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Coriolanus
25.10.2023, 15:14
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ce/Young_Georges_Bizet.png

Georges Bizet im Jahr 1860

"Georges Bizet (* 25. Oktober 1838 in Paris als Alexandre-César-Léopold Bizet; † 3. Juni 1875 in Bougival, Département Yvelines bei Paris) war ein französischer Komponist der Romantik, dessen Oper Carmen zu einem der größten Erfolge der Operngeschichte wurde."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Georges_Bizet)

Bizet - Symphony in C major - Filarmonica della Scala, Georges Prêtre (https://www.youtube.com/watch?v=KcHlKiW___8)

Coriolanus
25.10.2023, 15:54
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Johann_Strauss_II_at_the_Court_Ball_by_Theo_Zasche .jpg

Der „Hofball-Musikdirektor“ mit seiner Kapelle, Bild von Theo Zasche

"Johann Baptist Strauss (* 25. Oktober 1825[2] in St. Ulrich bei Wien, heute ein Teil von Wien-Neubau; † 3. Juni 1899 in Wien) war ein österreichisch-deutscher Kapellmeister und Komponist und wurde als „Walzerkönig“ international geschätzt. Zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Vater wird er auch als Johann Strauss (Sohn) bezeichnet."

"Da er für die Revolutionäre des Jahres 1848 einige Werke komponiert hatte – z. B. den Freiheitslieder-Walzer und den Revolutions-Marsch – und damit Sympathie für die Aufstandsbewegung zeigte, zog er die Aufmerksamkeit der Zensurbehörden auf sich[5] und fiel bei Hof trotz seiner Popularität in Ungnade. So wurde er deshalb von Kaiser Franz Joseph I. erst 1863 zum „k.k. Hofball-Musikdirektor“ ernannt."
(Quelle)
(https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Strauss_(Sohn))
Freiheitslieder op.52 - Johann Strauss II (https://www.youtube.com/watch?v=Y7NX1Hvr-aQ)

Coriolanus
25.10.2023, 16:22
Bei der Beschäftigung mit Georges Prêtre entdeckt:

"La voix humaine (dt.: Die menschliche Stimme) ist eine Monooper von Francis Poulenc nach einem 1930 erschienenen Theaterstück von Jean Cocteau. Sie wurde am 6. Februar 1959 im Salle Favart der Opéra-Comique in Paris uraufgeführt; Georges Prêtre dirigierte.[1] Sie zählt zur Gattung der Literaturoper. Häufig wird bei Aufführungen auf die orchestrale Begleitung zugunsten der intimeren Klavierbegleitung verzichtet."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/La_voix_humaine)

Libretto: hier (http://kareol.es/obras/lavozhumana/acto1.htm)

Barabara Hannigan singt, spielt und dirigiert das Werk:

Poulenc : la Voix humaine (Barbara Hannigan) (https://www.youtube.com/watch?v=M2V85r8S_B4)

Ein Franzose kommentiert:

"Es gibt nicht genug Worte, um diese außerirdische Interpretation zu beschreiben. Alles ist perfekt. Ein riesiges Bravo. Und insbesondere Barbaras Leistung ist atemberaubend mit einer beeindruckenden Leistung als Dirigentin+Sängerin+Darstellerin. Die musikalische Welt von Pelleas und Melisande ist ziemlich ähnlich. Ein Genuss!"

Coriolanus
25.10.2023, 20:42
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3d/Prinz_Eugene_of_Savoy.PNG

Jacob van Schuppen: Prinz Eugen von Savoyen, Öl auf Leinwand, 1718. Das Bild hängt als Dauerleihgabe des Rijksmuseum Amsterdam im Wiener Belvedere.
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_von_Savoyen)

Carl Loewe - Prinz Eugen, der edle Ritter:
Zelte, Posten, Werda-Rufer!
Lust'ge Nacht am Donauufer!
Pferde stehn im Kreis umher
Angebunden an der Pflöcken;
An den engen Sattelböcken
Hangen Karabiner schwer.

Um das Feuer auf der Erde,
Vor den Hufen seiner Pferde
Liegt das östreichsche Pikett.
Auf dem Mantel liegt ein jeder;
Von den Tschackos weht die Feder,
Leutnant würfelt und Kornet.

Neben seinem müden Schecken
Ruht auf einer wollnen Decken
Der Trompeter ganz allein:
"Laßt die Knöchel, laßt die Karten!
Kaiserliche Feldstandarten
Wird ein Reiterlied erfreun!

"Vor acht Tagen die Affaire
Hab ich, zu Nutz dem ganzen Heere,
In gehör'gen Reim gebracht;
Selber auch gesetzt die Noten;
Drum, ihr Weißen und ihr Roten!
Merket auf und gebet Acht!"

Und er singt die neue Weise
Einmal, zweimal, dreimal leise
Denen Reitersleuten vor;
Und wie er zum letzten Male
Endet, bricht mit einem Male
Los der volle, kräft'ge Chor:

"Prinz Eugen, der edle Ritter!"
Hei, das klang wie Ungewitter
Weit in's Türkenlager hin.
Der Trompeter tät den Schnurrbart streichen
Und sich auf die Seite schleichen
Zu der Marketenderin.

Hermann Prey: Carl Loewe - Prinz Eugen der edle Ritter (https://www.youtube.com/watch?v=Q9E6rHsF6Oo)

Coriolanus
25.10.2023, 21:34
In einem kühlen Grunde...


https://i.ibb.co/vktdC07/Eichendorff-Grunde-Hoffmann-500x753.jpg https://i.ibb.co/TrF3h7f/Eichendorff-Grunde-RKL-500x747.jpg
https://i.ibb.co/Yh9WYx5/Eichendorff-Grunde-Stalzer-500x778.jpg

Oben Rechts: Illustration mit Text der ersten Strophe. Monogrammiert: GF. Verso: Signet R&K L in Halbkreis mit Strahlen. Serie 2937/4. Nicht gelaufen.
Unten: H. Stalzer. In einem kühlen Grunde. Verso: Verlag Hermann A. Wiechmann, München. Nr. 191. Verzeichnisse von Büchern und Kunstpostkarten umsonst und postfrei. Nicht gelaufen,
Oben Links: In einem kühlen Grunde. Signiert A. O. Hoffmann. Verso: Volksliederpostkarte "In einem kühlen Grunde" von A. O. Hoffmann. Carl Flemming AG Glogau (unleserlich). Poststempel 1932.

(Quelle = Goethezeitportal, hier) (http://(http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2575))

Das zerbrochene Ringlein.


"In einem kühlen Grunde
Da geht ein Mühlenrad
Mein’⁠(a) Liebste⁠(b) ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein’n Ring dabei,
Sie hat die Treu’ gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möcht’ als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen,
Und geh’n von Haus zu Haus.

Ich möcht’ als Reiter fliegen
Wohl in die blut’ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.

Hör’ ich das Mühlrad gehen:
Ich weiß nicht, was ich will —
Ich möcht’ am liebsten sterben,
Da wär’s auf einmal still!"
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/In_einem_k%C3%BChlen_Grunde)

cantoSonor - In einem kühlen Grunde (https://www.youtube.com/watch?v=AmTgSddVr3c)

http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/bildende_kunst/illustrationen/eichendorff/ringlein/Eichendorff_Grunde_RKL__500x747_.jpg

Coriolanus
25.10.2023, 22:40
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Edith_Stein_%28ca._1938-1939%29.jpghttps://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Stein#/media/Datei:Stein-reliquie.jpg

Edith Stein (Passbild vom Dezember 1938)

„Schon jetzt nehme ich den Tod, den Gott mir zugedacht hat, in vollkommener Unterwerfung unter Seinen heiligsten Willen mit Freuden entgegen. Ich bitte den Herrn, daß Er mein Leben und Sterben annehmen möchte zu seiner Ehre und Verherrlichung, für alle Anliegen der heiligsten Herzen Jesu und Mariä und der Heiligen Kirche, insbesondere für die Erhaltung, Heiligung und Vollendung unseres heiligen Ordens, namentlich des Kölner und Echter Karmels, zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes und damit der Herr von den Seinen aufgenommen werde und sein Reich komme in Herrlichkeit, für die Rettung Deutschlands und den Frieden der Welt, schließlich für meine Angehörigen, lebende und tote und alle, die Gott mir gegeben hat: Dass keines von ihnen verloren gehe.“

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/Stein-reliquie.jpg

Reliquie vom Gewand der hl. Edith Stein im Speyrer Dom
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Edith_Stein)

O Crux, ave, spes unica,
hoc passionis tempore:
auge piis justiam,
reisque dona veniam

O Crux ave spes unica (https://www.youtube.com/watch?v=77geP_k4RHw)

Coriolanus
28.10.2023, 15:48
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/Waldm%C3%BCller_-_Die_Heimkehr_des_Landmannes.jpeg

Die Heimkehr des Landmannes von Ferdinand Georg Waldmüller (um 1833), ein Beispiel biedermeierlicher Genremalerei
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Biedermeier)

"Die erste Walpurgisnacht op. 60 (MWV D 3) ist eine im Mai 1799 verfasste Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, in Musik gesetzt von Felix Mendelssohn Bartholdy in Form einer weltlichen Kantate für Soli, Chor und Orchester (1833)."

"5. Ein Wächter der Druiden (Bass) und Chor der Wächter der Druiden (Rezitativ)

Diese dumpfen Pfaffenchristen,
lasst uns keck sie überlisten!
Mit dem Teufel, den sie fabeln,
wollen wir sie selbst erschrecken.
Kommt! Kommt mit Zacken und mit Gabeln,
und mit Glut und Klapperstöcken
lärmen wir bei nächt’ger Weile
durch die engen Felsenstrecken!
Kauz und Eule,
Heul’ in unser Rundgeheule,
Kommt! Kommt! Kommt!"
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_erste_Walpurgisnacht)

Mendelssohn: Der Erste Walpurgisnacht, Op. 60 - V. Diese dumpfen Pfaffenchristen - VI. Kommt... (https://www.youtube.com/watch?v=7_oq3BSG7Ng)

Coriolanus
28.10.2023, 18:09
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c6/Anton_von_Werner_Kronprinz_Friedrich.JPG

Friedrich als Kronprinz auf dem Hofball 1878, Gemälde von Anton von Werner, 1895
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_III._(Deutsches_Reich))

1878/79 komponierte César Franck auch sein Klavierquintett in f-Moll, das Claude Debussy als immerwährenden Paroxysmus empfunden haben soll:

César Franck - Klavierquintett f-Moll | WDR Sinfonieorchester (https://www.youtube.com/watch?v=J0L555L9WX8)

Coriolanus
29.10.2023, 18:54
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/Folio_61v_-_Psalm_XLII.jpg

Très Riches Heures du Duc de Berry: Psalm 43 (42)
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Psalm_43)

[Gracias Choir] F.Mendelssohn : Richte mich, Gott / Eunsook Park (https://www.youtube.com/watch?v=Hn7TBoR_a00)

Coriolanus
29.10.2023, 20:02
https://s20.directupload.net/images/231029/6oygn4tz.jpg

Abb. 1: »Männerchor« – Bildpostkarte mit postalischer Beförderung 1907. Quelle: Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück – Sammlung Prof. Dr. Sabine Giesbrecht, Kartennummer 1_2_1-009.
(Quelle (http://www.denkstroeme.de/heft-11/s_87-111_wehner) = http://www.denkstroeme.de/heft-11/s_87-111_wehner)

"Dem Kellner

Setze mir nicht, du Grobian,
Mir den Krug so derb vor die Nase!
Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an,
Sonst trübt sich der Eilfer im Glase.

Dem Schenken

Du zierlicher Knabe, du komm herein,
Was stehst du denn da auf der Schwelle?
Du sollst mir künftig der Schenke sein,
Jeder Wein ist schmackhaft und helle."

DIE MEISTERSINGER ~ Türkisches Schenkenlied - Felix Mendelssohn-Bartholdy ~ Ltg. KLAUS BREUNINGER (https://www.youtube.com/watch?v=ruOQNtUpy0U)

Coriolanus
29.10.2023, 21:30
Mendelssohn: Musikantenprügelei, MWV G 13 (https://www.youtube.com/watch?v=ai_2w0MMttI)

"Wum, wum, wum, wum …

Seht doch diese Fiedlerbanden, seht doch die, seht doch die!

Wir sind hier die Musikanten, wir sind hie, wir sind hie!

Geigenkratzer, wollt ihr schweigen, schert euch fort, lasst uns hier geigen!

Seht doch diese Fiedlerbanden, wir sind hier die Musikanten!

Wum, wum, wum, seid ihr betrunken? Wum, wum, wum, schweigt, ihr Halunken!

Ein Kontrabass wird hier zerbrochen.

Wollt ihr es sehen, wollt ihr es fühlen, wie wir verstehen die Pauken zu spielen?

Stoßen und schleifen, binden und greifen, streichen fortissimo drein mit dem Schemelbein,

haben wir euch gepackt, schlagen wir gleich den Takt!

Ach meine Knochen, ach und mein Rücken, alles zerbrochen, alles in Stücken!

Meine Knochen!"


https://s20.directupload.net/images/231029/rs5yb35c.jpg


Abb. 3: Adolf Schroedter: Tutti (»Musikantenprügelei«) – Lithographie 1833, Format: quer 165 × 227 mm. Quelle: Düsseldorf, Stiftung Museum Kunstpalast, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. K 1919–655. Foto: © Stiftung Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, Bildnummer 40503.
(Quelle = http://www.denkstroeme.de/heft-11/s_87-111_wehner)

»Dann sangen sie 4stimmige Lieder bei Tische, unter andern eins, das ich voriges Jahr zum Musikfest an Woringen geschenkt hatte, Musikantenprügelei genannt, welches der hatte abschreiben lassen, welches der Abschreiber (einer der gegenwärtigen Spieler und Sänger) zugleich aber auch für sich selbst abgeschrieben hatte, und bei dieser Gelegenheit nun gelassen producirte, und welches mich selbst sehr lachen machte.«
Felix Mendelssohn Bartholdy

Coriolanus
29.10.2023, 22:14
Aufnahme aus der Kapelle des Residenzschlosses Ludwigsburg:

VOCES8: Denn Er hat seinen Engeln befohlen über dir - Mendelssohn (https://www.youtube.com/watch?v=dNNWP8L2K9w)

Stück ist Teil von Mendelssohns Oratorium "Elias".

Die Engel:
Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Daß sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

https://www.schloss-ludwigsburg.de/fileadmin/_processed_/5/a/csm_24_ludwigsburg_rsl_detail_deckengemaelde_schlo sskapelle_lmz332765_1997.foto-lmz-steffen-hauswirth_crop1196x673_75cf85c38c.webp

Bildquelle = https://www.schloss-ludwigsburg.de

"In der Mittelkuppel der Kapelle befindet sich ein imposantes Deckengemälde, welches die „Verherrlichung der Heiligen Dreifaltigkeit“ zeigt und von dem Maler Carlo Carlone geschaffen wurde."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Residenzschloss_Ludwigsburg)

Sjard
30.10.2023, 03:37
Ein sehr schöner Strang. Viele der Bilder kannte ich noch nicht.

Coriolanus
30.10.2023, 13:33
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a0/Hieratic_Head_of_Ezra_Pound_01_%28brightened%29.jp g

Henri Gaudier-Brzeska: Hieratischer Kopf von Ezra Pound, Marmor, 1914

"Ezra Weston Loomis Pound (* 30. Oktober 1885 in Hailey, Blaine County, Idaho; † 1. November 1972 in Venedig) war ein amerikanischer Dichter. Er gilt als einer der herausragenden Vertreter der literarischen Moderne."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Ezra_Pound)

"A London Symphony ist die zweite Sinfonie von Ralph Vaughan Williams. Sie wird häufig auch offiziell als “Sinfonie Nr. 2” bezeichnet, obwohl der Komponist sie nie so genannt hat. Uraufgeführt wurde das viersätzige Werk 1914. Die Aufführung ist ein Erfolg, aber kurze Zeit später geht die Partitur auf dem Postweg zum Dirigenten Fritz Busch in Deutschland verloren, ungefähr zum selben Zeitpunkt, als der Erste Weltkrieg ausbricht."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/A_London_Symphony)

Vaughan Williams Symphony No 2 1913 version (https://www.youtube.com/watch?v=XqZdaiXRZ7k)

Coriolanus
30.10.2023, 15:58
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b0/Ezra_Pound_passport_photograph_undated.jpg

Ezra Pound, Passbild von 1919
(Quelle im vorherigen Beitrag)

Canto XIV
"Io venni in luogo d'ogni luce muto;
The stench of wet coal, politicians
. . . . . . . . . . e and. . . . . n, their wrists bound to
their ankles,
Standing bare bum,
Faces smeared on their rumps,
wide eye on flat buttock,
Bush hanging for beard,
Addressing crowds through their arse-holes,
Addressing the multitudes in the ooze,
newts, water-slugs, water-maggots,
And with them. . . . . . . r,
a scrupulously clean table-napkin
Tucked under his penis,
and. . . . . . . . . . . m
Who disliked colioquial language,
stiff-starched, but soiled, collars
circumscribing his legs,
The pimply and hairy skin
pushing over the collar's edge,
Profiteers drinking blood sweetened with sh-t,
And behind them. . . . . . f and the financiers
lashing them with steel wires.

