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Vollständige Version anzeigen : Kann man die Oktoberrevolution als Fortsetzung der Französischen Revolution verstehen?



Smultronstället II.
06.07.2017, 17:49
"Die beiden Revolutionen sind eine", hat Heinrich Mann einmal über Französische und Oktoberrevolution geschrieben. In linken Kreisen, als es noch Linke gab, war es ja lange Zeit Usus, die Oktoberrevolution als logische Fortsetzung (oder als Vollendung) der französischen Revolution zu betrachten. Der liberale Westler hingegen hat die Französische Revolution lange als die "gute", die Oktoberrevolution von 1917 als die "böse" unter den zwei geschichtsträchtigsten Revolutionen verstanden. Mittlerweile, in neueren Schulbüchern und Zeitungsartikeln etc., wird natürlich auch die Französische Revolution vermehrt kritisch rezipiert. Manns Zitat, dass "beide Revolutionen eine" seien, scheint mir gegenwärtig aber noch immer eine These zu sein, die ironischerweise nur Hardcore-Kommunisten und Hardcore-Christen unterschreiben würden. Daher die Frage zur Diskussion in den Raum gestellt: kann man die Oktoberrevolution als Fortsetzung der Französischen Revolution verstehen?




https://www.youtube.com/watch?v=l-HeHp5uSyE
Flames of Paris (Russian: Пла́мя Пари́жа) is a full-length ballet in four acts to music by Boris Asafyev based on songs of the French Revolution. The libretto by Nicolai Volkov and Vladimir Dmitriev was adapted from a book by Felix Gras. It was premiered at the Kirov Theatre in Leningrad on 7 November 1932. Although its setting is eighteenth-century France, it is a perfect illustration of Soviet ballet in the 1920s and 1930s, during which time there was a determined effort to find subjects in world history which reflected the more immediate situation in the Soviet Union, and to show that the October Revolution was part of more universal movements and historical events.

Lichtblau
06.07.2017, 18:27
Hitler in seiner Denkschrift zum Vierjahresplan:

"Seit dem Ausbruch der Französischen Revolution treibt die Welt in immer schärferem Tempo in eine neue Auseinandersetzung, deren extremste Lösung Bolschewismus heißt"

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_2_5_treue.pdf

Nereus
07.07.2017, 01:37
1905 hatten New Yorker Bankiers, wie Jakob Schiff (klick) (http://www.nndb.com/people/214/000134809/) von der Wall-Street-Bank Kuhn, Loeb, Schiff & Co. (Warburg, Kahn), den japanischen Krieg gegen Russland finanziert. Die Hochfinanzagenten und Jakobiner Trotzki, Leo Deutsch und Parvus-Helphand betrieben dabei revolutionäre Propaganda, um den Sturz der Zarenmacht vorzubereiten zur Ersetzung durch eine parlamentarische Parteiendemokratie wie nach der französischen Revolution.

1905 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/ParvusTrotskiDeich.jpg

Dieses Ziel schien dann mit dem britischen Frühlingsputsch (Sir Samuel Hoare, MI6; Botschafter Buchanan) 1917 und der Installierung einer russischen Provisorische Regierung mit Fürst Lemberg (Lwow), Miljukow, Gutschkow, Kerenski u.a. erreicht gewesen zu sein.


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b7/%D0%92%D1%80%D0%B5%D0%BC%D0%B5%D0%BD%D0%BD%D0%BE%D 0%B5_%D0%BF%D1%80%D0%B0%D0%B2%D0%B8%D1%82%D0%B5%D0 %BB%D1%8C%D1%81%D1%82%D0%B2%D0%BE_%28%D0%A0%D0%BE% D1%81%D1%81%D0%B8%D1%8F%29.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Provisorische_Regierung_(Russland)#Sturz_des_Zaren _und_Bildung_der_Regierung

Dann aber ließ der kaiserliche General Ludendorff den Lenin aus der Schweiz holen, welcher die friedensunwillige britische Freimaurerbande mit seiner „Oktoberrevolution“ verjagte.


Hitler in seiner Denkschrift zum Vierjahresplan:

"Seit dem Ausbruch der Französischen Revolution treibt die Welt in immer schärferem Tempo in eine neue Auseinandersetzung, deren extremste Lösung Bolschewismus heißt"

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_2_5_treue.pdf

Hitler mußte es 1936 so formulieren, weil er noch nicht wissen konnte, daß Stalin gerade dabei war, die volksfeindlichen trotzkistischen Jakobiner-Revolutionäre in der KPDSU(B) mit großen Schauprozessen bis 1938 zu liquidieren.

Erst 1934 hatte ein NS-Blatt noch die Gemeinsamkeit von Freimaurerei und Kommunismus festgestellt, was dann von Hasselbacher in einer Antifreimaurerbroschüre anschließend angeprangrt worden war:


https://www2.pic-upload.de/img/33470426/Log34a.jpg

https://www2.pic-upload.de/img/33470430/Log34b.jpg

https://www2.pic-upload.de/img/33470432/Log34c.jpg

Ausdrücklich möchte ich betonen, daß ich mich mit dem Text der Hasselbacher-Schrift nicht identifiziere.

herberger
13.07.2017, 14:34
Vor der franz. Revolution gab es eine Hetze gegen die deutschstämmige Königin und vor der russ. Revolution gab es massive Hetze gegen die deutschstämmige Zarin, beides soll ein Werk der dunklen Mächte im Hintergrund gewesen sein.

Uffzach
13.07.2017, 14:44
Kann man die Oktoberrevolution als Fortsetzung der Französischen Revolution verstehen?
Natürlich, die Fortsetzung von Dummheit :D

herberger
13.07.2017, 14:53
Vor der franz. Revolution gab es eine Hetze gegen die deutschstämmige Königin und vor der russ. Revolution gab es massive Hetze gegen die deutschstämmige Zarin, beides soll ein Werk der dunklen Mächte im Hintergrund gewesen sein.

