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Vollständige Version anzeigen : Journalisten und einfache Arithmetik.



Biskra
31.12.2005, 19:59
In den USA wurden im Jahr 2004 59 Menschen exekutiert, durchschnittlich werden zwischen 50 und 100 Hinrichtungen pro Jahr vollstreckt. Anfang Dezember wurde in den USA der 1000. Häftling seit Wiedereinführung der Todesstrafe vor drei Jahrzehnten hingerichtet.

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,393033,00.html

Ich komme auf durchschnittlich ca. 33 pro Jahr. Aber da habe ich wahrscheinlich nicht den Spektakularitätsfaktor eingerechnet. Wieder ein Beispiel für die verkommene Bildungslandschaft BRD.

Mark Mallokent
31.12.2005, 20:08
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,393033,00.html

Ich komme auf durchschnittlich ca. 33 pro Jahr. Aber da habe ich wahrscheinlich nicht den Spektakularitätsfaktor eingerechnet. Wieder ein Beispiel für die verkommene Bildungslandschaft BRD.
Wenn es um die USA geht, dann setzt bei deutschen Journalisten der Verstand aus. Das hast du gerade empirisch nachgewiesen. :]

Biskra
02.01.2006, 11:23
Wenn es um die USA geht, dann setzt bei deutschen Journalisten der Verstand aus. Das hast du gerade empirisch nachgewiesen. :]
:2faces:

Zumindest liegt ein ausreichend begründeter Anfangsverdacht vor. Ob Bildungsresistenz und Antiamerikanismus Hand-in-Hand gehen?

John Donne
07.01.2006, 01:31
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,393033,00.html

Ich komme auf durchschnittlich ca. 33 pro Jahr. Aber da habe ich wahrscheinlich nicht den Spektakularitätsfaktor eingerechnet. Wieder ein Beispiel für die verkommene Bildungslandschaft BRD.

Du hast richtig gerechnet!
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf folgendes PDF von Dietrich "Piano" Paul empfehlen: Vorsicht Mathematik! (http://www.stmwfk.bayern.de/downloads/aviso/2004_1_aviso_10-17.pdf)
Etliche Dinge lassen sich m.E. kaum besser auf den Punkt bringen.

Grüße
John

Werner Fink
07.01.2006, 09:04
Tja, Leute, bevor man anderen "bildungsferne" zuspricht, sollte man ruhig auch mal selber ein bisschen denken. Auch wenns schwer fällt.

http://gabrieleweis.de/2-bldungsbits/statistiksammlung/sozialdaten/demographisches/exekutionen-usa-s1-2000.htm

In dieser übersicht fehlen leider die letzten paar jahre. 2005 gab es 54 exekutionen, das können wir uns also dazudenken.

Die 50-100 sind also richtig, allerdings für die letzten 10 jahre.

Werner Fink
07.01.2006, 09:05
Tja, Leute, bevor man anderen "bildungsferne" zuspricht, sollte man ruhig auch mal selber ein bisschen denken. Auch wenns schwer fällt.



In dieser übersicht fehlen leider die letzten paar jahre. 2005 gab es 54 exekutionen, das können wir uns also dazudenken.

Die 50-100 sind also richtig, allerdings für die letzten 10 jahre.

Megaman
07.01.2006, 09:34
In 30 Jahren nur 598 Exekutionen? Also wegen so etwas muss man sich nun wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Sind eigentlich ziemlich wenige.

Werner Fink
07.01.2006, 09:42
In 30 Jahren nur 598 Exekutionen? Also wegen so etwas muss man sich nun wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Sind eigentlich ziemlich wenige.

Er nu wieder...

Ich hab noch eine vollständige statistik gefunden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe_in_den_USA

John Donne
07.01.2006, 09:49
Tja, Leute, bevor man anderen "bildungsferne" zuspricht, sollte man ruhig auch mal selber ein bisschen denken. Auch wenns schwer fällt.

In dieser übersicht fehlen leider die letzten paar jahre. 2005 gab es 54 exekutionen, das können wir uns also dazudenken.

Die 50-100 sind also richtig, allerdings für die letzten 10 jahre.
Denken fällt mir grundsätzlich nicht übermäßig schwer. Ich bin nicht der Meinung, daß ich mir bei Artikeln, in denen quasi statistisch mit Zahlen hantiert wird, ich mir irgendetwas zu dem präsentierten Zahlenmaterial dazuzudenken habe, damit die Statistik stimmt. Wenn der Autor des Artikels sich auf die letzten 10 Jahre (oder die "letzten Jahre") bezieht, so soll er das schreiben. Woher soll ich sonst wissen, daß er sich auf einen anderen als den im Artikel genannten Zeitraum bezieht? Hellsehen kann ich nicht, und Statistiken sind keine Ratespiele.

