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Vollständige Version anzeigen : Unwiederbringbar verloren! - Seelenschmerz!!



autochthon
25.04.2016, 20:26
Ich mache hier jetzt einfach mal einen Strang auf, über ein Thema welches mich umtreibt.

Ich sitze in diesen Tagen vor mein Läppi und lese etliche Berichte und bin gar nicht bei der Sache.
Ich denke z.zt. sehr viel an meinen verstorbenen Vater (Jahrgang 1914) und sehe ihn im Geiste in seiner Wohnung in seinem Sessel sitzen wie er immer wieder mal in einem ganz bestimmten Buch liest.

das Buch war ein ziemlich dicker Schinken mit einem schwarzen Einband. Der Titel prangte in weissen Lettern auf der Vorderseite.

Hitlers Tischgespräche.

Mein Vater war ein Veteran und als ich noch ein Kind war, sagte er zu mir: "Hier steht drin wie es wirklich war."

Er erzählte wieder und wieder aus dieser Zeit und ich hörte nicht hin. Ich hatte zu dieser Zeit noch kein Interesse an dieser Epoche und seinen Erlebnissen.
Er starb vor 16 Jahren und meine Mutter schmiss dieses Buch Jahre später in den Müll, bevor ich es an mich nehmen konnte. Damit hätte ich nie gerechnet. Meiner Mutter bedeuteten noch nie materielle Werte irgendetwas.
Alles was mir von meinem Vater blieb, sind einige verblichene Fotos. Ich denke oft an dieses Buch und wie gerne ich lesen möchte, was er einst las. Ich möchte es der Haptik wegen in meinen Händen halten und daran riechen.

Wie gern hätte ich dieses Buch besessen. Dieses Buch, was ihm zu Lebzeiten so viel bedeutete.

Gibt es auch etwas in eurem(!?) Leben, das euch einst so viel bedeutete und das euch abhanden kam???

Irgendein Erinnerungsstück? Oder ein Mensch?

Schlummifix
25.04.2016, 20:33
Das ist doch ein ganz bekanntes Buch...kaufe es dir einfach.

http://ecx.images-amazon.com/images/I/41X96qasi6L._AA160_.jpg

http://ecx.images-amazon.com/images/I/517v62OpsLL._AA160_.jpg

kiwi
25.04.2016, 20:34
Am Donnerstag den 28.4. 2016 genau vor 28 Jahren an einem Donnerstag hat sich mein Leben total verändert- manchmal bin ich traurig- manchmal bin ich froh dass es so gekommen ist. Heute bin ich nachdenklich

autochthon
25.04.2016, 20:36
Das ist doch ein ganz bekanntes Buch...kaufe es dir einfach.

http://ecx.images-amazon.com/images/I/41X96qasi6L._AA160_.jpg

Danke. Aber darum geht es mir nicht.

Das Original ist verloren. Das Buch , welches meinem Vater gehörte und in welchem er wieder und wieder las.
Es hatte auch ein ganz anderes Cover. Er muss es in den 70-ern erworben haben.

Der Nachdruck bedeutet mir nichts. Es geht hier um ideelle Werte.

Hrafnaguð
25.04.2016, 20:37
Diesen September werde ich sechs Jahre verwitwet sein. Die ersten beiden Jahre waren schlimm.
Da wäre ich fast hinterher. Hab das nur schwer verkraftet.

autochthon
25.04.2016, 20:37
Am Donnerstag den 28.4. 2016 genau vor 28 Jahren an einem Donnerstag hat sich mein Leben total verändert- manchmal bin ich traurig- manchmal bin ich froh dass es so gekommen ist. Heute bin ich nachdenklich

Was ist passiert?

Schopenhauer
25.04.2016, 20:47
Danke. Aber darum geht es mir nicht.

Das Original ist verloren. Das Buch , welches meinem Vater gehörte und in welchem er wieder und wieder las.
Es hatte auch ein ganz anderes Cover. Er muss es in den 70-ern erworben haben.

Der Nachdruck bedeutet mir nichts. Es geht hier um ideelle Werte.

Ich verstehe es. Es geht darum, daß er es in den Händen hielt und somit eine Verbindung zu ihm bestehen würde, wenn Du es hättest...

autochthon
25.04.2016, 20:50
Ich verstehe es. Es geht darum, daß er es in den Händen hielt und somit eine Verbindung zu ihm bestehen würde, wenn Du es hättest...

Ja. Das ist es. Derer Dinge gab es einige.

Hätte ich es ahnen können, hätte ich verschiedene Dinge rechtzeitig an mich genommen.

Ich weiß - "HätteHätte"...

Dornröschen
25.04.2016, 20:50
Ich habe im September 2015 endgültig den Glauben an die Menschheit verloren. Das macht mich traurig, daß Vertrauen ist für immer weg.

Sonsee
25.04.2016, 20:52
Heute vor 10 Jahren ist meine Mutter gestorben. Ich erinnere mich an diesen Telefonanruf, als wenn es gestern war. Na ja und jedes Jahr denk ich daran.

Kater
25.04.2016, 21:06
Diesen September werde ich sechs Jahre verwitwet sein. Die ersten beiden Jahre waren schlimm.
Da wäre ich fast hinterher. Hab das nur schwer verkraftet.

Oh ja, das kann ich dir nachfühlen! Wenn mein Schätzchen dahinscheiden würde und ich bliebe zurück - ich wüsste auch nicht, wie ich das verkraften würde oder wie lange es dauert, bis endlich wieder Licht am Horizont wäre.

autochthon
25.04.2016, 21:14
Oh ja, das kann ich dir nachfühlen! Wenn mein Schätzchen dahinscheiden würde und ich bliebe zurück - ich wüsste auch nicht, wie ich das verkraften würde oder wie lange es dauert, bis endlich wieder Licht am Horizont wäre.

Das hatte ich zum Glück nie. Oder - werde es wohl auch nie haben-/verlieren.

Es gibt allerdings auch in dieser Richtung etwas, das mir anscheinend ewig nachschleicht.
Es geht um eine profane Trennung. Ich hatte nach 10 Jahren die ganze Kiste an die Wand gefahren und wollte ihr eigentlich bis heute irgendwann einmal meine Motive erklären.

Affenpriester
25.04.2016, 22:05
Gibt immer Dinge ... das fröhliche Gesicht meiner Mutter beim Essen und ihr Satz "Das Leben kann so schön sein.". Das verblasst erstmal alles, wenn du ihr hilflos beim Sterben zusehen musst. Dinge brauchen Zeit.
Materielle Dinge sind es komischerweise nicht mehr so ... ich musste zu viel davon abgeben oder zerstampfen, um zu dem Denken zu kommen. Aber ich kann das nachvollziehen.

MorganLeFay
25.04.2016, 22:16
...

Gibt es auch etwas in eurem(!?) Leben, das euch einst so viel bedeutete und das euch abhanden kam???

Irgendein Erinnerungsstück? Oder ein Mensch?





Ja. Einige Sachen, und Menschen sowieso.

Ich erzaehl mal ein bisschen, es werden genuegend Leute lachen und Morgan fuer bescheuert halten, aber Dein Thema finde ich schoen.

Meine Mutter hatte eine Bratpfanne, die ich vermisse. Klingt sehr albern, weiss ich.

Ich habe meine gefuehlte halbe Jugend damit verbracht, meiner Mutter (1949-2006) beim Kochen zuzugucken. Ich wuerde ketzerisch behaupten, meine Mutter war kein ganz grossartiger Koch vor dem Herren, aber ein doch ziemlich guter, und vor allem ein begeisterter. Hat immer neue Sachen ausprobiert, und die bewaehrten wirklich gut gekonnt (Schweinebraten, Spargelsuppe, Gruenkohl, sowas halt). War viele Jahre in einem Kochclub, der aus vier Ehepaaren oder so bestand, und hat immer zu ihrem Geburtstag ein ein Riesen-Gruehnkohl-essen fuer 20+ Leute veranstaltet. Uberdurchschnittlicher Hobbykoch, so die Ecke.

Ich weiss nicht, was ich gemacht habe, als ich kleiner war, aber eine dominante Erinnerung ist, dass ich ab einem gewissen Alter (oder einer gewissen Laenge) neben dem Herd auf der Arbeitsplatte sass und ihr stundenlang beim Kochen zugeguckt habe. Ich habe gelernt, wie man Sossen andickt (und welche Methode fuer welche Sosse) und abschmeckt, wie man verlorene Eier macht, solche basics und eigentlich einfach nur generell zugeguckt und mit ihr geredet.

Seltener habe ich geholfen (schnippeln und so), aber eher wenig, weil meine Mutter ein furchtbarer Alleinherrscher und Diktator in der Kueche war. Sie war grossartig zum Reden, wenn man in seiner Ecke auf der Arbeitsplatte sass (bei der Kaffeemaschine), aber wenn man helfen wollte, war die einzige Kommunikation ein sehr harsches Bellen -- also lieber aus dem Weg bleiben und zugucken.

Nun kocht man nicht wirklich viel, wenn man das erste Mal zuhause auszieht. Ich jedenfalls nicht, ich war Student und hab mein Geld lieber fuer wichtiger Sachen ausgegeben als Zutaten -- Buecher und Bier und Konzerte, wie jeder. Und so weiter und so fort; richtig angefangen zu kochen habe ich eigentlich erst, als ein richtiges Einkommen da war. Und da ging meine Mutter mit recht strammen Schritten aufs Ende zu.

Langer Rede, kurzer Sinn. Meine Mutter hatte eine winzige Bratpfanne.

Die wurde hauptsaechlich zum Schmelzen von Butter benutzt, und wenn man Paniermehl anfrittierte (in Butter), um es ueber Gemuese zu tun.
Vielleicht 15cm Durchmesser (max), gusseisern, Milka-lila, mit einem unverschaemt langen Griff.

Als meine Mutter starb, war ich weit weg und hatte gerade erst angefangen, wirklich selber zu kochen (s.o.). Insofern war die kleine Pfanne nicht wirklich auf meinem Radar.

Mein Vater verkaufte ein paar Jahre spaeter das Haus und es wurde gemeinschaftlich sortiert und ausgemistet, aber die Pfanne war immer noch nicht auf meinem Radar.

Und jetzt ist sie weg.

Und ich haette so gerne die kleine quietsch-lila Pfanne. Nicht, weil ich sie brauche, ich habe mehr als genug, in allen Groessen und Materialien. Aber ich haette so gerne die eine Pfanne.

Und jetzt trinke ich ein Glass Wein und weine ein wenig.

Schoener Strang.

Gärtner
25.04.2016, 23:53
(...)
Ich erzähl auch gleich so eine Geschichte, dauert aber noch einen Augenblick...

MorganLeFay
25.04.2016, 23:55
Ich bin hier. Und heule, wenn ich an meinen Frottee-Teddybaeren denke. Aber das ist eine andere Geschichte. Nicht minder herzzerreissend fuer mich, aber eine andere Geschichte.

Und lenkt mich von der bloeden Bratpfanne ab.

Gärtner
26.04.2016, 10:32
(...)

Manche Dinge sind unwiderbringlich hin, so wie das Internat, in dem ich fünf Jahre verbracht habe und dem ich in Haßliebe verbunden geblieben bin. Doch die Schule wurde später geschlossen und alle Gebäude um die Jahrtausendwende abgerissen. Nur noch eine grüne Hügelkuppe ist geblieben, nichts erinnert mehr an den Bau und die Menschen, die dort gelebt gaben.


Anderes dagegen kehrt manchmal wieder. Dazu eine Geschichte:

Mein Großvater war ein preußischer Offizier, kämpfte im 1. Weltkrieg und im 2. auch und überlebte beide Ereignisse unversehrt und ordenbedeckt. 1945 mußte die Familie auf Einladung der Russen das Gut in der hinterpommerschen Heimat verlassen, während er in amerikanischer Gefangenschaft saß. Dann, entlassen, der Heimat und aller Herrlichkeiten des einstigen Adelslebens beraubt (das vor allem in harter landwirtschaftlicher Arbet bestand), fing er ganz von unten wieder an. Er trug "Wild und Hund" aus, bastelte aus bemalten Tannenzapfen Weihnachtsmänner zum Verkauf und tat und ertrug auch sonst viele Dinge, die den einstigen Generalstabsoffizier hart angekommen sein müssen.

Aber nie, nicht ein einziges Mal, habe ich von ihm auch nur ein Wort der Klage gehört, nicht über den Verlust der Heimat, nicht über die im Kriege gebliebenen zwei Söhne. Er biß die Zähne zusammen und tat seine Pflicht und schuf seiner Frau und seinen drei überlebenden Kindern im rheinischen Westen, wohin sie die Flucht schlußendlich verschlagen hattte, ein neues Zuhause. 1952 konnte er schon wieder ein Haus kaufen, zehn Jahre später folgte ein zweites, größer noch als das vorherige.

Er war ein einfacher Mann; einfach in dem Sinne, daß er keinen Sinn für intellektuelles Origami oder den Weltschmerz wohlstandsverwöhnter Berufssöhne besaß. Auch blieb ihm deshalb der im Rheinland übliche Gefühlsüberschwang immer rätselhaft; der lauten Deklamation zog er immer die stille, aber anhaltende Freude vor.