And the betrayers of language
. . . . . . n and the press gang
And those who had lied for hire;
the perverts, the perverters of language,
the perverts, who have set money-lust
Before the pleasures of the senses;

howling, as of a hen-yard in a printing-house,
the clatter of presses,
the blowing of dry dust and stray paper,
fretor, sweat, the stench of stale oranges,
dung, last cess-pool of the universe,
mysterium, acid of sulphur,
the pusillanimous, raging;
plunging jewels in mud,
and howling to find them unstained;
sadic mothers driving their daughters to bed with decrepitude,
sows eating their litters,
and here the placard ΕΙΚΩΝ ΓΗΣ,
and here: THE PERSONNEL CHANGES,

melting like dirty wax,
decayed candles, the bums sinking lower,
faces submerged under hams,
And in the ooze under them,
reversed, foot-palm to foot-palm,
hand-palm to hand-palm, the agents provocateurs
The murderers of Pearse and MacDonagh,
Captain H. the chief torturer;
The petrified turd that was Verres,
bigots, Calvin and St. Clement of Alexandria!
black-beetles, burrowing into the sh-t,
The soil a decrepitude, the ooze full of morsels,
lost contours, erosions.

Above the hell-rot
the great arse-hole,
broken with piles,
hanging stalactites,
greasy as sky over Westminster,
the invisible, many English,
the place lacking in interest,
last squalor, utter decrepitude,
the vice-crusaders, fahrting through silk,
waving the Christian symbols,
. . . . . . . . frigging a tin penny whistle,
Flies carrying news, harpies dripping sh-t through the air.

The slough of unamiable liars,
bog of stupidities,
malevolent stupidities, and stupidities,
the soil living pus, full of vermin,
dead maggots begetting live maggots,
slum owners,
usurers squeezing crab-lice, pandars to authori
pets-de-loup, sitting on piles of stone books,
obscuring the texts with philology,
hiding them under their persons,
the air without refuge of silence,
the drift of lice, teething,
and above it the mouthing of orators,
the arse-belching of preachers.
And Invidia,
the corruptio, fretor, fungus,
liquid animals, melted ossifications,
slow rot, fretid combustion,
chewed cigar-butts, without dignity, without tragedy
. . . . .m Episcopus, waving a condom full of black-beetles,
monopolists, obstructors of knowledge.
obstructors of distribution."
(Quelle) (https://poets.org/poem/canto-xiv)
(https://poets.org/poem/canto-xiv)
"Cantos XIV und XV verwenden die Konvention der Göttlichen Komödie, um Pound / Dante zu präsentieren, die sich durch eine Hölle bewegen, die von Bankern, Zeitungsredakteuren, Hackautoren und anderen „Perversen der Sprache“ und der sozialen Ordnung bevölkert wird."
(Quelle) (https://de.wikibrief.org/wiki/The_Cantos)

Coriolanus
30.10.2023, 17:25
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6c/Brunnenburg9.jpg

Die Brunnenburg unterhalb von Schloss Tirol
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Brunnenburg)

Die Tochter von Ezra Pound liest auf der Brunnenburg in Norditalien Auszüge aus den "Cantos":


https://www.youtube.com/watch?v=pKUg4q_lGdk

In dem Video ist auch Pounds hieratischer Kopf von Henri Gaudier-Brzeska zu sehen.

"Came Neptunus
his mind leaping like dolphins,
These concepts the human mind has attained.
To make Cosmos---
To achieve the possible---
Muss. --- wrecked for an error,
But the record
the palimpsest---
a little light
in great darkness---
cuniculi---
An old "crank" dead in Virginia.
Unprepared young burdened with records,
The vision of the Madonna
above the cigar butts
and over the portal.
"Have made a mass of laws"
(mucchio di leggi)
Litterae nihil sanantes
Justinian's,
a tangle of works unfinished.
I have brought the great ball of crystal;
who can lift it?
Can you enter the great acorn of light?
But the beauty is not the madness
Tho' my errors and wrecks lie about me.
And I am not a demigod,
I cannot make it cohere.
If love be not in the house there is nothing.
The voice of famine unheard.
How came beauty against this blackness,
Twice beauty under the elms---
To be saved by squirrels and bluejays?
"plus j'aime le chien"
Ariadne.
Disney against the metaphysicals,
and Laforgue more than they thought in him,
Spire thanked me in proposito
And I have learned more from Jules
(Jules Laforgue) since then
deeps in him,
and Linnaeus.
chi crescerà i nostri---
but about that terzo
third heaven,
that Venere,
again is all "paradiso"
a nice quiet paradise
over the shambles,
and some climbing
before the take-off,
to "see again,"
the verb is "see," not "walk on"
i.e. it coheres all right
even if my notes do not cohere.
Many errors,
a little rightness,
to excuse his hell
and my paradiso.
And as to why they go wrong,
thinking of rightness
And as to who will copy this palimpsest?
al poco giorno
ed al gran cerchio d'ombra
But to affirm the gold thread in the pattern
(Torcello)
al Vicolo d'oro
(Tigullio).
To confess wrong without losing rightness:
Charity I have had sometimes,
I cannot make it flow thru.
A little light, like a rushlight
to lead back to splendour."
(Quelle) (https://www.babelmatrix.org/works/en/Pound%2C_Ezra-1885/Canto_CXVI/hu#:~:text=But%20the%20beauty%20is%20not%20the%20m adnessTho%27%20my,there%20is%20nothing.%20The%20vo ice%20of%20famine%20unheard.)
[Hervorhebung von mir]

"What you
depart from is
not the way
and olive tree
blown white in
the wind
washed in the
Kiang and Han
what whiteness
will you add to
this whiteness,
what candor?"
(Quelle) (https://turmsegler.net/20071201/ezra-pound-in-bildern/)

"I have tried to write Paradise

Do not move
Let the wind speak
that is paradise.

Let the Gods forgive what I
have made
Let those I love try to forgive
what I have made."
(Quelle) (https://poets.org/poem/notes-canto-cxx)




https://www.youtube.com/watch?v=pKUg4q_lGdk

Coriolanus
30.10.2023, 20:48
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7f/P%C3%BCckler_alt.jpg

Der alte Fürst Pückler in orientalischer Tracht

"Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (* 30. Oktober 1785 auf Schloss Muskau; † 4. Februar 1871 auf Schloss Branitz) war Graf einer Freien Standesherrschaft, ab 1822 Fürst von Pückler-Muskau, Generalleutnant, Landschaftsarchitekt, Schriftsteller und Weltreisender (sein Pseudonym als Autor und Reisender: „Der Verstorbene“ oder „Semilasso“) und seinerzeit ein bekanntes Mitglied der gehobenen Gesellschaft."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_P%C3%BCckler-Muskau)

"1837 kaufte er auf dem Sklavenmarkt in Kairo die etwa 12-jährige Machbuba, die ihn auf der weiteren Reise begleiten musste. Er reiste 1837 weiter in den Sudan, bis er 1838 südlich von Khartum entkräftet den Rückweg antrat. Er nahm Machbuba mit nach Europa und sie lebte als seine Mätresse in Muskau. Das Mädchen verstarb am 27. Oktober 1840 in seinem Schloss und wurde in Muskau begraben."

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Schloss_Branitz_Innen_21.jpg

Machbuba um das Jahr 1840

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Neapolitan.jpg

Fürst-Pückler-Eis

1840 komponierte Niels Wilhelm Gade auch jenes Werk, *das ihm den Durchbruch zu nationaler und internationaler Berühmtheit bringen und sein bis heute meistgespieltes werden sollte: die Konzert-Ouvertüre Nachklänge von Ossian op. 1, welcher er die folgenden Zeilen aus Ludwig Uhlands (1787-1862) Gedicht Freie Kunst voranstellte:"Formel hält uns nicht gebunden, unsre Kunst heißt Poesie."*
(Quelle) (https://repertoire-explorer.musikmph.de/wp-content/uploads/vorworte_prefaces/281.html)

Niels Gade : Echoes of Ossian, Concert Overture Op. 1 (1840) (https://www.youtube.com/watch?v=JZoNgszSGAk)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_P%C3%BCckler-Muskau#/media/Datei:Schloss_Branitz_Innen_21.jpg

Coriolanus
31.10.2023, 00:32
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f6/Atelier_M%C3%BCller-Hilsdorf%2C_Joseph_Gabriel_Rheinberger.jpg


Josef Rheinberger, Aufnahme vom Atelier Müller-Hilsdorf
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Gabriel_Rheinberger)

"Abendlied ist eine Komposition für gemischten Chor zu 6 Stimmen von Josef Gabriel Rheinberger. Es entstammt den „Drei geistlichen Gesängen“ op. 69,3. Josef Rheinberger schrieb die erste Fassung seines kurzen Chorwerkes, das als sein populärstes Werk überhaupt gilt, als knapp 16-Jähriger am 9. März 1855."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Abendlied_(Rheinberger))

Bleib bei uns,
denn es will Abend werden,
und der Tag hat sich geneiget. (Lk 24,29 Lut)

VOCES8: 'Abendlied' by Josef Rheinberger (https://www.youtube.com/watch?v=sIOagJryMik)

Coriolanus
31.10.2023, 13:37
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/Jan_Vermeer_van_Delft_014.jpg

Jan Vermeer, Die Musikstunde, (Herr und Dame am Virginal), (1662–1665)
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Vermeer)

Jean Baptiste Lully – La naissance de Vénus, LWV 27, Ballett, Uraufführung am 26. Januar 1665 in Paris:

Lully : Ballet royal de la Naissance de Vénus II. Sarabande d’Orphée "Dieu des Enfers" (https://www.youtube.com/watch?v=LSGnbgDnGKE)

Kommentar zum Video:

"Aber warum beharren Sie darauf, diese armen Interpreten zu maskieren, selbst wenn die Musik die eines Dieners eines Königs ist, hätte Lully niemals eine solche Behandlung seiner Musiker akzeptiert; es ist unanständig, es handelt sich hier um Klänge, die die Geburt der Venus begleiten, kannst du dir vorstellen, was aus dem Baby (und der Welt!) geworden wäre, wenn es diesem Schauspiel beigewohnt hätte, als es auf diese Welt kam?"

Coriolanus
31.10.2023, 14:13
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e6/Catharina_van_Hemessen_-_Girl_at_the_Virginal.jpg

Catharina van Hemessen, Mädchen am Virginal, 1548. Wallraf-Richartz-Museum, Köln.
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Virginal)

"Trotz ihrer bescheidenen Maße waren viele dieser Instrumente durch kunstvolle Intarsien aus Materialien wie Edelhölzern, Elfenbein, Perlmutt, Vergoldungen oder Malereien wertvolle Luxusgegenstände, die beinahe an Schatzkästchen erinnern. Eines der wertvollsten Musikinstrumente überhaupt (reiner Materialwert) ist das berühmte Virginal von Annibale dei Rossi von 1577, mit Ebenholz, Elfenbein und 1928 Edel- und Halbedelsteinen – selbst auf den Tasten."

Jean Rondeau spielt Orlando Gibbons auf einem originalen Virginal aus dem 16. Jahrhundert (Pavana):


https://www.youtube.com/watch?v=D6vgZbE9p5w

Coriolanus
31.10.2023, 15:56
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7f/Vermeer_The_Concert.jpg

Jan Vermeer, Das Konzert, (1665/1666)

Alles, was ihr tut (Dietrich Buxtehude)
Chor
(Kol. 3, 17)
Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken,
das tut alles im Namen Jesu,
und danket Gott und dem Vater durch ihn.
Aria
(anonym)
Dir, dir Höchster, dir alleine,
alles, Alleshöchster, dir,
Sinnen, Kräfte und Begier
ich nur aufzuopfern meine,
Alles sei nach aller Pflicht
nur zu deinem Preis gericht.
Helft mir spielen, jauchzen, singen,
hebt die Herzen himmelan,
jubele, was jubeln kann,
lasst all’ Instrumenten klingen.
Alles sei nach aller Pflicht
nur zu deinem Preis gericht.
Vater, hilf uns Jesu willen,
lass das Loben löblich sein
und zum Himmel dringen ein,
unser Wünschen zu erfüllen,
dass dein Herz nach Vaterspflicht
sei zu unserm Heil gericht.
Arioso
(Ps. 37, 4)
Habe deine Lust am Herrn,
der wird dir geben,
was dein Herz wünscht.
Choral
(Georg Niege)
Gott will ich lassen raten,
denn er all’ Ding vermag,
er segne meine Taten,
mein Vornehmen und mein Sach’,
den ich’s ihm heimgestellt,
mein’ Leib, mein’ Seel, mein Leben,
und was er mir sonst geben:
er mach’s, wie’s ihm gefällt.
Darauf so sprech ich Amen,
und zweifle nicht daran,
Gott wird uns all’ zusammen
ihm wohlgefallen lan.
Drauf streck’ ich auf mein Hand,
greif an das Werk mit Freuden,
dazu mich Gott bescheiden
in mein’m Beruf und Stand.
Chor
(Kol. 3, 17)
Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken,
das tut alles im Namen Jesu,
und danket Gott und dem Vater durch ihn.
(Quelle) (https://www.cpdl.org/wiki/index.php/Alles,_was_ihr_tut_(Dietrich_Buxtehude))

D. Buxtehude - Alles was ihr tut mit Worten oder mit Werken, BuxWV 4 - [Kölner Kammerchor] (https://www.youtube.com/watch?v=zoavG7sRTRc)

Coriolanus
01.11.2023, 00:00
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Johann_Strauss_II_%28Die_Bombe_1871%29.jpg

Johann Strauss (Sohn) in der Satirezeitschrift Die Bombe, 26. Februar 1871
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Bombe_(1871%E2%80%931925))

"Indigo und die 40 Räuber ist die erste aufgeführte Operette von Johann Strauss (Sohn). Das Libretto stammt von mehreren Bearbeitern, unter denen sich auch Richard Genée befand, wurde aber bereits nach der Uraufführung überarbeitet. Der Text basiert auf dem Märchen von Ali Baba und den vierzig Räubern aus Tausendundeine Nacht. Das Werk erlebte seine Uraufführung am 10. Februar 1871 im Theater an der Wien in Wien."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Indigo_und_die_40_R%C3%A4uber)

Indigo und die vierzig Räuber, Ouvertüre (https://www.youtube.com/watch?v=RtefaQYRwKM)
Johann Strauss II (https://www.youtube.com/watch?v=RtefaQYRwKM)
Wiener Philharmoniker, Riccardo Muti (https://www.youtube.com/watch?v=RtefaQYRwKM)
Neujahrskonzert 1993 (https://www.youtube.com/watch?v=RtefaQYRwKM)

Coriolanus
01.11.2023, 10:59
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9f/Franz_Schmidt_-_Grab.JPG

Grab Dr. Franz Schmidts auf dem Wiener Zentralfriedhof, Andre Roder

"Viele Auszeichnungen bezeugen die ihm entgegengebrachte hohe Wertschätzung: u. a. der Franz-Joseph-Orden sowie die aus Anlass des 60. Geburtstages verliehene Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.) der Universität Wien.[4] Nach Aussagen von Schülern Schmidts beherrschte ihr Lehrer nahezu sämtliche damals bekannten Klavierkompositionen auswendig.