Grüße
John

Werner Fink
07.01.2006, 09:59
Denken fällt mir grundsätzlich nicht übermäßig schwer. Ich bin nicht der Meinung, daß ich mir bei Artikeln, in denen quasi statistisch mit Zahlen hantiert wird, ich mir irgendetwas zu dem präsentierten Zahlenmaterial dazuzudenken habe, damit die Statistik stimmt. Wenn der Autor des Artikels sich auf die letzten 10 Jahre (oder die "letzten Jahre") bezieht, so soll er das schreiben. Woher soll ich sonst wissen, daß er sich auf einen anderen als den im Artikel genannten Zeitraum bezieht? Hellsehen kann ich nicht, und Statistiken sind keine Ratespiele.

Grüße
John

Du hast schon recht. Es geht nicht aus dem text hervor, dass die letzten 10 jahre gemeint sind. Genauso wenig allerdings, dass die letzten 30 jahre gemeint sind.

Ich bin über die seltsam unscharfe aussage "durchschnittlich 50-100" gestolpert. Wenn man einen durschnittswert angibt, warum dann ein derart großes intervall und keinen exakten wert?

Die beiden sätze über die gesamtzahl seit 30 jahren und dem durschnittswert (ohne zeitraum) stehen direkt nebeneinander und da kann es schon passieren, dass man das eine mit dem anderen gedanklich verknüpft, obwohl im text kein expliziter zusammenhang hergestellt wird.

Es ist also keine mathematische schwäche, sondern eher eine sprachliche nachlässigkeit.
M.E. ist der spiegel tatsächlich schlechter geworden, seitdem Aust die chefredaktion übernommen hat (vielleicht mag der Gelehrte mal was dazu sagen?), aber ganz so, wie es der mathe-prof darstellt,ist es nun auch wieder nicht...

John Donne
07.01.2006, 13:26
Du hast schon recht. Es geht nicht aus dem text hervor, dass die letzten 10 jahre gemeint sind. Genauso wenig allerdings, dass die letzten 30 jahre gemeint sind.

Immerhin wird ein Zeitraum von 30 Jahren erwähnt und dann ein Durchschnitt. Der Zusammenhang wird nicht explizit genannt, aber ein anderer Zeitraum, über den der Durchschnitt gebildet wird, ist eben nicht angegeben.



Ich bin über die seltsam unscharfe aussage "durchschnittlich 50-100" gestolpert. Wenn man einen durschnittswert angibt, warum dann ein derart großes intervall und keinen exakten wert?

Ok, Dein Punkt. Die große Unschärfe des Durchschnitts kann man als Hinweis werten, das doch ein anderer Zeitraum (aber welcher?) gemeint ist.



Die beiden sätze über die gesamtzahl seit 30 jahren und dem durschnittswert (ohne zeitraum) stehen direkt nebeneinander und da kann es schon passieren, dass man das eine mit dem anderen gedanklich verknüpft, obwohl im text kein expliziter zusammenhang hergestellt wird.

Finde ich auch.



Es ist also keine mathematische schwäche, sondern eher eine sprachliche nachlässigkeit.

Ja, da hast Du Recht. Es ist Nachlässigkeit und kein echter Lapsus.



M.E. ist der spiegel tatsächlich schlechter geworden, seitdem Aust die chefredaktion übernommen hat (vielleicht mag der Gelehrte mal was dazu sagen?), aber ganz so, wie es der mathe-prof darstellt,ist es nun auch wieder nicht...
Es geht nicht (nur) um den Spiegel. In dem von mir verlinkten Text geht es ja nicht nur um Medien allgemein (oder den Spiegel im Besonderen), sondern um Mathematik in der Alltagswelt. Leider kann ich aus eigener Erfahrung als Nachhilfelehrer von Schülern sowie als Tutor mathematischer Vorlesungen bestätigen, daß das Niveau dessen, was von der Schulmathematik (und weiter kommen die meisten nicht (was ok ist, wenn man wenigstens das Wichtigste der Schulmathematik - z.B. Prozentrechnung und Dreisatz - beherrscht) bei vielen haften bleibt, teilweise erschreckend niedrig ist.

Grüße
John

Megaman
07.01.2006, 13:30
Es geht nicht (nur) um den Spiegel. In dem von mir verlinkten Text geht es ja nicht nur um Medien allgemein (oder den Spiegel im Besonderen), sondern um Mathematik in der Alltagswelt. Leider kann ich aus eigener Erfahrung als Nachhilfelehrer von Schülern sowie als Tutor mathematischer Vorlesungen bestätigen, daß das Niveau dessen, was von der Schulmathematik (und weiter kommen die meisten nicht (was ok ist, wenn man wenigstens das Wichtigste der Schulmathematik - z.B. Prozentrechnung und Dreisatz - beherrscht) bei vielen haften bleibt, teilweise erschreckend niedrig ist. Ist das ein Wunder? Seit dem der Stoffplan ständig ausgebaut wurde, seit dem leiden alle Fächer die schon von Anfang an gelehrt wurden. Welche Fächer erachtest du als Streichungswürdig?

