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Vollständige Version anzeigen : Indoeuropäische Ursprache und die Gemeinsamkeiten der Folgesprachen



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dr-esperanto
04.12.2016, 06:03
Schöne Gleichung
altind. nitarâm = dt. nieder
(^ bezeichnet die Länge des Vokals, hier also langes /a/, betont ist hier das /i/ von nítarâm)
*(h1)ni 'unten' ist Lokativ (an der Endung -i 'bei, an, in' zu erkennen) von *h1n- 'in, an, bei, jede Nähe', bedeutet also ursprünglich 'in der Nähe'

dr-esperanto
04.12.2016, 06:31
steche = στίζω/stízô = idg. *stigiô
Wurzel *ti 'klein, spitz, fein', expressiv (mit hellem, "spitzen", schrillen /i/) wie brasilian. titica 'kleines Stück Kot, Dreck'

dr-esperanto
04.12.2016, 07:18
Heute gibt es mal wieder ein Originalwort des Buddha (Dhammapâda 80):

ÚDAKAM HI NAYÁNTI NÉTTIKÂ
‚Das Wasser nämlich lenken die Brunnenbauer‘
USUKÂRÂ NAMAYÁNTI TÉJANAM
‚die Pfeilschmiede biegen den Pfeil‘
DÂRUM NAMAYÁNTI TÁCCHAKÂ
‚das Holz biegen die Zimmerleute‘
ATTÂNAM DAMAYÁNTI PÁNDITÂ
‚sich selbst (aber) zähmen die Weisen.‘

