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Vollständige Version anzeigen : Grundeinkommen



politi_m
28.12.2005, 08:51
Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist wünschenswert. Man ist frei, man muss sich nicht zu jedem Preis auf dem Arbeitermarkt verkaufen, man kann nicht verarmen, man kann am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, man braucht keine Angst vor Jobverlust zu haben. Das BGE ist zu begrüßen! :top:

Es stellt sich nur die Frage nach der Realisierung (Welches Modell und welche Finanzierung).

Sogar der Bundespräsident scheint von einer Grundsicherung begeistert zu sein.


"Grundsicherung vom Staat"

Auch in einer weiteren Frage orientiert sich der Bundespräsident an den USA: Er plädierte dafür, über ein gesellschaftliches Grundeinkommen nachzudenken. In den USA gebe es eine "negative Einkommensteuer: Wer nichts verdient, erhält eine Grundsicherung vom Staat".

Zur Begründung dieser Idee sagte er: "Wir erkennen, dass es wohl eine Art Basisarbeitslosigkeit von vier bis fünf Prozent geben kann, von gering Qualifizierten oder gar nicht Ausgebildeten, und dass ein Teil der Bevölkerung sich innerlich verabschiedet. Diese Menschen dürfen wir nicht im Stich lassen."
http://www.spiegel.de/img/0,1020,479770,00.jpg
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,392469,00.html


Köhler hat da wohl etwas verwechselt. Denn meines Wissens nach gibt es diese negative Einkommenssteuer in den USA nur für Leute, die arbeiten, aber trotzdem arm sind.

Trotzdem: Sein Vorschlag gefällt mir: "Wer nichts verdient, bekommt eine Grundsicherung vom Staat". Es kommt halt drauf an, ob es bedingungslos ist und auch die Höhe ist wichtig.


Was haltet ihr davon?

wtf
28.12.2005, 09:42
Das wird nicht funktionieren, weil es gegen die Marktgesetze ist. Nichts was gegen Marktgesetze ist, funktioniert jemals.

Die Idee einer negativen Ekst. ist allerdings gut, weil sie Anreize schafft, seinen Arsch aus dem Bett zu heben.

murmeltier
28.12.2005, 09:53
1200 € Ledige
1600 € Verheirate
200 € pro Kind

Verpflichtung zur Gemeinschaftsarbeit und aus diesem Grund Bildung von gemeindlichen Betrieben für die Instandhaltung von Gemeindeeinrichtungen.

Finanzierung über Einsparungen Sozialhilfe und ALG2 sowie über eine Anhebung der Erbschaftsteuer.

politi_m
28.12.2005, 10:14
45 Millionen Unverheiratete bekommen 1200€ pro Monat. Das wären 54 Mrd € pro Monat = 648 Mrd € pro Jahr. Dazu noch die Verheirateten und die Kinder. Ich glaube nicht, dass das allein durch die oben genannten Möglichkeiten finanzierbar ist.



@wtf
Lass mich raten. Das beste ist ein liberalisierter Markt ohne Schranken.

murmeltier
28.12.2005, 10:26
45 Millionen Unverheiratete bekommen 1200€ pro Monat. Das wären 54 Mrd € pro Monat = 648 Mrd € pro Jahr. Dazu noch die Verheirateten und die Kinder. Ich glaube nicht, dass das allein durch die oben genannten Möglichkeiten finanzierbar ist.



@wtf
Lass mich raten. Das beste ist ein liberalisierter Markt ohne Schranken.

mein lieber politi_m es ist ja nur die Basis, wer mehr verdient, bekommt natürlich nicht dieses Geld vom Staat.

politi_m
28.12.2005, 10:58
mein lieber politi_m es ist ja nur die Basis, wer mehr verdient, bekommt natürlich nicht dieses Geld vom Staat.Okay, du bist also gegen ein BGE.

murmeltier
28.12.2005, 11:04
Okay, du bist also gegen ein BGE.