Sein Privatleben stand allerdings weitgehend in krassem Gegensatz zur erfolgreichen beruflichen Laufbahn: zwei Jugendlieben blieben unerfüllt. Seine erste Gattin Karoline Perssin (1880–1942) wurde ab 1919 in der Wiener Nervenheilanstalt Am Steinhof stationär behandelt (und drei Jahre nach dem Tode Franz Schmidts im Zuge der nationalsozialistischen Euthanasie-Kampagne ermordet). Seine Tochter Emma (1902–1932) verstarb völlig unerwartet nach der Geburt ihres ersten Kindes. Der gebrochene Vater bezeichnete seine 4. Sinfonie als „Requiem für meine Tochter“. Erst seine zweite Ehe mit seiner wesentlich jüngeren Klavierschülerin Margarethe Jirasek (1891–1964) brachte dem bereits mit schweren gesundheitlichen Problemen kämpfenden Künstler die dringend benötigte Stabilisierung des Privatlebens. Mit seiner ersten Geliebten Elise Zwieback aus der Studienzeit hatte Schmidt auch einen Sohn, Ludwig Zirner."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Schmidt_(Komponist))


"Das Buch mit sieben Siegeln ist ein 1937 vollendetes und 1938 in Wien uraufgeführtes Oratorium des österreichischen Komponisten Franz Schmidt nach Motiven der biblischen Offenbarung des Johannes.

Aus Erzählungen ist bekannt, dass Schmidt schon längere Zeit an die Vertonung einiger Bibelstellen dachte, die er zu einem Oratorium zusammenfassen wollte. So soll er Briefe des Apostels Paulus dazu ausersehen haben, ebenso habe er an die Vertonung des Hohenliedes gedacht. Wer ihn auf die Offenbarung des Johannes aufmerksam machte, ist musikwissenschaftlich ungeklärt. Sowohl Oswald Kabasta wie auch Raimund Weissensteiner werden in diesem Zusammenhang genannt."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Buch_mit_sieben_Siegeln)

Das Buch mit sieben Siegeln // Fabio Luisi & The Danish National Symphony Orchestra (https://www.youtube.com/watch?v=gQfMFH7UU7s)

Coriolanus
01.11.2023, 13:04
https://i.ibb.co/YRpYZhQ/Musikverein-Wien-17-Februar-1939.png

Aufbahrung von Franz Schmidt im Wiener Musikverein 1939

"Schmidt wurde von den Nationalsozialisten als der bedeutendste lebende Komponist Österreichs, der damaligen „Ostmark“, hofiert, auch wenn man ihn als „Vertreter der religiösen Kunst“ sah. Schmidt erhielt den Auftrag, eine Kantate mit dem Titel Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied zu komponieren, hinterließ diese jedoch unvollendet.

"Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied für Soli, Chor, Orgel und Orchester, Text von Oskar Dietrich; komponiert: 1938–1939, unvollendet, fertiggestellt von Robert Wagner; UA: Wien, 1940"
(Quelle im vorherigen Beitrag)

Von der Kantate findet man keine einzige Einspielung bei YouTube.

Passend aber zu Allerheiligen:

Franz Schmidt O Ewigkeit, du Donnerwort (https://www.youtube.com/watch?v=5aGqC41DWPo)

Coriolanus
01.11.2023, 14:32
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bc/La_Toussaint_Jules_Bastien-Lepage.jpg

La Toussaint, Jules Bastien-Lepage (1878)
(Quelle) (https://en.wikipedia.org/wiki/Jules_Bastien-Lepage)

In der heiligen Messe werden an Allerheiligen Texte aus den Offenbarungen des Johannes und die Seligpreisungen der Bergpredigt nach dem Matthäus-Evangelium verlesen. Auf Grundlage dessen hat auch Johannes Brahms, der kein Freund der Kirche war, sein Deutsches Requiem vertont:

Brahms Ein Deutsches Requiem Nikolaus Harnoncourt (https://www.youtube.com/watch?v=cDtjiNt42NQ)

*Clara Schumann schrieb in einem Brief an Johannes Brahms, nachdem sie die Noten des 6. und 7. Satzes von ihm erhalten hatte: „Zu erzählen gibt es hier wenig, aber sagen muß ich Dir noch, daß ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend. Ich kann’s, wie Du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann es auszusprechen. … Ach könnte ich es hören, was gäb ich wohl darum“.[12]

Der schwer zu begeisternde Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick urteilte hymnisch: „Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag“.*
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_deutsches_Requiem)

Coriolanus
01.11.2023, 23:15
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Ex%C3%A9cution_de_Marie_Antoinette_le_16_octobre_1 793.jpg

Die Hinrichtung Marie-Antoinettes, anonymes Gemälde, 1793

"Marie Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris) wurde als Erzherzogin Maria Antonia von Österreich geboren. Durch Heirat mit dem Thronfolger Ludwig August wurde sie am 16. Mai 1770 Dauphine von Frankreich. Nach der Thronbesteigung ihres Gatten als Ludwig XVI. war sie vom 10. Mai 1774 an Königin von Frankreich und Navarra; während der Französischen Revolution trug sie vom 4. September 1791 bis zum 10. August 1792 den Titel Königin der Franzosen. Anfänglich beliebt, wurde sie schon unter dem Ancien Régime zum Ziel massiver, teils polemischer, Kritik. Neun Monate nach ihrem Ehemann wurde sie mit der Guillotine hingerichtet."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Antoinette_von_%C3%96sterreich-Lothringen)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Jean-%C3%89tienne_Liotard%2C_L%27Archiduchesse_Marie-Antoinette_d%27Autriche%2C_future_Reine_de_France% 2C_%C3%A0_l%27%C3%A2ge_de_7_ans_%281762%29_-_02.jpg

Jean-Étienne Liotard: Erzherzogin Maria Antonia von Österreich im Alter von sieben Jahren, 1762 (Musée d’art et d’histoire, Genf)

"The Sufferings of the Queen of France (Die Leiden der Königin von Frankreich), auch bekannt unter den Titeln La Mort de Marie-Antoinette und Le tableau Marie-Antoinette, ist ein Klavierzyklus des böhmischen Komponisten und Pianisten Johann Ladislaus Dussek (1760–1812), welcher in zehn programmatischen Einzelstücken den Leidensweg und die Apotheose der französischen Königin Marie-Antoinette beschreibt."

Der Zyklus besteht aus folgenden zehn Einzelnummern:

No. 1, The Queen’s Imprisonment (Largo, c-Moll, 4/4)

No. 2, She reflects on her former Greatness, (Maestosamente, Es-Dur, 4/4)

No. 3, They separate her from her Children, (Agitato assai, c-Moll, 2/2)

No. 4, They pronounce the Sentence of Death, (Allegro con furia, Es-Dur, 3/4)

No. 5, Her Resignation to her Fate, (Adagio innocente, Es-Dur, 3/4)

No. 6, The Situation and Reflections the Night before her Execution, (Andante agitato, As-Dur/d-Moll, 3/4)

No. 7, March, (Lento, d-Moll, 4/4)

No. 8, The savage Tumult of the Rabble, (Presto furioso, B-Dur, 3/4)

No. 9, The Queen’s Invocation to the Almighty just before her Death, (Molto adagio, E-Dur, 3/4)

No. 10, The Apotheosis, (Allegro maestoso, C-Dur, 4/4)
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Antoinette_von_%C3%96sterreich-Lothringen)

Freut mich ungemein, von diesem total vergessenen Werk eine Aufnahme von Andreas Staier gefunden zu haben. Lange nicht mehr an ihn gedacht und er ist mir als sehr gefühlvoller Schubert-Interpret in Erinnerung:

The Sufferings of the Queen of France, Op. 23, Andreas Staier (https://www.youtube.com/watch?v=u9rLdilz0no)

Coriolanus
02.11.2023, 16:17
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bd/Marie_Antoinette_in_a_red_hunting_habit-1772.jpg


Joseph Kranzinger: Marie Antoinette im roten Jagdkostüm, um 1772 (Schloss Schönbrunn)

Für eine Pariser Konzertreihe komponierte Joseph Haydn etwa 1785 die Sinfonie Nr. 85 in B-Dur, die später den Beinamen "La Reine" erhielt, da Marie Antoinette sie besonders geliebt haben soll. Haydn zählte neben Christoph Willibald Gluck zu ihren Lieblingskomponisten:

Joseph Haydn: Sinfonie B-Dur Nr. 85 Hob I:85, "La Reine" (https://www.youtube.com/watch?v=v32NwS10hJc)

Coriolanus
02.11.2023, 19:54
https://de.wikipedia.org/wiki/1914#/media/Datei:Liebermann_Kriegszeit.jpg

Kriegszeit...

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/Liebermann_Kriegszeit.jpg

Ein Künstlerflugblatt Max Liebermanns aus dem August 1914 zeigt die Volksmenge vor einem Balkon des Schlosses und zitiert Wilhelms Worte vom 4. August: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Liebermann)

Maurice Ravel im August 1914, unmittelbar nach der Fertigstellung seines einzigen Klaviertrios:

„Seit vorgestern diese Sturmglocke, diese weinenden Frauen und vor allem der grauenhafte Enthusiasmus der jungen Leute… Sie glauben, ich arbeite nicht mehr? Ich habe nie so viel mit einer verrückteren und heroischeren Wut gearbeitet.“
(Quelle) (https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/2775)

Heifetz/Rubinstein/Piatigorsky - Ravel Trio in A minor. (1951) (https://www.youtube.com/watch?v=pJwjRmh6q6s)

Coriolanus
02.11.2023, 22:17
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/de/Charles_Meynier_-_Entr%C3%A9e_de_Napol%C3%A9on_%C3%A0_Berlin._27_oc tobre_1806.jpg/1024px-Charles_Meynier_-_Entr%C3%A9e_de_Napol%C3%A9on_%C3%A0_Berlin._27_oc tobre_1806.jpg

Napoleon Bonaparte zieht nach der siegreichen Schlacht bei Jena und Auerstedt an der Spitze seiner Truppen in Berlin ein

"Die deutschsprachige Geschichtsschreibung stuft das Jahr 1806 zum Teil als ein „Epochenjahr“ ein. Ursächlich hierfür ist das Ende des Heiligen Römischen Reiches: Am 6. August 1806 verkündete Kaiser Franz II. die Niederlegung der Reichskrone. Diese Zäsur wird oder wurde von Historikern als ein mögliches Enddatum der Geschichte der Frühen Neuzeit gewertet."

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/c/c3/Urkunde_Aufl%C3%B6sung_des_Heiligen_R%C3%B6mischen _Reichs_von_1806.jpg

Kaiser Franz II. dankt ab und löst das Heilige Römische Reich auf
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/1806)

Beethoven komponierte sein einziges Violinkonzert zur gleichen Zeit, als Napoleon den Zusammenbruch und das Ende des Heiligen Römischen Reiches herbeiführte. Uraufgeführt wurde es im Dezember 1806, aber nicht zuletzt wegen der technischen Schwierigkeit dauerte es fast 40 Jahre, bis diesem epochalen Werk der Durchbruch gelang, das heute zum Standardrepertoire jedes Violinisten von Weltruhm gehört.

Fantastische Einspielung unter Leitung von Nikolaus Harnoncourt und mit Gideon Kremer:

Violin Concerto in D Major, Op. 61: I. Allegro ma non troppo (https://www.youtube.com/watch?v=xdwsIAFgHKs)

Violin Concerto in D Major, Op. 61: II. Larghetto - attaca (https://www.youtube.com/watch?v=QseyTrtKj_w)

Violin Concerto in D Major, Op. 61: III. Rondo. Allegro (https://www.youtube.com/watch?v=A3JBwjlGSb4)

Coriolanus
02.11.2023, 23:48
Eine Etiquette-Frage...

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0c/Macht_geht_vor_Recht.jpg

Macht geht vor Recht, Karikatur aus dem Kladderadatsch vom 8. Februar 1863

"Um gegen die Liberalen zu mobilisieren, verfolgte Bismarck zeitweilig unterschiedliche Pläne. Dazu gehörte auch ein Bündnis mit der sozialdemokratischen Bewegung. 1863 traf er sich mehrfach mit Ferdinand Lassalle, ohne dass dies damals jedoch praktische Auswirkungen gehabt hätte.


Trotz heftiger Proteste – öffentliche Kritik kam sogar vom Thronfolger – und der allgemeinen Erwartung eines Scheiterns der Regierung überlebte Bismarck die Krise politisch. Gegen hohe liberale Beamte, unter ihnen nicht zuletzt Abgeordnete, ging er mit repressiven Mitteln bis hin zu Entlassungen vor. Gleichzeitig wurde die Pressefreiheit in Missachtung der Verfassung praktisch abgeschafft. 1865 forderte Bismarck Professor Rudolf Virchow (ein Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses) zum Duell, das dieser jedoch ablehnte, weil es keine zeitgemäße Form der Auseinandersetzung sei."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck)

"Bürgersinn ist ein Walzer von Johann Strauss Sohn (op. 295). Das Werk wurde am 7. Februar 1865 im Redouten Saal der Wiener Hofburg erstmals aufgeführt.

Der Walzer wurde für den Bürgerball während des Faschings des Jahres 1865 geschrieben und dort auch in Anwesenheit des Kaiserpaares uraufgeführt. Der Walzer selbst gehört nicht zu den ganz großen Meisterwerken des Komponisten. In der Folge verschwand das Werk wieder von den Konzertplänen. Das lag auch an der Vielzahl von Strauss’ Kompositionen in jenen Jahren, die sich gegenseitig von den Konzertplänen verdrängten. Gelegentlich wird es aber noch aufgeführt."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgersinn)


Johann Strauss Sohn, Bürgersinn, Walzer, Op. 295 (https://www.youtube.com/watch?v=5v5HqRzRCTU)

Coriolanus
03.11.2023, 21:54
https://de.wikipedia.org/wiki/Kindermord_in_Bethlehem#/media/Datei:Rubens,_Peter_Paul_-_Massacre_of_the_Innocents_-_Art_Gallery_of_Ontario.jpghttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Rubens%2C_Peter_Paul_-_Massacre_of_the_Innocents_-_Art_Gallery_of_Ontario.jpg

Das Massaker der Unschuldigen, Rubens, um 1609/11
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kindermord_in_Bethlehem)

Hector Berlioz bezog sich in seinem Oratorium L’enfance du Christ auf den Klientelkönig Herodes:

Berlioz - L’enfance du Christ (https://www.youtube.com/watch?v=8mdlguwhWOc)

Libretto: hier (http://www.hberlioz.com/Libretti/Enfance.htm)

Coriolanus
04.11.2023, 00:28
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/99/Santa_croce_di_gerusalemme_at_Night.jpg


Basilika des Heiligen Kreuzes in Jerusalem (Rom), wo die sterblichen Überreste von Nennolina zu finden sind, einer ehrwürdigen Dienerin Gottes, die Chancen hat, die jüngste Heilige der Kirchengeschichte zu werden:


https://www.youtube.com/watch?v=IizoTv0w6BQhttps://www.youtube.com/watch?v=IizoTv0w6BQ
https://www.youtube.com/watch?v=IizoTv0w6BQ

Coriolanus
04.11.2023, 18:38
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/de/Gabriel_Faure.jpg

Gabriel Fauré, Ölporträt von John Singer Sargent, um 1889 (Museum für Musik, Paris)

"Das Requiem op. 48 von Gabriel Fauré ist eine Komposition für Sopran- und Bariton-Solisten, vier- bis sechsstimmigen Chor und Orchester."

VOCES8: Requiem, Op. 48 by Gabriel Fauré (https://www.youtube.com/watch?v=4xZbnY5jQSk)

"Nach der Uraufführung in der Kirche La Madeleine fragte ihn der dort ansässige Vikar, von wem das Werk gewesen sei. Fauré fasste sich Mut und bekannte, dass es von ihm sei. Daraufhin erwiderte der Vikar, er solle das lassen, es gebe genügend Literatur, sodass man sein Werk nicht brauche."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Requiem_(Faur%C3%A9))

Coriolanus
05.11.2023, 13:11
Musik ist die Sprache des Friedens


Heute Abend möchte ich über die Bedeutung der klassischen Musik sprechen, was durchaus mit dem Aufbau einer Friedensbewegung zusammenhängt. Denn damit die Menschheit die nächste Stufe erreichen kann, auf der Kriege der Vergangenheit angehören, müssen wir unsere Gefühle so erziehen, wie es Friedrich Schiller beschrieben hat. Schiller sagte, der „erhabene“ Mensch, eine „goldene Seele“, sei derjenige, der das Richtige nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Nächstenliebe tut. Man tut das gerne, was notwendig wird, auch wenn das eine gewisse Selbstaufopferung oder körperliche Entbehrungen erfordert. Man hat sich selbst so weit entwickelt, daß es einem Freude macht, Dinge zum Wohl der Menschheit zu tun.