Der berühmte Satz soll der Auslöser zur franz. Revolution gewesen sein

"Das Volk hungert und hat kein Brot",

Antwort der franz. Königin;

"Na dann sollen sie Kuchen Essen"!

Aber diesen Satz soll die franz. Königin nie gesagt haben.

Schopenhauer
13.07.2017, 14:57
Der berühmte Satz soll der Auslöser zur franz. Revolution gewesen sein

"Das Volk hungert und hat kein Brot",

Antwort der franz. Königin;

"Na dann sollen sie Kuchen Essen"!

Aber diesen Satz soll die franz. Königin nie gesagt haben.

Nach meinem Kenntnisstand hat sie diesen Satz nie gesagt.

cajadeahorros
13.07.2017, 14:57
Natürlich, die Fortsetzung von Dummheit :D

Genau! Und jetzt "friß deine Knackwurst, Sklav', und halt dein Maul." Frau Merkel weiß schon, was gut für dich ist.

Uffzach
13.07.2017, 15:00
Genau! Und jetzt "friß deine Knackwurst, Sklav', und halt dein Maul." Frau Merkel weiß schon, was gut für dich ist.
Noch ein Intelligenzbolzen :D

cajadeahorros
13.07.2017, 15:11
Hitler in seiner Denkschrift zum Vierjahresplan:

"Seit dem Ausbruch der Französischen Revolution treibt die Welt in immer schärferem Tempo in eine neue Auseinandersetzung, deren extremste Lösung Bolschewismus heißt"

http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1955_2_5_treue.pdf

Nicht umsonst tönte Goebbels irgendwann, nach Vollendung der "Nationalen Revolution": "1789 ist tot."

Inzwischen ist 1789 verwest, und von den für den Pöbel nicht zugänglichen Adelsgerichtshöfen (TTIP-Schiedsgericht) über die brutale Rückkehr des religiösen Irrsinns ins Staatsleben bis zur Ungleichheit vor dem Gesetz ist alles wieder wie vor euren "jüdischen" Revolutionen. Wohl bekomm's.

herberger
13.07.2017, 15:17
Wird die franz.Revolution nicht auch in der Schrift "Die Weisen von Zion " erwähnt.

Etwa mit der franz. Revolution sind für uns alle Beschränkungen gefallen die unsere Macht verhinderte.

cajadeahorros
13.07.2017, 16:33
Noch ein Intelligenzbolzen :D

Ja was soll man denn auch noch schreiben wenn man hier die Französische und die Russische Revolution als "Dummheit" bezeichnet und die anderen wie üblich die Juden aus dem Kasten springen lassen. Ein Strang weiter will einer ein paar Jahrzehnte Analyse widerlegen indem er sich einfach konsequent weigert, den Unterschied zwischen Wert und Preis zur Kenntnis zu nehmen.

herberger
13.07.2017, 17:08
Die franz Revolution führte die 10 Tage Woche ein und Mittwochs war der Sonntags Ersatz "Der Tag des höheren Wesens", an einem Mittwoch gab es eine Feier der Höhepunkt war, auf einem künstlichen Berg erschien Robbespiere in einem weißen Gewand, das man vermuten musste das Robbespiere das höhere Wesen ist. Es zeigt eine gewisse Parallele zu Stalin auf.

1794 das Jahr des großen Terrors wurde ausgelöst durch die Ermordung Marat.

Der Terror in der Sowjetunion wurde ausgelöst durch die Ermordung Kirow.

cajadeahorros
13.07.2017, 18:48
Das zündet nicht weil es Robespierre war, der die Entchristianisierung stoppte und ihren mutigsten Exponenten Hebert hinrichten ließ. Damit war die Revolution ihres Volksführers beraubt, die Sanscoulotten entmachtet wie die SA nach der Ermordung Röhms und die Geschichte endete schlußendlich in der Militärdiktatur Napoleons. Das Ende des Bürgertums als fortschrittliche Klasse kam aber erst 1871 als man mit dem Landesfeind Preußen kooperierte um den Klassenfeind in Form der Pariser Kommune zusammenschießen ließ, sowie der König angesichts der Revolution sofort Landesverrat betrieb und völlig zu Recht hingerichtet wurde.

cajadeahorros
13.07.2017, 19:02
Auch die Ermordung Heberts hat ja eine (verzögerte) Entsprechung in der Ermordung Trotzkis. Der reaktionäre Roll-Back begann allerdings früher, und im Gegensatz zu Frankreich haben wir ein ausgezeichnetes Dokument darüber, Trotzkis Buch Die verratene Revolution. Die Parallele Kirow-Marat ist vollkommen treffend, und so wie Robespierre nichts besseres passieren konnte war es auch für Stalin ein Gottesgeschenk. Ein beim Volk beliebter Konkurrent wird ermordet und man seinen Tod dadurch "rächen", daß man noch mehr eigene Gegner ermordet...

brain freeze
13.07.2017, 19:26
Auch die Ermordung Heberts hat ja eine (verzögerte) Entsprechung in der Ermordung Trotzkis. Der reaktionäre Roll-Back begann allerdings früher, und im Gegensatz zu Frankreich haben wir ein ausgezeichnetes Dokument darüber, Trotzkis Buch Die verratene Revolution. Die Parallele Kirow-Marat ist vollkommen treffend, und so wie Robespierre nichts besseres passieren konnte war es auch für Stalin ein Gottesgeschenk. Ein beim Volk beliebter Konkurrent wird ermordet und man seinen Tod dadurch "rächen", daß man noch mehr eigene Gegner ermordet...

Dann wäre allerdings die Frage, ob die Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands nun schon reaktionär-staatliche Repression war oder Bekämpfung der Konterrevolution. Interessant deshalb, weil Trotzki die Niederschlagung verantwortete. Wie siehst du das?