Das stimmt, sonst würden ja in Deutschland die Dämme brechen. Man muß es schon an Bedingungen knüpfen, wie die Leistungsbereitschaft.

Allerdings muß es dann allen offen stehen.

xjanjan
28.12.2005, 11:04
leider nicht finazierbar

wtf
28.12.2005, 12:39
@wtf
Lass mich raten. Das beste ist ein liberalisierter Markt ohne Schranken.

Ganz nahe dran. Ich bin ein Wirtschaftsliberaler, der für eine knappes soziales Netz mit der Verpflichtung zur Gegenleistung (und wenn sie daraus besteht, Schulkinder sicher über die Straße zu geleiten oder Laub zu harken) ist.

Bei dem geistigen Potential, das in Deutschland (noch) besteht, würde die Wirtschaft boomen, liese man Selbständige, Gründer und Inhaber in Ruhe, statt sie mit Scheißvorschriften zu gängeln und außer Land zu treiben.

Aber es ist natürlich viel bequemer, sozialistischen Spinnereien nachzuhängen und "die anderen" zahlen zu lassen.

Gruß,
wtf (selbständig, Arbeitgeber, FDP-Wähler seit 1981)

John Donne
28.12.2005, 16:02
Das wird nicht funktionieren, weil es gegen die Marktgesetze ist. Nichts was gegen Marktgesetze ist, funktioniert jemals.

Die Idee einer negativen Ekst. ist allerdings gut, weil sie Anreize schafft, seinen Arsch aus dem Bett zu heben.

Sehe ich auch so!

Grüße
John

Beverly
28.12.2005, 16:35
Ich bin auvh für ein Grundeinkommen ohne irgendwelche Klauseln. Bei Einkommensbeziehern wird es von der Steuerschuld abgezogenh, nicht-Erwerbstätigen wird es ausgehzahlt.

IMHO kann dieses Grundeinkommen auch viele Transverleistungen - Rente, BAFÖG, Arbeitslosen-Unterstützung ... - ersetzen und so das Sozialsystem vereinfachen.

Höhe irgendwo zwischen 500 und 700 Euro.
Um die Menschen dazu animieren, selbst etwas aus ihrem Leben zu machen, wäre vielleicht folgende Regelung gut:
Das bedingungslose Grundeinkommen beträgt 500 Euro.

Aber für Lebensleistung - Arbeitsjahre, Qualifiaktationen und Abschlüsse, Kindererzeihung - und Alter gibt es Aufschläge, bis zu 200 Euro.

Wem 500 Euro zu wenig sind, erhält - Recht auf Arbeit! - eine Teilzeit-Stelle für 700 bis 800 Euro.

Einerseits bin ich für den Sozialstaat und das Grundeinkommen, andererseits halte ich die völlige Gleichbehandlung von jungschen Schulabbrechern mit 50jährigen, hoch qualifizierten Arbeitslosen, wie sie das jetzige System befördert, für fatal. Menschen sollen ohne Existenzängste leben, aber um Leistungsanreize kommen wir nicht herum.

Beverly
28.12.2005, 16:40
Das wird nicht funktionieren, weil es gegen die Marktgesetze ist. Nichts was gegen Marktgesetze ist, funktioniert jemals.


Mit dem Marktwahn ist so oder so irgendwann Schluss. Entweder kapieren sie das in der BRD oder die BRD geht am Marktwahn zugrunde und das Nachfolge-System begreift es.
Über kurz oder lang wird es daher das Grundeinkommen geben, um die Massen ruhig zu halten und Zuschläge für Lebensleistungen, um sie zum Lernen und Arbeiten zu bringen.

wtf
28.12.2005, 18:44
Wem 500 Euro zu wenig sind, erhält - Recht auf Arbeit! - eine Teilzeit-Stelle für 700 bis 800 Euro.


So ein Blödsinn, "Recht auf Arbeit".

