Vollständige Version anzeigen : Sola Scriptura
Smultronstället II.
21.10.2016, 18:59
Wieso eigentlich ist das "sola scriptura Christentum" die EINZIGE Religion, in der es ganz simpel eine relativ knappe, übersichtliche Sammlung von Büchern (d.h. die Bibel) gibt?
Katholizismus = Bibel + Tradition, wortwörtlich hunderte Dogmen
Orthodoxie = Bibel + Tradition,wortwörtlich hunderte Dogmen
Theravada Buddhismus = Pali Kanon (mehr als 40 fette Bänder) + Kommentar
Islam = Koran + endlose Sunna
Judentum = Thora + Babyloner Talmud, Jerusalemer Talmud, ebenfalls hunderttausende Seiten, die kein Mensch lesen kann
Hinduismus = Shruti + Smriti
Bei den alten Religionen wird es NOCH komplizierter.
Es scheint jedenfalls, dass nur das sola scriptura Christentum (ich nehme das jetzt mal als Überbegriff) ein relativ knappe, vergleichsweise kurze Sammlung an Schriften hat und ALLE anderen Religionen ganze Bibliotheken und mündliche Traditionen usw. haben.
Wieso eigentlich?
:?
Wieso eigentlich ist das "sola scriptura Christentum" die EINZIGE Religion, in der es ganz simpel eine relativ knappe, übersichtliche Sammlung von Büchern (d.h. die Bibel) gibt?
Katholizismus = Bibel + Tradition, wortwörtlich hunderte Dogmen
Orthodoxie = Bibel + Tradition,wortwörtlich hunderte Dogmen
Theravada Buddhismus = Pali Kanon (mehr als 40 fette Bänder) + Kommentar
Islam = Koran + endlose Sunna
Judentum = Thora + Babyloner Talmud, Jerusalemer Talmud, ebenfalls hunderttausende Seiten, die kein Mensch lesen kann
Hinduismus = Shruti + Smriti
Bei den alten Religionen wird es NOCH komplizierter.
Es scheint jedenfalls, dass nur das sola scriptura Christentum (ich nehme das jetzt mal als Überbegriff) ein relativ knappe, vergleichsweise kurze Sammlung an Schriften hat und ALLE anderen Religionen ganze Bibliotheken und mündliche Traditionen usw. haben.
Wieso eigentlich?
:?
So simpel ist es nicht. Der Bibelkanon unterscheidet sich durchaus. Protestanten haben eine mehr oder weniger beschnittene Bibel.
dr-esperanto
22.10.2016, 03:39
Wieso eigentlich ist das "sola scriptura Christentum" die EINZIGE Religion, in der es ganz simpel eine relativ knappe, übersichtliche Sammlung von Büchern (d.h. die Bibel) gibt?
Katholizismus = Bibel + Tradition, wortwörtlich hunderte Dogmen
Orthodoxie = Bibel + Tradition,wortwörtlich hunderte Dogmen
Theravada Buddhismus = Pali Kanon (mehr als 40 fette Bänder) + Kommentar
Islam = Koran + endlose Sunna
Judentum = Thora + Babyloner Talmud, Jerusalemer Talmud, ebenfalls hunderttausende Seiten, die kein Mensch lesen kann
Hinduismus = Shruti + Smriti
Bei den alten Religionen wird es NOCH komplizierter.
Es scheint jedenfalls, dass nur das sola scriptura Christentum (ich nehme das jetzt mal als Überbegriff) ein relativ knappe, vergleichsweise kurze Sammlung an Schriften hat und ALLE anderen Religionen ganze Bibliotheken und mündliche Traditionen usw. haben.
Wieso eigentlich?
:?
Ja, hier kann man noch
Zoroastrismus = Avesta + Zand (den Kommentar zum Avestatext) ergänzen.
Allerdings gibt es schon seit dem 8./9.Jh. die jüdischen Karäer, die lange, lange vor den Protestanten, nur den Bibeltext gelten ließen (https://de.wikipedia.org/wiki/Karäer#Geschichte).