UDAKAM ‚Wasser‘: Wurzel *wd/*ud- ‚stoß-, hervorstoß-, quell-‘ + *-okom = dt. -ig ‚-artig, -ähnlich, -(o)id‘ (lat. -icum), also eng verwandt mit dt. Wasser < idg. *wedôr/uedôr (Gen. udnés) ‚das Hervorquellende, HerAUSstoßende‘, von der Wurzel *ud- ‚herAUS‘ nämlich auch dt. aus (norddt. ût, engl. out), poln. wy- ‚heraus-‘ < nachidg. *ûd, lat. usque (frz. jusque < *de-usque) ‚bis …hin‘ („bis (dort) hinaus“) aus *uds-*kwe ‚wie weit hinaus auch immer‘ (*kwe < lat. -que ‚und, auch, auch immer, irgend-‘)
HI ‚nämlich‘ wieder das -chi in griech. ochi ‚nicht doch, nein‘ oder das slavische angehängte -że ‚nun, doch, aber, nämlich‘, idg. *ĝhi, das ähnlich wie *ki eigentlich ‚dies‘ bedeutet (wie in Cisjordanien ‚diesseits des Jordan‘, vgl. auch das fragende *kwi? ‚wer; was?‘)
NAY-ANTI ‚(sie) lenk-en, leit-en‘ von der Wurzel *(h1)ni-/(h1)ny- (/y/ wie unser /j/ in Jäger) ‚hin, hinein‘, y/i-Erweiterung (Suffigierung) von *h1(e)n- = dt., lat. in, griech. en ‚in‘. Die Endung -anti für ‚sie (pl.)‘ aus idg. *-enti, wo *-nt- Kollektiva bezeichnet wie in poln. dziecienta ‚Kinder (pl.)‘, vgl. auch bair. (sie ) lenkand, leitand und schwäb. (sie) lenked, leited ‚sie lenken, leiten‘
NETTIKÂ ‚Brunnenbauer (pl.)‘ wäre indogermanisch *neitrikôs ‚Leiter, Lenker‘ gewesen, wieder mit der *-iko-Endung = dt. ‚-ig‘, *neitrom ‚Leitung‘ wieder von *n(e)i- ‚lenk-, leit-‘ + *-tr- ‚-mittel‘
USU-KÂRÂ ‚Pfeil-Macher‘, im Sanskrit noch ishukârâs; usu/ishu ‚Pfeil‘ von Wurzel ish- ‚schick-, send-, werf-‘ < idg. *is- wie in Isar = Isère (*Isarâ ‚die Fluterin‘), s-Erweiterung von *i- (h1i-) ‚beweg-, schick-‘ wie in lat. i(re) ‚geh(en)‘ und poln. iść ‚gehen‘ = russ. idtí; kârah/kâras ‚machend, Macher‘ zu Karma(n) ‚Taten des Lebens‘, idg. *kwr- ‚mach-, änder- („zu etwas mach-")‘
NAMAYANTI ‚(sie) biegen‘ Sonderbedeutung von ‚lenken, in eine bestimmte Richtung leiten‘
TEJANAM (TEDSCHANAM) ‚Pfeil‘ sozusagen „idg.“ *teigonom ‚Spitze‘, Wurzel *(s)ti-g- ‚spitz, STECH-‘, vgl. Tigris ‚pfeilschneller Strom‘
DÂRUM ‚Holz‘ aus idg. *dêrum ‚Spaltholz, Gespaltenes‘ von der Wurzel *dr- ‚reiß-, spalt-, DReh-, jede heftige Bewegung‘, vgl. besonders russ. drat‘ ‚reißen‘ und dérevo ‚Baum; Holz‘ (poln. drzewo, Dresden bedeutet im Slavischen ‚die Waldleute‘) aus *deruom (*derwom), engl. tree
TÁCCHAKÂ (TATTSCHAKÂ) mit Betonung auf dem ersten /a/ ‚Zimmerer, Zimmerleute‘ entspräche einem altindischen *takshakâh (*takshakâs) von der Wurzel taksh- ‚kunstvoll verarbeit-‘ < idg. *tḱ-s- wie in lat. téxere ‚weben‘ (Textilien, frz. tisser, Teyssier ‚Weber‘, portug. Teixeira ‚Weberin‘), griech. Technik und dt. Dechsel ‚Queraxt‘ („idg.“ *teḱselâ, *teḱseleh2), Urwurzel *tḱ- eigentlich wie frz. TOC-TOC ‚klopf-klopf > hämmer-‘; /*ḱ/ bezeichnet das palatalisierte /k/ wie im Russischen und Polnischen, wo man ja [kjino/kchino] 'Kino' und [Katschünskchi] sagt, Palatalisierung bedeutet Jotierung, das heißt, das ein /j/- bis /ch/-artiger Laut gleichzeitig mitgesprochen wird (/ch/ wie in dt. ich)
ATTÂNAM ‚sich selbst‘ fußt auf sanskrit. âtman ‚Seele, Selbst, Inneres, Wesen‘ = dt. Odem, Atem ‚Seelenhauch, Lebensgeist‘ (verwandt mit lat. et ‚und, darüberhinAUS‘ von idg. *h1eti, da eigentlich das Einziehen bzw. AUSstoßen der Luft bezeichnend)
DAMAYANTI ‚(sie) zähmen‘ genaue Gleichung: engl. (I) tame = lat. domô = zähme = altind. dámayami – also natürlich zu lat. domus ‚Haus‘ (domestizieren), da die Wildtiere häuslich gemacht werden müssen
PÁNDITÂ ‚die Weisen‘ verkanntes sanskritisches prajñitâs von pra-jña- *pro-*ĝno- ‚progno(s-), erKENN-‘ + idg. *-i- + *-tôs, dem Plural von *-tos (sodass der Pundit, pandit(a) ein lateinischer *prógnitus und ein indogermanischer *proĝnitos wäre, d.h. ein Erkenner)

dr-esperanto
05.12.2016, 04:19
Lustig:
lat. veho 'transportiere'*) = dt. (be-)wege = alban. vjedh 'stehle, entwende'
= idg. *ṷeĝhô(mi) = altind. váhami 'bewege'
ferner ab griech. ὀχέω/ochéô 'fahre etwas aus' (= idg. *woĝheiô)


________________
*) woher die vectura 'Gefährt' > frz. voiture und das Vehikel (vehículum) < *weĝhitlom wieder mit *-tl-/*-tr- '-gerät'

dr-esperanto
05.12.2016, 05:26
lat. flavus 'blond'*) = dt. blau
vom indogermanischen *bhlôwos (*bhleh3wos) 'leuchtend, hell' (Wurzel *bhl- 'dick, schwell-; ausdehn- > strahl-, tön-')