Das ist etwa so intelligent wie "Recht auf gutes Wetter", "Recht auf guten Stuhlgang" oder "Recht auf viele Weihnachtsgeschenke". Es mag Dir noch nicht aufgefallen sein, aber Dein Modell funktioniert (im Unterschied zu meinem) nirgends auf der Welt.

OK, Nordkorea.

Apollon7
28.12.2005, 19:42
OK, Nordkorea.

Selbst da funktioniert es nicht.

Manfred_g
28.12.2005, 20:33
...
Es stellt sich nur die Frage nach der Realisierung...

An dieser wahrlich leicht zu übersehenden Randbedingung:rolleyes: sind schon andere "Geniestreiche" gescheitert. So z.B. das Paradies auf Erden oder das ewige Leben.



...Es kommt halt drauf an, ob es bedingungslos ist und auch die Höhe ist wichtig.

Was haltet ihr davon?

Wovon?
Von dem was du dir hier herbeisehnst und demzufolge Köhler in den Mund legst, halte ich gar nichts, weil ich deine Haltung zu dieser Thematik mittlerweile schon kenne und (milde gesagt) gering schätzen muß.
Sie bestraft Fleißige und Redliche, belohnt aber Faulenzer und parasitäre Elemente (Stichwort "bedingungslos").
Ich halte es zum derzeitigen Zeitpunkt für recht mutig, sich Köhlers Aussagen derart hinzubiegen.

politi_m
28.12.2005, 20:54
An dieser wahrlich leicht zu übersehenden RandbedingungIch finde, dass das sogar DIE Hürde für das BGE sein wird. :]


Sie bestraft Fleißige und Redliche, belohnt aber Faulenzer und parasitäre Elemente (Stichwort "bedingungslos").Warum würden Fleißige durch ein BGE bestraft werden? Das BGE würden auch Reiche, Neoliberale und Fleißige bekommen. Jeder würde das BGE erhalten, keiner würde benachteilgt oder bestraft.


Ich halte es zum derzeitigen Zeitpunkt für recht mutig, sich Köhlers Aussagen derart hinzubiegen.Wie wertest du denn Köhlers Aussage?
"Wer nichts verdient, erhält eine Grundsicherung vom Staat [...]
Wir erkennen, dass es wohl eine Art Basisarbeitslosigkeit von vier bis fünf Prozent geben kann, [...]. Diese Menschen dürfen wir nicht im Stich lassen."
Köhler will ein Grundeinkommen, "Grundeinkommen" heißt auch die Überschrift. Ob Köhler ein BGE will, weiß ich nicht, glaub ich aber ehrlich gesagt auch nicht. Aber ich wünsche mir das. Inwiefern habe ich mit meinem Beitrag dem Köhler irgendwelche Wörter in den Mund gelegt bzw. mir seine Aussage zurechtgebogen?

politi_m
28.12.2005, 21:06
Aber es ist natürlich viel bequemer, sozialistischen Spinnereien nachzuhängen und "die anderen" zahlen zu lassen.Das Grundeinkommen hat nichts speziell mit dem Sozialismus zu tun. Grüne, Kapitalisten, katholische Gruppen, u.a. beschäftigen sich mit dem Grundeinkommen, ja selbst ein Herr Köhler, seines Zeichens ehemaliger IWF-Präsident, möchte das Grundeinkommen.


FDP-Wähler seit 1981Mein Beileid.

