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Vollständige Version anzeigen : Solidarisierung mit Frauen in islamischen Ländern - Faschismus?



Daytrader84
26.06.2017, 18:53
Ich wurde gestern in einer politischen Diskussionsgruppe auf Facebook einer interessanten Auseinandersetzung:

Ein junger Iraner, der heute in Deutschland lebt, nachdem er vor Strafverfolgung aus seinem Land geflohen ist, thematisierte die Unterdrückung von Frauen im Iran.
Ebenso postete der Herr den Link zu einer iranischen Gruppe, in der Frauen sich wagen, sich unverschleiert auf Fotos zu zeigen und diese in der Gruppe zu veröffentlichen.

Es folgten die obligatorischen, wenngleich natürlich folgelosen Mitleidsbekunden mit den dortigen Damen und vor allem Respekt vor dem Mut der sich unverhüllt fotografierenden Frauen bis... ja bis... ein anderer junger Herr (Deutscher) -nennen wir ihn Herr X- eine etwas andere Sichtweise einbrachte:

Er wies darauf hin, dass das nicht-Tragen des Kopftuches im Iran eine Straftat sei und hart geahndet würde.
Die Gruppenteilnehmer würden somit nichts anderes tun, als sich mit Kriminellen zu solidarisieren.

Es folgte erst einmal Gegenrede, Allgemeines über Unterdrückung, Menschenrechte, etc.

Herr X erwiderte allerdings, wir würden diese Beurteilungen lediglich aus Sicht unseres Kulturkreises wahrnehmen, im Iran sei die gesellschaftliche und moralische Prägung freilich eine andere, was sich an den dortigen Gesetzen auch ganz klar zeige.
Und dann folgte eine Aussage, die die Diskussion sehr schnell verstummen ließ:
Das Verhalten der Gruppenteilnehmer sei nichts anderes als Faschismus! Man erhebe die eigene Kultur über eine andere, maße sich an, diese zu bewerten und über sie zu urteilen und schrecke letztlich auch nicht davor zurück, sich mit Straftätern zu solidarisieren.

Etwa 80% verstummten vollkommen nach dem Faschismus-Vorwurf.
Der Rest versuchte sich weiterhin mit Gerede von Menschenrechten, allerdings drehte sich die Diskussion dann auch schnell im Kreis und versandete bis heute Mittag.


Was ist das Fazit daraus?
Hat sich wieder einmal gezeigt, wie schnell sich der Durschschnittsdeutsche durch die Faschismus-Keule von seinen Überzeugungen abbringen lässt?
Oder hat Herr X gar nicht mal so unrecht und erheben wir Deutsche (bzw. Europäer) unser (aufgeklärtes?) Weltbild über das anderer Kulturen?

-jmw-
26.06.2017, 18:59
Klar hat er Recht! Fragt sich nur, wie man dazu steht, d.h. ob man das als gut, schlecht, neutral usw. empfindet.

Pillefiz
26.06.2017, 19:05
Ich wurde gestern in einer politischen Diskussionsgruppe auf Facebook einer interessanten Auseinandersetzung:

Ein junger Iraner, der heute in Deutschland lebt, nachdem er vor Strafverfolgung aus seinem Land geflohen ist, thematisierte die Unterdrückung von Frauen im Iran.
Ebenso postete der Herr den Link zu einer iranischen Gruppe, in der Frauen sich wagen, sich unverschleiert auf Fotos zu zeigen und diese in der Gruppe zu veröffentlichen.

Es folgten die obligatorischen, wenngleich natürlich folgelosen Mitleidsbekunden mit den dortigen Damen und vor allem Respekt vor dem Mut der sich unverhüllt fotografierenden Frauen bis... ja bis... ein anderer junger Herr (Deutscher) -nennen wir ihn Herr X- eine etwas andere Sichtweise einbrachte:

Er wies darauf hin, dass das nicht-Tragen des Kopftuches im Iran eine Straftat sei und hart geahndet würde.
Die Gruppenteilnehmer würden somit nichts anderes tun, als sich mit Kriminellen zu solidarisieren.