Zuverlässigkeit, Treue, Ehre, Loyalität, von großer Sparsamkeit und noch größerer Großzügigkeit, so war ihm einer, wenn nicht der wichtigste Leiststern in seinem Leben neben dem christlichen Glauben die Gestalt des Alten Fritzen. Der Preußenkönig war ihm sein ganzes Leben lang ein verehrtes Vorbild, auch mein Großvater lebte immer nach dem Motto "mehr sein als scheinen".

Zu seinem 90. Geburtstag schenkte ich ihm zwei Bücher, die Friedrich der Große geschrieben hatte, die "Geschichte meiner Zeit" und die "Geschichte des Hauses Hohenzollern". Er war davon seltsam gerührt. "Die anderen", meinte er betrübt in einem Moment, in dem wir allein miteinander waren, "die anderen schenken mir nur noch Freßkörbe und Getränke, weil sie glauben, längerfristige Investitionen lohnen sich bei mir jetzt nicht mehr".

Auf seinem Schreibtisch stand eine kleine Figur, die Nachbildung eines Denkmals für den großen Preußenkönig, beinah das einzige sichtbare Zeichen für dessen Verehrung. Und als mein Großvater ans Sterben kam, da wollte ich von ihm zur Erinnerung nichts als ebenjene kleine Statuette des Alten Fritzen. Denn, wie ich gestehen muß, auch ich hege eine unbefangene Bewunderung für den großen König, und die Figur hätte dem genauso Ausdruck verleihen wie sie mich auch als bleibendes Andenken an meinen Großvater durchs Leben begleiten können.

Doch des Großvaters Sohn und zugleich mein Onkel nahm die kleine, wohl um 1900 aus Gußeisen gefertigte Figur an sich und erklärte mir kühl, die sei nicht für mich bestimmt, ich hätte zu warten. Und all die Jahre wurmte mich das und machte mich traurig, daß der Onkel, hochvermögend und Stütze der Gesellschaft, sich hier so kleinlich zeigte und Großvaters Figur an sich nahm - nicht, auf daß sie etwa seinen Schreibtisch ziere, sondern nur sein Eigentum sei.

Und nun, 32 Jahre später, nachdem sich auch der Onkel zu seinen Vätern versammelt hat, bin ich zur Tante, seiner Witwe, gegangen und habe ihr die Geschichte erzählt. Und sie wunderte sich und meinte, das verstehe sie nicht, daß der Onkel - ihr Mann - mir dieses mir so teure Erinnerungsstück so lange vorenthalten habe. Und gab mir die Statue zu meiner großen Freude. Jetzt steht der Alte Fritz, gußeisern und bis heute unbeschädigt, auf meinem Schreibtisch, um mir Tugenden des Menschen genauso wie seine Fehlerhaftgkeiten im Gedächtnis zu halten.


http://fs5.directupload.net/images/160426/wd7tnfp8.jpg

Pillefiz
26.04.2016, 10:53
was für ein schöner Strang!!!

Ich vermisse auch etwas, eigentlich zwei Dinge. Zum einen meinen Teddy. Den bekam ich zu meiner Geburt geschenk und habe ihn heiss und innig geliebt. Er war so abgeknuddelt, dass meine Oma ihm schon mal die Hände und Füsse neu bezogen hatte. Diesen Bären habe ich sogar vor meinen Kindern versteckt. Und dann ging er bei einem Umzug verloren.
Ich hab ihm Jahre hinterher getrauert, bis mein Mann sagte, wir gucken mal, ob wir so einen wieder finden. Wir waren in vielen Geschäften, meinen Bären suchen, aber keiner hatte das richtige Gesicht. Er hatte irgendwie besondere Augen, die freundlich und böse guckten, je nach dem, wie man das Fell kämmte.
Mehr um meinem Mann einen Gefallen zu tun, habe ich mich dann für einen Ersatzären entschieden, der jetzt in der Ecke steht und mich an meinen alten Tommi erinnert. Aber es ist nicht mein Bär.

Dieser hier war es, doch auch wenn ich das Geld hätte, ihn kaufen zu können (Schätzwert 2400€), wäre es doch nicht der Richtige

http://fs5.directupload.net/images/160426/a3ie6nvb.jpg (http://www.directupload.net)

Schopenhauer
26.04.2016, 11:09
was für ein schöner Strang!!!

Ich vermisse auch etwas, eigentlich zwei Dinge. Zum einen meinen Teddy. Den bekam ich zu meiner Geburt geschenk und habe ihn heiss und innig geliebt. Er war so abgeknuddelt, dass meine Oma ihm schon mal die Hände und Füsse neu bezogen hatte. Diesen Bären habe ich sogar vor meinen Kindern versteckt. Und dann ging er bei einem Umzug verloren.
Ich hab ihm Jahre hinterher getrauert, bis mein Mann sagte, wir gucken mal, ob wir so einen wieder finden. Wir waren in vielen Geschäften, meinen Bären suchen, aber keiner hatte das richtige Gesicht. Er hatte irgendwie besondere Augen, die freundlich und böse guckten, je nach dem, wie man das Fell kämmte.
Mehr um meinem Mann einen Gefallen zu tun, habe ich mich dann für einen Ersatzären entschieden, der jetzt in der Ecke steht und mich an meinen alten Tommi erinnert. Aber es ist nicht mein Bär.

Dieser hier war es, doch auch wenn ich das Geld hätte, ihn kaufen zu können (Schätzwert 2400€), wäre es doch nicht der Richtige

http://fs5.directupload.net/images/160426/a3ie6nvb.jpg (http://www.directupload.net)

Wunderschön!:)

Ich habe auch einen Teddy zu meiner Geburt bekommen. Von dem Chef meines Vaters...Sobald ich alt genug war trug ich ihn mit rum. Ich habe ihn als Erwachsene zu einem Puppendoktor gebracht, der ihn gründlich überholte. Er war total mit Penaten Creme verschmiert, weil ich ihn immer "wickelte" als meine Mutter meine Zwillingsbrüder wickelte. Durch Umzüge ist er verschütt..ich habe eine Vermutung wo er sein könnte. Eine meiner Töchter schenkt mir zu jedem Anlass einen neuen Teddy...aber mein alter Teddy ist hier irgendwo in den Kisten im Keller...manchmal denke ich daran endlich mal meine Kisten auszuräumen...denn die neuen Teddys sind ja nicht "Er".

Pillefiz
26.04.2016, 11:17
Wunderschön!:)

Ich habe auch einen Teddy zu meiner Geburt bekommen. Von dem Chef meines Vaters...Sobald ich alt genug war trug ich ihn mit rum. Ich habe ihn als Erwachsene zu einem Puppendoktor gebracht, der ihn gründlich überholte. Er war total mit Penaten Creme verschmiert, weil ich ihn immer "wickelte" als meine Mutter meine Zwillingsbrüder wickelte. Durch Umzüge ist er verschütt..ich habe eine Vermutung wo er sein könnte. Eine meiner Töchter schenkt mir zu jedem Anlass einen neuen Teddy...aber mein alter Teddy ist hier irgendwo in den Kisten im Keller...manchmal denke ich daran endlich mal meine Kisten auszuräumen...denn die neuen Teddys sind ja nicht "Er".

kein Teddy kann "ihn" ersetzen :ja:

Politikqualle
26.04.2016, 11:20
Wie gern hätte ich dieses Buch besessen.


.. na dann kaufe es .. ganz einfach .. :crazy:

Frontferkel
26.04.2016, 11:23
Diesen September werde ich sechs Jahre verwitwet sein. Die ersten beiden Jahre waren schlimm.
Da wäre ich fast hinterher. Hab das nur schwer verkraftet.
Da kann ich Dir nachfühlen . Bei mir waren es am 26. Januar 11 Jahre . Sie wurde nur 47Jahre alt . Habe sie mit meinen Töchtern zusammen 5Jahre gepflegt . Für meine Frau war es eine Erlösung .

Schopenhauer
26.04.2016, 11:30
kein Teddy kann "ihn" ersetzen :ja:

Niemals:gib5::)

Klopperhorst
26.04.2016, 11:31
Ohne Erinnerungen gibt es kein Gestern, sondern nur ein permanentes Dasein und Neubeginn.

Die Welt ist zyklisch, mit permanenter Wiederkehr, lediglich unter marginalen anderen Konfigurationen.

Dass die Welt ein Zyklus ist, bestätigt ja auch die moderne Physik mit dem Welle-Teilchen-Dualismus.
Das wussten aber schon unsere nordischen Vorfahren.

Das Symbol der Ewigen Wiederkehr ist die Swastika bzw. das Sonnenrad.

---

Goldlocke
26.04.2016, 11:31
.. na dann kaufe es .. ganz einfach .. :crazy:

Du erfasst in keinster Weise, worum es geht.

Pillefiz
26.04.2016, 11:34
und dann vermisse ich noch eine Schatztruhe.
Irgendwann, meine Schwestern und ich waren noch Kinder, stand sie zu Weihnachten auf dem Tisch, gefüllt mit Lebkuchen von Schmidt aus Nürnberg. Woher sie kam weiss ich nicht, ob Mutter sie gekauft oder jemand geschenkt hatte.
Als die Kiste leer war, verschwand sie erst mal im Schrank. Dann bewahrte Mutter darin Fotos auf, die sie irgendwann einmal ins Album kleben wollte. Dabei ist es geblieben, die Fotos kamen alle nur noch in diese Kiste. Alles bunt durcheinander und völlig unsortiert. Wir Kinder haben gern und oft mit Mutter zusammen in der Kiste gekramt und Bilder angesehen, es war jedesmal ein Erlebnis. Ob wir jemals alle gesehen haben? Die Kiste war voll bis unter den Rand.
Vor gut 20 Jahren starb unsere Mutter, und jede von uns Geschwistern wollte diese Kiste. Unser Stiefvater sagte, Mutters Sachen bleiben hier, wir durften uns lediglich etwas von ihrem Schmuck aussuchen. Wir baten ihn, falls er die Sachen nicht mehr will oder brauchen kann, und auf jeden Fall vorher Bescheid zu geben, bevor er sie wegwirft.
Dann zog er in eine kleinere Wohnung, ohne uns etwas zu sagen. Den Umzug machte er heimlich mit seinen Kindern aus erster Ehe, und Mutters Sachen kamen auf den Müll. Auch die Schatzkiste, mit allen Fotos.
Vielleicht war es gut so, wie Schwestern hätte die Schatzkiste keiner gegönnt und uns sicher auf Lebzeit wegen ihr zerstritten.....

http://fs5.directupload.net/images/160426/jw76cjkg.jpg (http://www.directupload.net)

Politikqualle
26.04.2016, 11:38
.. es gibt einen super guten Film der zu diesem Thema paßt ...
Der Mann mit dem Fagott ...

Politikqualle
26.04.2016, 11:39
Gibt es auch etwas in eurem(!?) Leben, das euch einst so viel bedeutete und das euch abhanden kam? ... mein Hund .....

Jodlerkönig
26.04.2016, 11:41
dieser nachdenkliche strang lässt einen schlucken..., die geschichten die ich hier gelesen habe, berühren mich sehr! ich könnte ähnliches erzählen, mir fehlt aber das können, es zu schreiben. dank einem jeden, der unsereins daran teilhaben lässt!

autochthon
26.04.2016, 11:49
Du erfasst in keinster Weise, worum es geht.

Er hat den Strang nicht gelesen.
Er will lediglich viele Einzeiler raushauen , um eine hohe Beitragszahl zu erreichen. Es geht ihm wohl weniger um die Themen.

pixelschubser
26.04.2016, 11:51
Gibt immer Dinge ... das fröhliche Gesicht meiner Mutter beim Essen und ihr Satz "Das Leben kann so schön sein.". Das verblasst erstmal alles, wenn du ihr hilflos beim Sterben zusehen musst. Dinge brauchen Zeit.
Materielle Dinge sind es komischerweise nicht mehr so ... ich musste zu viel davon abgeben oder zerstampfen, um zu dem Denken zu kommen. Aber ich kann das nachvollziehen.

Mein Opa fehlt mir. Und meine Omas auch....

Aber wenn ich das Gesicht meiner Tochter sehe, dann blitzen meine Ahnen durch ihre Augen. Die Lütte kann sogar ein "Ilsegesicht", wie es nur meine Oma konnte.

Meine Mutter sieht in mir oft ihren Vater.

Politikqualle
26.04.2016, 11:58
.. danke , daß du ihn gelöscht hast , ich wollte es schon selber tun .. sorry ..

Schopenhauer
26.04.2016, 11:59
Mein Opa fehlt mir. Und meine Omas auch....

Aber wenn ich das Gesicht meiner Tochter sehe, dann blitzen meine Ahnen durch ihre Augen. Die Lütte kann sogar ein "Ilsegesicht", wie es nur meine Oma konnte.

Meine Mutter sieht in mir oft ihren Vater.

