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Vollständige Version anzeigen : Versuch einer menschlichen Politikschablone



Veldhryc
12.12.2005, 22:33
Da ich immer wieder feststelle, daß ich mich weder links noch rechts, noch mittig einordnen lassen kann, und bei anderen Menschen ähnliches erkenne:

Ich bin kein Politikwissenschaftler, Psychologe oder Sozialpädagoge und erhebe auch keinerlei Anspruch auf Ähnliches. Nur ein paar Gedanken zu Politik und deren Lager allgemein, da ich glaube, daß sich jeder Mensch politisch auf eine ganz bestimmte Schablone beschränken läßt, die aber nur selten exakt auf die öffentlichen Musterkombinationen, die man von einem Menschen aufgrund seines Äußeren und seiner Aussage, welche Partei er bsp.weise wählen würde, erwartet.

Oft auch muß man immer wieder lesen, daß z.B. jemand von bestimmten Aussagen eines, ansonsten z.B. sehr rechts auftretendem Menschen, überrascht war. Z.B. tendenziell sehr menschenfreundlich eingestellte Nationalsozialisten.

Ich beschränke es für’s Erste (Ergänzungen, vor allem auf Diskussionsbasis keinesfalls ausgeschlossen, sondern sogar erwünscht) auf folgendes:

+++ +++ +++

I. Gewaltbereitschaft

In welchem Grad stimme ich aus ideellen Gründen der Anwendung von Gewalt zu. Dazu zählen z.B. Kriege und Aufstände gleichermaßen wie Todesstrafe und tägliche Gewalt auf Straßen und engen, familären und freundschaftlichen Kreisen.

1. Temporär / Durchsetzung kurzfristiger Ziele. Gewalt als Mittel zum Zweck
2. Dauerhaft / Erhalt von Staatsinteressen
3. Temporär / Duldung von Gewalt nur zu Verteidigungszwecken
4. Niemals / Generelle Ablehnung jeder Gewalt

Dabei ist wiederum, je nach Fall, nach Aversion und Sympathie/Verzicht aus speziellen Gründen zu unterscheiden:

a) Klassenbedingt (z.B. Arbeiter gegen gehobenes Bürgertum oder „Adel“ gegen Bauern oder „Bewunderung/hohe Wertschätzung“ des Bürgertums ggü. eines Kaisers)
b) Rassenbedingt (z.B. Juden- oder Schwarzenhass oder Sympathie mit Asiaten)
c) Nationsbedingt (z.B. Hass auf Frankreich oder Sympathie mit Brasilien)
d) Minderheitenbedingt

+ + +

II. Toleranzgrenzen

Hierbei erscheint eine exakte Unterscheidung angesichts der heutigen Zeit etwas schwierig. Um einige Beispiele zu nennen:

Homosexualität, Minderheiten, Alternative Stile und Lebensanschauungen, Äußerlichkeiten, Musik, Religion

+ + +


III. Solidarität

Da man Menschen diesbezüglich (leider) nicht selektieren kann, beschränkt sich der Radius einer Solidarität immer auf Menschen, die aus eigener Hilfe im Staat nicht überleben würden bzw. ohne fremde Hilfe ein, nach heutigen Maßstäben, dauerhaft lebensunwürdiges Leben führen müßten, egal ob dies aus Willkür (Faulheit, Protest) oder Unwillkür (Krankheit, Schicksalsschlag, auf den man keinen eigenen Einfluß ausüben konnte).
Also gibt es prinzipiell nur 3 Möglichkeiten. Kompromisse wären als dann eine Ausnahme, beträchte man ein diktatorisches System, in dem bestimmte Minderheiten mehr oder weniger bevorzugt werden. Als Bsp. hier der Real-Kommunismus in der DDR, in dem sozial Schwache keine sonderlichen Nachteile hatten.

1. Ausnahmslos solidarisch
2. Nicht solidarisch
3. Auf Minderheiten beschränkte Solidarität

+ + +

IV. “Autoritätshörigkeit“

Eine exakte Einstufung erscheint schwierig, aber für politische Systeme lassen sich ganz eindeutige Muster zeichnen

1. Totalitär autoritätshörig / unterwürfig
2. Bedingt autoritätshörig (direkte Abhängigkeit zu anderen, hier genannten Attributen)
3. Rebellisch (aufgrund anderer, hier genannter Attribute)

a) Alter
b) Geschlecht
c) Politsche Position (z.B. Kanzler, Kaiser, Herrscher)
d) Klassenspezifische Position (z.B. Proletariat gegen Bürgertum)

+ + +

V. Respektsspektrum

Hier gelten ähnliche Attribute wie bei der Autoritätshörigkeit.