Es ist für alle ein Kampf, dahin zu gelangen. Vielleicht gibt es ja irgendwo jemanden, der vollkommen konsequent ist und immer nur Gutes tut, aber die meisten von uns haben, glaube ich, ihre Höhen und Tiefen. Es ist ein ständiger Kampf. Die klassische Musik, etwas Schönes, kann uns inspirieren und uns helfen, Zugang zu diesen Emotionen zu finden – unsere Emotionen so zu erziehen, daß wir fähig sind, so zu handeln, wie es die Menschheit dringend braucht...



Mozart ist mein ein und alles. Heute üben Menschen Mozart. Morgen werden Menschen Mozart genießen. Nächstes Jahr werden vielleicht Millionen von Menschen Mozart studieren und versuchen, Mozart zu spielen und Mozart zu hören und glücklich und gesund zu werden. Musik, besonders Mozart! Wenn du aufmerksam zuhörst, wirst du ein guter Mensch sein, verstehen Sie? Du wirst keinen Krieg führen, du wirst keinen Atomkrieg führen. Wir müssen viel Musik machen. Wir müssen an jeder Ecke Konzerte geben. Wir müssen unsere Musik öffentlich machen, wir müssen unseren Nationen begreiflich machen, wie wichtig Musik in unserem Leben ist.

Mozart ist mein Prophet.



Ich habe über die unglaubliche Spannung des Augenblicks nachgedacht, in dem wir uns befinden. Es ist klar, daß ein großer Teil der Weltbevölkerung nach neuen Beziehungen strebt, in denen sie sich gegenseitig respektieren, in denen sie aktiv die Armut beseitigen, in denen sie die souveränen Rechte anderer Länder respektieren. Und dann gibt es da noch dieses verrottete, verschrumpelte Relikt des Kolonialsystems, wie ein alter Griesgram am Stock, der sagt: „Nein, ihr müßt das so und so machen!“ Leider hat der alte Griesgram am Stock die Macht, uns alle mit einem Atomkrieg auszulöschen.

Da ist also diese Spannung, die, meine ich, für die Menschen schwer auszuhalten ist. Ich glaube, das fordert einen emotionalen Tribut. Es ist, als hörte man einen endlos langen Akkord mit einem doppelten lydischen Intervall oder einer verminderten Septime. Man will wissen, wie es sich auflöst; man will die Antwort wissen, man will wissen, wie es dazu kommt. Und wenn man darüber nachdenkt, was man in einer Musikaufführung entwickelt, und auch in gewissem Sinne, wenn man sich in diesen Momenten der Spannung befindet, dann erkennt man auch das große Potential, das darin steckt.

Ich habe wirklich das Gefühl, daß durch die Teilnahme an einer Aufführung klassischer Musik die Seele geschult wird. Ich denke, es ist eines der großen Verbrechen in den Vereinigten Staaten, daß die Menschen das nicht in der Schule lernen. Die Kinder singen nicht; sie haben keinen Musikunterricht; es gibt keine Ensembles. Sie haben kein Ventil für Gefühle, mit denen sie nicht umgehen oder die sie nicht kontrollieren können. Keine Möglichkeit, diese Dinge auszudrücken.



Mozart; aber ein anderer ist Beethoven. Wenn ich zum Beispiel ein Problem habe, wenn ich ein Problem lösen muß, wenn ich für etwas kämpfen muß, dann fange ich an und höre Beethoven. Wenn man als Dirigent Beethoven hört, und auch mit einem perfekten Ohr, kann man auch die Symphonien hören. Ich höre immer Beethoven und studiere Beethoven, weil Beethoven mir Kraft gibt. Es macht mich kraftvoller, es macht mich anspruchsvoller. Mozart ist anders, wenn Sie als Dirigent eine Sinfonie von ihm dirigieren, dann werden Sie quasi mit diesem Komponisten tanzen. Sie werden sich in ihn verlieben. Aber ich halte Abstand zu ihnen. Mozart und Beethoven. Beethoven, ich wiederhole es, mit Beethoven kann ich leicht streiten. Ich kann meine Gefühle leicht mit Beethoven beschreiben. Das ist es.

https://schiller-institut.de/seiten/2023/aykal.html

Coriolanus
05.11.2023, 18:29
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Tripota_Hans_Sachs_portraits_bps_bps_0072_p_900_%2 8cropped%29.jpg

Hans Sachs, Holzschnitt von Michael Ostendorfer (1545)

"Hans Sachs wurde am 5. November 1494 als Sohn des Schneidermeisters Jörg Sachs geboren. Nach dem Besuch einer Lateinschule absolvierte er von 1509 bis 1511 eine Schuhmacherlehre. Anschließend ging er, wie damals üblich, für fünf Jahre auf Gesellenwanderung.[1] Während dieser Zeit diente er vorübergehend am Hof Kaiser Maximilians I. in Innsbruck und soll sich dort zum Studium des Meistersangs entschlossen haben. Daraufhin begann er im selben Jahr Unterricht bei Meister Lienhard Nunnenbeck in München zu nehmen. 1516 ließ sich Sachs dann endgültig in Nürnberg nieder, wurde 1520 Schuhmachermeister, aktives Zunftmitglied der Meistersinger und zeitweise deren Vorsitzender (um 1555)."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Sachs#K%C3%BCnstlerische_Werke_%C3%BCber_Hans _Sachs)


Bayreuther Festspiele: Die Meistersinger von Nürnberg (komplette Aufführung, 1984) (https://www.youtube.com/watch?v=TrHYQTJLBwg)

(Bernd Weikl war 1984 in den Meistersinger-Aufführungen der Bayreuther Festspiele unter der Regie von Wolfgang Wagner als Hans Sachs zu sehen. Walther von Stolzing sang Siegfried Jerusalem, Mari Anne Häggander die Eva. Dirigent war Horst Stein.)

Coriolanus
06.11.2023, 15:26
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Codex_Manesse_Heinrich_von_Mei%C3%9Fen_%28Frauenlo b%29.jpg

Meister Heinrich Frauenlob (Codex Manesse, 14. Jahrhundert)

"Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob (* zwischen 1250 und 1260 in Meißen; † 29. November 1318 in Mainz) war ein einflussreicher Dichter deutscher Volkssprache, dessen programmatischer Künstlername wohl von seinem Marienleich herrührt. Die darin gepriesene vrouwe ist die Himmelskönigin Maria."

"Bekannt wurde Frauenlob durch seine Leichs und erfuhr schon zu Lebzeiten Bewunderung und mäzenatische Förderung wie außer ihm in vergleichbarer Weise vielleicht nur Walther von der Vogelweide. Später ab dem 15. Jahrhundert wurde Frauenlob von der meistersängerischen Gesangspflege als einer der großen Meister verehrt und viele Meisterlieder wurden mit leichten Variationen in seinen Tönen und seiner Manier ihm zu Ehren verfasst, teilweise in den Mund gelegt oder in Handschriften dieser Zeit zugeschrieben."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Frauenlob)

Frauenlobs Selbstpreisung:

"Was jemals Reinmar und der von Eschenbach sang,
was jemals
der von der Vogelweide sagte:
mit goldenem Prunkkleid vergolde
ich, Frauenlob, ihren Gesang, wie ich es euch nun zeige:
Sie haben nur vom Schaum der Oberfläche gesungen, den Boden haben sie vernachlässigt.

Meine Kunst kommt vom Grunde des Kessels, dazu stehe ich.
Ich verkünde euch
mit Worten und mit Tönen
ohne Übertreibung:
Den Lobpreis meines Gesanges sollte man mit einer (wertvollen) Krone zieren.
Andere gingen nur die schmalen Pfade neben den Straßen der großen Künste.

Wer jemals gesungen hat und noch singen wird
– ein fauler Ast am grünen Holz –,
so bin ich doch
der Meister über sie alle.
Ich trage auch das Joch des Verstandes
und ich bin überdies der Künste ein Koch.
Nie verließen meine Worte und Töne den Ort der guten Kunst."

Frauenlob - Heinrich von Meissen, ca. 1260-1318 - Sequentia: Benjamin Bagby, Barbara Thornton dir (https://www.youtube.com/watch?v=0O593WwE5X8)

Coriolanus
06.11.2023, 16:21
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/33/Johanna_I_van_Castili%C3%AB.JPG

Johanna von Kastilien

"Johanna I. von Kastilien, genannt Johanna die Wahnsinnige (span. Juana I de Castilla bzw. Juana la Loca; * 6. November 1479 in Toledo; † 12. April 1555 in Tordesillas), aus dem Hause Trastámara war ab 1504 Königin von Kastilien und ab 1516 Königin der Reiche der Krone von Aragonien. Wegen einer vermuteten oder zumindest zeitweise aufgetretenen psychischen Erkrankung wurde sie von den Regierungsgeschäften ausgeschlossen."

"Johanna hatte schon lange bevor sie als „loca“ – das bedeutet eher „närrisch“ als geisteskrank – bezeichnet wurde, durch ihr Verhalten in ihrer eigenen Familie wie bei Hof Erstaunen und Ablehnung erweckt, insbesondere in Bezug auf ihren Gemahl Philipp."

"Statt nach spanischer Tradition in bedingungslosem Glauben der katholischen Kirche anzuhängen, zeigte sie einen deutlichen Mangel an Glauben, vermied die Beichte und selbst den Besuch der Messe. Eine solche Haltung war für die Erbin der „Katholischen Könige“ – die im Dienste des Glaubens 1492 das Königreich Granada von den Muslimen erobert und die Juden aus Spanien vertrieben hatten – völlig undenkbar. Dies wurde zwar streng geheim gehalten,[24] führte jedoch zu ständigen Reibungen mit ihrer Mutter Isabella, die sie angeblich zeitweise mit Freiheitsentzug strafte und sogar die Absicht gehabt haben soll, sie deswegen zu enterben.

Diese Haltung löste naturgemäß bei Cisneros, dem Beichtvater der „Katholischen Königin“ Isabella, schwere Bedenken gegen die Herrschaft einer nicht religiösen Königin Johanna aus, was sich später, als er zum Primas von Spanien, zum mächtigen Großinquisitor, schließlich zum Regenten des Königreiches Kastilien aufgestiegen war, zweifellos zu ihrem Nachteil auswirkte.

Bezüglich der Vernachlässigung des Glaubens war auch Johannas Sohn und Erbe, Erzherzog Karl von Österreich, unerbittlich, da er befahl, dass seine Mutter in Tordesillas – notfalls mit Gewalt – zur Beichte und zum Besuch der Messe gezwungen werden sollte.[25]"
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_(Kastilien))

Senator_74
06.11.2023, 17:06
Europas schillernde Vergangenheit hat genug "Blutflecken"!!

Coriolanus
06.11.2023, 17:40
Europas schillernde Vergangenheit hat genug "Blutflecken"!!

Was man mit Johanna von Kastilien gemacht hat, entspricht in unseren Zeiten dem Umgang mit Leuten, die den Holocaust leugnen und sich als wichtige Person des öffentlichen Lebens dem Büßergewand verweigern.

Coriolanus
06.11.2023, 17:59
In der Musik angesagt zur Zeit von Johanna I., der französische Komponist Carpentras (https://de.wikipedia.org/wiki/Carpentras_(Komponist)), der zur gleichen Zeit lebte. Zumindest vom Hörensagen, sollten sich Johanna und Carpentras gekannt haben:


https://www.youtube.com/watch?v=Zv3q6QVhoIs
https://www.youtube.com/watch?v=Zv3q6QVhoIs

Papst Urban
06.11.2023, 20:21
Schöner Strang, hier kann man Geschichtlich noch was dazu gewinnen!

*Danke*

Coriolanus
07.11.2023, 00:11
Um das Jahr 1300 herum verfasste Johannes de Grocheo das Traktat "Ars musicae" (Die Kunst der Musik), wobei er drei Gattungen festlegte:


„Musica simplex“ (populäre Musik, Laienmusik)
„Musica composita“ (metrischen Gesetzmäßigkeiten folgende Musik; Musik der Ausgebildeten)
„Musica ecclesiastica“ (Kirchenmusik), umfasst den Gregorianischen Gesang im Gegensatz zu den mehrstimmigen Gattungen.
[Quelle] (https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_de_Grocheo)

Bis in unsere Zeit hat sich an dieser Unterscheidung wenig geändert. Bereits de Grocheo widmete der populären Musik die größte Aufmerksamkeit:


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Vittore_carpaccio%2C_Presentation_of_Jesus_in_the_ Temple_1510_02.jpghttps://de.wikipedia.org/wiki/Renaissancelaute#/media/Datei:Vittore_carpaccio,_Presentation_of_Jesus_in_ the_Temple_1510_02.jpg

Die Renaissancelaute – hier zu sehen auf einem Detail des Bildes "Darbringung im Tempel" von Vittore Carpaccio aus den Jahren 1490–1495 – ist eine Knickhals-Laute in Quart/Terz-Stimmung, wie sie in Europa ca. von 1500 bis 1620 erstmals in Gebrauch ist. Sie hat in Europa Bünde aus Darmsaiten.
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Renaissancelaute)

Leva Baltmiskyte spielt "Frog Galliard" von John Dowland auf einer Renaissancelaute:

https://www.youtube.com/watch?v=bx6PWnpSyOk
https://www.youtube.com/watch?v=bx6PWnpSyOk

Coriolanus
07.11.2023, 00:48
https://www.thefamouspeople.com/profiles/images/john-dowland-2.jpg


John Dowland war einer der stilvollsten englischen Renaissance-Komponisten, Sänger und Lautenisten.
(Quelle) (https://www.thefamouspeople.com/profiles/john-dowland-407.php)

“To see, to touch, to kiss, to dye in sweetest sympathy”, heißt es in John Dowlands berühmtem Lied Come again. Deutlicher ist die Steigerung Stufe um Stufe hin zum Höhepunkt erotischer Ekstase in der englischen Musik kaum jemals ausgedrückt worden. Man könnte meinen, Dowland sei mit Shakespeare eines Sinnes gewesen, wenn es um die Liebe ging. Das Gegenteil war der Fall.

Semper Dowland, semper dolens – “Immer Dowland, immer in Schmerzen” hat Dowland selbst eine seiner Pavanen für Laute genannt, denn er war ein tief melancholischer Charakter. Elizabethan Melancholy nennt man dieses Phänomen, eine Versenkung in die Vergänglichkeit alles Irdischen, die von den englischen Adligen der elisabethanischen Zeit gleichsam als ästhetisches Prinzip geübt wurde. Etwas davon steckt auch in Dowlands Liedern, doch seine Melancholie hatte viel tiefere biographische Gründe. Obwohl er anerkanntermaßen der virtuoseste Lautenist seiner Zeit war und schon als junger Mann vor der Königin spielte, hat Elisabeth I. ihm den Posten eines Hoflautenisten lebenslang verweigert. Erst im hohen Alter erhielt Dowland diese Stelle von ihrem Nachfolger James I.

Diese Tatsache allein vergellte Dowland das Lebensglück. Warum die Königin unnachgiebig war, wissen wir nicht. Es könnte daran gelegen haben, dass Dowland offen bekennender Katholik war, oder dass er in einen Skandal verstrickt war, was Königinnen normalerweise nicht verzeihen. Jedenfalls verließ Dowland aus Gram über die abgelehnte Bewerbung England und verdingte sich bei verschiedenen Fürsten auf dem Kontinent als Hoflautenist."
(Quelle) (https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/2717)

Unter anderem *verdingte* sich Downland in Deutschland. Hier eine Interpretation von *Come Again*, bei der man nur allen zurufen kann: Hört doch mal!

Come again !! John Dowland - Guitar Duo Bensa-Cardinot:


https://www.youtube.com/watch?v=cfWLrHDQA8Y

"Come again! Sweet love doth now invite
Thy graces that refrain
To do me due delight,
To see, to hear, to touch, to kiss, to die,
With thee again in sweetest sympathy.

[...]

I sit, I sigh, I weep, I faint, I die
In deadly pain and endless misery."