Es folgte erst einmal Gegenrede, Allgemeines über Unterdrückung, Menschenrechte, etc.

Herr X erwiderte allerdings, wir würden diese Beurteilungen lediglich aus Sicht unseres Kulturkreises wahrnehmen, im Iran sei die gesellschaftliche und moralische Prägung freilich eine andere, was sich an den dortigen Gesetzen auch ganz klar zeige.
Und dann folgte eine Aussage, die die Diskussion sehr schnell verstummen ließ:
Das Verhalten der Gruppenteilnehmer sei nichts anderes als Faschismus! Man erhebe die eigene Kultur über eine andere, maße sich an, diese zu bewerten und über sie zu urteilen und schrecke letztlich auch nicht davor zurück, sich mit Straftätern zu solidarisieren.

Etwa 80% verstummten vollkommen nach dem Faschismus-Vorwurf.
Der Rest versuchte sich weiterhin mit Gerede von Menschenrechten, allerdings drehte sich die Diskussion dann auch schnell im Kreis und versandete bis heute Mittag.


Was ist das Fazit daraus?
Hat sich wieder einmal gezeigt, wie schnell sich der Durschschnittsdeutsche durch die Faschismus-Keule von seinen Überzeugungen abbringen lässt?
Oder hat Herr X gar nicht mal so unrecht und erheben wir Deutsche (bzw. Europäer) unser (aufgeklärtes?) Weltbild über das anderer Kulturen?

Was mischen wir uns dauernd in andere Länder ein und wollen bestimmen, wie die Leute da zu leben haben? Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen. Wir wollen auch keine Vorschriften von Ausländern gemacht bekommen, also lasst die Menschen leben, wie sie wollen.

Xarrion
26.06.2017, 19:07
Was mischen wir uns dauernd in andere Länder ein und wollen bestimmen, wie die Leute da zu leben haben? Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen. Wir wollen auch keine Vorschriften von Ausländern gemacht bekommen, also lasst die Menschen leben, wie sie wollen.

:top:

cornjung
26.06.2017, 19:16
Was mischen wir uns dauernd in andere Länder ein und wollen bestimmen, wie die Leute da zu leben haben? Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen. Wir wollen auch keine Vorschriften von Ausländern gemacht bekommen, also lasst die Menschen leben, wie sie wollen.
Die Schleierfrauen betonen unentwegt, sie schleiern freiwillig und fühlen sich insbesonders nicht unterdrückt. Wie Nonnen im Kloster . Denen diese Meinung passt, sagen, sie wären zu dieser Aussage bestimmt gezwungen. Hilfsweise, das wäre gar keine Meinung, sondern Nazi oder ein Verbrechen.

autochthon
26.06.2017, 19:16
Ich muesste Pille da recht geben bin aber wie meist sehr ambivalent.Was waren die 70-er so beschaulich. Islam duerfte innerhalb der BRD keine Rolle spielen.

Daytrader84
26.06.2017, 19:22
Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen.

Mag sein.
Ein Lebensende am Baukran kann auch eine Verlockung sein :)

Pillefiz
26.06.2017, 19:24
Mag sein.
Ein Lebensende am Baukran kann auch eine Verlockung sein :)

Das ist nicht unser Problem.

Daytrader84
26.06.2017, 19:29
Das ist nicht unser Problem.

Aber es widerspricht dennoch deiner Aussage.
Das System in islamischen Ländern ist männlich dominiert und belegt Abweichler mit drakonischen Strafen.
Ob da wirklich jemand aufmuckt, wenn er denn zu mucken gedenkt? Oder sich lieber seinem Schicksal ergibt?

Ist das unser Problem?
Nein, jedenfalls nicht unmittelbar.