Das ist so. Ja. Oder Gestik, Mimik ...Ausstrahlung ...in meinem Sohn sehe ich so manche Körpergeste meines verstorbenen Bruders...und auch die Einstellung (Denkrichtung u.s.w.). In meiner Tochter oftmals meinen verstorbenen Mann...

autochthon
26.04.2016, 12:06
Das ist so. Ja. Oder Gestik, Mimik ...Ausstrahlung ...in meinem Sohn sehe ich so manche Körpergeste meines verstorbenen Bruders...und auch die Einstellung (Denkrichtung u.s.w.). In meiner Tochter oftmals meinen verstorbenen Mann...

Hier wird klar wieso es immer mal wieder heisst "Sie leben in uns weiter".

Das kommt mir vor wie gewollt.

Klopperhorst
26.04.2016, 12:06
Mein Opa fehlt mir. Und meine Omas auch....

Aber wenn ich das Gesicht meiner Tochter sehe, dann blitzen meine Ahnen durch ihre Augen. Die Lütte kann sogar ein "Ilsegesicht", wie es nur meine Oma konnte.

Meine Mutter sieht in mir oft ihren Vater.

Ja, Wiedergeburt gibt es natürlich, und zwar in den Enkeln und auch im Volk an sich.
Bestätigt ja auch die moderne Biologie, die Gene der Verstorbenen vor zig Generationen sind immer noch in einem selbst aktiv.

In dir lebt das Erbgut von Millionen Ahnen, das Blut deines ganzen Volkes. Hinter deinen 2 Eltern stehen 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern und so fort. Mit jeder früheren Ahnenfolge verdoppelt sich die Zahl deiner Ahnen. In der 25. Generation sind es schon mehr als 33 Millionen. 25 Generationen, das sind etwa 600 Jahre. Von jedem dieser 16 Millionen Männer und 16 Millionen Frauen bist du ein Teil, ein Hauch, eine Empfindung, ein Gedanke. Alle leben sie noch in deiner Gestalt und deinem Wesen unsterblich bis heute. 16 Millionen Männer und 16 Millionen Frauen haben an dir gewoben, haben vererbt, verstärkt oder ausgelöscht. Das ganze Volk von damals sind deine Ahnen, wie sie unser aller Ahnen sind. So ist auch die Geschichte deines Volkes deine eigene Geschichte. Unser gemeinsames Blut und unsere gemeinsame Geschichte macht uns zu Brüdern. In dieser großen Gemeinschaft lebt auch dein Blut, deine Seele weiter. Es lebt in deinen Taten und Werken, deinem Denken und Träumen - und wird einmal in deinen Kindern und Enkeln sein.

(Hans Belstler, "Du lebst im Volk")

---

Schopenhauer
26.04.2016, 12:11
Hier wird klar wieso es immer mal wieder heisst "Sie leben in uns weiter".

Das kommt mir vor wie gewollt.

Ja. Zum einen in der Erinnerung, obwohl das Vorstellungsvermögen (z.B. Gestik..ein Lachen, ein Drehen beim Gehen..Sequenzen halt..) immer mehr verschwimmen. Und zum anderen natürlich in den Nachkommen...also biologisch, genetisch bedingt. Erklären kann ich mir das auch nicht...irgendwie hast Du vollkommen recht...ich weiß bloss nicht wie...

Hrafnaguð
26.04.2016, 15:36
Da kann ich Dir nachfühlen . Bei mir waren es am 26. Januar 11 Jahre . Sie wurde nur 47Jahre alt . Habe sie mit meinen Töchtern zusammen 5Jahre gepflegt . Für meine Frau war es eine Erlösung .

Das ist schlimm so etwas. Ich bin in dem Fall froh das wir keine Kinder hatten. Aber beurteilen kann ich das nicht. Mag sein das man sich gegenseitig dann die Kraft schenkt und
einen solchen Zusammenbruch wie ich ihn hatte kann man sich dann auch schlichtweg nicht erlauben. Meine Liebste wurde nur knapp zwei Jahre älter als deine Frau. Hochagressiver Hirntumor.
Unheilbar. 16 Monate hatte sie nach der Diagnose noch. Schlimme Sache. So hilflos nur noch pflegen zu können.

Branka
26.04.2016, 16:02
Der Tod meines Vaters 2009, es vergeht kein Tag an dem ich nicht an meinen Vater denke. Er war so klug, so fröhlich und ich liebte seine warmen, weichen Hände.... Ich habe immer seine Hände gehalten und fühlte mich so wohl dabei....

Am 24. November 2009 war ich auf Arbeit und ich bekam auf Handy einen Anruf aus Serbien - meine Schwester. Ich bin aus dem Büro rausgerannt während das Handy klingelte und stand draußen auf dem Betriebsgelände, als mir meine Schwester am Telefon sagte - Unser Papa ist heute Nacht gestorben. Das ist alles an was ich mich erinnern kann, denn nach diesem Satz muss ich wohl so laut geschrien haben (lt. Aussagen der Kollegen auf dem Gelände) und dann bin ich in Ohnmacht gefallen. Es standen auf dem Gelände noch andere Kollegen die gesehen haben das mir das Handy aus der Hand gefallen ist und ich einfach umgekippt bin....

Ich bin zu Hause bei meiner Mutter erst wieder aufgewacht, der Schock war einfach zu schmerzlich für mich. Über Nacht bin ich auch ziemlich an den Haaren ergraut, das war zuviel. Ich vermisse meinen Vater immer und gehe immer in die Kirche an seinen Geburtstag und Todestag - ich zünde eine Kerze dann für ihm an...

Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht überwinden....

Makkabäus
26.04.2016, 17:13
Als Kind habe ich Ü-Eier Figuren und Micky Maus-Hefte gekauft, die durch frühe Umzüge verloren gegangen sind.

Was täte ich dafür meine Figuren und Hefte wieder zu bekommen, die ich damals von meinem eigenen Taschengeld gekauft habe.

Die Kroko-Schule 1991

http://i.imgur.com/m2DCxUv.jpg


An dieses Micky Maus-Heft kann ich mich besonders gut erinnern, da es (wie mir schien) verspätet herauskam und nicht wie üblich alle 14 Tage am Donnerstag.

18. April 1993

http://i.imgur.com/4wqmc6B.jpg

Hrafnaguð
26.04.2016, 19:26
Das Gefühl "unwiederbringbar verloren", das beschleicht mich an schlechten Tagen auch wenn ich mich mal in die Innenstadt begeben muß.
Ein negrid-orientalisches Vielvölkergemisch wälzt sich teils träge, teils aufgepeitscht (vorallem abends/nachts) in dumpfen Dahinvegitieren primitiv watschelnd durch die Fußgängerzone. Ein makaberer Vergleich, ich weiß, aber bei meiner Frau war wenigstens das Denkzentrum durch den Tumor unberührt geblieben, sie war bis drei Tage vor ihrem Tod noch klar im Kopf. In diesem todkranken Land ist nix mehr klar, es hat den Verstand und seine Seele verloren und bald auch sein Volk. Ich könnte manchmal echt darüber heulen wenn ich das Land meiner Kindheit, die ich in einem noch weitgehend homogenen Volkskörper verbracht habe, SO dahinsiechen sehe.

pixelschubser
26.04.2016, 21:54
Das ist so. Ja. Oder Gestik, Mimik ...Ausstrahlung ...in meinem Sohn sehe ich so manche Körpergeste meines verstorbenen Bruders...und auch die Einstellung (Denkrichtung u.s.w.). In meiner Tochter oftmals meinen verstorbenen Mann...


Ja, Wiedergeburt gibt es natürlich, und zwar in den Enkeln und auch im Volk an sich.
Bestätigt ja auch die moderne Biologie, die Gene der Verstorbenen vor zig Generationen sind immer noch in einem selbst aktiv.

In dir lebt das Erbgut von Millionen Ahnen, das Blut deines ganzen Volkes. Hinter deinen 2 Eltern stehen 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern und so fort. Mit jeder früheren Ahnenfolge verdoppelt sich die Zahl deiner Ahnen. In der 25. Generation sind es schon mehr als 33 Millionen. 25 Generationen, das sind etwa 600 Jahre. Von jedem dieser 16 Millionen Männer und 16 Millionen Frauen bist du ein Teil, ein Hauch, eine Empfindung, ein Gedanke. Alle leben sie noch in deiner Gestalt und deinem Wesen unsterblich bis heute. 16 Millionen Männer und 16 Millionen Frauen haben an dir gewoben, haben vererbt, verstärkt oder ausgelöscht. Das ganze Volk von damals sind deine Ahnen, wie sie unser aller Ahnen sind. So ist auch die Geschichte deines Volkes deine eigene Geschichte. Unser gemeinsames Blut und unsere gemeinsame Geschichte macht uns zu Brüdern. In dieser großen Gemeinschaft lebt auch dein Blut, deine Seele weiter. Es lebt in deinen Taten und Werken, deinem Denken und Träumen - und wird einmal in deinen Kindern und Enkeln sein.

(Hans Belstler, "Du lebst im Volk")

---

Es gibt viele Dinge, die ich nicht wirklich erklären kann oder verstehe. Eine Sache, die mich immer wieder bewegt:

Als kleiner Junge habe ich meine Oma Ilse immer mit Frau Elster ausm Märchenland verglichen. Sie konnte so schön pickiert sein und machte dann immer irgendwie auch so Geräusche wie diese Puppe.

Kurz nachdem sie gestorben war, tauchte auf meinem Balkon eine Elster mit nem verletzten Flügel auf und blieb über Monate. Immer wieder tauchen Elstern in meinem Leben auf - auch hier auf dem Grundstück sind sie da und sie sind extrem zutraulich. Selbst unser Hund lässt sie in Ruhe.

Was die Erbfolge/Genetik angeht ist das auch sehr interessant. Meine Mutter meint, dass meine Gesichtszüge jetzt im Alter immer mehr denen ihres Vaters ähneln und auch, dass meine Gestik und Mimik immer mehr "Hermann" wird.

Bei meiner Tochter ist es so, dass sie genau so aussieht, wie ich in dem Alter und doch immer wieder Züge von Ilse oder auch meinem Vater durchscheinen. Mein Vater und die Lütte verstanden sich sofort...und die Kleine zeigt ähnliche Charakterzüge. Die sind beides Wassermänner.

Gut, ich habe mich einige Jahre mit Astrologie befasst und nach Placidus Radixe ausgerechnet...an dem ganzen Kram ist schon irgendwie auch was dran. Aszendent und Mond und all die Planeten im Kreis...für Manchen mag das Quatsch sein.

Ich saß mal am Bett einer Freundin....obwohl ich ein paar Kilometer weg im Bett schlief. Kennt wer das Gefühl, wenn man merkt dass man angeschaut wird?

Ich bin der Überzeugung, dass unsere Lieben immer um uns sind.

MorganLeFay
26.04.2016, 21:59
....

Ich bin der Überzeugung, dass unsere Lieben immer um uns sind.

Als meine Mutter starb, bin ich fuer drei oder vier Tage nach Deutschland gefahren, um bei ihr zu sein.

Als ich danach wieder nach Hause kam, bluehte meine kleine Fensterbank-Agarve, zum allerersten Mal. Obwohl ich die Pflanze schon Jahre hatte.

Und solange sie (die Agarve) lebte, bluehte sie dann jedes Jahr zum Todestag meiner Mutter. Ziemlich exakt, immer in def Woche, in die der Todestag fiel.

pixelschubser
26.04.2016, 22:06
Als meine Mutter starb, bin ich fuer drei oder vier Tage nach Deutschland gefahren, um bei ihr zu sein.

Als ich danach wieder nach Hause kam, bluehte meine kleine Fensterbank-Agarve, zum allerersten Mal. Obwohl ich die Pflanze schon Jahre hatte.

Und solange sie (die Agarve) lebte, bluehte sie dann jedes Jahr zum Todestag meiner Mutter. Ziemlich exakt, immer in def Woche, in die der Todestag fiel.

Mutter Natur weiß schon, was sie da tut.

Klingt sehr "grün" , aber Naturschutz ist auch Heimatschutz.

Pillefiz
26.04.2016, 22:07
Mutter Natur weiß schon, was sie da tut.

Klingt sehr "grün" , aber Naturschutz ist auch Heimatschutz.

das ist ziemlich am Thema vorbei

Schopenhauer
27.04.2016, 09:51
Es gibt viele Dinge, die ich nicht wirklich erklären kann oder verstehe. Eine Sache, die mich immer wieder bewegt:

Als kleiner Junge habe ich meine Oma Ilse immer mit Frau Elster ausm Märchenland verglichen. Sie konnte so schön pickiert sein und machte dann immer irgendwie auch so Geräusche wie diese Puppe.

Kurz nachdem sie gestorben war, tauchte auf meinem Balkon eine Elster mit nem verletzten Flügel auf und blieb über Monate. Immer wieder tauchen Elstern in meinem Leben auf - auch hier auf dem Grundstück sind sie da und sie sind extrem zutraulich. Selbst unser Hund lässt sie in Ruhe.

Was die Erbfolge/Genetik angeht ist das auch sehr interessant. Meine Mutter meint, dass meine Gesichtszüge jetzt im Alter immer mehr denen ihres Vaters ähneln und auch, dass meine Gestik und Mimik immer mehr "Hermann" wird.