Liberalist
13.07.2017, 19:30
Ja was soll man denn auch noch schreiben wenn man hier die Französische und die Russische Revolution als "Dummheit" bezeichnet und die anderen wie üblich die Juden aus dem Kasten springen lassen. Ein Strang weiter will einer ein paar Jahrzehnte Analyse widerlegen indem er sich einfach konsequent weigert, den Unterschied zwischen Wert und Preis zur Kenntnis zu nehmen.

Du bist auch dumm wie brot. :haha:

Les erstmal das kapital.

cajadeahorros
13.07.2017, 20:56
Dann wäre allerdings die Frage, ob die Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands nun schon reaktionär-staatliche Repression war oder Bekämpfung der Konterrevolution. Interessant deshalb, weil Trotzki die Niederschlagung verantwortete. Wie siehst du das?

Niederschlag der Konterrevolution. Ganz eindeutig, sogar die Verbindungen der Kronstädter Matrosen ins Ausland (Frankreich) waren nachgewiesen.

Aktuell zum Revolutionsjubiläum erschienen, eine billige und sehr aufschlußreiche Dokumentensammlung:

https://www.buch.de/shop/home/suchartikel/kronstadt/EAN9783894848309/ID50195785.html

Am besten gefiel mir der winzige Artikel "Kronstadt und die Börse" - weil er nur zusammenfaßte, wie die Börse in Paris reagierte, kein Geschwätz von Demokratie, Menschenrechten, Sozialismus, einfach nur die Börsenkommentare: Als die Matrosen den Aufstand probten, stiegen die Kurse, als sie verloren, sanken sie. Wie wahrscheinlich wird es wohl sein, daß die Kurse in Paris stiegen, weil die Russen möglicherweise "die Freiheit" wieder erlangen könnten...

Nereus
14.07.2017, 04:18
....
Les erstmal das kapital.
Mir sagte mal einer: Das Kapital liest man nicht, das hat man.

ABAS
14.07.2017, 05:00
Ja! Weil der Kampf gegen den Feudalismus ein immerwaehrender Kampf ist.

Dabei ist egal ob es um religioese oder kapitalistische Feudalsysteme geht,
weil die Funktionen und kausalen Negativfolgewirkungen fuer das Volk gleich sind.



" Merkmal des Feudalismus im Mittelalter war es, dass ueber 95% der Bevoelkerung arm und der Rest ueberreich war. Dieselbe Verteilung haben wir heute in Deutschland wieder. Damals bestand der Reichtum ueberwiegend aus Grund und Boden, heute aus Geld – und Anlagevermoegen. Die Verteilung war und ist wieder gleich extrem. Die sogenannte Mittelschicht, auf deren Breite Deutschland schon immer so stolz war, ist fast voellig verschwunden! "

(Romeo Klein)

Roosevelt soll einmal gesagt haben: „Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenueber. Denn laut Statistik haben ein Millionaer und ein armer Kerl jeder eine halbe Million. „ Nun, statisch gesehen muessten sie auf ihrem Konto rund 31.000 Euro fluessig haben, wobei noch nicht einmal Sparguthaben und Aehnliches enthalten sind. Das ist der Durchschnitt. Sollte das nicht der Fall sein, gehoeren sie zu den 96% der Deutschen Buerger, die sonderbarerweise irgendwie nicht der Durchschnitt sind – weil 4% der Haushalte ueber viele Millionen Euro an Vermoegen verfuegen.

(Georg Schramm / Kabarettist - Aesthetik der Vermoegensverteilung -)

https://www.sein.de/deutschland-ist-wieder-im-feudalismus-angekommen/

Weiter_Himmel
14.07.2017, 05:36
"Die beiden Revolutionen sind eine", hat Heinrich Mann einmal über Französische und Oktoberrevolution geschrieben. In linken Kreisen, als es noch Linke gab, war es ja lange Zeit Usus, die Oktoberrevolution als logische Fortsetzung (oder als Vollendung) der französischen Revolution zu betrachten. Der liberale Westler hingegen hat die Französische Revolution lange als die "gute", die Oktoberrevolution von 1917 als die "böse" unter den zwei geschichtsträchtigsten Revolutionen verstanden. Mittlerweile, in neueren Schulbüchern und Zeitungsartikeln etc., wird natürlich auch die Französische Revolution vermehrt kritisch rezipiert. Manns Zitat, dass "beide Revolutionen eine" seien, scheint mir gegenwärtig aber noch immer eine These zu sein, die ironischerweise nur Hardcore-Kommunisten und Hardcore-Christen unterschreiben würden. Daher die Frage zur Diskussion in den Raum gestellt: kann man die Oktoberrevolution als Fortsetzung der Französischen Revolution verstehen?

Ich halte diesen Brückenschlag für gewagt und kann ihn nicht nachvollziehen. Wo genau siehst du denn da die Kontinuität? Die Französische Revolution hatte sicher einen immensen Einfluss auf die Geschichte, dennoch aber denke ich das sie im Gegensatz zur Amerikanischen Revolution gescheitert ist. Eigentlich ist doch alles was die Revolutionäre wollten im Verlauf des 19. Jh und teilen des 20 Jh. weitestgehend gescheitert. D.h. nach der Revolution folgte eine Zeit der Revision, Restauration des Nationalismus und des Kolonialismus.

cajadeahorros
14.07.2017, 07:43
Mir sagte mal einer: Das Kapital liest man nicht, das hat man.

Hier hat keiner Kapital. Wer das Kapital liest, weiß auch warum.

cajadeahorros
14.07.2017, 07:55
Ich halte diesen Brückenschlag für gewagt und kann ihn nicht nachvollziehen. Wo genau siehst du denn da die Kontinuität? Die Französische Revolution hatte sicher einen immensen Einfluss auf die Geschichte, dennoch aber denke ich das sie im Gegensatz zur Amerikanischen Revolution gescheitert ist. Eigentlich ist doch alles was die Revolutionäre wollten im Verlauf des 19. Jh und teilen des 20 Jh. weitestgehend gescheitert. D.h. nach der Revolution folgte eine Zeit der Revision, Restauration des Nationalismus und des Kolonialismus.

