Vollständige Version anzeigen : Tag des Mauersturzes
günterbro
27.10.2015, 16:28
Tag des Mauersturzes
Warum Schabowski verdreht war, konnte man im Fernsehen nur einmal sehen, ist aber im Sender vorhanden. Sollte man endlich mal zeigen bei meiner Kritikdiskussion anlegte 1989!!!! Das war interressant und wirkungsvoll. Auch mein Buch "Die Mauer fiel...." angeboten von Verlagshaus Schlosser in jedem Bücher-Laden.
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Wir brauchen keine Millionäre
Tag des Mauersturzes
Warum Schabowski verdreht war, konnte man im Fernsehen nur einmal sehen, ist aber im Sender vorhanden. Sollte man endlich mal zeigen bei meiner Kritikdiskussion anlegte 1989!!!! Das war interressant und wirkungsvoll. Auch mein Buch "Die Mauer fiel...." angeboten von Verlagshaus Schlosser in jedem Bücher-Laden.
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Wir brauchen keine Millionäre
Da ich jetzt keine Lust habe dein Buch zu kaufen , bitte ich dich dein Thema etwas zu konkretisieren. Worauf willst du hinaus?
Murmillo
27.10.2015, 16:58
Tag des Mauersturzes
Warum Schabowski verdreht war, konnte man im Fernsehen nur einmal sehen, ist aber im Sender vorhanden. Sollte man endlich mal zeigen bei meiner Kritikdiskussion anlegte 1989!!!! Das war interressant und wirkungsvoll. Auch mein Buch "Die Mauer fiel...." angeboten von Verlagshaus Schlosser in jedem Bücher-Laden.
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Wir brauchen keine Millionäre
Ja, und nun ? Worum geht es dir ?
günterbro
27.10.2015, 18:19
Da ich jetzt keine Lust habe dein Buch zu kaufen , bitte ich dich dein Thema etwas zu konkretisieren. Worauf willst du hinaus?
Danke für die Anfrage, ich habe schon einmal darüber geschrieben. Zu der Pressekonferenz in Berlin bin ich damals unbeachtet hingefahren. Ich hatte gehört, das Schabowski zum Chef der Partei-Presse der DDR erstellt wurde. Ich kannte ihn lange als strengen Diktator. Deswegen habe ich ihn stark in der Pressekonfrenz kritisiert. Darüber hat die Presse nicht einmal eine Schilderung gegeben. Bis heute nicht.Ich habe nach wie vor die Vorstellung, daß er in diesem Gespräch so belastet war, das er in der Diskussion regelrecht vergaß und alles verdrehte, als er Ausgab, die Grenze könne schon in dieser Nacht geöffnet werden. Das müßte mal geklärt werden, deshalb habe ich hier gesagt mein schon erschienenes Buch (Die Mauer fiel und ich bin schuld?) in jetzigen Tagen bekannt zu machen. G.B.
Tryllhase
27.10.2015, 18:24
Danke für die Anfrage, ich habe schon einmal darüber geschrieben. Zu der Pressekonferenz in Berlin bin ich damals unbeachtet hingefahren. Ich hatte gehört, das Schabowski zum Chef der Partei-Presse der DDR erstellt wurde. Ich kannte ihn lange als strengen Diktator. Deswegen habe ich ihn stark in der Pressekonfrenz kritisiert. Darüber hat die Presse nicht einmal eine Schilderung gegeben. Bis heute nicht.Ich habe nach wie vor die Vorstellung, daß er in diesem Gespräch so belastet war, das er in der Diskussion regelrecht vergaß und alles verdrehte, als er Ausgab, die Grenze könne schon in dieser Nacht geöffnet werden. Das müßte mal geklärt werden, deshalb habe ich hier gesagt mein schon erschienenes Buch (Die Mauer fiel und ich bin schuld?) in jetzigen Tagen bekannt zu machen. G.B.
Hast Du in deinem Buch auch erwähnt, dass genau einen Tag vor der Maueröffnung die Sowjets alle, in der NVA eingesetzten, sowjetischen Verschlüsselungsmaschinen einkassiert haben?
Affenpriester
27.10.2015, 18:37
Die Mauer wurde nicht gestürzt. Die DDR hatte nur kein Geld, die neu zu machen. Man einigte sich mit der BRD, die Mauer nun gemeinsam auf die geistige Ebene zu verlegen, nach einem Umzug ins rote Bärlin.
Und ein Buch kaufen? Bücher lese ich nicht einmal, wenn sie geklaut sind.
günterbro
27.10.2015, 18:49
Hast Du in deinem Buch auch erwähnt, dass genau einen Tag vor der Maueröffnung die Sowjets alle, in der NVA eingesetzten, sowjetischen Verschlüsselungsmaschinen einkassiert haben?
Keine Ahnung. Schildere das doch mal für alle.
Tryllhase
27.10.2015, 18:54
Keine Ahnung. Schildere das doch mal für alle.
Bei meinem damaligen Besuch des Führungs-Reservebunkers in Söllichau in der Dübener Heide erzählte der ehemalige Kommandeur Krumrau höchstpersönlich diese Geschichte. Mehr weiss ich leider auch nicht.
günterbro
27.10.2015, 18:56
Hast Du in deinem Buch auch erwähnt, dass genau einen Tag vor der Maueröffnung die Sowjets alle, in der NVA eingesetzten, sowjetischen Verschlüsselungsmaschinen einkassiert haben?
Ich war Zeuge der Pressekonferenz.
Tryllhase
27.10.2015, 19:02
Ich war Teuge der Pressekonferenz.
Die Sowjets wussten also auf den Tag genau, wann die Grenze aufgemacht wird.
Danke für die Anfrage, ich habe schon einmal darüber geschrieben. Zu der Pressekonferenz in Berlin bin ich damals unbeachtet hingefahren. Ich hatte gehört, das Schabowski zum Chef der Partei-Presse der DDR erstellt wurde. Ich kannte ihn lange als strengen Diktator. Deswegen habe ich ihn stark in der Pressekonfrenz kritisiert. Darüber hat die Presse nicht einmal eine Schilderung gegeben. Bis heute nicht.Ich habe nach wie vor die Vorstellung, daß er in diesem Gespräch so belastet war, das er in der Diskussion regelrecht vergaß und alles verdrehte, als er Ausgab, die Grenze könne schon in dieser Nacht geöffnet werden. Das müßte mal geklärt werden, deshalb habe ich hier gesagt mein schon erschienenes Buch (Die Mauer fiel und ich bin schuld?) in jetzigen Tagen bekannt zu machen. G.B.
Wenn ich mich recht erinnere hat die Frage eines Reporters ,wann denn "diese Reglung" genau in Kraft tritt ,Schabowski zu der Äußerung gebracht ,dass dies nach seiner Kennntnis sofort geschehen soll.
Damit wurde die Lawine losgetreten ,denn wahrscheinlich schauten sich einige Millionen Bewohner der Russenzone ,wie auch ich,die Pressekonferenz live im Fernsehen an.
Es war ein guter Tag für Deutschland.
Die Sowjets wussten also auf den Tag genau, wann die Grenze aufgemacht wird.
Vielleicht ,allerdings bezweifle ich ,dass sie den 9.November 1989 so geplant hatten. Das war spontan und Gott sei Dank haben alle die Nerven behalten .
Würfelqualle
27.10.2015, 19:25
Auf dem Zettel von Schabowski stand nichts zur Reiseregelung. Kein genaues Datum. Das demnächst die Mauer für Ostberliner und Mitteldeutsche geöffnet werden sollte, wurde im ZK besprochen. Aber es sollte nicht am 9.11. 1989 geschehen.
günterbro
27.10.2015, 19:34
DAS mag stimmen.
Ob die Grenze in der Nacht 1989 oder ab Vormittag 1990 beginnt, war überraschend.
Affenpriester
27.10.2015, 19:41
Was ändert das nun oder um was Neues gehts hier?
günterbro
27.10.2015, 20:13
Auf dem Zettel von Schabowski stand nichts zur Reiseregelung. Kein genaues Datum. Das demnächst die Mauer für Ostberliner und Mitteldeutsche geöffnet werden sollte, wurde im ZK besprochen. Aber es sollte nicht am 9.11. 1989 geschehen.