Coriolanus
07.11.2023, 09:48
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/be/Fritz_Reuter_Kriehuber.jpg

Fritz Reuter, Lithographie von Josef Kriehuber nach Haertel
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Reuter)

Fritz Reuter, heute vor 213 Jahren geboren, zählte zu den Nationalisten, die während der Restauration und anschließenden Demagogenverfolgung zu Metternichs Zeiten eingeknastet wurden. Später, als niederdeutscher Volksdichter, notierte er über diese Zeit:

„Und was hatten wir denn getan? Nichts, gar nichts. Nur in unseren Versammlungen und unter vier Augen hatten wir von Dingen geredet, die jetzt auf offener Straße frei heraus geschrien werden, von Deutschlands Freiheit und Einigkeit. Aber zum Handeln waren wir zu schwach, zum Schreiben zu dumm, darum folgten wir der alten deutschen Mode: wir redeten nur darüber.“

Reuter, der bereits zu Lebzeiten vollständig rehabilitiert war, hat auch Bücher über die Besatzung unter den Franzosen geschrieben, wie etwa den Roman "Ut de Franzosentid". Entspräche übersetzt in unsere Tage: "Aus der Amerikazeit".

Folgendes Lied geht auf August Binzer zurück, enthält aber Textzeilen, die man in Reuters "Hanne Nüte un de lütte Pudel" findet:


https://www.youtube.com/watch?v=38cJxwUsQ_E

"Stoßt an! Jena soll leben! Hurra hoch!
Die Philister sind uns gewogen meist
sie ahnen im Burschen, was Freiheit heisst
frei ist der Bursch!

Stosst an! *** lebe! Hurra hoch!
Der die Sterne lenket am Himmelzelt
der ist’s, der unsre Fahne hält.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Vaterland lebe! Hurra hoch!
Seid der Väter heiligem Brauche treu
doch denkt der Nachwelt auch dabei.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Landesfürst lebe! Hurra hoch!:¦
Er versprach zu schützen das Recht
drum wollen wir ihn auch lieben recht.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Frauenlieb lebe! Hurra hoch!
Wer des Weibes weiblichen Sinn nicht ehrt
der hält auch Freiheit und Freund nicht wehrt.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Männerkraft lebe! Hurra hoch!
Wer nicht singen, trinken und lieben kann
den sieht der Bursch voll Mitleid an.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Freies Wort lebe! Hurra hoch!
Wer die Wahrheit kennet und saget sie nicht
der bleibt fürwahr ein erbärmlicher Wicht.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Kühne Tat lebe! Hurra hoch!
Wer die Folgen ängstlich zuvor erwägt
der beugt sich, wo die Gewalt sich regt.
Frei ist der Bursch!

Stosst an! Burschenwohl lebe! Hurra hoch!
Bis die Welt vergeht am jüngsten Tag
seid treu, ihr Burschen, und singet uns nach:
Frei ist der Bursch!

Text und Musik: August von Binzer – 1817"
(Quelle) (https://www.volksliederarchiv.de/stosst-an-jena-soll-leben-hurra-hoch/)

Coriolanus
07.11.2023, 18:27
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d0/Girolamo_Frescobaldi_%281583-1643%29%2C_engraving_by_Claude_Mellan_%281619%29.j pg


Girolamo Frescobaldi (1619)

"Girolamo Alessandro Frescobaldi (getauft im September 1583 in Ferrara; † 1. März 1643 in Rom) war ein italienischer Komponist, Organist und Cembalist des Frühbarock. Er war einer der bedeutendsten Tastenmusiker Italiens, und komponierte auch Werke für Instrumentalensemble sowie weltliche und geistliche Vokalmusik."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Girolamo_Frescobaldi)

Wie sich der Wind der Grausamkeit verjagen lässt:


https://www.youtube.com/watch?v=PyvZ7mL7vSc

'Se l'aura spira tutta vezzosa
La fresca rosa ridente sta
La siepe ombrosa di bei smeraldi
D'estivi caldi timor non ha
A balli, a balli liete venite
Ninfe gradite, fior di beltà
Or, che sì chiaro il vago fonte
Dall'alto monte al mar s'en va
Suoi dolci versi spiega l'augello
E l'arboscello fiorito sta
Un volto bello al l'ombra accanto
Sol si dia vanto d'haver pietà
Al canto, al canto, ninfe ridenti
Scacciate i venti di crudeltà'


(Wenn die Brise alles Anmutige aushaucht
Die frische lachende Rose steht
Die schattige Hecke aus schönen Smaragden
Vor warmen Sommern hat keine Angst
Zu Tänzen, zu Tänzen glücklich kommen
Angenehme Nymphen, Blumen der Schönheit
Jetzt, wo so klar die vage Quelle
Vom hohen Berg zum Meer fließt
Spricht der Vogel seine süßen Verse
Und der blühende Busch steht
Ein liebliches Gesicht im Schatten daneben
Nur soll er sich rühmen, Mitleid zu haben
Zum Gesang, zum Gesang, lachende Nymphen
Verjagen die Winde der Grausamkeit)
[Mit Deepl übersetzt]

Al canto, al canto, wie bei Ezra Pound, dessen Lyrik auch darauf wartet, von mehr als nur ein paar Eingeweihten entdeckt und wieder zum Leben erweckt zu werden.

Coriolanus
07.11.2023, 23:28
Was die Reinlichkeit der Schönheit angeht, verkrachen es gegen die Musik der Renaissance und des Frühbarocks für meine Ohren sogar Großmeister wie Beethoven und Mozart. Das soll in keiner Weise eine Abwertung des Spätbarocks und der Romantik sein. Stünde ich aber vor der Entscheidung, mich für eine Epoche entscheiden zu müssen, hätte ich eine schwierige Wahl zu treffen.

Coriolanus
07.11.2023, 23:37
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3e/The_Lute_Player-Caravaggio_%28Hermitage%29.jpg


Der Lautenspieler ist ein Bildmotiv des italienischen Malers Caravaggio, das einen jungen Menschen zeigt, der ein Liebesmadrigal singt und sich dazu auf einer Laute begleitet. Das Geschlecht der Figur ist nicht eindeutig, sodass einige Betrachter sie für einen Knaben hielten und andere für ein Mädchen.
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Lautenspieler_(Caravaggio))

Das folgende Stück, *Ich lebe glücklich*, von Guillaume de Machaut, ist noch dem Mittelalter zuzurechnen:

"Je vivroie liement
Douce creature
Se vous saviés vraiement
Qu'en vous fust parfaitement
Ma cure

Dame de meinteing joli
Plaisant, nette et pure
Souvent me fait dire: "aymi"
Li maus que j'endure
Pour vous servir loyaument
Et soiés seüre
Que je ne puis nullement
Vivre einsi, se longuement
Me dure

Je vivroie liement
Douce creature
Se vous saviés vraiement
Qu'en vous fust parfaitement
Ma cure

Car vous m'estes sans mercy
Et sans pité dure
Et s'avés le cuer de mi
Mis en tel ardure
Qu'il morra certeinnement
De mort trop obscure
Se pour son aligement
Merci n'est procheinnement
Meüre

Je vivroie liement
Douce creature
Se vous saviés vraiement
Qu'en vous fust parfaitement
Ma cure"

Je vivroie liement (Guillaume de Machaut) ENSEMBLE PARLAMENTO:


https://www.youtube.com/watch?v=4NamIWw8U9c

Coriolanus
08.11.2023, 15:27
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/Hans_Larwin_-_Soldat_und_Tod_-_1917.jpg

Soldat und Tod, 1917, von Hans Larwin

1917 war auch die überaus erfolgreiche Uraufführung von Hans Pfitzners Oper Palestrina. Richard Strauss, der ansonsten keine großen Sympathien für Pfitzner hegte, hielt dieses Werk für so gelungen und bedeutend, dass er es aufnehmen wollte, in ein noch zu erbauendes "Opernmuseum".

Pfitzner: Palestrina [Kubelik] Gedda, Fassbaender, Fisher-Dieskau, Prey (https://www.youtube.com/watch?v=uUa3eE3OHoY)

Libretto hier, (https://www.rodoni.ch/PFITZNER/PALESTRINA/libretto.html) wobei ich im Sinne dieses Strangs vor allem auf die fünfte Szene im ersten Akt verweisen möchte. Da unterhält sich Palestrina mit verstorbenen und vergangenen Meistern der Tonkunst, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen.

Coriolanus
08.11.2023, 22:40
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/06/Alte_Nationalgalerie%2C_Gustav_Adolph_Spangenberg% 2C_der_Zug_des_Todes.JPG

Der Zug des Todes, Gustav Adolph Spangenberg, 1876

Liszt: Totentanz ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Bertrand Chamayou ∙ Jérémie Rhorer:

https://www.youtube.com/watch?v=ZrmaZGjWg1I

https://www.youtube.com/watch?v=ZrmaZGjWg1I

"Dem Stück zum Durchbruch verhalf erst die Liszt-Schülerin Martha Remmert. Nachdem sie das Werk 1876 mehrfach in Ungarn[11] und in Weimar[12] gespielt und 1878 unter Joseph Hellmesberger senior in Wien zur Erstaufführung gebracht hatte,[13] trug sie es am 17. Januar 1881 unter der Leitung von Carl Müllerhartung mit Orchester in Anwesenheit vom großherzoglichen Paar Sophie und Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach zum ersten Mal im Weimarer Hoftheater vor.[14] „Sogar der selbst von Liszt gefürchtete Todtentanz, an den sich bekanntlich außer Bülow kaum zwei Pianisten gewagt haben, wurde in Folge einer so glanzvollen Wiedergabe günstig aufgenommen.[…] ‚Sie kann ein Patent darauf nehmen‘ so lautete das beredte Zeugniß des Componisten, und allerdings dürfen nur wenige sich eines solchen Patentes angesichts der enormen Schwierigkeit des Werkes bedienen“ hieß es in der Neuen Zeitschrift für Musik (NZfM 1881, S. 243). Nach diesem Konzert wurde ihr der Titel „Großherzogliche Hofpianistin“ verliehen."
(Quelle) (https://www.youtube.com/watch?v=ZrmaZGjWg1I)

Coriolanus
09.11.2023, 16:31
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/50/King_George_II_by_Charles_Jervas.jpg

Georg II. im Krönungsornat
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_II._(Gro%C3%9Fbritannien)#Siebenj%C3%A4hrige r_Krieg)

Georg II., heute vor 340 Jahren geboren, war im Siebenjährigen Krieg Verbündeter von Friedrich II. und Preußen. Er war sogleich der letzte britische Monarch, der außerhalb von Großbritannien zur Welt kam und der persönlich Truppen in die Schlacht führte.

Für seine Krönung am 22. Oktober 1727 erhielt Händel den Auftrag, vier neue Hymnen zu schreiben. Die folgende, Zadok the Priest, wird seit diesen Tagen bei jeder Krönung eines neuen englischen Königs gespielt, zuletzt beim Nachfolger von Elisabeth II. Ebenso ist die Hymne der UEFA Champions League eine Adaption dieser Vertonung von Händel.

Handel: Zadok the Priest | The English Concert & Händelfestspielorchester Halle:


https://www.youtube.com/watch?v=5xWhclVLQyI

Coriolanus
09.11.2023, 17:57
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/83/Berlin_Reichstag_mit_Bismarck_Denkmal_um_1900.jpg/1024px-Berlin_Reichstag_mit_Bismarck_Denkmal_um_1900.jpg

Reichstagsgebäude, Westfassade. Links des Portals, vom zweiten Fenster des ersten Stockwerks, rief Scheidemann die Republik aus.

Am 9. November 1918 zitierte die Vossische Zeitung unter der Überschrift „Ausrufung der Republik“ Scheidemanns Ansprache so:

„Wir haben auf der ganzen Linie gesiegt, das Alte ist nicht mehr. Ebert ist zum Reichskanzler ernannt, dem Kriegsminister ist der Abgeordnete Leutnant Göhre beigeordnet. Es gilt nunmehr, den errungenen Sieg zu festigen, daran kann uns nichts mehr hindern. Die Hohenzollern haben abgedankt. Sorgt dafür, daß dieser stolze Tag durch nichts beschmutzt werde. Er sei ein Ehrentag für immer in der Geschichte Deutschlands. Es lebe die deutsche Republik.“
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Ausrufung_der_Republik_in_Deutschland)

Paul Graener, der von 1872 bis 1944 lebte, hat das folgende Stück *Dämmerlicht* 1912 vertont, also unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. Von den Folgen her passt es wie die Faust aufs Auge und klingt wie eine dunkle Vorahnung:

Paul Graener: Dämmerlicht (world premiere recording):


https://www.youtube.com/watch?v=5ZzCEqG9wUY

Coriolanus
09.11.2023, 21:37
Von 1918 zurück ins Jahr 1518...

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Capirola_lutebook.jpg

Eine Seite aus dem Capirola-Lautenbuch

Dokumentation über das Capirola-Lautenbuch:

"Wie sich herausgestellt hat, lag Vidal richtig. Unter den tausenden handschriftlichen Musikseiten, die man während dieser Zeit füllte, ist sein Buch die mit weitem Abstand älteste wesentlich Sammlung von Lautenrepertoire, die bis heute erhalten ist und nicht das Schicksal eines alten Telefonbuchs erleiden musste.

Vidals Zeit, die Renaissance, kennzeichnet sich durch wiederentdeckte Wertschätzung für die Antike, oder vielmehr ihrer überlieferten Fragmente. Was Vidals Sichtweise einzigartig macht, ist das Bewusstsein dafür, wie seine Gegenwart womöglich die Antike einer erneuten Renaissance in der fernen Zukunft werden könnte."

https://www.youtube.com/watch?v=sr6xzQuAPck
https://www.youtube.com/watch?v=sr6xzQuAPck

Coriolanus
10.11.2023, 11:49
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/eb/The_Body_of_the_Dead_Christ_in_the_Tomb%2C_and_a_d etail%2C_by_Hans_Holbein_the_Younger.jpg

Der Leichnam Christi im Grabe, Hans Holbein der Jüngere, 1521/22

"Das Gemälde wirkte auf viele Betrachter mit einer Mischung aus Faszination und Schock und wurde bis ins 19. Jahrhundert hinein immer wieder nachgeahmt. 1867 soll der Anblick den russischen Dichter Dostojewski im Basler Kunstmuseum an den Rand eines epileptischen Anfalls gebracht haben. Später verarbeitete Dostojewski die Episode in seinem Roman Der Idiot, wo er einen der Protagonisten beim Anblick einer Kopie des Gemäldes sagen lässt, Der Leichnam Christi im Grabe habe die Kraft, den Glauben auszulöschen."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Leichnam_Christi_im_Grabe)

Vincenzo Capirola: "O mia cieca e dura sorte":


https://www.youtube.com/watch?v=-svhIVO7T10

Coriolanus
10.11.2023, 13:26
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c1/Hans_Holbein_the_Younger_-_Charles_de_Solier%2C_Sieur_de_Morette_-_Google_Art_Project.jpg

Charles de Solier, Sieur de Morette, von Hans Holbein der Jüngere, 1534/35

"Charles de Solier, comte de Morette (1480 - 1. Februar 1552), der Sohn von Aubertin de Solier, comte de Morette (1465-1545), war ein französischer Soldat und Diplomat sowie ein langjähriger gentilhomme de la chambre von Franz I.[1] Von Oktober 1526 bis Juni 1535 war er mehrmals Botschafter in England. [2][3] Morette hielt sich 1534 in London auf, als Heinrich VIII. versuchte, in einem Bündnis gegen den römischen Kaiser Karl V. die französische Unterstützung für seine Absetzung von Katharina von Aragon zu gewinnen. Um diese Zeit wurde sein Porträt von Hans Holbein dem Jüngeren gemalt."
(Quelle) (https://en.wikipedia.org/wiki/Charles_de_Solier,_comte_de_Morette)

"Triste départ m'avoit mis en douleur,
mon corps estoit plus froit qui n'est le marbre,
transi de dueil et sechant comm'ung arbre,
ma face'avoit perdu toute couleur."

(Ich hatte einen traurigen Abschied,
Mein Körper war kälter als Marmor,
vor Kälte und Trockenheit wie ein Baum,
Mein Gesicht hatte alle Farbe verloren.)