Die Französische Revolution hat sehr viel erreicht, die Gleichheit vor dem Gesetz, die tatsächlich bis zu Hitler nicht wieder aus der Welt geschafft werden konnte. Und die Russische Revolution brachte vor allem die Gleichstellung der Geschlechter. Die in den fortschrittlichen Ländern immerhin 75 Jahre nicht mehr aus der Welt geschafft werden konnte, bis kreischende Frauengruppen, Genderidioten und Quotenfanatiker das Rad wieder zurückdrehten (sogar Alice Schwarzer mußte in einem Buch einmal säuerlich eingestehen, daß die Frauen in der DDR, denen sie das feministische Heil bringen wollte, einfach nicht einsehen wollten, welchen Vorteil eine Leben als strickende und sich in Benachteiligtsein suhlende Latzhosenträgerin bringen sollte.

Dazu paßt: Rußland hat die meisten weiblichen Führungskräfte.

http://www.reuters.com/article/us-womens-day-business-idUSKCN0WA023

brain freeze
14.07.2017, 08:48
[...] Und die Russische Revolution brachte vor allem die Gleichstellung der Geschlechter. Die in den fortschrittlichen Ländern immerhin 75 Jahre nicht mehr aus der Welt geschafft werden konnte, bis kreischende Frauengruppen, Genderidioten und Quotenfanatiker das Rad wieder zurückdrehten (sogar Alice Schwarzer mußte in einem Buch einmal säuerlich eingestehen, daß die Frauen in der DDR, denen sie das feministische Heil bringen wollte, einfach nicht einsehen wollten, welchen Vorteil eine Leben als strickende und sich in Benachteiligtsein suhlende Latzhosenträgerin bringen sollte.

Dazu paßt: Rußland hat die meisten weiblichen Führungskräfte.

http://www.reuters.com/article/us-womens-day-business-idUSKCN0WA023

Ja, eine Gleichberechtigung in einem Zustand der Rechtlosigkeit. Das gleiche Recht, produktiv tätig sein zu müssen und zwar auf Kosten der Kindererziehung, die der Staat als seine Domäne sah. Eine Totalität, deren Durchsetzung inkonsequent und unsystematisch blieb, in der die Auflösung der Familie als logischer Schritt allerdings bereits angelegt war.

Warum wird die frz. Revolution als "gut" empfunden im Gegensatz zur Oktoberrevolution? Drastisch verkürzt imo, weil sie die Herrschaft des unpersönlichen Geldes durchsetzte und das Glück ("Freiheit") des Einzelindividuums ins Zentrum allen Strebens rückte. Diese beiden Kernelemente hob die Oktoberrevolution auf.

Liberalist
14.07.2017, 08:56
Mir sagte mal einer: Das Kapital liest man nicht, das hat man.

Das stimmt nun auch wieder.

herberger
14.07.2017, 09:02
Ja, eine Gleichberechtigung in einem Zustand der Rechtlosigkeit. Das gleiche Recht, produktiv tätig sein zu müssen und zwar auf Kosten der Kindererziehung, die der Staat als seine Domäne sah. Eine Totalität, deren Durchsetzung inkonsequent und unsystematisch blieb, in der die Auflösung der Familie als logischer Schritt allerdings bereits angelegt war.

Warum wird die frz. Revolution als "gut" empfunden im Gegensatz zur Oktoberrevolution? Drastisch verkürzt imo, weil sie die Herrschaft des unpersönlichen Geldes durchsetzte und das Glück ("Freiheit") des Einzelindividuums ins Zentrum allen Strebens rückte. Diese beiden Kernelemente hob die Oktoberrevolution auf.

Trotz allem negativen ist die franz. Revolution der Start in die neue Zeit und die Demokratie betrachtet die franz. Revolution als Geburtsstunde der Demokratie.

brain freeze
14.07.2017, 11:15
Trotz allem negativen ist die franz. Revolution der Start in die neue Zeit und die Demokratie betrachtet die franz. Revolution als Geburtsstunde der Demokratie.

Geburtsstunde wäre vll. zu viel gesagt mit Hiinblick auf Old England und die Unabhängigkeitserklärung überm Teich, aber stimmt schon, aus irgendeinem Grund, wird die frz. Revolution im kollektiven Bewußtsein auch mit Demokratie in Verbindung gebracht.

cajadeahorros
14.07.2017, 13:44
Geburtsstunde wäre vll. zu viel gesagt mit Hiinblick auf Old England und die Unabhängigkeitserklärung überm Teich, aber stimmt schon, aus irgendeinem Grund, wird die frz. Revolution im kollektiven Bewußtsein auch mit Demokratie in Verbindung gebracht.

Es hätte ja auch beinahe geklappt, die Verfassung von 1793 sah ja das damals technisch maximal mögliche Wahlrecht vor (das erst in der Verfassung von Weimar wieder erreicht wurde - wenigstens bis in die 1960er war den Menschen auch noch bewußt, daß Abgeordnete nur eine Notlösung sind, um Volksversammlungen in Flächenstaaten zu ersetzen. Inzwischen sind Abgeordnete ein klassischer Fetisch und das Wort Demokratie ist vollständig ausgehöhlt, so darf ja selbst eine EU im Namen der Demokratie Bomben auf souveräne Staaten werfen, obwohl ihr Parlament nur noch eine Mischung aus Parodie und Perversion ist.)

