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Vollständige Version anzeigen : Defensive Kriegskunst: die verschiedenen Arten im Vergleich



Nibelung
30.12.2005, 15:45
Im folgenden will ich die Vorzüge und Nachteile verschiedener Arten der defensiven Kriegsführung ausarbeiten und diskutieren.

Hier zeigt sich wieder der Gegensatz von Politik und Militär in seiner deutlichsten Form.
Die lineare Logik der Politik verlangt, den Feind an der Front aufzuhalten und keinen Meter Boden aufzugeben. Schließlich gilt es, die eigene Zivilbevölkerung zu schützen vor pilgernden Invasoren.
Die paradoxe Logik der Strategie hingegen verlangt nach einer elastischen Defensive (wie von Manstein sie prägte).

Die politische Lösung ist militärisch die schlechteste, die militärische politisch die schlechteste.
Daher finden wir in Konflikten niemals das eine oder das andere Extrem in Reinform vor. Es herrscht stets ein Kompromiß.
Anschließend zur Verdeutlichung die verschiedenen Arten der Defensive:

1. Ausschließende Verteidigung

Diese Art bezeichnet die unbedingte Verteidigung der Front, um jeden Preis.
Beispiele aus der Geschichte:
- 1. WK (nahezu alle Theater)
- 2. WK (Hitlers Haltebefehle an der Ostfront)
- Kalter Krieg (West-Deutschland)
In letzterem Falle entschied sich die Nato zur ausschließenden Verteidigung aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte West-Deutschlands. Ausserdem war die Reichweite der russischen Panzerarmeen zu groß, um eine tiefe Verteidigung in Erwägung zu ziehen. Sollten alle Dämme brechen, so kalkulierte man den Einsatz taktischer Nuklear-Raketen ein.


Vorteile:
Befinden sich bevölkerungsreiche Regionen oder Industriezentren nahe der Front, so besteht eine hohe Dringlichkeit, den Feind unmittelbar aufzuhalten.
Im Falle der Roten Armee 1945 z.B. war nicht an eine elastische Defensive zu denken aufgrund der bekannten Eigenschaften des Feindes.
An der Westfront 1945 hätte man auch nicht das Ruhrgebiet preisgeben können zwecks einer weiten Umfassung der gegnerischen Armee.
Bestimmte Situationen erfordern also diese an sich ineffiziente Art der Defensive.


Nachteile:
Die Nachteile wurden am besten im 2. WK aufgezeigt.
Eine alte Militärweisheit besagt bekanntlich, daß der Angreifer eine 3:1 Streitmacht aufbieten muss, um erfolgreich angreifen zu können.
Im 1. WK konnte man noch via Eisenbahn rechtzeitig Verstärkungen heranziehen, im 2. WK jedoch nicht mehr.
Die Steigerung der Geschwindigkeit der Kriegsführung zeigte die Verwundbarkeit der ausschließenden Verteidigung deutlich auf.

Konzentriert man auf den Flanken eines Frontabschnitts starke, mobile Kräfte (aus der Luft unterstützt), durchbricht diese beiden Punkte unter gleichzeitigen angetäuschten Angriffen auf allen Sektoren, so verwirrt man den statischen Feind solange, bis er eingekesselt werden kann.
Die ausschließende Verteidigung wird also zur Todesfalle.

Das vernichtenste Beispiel bietet ironischerweise die Rote Armee mit der Operation "Bagration" vom 22. Juni 1944, in dessen Folge über 600.000 deutsche Soldaten gefangen genommen bzw. getötet wurden und somit die Heeresgruppe Mitte aufhörte zu existieren.
Folge der vorhersehbaren strategischen Doktrin des "Halten um jeden Preis", sprich ausschließender Defensive.

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2. Elastische Defensive

Diese Art der Verteidigung bezeichnet eine moderne Reaktion auf die Geschwindigkeitssteigerung der Waffengattungen.
Raum ist hier relativ. Idealerweise gibt man soviel Raum preis, bis sich die Offensivkraft des Angreifers erschöpft hat, also den Kulminationspunkt der Effizienz überschreitet (z.B. Erschöpfung von Mensch, Material und Versorgungslinien nach tiefem Eindringen in feindlichen Raum).
Nun setzt die frische Defensive idealerweise zum Todesstoß an, der Umfassung der feindlichen Streitkräfte.

