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Vollständige Version anzeigen : War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?



lucid
08.03.2016, 17:04
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?

Rumburak
08.03.2016, 17:24
Es gab keine Wiedervereinigung, sondern einen Beitritt zur BRD. Und sie wie es sich nun abzeichnet, war der sehr schädlich. Lieber "arm", als fremd im eigenem Land.
Am Besatzerstatus hat sich auch nichts geändert, wobei der Russe sich bei einem unabhängigem Mitteldeutschland auch zurück gezogen hätte und wir damit ein freies Deutschland wären.

romeo1
08.03.2016, 17:24
Wäre es nicht zur Wiedervereinigung gekommen, wäre Ost-Dtl. einen ähnlichen Weg wie Tschechen, Slowaken oder Polen gegangen. Der Lebensstandard wäre mit Sicherheit niedriger als gegenwärtig, nur wären wir Herr im eigenen Hause geblieben und die Asylinvasion hätte abgeblockt werden können.

Schlummifix
08.03.2016, 17:31
Die DDR war marode, gemessen am Weststandard waren die Produktionsmittel weitgehend wertlos.
Die Produktivität der DDR lag 40% unter Westniveau.
Fast kein Ost-Unternehmen hat am Weltmarkt überlebt, mir fällt nur Carl Zeiss ein.

Dennoch, aus heutiger Sicht würde ich der DDR vom Beitritt abraten, genau wie ich dem ganzen Ostblock vom EU-Beitritt abraten würde.
Hinterher ist man halt immer schlauer.

Unter US-Besatzung werden die europäischen Nationalstaaten abgewickelt.

Ajax
08.03.2016, 17:36
Aus heutiger Sicht: eindeutig ja!

Die Ossis konnten ja nicht ahnen, dass sie einem Land beitreten, welches dereinst von Psychopathen gegen die Wand gefahren wird.

Jodlerkönig
08.03.2016, 17:42
Es gab keine Wiedervereinigung, sondern einen Beitritt zur BRD. Und sie wie es sich nun abzeichnet, war der sehr schädlich. Lieber "arm", als fremd im eigenem Land.
Am Besatzerstatus hat sich auch nichts geändert, wobei der Russe sich bei einem unabhängigem Mitteldeutschland auch zurück gezogen hätte und wir damit ein freies Deutschland wären.jaja.....an der deutschen staatsführung mit den beiden höchsten ämtern sitzen lauter ossis. von den beiden, bringts eine gerade fertig, ganz europa und die abendländische kultur an die wand zu fahren. das kommt davon, wenn man arme kommunistenschlucker, denunzianten und überwachungsprofis ans ruder lässt!

Schlummifix
08.03.2016, 17:42
Aus heutiger Sicht: eindeutig ja!
Die Ossis konnten ja nicht ahnen, dass sie einem Land beitreten, welches dereinst von Psychopathen gegen die Wand gefahren wird.

Wobei die zwei Oberpsychopathen mit Stasi-Hintergrund aus dem Osten kommen...soviel Ehrlichkeit muss sein.

Eintracht
08.03.2016, 17:44
Es gab keine Wiedervereinigung, sondern einen Beitritt zur BRD. Und sie wie es sich nun abzeichnet, war der sehr schädlich. Lieber "arm", als fremd im eigenem Land.
Am Besatzerstatus hat sich auch nichts geändert, wobei der Russe sich bei einem unabhängigem Mitteldeutschland auch zurück gezogen hätte und wir damit ein freies Deutschland wären.


Im Urteil des Bundesgrundgesetzgericht vom 31.07.1973 zum Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR (2BvF 1/73) heißt es im Orientierungssatz:

„Es wird festgehalten […], dass das Deutsche Reich den Zusammenbruch 1945 überdauert hat und weder mit der Kapitulation noch durch die Ausübung fremder Staatsgewalt in Deutschland durch die Alliierten noch später untergegangen ist; es besitzt nach wie vor Rechtsfähigkeit, ist allerdings als Gesamtstaat mangels Organisation nicht handlungsfähig. Die BRD ist nichts Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches […].“

es ist ein offenes Geheimnis

Rumburak
08.03.2016, 17:47
Wobei die zwei Oberpsychopathen mit Stasi-Hintergrund aus dem Osten kommen...soviel Ehrlichkeit muss sein.

Vollkommen Wurst wo die Marionetten herkommen. Als ob es in der BRD vorher anders gelaufen wäre.:auro:

Maitre
08.03.2016, 17:52
Die DDR war marode, gemessen am Weststandard waren die Produktionsmittel weitgehend wertlos.
Die Produktivität der DDR lag 40% unter Westniveau.
Fast kein Ost-Unternehmen hat am Weltmarkt überlebt, mir fällt nur Carl Zeiss ein.


Da sind schon noch einige andere übriggeblieben. Insbesondere die Werkzeugmaschinenhersteller haben- allem Gegenwind zum Trotz- vielfach überlebt. Versuche zu deren Zerstörung gab es genug.
Die fortschrittlichsten Industrien sind z.T. durch feindliche Übernahmen zerschlagen worden. Das gilt insbesondere für den Mähdrescher- und Häckslerbau. Das war 1990 einer der- zugegeben wenigen- Bereiche, in denen die DDR sich mit an der Weltspitze tummeln konnte.
Andere sind mit- so kann man vermuten- hehren Absichten übernommen worden und sind trotzdem den Bach heruntergegangen. Beispiel dafür ist das Traktorenwerk Schönebeck, das mit Schlüter zusammen unterging.