Triste depart, chanson à 5, Nicolas Gombert:


https://www.youtube.com/watch?v=nc5-ihzzsi4

Coriolanus
10.11.2023, 21:43
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/William-Adolphe_Bouguereau_%281825-1905%29_-_Nymphs_and_Satyr_%281873%29.jpg

William Adolphe Bouguereau: Nymphen und Satyr (1873)

"Das Bild gelangte nach seiner ersten Ausstellung in Paris direkt nach Amerika, wo es allein durch Reproduktionen und eine veröffentlichte Strichzeichnung an Bekanntheit gewann, als es, in einer New Yorker Hotelbar ausgestellt, zur Sensation wurde. Die Strafverfolgung durch einen gesetzlichen Sittenwächter machte es erst recht berühmt.[5]

1942 wurde es von Robert Sterling Clark erworben und ist heute im Sterling and Francine Clark Art Institute in Williamstown (Massachusetts) ausgestellt, galt davor aber 40 Jahre lang als verschollen, weil ein Käufer die damals als anrüchig geltende Darstellung vor der Öffentlichkeit wegsperrte."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Nymphen_und_Satyr_(Bouguereau))

Georg Schumann, op. 3 (a) Tanz der Nymphen und Satyrn, Orchesterstück aus „Amor und Psyche“:


https://www.youtube.com/watch?v=_60UIohc_90

https://www.youtube.com/watch?v=_60UIohc_90

Coriolanus
10.11.2023, 23:50
Luther, Paracelsus, Schiller: Bei drei deutschen Männern, die in Walhalla geehrt sind, jährte sich gestern der Geburtstag. Bei Luther und Paracelsus war es sogar ein rundes Jubiläum. Obwohl es hier natürlich niemanden interessiert hat, fand ich immerhin woanders einen Artikel über Schiller. Aber nicht bei einer Seite von Deutschnationalen oder Anhängern der "nordischen", weißen Rasse, sondern bezeichnenderweise bei IslamIQ:

"Was Muslime von Schiller lernen können

Muslime widmen sich den Geistesgrößen, die das Abendland prägten. Einer davon ist Friedrich Schiller. Ahmet Aydın stellt den deutschen Dichter und Denker vor und zeigt Lehren auf, die Muslime aus seinem Wirken ziehen können...

Schiller für Muslime

Die Arbeit am eigenen Charakter wird niemals abgeschlossen sein. Als Muslim ist es eine Pflicht beständig Vorurteile in uns abzubauen, regelmäßig gelehrter zu werden und Charaktereigenschaften wie Geduld und Standhaftigkeit zu entwickeln. Diese Prinzipien finden sich im Koran und der Sunna und das Leben zahlreicher muslimischer Gelehrten ist uns ein Beispiel dafür. Schiller suchte diese guten Eigenschaften zu entwickeln. Er sah die Missstände der Gesellschaft, doch beschwerte sich nicht bloß stumpf. Er schrieb Werke und stellte die Missstände auf kreative Art und Weise dar. Schiller fürchtete sich nicht davor zu sagen, dass große Teile der Gesellschaft trotz Aufklärung noch barbarisch sei. Er hatte den Mut, diese Wahrheiten auszusprechen.

Wenn wir Begriffe der muslimischen Geistesgeschichte verwenden, können wir sagen, dass es der Dschihad Schillers war, sich einerseits zu einem Menschen zu entwickeln mit vorzüglichen Charaktereigenschaften. Andererseits gesellschaftlich zu wirken und teilzunehmen am öffentlichen Leben, um zur Verbesserung gesellschaftlicher Missstände beizutragen. In Schillers Leben vollzog sich keine Trennung. Er saß in keinem Elfenbeinturm. Er zog sich zeitweise zurück, um dann wieder hinauszutreten. Das ist vorbildlich."

https://www.islamiq.de/2023/11/10/was-muslime-von-schiller-lernen-koennen/

Coriolanus
12.11.2023, 19:58
https://image.geo.de/33206892/t/RY/v2/w1440/r1.5/-/pa-karneval-3472958.jpg

Buntes Treiben: der Kölner Karneval im Jahr 1870


"Die Reform des Kölner Karnevals 1823 hatte zum Ziel, das ungezügelte Karnevalstreiben auf den Straßen in geordnete Bahnen zu lenken und aus dem wilden Volksfest eine bürgerliche Veranstaltung zu machen", so Monika Salchert.

Am Fastnachtsmontag 1823 veranstaltete das Komitee den ersten straff organisierten Karnevalszug. Das Motto: "Die Thronbesteigung des Helden Carneval" (die Figur "Prinz" gibt es erst seit 1872). Acht Pferde zogen den Triumphwagen samt Helden, der auf einem goldenen Delphin saß, im Kreis um den Neumarkt, gefolgt von gut einem Dutzend weiterer Wagen. Dermaßen neue Maßstäbe setzte dieser geordnete Festzug, die Mutter aller Züge, dass etliche Städte im Rheinland das Kölner Modell kopierten – der Rosenmontag war nicht aufzuhalten.

https://www.geo.de/wissen/weltgeschichte/karneval--der-erste-rosenmontagsumzug-in-koeln-von-1823-33206792.html

"Die ersten Karnevalsumzüge persiflierten die militärischen Bräuche des preußischen und französischen Militärs – als Sinnbilder der Herrschenden schlechthin. Auch der Narrhallamarsch, der heute in unzähligen Feiern (Kappensitzungen) den Einzug der Narren und Närrinnen begleitet, kam über das Militär in den Karneval. Er geht zurück auf die Oper „Le Brasseur de Preston“ („Der Brauer von Preston“, 1838) des französischen Komponisten Adolphe Adam (1803–1856). Der zu dieser Zeit in Mainz lebende österreichische Regimentskapellmeister Carl Zulehner (1805–1847), eines der Gründungsmitglieder des im gleichen Jahre gegründeten Mainzer Carneval-Vereins (MCV), entlieh Motive aus der Oper und fasste sie im „Jocus-Marsch“, dem späteren „Narrhallamarsch“, zusammen, der 1840 in der „Neuen Anlage“ seine Uraufführung erlebte (s. „Rheinlande“ 1840).

Der Name Narrhallamarsch geht auf ein Wortspiel zurück, in welchem die Wörter Narr und Walhalla zu der von Anfang an üblichen „Narrhalla“ als Versammlungsort der Narren zusammengefügt wurden.

Seit 1856 wird der Marsch bei Schott verlegt."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Narrhallamarsch)

Narrhallamarsch:


https://www.youtube.com/watch?v=ma9OUt2ItW4

Coriolanus
13.11.2023, 15:36
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/00/Verdi-1899.jpg

Altersfoto Verdis 1899

In seinen letzten Lebensjahren wagte sich Guiseppe Verdi nochmals an eine komische Oper, nachdem er gut 50 Jahre zuvor mit "Un giorno di regno" in diesem Genre einen Reinfall erlebt hatte. Mit Falstaff gelang ihm dagegen ein großer Erfolg. Die Oper endet mit der Feststellung, alles auf der Welt sei ein Scherz und dass alle Menschen zum Narren gehalten werden. Wer wollte da widersprechen?

Das ist die eine Seite. Die letzten Werke, die Verdi komponierte, waren allerdings vier geistliche Stücke, "Quattro pezzi sacri". Dieser kirchenmusikalische Zyklus besteht aus einem Ave Maria, einem Te deum, einem Stabat Mater, sowie einem *Laudi alla Vergine Maria*. Letzteres beruht auf einem Text der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri.

"Tornate all’antico, sarà un progresso!" ("Kehrt zum Alten zurück, es wird ein Fortschritt sein"): Auf diese Erkenntnis Verdis habe ich früher bereits im Strang "Klassische Musik" eure Aufmerksamkeit lenken wollen. Das Zitat findet sich in einem seiner Briefe aus dem Jahr 1871. Anders, als ich früher vermutet hatte, bezieht sich die Einsicht vorrangig auf die geistliche Musik. In dem Zusammenhang bezeichnete Verdi Palestrina (siehe auch Pfitzners "Palestrina") im Jahre 1895 als "wahren Fürsten der Kirchenmusik".

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es sich bei Vier geistliche Stücke nicht um Auftragsarbeiten handelte. Verdi kehrte im hohen Alter aus freien Stücken zu seinen Anfängen als Kirchenmusiker zurück, trotz seiner immensen Vorbehalte gegenüber katholischen Repräsentanten:

Quattro pezzi sacri: No. 1, Ave Maria:


https://www.youtube.com/watch?v=Mf11EyBBc8Q

Quattro pezzi sacri: Stabat mater (1896-97):


https://www.youtube.com/watch?v=wN6IwNn39ys

Quattro pezzi sacri: No. 3, Laudi alla Vergine:


https://www.youtube.com/watch?v=F1DbtnQrg70

Quattro pezzi sacri: Te Deum (1895-96):


https://www.youtube.com/watch?v=FvIMmnxerbU

Das Te deum hielt Verdi für sein bestes Werk und er wollte die Partitur angeblich sogar mit ins Grab nehmen.

Coriolanus
13.11.2023, 19:32
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/Council_of_Trent.JPG

Gemälde des Konzils von Trient

*"A cappella" - ein vielschichtiger Begriff; doch gehen alle seine Bedeutungsebenen letztlich auf das Ideal der Kirchenmusik zurück, wie es beim Konzil von Trient formuliert und von Palestrina in Klänge gefasst worden ist: klare Strukturen, kantable Melodien, wenige Dissonanzen - die Musik als devoter Diener der göttlichen Botschaft.*
(Quelle) (https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/alte-musik/stichwort-a-cappella-100.html)

Palestrina | Missa Papae Marcelli - Dresdner Kammerchor:


https://www.youtube.com/watch?v=KSmT4VIjEtI

Coriolanus
13.11.2023, 23:20
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/61/William-Adolphe_Bouguereau_%281825-1905%29_-_Nymphs_and_Satyr_%281873%29.jpg

William Adolphe Bouguereau: Nymphen und Satyr (1873)

"Das Bild gelangte nach seiner ersten Ausstellung in Paris direkt nach Amerika, wo es allein durch Reproduktionen und eine veröffentlichte Strichzeichnung an Bekanntheit gewann, als es, in einer New Yorker Hotelbar ausgestellt, zur Sensation wurde. Die Strafverfolgung durch einen gesetzlichen Sittenwächter machte es erst recht berühmt.[5]

1942 wurde es von Robert Sterling Clark erworben und ist heute im Sterling and Francine Clark Art Institute in Williamstown (Massachusetts) ausgestellt, galt davor aber 40 Jahre lang als verschollen, weil ein Käufer die damals als anrüchig geltende Darstellung vor der Öffentlichkeit wegsperrte."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Nymphen_und_Satyr_(Bouguereau))

Georg Schumann, op. 3 (a) Tanz der Nymphen und Satyrn, Orchesterstück aus „Amor und Psyche“:


https://www.youtube.com/watch?v=_60UIohc_90

https://www.youtube.com/watch?v=_60UIohc_90




Würde ich hier öfter Titten und Ärsche zeigen, gäbe es sicher mehr Aufmerksamkeit für den Strang:


https://www.youtube.com/watch?v=dU7k-hiiVjw

Lied, das dreizehn Wörter auf gut drei Minuten streckt, ohne auch nur eine einzige Sekunde eintönig zu wirken, wie man das bei den monotonen Wiederholungen in der zeitgenössischen Musik kennt.

Es heißt, Palestrina habe so komponiert, dass jedes Wort leicht zu verstehen sei, aber eines steht mal fest, man muss ein gutes Gehör haben, um mitzukommen. Daher sind solche Stücke wie das Sicut Cervus auch Hörübungen.

Rhino
14.11.2023, 03:39
Martin Luther:
https://pbs.twimg.com/media/F8BEoMoXUAAHc4e?format=jpg&name=large

Coriolanus
14.11.2023, 18:10
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Hans_Burgkmair_d._%C3%84._%28zugeschr.%29_-_Bildnis_Kaiser_Friedrich_III.jpg

Porträt Kaiser Friedrichs III.
(zugeschrieben Hans Burgkmair d. Ä., Kunsthistorisches Museum Wien)

Friedrich III., dem böse Zungen nachsagten, er habe sich nur um seinen Garten gekümmert, unterhielt eine für seine Zeit bedeutende Kantorei und Hofkapelle. Der bedeutendste Musiker an seinem Hof war Johannes Brassart, der in der Nachfolge Guillaume de Machats steht. Brassarts Tätigkeit für Friedrich III. gilt ab dem Jahr 1440 als gesichert. Für die Königswahl im Februar diesen Jahres komponierte Brassart eine Motette mit dem Titel "O rex Fridrice, in tuo advento". Bald darauf wurde er von Friedrich zum magister cappellae ernannt.

Johannes Brassart (c. 1400-05-1455) - O rex Fridice - In tuo adventu:


https://www.youtube.com/watch?v=MD9qaJ8pDo0



https://musical-life.net/files/abb._o_rex_fridrice_text_0.png


(Quelle = https://musical-life.net/quellen/abb-o-rex-fridrice-text)

Coriolanus
15.11.2023, 11:52
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Albrecht_D%C3%BCrer_-_Der_Weiher_im_Walde_%28ca._1497%29.jpg
Weiher im Walde, Albrecht Dürer, Aquarell um 1495, British Museum, London

Der italienische Komponist und Lautenvirtuose Marco Cara war ein Zeitgenosse Albrecht Dürers. "Während ich durch diese Wälder streife":

Marchetto Cara (Frottola à 4) Mentre io vo per questi boschi:


https://www.youtube.com/watch?v=7pXDxILp63s

"io vo per questi boschi
sospirando il mio bel sole,
e di duri amari toschi
formo crude aspre parole,
spesso dir la lingua sòle:
Tu che segui el mio camino,
ucelin, bel’ucelino,
come sa’ tu ben cantar!
Fa~la~li-~lò, fa~li~ lo~ là
fa- li- lo- la lé, fa~li~lo~la~li~la~lé’.
Lieti fai gli arbori e fronde
con li toi soavi canti;
e tua amica a te risponde,
onde in ziò par che ti vanti;
faccio sol amari piante,
né alcun m’ode! o fier destino!
Ucelin, bel’ucelino ...
Empi l’aer d’ogni intorno
col tuo dolce canto tale
onde par che notte e giorno
si ralegri ogn’animale;
a me il dol sol cresc’ e il male
da l’un l’altro matutino.
Ucelin, bel’ucelino ...
Ben a te, ben si convene,
ucelin, il dolce canto,
et a me ch’io son in pene
l’angoscioso e amaro pianto;
onde io son condotto a tanto
che chi mor mi par divino.
Ucelin, bel’ucelino ..."

Coriolanus
16.11.2023, 19:00
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/Rubinstein_repin.jpg

Rubinstein um 1887, Gemälde von Ilja Repin

„Den Juden bin ich ein Christ, den Christen ein Jude; den Russen bin ich ein Deutscher, den Deutschen ein Russe, den Klassikern ein Zukünftler, den Zukünftlern ein Retrograder u.s.w. Schlußfolgerung: ich bin weder Fisch noch Fleisch – ein jammervolles Individuum.“
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Grigorjewitsch_Rubinstein)

Anton Rubinstein : Don Quixote, Musical Picture after Cervantes Op. 87 (1870):


https://www.youtube.com/watch?v=71i_vAxVK5U

Coriolanus
16.11.2023, 22:57
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/Heinrich_Leutemann%2C_Pl%C3%BCnderung_Roms_durch_d ie_Vandalen_%28c._1860%E2%80%931880%29.jpg

Phantasiedarstellung aus dem 19. Jh. von der Plünderung Roms durch die Vandalen 455

„Jedenfalls hat es das germanische Volk der Vandalen nicht auf seinem Gewissen, dass die meisten der herrlichen, in Rom zusammengeschleppten Kunstwerke – ein zweites Volk aus Statuen (so noch Cassiodor!) – entweder gar nicht oder nur verstümmelt erhalten sind. Mit Unrecht ist durch das Wort Vandalismus dem Volke Geiserichs ein Brandmal aufgedrückt worden. Auch der Ostgote Totila hat Rom nicht zerstört. Die schrecklichste Plünderung Roms soll die durch den oströmischen Kaiser Constans II. (641–668) gewesen sein, nach der nicht viel Bedeutendes übriggeblieben sein kann.“
[Quelle] (https://de.wikipedia.org/wiki/Vandalismus)

Der Erfinder des Begriffs "Vandalismus" war Henri Jean-Baptiste Grégoire, der sich in Frankreich für die Judenemanzipation einsetzte und radikal gegen abweichende Regional- und Minderheitensprachen vorging. Die Grundlage seiner Politik und Veranlassung rottete die okzitanische Sprache fast vollständig aus, die sich in Gallien aus dem Vulgärlatein gebildet hatte.