Bekannteste Beispiele:
- 1943 Kharkov
Von Mansteins brillante Strategie, die von der Leine gelassene Rote Armee ins Leere laufen zu lassen und anschließend zwei ganze russische Armeen zu umfassen und zu vernichten.

- 1942 Stalingrad
Obwohl hier der oben besagte Kompromiß vorfindet.
Die gesamte Sommer-Offensive der Wehrmacht wich die Rote Armee weitgehend aus (sogar so elastisch, daß hunderte von Städten aufgegeben wurden), egal wie groß der Gebietsverlust war.
Stalingrad jedoch wurde ausschließend verteidigt.
Die Wehrmacht überschritt den Kulminationspunkt und wäre beinahe gänzlich besiegt worden in diesem Winter (Kaukasus-Armee).


Vorteile:
Diese gehen aus den beiden genannten Beispielen hervor.
Im Falle der Ostfront des 2. WK wäre eine elastische Defensive (wie in "verlorene Siege" von Manstein beschrieben) ideal gewesen.
Man konnte hunderte von Kilometern ohne Nachteile aufgeben (hätte sogar viel Entlastung gebracht: Partisanen, Versorgungswege).
Russland war ein riesiger Sandkasten, in dem man sich nach Belieben hätte austoben können und von der Lethargie der unteren russischen Führungsebene Nutzen ziehen können (Stavka lernte zwar recht schnell, doch auf den unteren Ebenen war Eigeninitiave rar, da Bestrafungen bei Versagen ungleich höher waren als Belohnung bei Gelingen).
Diese untere Ebene erlahmte die Rote Armee in einem Maße, daß eine elastische Defensive hochgradig erfolgreich gemacht hätte.


Nachteile:
Sie ist nur anwendbar, wenn großer Raum preisgegeben werden kann ohne große wirtschaftliche (Industrie, Ressourcen) und politische (Bevölkerung, Moral) Nachteile.
Sie verlangt ausserdem eine hohe Mobilität der Streitkraft. Eine in hohem Maße aus einfacher Infanterie bestehende Armee wird nicht in der Lage sein, diese auszuüben.
Hierzu sind motorisierte, mechanisierte und gepanzerte Formationen notwendig.

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- Gestaffelte Verteidigung

Eine mehr oder weniger tiefe Frontzone wird weder ausschließend beschützt noch aufgegeben. Statt dessen wird diese Zone selektiv durch isolierte Truppen verteidigt, die als Widerstandsnester fungieren und keine Linie, sondern ein Gitter bilden.
In der Geschichte diente die Tiefenverteidigung dem dauerhaften Schutz von Burgstädten in der nähe des Feindes.
Diese Widerstandsnester sollen wichtige Verkehrswege oder Infrastruktur wie Flughäfen verteidigen. Sie werden geschützt durch günstiges Gelände oder künstliche Sperren.

Ferner besteht die Aufgabe der verteidigenden Truppen darin, Gegen- und Störangriffe gegen den, in die Tiefe eingedrungenen Feind, zu führen (idealerweise mit Unterstützung der Hauptstreitkraft in der Tiefe).

Ist die Verteidigung günstig angelegt (also möglichst weit und tief gestaffelt) bestehen drei Möglichkeiten für den Angreifer:

1. Umgehung
Ungeachtet der Widerstandsnester weitere Verfolgung der Zielortes (nennen wir ihn einfach mal Moskau).
Gefahr: Gegenangriffe aus den Nestern heraus gegen die ungeschützte Flanke des Vormarsches, somit drohende Vernichtung der vorausliegenden Truppen.

2. Einnahme jedes einzelnen Widerstandsnestes
Hierdurch wird die Wucht des Angriffes abgefedert und erstickt schließlich im Keim. Die Initiave geht wieder an die Verteidigung über (ausser der Feind verfügt über weit überlegene Kräfte).

3. Zurücklassung von Truppen, um die Widerstandsnester in Schach zu halten
Hierbei ist eine hohe numerische Überlegenheit erforderlich, da mit jeder zurückgelassenen Truppe die Stoßkraft des Angreifers schwindet.