Normalerweise ist es aber schon so, dass man nicht nur einen heiligen Text hat, sondern auch den Kommentar dazu und auch eine Schriftgelehrtenschaft (Priester, Kleriker, Rechtsgelehrte wie im Islam), die sich mit den ganzen Feinheiten dann auch auskennen. Und die normativ festlegen, wie der heilige Text denn nun zu verstehen ist!
Genau gegen letzteres haben sich eben die ersten Protestanten gewehrt, vielleicht teils aus echter Frömmigkeit, teils sicher aber auch oft aus purer Aufsässigkeit und gehässigem Stolz. Der Protestant maßt sich ja an (man weiß nicht, wie er darauf kommt), sein eigener Bibelexperte zu sein, der selber festlegt, wie denn nun eine bestimmte Bibelstelle zu verstehen ist.
Voraussetzung hierzu natürlich war, dass man überhaupt lesen konnte, und das ging im Abendland ja bei Laien erst so ab dem 11.Jh. - und schon um diese Zeit gibt es dann auch die ersten Protestanten (Waldenser oder die Patarìa in Mailand). Und so ist es auch kein Zufall, dass die Schulpflicht zuerst in protestantischen Ländern eingeführt wurde, da man ja vor allem auch das Bibellesen fördern wollte. Bis heute sind protestantische Länder deshalb noch gebildeter als andere.
dr-esperanto
22.10.2016, 03:52
Jetzt warum sich denn im Islam oder im Hinduismus oder im Buddhismus kein Widerstand gegen das Monopol der Schriftgelehrten gebildet hat - ich würde einfach sagen, dass es dazu eben nicht genügend Leute gab, die lesen und schreiben konnten!
Im Abendland müsste es demnach mehr als anderswo Leute gegeben haben, die lesen und schreiben konnten. Gab es auch definitiv, halt durch das rinascimento/Renaissance in der Toskana bedingt, wo durch Umgehung des jesuanischen Zinsverbotes erheblicher Reichtum und eine Frühform des Kapitalismus geschaffen wurden, was eben die Voraussetzung für die Herausbildung einer mittelständischem Bourgeoisie und eben auch deren Bildung war. Und in den Jahrhunderten vorher war Geld und Bildung schon in den norditalienischen Stadtstaaten wie Mailand vorhanden, die ja auch vor allem durch Handel und Geschäft reich geworden waren.
In Indien sind Revolutionen sowieso unmöglich, da man dort ja an Seelenwanderung glaubt, sodass man lieber tugendhaft lebt, um vielleicht später einmal als Brahmane wiedergeboren zu werden (wo man dann seine Privilegien ja auch auskosten möchte).
...
Voraussetzung hierzu natürlich war, dass man überhaupt lesen konnte, und das ging im Abendland ja bei Laien erst so ab dem 11.Jh. - und schon um diese Zeit gibt es dann auch die ersten Protestanten (Waldenser oder die Patarìa in Mailand). Und so ist es auch kein Zufall, dass die Schulpflicht zuerst in protestantischen Ländern eingeführt wurde, da man ja vor allem auch das Bibellesen fördern wollte. Bis heute sind protestantische Länder deshalb noch gebildeter als andere.
Schade, daß man davon in Deutschland nichts merkt. Das würde den Katholiken im Süden eine Menge Geld sparen, das sie der protestantischen Bildungssuperelite des Nordens für deren Lebensunterhalt bezahlen müssen.
Hrafnaguð
22.10.2016, 16:28
Schade, daß man davon in Deutschland nichts merkt. Das würde den Katholiken im Süden eine Menge Geld sparen, das sie der protestantischen Bildungssuperelite des Nordens für deren Lebensunterhalt bezahlen müssen.
Nun ja, weil da Hirn und Bauch nicht zusammenarbeiten. Gibt nix verkniffeneres als das Protestantentum.
Verkopfter Unsinn und in der jüngsten Geschichte auch noch verschwurbelter Gutmenschenscheiß der sich von der Botschaft
immer mehr und mehr entfernt. Was willste da erwarten?