Mitleid mit denen, die anders leben möchten (wirklich anders leben möchten und nicht nur Gelder abgreifen wollen), habe ich trotzdem.

frundsberg
26.06.2017, 19:35
Ich wurde gestern in einer politischen Diskussionsgruppe auf Facebook einer interessanten Auseinandersetzung:

Ein junger Iraner, der heute in Deutschland lebt, nachdem er vor Strafverfolgung aus seinem Land geflohen ist, thematisierte die Unterdrückung von Frauen im Iran.
Ebenso postete der Herr den Link zu einer iranischen Gruppe, in der Frauen sich wagen, sich unverschleiert auf Fotos zu zeigen und diese in der Gruppe zu veröffentlichen.

Es folgten die obligatorischen, wenngleich natürlich folgelosen Mitleidsbekunden mit den dortigen Damen und vor allem Respekt vor dem Mut der sich unverhüllt fotografierenden Frauen bis... ja bis... ein anderer junger Herr (Deutscher) -nennen wir ihn Herr X- eine etwas andere Sichtweise einbrachte:

Er wies darauf hin, dass das nicht-Tragen des Kopftuches im Iran eine Straftat sei und hart geahndet würde.
Die Gruppenteilnehmer würden somit nichts anderes tun, als sich mit Kriminellen zu solidarisieren.

Es folgte erst einmal Gegenrede, Allgemeines über Unterdrückung, Menschenrechte, etc.

Herr X erwiderte allerdings, wir würden diese Beurteilungen lediglich aus Sicht unseres Kulturkreises wahrnehmen, im Iran sei die gesellschaftliche und moralische Prägung freilich eine andere, was sich an den dortigen Gesetzen auch ganz klar zeige.
Und dann folgte eine Aussage, die die Diskussion sehr schnell verstummen ließ:
Das Verhalten der Gruppenteilnehmer sei nichts anderes als Faschismus! Man erhebe die eigene Kultur über eine andere, maße sich an, diese zu bewerten und über sie zu urteilen und schrecke letztlich auch nicht davor zurück, sich mit Straftätern zu solidarisieren.

Etwa 80% verstummten vollkommen nach dem Faschismus-Vorwurf.
Der Rest versuchte sich weiterhin mit Gerede von Menschenrechten, allerdings drehte sich die Diskussion dann auch schnell im Kreis und versandete bis heute Mittag.


Was ist das Fazit daraus?
Hat sich wieder einmal gezeigt, wie schnell sich der Durschschnittsdeutsche durch die Faschismus-Keule von seinen Überzeugungen abbringen lässt?
Oder hat Herr X gar nicht mal so unrecht und erheben wir Deutsche (bzw. Europäer) unser (aufgeklärtes?) Weltbild über das anderer Kulturen?

Du verkennst etwas. Die Deutschen heute verstummen nicht, wegen dem F-Wort. Das ist völlig irrelevant. Die CDU/CSU-Regierung ist auch faschistisch. Und keinen juckt es. Nein. Diese Deutschen sind verstummt, weil sie gar keine eigenen Überzeugungen haben und nur nachplappern. Wenn das so torpediert wird, was ja auch gar nicht verkehrt war, dann sacken diese zusammen und spielen weiter mit ihrer Playstation oder Tetris. Man kann nur jedem Ausländer abraten, Bundesdeutsche zu Verbündeten zu machen. Ein sicherer Garant, zu loosen.

cornjung
26.06.2017, 19:38
Mitleid mit denen, die anders leben möchten habe ich trotzdem.
Wollen sie wirklich anders leben, oder wird das nur von Anderen behauptet und vorgeschoben ? Wenn hundert sagen, sie machen das freiwillig, aber eine einzige Ausnahme das bestreitet, kann man natürlich geschickt die Eine als Masstab verkaufen, und den Rest weg lassen, obwohl es die Ausnahme ist. Fahr ins Schleierland, oder frag jemand , der dort war.

Daytrader84
26.06.2017, 19:45
Wollen sie wirklich anders leben, oder wird das nur von Anderen behauptet und vorgeschoben ? Wenn hundert sagen, sie machen das freiwillig, aber eine einzige Ausnahme das bestreitet, kann man natürlich geschickt die Eine als Masstab verkaufen, und den Rest weg lassen, obwohl es die Ausnahme ist. Fahr ins Schleierland, oder frag jemand , der dort war.