Leyla
28.12.2005, 21:09
Das BGE hat nichts speziell mit dem Sozialismus zu tun. Grüne, Kapitalisten, katholische Gruppen, u.a. beschäftigen sich mit dem BGE.
Das tun mittlerweile sogar FDP-Leute, weil sie buchstäblich Angst vor dem Angstsparen haben, wenn zuviele Menschen in diesem Land sich vom existenziellen Absturz bedroht sehen. Die FDP meint natürlich, dass das unbegründet ist - aber davon lässt sich halt nicht jeder überzeugen, wenn weiterhin soviele Jobs abgebaut werden wie 2005.

politi_m
28.12.2005, 21:12
Das tun mittlerweile sogar FDP-Leute, weil sie buchstäblich Angst vor dem Angstsparen habenDas liberale Bürgergeld ist mir bekannt, aber nur wenige FDPler werden über ein BGE nachdenken, oder?


aber davon lässt sich halt nicht jeder überzeugen, wenn weiterhin soviele Jobs abgebaut werden wie 2005.Ja, z.T. trotz vorhandenen Rekordgewinnen. :]

Leyla
28.12.2005, 21:24
Das liberale Bürgergeld ist mir bekannt, aber nur wenige FDPler werden über ein BGE nachdenken, oder?Über deren interne Diskussionen und Mehrheitsverhätlnisse bezüglich unausgegorener Vorschläge (das ist es wohl aus ihrer Sicht) kann man nur spekulieren.

Manfred_g
28.12.2005, 21:25
Ich finde, dass das sogar DIE Hürde für das BGE sein wird. :]

Warum würden Fleißige durch ein BGE bestraft werden? Das BGE würden auch Reiche, Neoliberale und Fleißige bekommen. Jeder würde das BGE erhalten, keiner würde benachteilgt oder bestraft.

Fleißige würden bestraft, weil sie es sein müßten, die den Faulenzern das BGE
erwirtschaften. Ich bin daher dafür, im Zweifelsfalle eher die Faulenzer zu bestrafen.




Wie wertest du denn Köhlers Aussage?
"Wer nichts verdient, erhält eine Grundsicherung vom Staat [...]
Wir erkennen, dass es wohl eine Art Basisarbeitslosigkeit von vier bis fünf Prozent geben kann, [...]. Diese Menschen dürfen wir nicht im Stich lassen."
Köhler will ein Grundeinkommen, "Grundeinkommen" heißt auch die Überschrift. Ob Köhler ein BGE will, weiß ich nicht, glaub ich aber ehrlich gesagt auch nicht. Aber ich wünsche mir das. Inwiefern habe ich mit meinem Beitrag dem Köhler irgendwelche Wörter in den Mund gelegt bzw. mir seine Aussage zurechtgebogen?

Ich habe es nur bruchstückhaft im Radio vernommen. Aber Präsident Köhler steht nicht im Verdacht, so kommunistisch verdorben zu sein, daß er die erwirtschafteten Leistungen der einen bedingungslos andern hinwirft.
Ich halte ihn auch nicht für dumm genug, ein Mindestmaß an wirtschaftlichen Zusammenhängen erkannt zu haben. Allerdings habe ich mich in diesem Punkt schon öfters getäuscht. Zumindest, was Mitglieder politischer Foren betrifft.
:rolleyes: Weiß der Teufel, warum einige da so unendlich realitätsfern sind.

Nachtrag: ich kann mich mit einer "Grundsicherung" auch abfinden. In gewisser Weise haben wir sie ja schon in Form von Arbeitlosen-/Sozialhilfe. Nur eben NIEMALS bedingungslos.

politi_m
28.12.2005, 21:33
Fleißige würden bestraft, weil sie es sein müßten, die den Faulenzern das BGE
erwirtschaften. Ich bin daher dafür, im Zweifelsfalle eher die Faulenzer zu bestrafen.Dann sollen sich diese Fleißigen doch mit dem BGE zufrieden geben. 8o Wenn sie aber dermaßen viel Elan in sich tragen und/oder mehr als den BGE-Satz verdienen wollen, dann sollten sie arbeiten. Und von diesem höheren Einkommen wird eben ein Teil in dieses Transfersystem fließen. So ist es schon heute. Von den Steuern der Arbeitenden können die Arbeitslose leben, das stellt noch nicht mal die FDP infrage.
Ein anderes Modell ist das BGE-System von Götz Werner, bei dem das Grundeinkommen über eine stark erhöhte Mehrwertsteuer finanziert wird, während alle anderen Steuern abgeschafft würden.