1. Sehr ausgeprägtes tugendhaftes Spektrum
2. Flexibles Respektsspektrum (direkte Abhängigkeit zu anderen, hier genannten Attributen)
3. Rebellisch

a) Alter
b) Geschlecht
c) Politsche Position (z.B. Kanzler, Kaiser, Herrscher<>Volk)
d) Klassenspezifische Position (z.B. Proletariat<>Bürgertum)
e) Gesellschaftliche Position (z.B. Chef<>Angestellter, Schüler<>Lehrer)
f) Ideelle Übereinstimmung (z.B. gleiche Ansichten in beliebigen Belangen)
g) Intellektuelle Position (z.B. Professor<>Student oder Gebildeter<>“Ungebildeter“)
h) Sonstige Höflichkeits- und Unhöflichkeitsfloskeln, die sich nicht direkt zuordnen lassen


+ + +

VI. Nationalistisch oder „Internationalistisch“

Könnte man auch in das Respektsspektrum einordnen, da es hier um Menschen prinzipiell geht, aber da das Ganze politisch betrachtet werden soll, löse ich die Nationalitätsfrage heraus.

1. Vollständig nationalistisch
2. In erster Linie nationalistisch
3. „Internationalistisch“, keine Trennung nach völkischen Grenzen, völlige Akzeptanz anderer Nationen im eigenen Land

Für die schwammigen Standpunkte optional:

a) bedingtes Asylrecht
b) bedingte dauerhafte Einwanderung
c) Unterscheidungs nach Quoten
d) Unterscheidung nach Religionszugehörigkeit
e) Unterscheidung nach Nation
f) Unterscheidung nach Rasse
g) Unterscheidung nach anderen Kriterien


+++ +++ +++


Das war’s vorerst. Das wirtschaftliche Unterscheidungskriterium habe ich zunächst bewußt weggelassen, da man es m.E. aus menschlichen Werten ableiten kann. Ansonsten kann man das dementsprechend erweitern.

Aus diesen Grundkonstrukten kann man nun eine Art politisches Profil erstellen. woraus sich wiederum mögliche präferierte Staatsformen ergeben.

Ich teste das einmal an mir selbst durch.


I. Gewaltbereitschaft
3 a) Verteidigung aus Hochachtung vor einer Führungsfigur (Kaiser in diesem Falle) und schwachen Minderheiten

II. Toleranz
...ggü. allen Minderheiten, Stilen und Selbstverwirklichung im Rahmen einer friedlichen Koexistenz

III. Solidarität
1. Ausnahmslos solidarisch

IV Autorität
2 c) bedingt und auf Vertrauensbasis einem Kaiser „hörig“

V. Respekt
a) Ich habe Respekt vor älteren Menschen,
b) Frauen,
c) einer politischen Führungsfigur, die Ausstrahlung und Tugenden besitzt (idealerweise ein deutscher Kaiser),
f) Menschen, die meine Ansichten teilen,
g) Menschen, die mir intellektuell überlegen sind (z.B. ein Germanistik-Professor oder ein Mensch mit außerordentlich geprägtem Humor
h) Ich schätze tugendhafte, vermeintlich „altmodische“ Werte. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Anderen die Tür aufhalten, Menschen im Stehen begrüßen, Frauen den Vortritt gewähren (außer bei Treppen), Freundlichkeit ggü Fremden

VI. Nationalistisch oder „Internationalistisch“

2. In erster Linie nationalistisch (keine komplette Abschottung ggü. anderen Nationen, aber anders als momentan)
a) bedingtes Asylrecht (nur Kriegsflüchtlinge in Ausnahmesituationen besonderer Härte)
b) bedingte dauerhafte Einwanderung (Voraussetzungen: Integrationswille, Identifikation mit der deutschen Kultur, Grundwissen der deutschen Sprache)
c) Unterscheidung nach Quoten (nie mehr als z.B. 5-10 % Ausländeranteil gültig für a und b)


Ich persönlich präferiere eine Art (zugegebenermaßen tendenziell sehr progressive) konstitutionelle Monarchie mit einem sehr solidarischen und breiten Akzeptanzspektrum für ihre Bürger. Aufgeschlossen ggü anderen Nationen, anderen Religionen aber zugleich konsequent bei der Einwanderungspolitik, was Menschen betrifft, die in ihr dauerhaft leben möchten.
Da ich nicht absolut autoritätshörig/unterwürfig bin, käme eine Diktatur für mich nicht infrage. Als Bürger einer Nation behalte ich mir das Recht vor, auch politischen Einfluß ausüben zu können. Indirekt genügt mir. Die Verfassung, welcher der Kaiser unterworfen ist, wird (indirekt) vom Volke bestimmt. In Form von Parteien, der jeder Bürger beitreten kann. Diese Parteien überwachen und verabschieden (je nach Einfluß im Land, durch Wahlen bedingt) die Verfassung. Der Kaiser stelle eine Art Rat, welche dauerhaft die Stimmen einer Regierungspartei des heutigen Deutschlands gleichkommt. Er hat also ständig eine einfache Regierungsmehrheit, die unantastbar ist.