Smultronstället II.
22.10.2016, 16:39
Schade, daß man davon in Deutschland nichts merkt. Das würde den Katholiken im Süden eine Menge Geld sparen, das sie der protestantischen Bildungssuperelite des Nordens für deren Lebensunterhalt bezahlen müssen.
Nun ja, weil da Hirn und Bauch nicht zusammenarbeiten.
Wirklich Protestantismus gibt es doch in Deutschland gar nicht mehr. Es ist ja gerade so, dass die besonders protestantischen Regionen heute ganz besonders atheistisch/agnostisch/weltlich etc. sind: die Schweiz (zumindest oder gerade der ehemals reformierte Teil, wo da noch was christlich ist doch nur da, wo es nach der Reformation wieder "rekatholisiert" wurde), New England in den USA (die Region, wo die Puritaner so dominant waren), Schweden und eben Norddeutschland. Und Ostdeutschland natürlich, aber das ist natürlich auch wegen der DDR anders geprägt. Also wirklich Protestantismus gibt's da doch kaum mehr. Und Bayern wiederum ist bekanntermaßen das neue Preußen. Oder war es zumindest. Mit Bayern geht's ja genauso bergab wie mit dem Rest der BRD...
Makkabäus
23.10.2016, 19:31
Es scheint jedenfalls, dass nur das sola scriptura Christentum (ich nehme das jetzt mal als Überbegriff) ein relativ knappe, vergleichsweise kurze Sammlung an Schriften hat
Allein die Bibel, alles andere kam für Luther nicht in die Tüte ! Galt auch für seine eigenen Schriften !
Luther kritisierte schon zu Lebzeiten die Fixierung auf seine Schriften und die Vernachlässigung der Bibel: "Gern hätte ich´s gesehen, dass meine Bücher allesamt in Vergessenheit geraten und untergegangen wären.
Und neben anderen Gründen ist einer, dass mir graut vor dem Exempel: Denn ich sehe wohl, was in der Kirche an Nutzen bewirkt ist, wo man angefangen hat, außer und neben der Heiligen Schrift viele Bücher und große Bibliotheken anzusammeln, insbesondere unterschiedslos allerlei Kirchenväter, Konzilsbeschlüsse und Kirchenlehrer aufzustapeln.
Damit ist nicht allein kostbare Zeit und das Studieren in der Schrift versäumt, sondern auch die reine Erkenntnis des göttlichen Wortes schließlich verloren, bis die Bibel unter der Bank im Staube vergessen ist.
Da ich aber doch dem nicht wehren kann, und man gegen meinen Willen meine Bücher durch den Druck (mir zu kleinen Ehren) jetzt sammeln will, muss ich sie die Kosten und Arbeit daran wenden lassen.
Ich tröste mich damit, dass mit der Zeit doch meine Bücher im Staube vergessen bleiben werden" :D
und ALLE anderen Religionen ganze Bibliotheken und mündliche Traditionen usw. haben.
Luther hat dieses ansammeln und die gleichwertige Behandlung der Bibel mit menschlichen Traditionen ungeheuer aufgeregt: "Wir handeln auch nicht davon, was Hieronymus für eine Meinung gebe, sondern was die Schrift für eine Meinung habe".
-"Da bringt man mir wieder des Hieronymus Worte her für die Worte des Jesaja"
-"Ich höre es wohl, dass Hieronymus also sagt, ist es darum wahr ?
Ich handle von Jesaja, der mit hellen, klaren Worten redet, so bringt man mir Hieronymus vor, der doch gar unfleißig, ohne Aufmerken mit der Schrift handelt, wie diejenigen wohl erfahren, die Jesaja oder andere Propheten gern verstehen wollen, wenn sie Hieronymus lesen.
Wo bleibt aber deine Zusage, da wir uns verbunden haben, dass wir wollten mit biblischer Schrift handeln, nicht mit Schriften der Väter oder Menschen" ?
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