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Aimilatuya
28.12.2005, 15:09
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?

Würfelqualle
28.12.2005, 15:14
Bin der Meinung nein, weil in der sozialen Marktwirtschaft wird nichts im Voraus geplant, wie z. B. in der ehm. DDR.



Gruss von der Würfelqualle

wtf
28.12.2005, 15:47
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?

Eigentlich nicht. "Eigentlich", weil wir in D keine soziale Marktwirtschaft haben, sondern eine sozialistisch getränkte (Bsp. Mitbestimmung).

Danield
28.12.2005, 21:55
die "soziale" Marktwirtschaft Deutschland's ist mittlerweile leider keine mehr, sondern konvertierte zum reinen Kapitalismus.
Ob diese Bewegung in Deutschland kurzfristig zu stoppen ist, weiß ich nicht, aber zu hoffen ist es allemal.

Black Hawk
28.12.2005, 22:07
die "soziale" Marktwirtschaft Deutschland's ist mittlerweile leider keine mehr, sondern konvertierte zum reinen Kapitalismus.
Ob diese Bewegung in Deutschland kurzfristig zu stoppen ist, weiß ich nicht, aber zu hoffen ist es allemal.

Vom "reinen" Kapitalismus, wie es ihn vielleicht in den USA gibt, sind wir noch weit weg.

Die Realität sieht anders aus.

Megaman
29.12.2005, 00:11
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?
Die "soziale Marktwirtschaft" ist ein Begriff der von Ludwig Ehrhard kommt. Die eigentliche soziale Marktwirtschaft ist der Ordoliberalismus. Leider wurde in den Jahren der Begriff von der Linken versaut und heute verstehen einige darunter eine enorme Umverteilung und Regulierung.

Megaman
29.12.2005, 00:12
die "soziale" Marktwirtschaft Deutschland's ist mittlerweile leider keine mehr, sondern konvertierte zum reinen Kapitalismus. Und hier mal ein Beitrag eines wirtschaflich völlig Untergebildeten. :))

Megaman
29.12.2005, 00:15
Vom "reinen" Kapitalismus, wie es ihn vielleicht in den USA gibt, sind wir noch weit weg.

Die Realität sieht anders aus.
"vielleicht in den USA"??? Soll das jetzt ein Witz sein? Die USA ist vom "reinen" Kapitalismus, also vom Anarchokapitalismus meilenweit entfernt. Gibt es in diesem Forum denn so wenig Leute die den klassischen Liberalismus oder den Anarchokapitalismus kennen?

Manfred_g
29.12.2005, 00:27
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?

Gute Frage eigentlich. Ich würde sagen, eher nicht. In Deutschland (auch woanders) wird zwar sehr vielfältig in den freien Wirtschaftskreislauf eingegriffen, aber eher aufgrund von Gefahrenverordnungen, Berufsqualifikations-Erfordernissen und aufgrund anderer "Notwendigkeiten". Mit typisch planwirtschaftlicher Zielsetzung hat das aber nicht sehr viel zu tun würde ich sagen.

Black Hawk
29.12.2005, 00:30
"vielleicht in den USA"??? Soll das jetzt ein Witz sein? Die USA ist vom "reinen" Kapitalismus, also vom Anarchokapitalismus meilenweit entfernt. Gibt es in diesem Forum denn so wenig Leute die den klassischen Liberalismus oder den Anarchokapitalismus kennen?

Die USA haben den freihesten Kapitalismus, vielleicht habe ich mich da etwas falsch ausgedrückt.

Sauerländer
29.12.2005, 10:15
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?
In meiner Sichtweise nicht.
Einer Wirtschaft planmäßige Ziele zu setzen ist definitiv nicht das selbe wie die Begrenzung der negativen Effekte der Planlosigkeit des Wirtschaftssystems.

earlybert
29.12.2005, 14:15
In meiner Sichtweise nicht.
Einer Wirtschaft planmäßige Ziele zu setzen ist definitiv nicht das selbe wie die Begrenzung der negativen Effekte der Planlosigkeit des Wirtschaftssystems.