(Von Wirtschaft verstehe zugegebenermaßen eher weniger, daher fällt das sehr kurz aus. Ich bin für jede Hilfe dankbar)
Aus der Akzeptanz ggü. intellektuell überlegenen Menschen und gleichzeitig sozial Schwachen ergibt sich für die Wirtschaft für mich folgendes System:
- staatlich stärker als bisher überwachte soziale Marktwirtschaft speziell in Bezug auf Großunternehmen
- starke Entlastung von mittelständischen Unternehmen in jeglicher Hinsicht
- Verstaatlichung von Banken, Post, Bahn, Telekommunikation


Würde mich freuen, wenn Ihr das mal an Euch selbst testen würdet :).

Mairyn
12.12.2005, 23:26
Gut, dann versuche ich es mal der Reihe nach:

I. Gewaltbereitschaft

4. Niemals / Generelle Ablehnung jeder Gewalt

So abgelutscht manchen Leuten diese Aussage auch erscheinen mag, die Anwendung von Gewalt ist und bleibt für mich ein Zeichen geistiger Schwäche. Wenn man es nicht schafft, mit Worten zu überzeugen, hat man in der Politik nichts verloren.
Verzicht aus keinerlei speziellen Gründen.

II. Toleranzgrenzen

Homosexualität, Minderheiten, Alternative Stile und Lebensanschauungen, Äußerlichkeiten, Musik, Religion

Weitestgehend allen genannten Gruppen gegenüber. Da ich selbst nicht immer mainstream-konforme Meinungen vertrete oder mich so verhalte und erwarte, daß mich andere so trotzdem als einen Teil der Gesellschaft akzeptieren und tolerieren, versuche ich selbiges auch auf andere Personen anzuwenden. Persönliche Geschmäcker wie "Den mag ich nicht, deswegen finde ich die und die Randgruppe scheiße" haben in solchen Beurteilungen nichts zu suchen. Die Sache hört bei zu extremen politischen oder gewaltverherrlichenden Ansichten für mich allerdings auch wieder auf. - Toleranz nur bis zu den menschenrechtsverletzenden Grenzen. Ansonsten kann jeder denken, was er will. Meinetwegen. Er sollte es mir nur nicht ständig aufzwingen wollen. :rolleyes:

III. Solidarität

3. Auf Minderheiten beschränkte Solidarität

Minderheiten insofern, als daß ich jene ausklammere, die aus "Faulheit/Protest" solidarische Leistungen beanspruchen wollen. Wer dazu in der Lage ist, an seiner Situation maßgeblich etwas zu verändern und einfach nur zu faul ist, den Arsch hochzukriegen und was zu tun, hat einen Tritt in denselbigen und keine Unterstützung durch den Staat verdient.

IV. “Autoritätshörigkeit“

3. Rebellisch (aufgrund anderer, hier genannter Attribute)

Als "rebellisch" würde ich mich vielleicht nicht gleich bezeichnen, aber es paßt von den drei Möglichkeiten am ehesten. Ich halte mich nicht für sehr autoritätshörig, ich entscheide selbst, wem ich glauben will oder nicht, wem ich folgen will oder nicht, ideologisch, politisch oder sonstwie. Umd ie Kriterien abzuarbeiten: Jemand der älter ist als ich, hat nicht automatisch mehr Hirn. Männern gegenüber sehe ich das ähnlich. :D Ein Kanzler oder Kaiser oder sonstein Herrscher mag zwar Ausstrahlung haben oder Charisma, hörig werde ich ihm trotzdem nicht automatisch aufgrund seiner politischen Stellung sein. Davon muß er mich erst einmal überzeugen. Und klassenspezifische Autoritätshörigkeiten sind sowieso der letzte Dreck. :rolleyes: liberté - egalité fraternité!

V. Respektsspektrum

2. Flexibles Respektsspektrum (direkte Abhängigkeit zu anderen, hier genannten Attributen)

Siehe oben. "Flexibel" paßt gut. Er muß mich überzeugen können. Respekt hat er verdient, wenn er mich sogar davon überzeugen kann, daß er ein Hirn im Kopf hat und fähig ist, sich dessen eigenständig zu bedienen.
Höflichkeit wahre ich trotz allem bei allen.

VI. Nationalistisch oder „Internationalistisch“

3. „Internationalistisch“, keine Trennung nach völkischen Grenzen, völlige Akzeptanz anderer Nationen im eigenen Land

Ich maße mir nicht an, darüber zu entscheiden, wer das Recht hat, in Deutschland zu leben und wer nicht. Die Frage, was er dafür tut, wenn er hier wohnt, klammere ich davon aus. Ansonsten sollte jeder dort leben dürfen, wo er leben will. Ich hänge nicht so sehr an diesem Land, als daß ich nicht auch woanders gern wohnen würde. Und da es anderen sicher ähnlich geht, sind die Grenzen für mich offen.