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*) Flavia 'die Blonde'

dr-esperanto
05.12.2016, 07:25
Pers. gadâ(h) 'Bettler' entspräche genau einem deutschen *bittig und einem indogermanischen *gwhedhokos von der Wurzel *gwh(e)dh-> bitt-

derNeue
05.12.2016, 07:55
Wann teilte sich die Sprache? Die meisten Forscher gehen von einer Sprachtrennung nicht vor 3400 v. Chr. aus.

Es wäre interessant die Gemeinsamkeiten der Folgesprachen zu kennen.Ich habe erstes Beispiel.

Die Mücke (althochdeutsch mugga, mucca) , auf slawisch/russisch "Mucha"-Fliege. Ein indoeuropäisches Wort.

Bitte benutze doch den historisch und sachlich richtigen Begriff "indogermanisch".

dr-esperanto
07.12.2016, 05:01
dt. schütte*) = lat. quatio**) 'schüttele, erschüttere'
(frz. casser ‚zerbrechen, erschüttern‘ aus quassare < *quatsare, woher das Kassationsgericht, das vorherige Urteile kassiert, d.h. bricht und für ungültig erklärt)

_________
*) nämlich *skṷh1tiô
**) nämlich *kṷh1tiô
Wurzel wieder *ku für tiefe, hohle Töne und daher auch Rundungen, Höhlungen und Hohlräume - daher allgemein für 'rund' und 'dreh-', daher weiter 'beweg-' oder auch 'erschütter-' und 'schüttel-' und 'schütt-' (was Umdrehen erfordert) wie hier.

dr-esperanto
07.12.2016, 05:46
Sehr interessant ist natürlich die Etymologie (Herkunft) der Zahlwörter

*oinos '1'
unus = ein = altind. ena-
Wurzel *i 'dies-, er'

dr-esperanto
07.12.2016, 05:53
*dwoh1 '2'
lat. duo = zwo = two = poln. dwa
Wurzel *du- (*dw-) 'spalt-, auseinander- > in zwei, entwei'
vgl. daneben die Wurzeln *dhu- 'stoß-, entzweischlag-' und *tu- 'stoß- > hervorstoß-, wachs-' wie in Tumor 'Schwellung'

dr-esperanto
07.12.2016, 05:56
*treies '3'
lat. tres = drei = poln. trzy = russ. tri
Mein Vorschlag wäre Wurzel *tr- 'DReh- > rund, Kreis (aus drei Personen)' (*tr- ahmt den Laut des Drillens und Bohrens nach)

dr-esperanto
07.12.2016, 05:58
*kwetuôr '4'
quatuor = got. fidwor = vier = poln. cztery
Gehört doch offensichtlich zum eben erwähnten lat. quatio 'erschüttere', dt. schütte 'werfe', also zu 'Würfel' (der geworfen wird)

dr-esperanto
07.12.2016, 06:01
*penkwe '5'
griech. penta = quinque = fünf (russ. pyat' weiter ab: *penkwtis 'Fünfheit, Fünfer')
Offensichtlich zu *(s)pn- 'SPANN-', bezogen auf die gespannte Faust (mit ihren fünf FINGern, wobei FING- wiederum von *penkw- natürlich)

dr-esperanto
07.12.2016, 06:04
*(s)weks '6'
lat. sex = sechs = hexa (russ. schest' weiter ab: *sekstis 'Sechsheit, Sechser')
könnte zu *swk- 'umdreh-' (Urwurzel *su- 'dreh-') gehören, da beim Zählen der Sechs die Hand gewechselt werden muss (es scheint Parallelen zu diesem Benennungsmotiv auch in nichtindogermanischen Sprachstämmen zu geben, werde diese vielleicht später nachreichen)

dr-esperanto
07.12.2016, 06:06
*septm '7'
septem = sieben = poln. siedem
könnte von der Wurzel *sp- 'heg- und pfleg-, mahn-, warn-' kommen: der berühmte mahnende Zeigefinger...