Herzlichen Glückwunsch zu Deinen letzten Satz. So stand es nämlich ganz exakt auf dem Auftrag, den die Regierung der DDR und persönlich Krenz dem Genossen Schabowski übergeben hat, um den Text der Presse unbedingt vorlesen sollte. Schabowski hatte es klar vergessen. Da weckte ihn ein guter intalienischer Journalist und fragte ob denn die DDR wieder etwas neues für die öffnung der Grenze hat. In der letzten Minute der Begegnung krabbelte er n ach dem Auftragsblatt, versuchte ihn schnell zu lesen und irrte sich mit dem Verlauf der Grenzöffnung. Die lautete: "Dass die Öffnung sofort stattfindet". Das hörte das Volk vor allem in Fernsehen, die Wachposten an der Grenze hatten keine andere Information.
Hier noch ein Spaß darüber was ich persönlich am nächsten Tag erfahren habe, daß der der ZK-Chef Krenz am frühen Morgen zu Schabowski sagte: "Wer hat denn uns das eingebrockt.:ätsch:"
Zinsendorf
28.10.2015, 09:44
...Hier noch ein Spaß darüber was ich persönlich am nächsten Tag erfahren habe, daß der der ZK-Chef Krenz am frühen Morgen zu Schabowski sagte: "Wer hat denn uns das eingebrockt.:ätsch:"
Eins hat uns der gestammelte Halbsatz von Schabowski über die sofortige Grenzöffnung jedenfalls erspart: So eine Zeremonie wie "wir sind heute hierher gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass die Grenze geöffnet wird... " im Beisein von Genscher usw. usf.
Kann mir vorstellen, dass die potentiellen Festredner darüber ganz schön sauer waren; die feierlichen Reden alle umsonst vorgefertigt...
günterbro
28.10.2015, 21:26
Eins hat uns der gestammelte Halbsatz von Schabowski über die sofortige Grenzöffnung jedenfalls erspart: So eine Zeremonie wie "wir sind heute hierher gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass die Grenze geöffnet wird... " im Beisein von Genscher usw. usf.
Kann mir vorstellen, dass die potentiellen Festredner darüber ganz schön sauer waren; die feierlichen Reden alle umsonst vorgefertigt...
Nun ja, da kann ich alle Westbrüder verstehen. Für alle "Wir sind das Volk" haben später erleben müssen, dass der 'Schnellwechsel gang Deutschlands doch manche Pleite betroff, kannst Du glauben. Wenn zum Beispiel ich jetzt täglich im 'Fernsehen ein schlimmes sinken vieler einfacher Leute und dann jeden Tag Krach auf den Straßen und Schüsse sehe,,,na ja. Was kommt den noch alles, fragen jetzt viele
Nun ja, da kann ich alle Westbrüder verstehen. Für alle "Wir sind das Volk" haben später erleben müssen, dass der 'Schnellwechsel gang Deutschlands doch manche Pleite betroff, kannst Du glauben. Wenn zum Beispiel ich jetzt täglich im 'Fernsehen ein schlimmes sinken vieler einfacher Leute und dann jeden Tag Krach auf den Straßen und Schüsse sehe,,,na ja. Was kommt den noch alles, fragen jetzt viele
Günni. Danke für die Wende.
Aber mal nebenbei: Auch ich habe eine Vorliebe für Rotwein. Allerdings besitzen moderne Computer eine automatische Korrektur. Wenn die es nicht mehr schafft, mache ich hier immer Feierabend. Mit der elektronischen Schreibmaschine kommt man heute nicht mehr weiter.
Frank
Ossi
https://youtu.be/abMiUzV-T4w?t=92
Die Grenzöffnung gab es nur weil Erich Angela sonst nicht eingeschleust bekommen hätte.
https://youtu.be/abMiUzV-T4w?t=92
Die Grenzöffnung gab es nur weil Erich Angela sonst nicht eingeschleust bekommen hätte.
Prima Witz! weißt Du noch mehr solche ?
günterbro
29.10.2015, 20:22
Günni. Danke für die Wende.
Aber mal nebenbei: Auch ich habe eine Vorliebe für Rotwein. Allerdings besitzen moderne Computer eine automatische Korrektur. Wenn die es nicht mehr schafft, mache ich hier immer Feierabend. Mit der elektronischen Schreibmaschine kommt man heute nicht mehr weiter.
Frank
Ossi
Na Entschuldigung dann lieber Ossi. Erstaunlich, dass Du weiter an ROTwein geniest.
Weiter hin werde ich von dir dankend auch noch 'ROT-Computer zur Hand nehmen. Damit habe ich ja vor, dass endlich am kommenden Freitag des Mauersturzes öffentlich gemeldet wird, dass Schabowski wegen meiner Kritik sein wichtiges Aufnahmepapier verdrehte. Das ist bisher noch nicht offen ausgesprochen. Ist doch aus dem ehemaligen Stalinisten sofort ein Liebling des Westens geworden. Da will man ihn nicht mit ROTschnaps zieren. GB
Pillefiz
29.10.2015, 20:28
Na Entschuldigung dann lieber Ossi. Erstaunlich, dass Du weiter an ROTwein geniest.
Weiter hin werde ich von dir dankend auch noch 'ROT-Computer zur Hand nehmen. Damit habe ich ja vor, dass endlich am kommenden Freitag des Mauersturzes öffentlich gemeldet wird, dass Schabowski wegen meiner Kritik sein wichtiges Aufnahmepapier verdrehte. Das ist bisher noch nicht offen ausgesprochen. Ist doch aus dem ehemaligen Stalinisten sofort ein Liebling des Westens geworden. Da will man ihn nicht mit ROTschnaps zieren. GB
die Welt wartet darauf :auro:
OneDownOne2Go
29.10.2015, 20:35
Na Entschuldigung dann lieber Ossi. Erstaunlich, dass Du weiter an ROTwein geniest.
Weiter hin werde ich von dir dankend auch noch 'ROT-Computer zur Hand nehmen. Damit habe ich ja vor, dass endlich am kommenden Freitag des Mauersturzes öffentlich gemeldet wird, dass Schabowski wegen meiner Kritik sein wichtiges Aufnahmepapier verdrehte. Das ist bisher noch nicht offen ausgesprochen. Ist doch aus dem ehemaligen Stalinisten sofort ein Liebling des Westens geworden. Da will man ihn nicht mit ROTschnaps zieren. GB
Red' kein Blech. Weiß doch jeder, dass David Hasselhoff die Mauer mit "Looking for Freedom" nieder gesungen hat. :crazy:
Na Entschuldigung dann lieber Ossi. Erstaunlich, dass Du weiter an ROTwein geniest.
Weiter hin werde ich von dir dankend auch noch 'ROT-Computer zur Hand nehmen. Damit habe ich ja vor, dass endlich am kommenden Freitag des Mauersturzes öffentlich gemeldet wird, dass Schabowski wegen meiner Kritik sein wichtiges Aufnahmepapier verdrehte. Das ist bisher noch nicht offen ausgesprochen. Ist doch aus dem ehemaligen Stalinisten sofort ein Liebling des Westens geworden. Da will man ihn nicht mit ROTschnaps zieren. GB
Richtig. Das lässt die ganze Pressekonferenz in einem ganz anderen Licht erscheinen. Du, lieber Günni, hast es gerockt!
Und zu Schabowski: Als Liebling sieht ihn wohl niemand. Eher als tragische Figur. Immerhin ist sein Umgang mit der Vergangenheit weitaus angenehmer, als das eines Modrow, Krenz oder anderen. Die haben es alle nicht verkraftet. Wie viele andere Höflinge auch, die in russischen Kaderschmieden sozialisiert wurden, nicht wahr?
Wolf Fenrir
29.10.2015, 20:43
Wir haben in wenigen Tagen wieder den 9. November.
Den Tag der in der Deutschen Geschichte Hoffnung macht...
DAS mag stimmen.
Ob die Grenze in der Nacht 1989 oder ab Vormittag 1990 beginnt, war überraschend.