Ich im Schleierland... Oha...
Obwohl ich schon immer mal Currywurst in Mekka verkaufen wollte :D

Ernsthaft:
Was bringt das?
Wie könnte ich in vernünftiger Zeit genügend großes Vertrauen zu einer Vielzahl von Menschen aufbauen, so dass ich am Ende über eine aussagekräftige Stichprobe verfüge?
Ist nicht so realistisch...

Esreicht!
26.06.2017, 20:14
Was mischen wir uns dauernd in andere Länder ein und wollen bestimmen, wie die Leute da zu leben haben? Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen. Wir wollen auch keine Vorschriften von Ausländern gemacht bekommen, also lasst die Menschen leben, wie sie wollen.

Bingo! Zwar gibts leider keinen Tag ohne Iran-Hetze, da er jüdisches Objekt der Begierde ist.Im Gegensatz zu den sunnitisch-wahabitischen Sandnegern sind die Perser ein Kulturvolk, das sich von jüdischen Kameltreiber-Nachfahren wirklich nicht vereinnahmen läßt und auch das US-Militär keinen Bock mehr hat, für die Juden den Kopf hinzuhalten!

Hier mal ein Bericht über selbsbewußte iranische Frauen, wie es in den mit USrael befreundeten Golfstaaten unmöglich ist:


Karriere für Frauen Irans Frauen machen Karrieren, von denen andere am Golf träumen
02.10.2015 - Bloomberg News

https://f100-res.cloudinary.com/image/upload/s--GvS4uw6A--/c_fill,f_auto,g_faces,w_790/v1/a/public/5952.jpg
Im Iran haben Frauen immer bessere Karrierechanchen, die vielen Frauen der Golfstaaten verwehrt bleiben.


Die iranische Vermögensverwalterin Mona Hajialiasghar hat ihre erste große Karrierechance in dem Jahr bekommen, als die Welt erstmals auf die nuklearen Ambitionen des Landes aufmerksam geworden ist. ..
"Die Präsenz von Frauen am Arbeitsplatz und im Hochschulwesen ist jetzt viel ernsthafter als damals, als ich angefangen hatte", sagt Hajialiasghar, die an Irans Frauenuniversität Alzahra Betriebswirtschaftslehre studierte. "Von den jüngeren Frauen, die an den Markt kommen, gibt es erstens viel mehr, aber auch ihre Zuversicht ist viel stärker."
Der Iran baut darauf, dass eine Einigung über ein Atomabkommen Investitionen aus den USA und Europa in Milliardenhöhe anziehen wird. Während die Unternehmen expandieren, bereiten sich die Frauen auf weitere Fortschritte vor, die ihren Schwestern in der arabischen Golfregion oft verwehrt bleiben, und wollen zu den westlichen Ländern aufholen.
Gute Ausgangslage
Die Frauen müssen zwar seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 dem Gesetz nach ihr Haar bedecken und bei der Bekleidung dem islamischen Gebot der Sittsamkeit folgen, doch sie waren nie Einschränkungen wie einem Fahrverbot, bei den Wahlen oder beim Bildungszugang ausgesetzt. Sie nehmen auch ein paar hohe politische Ämter ein: Drei der Vizepräsidenten von Präsident Hassan Rouhani sind Frauen….
https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/karriere-fuer-frauen-irans-frauen-machen-karrieren-von-denen-andere-am-golf-traeumen_H1422733272_212312/

Es sind diie Frauen im Iran, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Interessen wahrnehmen und keine Unterstützer aus dem Ausand brauchen!

kd

Shahirrim
26.06.2017, 20:21
Die Frauen aus islamischen Ländern sollte man nicht ständig befreien wollen, die wollen oft so leben.

Bringt nichts! Ich will, dass hier keine islamischen Regeln gelten, was die islamischen Länder machen, ist deren Sache.