John Donne
07.01.2006, 13:41
Ist das ein Wunder? Seit dem der Stoffplan ständig ausgebaut wurde, seit dem leiden alle Fächer die schon von Anfang an gelehrt wurden. Welche Fächer erachtest du als Streichungswürdig?

Es mag sein, daß der Stoffplan ausgebaut wurde. Zu einem Mehr an Wissen hat das m.E. im Schnitt allerdings keinesfalls geführt. Sollte es wirklich an dem ausgebauten Stoffplan liegen, so plädiere ich dafür, lieber weniger Stoff, aber den dann richtig zu lernen. Mal ganz ehrlich: den Dreisatz sollte m.E. jeder können, der einen Schulabschluß hat. Ich erwarte nicht die Fähigkeit, partielle Differentialgleichungen zu lösen.

In welchen Fächern muß den soviel mehr an Stoff beherrscht werden als früher?

Grüße
John

Megaman
07.01.2006, 13:47
Es mag sein, daß der Stoffplan ausgebaut wurde. Zu einem Mehr an Wissen hat das m.E. im Schnitt allerdings keinesfalls geführt. Sollte es wirklich an dem ausgebauten Stoffplan liegen, so plädiere ich dafür, lieber weniger Stoff, aber den dann richtig zu lernen. Mal ganz ehrlich: den Dreisatz sollte m.E. jeder können, der einen Schulabschluß hat. Ich erwarte nicht die Fähigkeit, partielle Differentialgleichungen zu lösen.

In welchen Fächern muß den soviel mehr an Stoff beherrscht werden als früher?

Grüße
JohnDu warst doch als Nachhilfelehrer tätig. Aber ich kann mal etwas einbringen. Ich finde z.B. Kunstgeschichte völlig überflüssig. Zusätzlich kam doch noch die Englische Sprache. War die auch schon Bestandteil vor 40 Jahren? Wie sieht es mit Integrationsproblemen gewisser Schüler aus. Sehr wahrscheinlich wird durch diese Problematik auch noch das gesamte Lernklima einer Klasse ruiniert. Muss man nicht gewisse Lektionen dazu aufwenden, Verständnis untereinander zu lehren, und das mehr als Früher weil die Differenzen weitaus grösser sind?

John Donne
07.01.2006, 14:10
Ich finde z.B. Kunstgeschichte völlig überflüssig.
Finde ich nicht, aber man muß auch keine Ewigkeit damit zubringen, über die Epochen und Stilrichtungen einen Überblick zu gewinnen. Ein Halbjahr Kunst reicht dazu m.E. völlig aus.



Zusätzlich kam doch noch die Englische Sprache. War die auch schon Bestandteil vor 40 Jahren?

Genau kann ich das nicht sagen, solange ist meine Schulzeit längst nicht her. Ich denke allerdings, daß an der Mehrzahl der Schulen auch damals Englisch unterrichtet wurde. Ich habe Latein (ab 5), Englisch (ab 7), Altgriechisch (ab 9) und Französisch (ab 11) gelernt, gut, um Französisch richtig zu lernen, war das zu wenig. Aber es ist ja nich so, daß ich nun gar keine anderen Fächer außer Sprachen gehabt hätte. In der 11. und 12. Klasse hatte ich allerdings das absolute Maximum an erlaubten Stunden.



Wie sieht es mit Integrationsproblemen gewisser Schüler aus. Sehr wahrscheinlich wird durch diese Problematik auch noch das gesamte Lernklima einer Klasse ruiniert. Muss man nicht gewisse Lektionen dazu aufwenden, Verständnis untereinander zu lehren, und das mehr als Früher weil die Differenzen weitaus grösser sind?
Ich kann das nicht beurteilen, der Ausländeranteil an meiner Schule war marginal. Ich gebe Dir allerdings Recht. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß dies heutzutage eine Herausforderung ist, in deren Bewältigung auch Zeit (d.h. Schulstunden) investiert werden muß.

Grüße
John

Biskra
08.01.2006, 12:32
Tja, Leute, bevor man anderen "bildungsferne" zuspricht, sollte man ruhig auch mal selber ein bisschen denken. Auch wenns schwer fällt.

[...]

Die 50-100 sind also richtig, allerdings für die letzten 10 jahre.

Also so hätte nichtmal Envar Hodscha die weisen Worte des Vorsitzenden verbiegen können. Wenn tatsächlich die letzten zehn Jahre gemeint sein sollen, was soll ich denn dann vom journalistischen Niveau des Spiegels halten? Ob moonwitch den Artikel verfasst hat?