Knudud_Knudsen
08.03.2016, 17:57
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?


hier etwas zum Thema..

http://www.welt.de/wirtschaft/article134088763/Die-DDR-war-in-Wahrheit-gar-nicht-pleite.html

allerdings muss gesagt werden vor der Wiedervereinigung betrug die Verschuldung der BRD ca. 500 Mllrd. DM..

Heute fast 3 Bill. € also 6 Bill. DM..

für die BRD ein schlechter Deal..������

ausserdem waren Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit so gut wie unbekannt..
einige wenige Vorfälle..

lucid
08.03.2016, 18:58
Die DDR war marode, gemessen am Weststandard waren die Produktionsmittel weitgehend wertlos.
Die Produktivität der DDR lag 40% unter Westniveau.
Fast kein Ost-Unternehmen hat am Weltmarkt überlebt, mir fällt nur Carl Zeiss ein.


Die DDR lag bzgl. der Arbeiterproduktivität zwar 40% unter dem Niveau Westdeutschlands, gehörte damit aber immer noch zur internationalen Spitzengruppe.

Nur weil es produktivere Länder gibt heisst das nicht, dass ein Land nichtmehr international konkurrenzfähig ist.

Maitre
08.03.2016, 19:05
Die DDR lag bzgl. der Arbeiterproduktivität zwar 40% unter dem Niveau Westdeutschlands, gehörte damit aber immer noch zur internationalen Spitzengruppe.

Nur weil es produktivere Länder gibt heisst das nicht, dass ein Land nichtmehr international konkurrenzfähig ist.

Produktivität ist immer auch Definitionsfrage. Wir bekamen immer wieder unsere Westkollegen vorgehalten. Die wären ja viel produktiver und würden ihre Normzeiten erfüllen. Dann kam eine Maschine aus dem Werk, samt Bediener. Danach wussten wir, wie die das schaffen: Sie hatten für gleiche Arbeitsgänge das 2 - 4- fache an Normzeit.

Kreuzbube
08.03.2016, 19:12
Aus heutiger Sicht: eindeutig ja!

Die Ossis konnten ja nicht ahnen, dass sie einem Land beitreten, welches dereinst von Psychopathen gegen die Wand gefahren wird.

Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl. Man wußte ja aus dem Westfernsehen, daß die BRD ein anti-nationales System ist. Deshalb bin ich auch froh, die Ausbildung zum Polizei-Beamten 1991 nicht angetreten zu haben...nach spielend bestandenen Eignungstests. War eine Frage des Gewissens...und der Bequemlichkeit.:cool:

Kurti
08.03.2016, 19:13
(...)
Nur weil es produktivere Länder gibt heisst das nicht, dass ein Land nichtmehr international konkurrenzfähig ist.Als Billiglohn-Hinterland für westdeutsche Konzerne war die DDR ein Segen.

lucid
08.03.2016, 19:14
hier etwas zum Thema..

http://www.welt.de/wirtschaft/article134088763/Die-DDR-war-in-Wahrheit-gar-nicht-pleite.html

allerdings muss gesagt werden vor der Wiedervereinigung betrug die Verschuldung der BRD ca. 500 Mllrd. DM..

Heute fast 3 Bill. € also 6 Bill. DM..

für die BRD ein schlechter Deal..������


Ja, sicher, aber daraus folgt eben noch lange nicht, dass es für die DDR ein guter Deal war.

Dass die BRD eine unvergleichliche Fähigkeit hat Geld zu verschwenden ohne dem Empfänger zu helfen sieht man ja auch gegenwärtig an Griechenland.

lucid
08.03.2016, 19:17
Vllt könnte sich mal ein Ossi dazu äussern, ob er sich heute

- bzgl. seiner Lebensqualität
- bzgl. seiner Produktivität

besser fühlt?

Nachbar
08.03.2016, 19:24
Die einstige DDR war dem Grunde nach ein neuer Absatzmarkt für Westbetriebe.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass man nicht an den Ostmenschen dachte.

Maitre
08.03.2016, 19:26
Vllt könnte sich mal ein Ossi dazu äussern, ob er sich heute

- bzgl. seiner Lebensqualität
- bzgl. seiner Produktivität

besser fühlt?

Kann man nicht klar beantworten.
Ich beneide heute oft meine Eltern, die in 40 Jahren DDR zwar nicht alles kaufen konnten, aber dafür relativ sorglos in den Tag hineinleben konnten. Dabei haben sie trotzdem genug gearbeitet, gerade mein alter Herr hat sich körperlich kaputtgearbeitet (Landwirtschaft).

Bezüglich der Produktivität: Ich musste nach meiner Lehre manchmal noch Ersatzteile für alte DDR-Maschinen herstellen. Nach den originalen Arbeitsplänen. Die Normzeiten von damals sind nach der Arbeitsorganisation der Nachwendezeit nicht mehr zu erreichen gewesen. Dagegen muss man aber den hohen Anteil an unproduktiven Arbeitskräften halten, der die Produktivität rechnerisch nach unten zog. Mein Ausbildungsbetrieb hatte vor 1990 nur etwa 45% produktives Personal.