Bei meiner Tochter ist es so, dass sie genau so aussieht, wie ich in dem Alter und doch immer wieder Züge von Ilse oder auch meinem Vater durchscheinen. Mein Vater und die Lütte verstanden sich sofort...und die Kleine zeigt ähnliche Charakterzüge. Die sind beides Wassermänner.

Gut, ich habe mich einige Jahre mit Astrologie befasst und nach Placidus Radixe ausgerechnet...an dem ganzen Kram ist schon irgendwie auch was dran. Aszendent und Mond und all die Planeten im Kreis...für Manchen mag das Quatsch sein.

Ich saß mal am Bett einer Freundin....obwohl ich ein paar Kilometer weg im Bett schlief. Kennt wer das Gefühl, wenn man merkt dass man angeschaut wird?

Ich bin der Überzeugung, dass unsere Lieben immer um uns sind.

Das ist hochinteressant. Ein Erklärung habe ich nicht dafür. Mit Sternzeichen kenne ich mich so gut wie gar nicht aus.
Ich kenne das Gefühl wenn man angeschaut wird. Mein Sohn kennt es auch. Was ich auch sehr, sehr gut kenne ist-wenn man wirklich "ge-"sehen"/erkannnt wird...Kennst Du das auch?

("Durchscheinen" ist ein gutes Wort-im Zusammenhang mit Deiner Tochter. Das kenne ich auch und "sehe" das manchmal auch in mir vorher völlig unbekannten Menschen...eher wie eine flüchtige Erscheinung (so wie ein Hauch)- ganz schwer zu packen, verstandesmäßig).

pixelschubser
27.04.2016, 10:17
Das ist hochinteressant. Ein Erklärung habe ich nicht dafür. Mit Sternzeichen kenne ich mich so gut wie gar nicht aus.
Ich kenne das Gefühl wenn man angeschaut wird. Mein Sohn kennt es auch. Was ich auch sehr, sehr gut kenne ist-wenn man wirklich "ge-"sehen"/erkannnt wird...Kennst Du das auch?

("Durchscheinen" ist ein gutes Wort-im Zusammenhang mit Deiner Tochter. Das kenne ich auch und "sehe" das manchmal auch in mir vorher völlig unbekannten Menschen...eher wie eine flüchtige Erscheinung (so wie ein Hauch)- ganz schwer zu packen, verstandesmäßig).

Erkannt werden/gesehen werden habe ich durch mein Weib erfahren. Die hat mich gesehen, sie hat mich genau da berührt, wo man mich mitnehmen kann. Und mit ihr zusammen habe ich mein erstes, einziges Kind. Durch sie und die Kleine ist unsere Familie wieder zusammengerückt und ein wenig grösser geworden.

Ich mag zwar hier manchmal auch flapsig und ungehobelt sein...aber grad jetzt, bei diesem Gedanken, hab ich nasse Augen.

Schopenhauer
27.04.2016, 10:26
Erkannt werden/gesehen werden habe ich durch mein Weib erfahren. Die hat mich gesehen, sie hat mich genau da berührt, wo man mich mitnehmen kann. Und mit ihr zusammen habe ich mein erstes, einziges Kind. Durch sie und die Kleine ist unsere Familie wieder zusammengerückt und ein wenig grösser geworden.

Ich mag zwar hier manchmal auch flapsig und ungehobelt sein...aber grad jetzt, bei diesem Gedanken, hab ich nasse Augen.

Das ist es.:) Das ist wie ein Wunder und ich verstehe...

pixelschubser
27.04.2016, 10:35
Das ist es.:) Das ist wie ein Wunder und ich verstehe...

Vor einigen Tagen bin ich nachts aufgewacht und sie lag neben mir. Ich hab sie angesehen und sie war so wunderschön.

Schopenhauer
27.04.2016, 10:40
Vor einigen Tagen bin ich nachts aufgewacht und sie lag neben mir. Ich hab sie angesehen und sie war so wunderschön.

Sie ist der schönste Mensch für Dich. Ja, ich weiß ganz genau wovon Du redest (schreibst). Und Du auch für Sie. Das ist so wenn man jemanden wirk-lich liebt.:)
(Ich kenne es nicht anders).

pixelschubser
27.04.2016, 10:49
Sie ist der schönste Mensch für Dich. Ja, ich weiß ganz genau wovon Du redest (schreibst). Und Du auch für Sie. Das ist so wenn man jemanden wirk-lich liebt.:)
(Ich kenne es nicht anders).

So kitschig das auch klingen mag:

Nur mit dem Herzen sieht man gut!

Schopenhauer
27.04.2016, 10:53
So kitschig das auch klingen mag:

Nur mit dem Herzen sieht man gut!

Das ist nicht kitschig:). DAS ist die Wahrheit. :)

pixelschubser
27.04.2016, 11:00
Das ist nicht kitschig:). DAS ist die Wahrheit. :)

Dafür könnte ich Dich knutschen! ;-)

Schopenhauer
27.04.2016, 11:11
Dafür könnte ich Dich knutschen! ;-)

:knuddeln:Du weißt wie das gemeint ist...:);)

Dornröschen
27.04.2016, 12:30
Alles woran mein Herz je gehangen hat, habe ich immer verloren aud ie eine oder andere Art und Weise.

Irgendwann, habe ich beschlossen, mein Herz an nichts mehr zu hängen.

Das Ende vom Lied war, ich wurde sehr krank und mußte alles aufgeben, es ging nichts mehr.

In dieser PHase habe ich mir einen Hund gekauft, weil ich vor Hunden solch eine Angst hatte, wollte ich das überwinden.

Ein Beagle Welpe. Ein wunderschönes Tier mit einem starken Jagdinstinkt. Er kam aus einer schlechten Haltung, was ich nicht wußte und habe viel investieren müssen.

Ich habe das Tier geliebt. Sie war 7 1/2 Jahre als ich selbst Krebs bekam und schauen mußte wo ich sie unterbringe.
Beim 2. Mal war sie bei meiner Schwester.

Als ich entlassen wurde, sagte mir meine Schwester, sie muß mir etwas furchtbares erzählen, meine Tami liegt im Sterben, sie wäre beim Tierarzt gewesen, der hätte ihr keine Hoffnung gemacht. Sie hatte einen Tumor im Gesäuge und man sagte mir, das wäre nicht schlimm. Dort muß sich wohl ein Tumor gebildet haben und die Lunge war voll Wasser, sie bekam kaum Luft. Ich hatte ihr mal versprochen, ich werde sie niemals Leiden lassen.
Nach 2 Wochen, wo ich alles versucht habe, mußte ich sie einschläfern lassen. Ich war bis zum letzten Atemzug bei ihr.

Mein Vater hat sie in der Natur vergraben. Ich konnte nicht, weil ich selbst noch angeschlagen war.
Der Schmerz den ich empfunden habe hat mich umgehauen. Ich habe 2 Wochen nur geweint und konnte nicht mehr aufhören. Sie war wie ein Kind für mich..

Danach habe ich gesagt nie wieder, bis die kleine Trulla vom Tierschutz für eine kleine Weile bei mir bleiben sollte, was jetzt 10 Jahre sind. Das heißt wir werden nicht mehr lange zusammen sein, sie wird bereits 17 Jahre. Mir graut vor dem Tag, es wird mein Leben wieder völlig verändern.

Inzwischen weiß ich, daß alles nur eine Weile da ist, an dem mein Herz hängt und es dann wieder geht, es ist trotzdem schwer. Das heißt ich muß immer wieder lernen loszulassen.
Ich bin trotzdem dankbar, für das was in mein Leben für eine Weile getreten ist und ich möchte an manche Dinge gar nicht denken, die mir am Herzen liegen, um das Schicksal nicht herauszufordern.

Multiplex
27.04.2016, 13:41
Innerhalb von 19 Jahren sind drei Großeltern und beide Eltern gestorben und mit ihnen der elterliche Betrieb, der kurz vorher aufgegeben wurde. Die Abstände wurden dabei immer kürzer. Das war schon nicht einfach zu verarbeiten.

tabasco
27.04.2016, 13:56
Als ich meine letzte Freundschaft aufgab, was schon 14 Jahre her ist, tat es weh. Ich habe den Schritt aber nie bereut.

autochthon
27.04.2016, 14:51
Als ich meine letzte Freundschaft aufgab, was schon 14 Jahre her ist, tat es weh. Ich habe den Schritt aber nie bereut.

War es eine feste Beziehung!?

tabasco
27.04.2016, 14:55
War es eine feste Beziehung!?
Ist Freundschaft eine Beziehung?

Murmillo
27.04.2016, 15:05
Ist Freundschaft eine Beziehung?

Eine soziale Beziehung zweifellos !

Cudi
27.04.2016, 15:12
Mein Vater hat mich mit 18 Jahren verstoßen, weil ich nicht nach seiner Pfeife tanzen wollte. Enterbung und andere Geschmacklosigkeiten folgten. Ich verließ diese Stadt und habe nie wieder Kontakt mit ihm gehabt. Vor fast 5 Jahren soll er in ärmlichen Verhältnissen verstorben sein und lange nach mir gesucht haben. Seine Schulden und die Begräbniskosten habe ich im Nachhinein übernommen. Arme Seele.......

sunbeam
27.04.2016, 15:16
Ich muss mal ein Lob aussprechen. A) dem Threadersteller, ob dieses tollen Threads, B) den Usern die hier zum Teil ihr Persönlichstes offenbaren und C) den Usern, die diesen Strang ausnahmsweise nicht zumüllen oder schreddern!

Danke!

autochthon
27.04.2016, 15:19
Ist Freundschaft eine Beziehung?

Bei dir weiss ich nie so recht...

autochthon
27.04.2016, 15:26
Eine soziale Beziehung zweifellos !

Aber Hallo! :-)

MorganLeFay
27.04.2016, 15:33
Ich muss mal ein Lob aussprechen. A) dem Threadersteller, ob dieses tollen Threads, B) den Usern die hier zum Teil ihr Persönlichstes offenbaren und C) den Usern, die diesen Strang ausnahmsweise nicht zumüllen oder schreddern!

Danke!
Dem schliesse ich mich an.

MorganLeFay
27.04.2016, 16:03
So, und dann bringe ich mal was, was hoffentlich etwas zur Auflockerung hier beitraegt. Ich hatte die Geschichte schon angedeutet, und sie passt nicht so ganz unter "unwiederbringlich verloren", handelt aber auch von Verlust, und wie wir manchmal unser Herz an die seltsamsten Dinge verlieren.

Hier ist ein Bild von der -- zugegebenermassen ueberaus haesslichen -- Hauptperson der Geschichte:

54442
(Der Stift ist daneben, um einen Eindruck seiner Groesse zu geben)

Den kleinen Kerl habe ich zur Geburt bekommen, ich habe ein Foto von uns beiden, wo ich einen Tag alt bin (und er noch rot und nicht so formlos).

Jedenfalls war der Kerl (der den klangvollen Namen "Frottee-Teddy" traegt) immer am Kopfende meines Bettes, solange ich denken kann.

Wenn man in ein bestimmtes Alter kommt, keine Ahnung, 11, 12, oder so, faengt man an, sich mit den Freunden ein wenig zu messen. "Den Silberloeffel habe ich von meiner Tante zur Taufe bekommen", "der Becher ist ein Familienerbstueck", "den Teddy habe ich zur Geburt bekommen", solche Sachen halt. Dinge "mit Geschichte" sind in einem gewissen Alter einfach faszinierend.
Nun hatte ich Frottee-Teddy nie viel Bedeutung beigemessen, aber der wurde dann eben das Ding, das bei mir "Geschichte" hatte. Dass er haesslich war, trug zum Charme bei. (Ich haette ganz andere und viel bessere Sachen zeigen koennen, aber von denen wusste ich damals nichts. Und Teller mit Goldrand von Oma sind uncool.)

Egal, Frottee-Teddy erwarb sich so eine Art Semi-Mystik. Soweit so, dass ich ihn dann auch mit in Urlaub genommen habe -- ich kann ehrlich nich sagen, ob ich ihn als Kind auch schon mitgenommen hatte. Wahrscheinlich, aber ich weiss es nicht.

Und natuerlich passierte, was passieren musste. Frottee-Teddy verschwand auf einem Urlaub auf Kreta. Ich war so ungefaehr 14, habe nie viel Gedanken an ihn verschwendet (ausser als Statussymbol zum Prahlen), und jetzt war er halt weg.

Und jetzt kommt's. Ich habe Rotz und Wasser geheult, war untroestlich. Wirklich untroestlich. Ich habe das gar nicht kapiert, dass mich das so unglaublich fertigmachen konnte. Schliesslich war ich schon ziemlich erwachsen (meinte ich), und das war nur ein Stueck Stoff, das ich eh nur vorgeschoben geliebt hatte (dachte ich). Nichts konnte mich aufheitern, nicht mal, als mir der aeltere Besitzer des Hotels ein anderes Stofftier anbot. Die Welt war untergegangen, und ich wusste nicht mal, warum eigentlich.

Der Urlaub war fuer mich gelaufen. Ich lag am Pool oder am Meer und schniefte vor mich Hin. Nichts konnte mich mehr aufheitern. Und ich musste noch eine ganze Woche aushalten.