Ich habe es nur bruchstückhaft im Radio vernommen. Aber Präsident Köhler steht nicht im Verdacht, [...] daß er die erwirtschafteten Leistungen der einen bedingungslos andern hinwirft.Denke auch nicht, dass er ein BGE will. Wie gesagt. Trotzdem denkt er für einen Wirtschaftsmenschen recht fortschrittlich.

Leyla
28.12.2005, 21:36
Ich habe es nur bruchstückhaft im Radio vernommen. Aber Präsident Köhler steht nicht im Verdacht, so kommunistisch verdorben zu sein, daß er die erwirtschafteten Leistungen der einen bedingungslos andern hinwirft.Die Frage ist halt, was Du genau zur Bedingung machen willst, bzw. womit Du die "Faulenzer" auf die Dauer beschäftigen willst wenn Du (ich wohl annehmen darf) die Wochenarbeitszeit nicht für alle verkürzen willst. Das wäre meiner Meinung nach der einzige Weg, um die Arbeit gerecht zu verteilen, weil der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft zur Bedürfnisbefriedigung eine modernen Gesellschaft ja nicht unendlich ist und mit fortschreitender Produktivkraftentwicklung eher sinkt.

Natürlich kann man sich neuen Arbeitsaufgaben widmen, die bisher vernachlässigt wurden - aber das sollte dann nicht in Richtung "Wind um die Ecke schaufeln" gehen, nur weil man glaubt, sich damit für seine Existenz entschuldigen zu müssen. Dieses Gefühl wird ja jetzt schon einem erheblichen Teil der Ein-Euro-Jobber vermittelt.

"Beschäftigungstherapien" können sinnvoll und kreativ oder stupide und schikanös sein. Je nach dem, wer sie sich ausdenkt. Im Zweifelsfall sollte der/die Betroffene da auch selbst ein paar Vorschläge machen dürfen.

Manche Arbeitslosen gehen ja bereits einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach, die sinnvoller ist als manche Ein-Euro-Jobs.

Manfred_g
28.12.2005, 22:00
Die Frage ist halt, was Du genau zur Bedingung machen willst, bzw. womit Du die "Faulenzer" auf die Dauer beschäftigen willst wenn Du (ich wohl annehmen darf) die Wochenarbeitszeit nicht für alle verkürzen willst. Das wäre meiner Meinung nach der einzige Weg, um die Arbeit gerecht zu verteilen, weil der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft zur Bedürfnisbefriedigung eine modernen Gesellschaft ja nicht unendlich ist und mit fortschreitender Produktivkraftentwicklung eher sinkt.

Natürlich kann man sich neuen Arbeitsaufgaben widmen, die bisher vernachlässigt wurden - aber das sollte dann nicht in Richtung "Wind um die Ecke schaufeln" gehen, nur weil man glaubt, sich damit für seine Existenz entschuldigen zu müssen. Dieses Gefühl wird ja jetzt schon einem erheblichen Teil der Ein-Euro-Jobber vermittelt.

"Beschäftigungstherapien" können sinnvoll und kreativ oder stupide und schikanös sein. Je nach dem, wer sie sich ausdenkt. Im Zweifelsfall sollte der/die Betroffene da auch selbst ein paar Vorschläge machen dürfen.

Manche Arbeitslosen gehen ja bereits einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach, die sinnvoller ist als manche Ein-Euro-Jobs.

Die Bedingungen...klar... das war, ist und wird immer die Gretchenfrage bleiben.
Zu den "Faulenzern" jedenfalls zähle ich keine Menschen, die im Rahmen zumutbarer Möglichkeiten Bereitschaft zeigen, sich für die Gesellschaft nützlich zu machen, solange sie das Recht beanspruchen, von dieser Hilfe zu bekommen.
Damit ist das Problem etwas eingeschränkt, aber nicht gelöst, denn jetzt müssten wir klären, was "zumutbare Möglichkeiten" sind.