Wobei die Begrenzung der negativen Effekte des (globalisierten) Wirtschaftssystems bei weitem nicht ausreicht!

Gruß
Bert

Sauerländer
29.12.2005, 17:28
Wobei die Begrenzung der negativen Effekte des (globalisierten) Wirtschaftssystems bei weitem nicht ausreicht!
Das sehe ich ähnlich, ich vertrete selber das Konzept Planwirtschaft.

Wobei zwischen dem allgemeinen Konzept einer geplanten, koordinierten Produktions- und Konsumordnung und seiner Erscheinungsform als staatszentralistische Zielvorgabe unterschieden werden muss. Letzteres hat sich nach meinem Dafürhalten als infunktionabel erwiesen.

Kenshin-Himura
29.12.2005, 19:38
Verfügt das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft über Elemente der Planwirtschaft? Wie ist eure Meinung dazu?

Insofern ja, da es Sozialleistungen besitzt. Philosophisch gibt es natürlich erst recht starke Gemeinsamkeiten. Aber das ist ja müßig darüber zu diskutieren, ob es ,,Elemente" davon hat - wenn es danach geht, hat jedes System von Jedem etwas.

Fokker
30.12.2005, 05:06
Müsste man sich mal genauer anschauen.

Kennzeichen der Planwirtschaft:
Zentrale Planung
Der Staat plant was und wieviel produziert wird und verteilt die Güter.

Trifft nicht auf die BRD zu.

staatliche Preisfestsetzung
Eine Planungsbehörde errechnet den Preis der Güter.

Trift nicht auf die BRD zu, höchstens, wenn man es mit dem Eingreifen des Staates in Preisabsprachen verschiedener Konzerne in Verbindung bringt.

Staatl. Eigentum an Produktionsmitteln
Der Staat entscheidet zentral über den Einsatz der Prod.-Mittel.

Ok, es gibt in Deutschland durchaus Produktionsmittel die in öffentlicher Hand sind. Dennoch ist es eine geringe Zahl, also auch hier eher "nein".

Staatl. Festlegung anstatt Wettbewerb
Menge, Beschaffenheit und Preis der Ware werden nicht vom Verbraucher beeinflußt. Wettbewerb ist ausgeschaltet.

Trifft nicht auf die BRD zu.

Gewinn vs. Plansollerfüllung
Gewinn-/Verlusterwartungen nebensächlich, die Erfüllung des festgelegten Plansolls maßstäblich.

Trifft nicht auf die BRD zu.

LuckyLuke
30.12.2005, 09:00
Hier sollte man stärker auf die korrekte Verwendung von Begrifflichkeiten achten.

Das heißt korrekt Zentralplanwirtschaft. Natürlich arbeitet auch in Deutschland jedes vernüftiges Unternehmen mit Planzielen und wirtschaftet dementsprechend auch nach einem Plan.

Allerdings liegen diese Pläne in Verantwortung des Unternehmens und werden nicht in einem großen, staatlichen Plan zusammengefasst.

Elemente der Zentralplanwirtschaft lassen sich trotzdem immer dort erkennen, wo der Staat als Auftraggeber fungiert, so bei Behörden, Infrastrukturmaßnahmen und der Rüstungsindustrie.

earlybert
30.12.2005, 16:37
Das sehe ich ähnlich, ich vertrete selber das Konzept Planwirtschaft.

Wobei zwischen dem allgemeinen Konzept einer geplanten, koordinierten Produktions- und Konsumordnung und seiner Erscheinungsform als staatszentralistische Zielvorgabe unterschieden werden muss. Letzteres hat sich nach meinem Dafürhalten als infunktionabel erwiesen.

Bin ich mit Dir einer Meinung!

Wie wir alle wissen, hat es im realen "Kommunismus" so nicht funktioniert.

Ich denke - aber das wird noch sehr lange dauern - eine globale, soziale Marktwirtschaft wäre das, was alle erreichen sollten.

Gruß
Bert

Sauerländer
30.12.2005, 16:44
Bin ich mit Dir einer Meinung!