Beispiel aus der Geschichte:
- 1945 Ostfront
Mehrere deutsche Städten wie Breslau wurden zu Festungen erklärt. Diese hielten die Rote Armee zwar auf, jedoch war ihre numerische Überlegenheit (je nach Waffengattung 5-20 :1) so groß, daß sich die Russen auf die dritte Option festlegten.
Man konnte einfach genug Schutztruppen entbehren, um jede Festung zu neutralisieren.

Sie ist also dann anwendbar, wenn der Verteidiger über genügend Streitkräfte verfügt, um Gegenangriffe auch aus der Tiefe zu führen. Ferner sind bestimmte geographische Aspekte zu erfüllen (in den Alpen z.B. wäre eine lineare Verteidigung das einzig sinnvolle aufgrund der natürlichen Hindernisse; in der Ebene hingegen ist das Vorhandensein von Großstädten erforderlich, die künstliche Befestigungen in sich sind, v.a. mitteleuropäische Steinhäuser).


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Ich werde vermutlich noch das ein oder andere vergessen haben, womöglich sogar eine ganz offenkundige Verteidigungsart ausser Acht gelassen haben.
Daher bitte ich um Ergänzungen und Kritiken.
Danke!

Neutraler
30.12.2005, 18:26
"Angriff ist die beste Verteidigung" sagte schon Mao Tse Tung. Deutschlands und Sowjetrusslands Militärexperten entwickelten genau nach diesem Spruch Militärdoktrin, die als "Blitzkriegsstrategie" und "Tiefe Angriffsoperation" in die Geschichte eingehen sollten. Mit reiner Defensive hat man noch nie etwas erreicht, dafür umso mehr mit einer Offensive!

Vietminh
30.12.2005, 18:29
@Neutraler: Ist der Hauptvorteil der Blitzkrieg-Doktrin, dass man den Gegner überrraschen und dadurch auf dem falschen Fuß erwischen kann, bevor dieser reagieren und neue Verteidiungslinien bilden kann?

basti
30.12.2005, 18:43
zum blitzkrieg ist man als kriegsführender gezwungen, wenn man gegenüber dem gegner nur geringe ressourcen hat, die den feldzug einschränken. hat man aber, wie die sowjetunion im zweiten weltkrieg, riesige kapazitäten betreffs soldaten und rohstoffe für kriegsgerät kann man ruhig mehrere male kopflos gegen eine festung anrennen. irgendwann hat der feind keine munition und keine kräfte zur verteidigung mehr.

blitzkrieg wurde nicht ohne grund vom rohstoffarmen deutschland (sry vom deutschen reich ;) ) erfunden. ohne große eigene verluste und schnell muss der gegner niedergerungen werden. langandauernde aufreibende kriege sind nicht unser ding ... zumindest hat das der zweite weltkrieg bewiesen.

LuckyLuke
30.12.2005, 18:45
In letzterem Falle entschied sich die Nato zur ausschließenden Verteidigung aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte West-Deutschlands. Ausserdem war die Reichweite der russischen Panzerarmeen zu groß, um eine tiefe Verteidigung in Erwägung zu ziehen. Sollten alle Dämme brechen, so kalkulierte man den Einsatz taktischer Nuklear-Raketen ein.Also m.W. nach war die präferierte NATO-Doktrin die sogenannte Vorne-Verteidigung, wobei das Schlachtfeld - insbesondere im Hinblick auf abzusehende Nuklearwaffeneinsätze - so tief wie möglich ins Feindesland zu verlegen ist.

Die Vorbereitungen für eine statischen Verteidigung wurden nur für den schlechtest Fall getroffen, falls der Warschauer Pakt überraschend angreifen sollte - also ohne vorherige, länger andauernde politische Eskalation - und noch nicht ausreichend verbündete Truppen nach Deutschland verlegt worden wären.