Aber sie scheiterte daran, daß die bürgerlichen Revolutonäre kalte Füße bekamen, was schließlich mit der Hinrichtung der gemäßigten und der radikalen Sansculottenvertreter, also der Dantonisten und der Hebertisten endete, wodurch aber gleichzeitig die Revolutionsregierung vollständig in den Augen der (einfachen) Bürger diskreditiert war und problemlos vom Großbürgertum beseitigt werden konnte, was schließlich in der Militärdiktatur Napoleons endete. Das neben der Erklärung der Menschenrechte, der Trennung von Kirche und Staat und der Gleichstellung aller Bürger - na gut, die Frauen mußten noch bis 1917 warten - war ironischerweise erst eine Frucht der Militärdiktatur Napoleons, der Code Civil. Bis zum allgemein gewählten Parlament mußte man bis 1848 in Frankreich warten, und auch das war von kurzer Dauer. Demokratisch kann das seit 1871 bestehende Wahlsystem in Frankreich ja auch kaum genannt werden. Man weiß ja, wie unser Parlament aussähe, würde es nach diesem System gewählt, 250 Mann Union, 50 Mann SPD, 4 Linke und Ströbele.

Die Schwäche des parlamentarischen Ansatzes war den Menschen bewußt, daher ja auch der vor 1917 vollzogene Wechsel zur Idee der Räte, d.h. die Menschen versammeln sich dort, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbringen und wo sie beurteilen können, wer der Kollegen zu seinem Wort steht oder wer nur plappert, wer nur radfährt oder wer wirklich kämpft, nämlich in den Fabriken und den Kasernen. Und schicken von dort bewährte Vertreter in den "obersten Rat-Sowjet". Das System, das bis 1923 leidlich funktionierte aber nach Lenins Tod vollständig in die Herrschaft der Parteibürokratie überführt wurde, nach der schrittweisen Ermordung aller überlebenden Kampfgenossen Lenins bis auf den letzten Mann.

P.S. Wer hat das Rätesystem, das gestaffelte System von Bürgerversammlungen, in seinem Land eingeführt und dadurch - innenpolitisch - einen der demokratischsten Staaten der jüngeren Geschichte geschaffen? Richtig, Oberst Gaddafi.

marion
14.07.2017, 14:18
P.S. Wer hat das Rätesystem, das gestaffelte System von Bürgerversammlungen, in seinem Land eingeführt und dadurch - innenpolitisch - einen der demokratischsten Staaten der jüngeren Geschichte geschaffen? Richtig, Oberst Gaddafi.


bloss gut, dass ich bis runter gelesen habe :appl: das wollte ich ebend auch schreiben, ich hab "das grüne Buch" noch in den Tiefen meiner Festplatten zum lesen da, hatte vor Jahren schon mal angefangen

cajadeahorros
14.07.2017, 14:33
Ja, eine Gleichberechtigung in einem Zustand der Rechtlosigkeit. Das gleiche Recht, produktiv tätig sein zu müssen und zwar auf Kosten der Kindererziehung, die der Staat als seine Domäne sah. Eine Totalität, deren Durchsetzung inkonsequent und unsystematisch blieb, in der die Auflösung der Familie als logischer Schritt allerdings bereits angelegt war.

Warum wird die frz. Revolution als "gut" empfunden im Gegensatz zur Oktoberrevolution? Drastisch verkürzt imo, weil sie die Herrschaft des unpersönlichen Geldes durchsetzte und das Glück ("Freiheit") des Einzelindividuums ins Zentrum allen Strebens rückte. Diese beiden Kernelemente hob die Oktoberrevolution auf.

Nur darf man hier nicht die kleinbürgerliche Familie als Maßstab nehmen, in der der Alte ins Bureau geht und die Alte zu Hause die Kinderschar hüten kann. Außerdem haben alle, die es sich leisten konnten, schon immer die Familie "aufgehoben", den Nachwuchs durch Ammen aufziehen und durch Privatlehrer erziehen lassen, während die Kinder Mutter und Vater brav siezten und gelegentlich bei Tisch sahen. Leicht überzogen. Solange es gesellschaftlich notwendige Arbeit gibt, muß sie möglichst gerecht verteilt werden, und warum sollten die Frauen zu Hause sitzen? Achtstundentag für alle und Gemeinschaftsküchen und Wäschereien und vor allem Schulen für alle waren ja ein unglaublicher Fortschritt für sagen wir 80% der Bevölkerung. Aber auch hier folgte ja der reaktionäre Rollback, was Trotzki bereits in "Die verratene Revolution" bemerkte, nämlich die wieder drastisch ansteigende Zahl der Bürokratenhausfrauen auf der einen und der Nutten auf der anderen Seite. Die heilige Familie für die erdrückende Mehrheit der Sojwetbürger vor 1917 sah allerdings so aus daß die Männer 10-12 Stunden, die Frauen etwas weniger aber dafür zusätzlich im Haushalt und die Kinder gelegentlich arbeiteten. Oder, wie das Kommunistische Manifest so schön schrieb: "Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältnis von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden."

Es gibt ja, für wenig Geld, das wirklich gute Buch "Fragen des Alltagslebens", das sich auch mit den "familiären" Fragen beschäftigt, und das ausgesprochen gut den "Geist der Revolution" zeigt bevor er vom stalinistischen Ungeist abgelöst wurde.


In diesem Band liegen die wichtigsten Artikel und Reden Leo Trotzkis zu den Fragen des Alltags, der Kultur und der Erziehung in der jungen Sowjetunion vor. Sie sind ein Ergebnis der Diskussion, wie die vom alten Zarenregime ererbte Rückständigkeit und Kulturlosigkeit der Massen überwunden werden könnten. Die Überschriften der einzelnen Artikel, die 1923 in der Prawda erschienen, sprechen für sich: »Die Zeitung und ihre Leser«, »Schnaps, Kirche und Kino«, »Von der alten Familie – zur neuen« und »Der Kampf um die Sprachkultur« sind Beispiele für die ungebrochene Überzeugung, dass es möglich ist, die bisher unterdrückten Massen mittels Erziehung und kulturellen Angeboten wie dem Kino, örtlichen Bibliotheken usw. aus ihrer früheren Passivität zu befreien.

http://www.mehring-verlag.de/gesamtkatalog/trotzki-bibliothek/fragen-des-alltagslebens/