dr-esperanto
07.12.2016, 06:10
*h3eḱteh3 '8'
octo = acht (poln. osiem nach siedem umgebildet)
Indogermanischer Dual (Zweizahl) 'die beiden Spitzen', gemeint sind die zwei mal vier Fingereinheiten (also die Finger ohne die Daumen), die, beim Zählen hingehalten, wie zwei Spitzen aussehen.
Wurzel *h3ḱ- 'spitz' wie in dt. Ecke und lat. acutus

dr-esperanto
07.12.2016, 06:16
*neun '9'
novem = neun (russ. devyat' ferner ab: *newntis 'Neunheit, Neuner' mit sogenannter dissimilatorischer, d.h. entähnlichender Ersetzung des ersten /n/ durch /d/, da zwei /n/ in einem Wort für die russische Zunge eines zuviel waren)
Eigentliche 'die Neue (Zahl)', da man ursprünglich ja nur bis 8 zählte (ohne Zählung der Daumen wie gesagt) und man wieder neu anfangen musste zu zählte
Wurzel *nu- (*nw-) 'neu'

dr-esperanto
07.12.2016, 06:18
*deḱm '10'
griech. deka = lat. decem = zehn = ten
Eigentlich 'Zweihändevoll, zwei Griffe' von der Wurzel *dḱ- 'TAKE, nehm-, greif-, pack-'

dr-esperanto
10.12.2016, 03:58
lat. tango 'berühre' (Tangente 'die Kurve berührende Gerade') = engl. take 'nehme, fasse, greife' = idg. *ta(n)gô
Idg. *th2g-, Urwurzel also *th2- 'TOCTOC! tropf- > abtropf-, schwind-, weg > wegnehm-'

dr-esperanto
11.12.2016, 05:22
dt. Teil = bulgar. dyal = poln. dział = russ. (veraltet) del aus idg. *dh2i̭los (*dhailos)
Daneben muss es im Slavischen ein Femininum *dhailis > *dêlis > *dêl' 'Teil, Anteil' gegeben haben, wovon der Instrumental(fall) dêlya, altpoln. dziela 'als Anteil von > für, zugunsten von' die Vollform der Schnellsprechform ("Allegroform") dlya, dla 'für' bildete: poln. dla Boga i Ojczyzny 'für Gott und Vaterland', (d)laboga! '(tu es) für Gott: (tu es) um Gottes willen! oh Gott oh Gott!'

dr-esperanto
11.12.2016, 05:32
lat. quatio = dt. hotte 'erschüttere' = idg. *kwh1tiô
wie in holländ. Hott(en)totten (aus *Hott-Hotten) 'Buschmänner, Khoisan, Khoi & San', benannt nach ihrem martialischen Kriegstanz und auch den vielen deutschen Hottenbächen, Haddenbächen, die springende, hüpfende Bäche bezeichnen.

dr-esperanto
11.12.2016, 07:36
Heute analysieren wir mal einen NEPALESISCHEN Satz:

YO KALAM HO 'Dies ist ein Stift'

YO 'dieser' aus dem altindischen YAH (YAS) 'dieser': idg. *ios, Wurzel *i 'dies-', vgl. lat. is 'dieser'
KALAM 'Schreibstift' aus dem arabischen QALAM < griech. kálamos 'Schreibrohr, Rohrstock' = dt. Halm, Wurzel *kl- 'dreh-, rund'
HO 'ist' aus altind. bhávati 'ist, west' = idg. *bheweti von der lautmalenden Wurzel *bhu-/*bhw- '(mit dicken Backen) aufblas- > dick, geschwollen, aufgeblasen > wachsen, großwerden, dick und fett werden > wachsen, werden > sein' (vgl. lat. fuit '(er) war' > frz. fut, griech. PHYsik 'Seinslehre (Naturlehre)', russ. byt' 'sein', engl. be, dt. bin)

Pillefiz
11.12.2016, 08:23
Seitenlang nur noch c&p ohne Diskussion, dann kann hier wohl zu