Tryllhase
08.03.2016, 19:46
Vllt könnte sich mal ein Ossi dazu äussern, ob er sich heute
- bzgl. seiner Lebensqualität
- bzgl. seiner Produktivität
besser fühlt?
Du wirst heute mit Ausnahme der Nomenklatura, die über Sonderkontingente verfügte, keinen einzigen geistig gesunden DDR-Bürger finden, der sich das marode Versorgungssystem der DDR zurück wünscht. Auch die Stasi ist längst verdrängt.
Aber dafür erinnert man sich um so mehr an die Vorteile der DDR, wie Arbeitsplatzgarantie, Schulbildung und geringe Gewaltkriminalität. Daraus resultiert der seltsame heimliche Wunsch nach Freiheit und Sozialismus, und natürlich harter Währung. Eine reine Utopie.

Kurti
08.03.2016, 20:08
(...)
Bezüglich der Produktivität: Ich musste nach meiner Lehre manchmal noch Ersatzteile für alte DDR-Maschinen herstellen. Nach den originalen Arbeitsplänen. Die Normzeiten von damals sind nach der Arbeitsorganisation der Nachwendezeit nicht mehr zu erreichen gewesen. Dagegen muss man aber den hohen Anteil an unproduktiven Arbeitskräften halten, der die Produktivität rechnerisch nach unten zog. Mein Ausbildungsbetrieb hatte vor 1990 nur etwa 45% produktives Personal.In den DDR-Betrieben, in denen mit westdeutschen Maschinen für westdeutsche Unternehmen produziert wurde, erreichte die Produktivität und vor allem die Qualität der Waren West-Niveau.

sunbeam
08.03.2016, 20:17
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?

1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.
2. Ihr hättet einen Weg wie Polen, Tschechei oder Ungarn genommen, langsamer, aber stetiger Aufstieg.


Aber: hören wir endlich auf in Ossi-Wessi-Schablonen zu denken. Wir sind EIN Volk, EINE Kultur, EINE gemeinsame Identität!

Maitre
08.03.2016, 20:18
In den DDR-Betrieben, in denen mit westdeutschen Maschinen für westdeutsche Unternehmen produziert wurde, erreichte die Produktivität und vor allem die Qualität der Waren West-Niveau.

Nicht nur mit westdeutschen Maschinen! Ich hatte das Vergnügen, an diversen cnc-Werkzeugmaschinen aus DDR-Produktion zu arbeiten. Produktiv und leistungsfähig waren die alle, genau waren sie alle. Einige davon laufen heute noch! Was ich aus dieser Zeit an westdeutscher Technik kennenlernen durfte, hat mich in Regel nicht überzeugt, die Japaner (Mazak) schon eher.
Ich habe mit den gängigen cnc-Steuerungen für Fräsmaschinen/ Bohrwerke gearbeitet (CNC-H646, CNC600-3) und es nach Möglichkeit immer vermieden, an Maschinen mit den umständlichen Sinumerik- und Fanuc- Steuerungen gehen zu müssen.

Maitre
08.03.2016, 20:21
1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.
2. Ihr hättet einen Weg wie Polen, Tschechei oder Ungarn genommen, langsamer, aber stetiger Aufstieg.


Aber: hören wir endlich auf in Ossi-Wessi-Schablonen zu denken. Wir sind EIN Volk, EINE Kultur, EINE gemeinsame Identität!

zu 1: Die BRD hätte einen anderen Weg gefunden, euer Geld zu verschleudern.
zu 2: Vermutlich

Der letzte Satz: Für heute sehe ich es auch so. Wir sind nunmal ein Volk. Leider wird dieses Volk gerade aktiv bedroht.

Dr Mittendrin
08.03.2016, 20:24
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?

Sie wären leistungsfähiger. Weil für tschechische Löhne wären mehr in Arbeit gewesen
Wenn die Produktivität Ost west 1:4 war, dann mangelt es überall.

sunbeam
08.03.2016, 20:27
zu 1: Die BRD hätte einen anderen Weg gefunden, euer Geld zu verschleudern.
zu 2: Vermutlich

Der letzte Satz: Für heute sehe ich es auch so. Wir sind nunmal ein Volk. Leider wird dieses Volk gerade aktiv bedroht.

Ein Volk, das selbst nach einem Vierteljahrhundert noch nicht homogen agiert sondern sich selbst hasst und verachtet, ist eh dem Untergang geweiht. Ob das nun die Invasoren machen oder nicht, spielt schon keine Rolle mehr!

Punkt
08.03.2016, 20:31
Ein Gewinner des Umbruches bin ich sicher nicht. Ich möchte aber trotz allem die DDR nicht wieder haben.

Gärtner
08.03.2016, 20:35
Ich kannte die DDR der 70er und 80er Jahre aus regelmäßiger, eigener Besuchserfahrung (ich hab Verwandschaft in Sachsen). Wer behauptet, seither hätten sich die Verhältnisse nicht entscheidend gebessert, lebt in einem Realitätsverzerrungsfeld von majestätischem Ausmaß.

Maitre
08.03.2016, 20:36
Ein Volk, das selbst nach einem Vierteljahrhundert noch nicht homogen agiert sondern sich selbst hasst und verachtet, ist eh dem Untergang geweiht. Ob das nun die Invasoren machen oder nicht, spielt schon keine Rolle mehr!