In Gallien, so der Vorwurf Grégoires, sollen es die Vandalen besonders schlimm getrieben haben. Das steht allerdings im Widerspruch zu dem, was der Zeitzeuge Bischof Salvanius von Massilia (Marseille) meinte:

„Wenn unter Goten- oder Vandalen-Herrschaft jemand ein lasterhaftes Leben führt, dann ist es ein Römer. Denn die Goten und Vandalen setzen durch sittliche Reinheit und Gradlinigkeit einen so hohen Maßstab, dass sie nicht nur selber zuchtvoll waren, sondern auch die Römer geläutert haben.“

"McDonald's: Klassische Musik in der Filiale soll Vandalismus verhindern

Beethoven, Mozart und Rachmaninow wirken

Nach Medienangaben wird diese Methode auch von anderen McDonald's-Filialen und Fast-Food-Ketten angewandt, um Vandalismus und Gewalt zu verhindern. Vorbild dafür ist eine McDonald's-Filiale im Londoner Stadtteil Shepherd's Bush. 2017 wurde dort nach zahlreichen Gewalttaten abends begonnen, Musik von Beethoven, Mozart und Rachmaninow abzuspielen - mit Erfolg."
(Quelle) (https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/kulturmeldung-mcdonalds-nutzt-klassische-musik-zur-gewaltpraevention-100.html)

Im Juli 1794 brachte Henri Grégoire den Begriff Vandalismus erstmalig in Umlauf, in seiner Schrift "Rapport sur les destructions opérées par le vandalisme". Wenige Monate zuvor war die Uraufführung der "Uhr", eine der berühmtesten Sinfonien Joseph Haydns.

MKO | Bas Wiegers | Joseph Haydn, Sinfonie Nr. 101 D-Dur Hob. I:101 ›Die Uhr‹:


https://www.youtube.com/watch?v=TLCzg8K7hOY

Coriolanus
17.11.2023, 15:05
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f2/La_Madonna_degli_aranci_-_Putti.jpg

Gaudenzio Ferrari: La Madonna degli aranci, Altarbild in der San-Cristoforo-Kirche in Vercelli, 1529/30

"Bei der Entstehung der Violininstrumente sind wir mangels erhaltener Instrumente auf Darstellungen in der Kunst Norditaliens angewiesen. Die frühesten Gemälde mit Violininstrumenten entstanden ab 1508 in Ferrara. Weitere Darstellungen bis in die 1530er Jahre finden wir neben Ferrara in Finalpia, Parma, Padua, dem Mailänder Raum und im Friaul.[20] Den heutigen Violinen am nächsten kommen Darstellungen des Gaudenzio Ferrari und seiner Werkstatt ab 1529/30. Er bildet unterschiedliche Größen („Familie“) der neu etablierten Bauart ab."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Violine)

"Torelli schrieb einige der frühesten Beispiele des Violinkonzerts, manche sagen, er habe die Form erfunden. Ich habe mehrere Uploads seines op8 gesehen, aber nur wenige von seinem op5, die nur Fragmente des Werks enthalten. In den Anmerkungen heißt es, dass das op5 zum ersten Mal 1692 bei einer Aufführung in Bologna (Italien) zu hören war, also vor seinem op8, das auf sein Todesjahr 1709 zurückgeführt wird. Mit dieser Aufnahme möchte ich meiner Neugierde nachgehen, die frühesten Formen der Violinmusik zu erforschen und meine Sehnsucht nach dem Klang der Barockvioline zu befriedigen."

Giuseppe Torelli - Violin Concertos op5:


https://www.youtube.com/watch?v=x-3sV92Ux5s

Coriolanus
18.11.2023, 14:02
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/Caroline_Bardua_-_Bildnis_des_Komponisten_Carl_Maria_von_Weber.jpg

Carl Maria von Weber, Bildnis von Caroline Bardua, 1821

"Ab 1817 wirkte er als Königlicher Kapellmeister und Direktor der deutschen Oper am Dresdner Hoftheater. Heinrich Carl Graf Vitzthum von Eckstädt, der Direktor der musikalischen Kapelle und des Theaters, setzte Webers Berufung gegen den Widerstand des sächsischen Königs und des Ministers Grafen Einsiedel durch. Die vom Hof favorisierte italienische Oper des Hoftheaters leitete Francesco Morlacchi, mit dem zusammen Weber auch für die Kirchenmusik an der Katholischen Hofkirche zuständig war. Beide Musiker standen zueinander nicht nur in lebhafter Konkurrenz; ebenso arbeiteten sie eng zusammen, da sie sich auch als gegenseitige Urlaubsvertretung brauchten, so dass Weber auch mit großem Beifall aufgenommene Operneinstudierungen der „Italiener“ erarbeitete.

Wenige Tage nach seiner Ankunft in Dresden erwähnt Webers Tagebuch den Schriftsteller Friedrich Kind, den Weber vier Wochen später für eine Zusammenarbeit an einer Oper, dem Freischütz, begeistern konnte. Ihre Aufführung machte Weber schlagartig international berühmt."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Maria_von_Weber)

Gemäß Richard Wagner habe nie ein deutscherer Musiker gelebt als Carl Maria von Weber, der aber natürlich neben seiner Nationaloper "Der Freischütz" auch noch andere Sachen vertont hat, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.

Carl Maria von Weber – Klarinettenkonzert Nr. 1 f-Moll op. 73 | Jörg Widmann | WDR Sinfonieorchester:


https://www.youtube.com/watch?v=37kaymgFkUI

Coriolanus
18.11.2023, 18:07
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/73/Elisabeth_von_Rum%C3%A4nien.jpg

Prinzessin Elisabeth zu Wied, spätere Königin von Rumänien, um 1890

"Carmen das Lied und Sylva der Wald.
Von selbst gesungen das Waldlied erschallt.
Und wenn ich nicht am Wald geboren wär’,
Dann säng ich die Lieder schon selbst nicht mehr.
Den Vögeln hab’ ich sie abgelauscht,
Der Wald hat sie mir zugerauscht,
Vom Herzen tät ich den Schlag dazu,
Mich singen der Wald und das Lied dazu!"
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_zu_Wied)


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/Regina_Elisabeta_-_Foto05.jpg

Die rumänische Königin (Elisabeth zu Wied) mit George Enescu und Dimitrie Dinicu

George Enescu - Trio Nr. 1 g-Moll | WDR Sinfonieorchester:


https://www.youtube.com/watch?v=NK1Q26gGFJg

Coriolanus
18.11.2023, 20:50
Von Elisabeth zu Wied, auch bekannt als Carmen Sylva, ließe sich problemlos ein Bogen zu August Bungert spannen, dessen Opernzyklus "Homerische Welt" über hundert Mal aufgeführt wurde, bevor er nach seinem Tod rasch in die Bedeutungslosigkeit versank aus unerfindlichen Gründen. Von Bungert aus würde ein gerader Weg auf die Wartburg führen, wo man dann beim Sängerkrieg landet und sich kein Gegensatz, sondern eine Parallele zu Wagner feststellen lässt.

Natürlich könnte man auch noch lange mit Enescu weitermachen, der außerhalb Rumäniens heute ebenfalls einer spektakulären Unbekanntheit zum Opfer gefallen ist. Dabei galt er zu seinen Lebzeiten als Erbe Mozarts. Eine Zuordnung, die mir nicht übertrieben scheint, gemessen an dem, was seine Musik ausstrahlt.

Die Verzweigungen sind unendlich und besonders deshalb, möchte ich noch einmal auf einen der ersten Beiträge von mir in diesem Strang hinweisen:



http://68.media.tumblr.com/eacdb2f6852dc329208845aa0e77e8e6/tumblr_orwxu3SpXr1rfbloco1_1280.jpg

Bei dem Herrn auf dem ersten Bild handelt es sich um Emmanuel Joseph Sieyès und ein Gemälde von Jacques-Louis David. David war zugleich ein Freund von Jean Paul Marat, der ab September 1789 und bis zu seinem Tod im Juli 1793 die Zeitung "Der Volksfreund" (L'Ami du Peuple) verlegte.

L’abbé Sieyès war Freimaurer, Haupttheoretiker der Französischen Revolution und durch sein Votum für die Hinrichtung von Ludwig XVI. ab 1816 Exilant als "Königsmörder". Erst nach der Julirevolution 1830 konnte er nach Paris zurückkehren. Im Januar 1789 brachte er seine Hauptschrift in Umlauf, unter dem Titel "Was ist der Dritte Stand? (Qu’est-ce que le Tiers État?)":

„Hat man beachtet, daß wir diese Ordnung der Dinge, die bei uns aus niedrigen Beweggründen und, ich wage es zu sagen, aus viehischer Dummheit respektiert wird, verachtenswert, monströs, allem handwerklichen Fleiß abträglich, gesellschaftlichen Fortschritten entgegengesetzt, vor allem aber erniedrigend für das menschliche Geschlecht im allgemeinen und unerträglich für Europäer im besonderen finden, wenn wir in der Geschichte des alten Ägyptens oder in den Reiseberichten über Indien davon lesen (etc. etc)?“ - Emmanuel Joseph Sieyès

Spannend wäre es zu wissen, was Leute wie Sieyès zum heutigen Europa zu sagen hätten, in der Gewissheit, mit ihrem Handeln und Tun den Boden für diesen kläglichen Zustand ausgehoben zu haben.

Coriolanus
19.11.2023, 01:07
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cc/Wartburg_aus_Suedwest.jpg

Wartburg um 1900

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Wartburg_Saengerwettstreit.jpg

Moritz von Schwind: Der Sängerkrieg (Fresko auf der Wartburg im Sängersaal, 1855)

"Trompeten. - Grafen, Ritter und Edelfrauen in reichem Schmucke werden durch Edelknaben eingeführt.
Der Landgraf mit Elisabeth empfängt und begrüßt sie.

Chor
Freudig begrüßen wir die edle Halle,
wo Kunst und Frieden immer nur verweil,
wo lange noch der frohe Ruf erschalle:
Thüringens Fürsten, Landgraf Hermann, Heil!"
(Quelle) (http://opera.stanford.edu/Wagner/Tannhauser/akt2.html)

Wagner: Tannhäuser March (''Hail, Bright Abode''):


https://www.youtube.com/watch?v=SB-P6lqP76khttps://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4ngerkrieg_auf_der_Wartburg#/media/Datei:Wartburg_Saengerwettstreit.jpg

Bruddler
19.11.2023, 13:12
Das alte Europa...das neue Afrika (?) :pfeif:

Coriolanus
19.11.2023, 13:45
Weder Afrikanern noch Muslimen kann man anlasten, sich nicht mehr für die eigene Kultur zu interessieren, die besten Sachen, die Europa hervorgebracht, links liegen zu lassen wie Pferdeäpfel und sich in keiner Weise darum zu bemühen, das eigene Kulturerbe hochzuhalten, zu fördern und zu feiern. Sich selbst an Tagen wie diesem (Volkstrauertag!) ignorant gegenüber den eigenen Vorfahren und Altvorderen zu verhalten, ist ebenfalls nicht die Schuld von Afrikanern oder Muslimen.

Niemand zwingt die Deutschen, sich hauptsächlich mit neumodischen und angloamerikanischen Kulturerzeugnissen zu beschäftigen. Es drängt auch niemand dazu, dass Deutschen auf ihre Nationalepen wie Freischütz und Tannhäuser angesprochen höchstens ein Schulterzucken einfällt. Ein *Kulturbanause* zu sein, worauf sich in Hennigs Politikforen in ihrer grenzenlosen Überheblichkeit viele noch was einbilden, ist ebenfalls kein Dekret.

Kurzum, die ungenügende Leidenschaft, sich um die eigene Kultur zu bemühen, ist nichts, wofür man Afrika verantwortlich machen kann.

Jeder ist sehr herzlich eingeladen, diesen Strang durch europäisches Kulturgut aus der Zeit vor Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts zu bereichern. Bei Leuten, die nicht mehr zu bieten haben, als *Neger* und *Musel* zu grunzen, wäre es mir allerdings lieber, wenn sie sich hier raushalten und ihre themenfremden Ergüsse woanders abladen.

Coriolanus
19.11.2023, 21:35
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/Tiroler_Landsturm_1809.jpg

Tiroler Volksaufstand 1809, Gemälde von Joseph Anton Koch, um 1820
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiroler_Volksaufstand)

*Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen,
Gilt’s mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär’s ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!*
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiroler_Volksaufstand)

Ludwig Uhland, Der gute Kamerad, Große Chorgemeinschaft mit Orchester:


https://www.youtube.com/watch?v=hsoA_5Es-GQ

Coriolanus
19.11.2023, 22:34
Besonders die dritte Strophe von »Der gute Kamerad« könne irritierend wirken, weshalb der Text heute bei offiziellen Anlässen in der BRD keine Rolle mehr spiele, lässt das Gedenkportal des Volksbundes seine Leser wissen. Nur noch auf die Melodie käme es an. Und so passt es auch besser zu der Umdeutung des Volkstrauertages hin zu einem Gedenken, das an das »dunkle Kapitel der deutschen Geschichte« (Tagesschau) und an alle »Opfer von Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft« (Der Spiegel) erinnern soll. Sogar die »Opfer rassistischer Übergriffe« zählen neuerdings dazu.

Aber wen interessiert diese Zweckentfremdung schon? Im Ernst, wen, wenn es selbst in einem national gesinnten Forum an einem solchen Tag wichtiger zu sein scheint, darüber zu sinnieren, ob Emmanuel Macron ein Homo ist, der auf Negerpimmel steht, ob wir bald sogar die Franzosen in Sachen Vernegerung übertreffen oder – auch sehr treffend – was vor der »Antike« war? Et cetera, et cetera und egal, wohin man sieht, herrschen Desinteresse, Langeweile bis hin zur Ignoranz gegenüber allem, was mit der Vergangenheit Europas zusammenhängt. Die Deutschen müssen gar nicht mehr fremd im eigenen Land werden durch den Zuzug von Ausländern. Sie sind es bereits, weil sie ihre eigene Kultur und Überlieferung sträflich missachten!

Über Europa muss an dieser Stelle kein Wort verloren werden. In diesem Forum zeigt sich exakt ein einziger Schreiber, dem es nach Europa dürstet, der ganze Rest hat sich dessen entledigt und scheint nicht einmal Phantomschmerzen zu empfinden. Und da soll man nicht resignieren?

Noch etwas zu dem vorherigen und sehr vielen weiteren Beiträgen in diesem Strang, bevor ich was von Vivaldi hinterherschiebe. Julia Fischer hat in einem Interview mit BR Klassik etwas Bemerkenswertes über die Stücke gesagt, die sie auf die Bühne bringt. Interessant sei für sie nicht primär das Ergebnis, das die Leute dann zu hören bekommen, sondern der Weg dahin. Die Vertonungen auszuwählen, zu planen, zu üben und die Vorbereitung des Ganzen oder anders gesagt die Beschäftigung mit einem Werk, bevor es zur Aufführung kommt. Das sei das Spannende und genau so sollte sich die Sache auch hier verhalten.

Coriolanus
19.11.2023, 23:30
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/b0/SendlingerMordweihnacht2.png

Die Sendlinger Bauernschlacht 1705, Detail aus dem Fresko von Wilhelm Lindenschmit d. Ä. an der alten Pfarrkirche in Sendling.
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Sendlinger_Mordweihnacht)

Vivaldi, RV 629 Longe mala, umbrae, terrores.
ARIA.
Longe mala, umbrae, terrores,
sors amara, iniqua sors.
Bella, plagae, irae, furores,
tela et arma, aeterna mors.
RECITATIVO.
Recedite, nubes et fulgura,
et sereno coronata fulgore
coeli, sidera, coruscate,
omnes animae super
terram et super astra
viventes, iubilate.
ARIA.
Descende, o coeli vox,
ex alto asperge nos,
tolle maerorem.
Resplende, o vera lux,
es tu secura dux,
sparge fulgorem.
Alleluia.
(https://lyricstranslate.com (https://lyricstranslate.com/en/rv-629-longe-mala-umbrae-terrores-rv-629-away-w.html))

Philippe Jaroussky & Enrico Onofri: Vivaldi - Longe mala, umbrae, terrores, RV 629 (https://www.youtube.com/watch?v=enXeCcnvD64)

Pythia
20.11.2023, 03:30
... Das alte Europa, um das es in diesem Themenstrang gehen soll, starb 1945 ...
[CENTER]https://th.bing.com/th/id/OIP.ojQ6HC9qgdNC3H-ivKDYjwHaJ3?w=130&h=180&c=7&r=0&o=5&dpr=1.3&pid=1.7 https://th.bing.com/th/id/OIP.Ey_DfhFdDNIXJ2Fl3G8PiwHaKf?w=115&h=180&c=7&r=0&o=5&dpr=1.3&pid=1.7
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Unfug! Mit Wirtschaftswunder und Fräuleinwunder (http://www.24-carat.de/2021/08/12-tree/Familie.gif) vitalisierte Deutschland die ganze Welt, da es zeigte wie alle Welt das alte Europa bewunderte, trotz aller größer-besser-mehr-Bemühungen der neuen Welt. Ja, Mickimaus hatte größere Ohren, aber von Braun mußte dem Amis helfen einen hoch zu kriegen, den Explorer.
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Als der Explorer da oben den Sputnik traf, grüßte er ihn: "How do you do?" Aber Sputnik erklärte ihm: "Kannst ruhig Deuitsch sprechen. Hier oben hört uns keiner." Das war im Februar 1958. Aber 1965 hat Allen Ginsberg (https://de.wikipedia.org/wiki/Allen_Ginsberg) mit dem Begriff Flower-Power (https://de.wikipedia.org/wiki/Flower-Power) die seit 1962 wachsende Destruktivität des 68er Ungeists gefördert.
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
68er Ungeist übernahm Medien. Justiz, Bildung und Westblock-Gehirnwäsche, und Schily durchleuchtete (http://www.24-carat.de/2009/g-flag.gif) dann unsere Bank-Konten bis in die hintersten Ecken unserer Überziehungen und Kreditkarten. Wiedervereinigung und Kohl konnten uns nicht mehr rette, da 68er Ungeist de einstige DDR ebenso versaute:
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Sogar 1-Kind-Paare reduzieren die Folge-Generation um 53%, was nicht mal Stalin, Hitler, Mao, Ho Chi Minh und Pol Pot zusammen schafften. Mittlerweile wurden von proletisierten Bürgern durch den 68er Ungeist über 22 mio. Deutsche verhütet oder im Mutterleib ermordet und durch Import-Proleten ersetzt.

