

Quelle:

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Nietzsche,+Friedrich/Also+sprach+Zarathustra/Die+Reden+Zarathustras/Von+der+schenkenden+Tugend

Schopenhauer
28.11.2017, 07:40
Katzen und Woelfe sind gierige Raeuber!
Menschen noch viel mehr und schlimmer!

Katzen und Wölfe kann man nicht vergleichen. Darüber hinaus wäre es Anthropomorphismus es auch noch auf den Menschen übertragen zu wollen.

(Der von Dir gepostete Text ist etwas für Philosophen/Fachleute/etc.pp und setzt demzufolge sehr viel voraus. Das kann man auf einem Forum nicht leisten.)

ABAS
30.11.2017, 07:15
Katzen und Wölfe kann man nicht vergleichen. Darüber hinaus wäre es Anthropomorphismus es auch noch auf den Menschen übertragen zu wollen.

(Der von Dir gepostete Text ist etwas für Philosophen/Fachleute/etc.pp und setzt demzufolge sehr viel voraus. Das kann man auf einem Forum nicht leisten.)

Vox populi, vox dei. Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Schopenhauer
30.11.2017, 07:19
Vox populi, vox dei. Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

Ja, man - ist doch so. :D
Was soll ich denn darauf noch sagen, schreiben...
Witzbold!

ABAS macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel...:haha:

ABAS
30.11.2017, 07:39
Ja, man - ist doch so. :D
Was soll ich denn darauf noch sagen, schreiben...
Witzbold!

ABAS macht mobil bei Arbeit, Sport und Spiel...:haha:

Der Beitrag von Dir war vortrefflich gut und stimmig.

Schopenhauer
30.11.2017, 07:41
Der Beitrag von Dir war vortrefflich gut.

Süßholzraspler!

:lach:

Du willst mich doch nur wieder mal reinlegen...Wie immer, ABAS...

Tutsi
01.12.2017, 15:37
Nietzsche über die Menschen:

http://www.gavagai.de/zitat/philo/HHC103GM.htm




Friedrich Nietzsche über den guten Menschen
Dies ist keine Analyse sondern Textsammlung; vergleiche http://www.gavagai.de/img/marker.gif Gutmensch (http://www.gavagai.de/deutsch/HHD44.htm#g)


Zur Genese der (herabsetzenden) Verwendung des Begriffs "Gutmensch" (http://www.gavagai.de/img/marker.gif Politikerdeutsch (http://www.gavagai.de/deutsch/HHD44.htm#g)) wird oft Nietzsche bemüht:

"Es ist der Mensch, der stets das Gute will und gerade deshalb das Schlechte fördert. Es ist der Mensch, der seiner lauteren Gesinnung folgt und an der Wirklichkeit scheitert. Es ist der Mensch, der die Folgen seines Handelns anderen überläßt. Es ist der Mensch, der es gut meint und die böse Welt immer wieder gegen sich hat."


Wie so oft im Internet fehlt jede Quellenangabe. Ich fand es nicht im Werk Nietzsches. Hier folgen meine Funde (sicher nicht vollständig), die meist eine scharfe Kritik des guten Menschen sind.


"Unsre Gebildeten von heute, unsre »Guten« lügen nicht – das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die echte resolute »ehrliche« Lüge (über deren Wert man Plato hören möge) wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, daß sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, daß sie zwischen »wahr« und »falsch« bei sich selber zu unterscheiden wüßten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; alles, was sich heute als »guter Mensch« fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgendeiner Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese »guten Menschen« – sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zuschanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit »über den Menschen« aus!.. Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie!.. "
Zur Genealogie der Moral - Was bedeuten asketische Ideale? #19




Was ist der Mensch ?

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