Dieser Selbsthass ist älter als 25 Jahre. Der wurde in der alten BRD schon seit spätestens 1968 in die Köpfe verpflanzt. Wir bekamen noch die Liebe zum eigenen Volk propagiert… aus welchen Motiven dürfte bekannt sein. Aber auch bei uns sind die Zeichen des Selbsthasses nicht mehr zu übersehen.
Mir ist Wessi oder Ossi mittlerweile relativ egal, es sei denn, ich gerate an einen sog. Besserwessi. Aber auch solche Leute lernt man kaum noch kennen.
Letztendlich sind wir ein Volk.

laurin
08.03.2016, 21:25
Wieder so ein Faden, der Landsleute spalten soll.

Mir wird schlecht.:kotz:

Frumpel
08.03.2016, 21:36
Vllt könnte sich mal ein Ossi dazu äussern, ob er sich heute

- bzgl. seiner Lebensqualität
- bzgl. seiner Produktivität

besser fühlt?

Vielleicht könntest Du Dich erst mal vorstellen und Dich dazu äußern, wer oder was Du bist?

Kurti
08.03.2016, 21:42
Nicht nur mit westdeutschen Maschinen! Ich hatte das Vergnügen, an diversen cnc-Werkzeugmaschinen aus DDR-Produktion zu arbeiten. Produktiv und leistungsfähig waren die alle, genau waren sie alle. Einige davon laufen heute noch! Was ich aus dieser Zeit an westdeutscher Technik kennenlernen durfte, hat mich in Regel nicht überzeugt, die Japaner (Mazak) schon eher.
Ich habe mit den gängigen cnc-Steuerungen für Fräsmaschinen/ Bohrwerke gearbeitet (CNC-H646, CNC600-3) und es nach Möglichkeit immer vermieden, an Maschinen mit den umständlichen Sinumerik- und Fanuc- Steuerungen gehen zu müssen.Das war doch schon mal Thema in einem anderen Strang. Die DDR-Werkzeugmaschinen waren in der Tat ein Exportschlager, bis die CNC-gesteuerten Maschinen aufkamen - doch zum Leidwesen der DDR-Hersteller unterlagen die CNC-Steuerungen dem westlichen Handelsembargo. Später gelang es eine Toshiba-Steuerung unter eigenem Namen abzukupfern. Als der west-deutsche Zoll dem Hoax auf die Schliche kam, war Schluss mit der japanisch-ostdeutschen Kooperation.

lucid
08.03.2016, 21:59
1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.
2. Ihr hättet einen Weg wie Polen, Tschechei oder Ungarn genommen, langsamer, aber stetiger Aufstieg.


Aber: hören wir endlich auf in Ossi-Wessi-Schablonen zu denken. Wir sind EIN Volk, EINE Kultur, EINE gemeinsame Identität!

Ihr? Ich selbst bin Wessi. Wäre ich Ossi müsste ich ja nicht fragen.

1. Ich glaube nicht, weil schon 10 Jahre später hat man die ganze Sache quasi europa-weit mit dem EURO wiederholt.
Ohne Wiedervereinigung wär vermutlich einfach der EURO um 5 und die Flüchtlingskrise um 10 Jahre vorverlegt worden.

2. Ja, und die Frage ist, ob das so nicht besser gewesen wäre.
Zumindest hat die SED eine vernünftige Grenzpolitik gemacht, so wie heute ja auch Osteuropa.
Es wär vllt besser gewesen, wenn die neuen Länder mehr eigene Politiker behalten hätten, anstatt den Abfall aus dem Westen zu importieren.

lucid
08.03.2016, 22:02
Der letzte Satz: Für heute sehe ich es auch so. Wir sind nunmal ein Volk. Leider wird dieses Volk gerade aktiv bedroht.

Ja, allerdings von Innen. Von einer relativ kleinen Politikelite, die ihrem Volk feindlich gegenübersteht.

Deutscher Michel
08.03.2016, 22:09
Ich kannte die DDR der 70er und 80er Jahre aus regelmäßiger, eigener Besuchserfahrung (ich hab Verwandschaft in Sachsen). Wer behauptet, seither hätten sich die Verhältnisse nicht entscheidend gebessert, lebt in einem Realitätsverzerrungsfeld von majestätischem Ausmaß.

Ketzerische Frage:

Würdest Du auch behaupten, daß das rückblickend betrachtet auch für die alte BRD der 70er und 89er Jahre gilt?

Man sollte angesichts der Vielzahl der Details, die sich allein schon durch den permanenten technischen Fortschritt scheinbar oder tatsächlich verbessert haben, nicht so vermessen sein zu behaupten, daß sich angeblich alles (="die Verhältnisse") dramatisch verbessert haben, weil es auch in diesem Fall nicht so ist. Nimm doch nur mal die Kriterien "Bevölkerungsstruktur", "Jobangebote", "Kriminalität", "medizinische Versorgung", "Anzahl allergischer Erkrankungen", "Mobilität im ländlichen Raum", "Bildungsniveau", "Armut", "Obdachlosigkeit" und "Solidarität" zur Hand!