(Mit meiner Lieblingsanekdote: "In einer Fabrik hielt ein Jugendorganisator in der Zelle des Jugendverbandes eine Rede gegen die Religion. Die Jugend machte ihm den Vorwurf, daß bei ihm zu Hause Heiligenbilder hingen. Der Jugendorganisator kam wütend nach Hause, warf die Heiligenbilder vom Wandbrett herunter und zerschlug sie. Seine Frau stürzte sich erbost auf die Porträts von Marx, Lenin usw. und zerriß sie. Die Versöhnung kam in der Weise zustande, daß die Frau auf die Heiligenbilder verzichtete und der Mann auf die Porträts von Marx." Solche Fragen wurden diskutiert. Alles wurde diskutiert. Das Buch ist unglaublich erfrischend zu lesen, weil einfach der Wille, die Situation der Menschen zu verbessern, egal ob eine Idee jetzt mal schiefging oder nicht, so deutlich wird. Was jetzt einfach so grundsätzlich verlorengegangen ist, in einem Drecksland, dessen stumpfsinnige Bevölkerung sich auch noch von einer "Linken" nasführen läßt, die den Papst plakatiert und "Harz für alle" als Endziel propagiert.)

Tryllhase
14.07.2017, 14:50
"dass es möglich ist, die bisher unterdrückten Massen mittels Erziehung und kulturellen Angeboten wie dem Kino, örtlichen Bibliotheken usw. aus ihrer früheren Passivität zu befreien.
Absolut unvergleichbar mit Westeuropa. Der russische Mann dieser Zeit über den 2.WK bis zur Wendezeit war durch seine Passivität bekannt. Sogar unsere ostdeutschen Studenten (Moskau, Leningrad) berichteten noch darüber, wie Männer mit einer bestimmten Anzahl von Fingern im Knopfloch an der Straßenecke nach Mitfinanzierern einer Flasche Wodka suchten. Die gesamte Arbeitsleistung war der Ehefrau auferlegt. Kultur- njet!

herberger
14.07.2017, 15:38
Wie die russ. Fahne hatten die franz. Revoluzzer sich die Trikolore von der Niederländische Fahne abgeschaut, denn viele franz. Revolutionäre orientierten sich an die Niederlande die eine freiheitliche Monarchie war mit einem starken politischen Bürgertum.

brain freeze
14.07.2017, 15:55
Nur darf man hier nicht die kleinbürgerliche Familie als Maßstab nehmen, in der der Alte ins Bureau geht und die Alte zu Hause die Kinderschar hüten kann. Außerdem haben alle, die es sich leisten konnten, schon immer die Familie "aufgehoben", den Nachwuchs durch Ammen aufziehen und durch Privatlehrer erziehen lassen, während die Kinder Mutter und Vater brav siezten und gelegentlich bei Tisch sahen. Leicht überzogen. Solange es gesellschaftlich notwendige Arbeit gibt, muß sie möglichst gerecht verteilt werden, und warum sollten die Frauen zu Hause sitzen? Achtstundentag für alle und Gemeinschaftsküchen und Wäschereien und vor allem Schulen für alle waren ja ein unglaublicher Fortschritt für sagen wir 80% der Bevölkerung. Aber auch hier folgte ja der reaktionäre Rollback, was Trotzki bereits in "Die verratene Revolution" bemerkte, nämlich die wieder drastisch ansteigende Zahl der Bürokratenhausfrauen auf der einen und der Nutten auf der anderen Seite. Die heilige Familie für die erdrückende Mehrheit der Sojwetbürger vor 1917 sah allerdings so aus daß die Männer 10-12 Stunden, die Frauen etwas weniger aber dafür zusätzlich im Haushalt und die Kinder gelegentlich arbeiteten. Oder, wie das Kommunistische Manifest so schön schrieb: "Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältnis von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden."

Es gibt ja, für wenig Geld, das wirklich gute Buch "Fragen des Alltagslebens", das sich auch mit den "familiären" Fragen beschäftigt, und das ausgesprochen gut den "Geist der Revolution" zeigt bevor er vom stalinistischen Ungeist abgelöst wurde.



http://www.mehring-verlag.de/gesamtkatalog/trotzki-bibliothek/fragen-des-alltagslebens/

(Mit meiner Lieblingsanekdote: "In einer Fabrik hielt ein Jugendorganisator in der Zelle des Jugendverbandes eine Rede gegen die Religion. Die Jugend machte ihm den Vorwurf, daß bei ihm zu Hause Heiligenbilder hingen. Der Jugendorganisator kam wütend nach Hause, warf die Heiligenbilder vom Wandbrett herunter und zerschlug sie. Seine Frau stürzte sich erbost auf die Porträts von Marx, Lenin usw. und zerriß sie. Die Versöhnung kam in der Weise zustande, daß die Frau auf die Heiligenbilder verzichtete und der Mann auf die Porträts von Marx." Solche Fragen wurden diskutiert. Alles wurde diskutiert. Das Buch ist unglaublich erfrischend zu lesen, weil einfach der Wille, die Situation der Menschen zu verbessern, egal ob eine Idee jetzt mal schiefging oder nicht, so deutlich wird. Was jetzt einfach so grundsätzlich verlorengegangen ist, in einem Drecksland, dessen stumpfsinnige Bevölkerung sich auch noch von einer "Linken" nasführen läßt, die den Papst plakatiert und "Harz für alle" als Endziel propagiert.)


Daß der Liberalismus die "Heilige Familie" genauso nachhaltig zerstört, teils aus Gleichgültigkeit, teils aus sog. Profitgier, und daß da vieles unglaublich verlogen ist, stelle ich nicht in Abrede. Allerdings ist diese Zerstörung nicht programmatisch und funktional wie das erzieherische Wollen eines systematischen Sozialismus/Kommunismus.