Es ist egal. Viel wichtiger ist das der Umsturz schon Jahre vorher geplant war. Und einige sehr hohe Stasi Knaller konnten sich durch perfide langfristige Planung eine goldene Nase verdienen, sowie interessante Posten besetzen. Interessantes Forschungsgebiet: Treuhand und Stasi. Leider ist hier im Netz noch nicht so viel zu finden. Da wird nur an der Oberfläche gekratzt.
Richtig. Das lässt die ganze Pressekonferenz in einem ganz anderen Licht erscheinen. Du, lieber Günni, hast es gerockt!
Und zu Schabowski: Als Liebling sieht ihn wohl niemand. Eher als tragische Figur. Immerhin ist sein Umgang mit der Vergangenheit weitaus angenehmer, als das eines Modrow, Krenz oder anderen. Die haben es alle nicht verkraftet. Wie viele andere Höflinge auch, die in russischen Kaderschmieden sozialisiert wurden, nicht wahr?
Warum ist sein Verhalten angenehmer? Ein Altkader, der heute noch zu seinen damaligen Ansichten steht, beweist wenigstens noch eine Art Charakter. Schabowski ist ein Wendehals. Das ist dieselbe geistige Haltung, wie die unserer Lehrer, die sich damals binnen von zwei Wochen vom überzeugten Kommunisten zum glühenden Verfechter von Marktwirtschaft und "Leistungsgesellschaft" enwickelten. Solche Leute konvertieren auch zum Islam, wenn es dereinst opportun erscheinen sollte.
Warum ist sein Verhalten angenehmer? Ein Altkader, der heute noch zu seinen damaligen Ansichten steht, beweist wenigstens noch eine Art Charakter. Schabowski ist ein Wendehals. Das ist dieselbe geistige Haltung, wie die unserer Lehrer, die sich damals binnen von zwei Wochen vom überzeugten Kommunisten zum glühenden Verfechter von Marktwirtschaft und "Leistungsgesellschaft" enwickelten. Solche Leute konvertieren auch zum Islam, wenn es dereinst opportun erscheinen sollte.
Mir ist Schabowski egal und mein Mitleid hat er sicher nicht. Was ihn jedoch abhebt ist nicht seine Wendehälsigkeit, sondern sein Schuldeingeständnis. Ob er von seinen politischen Überzeugungen abgerückt ist, weiß ich nicht und es ist mir auch egal.
Was mich aber auch annervt sind eben diese in Russland ausgebildeten zukünftigen Eliten. Die sind teilweise heute noch verdreht im Kopf. Sie finden sich in keiner Welt mehr zurecht. Merkt man ja hier im Strang.
günterbro
30.10.2015, 10:05
Antworten: 28 (http://www.politikforen.net/misc.php?do=whoposted&t=167572)
Hits: 514
Seht euch DAS an - in zwei Tagen!!! So muss es gehen! Werde jetzt all das lesen...
Zinsendorf
30.10.2015, 10:28
Es ist egal. Viel wichtiger ist das der Umsturz schon Jahre vorher geplant war. Und einige sehr hohe Stasi Knaller konnten sich durch perfide langfristige Planung eine goldene Nase verdienen, sowie interessante Posten besetzen. Interessantes Forschungsgebiet: Treuhand und Stasi. Leider ist hier im Netz noch nicht so viel zu finden. Da wird nur an der Oberfläche gekratzt.
So was kenne ich auch zur Genüge: Die haben eben den Marx richtig angewendet!
Nach Maueröffnung schnell (vor Enttarnung) eine Arbeit in der Alt-BRD aufgenommen, Geld gespart, Beziehungen aufgebaut. Dann zurück in die Ex-DDR, hier in von Daheimgebliebenen gegründeten Firmen eingekauft, die Gründer rausgeschmissen und heute sind es nun die Helden des Aufbau-Ost!
Also zuerst (nach Marx) die materielle Basis schaffen, der spätere ideologische Überbau ergibt sich bzw. ist daran anzupassen.:))
moishe c
30.10.2015, 10:55
Hast Du in deinem Buch auch erwähnt, dass genau einen Tag vor der Maueröffnung die Sowjets alle, in der NVA eingesetzten, sowjetischen Verschlüsselungsmaschinen einkassiert haben?
:gp:
Interessante Aussage!
Kennst du weitere Details dazu?
moishe c
30.10.2015, 11:08
Red' kein Blech. Weiß doch jeder, dass David Hasselhoff die Mauer mit "Looking for Freedom" nieder gesungen hat. :crazy:
Saachmal, maj Guudsder, äso gänneichdichgornich!
Was verbreitest du hier denn für Määrschen??? :D
DAS war nämlich Kauboj Ronni Reggän, der stand dort und sprach:
"Misdär Goorbadscheff! TIER ßISS WOHL DOOFN!" :haha:
Jawoll, "doofn" hattergesagt, der Ronni! :sark:
moishe c
30.10.2015, 11:19
Es ist egal. Viel wichtiger ist das der Umsturz schon Jahre vorher geplant war. Und einige sehr hohe Stasi Knaller konnten sich durch perfide langfristige Planung eine goldene Nase verdienen, sowie interessante Posten besetzen. Interessantes Forschungsgebiet: Treuhand und Stasi. Leider ist hier im Netz noch nicht so viel zu finden. Da wird nur an der Oberfläche gekratzt.
Die Stasi war aber m.E. nicht der Erfinder von det janze! Die waren nur ausführendes Organ!
Da gab es wohl noch mindestens eine "Planungsetage" darüber, und olle Schaboffski war wohl "ihr Mann" im PoBü! Und damit meine ich NICHT die Sowjets! Die durften nur rechtzeitig ihre Verschlüsselungsmaschinen einsammeln! Und deshalb hat auch ausgerechnet der "Pechvogel" Schaboffski "alles so gut weggesteckt"!
"Weggesteckt" kann man hier wahrscheinlich sogar wörtlich nehmen! :haha:
Und die haben dann lächelnd den Reibach eingefahren ..."nach Wiedervereinigung ist für die angeschlossenen Gebiete anteilig Wiedergutmachung zu bezahlen" ... klaro?
moishe c
30.10.2015, 11:22
Antworten: 28 (http://www.politikforen.net/misc.php?do=whoposted&t=167572)
Hits: 514
Seht euch DAS an - in zwei Tagen!!! So muss es gehen! Werde jetzt all das lesen...
Lieber Günter,
an dich alten Fuchs hätte ich eine Frage, die du als Insider vielleicht beantworten kannst!
Wo sind die SED-Millonen?
OneDownOne2Go
30.10.2015, 11:54
Saachmal, maj Guudsder, äso gänneichdichgornich!
Was verbreitest du hier denn für Määrschen??? :D
DAS war nämlich Kauboj Ronni Reggän, der stand dort und sprach:
"Misdär Goorbadscheff! TIER ßISS WOHL DOOFN!" :haha:
Jawoll, "doofn" hattergesagt, der Ronni! :sark:
Ich sehe schon, da hat jeder seine eigene Theorie. Einigkeit besteht wohl nur in einer Sache: Es war nicht Günterbro mit seiner "mutigen Frage" in der Pressekonferenz... :D
günterbro
30.10.2015, 14:52
Ich sehe schon, da hat jeder seine eigene Theorie. Einigkeit besteht wohl nur in einer Sache: Es war nicht Günterbro mit seiner "mutigen Frage" in der Pressekonferenz... :D
Ja, das habe ich ja selbst hier schon gesagt. Diese Frage hat ganz zu letzt der P=resseStunde. Warum ich über mich schreibe gesteht darin, dass meine Kritik gegen Schabowski der Grund war, warum er völlig vertutelt war.
Hier mal für euch ein kleiner Text von der
für damals unerhärte, Frechheit eines kleinen "Genossen" namens GB im Buch "Die Wauer fiel...schrich "Bark":
Es lief ganz gut. Bark warf einen Blick in die Runde. Während die Journalisten bei den Erläuterungen zur Parteikonferenz ziemlich gelangweilt dreingeschaut hatten, drehten sich jetzt überall die Hälse und einige Kameras, um den Fragesteller zu suchen. Der aber war nicht aufgestanden und hatte hinter den stehenden Kameraleuten einen gewissen Blickschutz.