Aber "bedingungslos" jedenfalls geht gar nix. Sorry, diesen Ansatz halte ich für maximal-fatal :) .
Ausnahmslos jeglicher Wohlstand dieser Gesellschaft, der durch Geld zu erhalten ist, ist letztlich durch die Bereitschaft entstanden, Bedingungen zu erfüllen. Am Ende der kette, stehen die bedingungen, die uns die Natur auferlegt. Das kann man nicht aufgeben, nicht einmal, wenn man es wollte.
Ich will es allerdings gar nicht.

Manfred_g
28.12.2005, 22:21
Die Frage ist halt, was Du genau zur Bedingung machen willst, bzw. womit Du die "Faulenzer" auf die Dauer beschäftigen willst wenn Du (ich wohl annehmen darf) die Wochenarbeitszeit nicht für alle verkürzen willst. Das wäre meiner Meinung nach der einzige Weg, um die Arbeit gerecht zu verteilen, weil der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft zur Bedürfnisbefriedigung eine modernen Gesellschaft ja nicht unendlich ist und mit fortschreitender Produktivkraftentwicklung eher sinkt.

Ich halte bereits den Ansatz falsch, Arbeit "gerecht" verteilen zu wollen. Arbeiten zu müssen um Wohlstand zu haben ist eine Bedingung der Natur und gewissermaßen Bestandteil der Gesamtheit unseres Daseins. Es ist keine frei verfügbare Masse. Nicht von Politikern, nicht von Wirtschaftsbossen - auch wenn es manchmal so scheinen mag. Daher ist es nicht sinnvoll, hier "Gerechtigkeit" anzustreben. Es kann sie nicht geben, weil es keine Maßstäbe gibt, sie überhaupt universell zu definieren. Eine "Teilgerechtigkeit", ist aber letztlich keine Gerechtigkeit.


Natürlich kann man sich neuen Arbeitsaufgaben widmen, die bisher vernachlässigt wurden - aber das sollte dann nicht in Richtung "Wind um die Ecke schaufeln" gehen, nur weil man glaubt, sich damit für seine Existenz entschuldigen zu müssen.
Schön gesagt, ich stimme dem mal zu (obwohl ich glaube, bei genauem Hinsehen, Differenzen entdecken zu können)



Dieses Gefühl wird ja jetzt schon einem erheblichen Teil der Ein-Euro-Jobber vermittelt.

Aha, da haben wir sie ja schon, die Differenz. :] Es geht nämlich im wesentlichen nicht darum, ob der Ein-Euro-Jobber den Sinn seiner Arbeit sieht, sondern der Arbeitgeber muß den Sinn sehen. Das langt im Prinzip, solange er dafür bezahlt. Umgekehrt hat der Arbeitgeber auch nicht das Recht, den Sinn zu hinterfragen, wofür der Arbeitnehmer sein Gehalt ausgibt.
Bei den Ein-Euro-Jobs ist das natürlich in Wahrheit komplizierter, weil da der Staat zusätzlich "wertverzerrend" wirkt.


Genauso "Beschäftigungstherapien" können sinnvoll und kreativ oder stupide und schikanös sein. Je nach dem, wer sie sich ausdenkt. Im Zweifelsfall sollte der/die Betroffene da auch selbst ein paar Vorschläge machen dürfen.

Wenn sie marktwirtschaftlich sinnvoll sind, wäre das optimal. Ein glücklicher Arbeiter ist (meist :) ) ein guter Arbeiter.



Manche Arbeitslosen gehen ja bereits einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach, die sinnvoller ist als manche Ein-Euro-Jobs.
Dann wäre es doch sinnvoller, diese Tätigkeiten hauptamtlich ausführen zu können. Leider ist es meist die FEHLENDE Marktwirtschaft, die dafür sorgt, das wiederum das Geld dafür fehlt.

lupus_maximus
28.12.2005, 22:31
Das liberale Bürgergeld ist mir bekannt, aber nur wenige FDPler werden über ein BGE nachdenken, oder?