Wie wir alle wissen, hat es im realen "Kommunismus" so nicht funktioniert.

Ich denke - aber das wird noch sehr lange dauern - eine globale, soziale Marktwirtschaft wäre das, was alle erreichen sollten.
Wobei "soziale Marktwirtschaft" wieder nur begrenztes Übel wäre.

Was mir vorschwebt, ist eine möglichst dezentrale Form der Planwirtschaft.
Menschen vor Ort kennen ihre eigenen Bedürfnisse sowie die spezifischen Gegebenheiten, und können dementsprechend auch auf (immer einzukalkulierende) Unvorhersehbarkeiten reagieren - das ist einer staatlichen Zentrale nur sehr begrenzt möglich, v.a. wenn sie wie gehabt Fünfjahrespläne aufstellt und dann jedes Abweichen der Realität davon einfach ignoriert. Das produziert ebenso an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, wie es in der Marktwirtschaft der Fall ist.

earlybert
30.12.2005, 17:03
Wobei "soziale Marktwirtschaft" wieder nur begrenztes Übel wäre.

Was mir vorschwebt, ist eine möglichst dezentrale Form der Planwirtschaft.
Menschen vor Ort kennen ihre eigenen Bedürfnisse sowie die spezifischen Gegebenheiten, und können dementsprechend auch auf (immer einzukalkulierende) Unvorhersehbarkeiten reagieren - das ist einer staatlichen Zentrale nur sehr begrenzt möglich, v.a. wenn sie wie gehabt Fünfjahrespläne aufstellt und dann jedes Abweichen der Realität davon einfach ignoriert. Das produziert ebenso an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, wie es in der Marktwirtschaft der Fall ist.

Ja, dezentrale Sicht der unterschiedlichen Gegebenheiten ist schon richtig. Nur ich frage mich, wie man so etwas noch besser durchsetzen könnte - im Föderalismus hier in Deutschland ist es ja schon zum Teil verwirklicht, könnte aber noch besser werden.

Gruß
Bert

Waldgänger
30.12.2005, 17:07
Wobei "soziale Marktwirtschaft" wieder nur begrenztes Übel wäre.

Was mir vorschwebt, ist eine möglichst dezentrale Form der Planwirtschaft.
Menschen vor Ort kennen ihre eigenen Bedürfnisse sowie die spezifischen Gegebenheiten, und können dementsprechend auch auf (immer einzukalkulierende) Unvorhersehbarkeiten reagieren - das ist einer staatlichen Zentrale nur sehr begrenzt möglich, v.a. wenn sie wie gehabt Fünfjahrespläne aufstellt und dann jedes Abweichen der Realität davon einfach ignoriert. Das produziert ebenso an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, wie es in der Marktwirtschaft der Fall ist.

Dem kann ich mich im Grunde anschließen, weil ich auch denke, dass nur eine Regionalwirtschaft das Ziel sein kann, wenn man bedenkt, dass zentralisierte Planwirtschaft nicht funktionierte und der Kapitalismus eine ungerechte Basis schafft und vermutlich nicht das Jahrhundert überleben wird.Aber dies wurde hier schon, zu genüge,angesprochen.

Megaman
30.12.2005, 17:30
Staatl. Eigentum an Produktionsmitteln
Der Staat entscheidet zentral über den Einsatz der Prod.-Mittel.

Ok, es gibt in Deutschland durchaus Produktionsmittel die in öffentlicher Hand sind. Dennoch ist es eine geringe Zahl, also auch hier eher "nein". Das sehe ich jetzt aber anders. Die Staatsquote beträgt ca. 48% vom BIP. Das heisst, dass 48% vom ganzen in Deutschland generierten Output direkt staatlich ist und nicht von der Privatwirtschaft stammt. 48% Planwirtschaft ist sehr viel.

Öffentliche Finanzen - Bundesamt für Statistik Deutschland (http://www.destatis.de/basis/d/fist/fisttxt3.php)
"Die große Bedeutung der finanzstatistischen Daten als Grundlage für zentrale finanz-, wirtschafts- und geldpolitische Entscheidungen läßt sich allein schon am hohen Anteil der Ausgaben der öffentlichen Haushalte am Bruttoinlandsprodukt (rd. 48 %) erkennen."