Zwei (pauschale) Aussagen sind fast immer falsch:

1. Früher war alles besser.
2. Heute ist alles besser.

Graf
08.03.2016, 22:10
Also für die Gebäude war dieser Beitritt der DDR zur BRD gut. Sonst wäre wohl alles zusammengebrochen.Aber es viel verloren gegangen. Vor allem die unbeschwerdheit.
Und soooo schlecht kann ja die Arbeit in der Ostzone nicht gewesen sein wenn man so hört was und für wen so alles in der DDR produziert wurde!
Ich bin der Meinung das es der DDR richtig gut gegangen wäre wenn man die Wirtschaft frei gegeben und auch die Grenzen etwas gelockert hätte. Aber weiterhin als ein Staat bestanden wäre.
Auch war der Umgang mit Ausländer in der DDR so gewesen wie man es sich heute wünschen würde. Ausbilden damit sie in ihrer Heimat als wahre Fachkräfte was aufbauen können, und wer sich was zu schulden hat kommen lassen wurde ausgewiesen.

lucid
08.03.2016, 22:23
Ich kannte die DDR der 70er und 80er Jahre aus regelmäßiger, eigener Besuchserfahrung (ich hab Verwandschaft in Sachsen). Wer behauptet, seither hätten sich die Verhältnisse nicht entscheidend gebessert, lebt in einem Realitätsverzerrungsfeld von majestätischem Ausmaß.

Extrapoliert man die Zahlen Peer Steinbrücks von 2011 auf 2016 hat jeder Ostdeutsche seit der Wiedervereinigung fast eine viertel Millionen EURO an Transfers aus dem Westen erhalten.
Dass es den Leuten dann materiell besser geht ist klar, nur das ist ja nicht das einzige Kriterium.

Was mich interessiert ist, ob Ostdeutschlands ohne die fortgesetzten Hilfen heute besser dastände als damals, also ob es überhaupt noch alleine lebensfähig wäre?
(Die DDR war ohne Zweifel alleine lebensfähig.)

lucid
08.03.2016, 22:31
Wieder so ein Faden, der Landsleute spalten soll.

Mir wird schlecht.:kotz:

Nein, darum geht es nicht.

Es geht darum, ob die westdeutsche Politik die Ex-DDR besser verwaltet hat als die SED oder ob Sie aus dem Land einfach nur einen gigantischen Sozialhilfepark gemacht hat.
Imho deuten die Zahlen darauf hin, denn wenn man die Transfers auf pro Person und Monat umrechnet bekommt jeder Ostdeutsche in etwa den Sozialhilfesatz .. jeden Monat.

Frontferkel
08.03.2016, 22:34
Wobei die zwei Oberpsychopathen mit Stasi-Hintergrund aus dem Osten kommen...soviel Ehrlichkeit muss sein.
Auch Du musst Dir vor Augen führen , wer diese Verbr....... protegiert hat und auf ihre jetzigen Ämter gehievt hat .

lucid
08.03.2016, 22:45
Also für die Gebäude war dieser Beitritt der DDR zur BRD gut. Sonst wäre wohl alles zusammengebrochen.Aber es viel verloren gegangen. Vor allem die unbeschwerdheit.
Und soooo schlecht kann ja die Arbeit in der Ostzone nicht gewesen sein wenn man so hört was und für wen so alles in der DDR produziert wurde!
Ich bin der Meinung das es der DDR richtig gut gegangen wäre wenn man die Wirtschaft frei gegeben und auch die Grenzen etwas gelockert hätte. Aber weiterhin als ein Staat bestanden wäre.


Ja, die DDR gehörte ohne Frage zu den wohlhabensten Industrienationen weltweit; das war auch international anerkannt, ausser vllt. in der BRD.
Es war auch anerkannt das wohlhabenste und produktivste Land der UDSSR.
Den Leuten in der DDR dürfte es besser gegangen sein als z.B. den Leuten in Spanien, Italien oder Griechenland (zur gleichen Zeit).


Die Sache mit dem angeblichen Häuser- und Industrieverfall wird imho hier auch überschätzt; in andren Industrieländern (incl. USA) ist es durchaus üblich Industriekapital bis zum Ende seiner Lebenszeit zu nutzen und dann zu ersetzen. Tatsächlich wird Deutschland oft dafür kritisiert, weil es eine Form der Verschwendung und auch unwirtschaftlich ist sofern man es übertreibt.

Frontferkel
08.03.2016, 22:49
Ihr? Ich selbst bin Wessi. Wäre ich Ossi müsste ich ja nicht fragen.

1. Ich glaube nicht, weil schon 10 Jahre später hat man die ganze Sache quasi europa-weit mit dem EURO wiederholt.
Ohne Wiedervereinigung wär vermutlich einfach der EURO um 5 und die Flüchtlingskrise um 10 Jahre vorverlegt worden.

2. Ja, und die Frage ist, ob das so nicht besser gewesen wäre.
Zumindest hat die SED eine vernünftige Grenzpolitik gemacht, so wie heute ja auch Osteuropa.
Es wär vllt besser gewesen, wenn die neuen Länder mehr eigene Politiker behalten hätten, anstatt den Abfall aus dem Westen zu importieren.
Das ist Quatsch . Die Grenzpolitik war in erster Linie gegen die eigenen Bürger gerichtet . Und dann erst nach aussen .

BlackForrester
08.03.2016, 22:50
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.


Bei all Deiner Lobhudelei...ich war vor der Wende des öfteren beruflich mit dem Lkw in der DDR und im Bereich der Infrastruktur war die DDR mindestens 20 Jahre hinter Deutschland West und wenn Du in so manche DDR-Großstadt gekommen bist kam es Dir vor wie eine Zeitreise in die 50er Jahre in Deutschland West.