Mit Faschismus hat das nichts zu tun, dass ist Verknüpfung von Staat und Wirtschaft. Die sehen ich in der Kopftuch- und Frauenbefreiung nicht!

Pillefiz
26.06.2017, 20:42
Aber es widerspricht dennoch deiner Aussage.
Das System in islamischen Ländern ist männlich dominiert und belegt Abweichler mit drakonischen Strafen.
Ob da wirklich jemand aufmuckt, wenn er denn zu mucken gedenkt? Oder sich lieber seinem Schicksal ergibt?

Ist das unser Problem?
Nein, jedenfalls nicht unmittelbar.

Mitleid mit denen, die anders leben möchten (wirklich anders leben möchten und nicht nur Gelder abgreifen wollen), habe ich trotzdem.

Die Masse WILL so leben und legt keinen Wert darauf, ungefragt gerettet zu werden. Und die, die anders Leben wollen, haben eben Pech. So hart das klingt, ist aber bei uns nicht anders, oder?

Frontferkel
26.06.2017, 22:17
Die Masse WILL so leben und legt keinen Wert darauf, ungefragt gerettet zu werden. Und die, die anders Leben wollen, haben eben Pech. So hart das klingt, ist aber bei uns nicht anders, oder?
Danke Dir , jetzt brauche ich es nicht mehr tippen .

Wenn man anders leben möchte , versucht man das auf legalem Weg auch zu tun . Sollte man es aber nicht können , dann muß/sollte man sich arrangieren und sich seine Freiräume suchen bzw. schaffen .

opppa
27.06.2017, 15:49
Wir (als Europäer) mischen uns da in was ein, dessen Tragweite wir nicht übersehen können.

Einmal ist es wohl in vielen Fällen so, daß sich Frauen an die ortsübliche Tracht gewöhnt haben und sich nackig vorkämen, wenn sie in westlicher Kleidung an die Öffentlichkeit gehen sollten.

Andererseits ist es aber auch so, daß in der Öffentlichkeit Frauen, die nicht ordnungsgemäß verhüllt sind, von wildfremden Männern dafür gerügt werden. Dazu kommt noch daß ein Mann, dessen Frau unverhüllt (und vielleicht sogar unbegleitet) auf die Straße geht, als Weichei verspottet wird, der seiner Frau nicht sittsames Verhalten in der Öffentlichkeit (einprügeln....äh) beibringen kann.

Der soziale Druck (nicht nur auf die Frauen) wirkt also - von allen Staats- und Religionsinstanzen geschürt - nicht nur auf die Frauen, sondern auch auf deren (Eigentümer....äh, Halter....äh) männliche Respektspersonen!

:hmm:

opppa
02.07.2017, 09:22
Wir (als Europäer) mischen uns da in was ein, dessen Tragweite wir nicht übersehen können.

Einmal ist es wohl in vielen Fällen so, daß sich Frauen an die ortsübliche Tracht gewöhnt haben und sich nackig vorkämen, wenn sie in westlicher Kleidung an die Öffentlichkeit gehen sollten.

Andererseits ist es aber auch so, daß in der Öffentlichkeit Frauen, die nicht ordnungsgemäß verhüllt sind, von wildfremden Männern dafür gerügt werden. Dazu kommt noch daß ein Mann, dessen Frau unverhüllt (und vielleicht sogar unbegleitet) auf die Straße geht, als Weichei verspottet wird, der seiner Frau nicht sittsames Verhalten in der Öffentlichkeit (einprügeln....äh) beibringen kann.

Der soziale Druck (nicht nur auf die Frauen) wirkt also - von allen Staats- und Religionsinstanzen geschürt - nicht nur auf die Frauen, sondern auch auf deren (Eigentümer....äh, Halter....äh) männliche Respektspersonen!

:hmm:

Ey, ich wollte den Strang nicht killen, sondern Widerworte!