Schabowskis Reaktion: Nachdenklichkeit, Erstaunen, er nahm die Brille ab, als wie um besser hören zu können ... Bark fuhr also, sicherer geworden, fort:
"Eine zweite Frage, die gestellt wird: Was hast Du selbst gegen den Personenkult getan, der in unserer Presse betrieben wurde, beispielsweise gegen so eine übergeschnappte Idee vom 12. März 1984, im "ND" dreiundvierzigmal Mal das Bild Erich Honeckers zu veröffentlichen?"
Bei dem Ausdruck "übergeschnappte Idee"fuhr Schabowskis Kopf regelrecht hoch, und nach Beendigung der Frage lachten ringsherum die Journalisten.
"Die dritte Frage, und letzte", fuhr Bark nun fort, "auch von Genossen gestellt bei uns: Ist es zufällig, dass dein Bild gegenwärtig in Presse und Fernsehen öfter zu sehen ist als gar das des Generalsekretärs..."
Wieder Gelächter der Journalisten
moishe c
30.10.2015, 14:55
Lieber Günter,
an dich alten Fuchs hätte ich eine Frage, die du als Insider vielleicht beantworten kannst!
Wo sind die SED-Millonen?
Mist, verdammter!!!
Es muß natürlich heißen "SED-Millionen", claro ...
Tryllhase
30.10.2015, 15:38
:gp:
Interessante Aussage!
Kennst du weitere Details dazu?
Siehe Post 8. Mehr weiß ich auch nicht darüber. Das war damals natürlich keine Information fürs gewöhnliche Volk. Der Kommandeur führte ausnahmsweise höchstpersönlich eine Gruppe ehemaliger Nachrichtenspezialisten der NVA durch den Bunker. Die wussten ganz genau, was in Sachen Verschlüsselung so lief. Denen hätte er keinen Bären aufbinden können.
Ja, das habe ich ja selbst hier schon gesagt. Diese Frage hat ganz zu letzt der P=resseStunde. Warum ich über mich schreibe gesteht darin, dass meine Kritik gegen Schabowski der Grund war, warum er völlig vertutelt war.
Hier mal für euch ein kleiner Text von der
für damals unerhärte, Frechheit eines kleinen "Genossen" namens GB im Buch "Die Wauer fiel...schrich "Bark":
Es lief ganz gut. Bark warf einen Blick in die Runde. Während die Journalisten bei den Erläuterungen zur Parteikonferenz ziemlich gelangweilt dreingeschaut hatten, drehten sich jetzt überall die Hälse und einige Kameras, um den Fragesteller zu suchen. Der aber war nicht aufgestanden und hatte hinter den stehenden Kameraleuten einen gewissen Blickschutz.
Schabowskis Reaktion: Nachdenklichkeit, Erstaunen, er nahm die Brille ab, als wie um besser hören zu können ... Bark fuhr also, sicherer geworden, fort:
"Eine zweite Frage, die gestellt wird: Was hast Du selbst gegen den Personenkult getan, der in unserer Presse betrieben wurde, beispielsweise gegen so eine übergeschnappte Idee vom 12. März 1984, im "ND" dreiundvierzigmal Mal das Bild Erich Honeckers zu veröffentlichen?"
Bei dem Ausdruck "übergeschnappte Idee"fuhr Schabowskis Kopf regelrecht hoch, und nach Beendigung der Frage lachten ringsherum die Journalisten.
"Die dritte Frage, und letzte", fuhr Bark nun fort, "auch von Genossen gestellt bei uns: Ist es zufällig, dass dein Bild gegenwärtig in Presse und Fernsehen öfter zu sehen ist als gar das des Generalsekretärs..."
Wieder Gelächter der Journalisten
Günni. Ich sag mal so: Sei froh, dass der Strandwanderer nicht da ist. Und wenn er dann noch wüsste, dass Schreiben dein Job ist ....
tommy3333
30.10.2015, 17:00
Die Sowjets wussten also auf den Tag genau, wann die Grenze aufgemacht wird.
AmS passt das ins Bild. Schabowski machte zwar den Eindruck eines Schauspielers, der sein Text vergessen hatte, und seinen Spickzettel nicht lesen konnte. Ich denke aber, er war nicht eingeweiht in dem, was wie geplant war und was wie passieren sollte. Überhaupt nicht.
Carl von Cumersdorff
30.10.2015, 17:22
Danke für die Anfrage, ich habe schon einmal darüber geschrieben. Zu der Pressekonferenz in Berlin bin ich damals unbeachtet hingefahren. Ich hatte gehört, das Schabowski zum Chef der Partei-Presse der DDR erstellt wurde. Ich kannte ihn lange als strengen Diktator. Deswegen habe ich ihn stark in der Pressekonfrenz kritisiert. Darüber hat die Presse nicht einmal eine Schilderung gegeben. Bis heute nicht.Ich habe nach wie vor die Vorstellung, daß er in diesem Gespräch so belastet war, das er in der Diskussion regelrecht vergaß und alles verdrehte, als er Ausgab, die Grenze könne schon in dieser Nacht geöffnet werden. Das müßte mal geklärt werden, deshalb habe ich hier gesagt mein schon erschienenes Buch (Die Mauer fiel und ich bin schuld?) in jetzigen Tagen bekannt zu machen. G.B.
Schabowski war ein gut erzogener nationalsozialistischer Hitlerjunge, der sich das System der sozialistischen Idioten mit der DDR als sein Geschäftsmodell verwirklichte und eigentlich den verblödeten Kommunisten um Honecker geistig überlegen war. Er wusste zum Zeitpunkt der Pressekonferenz, dass der Versuch SED/DDR gescheitert ist und er nun die Möglichkeit hatte den letzten Haufen Scheiße zu beenden. Sein "Versprecher" war gut überlegt. Vielleicht hatte er im Vorfeld schon von einigen Westpolitikern Freiheit und Geld zugesprochen bekommen. Schließlich war es dann Diepgen, der ihn begnadigte und Schabowski nach nur einem Jahr freie Kost und Logis wieder unter seinen einstigen Feinden frei leben und arbeiten konnte.
moishe c
30.10.2015, 17:36
Siehe Post 8. Mehr weiß ich auch nicht darüber. Das war damals natürlich keine Information fürs gewöhnliche Volk. Der Kommandeur führte ausnahmsweise höchstpersönlich eine Gruppe ehemaliger Nachrichtenspezialisten der NVA durch den Bunker. Die wussten ganz genau, was in Sachen Verschlüsselung so lief. Denen hätte er keinen Bären aufbinden können.
Ja, ich verstehe.
Ist auch wirklich ne interessante Info!
Es ist egal. Viel wichtiger ist das der Umsturz schon Jahre vorher geplant war. Und einige sehr hohe Stasi Knaller konnten sich durch perfide langfristige Planung eine goldene Nase verdienen, sowie interessante Posten besetzen. Interessantes Forschungsgebiet: Treuhand und Stasi. Leider ist hier im Netz noch nicht so viel zu finden. Da wird nur an der Oberfläche gekratzt.
Wie lange vorher war das geplant? Von den Sowjets, von MfS-Offizieren, von den Amerikanern, vom ASPEN-Institut, von Soros? Ich hatte da auch mal etwas gehört .... Besonders die Hintergründe der Alexanderplatz-Aktion mit Petra Kelly und Gerd Bastian sind mir ein bißchen bekannt.
1983 Fünf grüne Bundestagsabgeordnete werben mit einer Aktion auf dem Ostberliner Alexanderplatz für Abrüstung in Ost und West – beobachtet von den Genossen des MfS
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/treffpunkt-weltzeituhr/@@images/d266ebee-42e1-4a51-83a1-aa2dfaa81060.jpeg
Von rechts nach links: Gerd Bastian, Lukas Beckmann, (Rücken: Gösta?), Petra Kelly, am grünen Plakat Vogt mit Pfeife. ...
http://politikforen.net/showthread.php?147237-Krisenherd-Ukraine&p=7727398&viewfull=1#post7727398
günterbro
30.10.2015, 21:46
[QUOTE=moishe c;8218605]Lieber Günter,
an dich alten Fuchs hätte ich eine Frage, die du als Insider vielleicht beantworten kannst!