Über den technologisch-industriellen-umwelttechnischen Rückstand gar nicht zu reden. Wer in den 70er/80er Jahren in und um Bitterfeld gewohnt hat, der weiß wovon ich rede...da fühlte man sich eher an die Jahrhundertwende vom 19te auf das 20te Jahrhundert erinnert...aber nicht in die Jahrzehnte 1970 /1980.

Da von einem "hochindustrialisiertem" Land zu sprechen, wo die Jahresproduktion eines Trabbi-Werkes in Zwickau - um es übertriebe zu formulieren- gerade einmal das Tagesproduktion eines mittleren deutsches Automobilwerkes entsprach ist - naja - eine sehr optimistisch-verzerrende Aussage.

Wenn ich da so an die neidischen Blicke meiner DDR-Kollegen zurückdenke, wenn ich mit meinem - damals schon für Deutschland alten MB 1632-Sattel im Hof neben einem einem Lkw aus DDR-Produktion zum stehen kam...Jessäs.

Man kann sich so einiges Schönreden...die DDR war, zumindest wirtschaftlich, eher eine 2te, wenn nicht gar ein 3te Welt Land.

Schwabenpower
08.03.2016, 22:51
Das ist Quatsch . Die Grenzpolitik war in erster Linie gegen die eigenen Bürger gerichtet . Und dann erst nach aussen .
Von außen wollten ja auch nur so seltsame Subjekte wie Merkel rein.

lucid
08.03.2016, 22:53
Bezüglich der Produktivität: Ich musste nach meiner Lehre manchmal noch Ersatzteile für alte DDR-Maschinen herstellen. Nach den originalen Arbeitsplänen. Die Normzeiten von damals sind nach der Arbeitsorganisation der Nachwendezeit nicht mehr zu erreichen gewesen. Dagegen muss man aber den hohen Anteil an unproduktiven Arbeitskräften halten, der die Produktivität rechnerisch nach unten zog. Mein Ausbildungsbetrieb hatte vor 1990 nur etwa 45% produktives Personal.

Hm, sind die Unproduktiven von damals denn heute produktiv, oder hat man nur eine räumliche Trennung herbeigeführt, indem man sie im öffentlichem Dienst eingestellt bzw. in Rente geschickt oder arbeitslos gemacht hat?

Franko
08.03.2016, 23:00
1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.

Achja? Wer würde denn dann heute die hunderttausenden Arbeitsplätze im Westen (besetzt mit "Ossis") belegen? Gar keiner. Oder Musels.

Süßer
08.03.2016, 23:00
Meiner Meinung war die DDR in einer ausweglosen Situation.

Auf der einen Seite haben die Russen nie ihre Reparationsforderungen zurück gestellt. Dadurch brauchten die sich nur zu wünschen. das Kombinat Spezialbau Potzdam und andere Firmen haben das dann hingebaut. Wünsche hatten die viele. Man muß sich nur die vielen russischen Militärflugplätze anscheuen, alle nicht bezahlt oder virtuell aus dem nie leer werdendem Topf bezahlt.

Auf der anderen Seite war die Wirtschaft versklavt. Durch den Wechselkurs wurden zwar Produkte spottbillig, nur mal in die alten Quelle-Kataloge schauen. Aber Investitionen in die industrielle Basis der DDR verteuerten sich auch um ein vielfaches.

Mit der Wende wurden einige entscheidende Fehler passiert. Durch die Treuhand wurde die kompletten werte der DDR feindlich übernommen. Profitiert haben davon insbesonders Verfechter des politischen Kapitalismus. Dadurch wurde einige Kräfte wesentlich mächtiger. Die fühlen sich seit dem wie die alten Feudalherren und wollen ein gleichwertiges Gesellschaftsbild. Gleichzeitig wurden historische Chancen wie Verfassung, Friedensvertrag, saubere Vertragslösungen mit den Nachbarn (zB NATO-Erweiterung) verpasst.

Meiner Beobachtung nach war nicht nur Ostdienste überall präsent, sondern zB die NVA war auch völlig von (West-)diensten unterwandert. Die haben sich verständigt und beherrschen ihr Revier.

So kam das die DDR sich in Ostdeutschland verwandelte, aus einer perspektivlosen Situation eine schlechte wurde.
Die wahren Verlierer sind die nationalen Demokraten, die in der antinationalen Genderdiktatur (die sich selbst wehrhafte repräsentative Demokratie nennt) an den Rand gedrückt werden.

lucid
08.03.2016, 23:31
Bei all Deiner Lobhudelei...ich war vor der Wende des öfteren beruflich mit dem Lkw in der DDR und im Bereich der Infrastruktur war die DDR mindestens 20 Jahre hinter Deutschland West und wenn Du in so manche DDR-Großstadt gekommen bist kam es Dir vor wie eine Zeitreise in die 50er Jahre in Deutschland West.

Über den technologisch-industriellen-umwelttechnischen Rückstand gar nicht zu reden. Wer in den 70er/80er Jahren in und um Bitterfeld gewohnt hat, der weiß wovon ich rede...da fühlte man sich eher an die Jahrhundertwende vom 19te auf das 20te Jahrhundert erinnert...aber nicht in die Jahrzehnte 1970 /1980.