Als ich am dritten Tag nach Frottee-Teddys Verschwinden vom Pool hochkam und in mein Zimmer wollte, hielt mich das Zimmermaedchen an, wuehlte ein wenig durch ihren Zimmermaedchentrolley -- UND HIELT MIR FROTTEE-TEDDY HIN!!!!

Ungefaehr ein Drittel kleiner als vorher und mehr pink als rot, aber eindeutig er. Ich habe mich (weiter-)heulend mit meinen zwei Worten Griechisch bedankt, sie war etwas peinlich beruehrt, freute sich aber sichtlich. Dann rannte ich auf den Balkon (meine Eltern waren noch unten) und bruellte fuer alle hoerbar, was passiert war.



Und ich stelle mir immer noch gelegentlich die verdutzten Gesichter in der Waescherei vor, als vermutlich eine ganze Ladung Waesche pink war und mittendrin das haessliche Ding, von dem keiner wusste, was es eigentlich darstellen sollte...

sunbeam
27.04.2016, 16:10
So, und dann bringe ich mal was, was hoffentlich etwas zur Auflockerung hier beitraegt. Ich hatte die Geschichte schon angedeutet, und sie passt nicht so ganz unter "unwiederbringlich verloren", handelt aber auch von Verlust, und wie wir manchmal unser Herz an die seltsamsten Dinge verlieren.

Hier ist ein Bild von der -- zugegebenermassen ueberaus haesslichen -- Hauptperson der Geschichte:

54442
(Der Stift ist daneben, um einen Eindruck seiner Groesse zu geben)

Den kleinen Kerl habe ich zur Geburt bekommen, ich habe ein Foto von uns beiden, wo ich einen Tag alt bin (und er noch rot und nicht so formlos).

Jedenfalls war der Kerl (der den klangvollen Namen "Frottee-Teddy" traegt) immer am Kopfende meines Bettes, solange ich denken kann.

Wenn man in ein bestimmtes Alter kommt, keine Ahnung, 11, 12, oder so, faengt man an, sich mit den Freunden ein wenig zu messen. "Den Silberloeffel habe ich von meiner Tante zur Taufe bekommen", "der Becher ist ein Familienerbstueck", "den Teddy habe ich zur Geburt bekommen", solche Sachen halt. Dinge "mit Geschichte" sind in einem gewissen Alter einfach faszinierend.
Nun hatte ich Frottee-Teddy nie viel Bedeutung beigemessen, aber der wurde dann eben das Ding, das bei mir "Geschichte" hatte. Dass er haesslich war, trug zum Charme bei. (Ich haette ganz andere und viel bessere Sachen zeigen koennen, aber von denen wusste ich damals nichts. Und Teller mit Goldrand von Oma sind uncool.)

Egal, Frottee-Teddy erwarb sich so eine Art Semi-Mystik. Soweit so, dass ich ihn dann auch mit in Urlaub genommen habe -- ich kann ehrlich nich sagen, ob ich ihn als Kind auch schon mitgenommen hatte. Wahrscheinlich, aber ich weiss es nicht.

Und natuerlich passierte, was passieren musste. Frottee-Teddy verschwand auf einem Urlaub auf Kreta. Ich war so ungefaehr 14, habe nie viel Gedanken an ihn verschwendet (ausser als Statussymbol zum Prahlen), und jetzt war er halt weg.

Und jetzt kommt's. Ich habe Rotz und Wasser geheult, war untroestlich. Wirklich untroestlich. Ich habe das gar nicht kapiert, dass mich das so unglaublich fertigmachen konnte. Schliesslich war ich schon ziemlich erwachsen (meinte ich), und das war nur ein Stueck Stoff, das ich eh nur vorgeschoben geliebt hatte (dachte ich). Nichts konnte mich aufheitern, nicht mal, als mir der aeltere Besitzer des Hotels ein anderes Stofftier anbot. Die Welt war untergegangen, und ich wusste nicht mal, warum eigentlich.

Der Urlaub war fuer mich gelaufen. Ich lag am Pool oder am Meer und schniefte vor mich Hin. Nichts konnte mich mehr aufheitern. Und ich musste noch eine ganze Woche aushalten.

Als ich am dritten Tag nach Frottee-Teddys Verschwinden vom Pool hochkam und in mein Zimmer wollte, hielt mich das Zimmermaedchen an, wuehlte ein wenig durch ihren Zimmermaedchentrolley -- UND HIELT MIR FROTTEE-TEDDY HIN!!!!

Ungefaehr ein Drittel kleiner als vorher und mehr pink als rot, aber eindeutig er. Ich habe mich (weiter-)heulend mit meinen zwei Worten Griechisch bedankt, sie war etwas peinlich beruehrt, freute sich aber sichtlich. Dann rannte ich auf den Balkon (meine Eltern waren noch unten) und bruellte fuer alle hoerbar, was passiert war.



Und ich stelle mir immer noch gelegentlich die verdutzten Gesichter in der Waescherei vor, als vermutlich eine ganze Ladung Waesche pink war und mittendrin das haessliche Ding, von dem keiner wusste, was es eigentlich darstellen sollte...

:gp:

Brotzeit
27.04.2016, 16:20
Da kann ich Dir nachfühlen . Bei mir waren es am 26. Januar 11 Jahre . Sie wurde nur 47Jahre alt . Habe sie mit meinen Töchtern zusammen 5Jahre gepflegt . Für meine Frau war es eine Erlösung .

Mein Beileid nachträglich

Brotzeit
27.04.2016, 16:23
So, und dann bringe ich mal was, was hoffentlich etwas zur Auflockerung hier beitraegt. Ich hatte die Geschichte schon angedeutet, und sie passt nicht so ganz unter "unwiederbringlich verloren", handelt aber auch von Verlust, und wie wir manchmal unser Herz an die seltsamsten Dinge verlieren.

Hier ist ein Bild von der -- zugegebenermassen ueberaus haesslichen -- Hauptperson der Geschichte:

54442
(Der Stift ist daneben, um einen Eindruck seiner Groesse zu geben)

Den kleinen Kerl habe ich zur Geburt bekommen, ich habe ein Foto von uns beiden, wo ich einen Tag alt bin (und er noch rot und nicht so formlos).

Jedenfalls war der Kerl (der den klangvollen Namen "Frottee-Teddy" traegt) immer am Kopfende meines Bettes, solange ich denken kann.

Wenn man in ein bestimmtes Alter kommt, keine Ahnung, 11, 12, oder so, faengt man an, sich mit den Freunden ein wenig zu messen. "Den Silberloeffel habe ich von meiner Tante zur Taufe bekommen", "der Becher ist ein Familienerbstueck", "den Teddy habe ich zur Geburt bekommen", solche Sachen halt. Dinge "mit Geschichte" sind in einem gewissen Alter einfach faszinierend.
Nun hatte ich Frottee-Teddy nie viel Bedeutung beigemessen, aber der wurde dann eben das Ding, das bei mir "Geschichte" hatte. Dass er haesslich war, trug zum Charme bei. (Ich haette ganz andere und viel bessere Sachen zeigen koennen, aber von denen wusste ich damals nichts. Und Teller mit Goldrand von Oma sind uncool.)

Egal, Frottee-Teddy erwarb sich so eine Art Semi-Mystik. Soweit so, dass ich ihn dann auch mit in Urlaub genommen habe -- ich kann ehrlich nich sagen, ob ich ihn als Kind auch schon mitgenommen hatte. Wahrscheinlich, aber ich weiss es nicht.

Und natuerlich passierte, was passieren musste. Frottee-Teddy verschwand auf einem Urlaub auf Kreta. Ich war so ungefaehr 14, habe nie viel Gedanken an ihn verschwendet (ausser als Statussymbol zum Prahlen), und jetzt war er halt weg.

Und jetzt kommt's. Ich habe Rotz und Wasser geheult, war untroestlich. Wirklich untroestlich. Ich habe das gar nicht kapiert, dass mich das so unglaublich fertigmachen konnte. Schliesslich war ich schon ziemlich erwachsen (meinte ich), und das war nur ein Stueck Stoff, das ich eh nur vorgeschoben geliebt hatte (dachte ich). Nichts konnte mich aufheitern, nicht mal, als mir der aeltere Besitzer des Hotels ein anderes Stofftier anbot. Die Welt war untergegangen, und ich wusste nicht mal, warum eigentlich.

Der Urlaub war fuer mich gelaufen. Ich lag am Pool oder am Meer und schniefte vor mich Hin. Nichts konnte mich mehr aufheitern. Und ich musste noch eine ganze Woche aushalten.

Als ich am dritten Tag nach Frottee-Teddys Verschwinden vom Pool hochkam und in mein Zimmer wollte, hielt mich das Zimmermaedchen an, wuehlte ein wenig durch ihren Zimmermaedchentrolley -- UND HIELT MIR FROTTEE-TEDDY HIN!!!!

Ungefaehr ein Drittel kleiner als vorher und mehr pink als rot, aber eindeutig er. Ich habe mich (weiter-)heulend mit meinen zwei Worten Griechisch bedankt, sie war etwas peinlich beruehrt, freute sich aber sichtlich. Dann rannte ich auf den Balkon (meine Eltern waren noch unten) und bruellte fuer alle hoerbar, was passiert war.



Und ich stelle mir immer noch gelegentlich die verdutzten Gesichter in der Waescherei vor, als vermutlich eine ganze Ladung Waesche pink war und mittendrin das haessliche Ding, von dem keiner wusste, was es eigentlich darstellen sollte...

Denke deine Eltern waren so grossherzig und haben dir Nichts von dem Ärger, den sie mit der Versicherung hatten, erzählt ............ :dg::):))

ladydewinter
27.04.2016, 16:23
Mein Grossvater ist auf dem Rückzug der deutschen Wehrmacht bei Smolenska gefallen,am 8 .04.1944.Meine Mutter hat nie Ruhe gegeben bis sie wusste wo ihr Vater lag..

Als meine Grossmutter starb erbte ich den Ehering und den Perlenanhänger.Meine Oma starb am 19 juni 1987 um 5.45.Ich wurde wach und meinte jemand stände neben meinem Bett.Ich bin aufgestanden ,ging ans Telefon und rief meine Mutter an.Diese sagte mir das meine Oma um 5.45 verstorben ist..Ihre Seele stand an meinem Bett.ALS ICH sie das letzte Mal im Krankenhaus besuchen war sagte sie ,sie gehe nun zu ihrem Philipp ..Ich solle mir keine Sorgen machen..

Die Weste die sie mir gestrickt hat ,habe ich noch ,ihre alten Nachthemden habe ich aufgehoben,mein Brautkleid was über 30 Jahre alt ist und sie mir bezahlt hat habe ich auch noch.In meiner Wohnung stehen Photos von ihr und Opa ,er in Wehrmachtsuniform ,neben meinem Vater und der in seiner Uniform.

Mein kabylischer Opa hat solange nach uns gesucht bis er meiner Mutter gefunden hat und ihr die Nachricht von Tode ihres Mannes bringen konnte..
Das waren damals andere Zeiten ,die einen prägten.Meine Kinder wurden mit Geschichte gross--

MorganLeFay
27.04.2016, 17:18
Denke deine Eltern waren so grossherzig und haben dir Nichts von dem Ärger, den sie mit der Versicherung hatten, erzählt ............ :dg::):))

Ach komm, Griechenland in den fruehen 90ern, in einem kleinen, privat gefuehrten Hotel?

Wenn ueberhaupt, haettest du dem Zimmermaedchen, das das Bett abgezogen hat, was vorwerfen koennen. Und vermutlich nicht mal das.

Schopenhauer
27.04.2016, 18:33
Alles woran mein Herz je gehangen hat, habe ich immer verloren aud ie eine oder andere Art und Weise.

Irgendwann, habe ich beschlossen, mein Herz an nichts mehr zu hängen.

Das Ende vom Lied war, ich wurde sehr krank und mußte alles aufgeben, es ging nichts mehr.

In dieser PHase habe ich mir einen Hund gekauft, weil ich vor Hunden solch eine Angst hatte, wollte ich das überwinden.

Ein Beagle Welpe. Ein wunderschönes Tier mit einem starken Jagdinstinkt. Er kam aus einer schlechten Haltung, was ich nicht wußte und habe viel investieren müssen.

Ich habe das Tier geliebt. Sie war 7 1/2 Jahre als ich selbst Krebs bekam und schauen mußte wo ich sie unterbringe.
Beim 2. Mal war sie bei meiner Schwester.

Als ich entlassen wurde, sagte mir meine Schwester, sie muß mir etwas furchtbares erzählen, meine Tami liegt im Sterben, sie wäre beim Tierarzt gewesen, der hätte ihr keine Hoffnung gemacht. Sie hatte einen Tumor im Gesäuge und man sagte mir, das wäre nicht schlimm. Dort muß sich wohl ein Tumor gebildet haben und die Lunge war voll Wasser, sie bekam kaum Luft. Ich hatte ihr mal versprochen, ich werde sie niemals Leiden lassen.
Nach 2 Wochen, wo ich alles versucht habe, mußte ich sie einschläfern lassen. Ich war bis zum letzten Atemzug bei ihr.