Was natürlich insgesamt absoluter Driss ist, da ein solcher Krieg innerhalb von wenigen Tagen zu einem totalen Atomkrieg eskaliert wäre, in dem die fetten Interkontinentalraketen im Megatonnenbereich das letzte Wort gesprochen hätten, weswegen dieser Krieg eben nie stattfand.

basti
30.12.2005, 18:49
klar, europa wäre erledigt gewesen. die USA und Russland hätten sich ebenfalls nuklear reichlich beschenkt, aber egal, hauptsache ein russe schaffts bis zum atlantik. ;)

LuckyLuke
30.12.2005, 18:49
@Neutraler: Ist der Hauptvorteil der Blitzkrieg-Doktrin, dass man den Gegner überrraschen und dadurch auf dem falschen Fuß erwischen kann, bevor dieser reagieren und neue Verteidiungslinien bilden kann?
Der Hauptvorteil des Angreifers besteht immer darin, die Initiative über das Geschehen zu haben. Er kann bestimmen, wann, wo und zu welchen Bedingungen er angreift, während ein Verteidiger auf diese Angriffe nur reagieren kann.

LuckyLuke
30.12.2005, 19:05
klar, europa wäre erledigt gewesen. die USA und Russland hätten sich ebenfalls nuklear reichlich beschenkt, aber egal, hauptsache ein russe schaffts bis zum atlantik. ;)Ja, einmal den Atlantik sehen und dann sterben...
:))

basti
30.12.2005, 19:10
Ja, einmal den Atlantik sehen und dann sterben...
:))


ach ich dachte, radioaktivität wäre für den russen so wie vodka. ?(
aber wenigstens wäre europa für lange zeit nicht mehr bewohnbar und den regenwald könnten die südamerikaner (wenn die es überlebt haben sollten) dann auch ohne gewissensbisse abholzen, weil in europa kann von nun an wieder alles wachsen ...

LuckyLuke
30.12.2005, 20:38
ach ich dachte, radioaktivität wäre für den russen so wie vodka. ?(

Naja, die sterben vielleicht nicht nach sechs Wochen sondern erst nach acht.
:D


aber wenigstens wäre europa für lange zeit nicht mehr bewohnbar und den regenwald könnten die südamerikaner (wenn die es überlebt haben sollten) dann auch ohne gewissensbisse abholzen, weil in europa kann von nun an wieder alles wachsen ...
Da kommt es sehr darauf an, wie man die Sprengköpfe eingesetzt hätte.

Bei höheren Luftdetonationen klingt die Strahlung schon nach 14 Tagen ausreichend ab, um das Gebiet relativ gefahrlos betreten zu können.
Von der Verseuchung war Tschernobyl schlimmer, als mehrere Bomben im Megatonnenbereich.

Wenn man allerdings Erichs Bunker in 160 Meter Tiefe mit einem nuklearen Bunkerbuster versucht hätte auszulöschen.
Dann wäre die Menge des radioaktiven Fallouts enorm und der Verseuchungsgrad auch entsprechend anhaltend gewesen.

Biskra
31.12.2005, 11:36
klar, europa wäre erledigt gewesen. die USA und Russland hätten sich ebenfalls nuklear reichlich beschenkt, aber egal, hauptsache ein russe schaffts bis zum atlantik. ;)

Die USA hätten im Zweifelsfall Euopa aufgegeben.

Neutraler
31.12.2005, 12:09
Die USA hätten im Zweifelsfall Euopa aufgegeben.
Im Zweifelsfall,d.h. im Kriegsfall hätte man Europa ausradiert, vor allem Westdeutschland. Ein atomarer Gürtel der Verstrahlung hätte sich auf ganze Westdeutschland ausgedehnt und ein Durchdringen russischer Panzermassen unmöglich gemacht.

Angel of Retribution
31.12.2005, 12:52
Im Zweifelsfall,d.h. im Kriegsfall hätte man Europa ausradiert, vor allem Westdeutschland. Ein atomarer Gürtel der Verstrahlung hätte sich auf ganze Westdeutschland ausgedehnt und ein Durchdringen russischer Panzermassen unmöglich gemacht.

Trotz ABC-Schutz?

Neutraler
31.12.2005, 13:05
Trotz ABC-Schutz?
Die riesige Armee der Warschauerpakt-Staaten war nur unzureichend mit ABC-Schutzausrüstung ausgestattet. Jedenfalls hätten die großen Verluste ausgereicht um die Sowjets zu stoppen.

mggelheimer
31.12.2005, 13:25
Die riesige Armee der Warschauerpakt-Staaten war nur unzureichend mit ABC-Schutzausrüstung ausgestattet. Jedenfalls hätten die großen Verluste ausgereicht um die Sowjets zu stoppen.