Da von einem "hochindustrialisiertem" Land zu sprechen, wo die Jahresproduktion eines Trabbi-Werkes in Zwickau - um es übertriebe zu formulieren- gerade einmal das Tagesproduktion eines mittleren deutsches Automobilwerkes entsprach ist - naja - eine sehr optimistisch-verzerrende Aussage.

Wenn ich da so an die neidischen Blicke meiner DDR-Kollegen zurückdenke, wenn ich mit meinem - damals schon für Deutschland alten MB 1632-Sattel im Hof neben einem einem Lkw aus DDR-Produktion zum stehen kam...Jessäs.

Man kann sich so einiges Schönreden...die DDR war, zumindest wirtschaftlich, eher eine 2te, wenn nicht gar ein 3te Welt Land.

Ein paar Daten aus dem CIA Wold Factbook für 1989:

BRD: GNP per capita $18,370
Italien: GDP per capita $14,200
UK: GNP per capita $13,329
DDR: GNP per capita $12,500
Spanien: GNP per capita $7,390
Griechenland: GNP per capita $4,670


Demnach war die DDR in etwa mit Italien und England vergleichbar und lag sehr deutlich über Spanien was die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit betrifft (auch über Griechenland, aber das war damals wohl auch eher noch dritte Welt).

lucid
08.03.2016, 23:40
Aus der selben Quelle:

DDR Overview:
The GDR has a centrally planned command economy in the Soviet fashion. Agricultural land is 95% collectivized, and financial institutions, transportation, and industrial and foreign trade enterprises are state owned. The GDR is the most industrialized country in Eastern Europe, with over half of its GNP generated by the industrial sector. It also enjoys the highest standard of living among Communist countries, with a per capita GNP of $12,500 in 1988. Trade is characterized by exports of manufactured goods and imports of basic raw materials (lignite is the only important natural resource found in the GDR). About 65% of foreign trade is with the USSR and other CEMA countries.

Erheiternd:

DDR Communists: 2.195 million party members (1986)
BRD Communists: about 40,000 members and supporters





(da war man wohl etwas zu optimistisch..)

Nanu
08.03.2016, 23:44
Wäre es nicht zur Wiedervereinigung gekommen, wäre Ost-Dtl. einen ähnlichen Weg wie Tschechen, Slowaken oder Polen gegangen. Der Lebensstandard wäre mit Sicherheit niedriger als gegenwärtig, nur wären wir Herr im eigenen Hause geblieben und die Asylinvasion hätte abgeblockt werden können.
Richtig. Und das Rübermachen würde heute in umgekehrter Richtung laufen, Schade, das Schicksal meinte es nicht gut mit den Restdeutschen.

Rumpelstilz
08.03.2016, 23:46
Richtig. Und das Rübermachen würde heute in umgekehrter Richtung laufen, Schade, das Schicksal meinte es nicht gut mit den Restdeutschen.
So schlau waren die Globalisten schon lange, dass sie unbedingt eine Wiedervereinigung wollten ... :auro:

lucid
08.03.2016, 23:48
Also dass die DDR ein 2te oder 3te Welt Land war, wär damit wohl widerlegt.

Trotzdem lag die Wertschöpfung pro Person ca 1/3 unter dem BRD Niveau.

Imho kann man einen Grossteil damit erklären, dass die DDR viel schlechtere Ausgangsbedingungen hatte, insbesondere:
- keine nennenswerten Rohstoffvorkommen im Vergleich zur BRD
- kaum Stahlindustrie
- trotzdem hohe Reparationsleistungen

Das Wirtschaftswachstum bis 1989 war wohl in etwa vergleichbar mit dem der BRD, aber eben von einem niedrigerem Startniveau aus und ohne Marschallplan.

romeo1
09.03.2016, 05:57
Ja, die DDR gehörte ohne Frage zu den wohlhabensten Industrienationen weltweit; das war auch international anerkannt, ausser vllt. in der BRD.
Es war auch anerkannt das wohlhabenste und produktivste Land der UDSSR.
Den Leuten in der DDR dürfte es besser gegangen sein als z.B. den Leuten in Spanien, Italien oder Griechenland (zur gleichen Zeit).


Die Sache mit dem angeblichen Häuser- und Industrieverfall wird imho hier auch überschätzt; in andren Industrieländern (incl. USA) ist es durchaus üblich Industriekapital bis zum Ende seiner Lebenszeit zu nutzen und dann zu ersetzen. Tatsächlich wird Deutschland oft dafür kritisiert, weil es eine Form der Verschwendung und auch unwirtschaftlich ist sofern man es übertreibt.

Der "angebliche" Häuser- und Industrieverfall war aber traurige Realität. Viele Industrieanlagen und Innenstädte sahen aus wie nach einem Krieg. Du bildest Dir hier etwas ein.

lucid
09.03.2016, 07:29
Der "angebliche" Häuser- und Industrieverfall war aber traurige Realität. Viele Industrieanlagen und Innenstädte sahen aus wie nach einem Krieg. Du bildest Dir hier etwas ein.

Ich bestreite das nicht. Mein Punkt war: es ist nicht unbedingt schlimm oder ungewöhnlich.

Trotzdem war die DDR in etwa so produktiv wie England, wo übrigens auch heute noch viele Gegenden eher abbruchreif aussehen (für unseren Geschmack jedenfalls).

Kurti
09.03.2016, 07:42
Ich bestreite das nicht. Mein Punkt war: es ist nicht unbedingt schlimm oder ungewöhnlich.