Mein Vater hat sie in der Natur vergraben. Ich konnte nicht, weil ich selbst noch angeschlagen war.
Der Schmerz den ich empfunden habe hat mich umgehauen. Ich habe 2 Wochen nur geweint und konnte nicht mehr aufhören. Sie war wie ein Kind für mich..

Danach habe ich gesagt nie wieder, bis die kleine Trulla vom Tierschutz für eine kleine Weile bei mir bleiben sollte, was jetzt 10 Jahre sind. Das heißt wir werden nicht mehr lange zusammen sein, sie wird bereits 17 Jahre. Mir graut vor dem Tag, es wird mein Leben wieder völlig verändern.

Inzwischen weiß ich, daß alles nur eine Weile da ist, an dem mein Herz hängt und es dann wieder geht, es ist trotzdem schwer. Das heißt ich muß immer wieder lernen loszulassen.
Ich bin trotzdem dankbar, für das was in mein Leben für eine Weile getreten ist und ich möchte an manche Dinge gar nicht denken, die mir am Herzen liegen, um das Schicksal nicht herauszufordern.

:trost:

Das muss man immer wieder... Es ist wie Sisyphos (Albert Camus). Immer, immer und immer wieder. Es kann einem Angst machen, ich habe das immer wieder erlebt...Von Kindesbeinen an (Geschwister, mehrere Freunde, meinen Mann, Oma und Opa, Eltern, Enkelkinder). Irgendwann kommt ein Punkt, da meint man-es geht nicht mehr...Zumindest bei mir war es so. Ich habe viele Menschen (ich brauche da meine beiden Hände für-die Finger und mehr als die Hälfte meiner Zehen, ich will das nämlich nicht in Zahlen ausdrücken-es passt irgendwie nicht...) und Tiere verloren. Und genau dann kam von irgendeiner Seite eine Begegnung mit einem lieben Menschen und nach einiger Zeit war es dann so: Jetzt erst recht, ich lasse mich nicht unterkriegen-ich bin nunmal hier und da muss ich durch...:)

Ich wünsche Dir viel Kraft, Dornröschen:)

MorganLeFay
27.04.2016, 18:55
Sisyphus...? Kann man so sehen, muss man aber nicht.

sibilla
27.04.2016, 18:55
ein wunderschöner strang, wirklich.

auch ich habe so einiges hier wiedergefunden, an dem herz und erinnerungen hängen, vom teddy angefangen bis zur lebkuchen dose des opas oder die eheringe meiner großtante, die ich heute als ohrringe trage.

ich schreibe hier auch noch, aber heute nicht mehr.

nur ganz kurz noch, ich habe heute ein kleines sorgenkind verloren, eine ente, die ich gepflegt habe und wirklich glaubte, ich bringe sie wieder auf die beinchen.

leider kam ein saudummer gockel dazwischen, dieses astloch in seiner geilheit hat sie umgebracht.

morgen ist er dran für den kochtopf.:basta:

rache kann süß sein und gleichzeitig bitter, auch diesen teufel habe ich aufgezogen.

grüßle s.

tabasco
27.04.2016, 19:20
Bei dir weiss ich nie so recht...

Sorry, unter Beziehung verstand ich die Beziehung eines Liebespaares. Aber im Grunde genommen ist Freundschaft auch eine. Dann lautet die Antwort wohl "ja, es war eine".

;)

Dornröschen
27.04.2016, 23:22
:trost:

Das muss man immer wieder... Es ist wie Sisyphos (Albert Camus). Immer, immer und immer wieder. Es kann einem Angst machen, ich habe das immer wieder erlebt...Von Kindesbeinen an (Geschwister, mehrere Freunde, meinen Mann, Oma und Opa, Eltern, Enkelkinder). Irgendwann kommt ein Punkt, da meint man-es geht nicht mehr...Zumindest bei mir war es so. Ich habe viele Menschen (ich brauche da meine beiden Hände für-die Finger und mehr als die Hälfte meiner Zehen, ich will das nämlich nicht in Zahlen ausdrücken-es passt irgendwie nicht...) und Tiere verloren. Und genau dann kam von irgendeiner Seite eine Begegnung mit einem lieben Menschen und nach einiger Zeit war es dann so: Jetzt erst recht, ich lasse mich nicht unterkriegen-ich bin nunmal hier und da muss ich durch...:)

Ich wünsche Dir viel Kraft, Dornröschen:)


Danke.

Ich habe mein Schicksal auch angenommen und festgestellt, ich habe auch viel Kraft für dieses Leben bekommen.

Es sind auch immer Menschen in mein Leben getreten, wenn es ganz schlimm wurde, die mir in dieser zeit zur Seite standen. Dafür bin ich dankbar.
Im Grunde bin ich jetzt das, was ich immer sein sollte und nicht wollte.

Schopenhauer
28.04.2016, 09:42
Danke.

Ich habe mein Schicksal auch angenommen und festgestellt, ich habe auch viel Kraft für dieses Leben bekommen.

Es sind auch immer Menschen in mein Leben getreten, wenn es ganz schlimm wurde, die mir in dieser zeit zur Seite standen. Dafür bin ich dankbar.
Im Grunde bin ich jetzt das, was ich immer sein sollte und nicht wollte.

Das freut mich für Dich:)

Dafür ist man auch dankbar. Ich für meinen Teil, bin für so manchen Menschen, der in dieser Zeit in mein Leben trat zutiefst dankbar....:ja:

Dornröschen
28.04.2016, 11:39
Das freut mich für Dich:)

Dafür ist man auch dankbar. Ich für meinen Teil, bin für so manchen Menschen, der in dieser Zeit in mein Leben trat zutiefst dankbar....:ja:

Weisheit entsteht aus Lebensprozessen und Erfahrung, durch ein ringen nach Wahrheit und Erkenntnis.

Bestmann
02.05.2016, 23:23
Mein Grossvater ist auf dem Rückzug der deutschen Wehrmacht bei Smolenska gefallen,am 8 .04.1944.Meine Mutter hat nie Ruhe gegeben bis sie wusste wo ihr Vater lag..

Als meine Grossmutter starb erbte ich den Ehering und den Perlenanhänger.Meine Oma starb am 19 juni 1987 um 5.45.Ich wurde wach und meinte jemand stände neben meinem Bett.Ich bin aufgestanden ,ging ans Telefon und rief meine Mutter an.Diese sagte mir das meine Oma um 5.45 verstorben ist..Ihre Seele stand an meinem Bett.ALS ICH sie das letzte Mal im Krankenhaus besuchen war sagte sie ,sie gehe nun zu ihrem Philipp ..Ich solle mir keine Sorgen machen..

Die Weste die sie mir gestrickt hat ,habe ich noch ,ihre alten Nachthemden habe ich aufgehoben,mein Brautkleid was über 30 Jahre alt ist und sie mir bezahlt hat habe ich auch noch.In meiner Wohnung stehen Photos von ihr und Opa ,er in Wehrmachtsuniform ,neben meinem Vater und der in seiner Uniform.

Mein kabylischer Opa hat solange nach uns gesucht bis er meiner Mutter gefunden hat und ihr die Nachricht von Tode ihres Mannes bringen konnte..
Das waren damals andere Zeiten ,die einen prägten.Meine Kinder wurden mit Geschichte gross--

Deine Erlebnisse kreuzten sich mit vielen Menschen ,die aus anderen Teilen dieser Welt zusammen leben !
Nach unserem ersten Kontakt ,habe ich viel über die Vergangenheit unserer Vorfahren nach gedacht ,einiges Recherchiert
anderes ,was ich längst verdrängt hatte wieder in meine Gedanken einbezogen .
Aber ein Schuldgefühl wird immer bleiben ! Und die Alpträume !
In Verbundenheit Bestmann .

C-Dur
03.05.2016, 00:01
Ich mache hier jetzt einfach mal einen Strang auf, über ein Thema welches mich umtreibt.

Ich sitze in diesen Tagen vor mein Läppi und lese etliche Berichte und bin gar nicht bei der Sache.
Ich denke z.zt. sehr viel an meinen verstorbenen Vater (Jahrgang 1914) und sehe ihn im Geiste in seiner Wohnung in seinem Sessel sitzen wie er immer wieder mal in einem ganz bestimmten Buch liest.

das Buch war ein ziemlich dicker Schinken mit einem schwarzen Einband. Der Titel prangte in weissen Lettern auf der Vorderseite.

Hitlers Tischgespräche.

Mein Vater war ein Veteran und als ich noch ein Kind war, sagte er zu mir: "Hier steht drin wie es wirklich war."

Er erzählte wieder und wieder aus dieser Zeit und ich hörte nicht hin. Ich hatte zu dieser Zeit noch kein Interesse an dieser Epoche und seinen Erlebnissen.
Er starb vor 16 Jahren und meine Mutter schmiss dieses Buch Jahre später in den Müll, bevor ich es an mich nehmen konnte. Damit hätte ich nie gerechnet. Meiner Mutter bedeuteten noch nie materielle Werte irgendetwas.
Alles was mir von meinem Vater blieb, sind einige verblichene Fotos. Ich denke oft an dieses Buch und wie gerne ich lesen möchte, was er einst las. Ich möchte es der Haptik wegen in meinen Händen halten und daran riechen.

Wie gern hätte ich dieses Buch besessen. Dieses Buch, was ihm zu Lebzeiten so viel bedeutete.

Gibt es auch etwas in eurem(!?) Leben, das euch einst so viel bedeutete und das euch abhanden kam???

Irgendein Erinnerungsstück? Oder ein Mensch?





Meine drei Brueder kamen mir abhanden. Weil ich wesentlich juenger war und dann auch schon mit 20 Deutschland verliess, habe ich mich nie mit ihnen ueber ihre Kriegs- und Gefangenschaftserlebnise, ihre Sicht der Dinge, obwohl auch sie sehr jung in den Krieg zogen, unterhalten. Das habe ich verpasst und vermisse es nun.
Ansonsten geht es mir wie Deiner Mutter... auch ich haenge nicht an alten Materialien. Allerdings habe ich eine alte Bibel gerettet... gehoerte meiner Schwiegermutter, gedruckt 1888 in Dresden. Ich moechte, dass sie in der Familie bleibt.

ladydewinter
03.05.2016, 19:19
Deine Erlebnisse kreuzten sich mit vielen Menschen ,die aus anderen Teilen dieser Welt zusammen leben !
Nach unserem ersten Kontakt ,habe ich viel über die Vergangenheit unserer Vorfahren nach gedacht ,einiges Recherchiert
anderes ,was ich längst verdrängt hatte wieder in meine Gedanken einbezogen .
Aber ein Schuldgefühl wird immer bleiben ! Und die Alpträume !
In Verbundenheit Bestmann .
Es hat nur auf dem tiefen Grund deiner Seele geschlummert ,es war immer da das Blut deiner Vorfahren.

Recherchiere alles was du finden kannst,solange es noch Zeit ist,.Malak (,bhl)der Todesengel kreist über das Land.

Unsere Vorfahren damals waren von den Osmanen besetzt .Sie sind abgehauen wie Franza kam....Die Polin gibt denen nun freie Visa..Satire pur.Unwiederbringbar verloren ,das Land meiner Grossmutter..

Dornröschen
03.05.2016, 19:34
Ich habe so weit es ging einen Stammbaum vor etlichen Jahren angelegt und hätte gerne noch weiter zurück geforscht.

Man kommt an die Unterlagen so gut wie nicht mehr ran. Ich habe auch noch einige Geschichten im Hinterkopf, wo ich heute gerne Fragen zu gestellt hätte, aber es niemand mehr da. Als KInd sind mir die Fragen nicht eingefallen.

Ich sehe aber, daß meine Kinder das nicht mehr interessiert, ist halt früher. Schade, so werden sie nie Wahrheiten erfahren, nur an eine gefälschte Geschichte glauben.

autochthon
03.05.2016, 19:40
Ich habe so weit es ging einen Stammbaum vor etlichen Jahren angelegt und hätte gerne noch weiter zurück geforscht.

Man kommt an die Unterlagen so gut wie nicht mehr ran. Ich habe auch noch einige Geschichten im Hinterkopf, wo ich heute gerne Fragen zu gestellt hätte, aber es niemand mehr da. Als KInd sind mir die Fragen nicht eingefallen.

Ich sehe aber, daß meine Kinder das nicht mehr interessiert, ist halt früher. Schade, so werden sie nie Wahrheiten erfahren, nur an eine gefälschte Geschichte glauben.

Ich hätte auch mehr Fragen stellen sollen. An meinen Vater.
Kurz nach seinem Tod dachte ich es sei alles gesagt. Aber das stimmt nicht. Beschämenderweise kann und-/oder will meine Mutter von nichts wissen.

Manchmal frage ich mich, ob sie sich überhaupt jemals tiefer für seine Geschichte interessiert hat. Meine Mutter war 24 Jahre jünger als mein Vater und sie war eher immer genervt, wenn er seinen Latein zum besten gab.
Ich würde alles darum geben, ihn noch einmal erzählen zu hören.