Wo sind die SED-Millonen?[/QUOT
Ich weiß bloss noch, dass Schabowski ein mittleres französisches Dienstauto bekam. Was mag heute der Chef
meines NDR haben - weiß ich nicht. GB
günterbro
30.10.2015, 22:09
Ich sehe schon, da hat jeder seine eigene Theorie. Einigkeit besteht wohl nur in einer Sache: Es war nicht Günterbro mit seiner "mutigen Frage" in der Pressekonferenz... :D
Das nimmst du zu Deinem Glüch baald zurück, hoffe ich. GB
OneDownOne2Go
30.10.2015, 22:16
Das nimmst du zu Deinem Glüch baald zurück, hoffe ich. GB
Damit würde ich an deiner Stelle lieber nicht rechnen. Es sei denn, du wartest gerne vergebens.
günterbro
30.10.2015, 22:36
Siehe Post 8. Mehr weiß ich auch nicht darüber. Das war damals natürlich keine Information fürs gewöhnliche Volk. Der Kommandeur führte ausnahmsweise höchstpersönlich eine Gruppe ehemaliger Nachrichtenspezialisten der NVA durch den Bunker. Die wussten ganz genau, was in Sachen Verschlüsselung so lief. Denen hätte er keinen Bären aufbinden können.
Ich weiss es noch ganz genau: Die Wachen hatten keine Information, sondern glaubten den Leuten, die den Westsender fest blaubten. Ein mir lange bekannter Offizier berichte mir vor langem, dass er damals den Leuten stramm sagte, dass das nicht stimmt. Das klaugten die und gingen ruhig nach Hause.
günterbro
30.10.2015, 22:42
Günni. Ich sag mal so: Sei froh, dass der Strandwanderer nicht da ist. Und wenn er dann noch wüsste, dass Schreiben dein Job ist ....
Wen meinst Du denn???
günterbro
30.10.2015, 22:55
AmS passt das ins Bild. Schabowski machte zwar den Eindruck eines Schauspielers, der sein Text vergessen hatte, und seinen Spickzettel nicht lesen konnte. Ich denke aber, er war nicht eingeweiht in dem, was wie geplant war und was wie passieren sollte. Überhaupt nicht.
Denk Dir man wieder mal was "Kluges" aus... Kenne Dich doch...
günterbro
30.10.2015, 23:49
[QUOTE=Carl von Cumersdorff;8219140]Schabowski war ein gut erzogener nationalsozialistischer Hitlerjunge, der sich das System der sozialistischen Idioten mit der DDR als sein Geschäftsmodell verwirklichte und eigentlich den verblödeten Kommunisten um Honecker geistig überlegen war. Er wusste zum Zeitpunkt der Pressekonferenz, dass der Versuch SED/DDR gescheitert ist und er nun die Möglichkeit hatte den letzten Haufen Scheiße zu beenden. Sein "Versprecher" war gut überlegt. Vielleicht hatte er im Vorfeld schon von einigen Westpolitikern Freiheit und Geld zugesprochen bekommen. Schließlich war es dann Diepgen, der ihn begnadigte und Schabowski nach nur einem Jahr freie Kost und Logis wieder unter seinen einstigen Feinden frei leben und arbeiten konnte.[/QUO
Hallo, ich habe alles gelesen. Da gibt es für mich einige Fragen, dann werde ich Antwort geben, heute Nacht nicht mehr...
Wie lange vorher war das geplant? Von den Sowjets, von MfS-Offizieren, von den Amerikanern, vom ASPEN-Institut, von Soros? Ich hatte da auch mal etwas gehört .... Besonders die Hintergründe der Alexanderplatz-Aktion mit Petra Kelly und Gerd Bastian sind mir ein bißchen bekannt.
http://politikforen.net/showthread.php?147237-Krisenherd-Ukraine&p=7727398&viewfull=1#post7727398
1987 ganz sicher, wahrscheinlich schon vorher. Krasser Schlüsselpunkt ist hier die Römhild Töpferhof Geschichte und die späteren Ereignisse/Verbindungen. Verbindungen ins Ausland ja. Aber nicht die üblichen Verdächtigen. Schlüsselpunkt ist jemand aus Österreich. Übrigens keiner aus Braunau. Lebt jetzt nicht mehr in DE. Ist jetzt in den USA. Mehr nur via PN. ;-)
Tryllhase
31.10.2015, 09:12
Ich weiss es noch ganz genau: Die Wachen hatten keine Information, sondern glaubten den Leuten, die den Westsender fest blaubten. Ein mir lange bekannter Offizier berichte mir vor langem, dass er damals den Leuten stramm sagte, dass das nicht stimmt. Das klaugten die und gingen ruhig nach Hause.
Wenn Du die Geschichte der Enigma kennst, dann weisst Du, welche Bedeutung heute die sichere Verschlüsselung in der Armee hat und weshalb sie unter keinen Umständen in die Hände des Feindes fallen darf. Ich hätte unseren Nachrichten-Spezialisten zwar auch nicht so ganz geglaubt, was den Tag betrifft, aber ich habe an der gesamten Führung höchstpersönlich teilgenommen. Und Bunkerbier gab es damals noch nicht. Herr Krumnow soll übrigens im Jahre 2006 mit einer Kopfwunde tot in seinem Büro aufgefunden worden sein.
tommy3333
31.10.2015, 10:37
Denk Dir man wieder mal was "Kluges" aus... Kenne Dich doch...
Es ist nur eine von mehreren Vermutungen. Schabowski war unter Honnecker als Hardliner bekannt. Es ist wohl auch kein großes Geheimnis, dass sowohl Honneckers Sturz durch Krenz und auch eine so weitreichende Entscheidung wie die Öffnung der Mauer, die nicht nur nur zwei dt. Staaten, sondern auch zwei große Militärbündnisse trennte, ohne den Segen aus Moskau nicht möglich gewesen wären. Ich glaube auch, dass Krenz der Auffassung war, dass er Schabowski für für den Putsch brauchte. Er war als gelernter Journalist und ehem. Redaktur der geeignete Kandidat, um die Staatsmedien der DDR zu 'lenken'. Und er war ebenfalls von der Macht getrieben. Mit seiner Unterstützung denke ich, konnte Krenz auch die Hardliner in der SED bei Stange halten. Also denke ich auch, arrangierten sich die beiden. Dafür fiel Schabowski noch mal die Karriereleiter hoch und wurde so eine Art Regierungssprecher. Ich glaube aber nicht, dass Schabowski als einer der Hardliner unter Honnecker auch das Vertrauen genoss, in den Absprachen mit den Russen durch Krenz eingeweiht worden zu sein, insbes. was die Mauer anging. Krenz hatte vor allem ein Interesse daran, mit der Maueröffnung ein Ventil zuöffnen, um den extrem angestauten Überdruck durch die Montagsdemos wieder abzubauen, und er war wohl auch der Meinung, dass er eine schnelle Lösung dafür brauchte, da die Montagsdemos ja trotz des Sturzes von Honnecker nicht nur unvermindert weitergingen, sondern trotzdem auch stärker wurden.
Nun war es wohl, wie der Zufall es wollte, auch so, dass Schabowski den Anfang der ZK-Sitzung verpasste, in der es um die geplanten Änderungen bzgl Ausreise/Visum/Grenze ging. Geplant war wohl ursprünglich ein Reisegesetz, aber das dauerte zu lange, und die Zeit glaubte Krenz nicht zu haben. und berechenbarer wäre dieser Weg auch nicht gewesen. Aber irgendwer musste ja auch diesen Zettel geschrieben haben (wahrscheinlich Krenz selbst, der Schabowski diesen Zettel zusteckte). Also wie verbreitet man eine Nachricht dieser Größenordnung und Trangweite, und unberechenbaren Konsequenzen, deren Konsequenzen niemand voraus ahnen kann, ohne dass sich einmal Widerstand seitens der Hardliner formiert, und ohne dass man sein Gesicht verliert? Man schickt seinen Regierungssprecher in einer außerst kurzfristig anberaumten Pressekonferenz vor mit den in aller Eile äußerst knapp gehaltenen Informationen und betont die Wichtigkeit dieser 'Nachricht', mit der man auch eine entsprechende Erwartungshaltung verbindet, und ohne dass man den Boten Zeit gibt, über diese Nachricht und deren Konsequenzen nachzudenken, geschweige denn irgendwie zu reagieren. Aber wie gesagt, es sind nur Vermutungen.