Es mag zwar einen revolutionären Diskurs zu Alltagsfragen geben, der dem "freien Spiel der Kräfte" im Geschlechterkampf beiden Seiten hilft, aber mein Problem mit dem geschilderten Ansatz ist ein anderes: nämlich die reaktionäre Übernahme einer positiven Gesellschaftsveränderung, die als nicht immanent dargestellt wird, sondern als Verfälschung des reinen revolutionären Wollens. Der lichte Aufbruch wird durch finstere Kräfte aufgehalten und umgekehrt.

Nur ist es eben so, daß die revolutionäre Umwälzung ohnehin nur in ener tiefen Krise möglich ist, in einer Ausnahmesituation und daß ein geschütztes Wachsen und Gedeihen von Veränderungen unter schwerster Bedrängnis nicht möglich sind. Dieser Druck aber ist ja Voraussetzung der Revolution.

Die Freiheit, sich auszuprobieren und neue Wege zu auszutesten, gibt es unter innen- und außenpolitischem Verhältnissen nicht, in denen es ums Überleben geht. Sachzwänge ersticken die "reine Lehre" - was immer man von ihr hält. Die "Bösen", Napoleon und Stalin, sind anscheinend kein vermeidbarer Fehler, sondern immanenter Teil dieser Krisenbewältigung.


[...]

Die Schwäche des parlamentarischen Ansatzes war den Menschen bewußt, daher ja auch der vor 1917 vollzogene Wechsel zur Idee der Räte, d.h. die Menschen versammeln sich dort, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens verbringen und wo sie beurteilen können, wer der Kollegen zu seinem Wort steht oder wer nur plappert, wer nur radfährt oder wer wirklich kämpft, nämlich in den Fabriken und den Kasernen. Und schicken von dort bewährte Vertreter in den "obersten Rat-Sowjet". Das System, das bis 1923 leidlich funktionierte aber nach Lenins Tod vollständig in die Herrschaft der Parteibürokratie überführt wurde, nach der schrittweisen Ermordung aller überlebenden Kampfgenossen Lenins bis auf den letzten Mann.

P.S. Wer hat das Rätesystem, das gestaffelte System von Bürgerversammlungen, in seinem Land eingeführt und dadurch - innenpolitisch - einen der demokratischsten Staaten der jüngeren Geschichte geschaffen? Richtig, Oberst Gaddafi.


Mit den Räten sind wir ja fast wieder bei den Forderungen der Petrograder Matrosen, die diese Sowjets zurückwollten. Unabhängig davon, ob man den Aufstand als Hungerrevolte, basisdemokratisch oder konterrevolutionär (importierte farbige Revolution) einstuft: Die Räterepublik steht im inneren Konflikt zum Führungsanspruch der kommunistischen Partei als Avantgarde. Da wird dann zwar ersatzweise auf innerparteilische Demokratie verwiesen, aber tatsächlich ist die Fraktonsbildung in der KPdSU ja schwer bekämpft worden.

cajadeahorros
14.07.2017, 16:56
Leider kann ich das anspruchsvolle Thema baw. nicht mehr verfolgen. Bis in zwei Wochen!

moishe c
14.07.2017, 17:10
Nur darf man hier nicht die kleinbürgerliche Familie als Maßstab nehmen, in der der Alte ins Bureau geht und die Alte zu Hause die Kinderschar hüten kann. Außerdem haben alle, die es sich leisten konnten, schon immer die Familie "aufgehoben", den Nachwuchs durch Ammen aufziehen und durch Privatlehrer erziehen lassen, während die Kinder Mutter und Vater brav siezten und gelegentlich bei Tisch sahen. Leicht überzogen. Solange es gesellschaftlich notwendige Arbeit gibt, muß sie möglichst gerecht verteilt werden, und warum sollten die Frauen zu Hause sitzen? Achtstundentag für alle und Gemeinschaftsküchen und Wäschereien und vor allem Schulen für alle waren ja ein unglaublicher Fortschritt für sagen wir 80% der Bevölkerung. Aber auch hier folgte ja der reaktionäre Rollback, was Trotzki bereits in "Die verratene Revolution" bemerkte, nämlich die wieder drastisch ansteigende Zahl der Bürokratenhausfrauen auf der einen und der Nutten auf der anderen Seite. Die heilige Familie für die erdrückende Mehrheit der Sojwetbürger vor 1917 sah allerdings so aus daß die Männer 10-12 Stunden, die Frauen etwas weniger aber dafür zusätzlich im Haushalt und die Kinder gelegentlich arbeiteten. Oder, wie das Kommunistische Manifest so schön schrieb: "Die bürgerlichen Redensarten über Familie und Erziehung, über das traute Verhältnis von Eltern und Kindern werden um so ekelhafter, je mehr infolge der großen Industrie alle Familienbande für die Proletarier zerrissen und die Kinder in einfache Handelsartikel und Arbeitsinstrumente verwandelt werden."

Es gibt ja, für wenig Geld, das wirklich gute Buch "Fragen des Alltagslebens", das sich auch mit den "familiären" Fragen beschäftigt, und das ausgesprochen gut den "Geist der Revolution" zeigt bevor er vom stalinistischen Ungeist abgelöst wurde.



http://www.mehring-verlag.de/gesamtkatalog/trotzki-bibliothek/fragen-des-alltagslebens/

(Mit meiner Lieblingsanekdote: "In einer Fabrik hielt ein Jugendorganisator in der Zelle des Jugendverbandes eine Rede gegen die Religion. Die Jugend machte ihm den Vorwurf, daß bei ihm zu Hause Heiligenbilder hingen. Der Jugendorganisator kam wütend nach Hause, warf die Heiligenbilder vom Wandbrett herunter und zerschlug sie. Seine Frau stürzte sich erbost auf die Porträts von Marx, Lenin usw. und zerriß sie. Die Versöhnung kam in der Weise zustande, daß die Frau auf die Heiligenbilder verzichtete und der Mann auf die Porträts von Marx." Solche Fragen wurden diskutiert. Alles wurde diskutiert. Das Buch ist unglaublich erfrischend zu lesen, weil einfach der Wille, die Situation der Menschen zu verbessern, egal ob eine Idee jetzt mal schiefging oder nicht, so deutlich wird. Was jetzt einfach so grundsätzlich verlorengegangen ist, in einem Drecksland, dessen stumpfsinnige Bevölkerung sich auch noch von einer "Linken" nasführen läßt, die den Papst plakatiert und "Harz für alle" als Endziel propagiert.)