Dornröschen
03.05.2016, 19:44
Ich hätte auch mehr Fragen stellen sollen. An meinen Vater.
Kurz nach seinem Tod dachte ich es sei alles gesagt. Aber das stimmt nicht. Beschämenderweise kann und-/oder will meine Mutter von nichts wissen.

Manchmal frage ich mich, ob sie sich überhaupt jemals tiefer für seine Geschichte interessiert hat. Meine Mutter war 24 Jahre jünger als mein Vater und sie war eher immer genervt, wenn er seinen Latein zum besten gab.
Ich würde alles darum geben, ihn noch einmal erzählen zu hören.


Einige könne darüber nicht sprechen, sie haben diese traumatischen Erlebnisse bis heute nicht verkraftet, einfach nur verdrängt.

Jodlerkönig
03.05.2016, 19:53
Ich hätte auch mehr Fragen stellen sollen. An meinen Vater.
Kurz nach seinem Tod dachte ich es sei alles gesagt. Aber das stimmt nicht. Beschämenderweise kann und-/oder will meine Mutter von nichts wissen.

Manchmal frage ich mich, ob sie sich überhaupt jemals tiefer für seine Geschichte interessiert hat. Meine Mutter war 24 Jahre jünger als mein Vater und sie war eher immer genervt, wenn er seinen Latein zum besten gab.
Ich würde alles darum geben, ihn noch einmal erzählen zu hören.mir gehts mit meinem opa so. allerdings, war ich erst 9 als er starb.....aber die 9 jahre waren für mich der himmel . zum fragen war nicht viel zeit........


......... da gibts ein lied, das alles sagt....

Bei jedn Wickl mit der Mutter war mei erster Weg von daham zu dir
und du hast gsagt: Sie is allan, des musst versteh,
ois vergeht, kumm, trink' a Bier.
Dann hast du gmant des ganze Lebn
besteht aus Nehmen und viel mehr Gebn
Worauf i aus deim Kastn in da Nacht de paar tausend Schilling g'fladert hab
Zum Verputzn in da Discothek,
A paar Tag drauf hast mi danach g'fragt.
I habs bestritten, hysterisch plärrt,
Dei Blick war traurig, dann hab i great.
du hast nur gsagt: "Kumm, lass mas bleibn,
Geld kann gar nie so wichtig sein!"

Wann du vom Krieg erzählt hast,
wie du an Russn Aug in Aug gegnübergstandn bist,
Ihr habts eich gegenseitig an Tschick anboten,
Die Hand am Abzug hat zittert vor lauter Schiss.
Oda dei Frau, die den ganzn Tag
dir die Ohren vollgsungen hat.
Du hast nur gsagt: "I hab sie gern,
I muas ned alles, was sie sagt, immer hörn"

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!

Du warst ka Übermensch, hast a nie so tan, a deshalb war da irgendwie a Kraft.
Und durch dei Art, wie du dei Lebn glebt hast, hab i a Ahnung griagt, wie mas vielleicht schafft.
Dei Grundsatz war: Z'erst überlegn, a Meinung ham, dahinterstehn
Niemals Gewalt, alles beredn, aba a ka Angst vor irgendwem

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!
Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!


https://www.youtube.com/watch?v=vbX5DnVbdGM

Lilly
03.05.2016, 20:17
Hab grad kein Grün für dich frei.

Hrafnaguð
03.05.2016, 20:35
mir gehts mit meinem opa so. allerdings, war ich erst 9 als er starb.....aber die 9 jahre waren für mich der himmel . zum fragen war nicht viel zeit........


......... da gibts ein lied, das alles sagt....

Bei jedn Wickl mit der Mutter war mei erster Weg von daham zu dir
und du hast gsagt: Sie is allan, des musst versteh,
ois vergeht, kumm, trink' a Bier.
Dann hast du gmant des ganze Lebn
besteht aus Nehmen und viel mehr Gebn
Worauf i aus deim Kastn in da Nacht de paar tausend Schilling g'fladert hab
Zum Verputzn in da Discothek,
A paar Tag drauf hast mi danach g'fragt.
I habs bestritten, hysterisch plärrt,
Dei Blick war traurig, dann hab i great.
du hast nur gsagt: "Kumm, lass mas bleibn,
Geld kann gar nie so wichtig sein!"

Wann du vom Krieg erzählt hast,
wie du an Russn Aug in Aug gegnübergstandn bist,
Ihr habts eich gegenseitig an Tschick anboten,
Die Hand am Abzug hat zittert vor lauter Schiss.
Oda dei Frau, die den ganzn Tag
dir die Ohren vollgsungen hat.
Du hast nur gsagt: "I hab sie gern,
I muas ned alles, was sie sagt, immer hörn"

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!

Du warst ka Übermensch, hast a nie so tan, a deshalb war da irgendwie a Kraft.
Und durch dei Art, wie du dei Lebn glebt hast, hab i a Ahnung griagt, wie mas vielleicht schafft.
Dei Grundsatz war: Z'erst überlegn, a Meinung ham, dahinterstehn
Niemals Gewalt, alles beredn, aba a ka Angst vor irgendwem

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!
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Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
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Großvater!


https://www.youtube.com/watch?v=vbX5DnVbdGM



Ich hab meinen Opa auch geliebt. Ich war 16 als er starb. Gott, was würde ich ihn heute für Löcher in den Bauch
fragen, wenn ich nur könnte. Er ist erst sehr spät, mit 30 im Jahre '44 eingezogen worden. Hat bis dahin bei
Arado-Brandenburg geschafft. Auch meine Oma hab ich sehr geliebt. Das Haus mit Garten, der Kleingarten,
das Eingemachte im Keller.
Manchmal hat man aber auch düstere Schatten gesehen. Manchmal war er nicht so fröhlich wie sonst, hat sich
viel zum "Mittagsschlaf" zurückgezogen. Der hat an der Ostfront gräßliches erlebt. Manchmal hat er auch davon
erzählt. Irgendwann kamen mein Onkel, Tante, Cousin zu Besuch. Mein Cousin hat meinem Onkel an ner Tankstelle
eine Plastik-MP abgebettelt. Hat es auch bekommen. War ein Nachbau von einer PPSH. Mit Trommelmagazin.
Und irgendwie haben die Konstrukteure es mit einem Mechanismus hinbekommen das man wenn man auf den Abzug
drücke so ein Geratter hörte, das sich, wie ich später rausfand auch noch original wie ein PPSH anhörte. Mein Cousin
war begeister. Mein Opa sah das Ding, hörte es, nahm es dem quengelnden Kind weg und verbannte es auf einen Schrank.
Mit äußerst finsterem Gesicht das keinen Widerspruch duldete. Naja, wir haben es dann immer rausgeholt wenn er mal nicht
da war. Mit dem Nachbarsjungen hab ich mal in deren Vorgarten Krieg gespielt, Panzer aufgebaut, Plastiksoldaten, kleine
Schützengräben und dann gegenseitig das ganze mit trockenen Erdklumpen beworfen die wie Minigranateinschläge zerplatzten
wenn sie auf dem Boden einschlugen. Dann kam DESSEN Opa zufällig vorbei und hat das gesehen. Kurz gesagt - der hat uns
den Arsch aufgerissen, bis zum Stehkragen. Das Gebrüll muß man in 300m Umkreis locker gehört haben.
Was die durchgemacht haben.....mein Oma hat mir kurz vor ihrem Tod mal was erzählt. Wie sie aus Brandenburg flüchteten.
Mitten durch die Schlacht um Berlin. Stalinorgeln, Granatwerfer, Artillerie, MG-Feuer, Häuserkämpfe und meine Oma mit drei
Kinden mittendurch. Nach einiger Zeit merkte sie daß sie gar nix zu essen dabei hatten. Kinder in nen Keller geparkt, mit dem
Kinderwagen wieder durch die ganze Scheiße durchgerannt, in den Keller, das Eingemachte in den Kinderwagen geworfen und
wieder zurück durch den Segen, Kinder wieder eingepackt und gerannt und gerannt und gerannt.
Kann man sich kaum vorstellen. Aber das steckt, als Information abgespeichert, alles in unseren Genen. Manchmal wenn ich
einen schlechten Tag habe, dann denkt ich mir "Das war noch gar nix. Warte was unserer Generation noch an Boshaftigkeiten
auflauert". Wir sind im (trügerischen) Frieden aufgewachsen. Wohlstand. Auch ein gutes Stück verweichlicht. Wir können dankbar
sein. Trotz der ständigen Atomkriegsgefahr damals. Heute ist man älter, kennt auch die Schattenseiten des Lebens, Verlust, Schmerz.
Aber was uns noch blühen mag....im besten Fall eine Zeit der Armut mit Aufruhr, Kleinkrieg, die irgendwann wieder in halbwegs geordnete
Verhältnisse mündet. Im schlimmsten Fall so etwas wie der dreissigjährige Krieg+Wk1+WK2 komprimiert. Das Potential dazu baut sich gerade
auf. Die Frage ist nur ob es sich entlädt oder nicht.....

sibilla
04.05.2016, 15:11
Einige könne darüber nicht sprechen, sie haben diese traumatischen Erlebnisse bis heute nicht verkraftet, einfach nur verdrängt.

so einer war der meinige, der vater.

er ließ über seine kriegserlebnisse nix raus, außer, daß ihn der blitz beim scheißen getroffen hat und er danach im lazarett landete.

ich weiß nur, er war in monte casino dabei.

mein großvater und diverse großtanten waren dagegen gesprächiger und ich konnte so wunderbar löcher in die bäuche fragen.:)) mich hat das interessiert.

leider weiß ich heute für mich immer noch zu wenig über diese zeiten und ich kann keinen mehr fragen.

alle sind tot. :hd:

grüßle s.

nur eines fiel mir jetzt noch ein:

mein bruder bekam von seinem patenonkel kriegsspielzeug wie panzer, gewehre usw. geschenkt.

so schnell, wie mein vater den onkel mitsammt dem "spielzeug" rausgeworfen hat aus der bude, so schnell konnteste gar nicht schauen.

mein vater ist da regelrecht ausgerastet und der ander hat gar nicht kapiert, warum.

sibilla
04.05.2016, 15:15
mir gehts mit meinem opa so. allerdings, war ich erst 9 als er starb.....aber die 9 jahre waren für mich der himmel . zum fragen war nicht viel zeit........


......... da gibts ein lied, das alles sagt....

Bei jedn Wickl mit der Mutter war mei erster Weg von daham zu dir
und du hast gsagt: Sie is allan, des musst versteh,
ois vergeht, kumm, trink' a Bier.
Dann hast du gmant des ganze Lebn
besteht aus Nehmen und viel mehr Gebn
Worauf i aus deim Kastn in da Nacht de paar tausend Schilling g'fladert hab
Zum Verputzn in da Discothek,
A paar Tag drauf hast mi danach g'fragt.
I habs bestritten, hysterisch plärrt,
Dei Blick war traurig, dann hab i great.
du hast nur gsagt: "Kumm, lass mas bleibn,
Geld kann gar nie so wichtig sein!"

Wann du vom Krieg erzählt hast,
wie du an Russn Aug in Aug gegnübergstandn bist,
Ihr habts eich gegenseitig an Tschick anboten,
Die Hand am Abzug hat zittert vor lauter Schiss.
Oda dei Frau, die den ganzn Tag
dir die Ohren vollgsungen hat.
Du hast nur gsagt: "I hab sie gern,
I muas ned alles, was sie sagt, immer hörn"

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!

Du warst ka Übermensch, hast a nie so tan, a deshalb war da irgendwie a Kraft.
Und durch dei Art, wie du dei Lebn glebt hast, hab i a Ahnung griagt, wie mas vielleicht schafft.
Dei Grundsatz war: Z'erst überlegn, a Meinung ham, dahinterstehn
Niemals Gewalt, alles beredn, aba a ka Angst vor irgendwem

Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!
Großvater, kannst du ned abakumman auf an schnellen Kaffee?
Großvater, i möcht' dir so viel sagn, was i erst jetzt versteh!
Großvater, du warst mei erster Freind, und des vergiss i nie!
Großvater!


https://www.youtube.com/watch?v=vbX5DnVbdGM

waren dein und mein großvater ebba brüder?

ich würde sonstwas geben, könnte ich ihn noch einmal!!! so richtig löchern mit meinen fragen.

er ist schon lange tot, aber ich vermisse ihn noch heute und das wird so bleiben, bis ich ihn wiedersehe im anderen leben.

grüßle s.

Narrenschiffer
04.05.2016, 21:27
Mein Vater war Wehrmachtsoffizier und hat besonders in meiner Kindheit in den 50-er Jahren noch viel vom Krieg erzählt.
Für uns Kinder waren das an sich spannende Geschichten, teilweise sogar lustig. Das ging von sadistischen Feldwebeln bis zu verkalkten Generalen, und mein Vater konnte gut erzählen, und man hörte schon zu, wenn er von Waffentechnik oder Kriegsschauplätzen erzählte. Da war er schon kompetent.

Er wurde im Krieg auch mehrmals verwundet (an einer Verwundung trug er dann noch sein ganzes Leben lang), aber Verbitterung hat er nie geäußert. Auch nie ein Wort gegen Hitler und die anderen Verantwortlichen, so nach dem Motto "Die haben mir meine Jugend verhundst" oder so.