günterbro
31.10.2015, 11:11
Hier eine Berliner Zeitung vom 1990 über meinen haargenauen Aufstand in der Pressekonferenz. Der Redakteur lebt vielleicht noch. Man kann ihn also fragen. Hier war genaues zu lesen:
Dabei hatte Barks Aufstand fast keine Wirkung erzielt. Alle Welt in den heutigen Gazetten und Sendungen feierte den eigentlich doch entlarvten Betonkopf als den "Maueröffner". Von den drei heißen Fragen des
Ausgenommen die Westberliner "Tagesschau". Die brachte fast eine ganze Seite davon unter der treffenden Überschrift "Als Schabowski noch Chefredakteur des "ND" war":
" Von unserem Korrespondenten Dietrich Möller
Berlin. Günter Schabowski wird unvermutet von seiner Vergangenheit eingeholt. Selbstsicher wie stets während der vergangenen Tage, da er zunehmend ins Rampenlicht und auch in den Ruf eines entschiedenen Reformers an der Seite von Egon Krenz geraten ist, hatte er sich gerade der internationalen Presse gestellt, um über den Sitzungsverlauf des SED-Zentralkomitees zu berichten. Nach ein paar Fragen, die nur Routine verlangten, wird gleichsam der Vorhang weggezogen, hinter dem der andere Schabowski zu finden ist. Ein Moment ist er sichtlich irritiert, denn der ihn nun fragt, ist ein Insider, und Schabowski weiß das.
Sein Name ist Günter B.
Sein Hinweis auf die 43 Fotos von Honecker, die Schabowski einst in einer einzigen Nummer seines "ND" untergebracht hatte, löst unter den Journalisten brüllendes Gelächter aus. Schabowski scheint sich unter ihm zu ducken. Anscheinend möchte er Zeit gewinnen, denn er bittet um eine weitere Frage. Doch er scheint zu merken, dass er sich stellen muss. So antwortet er, dass er keinen Einfluß darauf nehme, wie häufig er selber auf Bildern in den Medien erscheint. Er stehe nun einmal im Licht der Öffentlichkeit, da er für die zuständig geworden sei."
Wer sollte einem reuigen Sünder nicht verzeihen? Günter B. will es nicht. Heute mal: Günter Brock, Bad Doberan
günterbro
31.10.2015, 11:51
Hier habt Ihr auch noch den zweiten Teil Siete "Der Tagesspiegel/ost-'Berlin" 1990
Wer sollte einem reuigen Sünder nicht verzeihen? Günter B. will es nicht.
Später erzählt er, dass er schon 1981 hart mit Schabowski aneinandergeraten sein. Das war in Moskau im Hotel "Mir". B. war in Moskau Korrespondent des `Neuen Deutschland`. Gewiss frustriert von der Übung der Redaktion, seine Berichte umzuschreiben, doch mehr noch in Sorge, dass die Zeitung das Volk nicht erreiche, sondern eine Postille ohne sonderliche Bedeutung sei, sagte er seinem Chefredakteur, die Zeitung sei nichts als ein Tagebuch der Parteiführung, was letztlich damit endete, dass B. gefeuert wurde..
Doch das war nur ein Teil der Ausführungen Schabowskis. B. verweist auf den anderen, auf die Anmerkung, natürlich würde man mit den Kommunisten in den Medien zusammenarbeiten, so dass `sie die Linie der Partei vertreten`. Das sei der wahre Schabowski, sagte B, so kenne er ihn. Und ihm fallen noch einige andere Genossen im neuen Politbüro ein, die nun wahrlich keine Garanten für einen wirklich neuen Kurs seien.
Überhaupt hat nach B.´s Meinung – ´und ich bin Kommunist, das sollten Sie schreiben`, die Versammlung des Zentralkomitees keinen wirklichen Neuanfang gebracht. Es sei versäumt worden, eine schonungslose Abrechnung `von Lenin bis Krenz` vorzunehmen. Stattdessen habe sich das ZK mit einer "Fehlerdiskussion" wie 1956 begnügt, als im Zuge der sogenannten Ent-Stalinisierung fast alles Nachteilige unter den Teppich gekehrt wurde.
`So geht es nicht, so wird es nichts`, sagt B. Damit steht er nicht alleine. Mit ihm haben auch andere die Hoffnung nicht verloren, dass die Kräfte die Oberhand gewinnen, die Anschluss an das Volk suchen`. Da werden der künftige Ministerpräsident Modrow und der bisherige stellvertretende Kulturminister Hoepke als Beispiel genannt. `Aber ein Schabowski und seinesgleichen werden uns nur wieder in eine neue Krise führen`, murmelt B. Dann rafft er sich auf. Man müsse kämpfen, und wenn die Partei nicht mitziehe, werde man es über das Neue Forum versuchen.
Zum Abschied sagt er auch dies: `Ich kann übrigens dem Zynismus eines bekannten westlichen Staatsmannes nicht zustimmen, der sich darüber gefreut hat, dass es vom schönen Deutschland gleich zwei Stück gibt´."
Danach nicht ein einziges Mal ein Nachwort. GB
günterbro
31.10.2015, 18:26
Wieder auch heute keine klare Klärung, warum Schabowski eine falsche Grenzoffnung der Regierung nicht gesprochen hat. Ich bleibe dabei, dass ich ihn mit drei harten Kritiken durcheinander gebracht habe. GB
Leseratte
31.10.2015, 18:54
Die PAZ stützt die offizielle Darstellung.
Der bittere Preis der Einheit
Der Fall der Mauer besiegelte das Ende der SED-Diktatur, aber auch den Verlust der deutschen Ostgebiete
08.11.09
Parlamentsalltag in der Bonner Republik. Der Bundestag tritt zur 174. Sitzung der elften Wahlperiode zusammen. Es ist Donnerstag, der 9. November 1989, und morgens um 9 Uhr schien an diesem historischen Tag noch alles seinen gewohnten Gang zu gehen.
Vor allem für den Abgeordneten Wilfried Böhm war die Welt in Ordnung. Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth nahm einen ihm zuvor erteilten Ordnungsruf zurück. Der Anlass: Böhm – von den Lesern dieser Zeitung als langjähriger Autor geschätzt – hatte die spätere Bundesministerin Heidi Wieczorek-Zeul der Zusammenarbeit mit Mauermördern geziehen.
Zehn Stunden später war für eben diese Mauermörder die Welt nicht mehr in Ordnung. Während das Bundestagsplenum sich über die soundsovielte Rentenreform, Streichung des Sterbegelds für Abgeordnete, Einkommenseinbußen der Getreidebauern und Verbesserung des Gemeinnützigkeitsrechts zum Tagesordnungspunkt „steuerliche Erleichterungen für Sportvereine“ vorarbeitet, tagt in „Berlin, Hauptstadt der DDR“, das Zentralkomitee der SED. Der Leiter des DDR-Passwesens, Gerhard Lauter, legt den Entwurf eines neuen Reisegesetzes vor.
Kernaussage: „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden … Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD beziehungsweise zu Berlin (West) erfolgen“ – und zwar schon ab dem 10. November. Zwar ahnt Honecker-Erbe Egon Krenz: „Wie wir’s machen, machen wir’s verkehrt.“ Die wahre Tragweite aber begreift noch niemand im ZK. Achtlos wird der Zettel mit Lauters Entwurf abgenickt und Günter Schabowski zugeschoben, „für die heutige Pressekonferenz“. An sich hatte der Beschluss die Sperrfrist 10. November, 4 Uhr morgens. Doch das bekam Schabowski nicht mit, der bei diesem Teil der Sitzung nicht im Raum war.