:aggr:

Lykurg
02.07.2017, 14:09
Ich wurde gestern in einer politischen Diskussionsgruppe auf Facebook einer interessanten Auseinandersetzung:

Ein junger Iraner, der heute in Deutschland lebt, nachdem er vor Strafverfolgung aus seinem Land geflohen ist, thematisierte die Unterdrückung von Frauen im Iran.
Ebenso postete der Herr den Link zu einer iranischen Gruppe, in der Frauen sich wagen, sich unverschleiert auf Fotos zu zeigen und diese in der Gruppe zu veröffentlichen.

Es folgten die obligatorischen, wenngleich natürlich folgelosen Mitleidsbekunden mit den dortigen Damen und vor allem Respekt vor dem Mut der sich unverhüllt fotografierenden Frauen bis... ja bis... ein anderer junger Herr (Deutscher) -nennen wir ihn Herr X- eine etwas andere Sichtweise einbrachte:

Er wies darauf hin, dass das nicht-Tragen des Kopftuches im Iran eine Straftat sei und hart geahndet würde.
Die Gruppenteilnehmer würden somit nichts anderes tun, als sich mit Kriminellen zu solidarisieren.

Es folgte erst einmal Gegenrede, Allgemeines über Unterdrückung, Menschenrechte, etc.

Herr X erwiderte allerdings, wir würden diese Beurteilungen lediglich aus Sicht unseres Kulturkreises wahrnehmen, im Iran sei die gesellschaftliche und moralische Prägung freilich eine andere, was sich an den dortigen Gesetzen auch ganz klar zeige.
Und dann folgte eine Aussage, die die Diskussion sehr schnell verstummen ließ:
Das Verhalten der Gruppenteilnehmer sei nichts anderes als Faschismus! Man erhebe die eigene Kultur über eine andere, maße sich an, diese zu bewerten und über sie zu urteilen und schrecke letztlich auch nicht davor zurück, sich mit Straftätern zu solidarisieren.

Etwa 80% verstummten vollkommen nach dem Faschismus-Vorwurf.
Der Rest versuchte sich weiterhin mit Gerede von Menschenrechten, allerdings drehte sich die Diskussion dann auch schnell im Kreis und versandete bis heute Mittag.


Was ist das Fazit daraus?
Hat sich wieder einmal gezeigt, wie schnell sich der Durschschnittsdeutsche durch die Faschismus-Keule von seinen Überzeugungen abbringen lässt?
Oder hat Herr X gar nicht mal so unrecht und erheben wir Deutsche (bzw. Europäer) unser (aufgeklärtes?) Weltbild über das anderer Kulturen?

Mich interessieren Frauen in den islamischen Ländern nicht im Geringsten. Allerdings interessiert mich, wie und wann die Millionen Moslems in Deutschland und Europa wieder in ihre angestammten Heimatländer zurückkehren.

tabasco
02.07.2017, 22:16
Was mischen wir uns dauernd in andere Länder ein und wollen bestimmen, wie die Leute da zu leben haben? Wenn sich die Schleierfrauen unterdrückt fühlen, werden sie schon selbst was dagegen unternehmen. Wir wollen auch keine Vorschriften von Ausländern gemacht bekommen, also lasst die Menschen leben, wie sie wollen.

Wollten also alle Deutsche in NS-Zeit die NS-zeit? Wollen die in Nordkorea, was sie leben? Man ist zu schnell verführt, Deiner Aussage zuzustimmen. Bis man sich zu hinterfragen anfängt.

brain freeze
02.07.2017, 22:32
Wollten also alle Deutsche in NS-Zeit die NS-zeit? Wollen die in Nordkorea, was sie leben? Man ist zu schnell verführt, Deiner Aussage zuzustimmen. Bis man sich zu hinterfragen anfängt.

Das war gar nicht ihre Aussage. Sie sagte, daß Veränderungen aus dem Inneren kommen müssen. Und dieser Aussage zuzustimmen, ist keine "Verführung", sondern hat viel mit den überall sichtbaren Ergebnissen "gut gemeinter" Einmischung zu tun. Zu hinterfragen sind also eher diese regelmäßig scheiternden Befreiungsversuche von außen.