Trotzdem war die DDR in etwa so produktiv wie England, wo übrigens auch heute noch viele Gegenden eher abbruchreif aussehen (für unseren Geschmack jedenfalls).Der Kunde ist König - und der hatte nach der Wende die Nase gestrichen voll von den DDR-Friss-oder-stirb-Produkten.

Maitre
09.03.2016, 14:42
Hm, sind die Unproduktiven von damals denn heute produktiv, oder hat man nur eine räumliche Trennung herbeigeführt, indem man sie im öffentlichem Dienst eingestellt bzw. in Rente geschickt oder arbeitslos gemacht hat?

Arbeitslos, Rente sowie- das hat sich nicht überall geändert- immer noch im "Wasserkopf" beschäftigt. Das fällt in vielen, vornehmlich älteren, ostdeutschen Unternehmen bis heute auf. Es wird unserer Region nicht ohne Grund bis heute eine niedrigere Produktivität nachgesagt, obwohl die Produktionsmitarbeiter nicht weniger arbeiten, als ihre westdeutschen Kollegen. Selbst meine eigene Firma (nach 1990 gegründet) wurde von unseren Vorgängern in verwaltungstechnischer Sicht so ineffizient aufgebaut, dass wir ein recht ungesundes Verhältnis aufweisen. Leider läßt sich so ein Missstand auch nicht von heute auf morgen ändern. Die Widerstände sind gewaltig und die Einführung von Neuerungen (z.B. Einführung einer Software, welche die bisherigen 6! Systeme ersetzen kann) zieht sich unerfreulich in die Länge.

Maitre
09.03.2016, 14:48
Der Kunde ist König - und der hatte nach der Wende die Nase gestrichen voll von den DDR-Friss-oder-stirb-Produkten.

Nö. Westprodukte galten nach der Wende als chic! Ich war damals auch so doof und hätte mein schönes Simson-Moped fast gegen eine Gehhilfe aus Westproduktion getauscht. Dass die Westler auch nur mit Wasser kochen, zeigte sich für viele Leute mit der Zeit. So mancher Landwirt rümpfte über die "ständig kaputten" Osttraktoren Marke Fortschritt und Belarus die Nase und stellte dann fest, dass die Westgegenstücke genauso oft kaputtgingen. Nur konnten sie die nicht selbst reparieren, wie ZT und co. bzw. kostete die Reparatur viel mehr Geld.

Graf
09.03.2016, 20:30
Der Kunde ist König - und der hatte nach der Wende die Nase gestrichen voll von den DDR-Friss-oder-stirb-Produkten.

Im übrigen war es den Kapitalisten jetz zu teuer in der Ostzone produzieren zu lassen.

Zirrus
13.03.2016, 19:33
Hätte es denn eine Alternative zur Wiedervereinigung gegeben? Ich glaube nicht, denn ohne das Anstreben der Wiedervereinigung hätte der westdeutsche Staat seine Legitimation verloren und ich bin mir sicher, früher oder später hätte die Spaltung und Zerstücklung Deutschlands dann in einem Krieg geendet.
Man sollte die Wirtschaftsdaten der ehemaligen DDR nicht im Nachhinein schönreden, denn das waren sie nicht. Aber wer könnte besser darüber Auskunft geben, als die ehemaligen DDR-Bürger! Und das taten sie auch, indem sie ganz einfach das sozialistische Arbeiterparadies verlassen haben, um ihr Glück im Westen zu suchen!
Über die versteckten und verschleierten Schulden dieses Arbeiterparadies bekommt man Auskunft, wenn man sich die Milliardensummen ansieht, die bisher von Westdeutschland nach Ostdeutschland (Mitteldeutschland) geflossen sind, um den ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat zu sanieren, damit die Menschen dort auch zivilisiert leben können.

black_swan
13.03.2016, 22:13
Die DDR wurde feindlich durch die BRD GmbH übernommen und damit wollten die Konzerne in den USA den Rest Europa komplett privatisieren und das Volk versklaven...nun geht es heute in die zweite Runde...ganz Europa nachdem man in Deutschland die Operation beendet hat..kulturell zu bereichern...

Panier
13.03.2016, 23:48
1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.[...]

Glaube ich nicht. Meiner Meinung nach ist der bedauernswerte Zustand des heutigen "Westens" und ganz besonders der BRD nicht auf die Auflösung des Ostblocks zurückzuführen. Vielmehr halte ich die Uruugay-Runde des GATT für die entscheidende Weichenstellung für die De-Industrialisierung und die Globalisierung - und damit auch für die weitgehende Präkarisierung der Lebensumstände vieler Deutscher.

Pelle
11.10.2019, 20:56
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?

Das ist alles Geschichte, nur nicht für die Kommunisten, das kannst Du im Video sehen.


https://www.youtube.com/watch?v=cUD98CRTuVo

Blaz
13.10.2019, 02:41
Das ist alles Geschichte, nur nicht für die Kommunisten, das kannst Du im Video sehen.


https://www.youtube.com/watch?v=cUD98CRTuVoWieso antwortest du einem, der gesperrt ist und dazu seit 2016 nicht mehr aufgetaucht ist?

Pelle
13.10.2019, 12:30
Wieso antwortest du einem, der gesperrt ist und dazu seit 2016 nicht mehr aufgetaucht ist?

Ach so?