18 Uhr: Schabowski, in Personalunion Regierungssprecher und Chefredakteur des SED-Organs „Neues Deutschland“, begrüßt die in Ost-Berlin akkreditierte internationale Presse. Mit langatmigen Verlautbarungen über die Machterhaltungs-Diskussionen im ZK schläfert er die Kollegen ein.
http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/der-bittere-preis-der-einheit.html
https://www.youtube.com/watch?v=SAEhZZ31UQc
günterbro
31.10.2015, 22:52
Die PAZ stützt die offizielle Darstellung.
http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/der-bittere-preis-der-einheit.html
https://www.youtube.com/watch?v=SAEhZZ31UQc
Es muss sich ja alles noch genauer klären, was ich schon lange erfahren will. Ich werde das morgen schon einmal zeigen. Dazu haben wir ja noch einen Monat abhorchen. GB
Vergleiche bitte:
Die Aussage Schabrowskies,
https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=SAEhZZ31UQc#t=874
Mit der ersten Minute!
https://www.youtube.com/watch?v=LP57Pt4g_0o
Ist das nicht typisch, wo auf ein Stichwort sofort in Schnappatmung gefallen wird?
Visa bei den Kreispolizeistellen vs. Der Reiseverkehr Richtung Westen ist frei.
günterbro
01.11.2015, 12:29
Wisst ihr liege Freinde, ich habe nun schon viel gestückert. Ich werde jetzt mit hoffentlicher Erlaubnis 10 Seiten drucken, obwohl ich natürlich lieber mein Buch "Die Mauer viel und ich bin Schuld?" gekaufen sehen müchte (vom Verlagshaus Schlosser). Alles, was ich vor den 25 Jahren erlebt und hargenau geschrieben habe, gebe ich hier aus, weil ich nur noch wenig da sein kann. GB Hier also den Text:
Aber nur eine kleine Schicht der Bevölkerung erkannte die historische Chance, die Masse lehnte mit der Fremdherrschaft auch die Ideologie der revolutionären Franzosen ab. Sie vernichteten die Trägerin der fortschrittlichen Gedanken, die französische "Grand Arme", und in allen Ländern wurde die alte Ordnung wieder hergestellt. Metternich und die Heilige Alliance führten die Privilegien des Adels, das Presse- und Versammlungsverbot wieder ein, und es kam, wie es Goethe seherisch ausdrückte:
"Den Kriegsgott bringen wir zur Ruh`, den Sklavenfürsten woll`n wir wecken ..."
Und erst da erkannten die demokratischen Kräfte, dass sie einen gewaltigen Fehler gemacht hatten. Es kostete sie über 50 Jahre und eine Reihe blutiger Revolutionen, ehe die Ideale der französischen Revolution sukzessive verwirklicht waren.
Aber na ja, es gehörte wohl eine Riesenportion Abstraktionsvermögen dazu, um 1813 in Napoleon und 135 Jahre später in Stalin die Träger des gesellschaftlichen Fortschritts zu erkennen. Waren doch beide nicht nur Fremdherrscher, sondern auch Gewaltherrscher,
Was Bark nun fürchtete? Eine Lawine, die nicht nur das Schlechte, sondern auch das Gute, das in den 40 Jahren Sozialismus-Experiment entstanden war, unter sich begräbt. Ob das noch zu verhindern ging?
Aber mit Leuten wie Schabowski war da nichts zu machen. Die mussten weg.
Eine berühmte Pressekonferenz
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Abfahrt Pankow. Noch eine Stunde bis zum Beginn der internationalen Pressekonferenz. Bark lehnte sich beruhigt zurück.
Er würde rechtzeitig ankommen...
Und so konnte Bark wieder ein bisschen grübeln.
Raststätte Walsleben. Nachtanken und eine Tasse Kaffee. Gottseidank nur fünf Autos vor ihm. Wenig, wenn man bedachte, dass es die einzige Tankstelle zwischen Rostock und Berlin war. In der Baracke der Gaststätte, auch die einzige auf 220 Kilometer: Acht Tische, ein einziger Kellner, eine Büfettdame – natürlich eine Schlange bis draußen. Wie rationell es doch zuging in der Gastronomie – "Keine Leute, keine Leute!" Die wurden in der Produktion gebraucht. Da fehlten überall die Ressourcen und die Kapazitäten, sie mussten durch Menschenkraft ersetzt werden.
Bark würde wohl nie darüber hinwegkommen, dass es die DDR nicht geschafft hat, das Ziel nicht erreicht hat, ökonomisch mit Westdeutschland gleichzuziehen.
Aber – wie konnte man überhaupt die Illusion haben? Die Grundbedingungen waren ja einfach zu ungleich: 150 Hochöfen rauchten an Rhein und Ruhr, in der DDR ganze fünf! Fünf Milliarden Tonnen Steinkohle verbrauchten die Westdeutschen seit 1945, die DDR musste mit immer mehr Aufwand die minderwertige Braunkohle hoch baggern. Ähnlich stand es mit Eisenerz und Erdgas und sogar den Erdölbedarf konnte Westdeutschland zu einem gewissen Teil aus eigenem Aufkommen decken, in der DDR – nichts von alle dem, oder fast nichts. Ungerechtigkeit der Natur auch beim Fischfang: Die Westdeutschen holten ihre Fänge fast vor der Haustür, die DDR-Fischer mussten bis nach Mosambik und Angola – natürlich mit doppelt schweren Schiffen und doppelten Besatzungen. Die Männer mussten ja auch mal ihren Urlaub und die Masse von anfallenden freien Tagen abbummeln. Und von den historischen Bedingungen ganz zu schweigen. Auf der einen Seite Milliardenhilfe von dem Land, das durch den Krieg reich geworden war, auf der anderen: Demontage der Industrie, Abbau des zweiten Eisenbahngleises, Abtrennung der östlichen Getreidekammern und des schlesischen Kohlereviers, wovon vor dem Krieg die sächsische Industrie gelebt hatte.
Zum Hundertsten Mal ging Bark jetzt seine ganz persönlichen Perestroika-Träume durch.
Ja, so müsste es sein – überall im Land auf jedem Posten richtig gewählte Leute, die eine echte Mehrheit hatten. Und zum Zweiten – jeder Arbeiter müsste es schwarz auf Weiß in der Hand haben: ER ist Mitbesitzer seines Betriebes, und zwar nach der einfachen Formel: Wert des Betriebes geteilt durch Anzahl der Belegschaft, und wenn jemand den Betrieb haben will, dann muss er ihn, den Arbeiter, auszahlen. Und wenn man ihn, den Arbeiter, entlassen will, dann muss man ihm eine tüchtige Entschädigung zahlen. Das war es, was Gorbatschow mit seiner Perestroika wollte. Na ja, bisher war er damit selbst nicht durchgekommen, nicht durchgekommen bei seinen Schabowskis, und wer weiß, ob er jemals durchkommen würde....
Und hier, an der berühmten "Grenze zwischen den zwei Weltsystemen"? Würde wohl auch nichts werden, aber was der kleine Günter, der in die Provinz Verbannte, tun konnte, wollte er tun, egal, was ihm danach geschieht – einen der großen Heuchler bloßstellen. Jossif Wissarionowitsch, das wäre doch schon was!
Aber erst einmal war es eine rein sachliche Angelegenheit, die er zu bewältigen hatte: Wie würde er in den Konferenzsaal hinein kommen? Gewiss wird es einen Einlassdienst geben, man wird eine Akkreditierung vorzeigen müssen. Hatte Bark natürlich nicht. Und in wessen Namen, als Vertreter welcher journalistischen Institution sollte er sich melden? Und wenn er dreist in den Saal gelangte – werden Schabowski oder einer seiner Leute ihn nicht erkennen und unter irgendeinem Vorwand hinauswerfen?
Stau in der Karl-Marx-Allee. Völlig klar – die Stunde zwischen Dienstschluss und Ladenschließzeit. Immer diese kurzen Grünphasen für die Hauptverkehrsrichtungen! Als ob man nicht wüsste, dass der Verkehr in einer Region nur so gut läuft, wie er auf den übergeordneten, auf den Hauptstraßen läuft! Was nützt es dem Kraftfahrer, wenn er relativ schnell aus der Seitenstraße auf die Hauptstraße kommt, dort aber dann im Stau steht?
Trotz allem – Bark parkte seinen Lada zehn vor sechs dicht am "Internationalen Pressezentrum" Berlin-Mitte. Die Haustür – nichts Besonderes, keine Kontrolle. Ein Foyer – mehrere Frauen und Männer gingen auf und ab.