Ja, z.T. trotz vorhandenen Rekordgewinnen. :]Dies sind lächerliche Gewinne auf den dafür nötigen Umsatz in Prozent.
Globus hat ungefähr 1,2 Prozent Gewinn vor Steuern, dafür würde ich noch nicht einmal den Finger krumm machen, auch wenn dies effektiv eine Riesensumme ist.

Manfred_g
28.12.2005, 22:39
Dann sollen sich diese Fleißigen doch mit dem BGE zufrieden geben.

Aber dafür gibt es keinen nachvollziehbaren Grund. Ich bin ja nicht der Meinung, daß es sehr viel fleißige Leute von natur aus gibt. Wer mit viel Elan seinem Hobby nachgeht, den betrachte ich in diesem Sinne nicht als fleißig, sondern eher als passioniert. Er dient sich, weniger anderen. "Fleißig" ist, wer die Einsicht hat, TROTZ der Mühen Arbeit auf sich zu nehmen. Damit dient er anderen und daher mehr verdient, als derjenige, der nichts tut und nur seiner Lust auf Faulheit dient.
Anders gesagt: vorsätzliches Nichtstun ist ein Luxus von hohem Wert! Wer ihn für sich beansprucht, verwirkt das Recht, auch noch finanziell entlohnt zu werden. Entweder - oder.


8o Wenn sie aber dermaßen viel Elan in sich tragen und/oder mehr als den BGE-Satz verdienen wollen, dann sollten sie arbeiten.

Diese haltung halte für schädlich. Sie besagt nichts anderes als: "du willst anderen durch Arbeit nützen? Selber schuld!" Sorry, diese Einstellung ist entweder hochgradig dumm oder verachtenswert. Sie widerspricht den Zielen, die du sonst angeblich vetreten willst. Die Widersprüche müßtest du doch entdecken können.



So ist es schon heute. Von den Steuern der Arbeitenden können die Arbeitslose leben, das stellt noch nicht mal die FDP infrage.

Und es ist heute schon umso unfairer, je mehr sich die einen auf der Leistung anderer ausruhen dürfen. Es geht nicht um unfreiwillig Arbeitslose, hier muß unterschieden werden!


Denke auch nicht, dass er ein BGE will. Wie gesagt. Trotzdem denkt er für einen Wirtschaftsmenschen recht fortschrittlich.
Warum auch nicht? Sozial ist, was Wohlstand schafft und nicht eklatant natürlichen Prinzipien widerspricht.

lupus_maximus
28.12.2005, 22:54
Sozial ist, was Wohlstand schafft und nicht eklatant natürlichen Prinzipien widerspricht.
Faulheit muß man sich erst verdienen, wer genug verdient hat, darf sich auch auf seinen Lorbeeren ausruhen, vorher läuft nichts!

Wer meint, das die Arbeitgeber nicht genügend Arbeitsplätze zu Verfügung stellen, der muß erst dem Unternehmer mehr Gewinn zugestehen, vorher läuft da auch nichts!

politi_m
28.12.2005, 23:21
Aber dafür gibt es keinen nachvollziehbaren Grund.Eben. Und weil die Fleißigen Fleißige sind, arbeiten sie (mehr als andere). Und sie werden wie auch heute mehr Geld verdienen als andere. Von daher wäre das zumindest für mich kein Problem.