Coriolanus
20.11.2023, 17:48
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dd/Gustave_Dore_Inferno1.jpg

Canto I: Dante verloren im Wald (Gustave Doré)

Canto III:

*Der Eingang bin ich zu der Stadt der Trauer,
Der Eingang bin ich zu dem ew'gen Schmerze,
Der Eingang bin ich zum verlornen Volke!
Gerechtigkeit trieb meinen hohen Schöpfer:
Die Allmacht hat der Gottheit mich gegründet,
Die höchste Weisheit und die erste Liebe.
Vor mir ist nichts Erschaffenes gewesen,
Als Ewiges, und auch ich daure ewig.
Laßt, die ihr eingeht, jede Hoffnung fahren.*

Felix Woyrsch - Symphonic Prologue to Dante's "Divina Commedia" Op.40 (1891):


https://www.youtube.com/watch?v=NEJzj3RkYVQ

Coriolanus
22.11.2023, 00:02
Mantua, immer wieder Mantua, wo es um das alte Europa geht. "O du, des Mantuaners holde Seele, des Nachruhm immer in der Welt noch währet, und ferner währen wird, solang die Welt steht", mit diesen Worten begrüßt Beatrix Dante im zweiten Hölle-Gesang in der Göttlichen Komödie.

Andreas Hofer, der Anführer des Tiroler Volksaufstandes von 1809, fand in Mantua sein Ende, wenige Jahre nachdem Mantua als autonomes Herzogtum von Kaiser Leopold I. aufgelöst worden war:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/20_02_1810-die-erschiessung-von-andreas-hofer-in-mantua_1.jpg

Andreas Hofers Erschießung 1810 in Mantua

Zu Mantua in Banden:


https://www.youtube.com/watch?v=GBhLJX6bEZs

Interessanter Austausch unter dem Video, bei dem wir uns alle überlegen können, ob die Zentralisierung wirklich das Gelbe vom Ei ist?


Wie bereits erwähnt, ist die Tatsache, dass die verschiedenen Staaten des deutschsprachigen Raums ihre eigene Hymne haben, interessant und großartig. Es schafft ein Gefühl der "regionalen" Verbundenheit.
Ich wünschte, wir hätten Hymnen für unsere Regionen, außer für einige wie die Bretagne, die anderen haben keine. Die Tatsache, dass die Regierung 2015 einige historische Regionen zusammengelegt hat, macht die Sache noch komplizierter, wenn wir Hymnen erstellen würden, denn wir haben nicht die gleichen Kulturen, die gleiche Geschichte und oft auch nicht die gleichen Sprachen, auch wenn sie leider dazu verdammt sind, bald zu verschwinden.

Als ich Ihre Hymnenvideos gesehen habe, habe ich nachgeschaut, ob meine auch eine hat. Ich habe entdeckt, dass einige Sänger wirklich eine so genannte "Hymne" gemacht haben (ich lebe in Nord-Pas-de-Calais). Zu meiner Enttäuschung klang es wie etwas, das jemand in einer Bar singen würde, während er mit Freunden betrunken ist :D Zumindest war das realistisch und vermittelte die Fröhlichkeit der Einwohner. Aber ich werde wohl bei der Marseillaise bleiben.


Das liegt daran, dass Frankreich ein Zentralstaat mit autokratischen Herrschern war, während Deutschland ein dezentralisiertes Chaos mit vielen lokalen Königreichen und Herrschern war.


@kukenkarlsson3607 Genau, du hast die richtige Erklärung. Wir waren jahrhundertelang geeint, dann begann die Assimilation für uns alle, was bedauerlich ist, das war kein angenehmer Prozess. Wir sollten viel weniger zentralisiert sein, und diese Art von historischem Inhalt tröstet mich in meiner Sichtweise.


@LaPatrioteFrancaise Ich habe diese Identitäten immer für selbstverständlich gehalten, es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass andere Länder keine regionalen Hymnen haben. Sehr interessant.


@steven_003 Ja, wir haben zwar regionale Identitäten, aber der Zentralismus in Frankreich macht sie immer weniger unterscheidbar. Werdet nicht so zentralistisch wie wir, das ist es nicht wert .
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Hofer#/media/Datei:20_02_1810-die-erschiessung-von-andreas-hofer-in-mantua_1.jpg

Coriolanus
22.11.2023, 01:02
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/%C3%89tienne-Henri_M%C3%A9hul%2C_attribu%C3%A9_%C3%A0_Antoine_G ros_-_paris%28dot%29fr.jpg


Étienne-Nicolas Méhul

Beinahe zur gleichen Zeit, ein klein wenig später, als Andreas Hofer in Mantua von französischen Besatzern hingerichtet wurde, brachte Ètienne-Nicolas Méhul seine 4. Sinfonie heraus. Das Andante dieses Werks ist wie eine Rhapsodie für Solocelli in Begleitung des übrigen Orchesters. Wobei die Basslinie häufig nur von den Kontrabässen gespielt zu werden scheint?

Unfassbar, wie solch großartige Musik, die ihrer Zeit weit voraus war, derart der Unbekanntheit anheim fallen konnte, während die Werke von Mozart und Beethoven weltweit von allen Orchestern rauf und runtergenudelt werden:


https://www.youtube.com/watch?v=lvAnIgzHf78

Pythia
22.11.2023, 04:14
http://68.media.tumblr.com/eacdb2f6852dc329208845aa0e77e8e6/tumblr_orwxu3SpXr1rfbloco1_1280.jpg

▲Nicht klicken!▲ Es ist noch häßlicher als die deutsche Realität.

https://img.fotocommunity.com/schloss-neuschwansteinpanorama-d0024210-cf25-4da5-b682-0ee3460c4622.jpg?height=500
▲Das▲ wurde 1869 gebaut. Schloß Herrenchiemsee und das Neorokoko-Schloß Linderhof folgten 1878, und zahlreiche Barock-Juwelen zeugen von deutschen Fürsten, die Kraft und Können des Volkes bündeln konnten, um einmalige Leistungen zu erzielen. Und 4.850 v.Chr. baute Deutschland bereits das erste Sonnen-Observatorium (http://www.24-carat.de/2023/08/Occident/Occident.htm) in Goseck.
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Jahrtausende bevor Orientalen die Schrift erfanden, ermittelten deutsche Druiden schon mit Kopfrechnen den Lauf von Sonne, Mond und Sternen, bis Schaltjahr 2024 und soweit es noch Menschen gibt, was die Mode 1910 ♥ 1968 ♥ 2020 (http://www.24-carat.de/mobi/001.jpg) bisher nicht klärte.
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Dein architektural revival 1817 ♥ 1917 ♥ 2017 (http://68.media.tumblr.com/eacdb2f6852dc329208845aa0e77e8e6/tumblr_orwxu3SpXr1rfbloco1_1280.jpg) stellt Deutschland eben völlig falsch dar. Bauhäusler ermordeten Architektur mit dem Schlagwort "weniger ist mehr" was Eiermann, van der Rohe und deren Konsorten dazu anregte Gebäude von außen zu gestalten wie Metzgereien von innen:
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1
Kalt, ohne Seele, zierlos und abwaschbar. Erst nach Auswanderung 1968 lernte ich in Afrika und Amerika, daß auch umwelt-bewußt und attraktiv (http://www.24-carat.de//2015/02/Caracas.gif) gebaut werden kann.
https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=70736&stc=1

ceterum censeo hoc https://www.politikforen.net/attachment.php?attachmentid=72865&stc=1 monstrum esse delendum

Coriolanus
22.11.2023, 23:17
Ich lebte einst im deutschen Vaterlande...

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/63/B%C3%A4nkels%C3%A4nger_Hinterglasbild.jpg

Bänkelsänger vor ländlichem Publikum

*Einst lebte ich im deutschen Vaterlande
bei goldner Freiheit 18 Jahr dahin
Da zog die Neubegierde mich zum Strande
Und ich bestieg ein Schiff mit frohem Sinn

Mein größter Wunsch, mein einziges Verlangen,
war Afrikas Küst´ auf offener See zu sehn.
Doch, aber, ach, das Schiff fing an zu schwanken
Der Mastbaum brach, wir mußten untergehn

Ich rettete mit Mühe nur mein Leben
Und klomm nach schwerem Kampfe auf ein Riff
Auch dort war ich den Wellen preisgegeben
Bis in der Ferne ich erblickt ein Schiff

Ich schwamm drauf los und wurde aufgenommen
Und glaubte schon, daß ich gerettet sei.
Die Räuber - ach, wär' ich doch umgekommen
verkauften mich in eine Sklaverei.

So lebte ich verstrickt in Sklavenbande
In heißer Sonne, wo ich sehnend litt
Bis dann einst kam ein Fürst vom deutschen Lande
Der kaufte mich und noch sechs Deutsche mit

Wir fielen dankbar vor dem Fürsten nieder!
Der aber sprach: »Ich reise nach Stettin.
Dort schenk‘ ich euch dem Vaterlande wieder wieder,
Dort lebt ihr frei und lebensfroh dahin!«*

Ich lebte einst im Deutschen Vaterlande - Sehr seltenes deutsches Lied (Liedtext):


https://www.youtube.com/watch?v=Y5IoNngIwbs

wolleDD
24.11.2023, 20:45
Sorry, ein kleiner Querschläger sei mir verziehen.

Steigerlied goes Klassik
Junge Philharmonie Augustusburg - Dirigent Pascal Kaufmann


https://www.youtube.com/watch?v=2TBsOl3zXqA&feature=youtu.be
:cool:

Wolle.

Coriolanus
30.11.2023, 22:50
https://i.ibb.co/GCgX2rJ/perlen-vor-die-s-ue-pieter-bruegel-d-Ae.png

Pieter Bruegel der Ältere, Die niederländischen Sprichwörter (Detail), 1559

Cipriano de Rore: Da le belle contrade - La Compagnia del Madrigale:


https://www.youtube.com/watch?v=Nd5K2AQvOsg

Text und Übersetzung in der Videobeschreibung.

Coriolanus
02.12.2023, 22:22
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9f/Mathis_Gothart_Gr%C3%BCnewald_062.jpg

Die Verspottung Christi, Matthias Grünewald, 1503–1505

"Liebe ist in allen Dingen
im Überfluss vorhanden
Von den tiefsten Tiefen,
bis zu den funkelndsten Sternen,
am liebevollsten in allen Dingen,
und vom Herrn in der Höhe gegeben,
der Friedenskuss.

Oh Tugend der Weisheit,
allumfassend,
sammle dich alle Einweg.
Alles, was Leben hat,
hat drei Flügelpaare;
Einer schwebt zum höchsten Himmel,
ein anderer leidet auf der Erde,
und der Dritte hat alles, was dazwischen liegt.

Oh Lob sei dir,
wie es dir gebührt,
O Weisheit!"

Hildegard von Bingen: Liebe ist in allen Dingen im Überfluss vorhanden - Caritas abundat in Omnia:


https://www.youtube.com/watch?v=F3yEi782RC8

Senator_74
02.12.2023, 22:24
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9f/Mathis_Gothart_Gr%C3%BCnewald_062.jpg

Die Verspottung Christi, Matthias Grünewald, 1503–1505

"Liebe ist in allen Dingen
im Überfluss vorhanden
Von den tiefsten Tiefen,
bis zu den funkelndsten Sternen,
am liebevollsten in allen Dingen,
und vom Herrn in der Höhe gegeben,
der Friedenskuss.

Oh Tugend der Weisheit,
allumfassend,
sammle dich alle Einweg.
Alles, was Leben hat,
hat drei Flügelpaare;
Einer schwebt zum höchsten Himmel,
ein anderer leidet auf der Erde,
und der Dritte hat alles, was dazwischen liegt.

Oh Lob sei dir,
wie es dir gebührt,
O Weisheit!"

Hildegard von Bingen: Liebe ist in allen Dingen im Überfluss vorhanden - Caritas abundat in Omnia:


https://www.youtube.com/watch?v=F3yEi782RC8







:gp:

Coriolanus
03.12.2023, 20:43
"Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt – den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes."

Solche und ähnlich *weise* Vorhaben pries der italienische Schriftsteller Filippo Tommaso Marinetti am Vorabend des ersten Weltkriegs in seinem "futuristischen Manifest" an, das am 20. Februar 1909 in der Pariser Zeitung "Le Figaro" veröffentlicht wurde:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Manifestofuturismo.jpg

Das futuristische Manifest in Le Figaro
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Futurismus)

Etwa zur gleichen Zeit komponierte Albéric Magnard seine Cellosonate. Vier Jahre später war er tot:

"Zu Beginn des Ersten Weltkriegs schickte Magnard seine Frau mit den beiden Töchtern an einen sicheren Ort, während er auf dem von ihm seit 1904 bewohnten Anwesen Manoir de Fontaines in Baron blieb. Als eine deutsche Aufklärungspatrouille es betrat, schoss er auf sie und tötete einen Soldaten. Die deutschen Soldaten feuerten zurück und setzten das Haus in Brand. Magnard kam dabei um, sein Körper konnte in der Ruine später nicht mehr identifiziert werden."
(Quelle) (https://de.wikipedia.org/wiki/Alb%C3%A9ric_Magnard)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ad/Alb%C3%A9ric_Magnard.jpg

Magnard kann man als Geheimtipp unter den Komponisten der Generation von Debussy, d'Indy und Dukas bezeichnen und seine "bilderreiche, malerische" Sonate als eine der besten Duosonaten mit Cello der Musikliteratur:

Albéric Magnard - Sonata in A Major for Cello and Piano, Op 20, Simcha Heled, Jonathan Zak:


https://www.youtube.com/watch?v=MsuF_F3DpxM

Coriolanus
13.12.2023, 18:25
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5c/M%C3%A9hul_par_Wiertz_09132.JPG

Étienne-Nicolas Méhul, Porträt von Antoine Joseph Wiertz

Bei der 2. Sinfonie Étienne Nicolas Méhuls kommt im Andante [13:19 – 14:00 Min. (https://youtu.be/LyyesKxvd9s?feature=shared&t=798)] das Gefühl auf, bei Gustav Mahler gelandet zu sein. Vom Klangbild her erscheint es beinahe wie eine Kopie. Das Ding ist bloß: Die Sinfonie entstand über 50 Jahre vor Mahlers Geburt im Jahre 1809.

Neben den vielen Anleihen, die Beethoven bei ihm nahm (nicht umgekehrt!), lassen sich in jeder Sinfonie von Méhul bedeutende musikalische Vorwegnahmen und Weiterentwicklungen feststellen.

Das macht es so schwer begreiflich, wie ein derart begnadeter Komponist so extrem in der Versenkung verschwinden konnte und wieso Méhul nie und nirgends in einem Atemzug mit den Größen der Frühromantik genannt wird:


https://www.youtube.com/watch?v=LyyesKxvd9s
https://www.youtube.com/watch?v=LyyesKxvd9s