Also der ABC-Vollschutz für den Infanteristen der NVA war auf jedenfalls besser als dieser Poncho der Bundeswehr.

LuckyLuke
31.12.2005, 14:09
Also der ABC-Vollschutz für den Infanteristen der NVA war auf jedenfalls besser als dieser Poncho der Bundeswehr.Das liegt eher an deiner schlechten ABC-Ausbildung, welche die Bw im Rahmen der Wehrdienstzeitverkürzung massiv eingedampft hat.

Das Adäquat zur NVA-Nougatrolle ist nicht der Poncho, sondern der Overgament-Anzug, welcher wegen seiner eingearbeiteten Aktivkohleschicht a) besser und b) wesentlich teurer als der eher schlicht gehaltene Ganzkörperkondom der NVA ist.

Allerdings wird er wegen des Preises auch nur im Kriegsfall an die Soldaten ausgegeben, es sei denn man ist zufällig bei der ABC-Abwehr gelandet oder besucht (Unter-)Führerlehrgänge.

LuckyLuke
31.12.2005, 14:18
Die riesige Armee der Warschauerpakt-Staaten war nur unzureichend mit ABC-Schutzausrüstung ausgestattet. Jedenfalls hätten die großen Verluste ausgereicht um die Sowjets zu stoppen.Das möchte ich vehement bestreiten. Die Ausrüstung war hinreichend vorhanden. Der Schutz gegen moderne Chemiewaffen (Kontaktgifte) war minimal schlechter, was aber eher eine untergordnete Rolle spielt.

Neutraler
31.12.2005, 15:42
Das möchte ich vehement bestreiten. Die Ausrüstung war hinreichend vorhanden. Der Schutz gegen moderne Chemiewaffen (Kontaktgifte) war minimal schlechter, was aber eher eine untergordnete Rolle spielt.
Ich bezweifle, dass es eine Armee gibt, die einen Angriff mit Atombomben so überstehen würde, dass sie danach noch weiter vorrücken kann.

Nibelung
01.01.2006, 15:34
Ich bezweifle, dass es eine Armee gibt, die einen Angriff mit Atombomben so überstehen würde, dass sie danach noch weiter vorrücken kann.

Richtig. Natürlich hätte nach dem Einsatz taktischer Atomwaffen seitens der Nato auf west-deutschem Gebiet niemand mehr von einem "Pyrrhos-Sieg" gesprochen. Man hätte diesen Begriff aus dem Gedächtnis der Menschheit getilgt und durch einen neuen ersetzt.

Interessanterweise war es eben die BRD (und einige europäische Verbündete), die auf der Androhung eines atomaren Schlages bestanden, sollte die militärische Niederlage basierend auf konventioneller Kriegsführung bevorstehen. Die USA hingegen bestanden darauf, die Atomklausel zu streichen.

2 Gedanken seitens der BRD lagen dieser Überlegung zu Grunde:

1. Einsparung an Militärausgaben zu Friedenszeiten.
Mit der Begrenzung konventioneller Einheiten war die atomare Drohung notwendig.

2. Verteilung des Risikos auf alle Bündnispartner.
Hätte man den Konflikt konventionell gestaltet, so wäre zumindest eine direkte Bedrohung der USA ausgeschlossen.
Durch die Atomklausel hingegen wäre der Krieg direkt in die USA getragen worden. Somit bestand ein weit größerer Druck auf die USA, den Frieden zu sichern. Mit konventioneller Kriegsführung stand zwar auch viel auf dem Spiel (immerhin ging es um Europa, die Wiege der alten Welt), doch der Verlust des Kontinents an die Roten wäre eine Lappalie für die USA gewesen im Vergleich zum potenziellen nuklearen Holocaust.

jamie shea
03.01.2006, 20:35
es gibt noch die kollektive Verteidigung (falls das noch keiner erwaehnt hat, hab den Thread nicht komplett gelesen) .. das ist das verteidigungsprinzip der ..NATO..