LOL
02.07.2017, 22:39
Klar hat er Recht! Fragt sich nur, wie man dazu steht, d.h. ob man das als gut, schlecht, neutral usw. empfindet.

Wer meint Khomeinis Fatwa gelte weltweit, der muss sich dann auch nicht wundern wenn die Welt über ihn bei ihm zuhause entscheidet...

Rolf1973
02.07.2017, 22:52
.....bis... ja bis... ein anderer junger Herr (Deutscher) -nennen wir ihn Herr X- eine etwas andere Sichtweise einbrachte:

Er wies darauf hin, dass das nicht-Tragen des Kopftuches im Iran eine Straftat sei und hart geahndet würde.
Die Gruppenteilnehmer würden somit nichts anderes tun, als sich mit Kriminellen zu solidarisieren.

Abgesehen davon, dass das eigentlich nicht unser Problem ist, möchte ich feststellen, dass besagter Herr X.
eine Dreckskartoffel ist und zu den Arschlöchern gehört, die mir immer mehr die Hoffnung nehmen, dass wir
das bittere Ende noch abwenden können....

FranzKonz
02.07.2017, 22:55
Die Masse WILL so leben und legt keinen Wert darauf, ungefragt gerettet zu werden. Und die, die anders Leben wollen, haben eben Pech. So hart das klingt, ist aber bei uns nicht anders, oder?

Weißt Du eigentlich, dass der junge Joschka Fischer daran fast verzweifelt wäre? Er hatte als Arbeiter bei Opel ganz tolle Ideen, die Arbeiter zu retten, aber weder Arbeiter, noch Betriebsräte, noch Gezwergschaften interessierten sich dafür. Diese blöden Arbeiter wollten doch tatsächlich nur ihren Job machen und ihre Kohle heimschaffen. Ist es denn zu fassen?

FranzKonz
02.07.2017, 23:04
Wollten also alle Deutsche in NS-Zeit die NS-zeit? Wollen die in Nordkorea, was sie leben? Man ist zu schnell verführt, Deiner Aussage zuzustimmen. Bis man sich zu hinterfragen anfängt.

Ich kann Dir nur dringend ans Herz legen, die Rede "The Emperors new Clothes" des verstorbenen US-Senators Robert C. Byrd zu lesen. Die Rede ist insgesamt bemerkenswert, und besonders das Ende beschreibt die Wirkungsmechanismen der Herrschaft ausgezeichnet.

-jmw-
03.07.2017, 08:28
Wer meint Khomeinis Fatwa gelte weltweit, der muss sich dann auch nicht wundern wenn die Welt über ihn bei ihm zuhause entscheidet...
Dem anderen ein Recht zuzugestehen, obwohl man selbst Recht hat, ist eine schwierige Sache.

LOL
03.07.2017, 08:59
Dem anderen ein Recht zuzugestehen, obwohl man selbst Recht hat, ist eine schwierige Sache.

Ach was, in Merkel-Deutschland ist das usus.

opppa
03.07.2017, 10:04
Wollten also alle Deutsche in NS-Zeit die NS-zeit? Wollen die in Nordkorea, was sie leben? Man ist zu schnell verführt, Deiner Aussage zuzustimmen. Bis man sich zu hinterfragen anfängt.

Fettung durch mich!

In diesem Zusammenhang von "allen Deutschen" zu reden ist Quatsch!

Damals wollten eigentlich alle Deutschen eine feste Arbeit, damit sie ohne zu hungern leben konnten. Daß sich dann die Partei, die die größere Gewaltbereitschaft an den Tag legte, durchsetzen konnte, macht mich nachdenklich, wenn ich mir heute die Zustände in manchen Teilen deutscher Städte so ansehe!

:hmm:

-jmw-
03.07.2017, 10:17
Ach was, in Merkel-Deutschland ist das usus.
Ja, in Sachen Fremdbeglückungswünschen stehen wir derzeit recht gut da, in beide Richtungen.