Sauerländer
30.12.2005, 17:36
Ja, dezentrale Sicht der unterschiedlichen Gegebenheiten ist schon richtig. Nur ich frage mich, wie man so etwas noch besser durchsetzen könnte - im Föderalismus hier in Deutschland ist es ja schon zum Teil verwirklicht, könnte aber noch besser werden.
Zunächstmal ist der deutsche Föderalismus -so lobenswert es sein mag, dass es ihn als Ansatz überhaupt noch gibt- mehr und mehr ein Scheinföderalismus, die Ebene der Bundesländer hat zunehmend nur noch zwei Funktionen.

Erstens: Bereitstellung zahlreicher Posten, mit denen Personen jeweils "richtiger" Parteizugehörigkeit bestückt und somit materiell belohnt werden können.
Zweitens: Stellung der Landesregierung als Instrument der jeweiligen Bundespartei(en) für die Bekämpfung der Bundesregierung im Bundesrat.

De facto läuft die im Grundgesetz vorgesehene "Konkurrierende Gesetzgebung" (Solange kein entsprechendes Gesetz vom Bund kommt, darf das Land die jeweilige Angelegenheit regeln, Bundesrecht jedoch ist im Augenblick seines Gültigwerdens bindend) längst auf eine umfassende Bundesgesetzgebung hinaus, zu der die Länder reine Ausfürhungsorgane sind. Eine kleine Menge an Restkompetenzen ist ihnen verblieben.
Noch wesentlich finsterer wird es, wenn wir uns die Kommunen anschauen (und damit meine ich noch gar nicht deren Rolle als finazieller Fußabtreter der anderen beiden Ebenen, bezüglich derer der Städtetag regelmäßig Gift und Galle spuckt).

Was her muss, wäre auf dieser rein politischen Ebene eine eindeutige Kompetenzentflechtung, mit klaren Zuständigkeiten für Bund, Länder und Kommunen, wo bei die letzten beiden massiv gestärkt werden sollten - die Kommunen mehr noch als die Länder.
Man könnte gegebenenfalls noch über eine Erhöhung der Länderzahl nachdenken - rein auf seine Größe bezogen schreit etwa NRW geradezu nach Zerschlagung, vielleicht in Rheinland, Westfalen und Bezirk Ruhr. Die Franken könnte man ebenso von bayrischer Opression :D befreien.

Je mehr politische Kompetenzen in diesem Sinne nach "unten" wandern, desto größer wird auch der Anteil der jeweiligen Entscheidungsprozesse, der im Verfahren direkter Volksabstimmung entschieden werden kann - über die Vorgänge in seiner eigenen Gegend weiß man nunmal wesentlich eher bescheid als über die am anderen Ende der Republik.
Moderne Informationstechnologie wie etwa das Weltnetz bietet sich hier als Instrument politischer Partizipation an.

Die Wirtschaftsweise, mit der das einhergehen müsste, wenn es einen Sinn haben soll, liefe auf Rückverortung der Produktion hinaus, will sagen: Was am Ort produziert werden kann, WIRD auch am Ort produziert, und erst mit steigender Komplexität des benötigten Produkst bewegt man sich vom Ausgangspunkt fort. Idealerweise sollte dabei ein Großteil des alltäglichen Bedarfs aus Kommune und Region zu decken sein, mit Bedürfnis nach überregionalen Erzeugnissen nur im Hinblick auf ausgefallenere Sachen wie etwa hochkomplexe Computertechnologie etc. Wirtschaft ist dann kein Vollzug des Konkurrenzprinzips mehr, sondern wesentlich Koordination bzw Abstimmung zwischen den jeweiligen Einheiten. Das kann durch staatliche Organge geschehen, durch nichtsstaatliche Abordnungen der beteiligten Einheiten, durch Beschlüsse der jeweiligen Ortsbevölkerung oder was auch immer, viele Verfahrensweisen sind denkbar.