"Fleißig" ist, wer die Einsicht hat, TROTZ der Mühen Arbeit auf sich zu nehmen. Damit dient er anderen und daher mehr verdient, als derjenige, der nichts tut und nur seiner Lust auf Faulheit dient.Jeder hätte die Freiheit das zu tun, was er möchte. Will er arbeiten, soll er's doch machen. Will er nicht arbeiten, halt nicht. Dieses Denken ist im Zeitalter von 12% Arbeitslosigkeit, etlichen 1 Euro-Jobbern, Abermillioner Rentner und Hausfrauen nötig. (Vielleicht sind's auch bald 38% Arbeitslosigkeit (http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1763&MenuID=130&MagID=65&sid=su62178252210274680) oder mehr)


Diese haltung halte für schädlich. Sie besagt nichts anderes als: "du willst anderen durch Arbeit nützen? Selber schuld!"Nein, sie sagt "Du willst arbeiten? Von mir aus! Du willst anderen durch Arbeit nützen? Dann mach doch!"


Warum auch nicht? Sozial ist, was Wohlstand schafft und nicht eklatant natürlichen Prinzipien widerspricht.Sozial ist, was Wohlstand schafft? Wohlstand durch mehr Arbeitsplätze? Sozial ist, was Arbeit schafft? Bezeichnest du die USA sozial, weil da viele gleich 2, 3, 4 Jobs annehmen müssen, um durchzukommen? Weil da etliche Menschen unter der Armutsgrenze leben, obwohl sie einen (oder mehrere) von diesen ach so sozialen Arbeitsplätzen haben?

wizno
07.04.2006, 20:30
Schon krass hier, da wird von Faulheit und Naturgesetzten gesprochen, aber keiner, nicht einer kann es tatsächlich belegen. So das man davon ausgehen muß das dies nur reines Geschwätz ist. Der nächste kommt dann an und sagt ...

Wer meint, das die Arbeitgeber nicht genügend Arbeitsplätze zu Verfügung stellen, der muß erst dem Unternehmer mehr Gewinn zugestehen, vorher läuft da auch nichts!
Schöne Theorie nur so läuft das ganze schon eine graume Zeit nicht mehr. Den Fakt ist das ....
"Im Wirtschaftszyklus von 1991 bis 2000 nahm die Produktivität von IndustriearbeiterInnen in Deutschland um 73,1% zu. Anders ausgedrückt: waren 1991 für die Produktion von inflationsbereinigten Werten in Höhe von z.B. 100 Mio. DM noch 500 ArbeiterInnen notwendig, so waren es 2000 nur noch 290 ArbeiterInnen. Nie zuvor in Nachkriegsdeutschland stieg die industrielle Produktivität so schnell wie in den 90er Jahren."
Was mir sagt das der Unternehmer nicht neue Arbeitsplätze entstehen läßt sondern neue Arbeitslose. Die er dann auch noch als faul beschimpft.
Wie dem auch sei, die Technologische Entwcklung wird immer weiter voranschreiten.
Und nun meine Frage an die Herren Liberalen.
WIE sieht eure Lösung aus? Wen er den eine haben solltet. Den mit euren Parolen werdet ihr bald nicht mehr die Menschen beeindrucken können.

Misteredd
08.04.2006, 12:08
Wenn nicht mehr genug Arbeit in der industriellen Produktion vorhanden ist, dann sollte man auf ALternativen ausweichen. Es gibt viele Bereiche in Deutschland, wo dringen gearbeitet werden sollte. Man könnte die Kinder und Altenbetreuung ausweiten und so Jobs schaffen. Man könnte die Landschaft- und die Wälder intensiver pflegen, öffentliche Bauten besser instand halten etc. . Arbeit schein genug da zu sein.

Einkommen für keine Leistung ist nicht akzeptabel, selbst wenn man das tatsächlich irgendwie finanzieren könnte. Es ist ein Irrweg dass eine Gesellschaft den Egoismus des einzelnen finanziert.

Statt Sozialhilfe plädiere ich für Arbeitsaufgaben. Jeder der arbeitsfähig ist, der soll auch für seinen Lebensunterhalt arbeiten - dann macht er aus seinen Fähigkeiten auch das Beste. Also Waldarbeiterjobs für unqualifizierte, Strassenfegermaschinen abschaffen und durch Handbesen ersetzen etc..