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Vollständige Version anzeigen : Bombardierung des Plaza de Mayo Ein Mordversuch wird zum Massaker



Leseratte
10.10.2016, 11:19
Auf die Frage warum jemand einen aussichtslosen Putschversuch unternimmt habe ich keine Antwort gefunden. Nur ein weiteres Beispiel dafür. Bei dem Versuch Peron 1955 wegzuputschen griffen die Militärs wirklich sehr daneben.


Viele Jahre regierte Juan Domingo Perón Argentinien mit starker Hand. Der Widerstand gegen ihn mündete vor 60 Jahren in ein Massaker: Kampfflieger der Marine bombardierten den Platz vor dem Regierungssitz. Doch statt Perón starben Hunderte Passanten.


http://www.deutschlandradiokultur.de/bombardierung-des-plaza-de-mayo-ein-mordversuch-wird-zum.932.de.html?dram:article_id=322714

Also kurz gesagt, dem Volk ging es eigentlich gut.


Argentinien 1955: Seit neun Jahren regiert General Juan Domingo Perón das Land. Er genießt großen Rückhalt in der Arbeiterklasse und unteren Mittelschicht, die von seiner umfassenden Sozialpolitik profitiert haben. Nach seiner Wahl 1946 hatte Perón die Rechte der Arbeiter gestärkt, die Zahl der Rentenempfänger verzwanzigfacht und Sozialleistungen wie das Weihnachtsgeld eingeführt.

Perón vertritt einen dritten Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Er verfolgt eine nationalistische, protektionistische Politik und treibt die Industrialisierung Argentiniens voran. Doch Perón ist auch ein Populist, der autoritär regiert und die Meinungsfreiheit stark einschränkt.

Wer sich mit der Kirche anlegt bekommt Probleme.


Ein Jahr zuvor hat ein erster Putschversuch reaktionärer Militärs stattgefunden. Teile der Opposition befürworten einen gewaltsamen Umsturz. Peróns ursprünglich gutes Verhältnis zur Katholischen Kirche verschlechtert sich allmählich.

"Als Perón 1953 eine nationale politische Schüler-Union ins Leben rief, war das für die Kirche ein Skandal. Und eine Konkurrenz zu ihren eigenen Jugend-Organisationen. Vorbei war es mit der Harmonie zwischen Perón und der Kirche - es begann ein Machtkampf."

Eine Reihe von Priestern übt von der Kanzel aus scharfe Kritik an Peróns Regierung.

Diese reagiert mit Festnahmen einiger Geistlicher und kirchenfeindlichen Maßnahmen wie der Abschaffung des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen.

Assad macht das angeblich seit 5 Jahren.


Am 11. Juni 1955 wird die Fronleichnamsprozession in Buenos Aires zu einer oppositionellen Demonstration mit mehr als 200.000 Teilnehmern."Peróns Bruch mit der Kirche führte dazu, dass sich die gesamte Opposition, auch die nicht-katholische, hinter der Kirche versammelte. Der Fronleichnamszug war ganz klar eine politische Demonstration."

Fünf Tage später, am 16. Juni, fliegen mittags Marinebomber über das Zentrum von Buenos Aires, auf die der Schriftzug "Cristo vence" (Christus siegt) gepinselt ist. Sie bombardieren die Plaza de Mayo, wo sich der Regierungspalast befindet - mit dem Ziel, Perón zu töten. Doch der Präsident kann sich in Sicherheit bringen - stattdessen sterben mehr als dreihundert Passanten, unter ihnen viele Kinder.

"Das hatte es in der Geschichte noch nie gegeben, dass das Militär die eigene Bevölkerung bombardiert", sagt der Dokumentarfilmer Marcelo Goyeneche über die kriminelle Aktion der argentinischen Marine.

Eigentlich hat Christus vor 2000 Jahren verloren, aber dann doch irgendwie gewonnen.

Inwiefern ausländische Mächte im Hintergrund die Fäden zogen habe ich nicht rausfinden können, aber Peron war wohl sehr auf die Souveränität seines Landes bedacht, was vielleicht z. B. Leuten in Amerika nicht paßte. Am Ende war der Putsch doch erfolgreich.


Nach der Bombardierung zündeten Perón-Anhänger Kirchen an

Dieser Teil der Streitkräfte wollte Perón seit langem stürzen und nutzte den aufgeheizten Moment des Konflikts zwischen Regierung und Kirche für den Mordversuch, der zu einem Massaker an Zivilisten wurde. Nach dem Bombardement zündeten aufgebrachte Perón-Anhänger katholische Gotteshäuser an.

"Perón war nach der Bombardierung der Plaza de Mayo sehr geschwächt. Nach dem Kirchenbrand rief er zur Versöhnung auf. Er versuchte eine politische Öffnung, indem er den Oppositionsparteien gestattete, sich im Nationalradio zu äußern."

Doch nach zwei Monaten kehrte Perón zu einem konfrontativen Diskurs zurück. Am 16. September 1955 putschten argentinische Militärs erneut gegen den Präsidenten - diesmal wurde er gestürzt und floh ins Exil. Für die nächsten fast drei Jahre herrschte eine repressive Militärdiktatur in Argentinien, unter der die politische Bewegung des Peronismus' verboten wurde.

Merkelraute
25.10.2016, 10:09
Interessante Zusammenstellung. Ich habe woanders gelesen, daß Peron "die Verstaatlichung eines Teils der Wirtschaft" (wikipedia) Anfang der 50er Jahre vorangetrieben hat. Da macht man sich natürlich keine Freunde, wenn man Sozialismus betreibt. Dazu noch weitere Repressalien gegen Katholiken, zeigen, daß der Mann mit dem Feuer spielte.

Rikimer
25.10.2016, 17:04
Interessant. Welche katholischen Kirchenfuehrer hatten damals in Argentinien und Lateinamerika das Sagen, welche den Konflikt anheizten?

Hrafnaguð
25.10.2016, 18:10
Peron war mir ehrlich gesagt bislang fast unbekannt.
Nach dem was ich jetzt schnell überflogen habe, wohl eine Art Faschist mit ausgeprägten sozialen Touch.
War wohl nicht verkehrt der Mann.

Don
25.10.2016, 20:09
Peron war mir ehrlich gesagt bislang fast unbekannt.
Nach dem was ich jetzt schnell überflogen habe, wohl eine Art Faschist mit ausgeprägten sozialen Touch.
War wohl nicht verkehrt der Mann.

Jeder kennt zumindest seine Frau.

https://www.youtube.com/watch?v=sfRvliXdAL4

MorganLeFay
25.10.2016, 20:12
Dammit, Don war schneller.