Er war kein Nazi, und ich habe Vater oft gefragt, ob ihn denn die Eroberung des Ostens oder die Unterwerfung und Ausrottung fremder Völker persönlich interessiert habe.
Da hat er immer klar gesagt - so ein blöder Schmarren, natürlich hat uns Landser das nicht interessiert! Wir hatten genug damit zu tun, unsern Allerwertesten einigermaßen heil über die Runden zu bringen und haben jeden Tag gehofft, daß der Krieg bald aus ist.
Auf Lebensraum im Osten oder ein judenfreies Europa hat er überhaupt keine Ambitionen gehabt. Diese Theorien hat er schon damals live als Schwachsinn klar erkannt.

Vater nahm es aber einfach als gegeben hin, daß er blöderweise zu diesen Jahrgängen gehörte, die halt in den Krieg geschickt wurden, und oft hat er zu jungen Männern gesagt "seid froh, daß euch das aller Wahrscheinlichkeit nach erspart bleibt."

Mittlerweile ist das alles über 50 Jahre her, und habe öfters darüber nachgedacht.
Was Vater wollte, war ganz einfach und wertfrei das erhalten, was man so schön "militärische Tugenden" nennt.
Also Gehorsam, Disziplin, Ordnung, die Fähigkeit, auch Unangenehmes zu erdulden und das ganze halt.

Er hat selbst nach diesen Prinzipien gelebt. Immer alles perfekt in Ordnung, vom Kleiderschrank Kante auf Kante bis zum Auto natürlich picobello, tadelloses Erscheinungsbild, als Chef arbeitete er sehr erfolgreich ohne lange Kaffekränzchen und Teamwork-Blabla mit ganz klaren Befehlen, ... er war eine Person, bei der man die Autorität ganz einfach spürte und ihr auch abkaufte.

Wenn man ihn manchmal fragte, wenn ihm wieder was Schwieriges gelang: "wo hast du das her ... oder wo hast du das gelernt, wie man sowas so elegant regelt?", so sagte er oft: "beim Militär."

Man spürte bei all seinen Äußerungen aber immer, daß sie völlig wertfrei waren. Mein Vater war überhaupt nicht politisch, der ging nicht mal zur Wahl. Interessierte den gar nicht. Er sagte sogar einmal: "Wer den Hitler erlebt hat, ist froh und dankbar um jedes andere System. Dem ist das völlig wurscht, ob die Roten oder Schwarzen oder Grünen oder Gelben regieren."

So sah diese Generation die Sache also noch eigentlich beneidenswert einfach und klar. Eine Debatte über CDU-gut oder SPD-schlecht hätte den alten Herrn zu Tode gelangweilt.

Wenn er mit anderen Gleichaltrigen zusammentraf, also auch Männer, die im Krieg waren, so verliefen diese Gespräche auch auffallend wertfrei. Kein Prahlen mit Heldentaten oder so. Hab ich nie erlebt.
Im Urlaub am Strand oder im Hotel konnte man das oft live miterleben.
Erst fragte man sich immer gegenseitig: "Welche Waffengattung, welche Einheit, welcher Dienstrang?"

Aha, da und dort, oh ja, General Sowieso, jaaa, wir waren ja da und dort zu der Zeit, also nicht weit weg von euch ... saukalt wars da, .. und der Nachschub kam nicht ... jaaa, genau, ... usw usw.

Und dann erzählten sie sich rein von ihren Erlebnissen. Es gab da niemals Streit oder Grundsatzdebatten. Reiner Erlebnisaustausch. Es ist meinem Vater blendend gelungen, aus dieser schlimmen Zeit das Gute herauszufiltern und mit auf den Weg ins weitere Leben zu nehmen. Da sage ich viele Jahrzehnte später: Hut ab.

Damals hab ich es nicht recht begriffen, vor allem, wenn er wieder mal in seinen berühmten Kasernenton verfiel. Da konnte er einem schon mächtig auf die Nerven gehen.

Das wollte ich so mal generell sagen, wie ich das erinnere.

Konkrete Erlebnisse wüßte ich noch viele, von denen er berichtet hat, aber ich weiß nicht, ob das interessant ist. Meist bestand das aus irgendwo hin marschieren, in Stellung zu gehen, zu schießen, zu erobern, und irgendwann war der Krieg dann ja auch wieder aus.

autochthon
26.10.2016, 01:02
Unwiederbringbar verloren - Seelenschmerz!

http://www.extratipp.com/rhein-main/dreist-engelsfigur-offenbach-jahrhundert-gestohlen-6905023.html

Wer macht so etwas!?

Herr B.
26.10.2016, 02:20
Unwiederbringbar verloren - Seelenschmerz!

http://www.extratipp.com/rhein-main/dreist-engelsfigur-offenbach-jahrhundert-gestohlen-6905023.html

Wer macht so etwas!?
Kunstfreunde

autochthon
26.10.2016, 02:41
Kunstfreunde

Ja. Aber eher in Anführungsstriche gesetzt.

tabasco
26.10.2016, 02:44
Ja. Aber eher in Anführungsstriche gesetzt.

Aaah, cooles Ding. Ich hätte auch gerne si was :-)

autochthon
26.10.2016, 03:03
Aaah, cooles Ding. Ich hätte auch gerne si was :-)

Dann schließe dich muslimischen und/oder ziganen Marodeuren an.

tabasco
26.10.2016, 03:42
Dann schließe dich muslimischen und/oder ziganen Marodeuren an.

Klar. Deutsche machen so was net, wa?

Jodlerkönig
26.10.2016, 06:34
Konkrete Erlebnisse wüßte ich noch viele, von denen er berichtet hat, aber ich weiß nicht, ob das interessant ist. Meist bestand das aus irgendwo hin marschieren, in Stellung zu gehen, zu schießen, zu erobern, und irgendwann war der Krieg dann ja auch wieder aus.ist es! bei mir war es der großvater, der mir in meiner kindheit einiges erzählte. er starb 1977 und die erinnerungen verblassen. was würde ich drum geben, mich nochmals mit ihm darüber zu unterhalten.

autochthon
26.10.2016, 10:42
Klar. Deutsche machen so was net, wa?

In der Regel nicht. Es sei denn sie sind willensschwache Mitläufer und werden angestiftet von Ausländern. Oder sie sind "deutsche". (Pass).

houndstooth
27.10.2016, 13:03
http://s9.postimg.org/698fpvfrj/mandala.jpg

[///].
:gp: Liest sich authentisch an. :dg:

Weisheit entsteht aus Lebensprozessen und Erfahrung, durch ein ringen nach Wahrheit und Erkenntnis.
:gp:

[///]
Inzwischen weiß ich, daß alles nur eine Weile da ist, an dem mein Herz hängt und es dann wieder geht, es ist trotzdem schwer. Das heißt ich muß immer wieder lernen loszulassen. [///]
Diese Passage des laengeren Beitrags und dessen Rueckschluss erinnert mich wieder daran, dass Lehren unendlich vieler Lebensverlaeufe oft an einen gemeinsamen ,oben so treffend artikulierten , philosophischen Punkt konvergieren.

Zwei weitere philosophische Konvergenzen:

1)Nach quadrupel Herz-bypass Operationen versichern Etliche dass dies das Beste gewesen sei was Ihnen passieren konnte1 : neue Prioritaeten wurden gesetzt ; neue Tage , Erlebnisse und Momente werden nun ihrer ephemer Natur wegen als kostbares Geschenk geschaetzt. Da man quasi schon 'losgelassen' hatte , fuehlt man sich 'befreit' und bereichert, deshalb kann man Momente, Erlebnisse und Dinge an denen das 'Herz hängt' intensiver erleben und sich darueber erfreuen. Man hat zwar 'gelernt loszulassen' doch dafuer umso intensive weiter zu leben...life goes on.... (https://youtu.be/a2s_c8ZALEw)

2) Tibetanische Moenche arbeiten oft viele Wochen lang penibel und konzentriert an wunderschoenen Mandalas (https://www.youtube.com/watch?v=KyqVDewZ2kU): Gemaelde,die aus vielgefaerbten, feinem Sand geschaffen werden (https://lehighglobalunion.files.wordpress.com/2015/03/mandala.jpg), oft mit Pipette Sandkoernchen bei Sandkoernchen. Wenn das feine Kunstwerk (http://buddhanet.net/images/smandala.jpg)endlich fertig ist, erfreuen sich die Moenche daran, nur um es kurz darauf in wenigen Sekunden von der Platte zu wischen . Hier wieder die Moral: hänge nicht an Dinge denn sie sind kurzlebig, geniesse und freue dich des Moments. Die naechst Mandala wird schon vorbereitet...life goes on (https://youtu.be/a2s_c8ZALEw)...

1 'serendipity' ist ein englischer Begriff: wenn unerwartet oder aus etwas Schlechtem (Herzoperation) etwas Gutes (Einsicht; Schaetzen; Verstehen) entsteht: "serendippidy called". Moege jeder der dies liest von Lady Serendipity besucht werden. :)

Dornröschen
28.10.2016, 06:00
http://s9.postimg.org/698fpvfrj/mandala.jpg

:gp: Liest sich authentisch an. :dg:

:gp:

Diese Passage des laengeren Beitrags und dessen Rueckschluss erinnert mich wieder daran, dass Lehren unendlich vieler Lebensverlaeufe oft an einen gemeinsamen ,oben so treffend artikulierten , philosophischen Punkt konvergieren.

Zwei weitere philosophische Konvergenzen:
1)Nach quadrupel Herz-bypass Operationen versichern Etliche dass dies das Beste gewesen sei was Ihnen passieren konnte1 : neue Prioritaeten wurden gesetzt ; neue Tage , Erlebnisse und Momente werden nun ihrer ephemer Natur wegen als kostbares Geschenk geschaetzt. Da man quasi schon 'losgelassen' hatte , fuehlt man sich 'befreit' und bereichert, deshalb kann man Momente, Erlebnisse und Dinge an denen das 'Herz hängt' intensiver erleben und sich darueber erfreuen. Man hat zwar 'gelernt loszulassen' doch dafuer umso intensive weiter zu leben...life goes on.... (https://youtu.be/a2s_c8ZALEw)

2) Tibetanische Moenche arbeiten oft viele Wochen lang penibel und konzentriert an wunderschoenen Mandalas (https://www.youtube.com/watch?v=KyqVDewZ2kU): Gemaelde,die aus vielgefaerbten, feinem Sand geschaffen werden (https://lehighglobalunion.files.wordpress.com/2015/03/mandala.jpg), oft mit Pipette Sandkoernchen bei Sandkoernchen. Wenn das feine Kunstwerk (http://buddhanet.net/images/smandala.jpg)endlich fertig ist, erfreuen sich die Moenche daran, nur um es kurz darauf in wenigen Sekunden von der Platte zu wischen . Hier wieder die Moral: hänge nicht an Dinge denn sie sind kurzlebig, geniesse und freue dich des Moments. Die naechst Mandala wird schon vorbereitet...life goes on (https://youtu.be/a2s_c8ZALEw)...


1 'serendipity' ist ein englischer Begriff: wenn unerwartet oder aus etwas Schlechtem (Herzoperation) etwas Gutes (Einsicht; Schaetzen; Verstehen) entsteht: "serendippidy called". Moege jeder der dies liest von Lady Serendipity besucht werden. :)


Menschen, die dem Tod näher waren als dem Leben und schwere Operationen hinter sich haben, sind meistens danach nicht mehr die gleichen Menschen. Ihnen wird schlagartig ihre Endlichkeit hier auf der Erde klar.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß sich die Ausrichtung auf das Leben grundlegend ändert danach.

Die Wertigkeiten sehen danach anders aus, es geschieht ein Transfomationsprozeß.

Voraussetzung ist, man kommt aus der Angst heraus zu sterben, die wird überwunden indem man losläßt.

Man gibt sich dem Leben hin und lebt im Hier und Jetzt. Die Wahrnehmung verändert sich ebenfalls dadurch.

Mir gefällt 1 und 2.

houndstooth
29.10.2016, 03:51
Danke.:)
So ist es. :)
Doch warum mus es 55+ Jahre dauern , bis man 'vernuenftig' wird?

Allerdings 'Angst' vor dem Tod habe ich nie gehabt. Vielleicht kommt das daher dass ich nichts zu bereuen , oder zu fuehlen gehabt hatte etwas 'vermisst' zu haben. Das Leben und Lady Luck waren mir bisher verdammt gnaedig gewesen. Hat auch etwas mit 'Erwartungen' oder common sense zu tun, es gibt in dieser Beziehung einen treffenden, schottischen Aphorismus:"You got to know your station in life". Da ist Wahres dran...

tabasco
29.10.2016, 03:53
Mehr als die Hälfte des Urlaubs...

Don
29.10.2016, 05:07
Klar. Deutsche machen so was net, wa?

Nö. Das Ding war relativ wertlos, wenn man nicht so blöd ist und meint da wäre eine Menge Buntmetall dran.
Stand dann nach enttäuschendem Kratztest garantiert auf irgendeinem dieser Hehlerflohmärkte zum Antik-Verkauf, vor einem Transit mit Pl, Ro oder Bg Kennzeichen.