Du stellst hier so locker vom Hocker Behauptungen auf, von denen aber etliche (alle?) vom und im tatsächlichen Leben widerlegt wurden bzw. sich als äußerst schädlich für die Menschheit herausgestellt haben.

moishe c
14.07.2017, 17:12
Wie die russ. Fahne hatten die franz. Revoluzzer sich die Trikolore von der Niederländische Fahne abgeschaut, denn viele franz. Revolutionäre orientierten sich an die Niederlande die eine freiheitliche Monarchie war mit einem starken politischen Bürgertum.


Blau-Weiß-Rot sind die Freimaurerfarben ...

Nereus
14.07.2017, 17:28
... ich hab "das grüne Buch" noch in den Tiefen meiner Festplatten zum lesen da, hatte vor Jahren schon mal angefangen

https://www2.pic-upload.de/img/33522828/Gruenbuch.jpg

Zu „schwere“ Kost?

Der Oasen-Philosoph hätte mal lieber den Lenin studieren sollen, um zu wissen was passiert, wenn man die Erdölkonzessionen seiner gestürzten Vorgängerregierung den Pächtern wegnimmt und die Ölfelder nationalisiert!

marion
14.07.2017, 19:03
https://www2.pic-upload.de/img/33522828/Gruenbuch.jpg

Zu „schwere“ Kost?

Der Oasen-Philosoph hätte mal lieber den Lenin studieren sollen, um zu wissen was passiert, wenn man die Erdölkonzessionen seiner gestürzten Vorgängerregierung den Pächtern wegnimmt und die Ölfelder nationalisiert!

ne, bin damals nur irgendwie davon abgekommen, wenn der Oasen-Philosoph so unerfolgreich gewesen wäre, wäre er noch heute an der Macht und wir hätten nicht die Invasorenschwämme der Lockenköppe über Libyen

cajadeahorros
14.07.2017, 22:48
Du stellst hier so locker vom Hocker Behauptungen auf, von denen aber etliche (alle?) vom und im tatsächlichen Leben widerlegt wurden bzw. sich als äußerst schädlich für die Menschheit herausgestellt haben.

Ja, so ist das. Ich könnte natürlich auch erzählen daß nigerianische Analphabeten die deutsche Wirtschaft retten werden, das erzählen mir auch alle Experten und Lehrer. Genauso wie die Horrorheschichten vom Kommunismus, Lenin und seinen blutgierigen Schergen.

cajadeahorros
15.07.2017, 10:25
Mit den Räten sind wir ja fast wieder bei den Forderungen der Petrograder Matrosen, die diese Sowjets zurückwollten. Unabhängig davon, ob man den Aufstand als Hungerrevolte, basisdemokratisch oder konterrevolutionär (importierte farbige Revolution) einstuft: Die Räterepublik steht im inneren Konflikt zum Führungsanspruch der kommunistischen Partei als Avantgarde. Da wird dann zwar ersatzweise auf innerparteilische Demokratie verwiesen, aber tatsächlich ist die Fraktonsbildung in der KPdSU ja schwer bekämpft worden.

Eine schaff ich noch: Was dieKronstädter tatsächlich wollten oder zu wollen glaubten, ist angesichts der Situation zu beurteilen, zweifelhafte oder rückständige Elemente des Proletariats (die ehemalige Elite aus Kronstadt war an allen Fronten des Bürgerkriegs ausgeblutet) stellten hyperradikale Forderungen in einem noch nicht befriedeten, vom Weltkrieg und ausländischen Plünderern inkl. der USA zerstörtem und hungerndem Land. On einer Garnison, die den wichtigsten Hafen des Landes blockiert. Das ganze war eine bewußter oder unbewußter Aufruf zum Selbstmord der UdSSR und er wurde von allen Feinden der Revolution auch so verstanden.

Bezeichnenderweise sprang der Aufstand nicht auf Petrograd über, das revolutionäre Bewußtsein war noch zu stark. Jeder mit Verstand wußte, daß es Selbstmord gewesen wäre, und alle damals bereits vergangenen Episoden der "Räte ohne KP" bestätigten es noch einmal, egal ob München oder Berlin oder später die Anarchisten im span. Bürgerkrieg, die im Feuer über die Befehlsstruktur debattierten.

Anarchismus und Hyperradikalität sind immer Zeichen von Fäulnis oder kindischer Politik. Siehe die basisdemokratischen Abenteuerspielplätze namens Occupy, die Spontis/Antifa mit ihrer Parole Gewalt ohne Verstand. Daher werden sie damals wie heute ja auch so wohlwollend behandelt, sie schaden nicht, sie sind nützliche Idioten. Ein Schild "Lügenpresse" ist gefährlicherr als 50 abgefackelte Autos.

herberger
15.07.2017, 10:59
Leider verlangten die Typen im Westen bei dem Waffenstillstand 1918 den sofortigen Abzug der deutschen Truppen aus der Konkursmasse Russland.

1917 als sich die Bolschewiken weigerten den Friedensvertrag mit Deutschland zu unterzeichnen schloss Deutschland einen separaten Friedensvertrag mit der Ukraine ab, dadurch konnte man ein Jahr lang die Bolschewiken und Polen aus der Ukraine fernhalten.

cajadeahorros
15.07.2017, 17:33
Schöne Umschreibung dafür wie die deutschen Idioten für einen Raubfrieden im Osten den Sieg im Westen verschenkten.