Und da – unter ihnen – ein bekanntes Gesicht. Den hochgewachsenen westdeutschen Journalisten kannte er. Es war Dietrich Möller, und auch der kam gleich auf ihn zu:
"Hallo Herr Bark, Sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Wo sind Sie denn abgeblieben?" Und während er dem ehemaligen Moskauer Korrespondenten mehrerer westlicher Zeitungen seine Geschichte erzählte und erklärte, warum er her gekommen war, erinnerte er sich an seine Begegnung mit dem westdeutschen Journalisten: Es war ja nichts Besonderes, dass in Moskau die DDR-Korrespondenten mit den westlichen Berufskollegen mal auf Pressekonferenzen und mal bei Reisen ins Land miteinander ins Gespräch kamen, obwohl das in der DDR-Botschaft nicht gerade gern gesehen war. Und so hatte auch Bark die damaligen Koryphäen der in Moskau akkreditierten BRD-Presse, z. B. die Herren Pleitgen, Bednarz, Schmidt-Häuser, Ruge, Pörzgen, Engelbrecht kennen gelernt. Und eben auch Dietrich Möller. Der war mit von der Partie, als das MID, das Außenministerium der UdSSR, zu einer Reise nach Nowoworonesh eingeladen hatte, wo erstmals für die ausländische Presse das Riesenwerk gezeigt werden sollte, in dem serienmäßig Atomreaktoren hergestellt wurden.
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Das war damals eine heiße Chose, war doch die Sowjetunion drauf und dran, mit den Reaktoren aus Nowoworonesh ein riesiges Auslandsgeschäft zu machen. Viele Länder wollten selbstverständlich lieber bei der Sowjetunion ein preisgünstiges Atomkraftwerk kaufen, als weiterhin in der Energieversorgung bei den Herren über Kohle und Öl am Tropf zu hängen.
Nicht zuletzt zählte zu diesen Ländern auch die DDR. Und in der Tat – stand sie nicht unmittelbar vor der Lösung ihrer ökonomischen Hauptkalamität, wenn die Kernkraftwerke Greifswald und Stendal ans Netz gehen würden?
Das war Bark natürlich damals, vor acht Jahren, schon klar. Aber er konnte sich jetzt nicht mehr daran erinnern, worüber er auf jener Reise mit dem Westjournalisten gesprochen hatte, über Gott und die Welt sicherlich, und sie hatten sich irgendwo, so gut es ging, verstanden.
Nur an eines konnte er sich noch genau erinnern: Als die Journalistengruppe aus dem Bus stieg und auf das Reaktorwerk zuging, meinte Möller:
"Wie gut sie es doch haben in der Sowjetunion! Bei uns würde jetzt garantiert ein Demo-Trupp von Atomkraftgegnern um die Ecke biegen..."
Bark hatte zwar eine "scharfe" Entgegnung auf der Zunge gehabt, schluckte sie aber lieber herunter – warum denn immer gleich prinzipiell werden!
Und nun also diese Wiederbegegnung!
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Schnell packte Bark die Gelegenheit beim Schopfe:
Teil 1, es folgt dann 2
günterbro
01.11.2015, 12:38
Teil 2
"Wie komme ich da rein?"
"No problem", war die Antwort, "Sie gehen einfach mit mir ... als mein Assistent, wenn jemand fragen sollte".
Aber es fragte niemand. Der Saal lag wie im Rotlicht und war kleiner, als er im Fernsehen gewirkt hatte, als Schabowski gestern hier seine Pressekonferenz über den Verlauf der Mammut-Sitzung des Zentralkomitees abhielt.
Die heute gekommenen etwa 200 Journalisten fanden kaum alle Platz.
Bark und Möller setzten sich hinter die Reihe von stehenden Kameraleuten. Bark hatte nämlich gebeten, so zu sitzen, dass der große Günter ihn nicht gleich sehen könnte.
Links von ihm war der Mittelgang zwischen den Sitzreihen, auf ihm ging eine ältere Genossin mit dem Angelmikrofon hin und her.
"Bei der müssen Sie sich anmelden", riet ihm Möller, "und zwar am besten gleich, sonst haben Sie keine Chance!"
Und in der Tat, obwohl es noch 20 Minuten bis zum Beginn der Veranstaltung waren, kam er nur auf den dritten Platz.
"Da haben Sie noch Glück gehabt", meinte Möller, manchmal kommt schon der Fünfte nicht mehr dran..."
Bark hatte jetzt Zeit, auf den Knien schreibend, seine drei Fragen zu formulieren. Er hatte sich entschlossen, was er selten tat, die Fragen abzulesen. Wie leicht schleicht sich ein falscher Zungenschlag ein, und sie haben dich am Kragen! Außerdem wollte er sitzen bleiben, wenn er die Fragen stellt. Wie leicht könnte die Hand zittern, und das Blatt fällt runter, und zittern würde er ganz bestimmt. Gegen so einen Mann auftreten, öffentlich Kritik an einem Parteiführungsmitglied, und das "aus den eigenen Reihen", wie es heißen wird. Das hatte es ja noch nicht gegeben!
Also – sitzen bleiben und ablesen.
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Nach dieser "Arbeit" blieben noch immer fünf Minuten, um sich die Beine zu vertreten und sich nach einem Bekannten von früher umzusehen.
Und tatsächlich, es lief ihm ein ehemaliger Kollege vom "ND" über den Weg – Rolli Günther, einer von den stilleren ND-Redaktekuren, mit denen er vielleicht über die Zukunft reden konnte. Bark hatte sich nämlich vor ein paar Tagen beworben, nun nach den politischen Veränderungen wieder am "ND" zu arbeiten, und er hatte angefragt, ob man bereit sei, ihn zu rehabilitieren und vielleicht wieder im Ausland einzusetzen.
"He, Rolli", sagte er deshalb, "weißt du davon, dass ich wieder bei euch anfangen will? Was meinst du?" Aber Rolli Günther war nervös, meinte bloß: "Ja, hab ich gehört, komm mal vorbei, jetzt hab ich keine richtige Muße dazu ..." .Völlig klar – er musste über einen Auftritt des neuen obersten Brötchengebers berichten, da brauchte er seine ganzen Konzentration, schon bevor es überhaupt losgegangen war...
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Es ging ziemlich langweilig los.
Zur Einleitung schilderte Günter Schabowski umständlich, was doch auf der Zentralkomitee-Sitzung für ein schöpferischer und kritischer Geist geherrscht habe. Und "Einmütigkeit, nach vorn zu gehen und selbst zum Prozess der Erneuerung der Partei beizutragen." ...
Na toll, aber dann die erste kalte Dusche: Ein ganz wichtiger Beschluss sei die Einberufung einer Parteikonferenz...
So, so – eine Parteikonferenz, d. h.:. Kein Parteitag! Einen Parteitag aber haben die wahren Reformer im ganzen Land gefordert, denn: eine Parteikonferenz konnte höchstens den einen oder anderen Betonkopf beseitigen, ein Parteitag aber die ganze Parteiführung. Das also hatten die ach so "schöpferischen und kritischen" Erneuerer in dem ZK-Plenum wieder mal verhindert! Und Genosse "Günter" lieferte auch gleich die Ausrede: Die Einberufung eines Sonderparteitages erfordere laut Statut eine Vorbereitungsfrist von zwei Monaten ... Na bravo, oder will da jemand das Statut verletzen?!
Mit einem Wort, Genosse Schabowski war wieder mal gut drauf! Der Korrespondent der "BZ", der die Frage aufgeworfen hatte, war abgefrühstückt. Ob es ihm, ob es Bark jetzt auch so ergehen würde?
Keine Zeit mehr, einen Rückzieher zu machen – die Genossin mit der Mikrofon-Angel erteilte ihm das Wort:
"Günter Bark. Ostseestudio", begann er, "Kollegen haben mich gebeten, an Dich, Genosse Schabowski, im Zusammenhang mit Deiner Wahl zum Schirmherrn der Massenmedien der DDR ein paar Fragen zur Person zu stellen.
Man möchte gern wissen, worin Du deine innere Rechtfertigung für diesen Posten siehst, wo Du doch viele Jahre lang als Chefredakteur des "ND" führend bei der Realisierung der Pressepolitik Honeckers mitgewirkt hast?"
Auszug aus der SVZ als Fußnote! Seite 71 (Faksimil)
(Nur diese 14 Zeilen über Barks Auftritt gingen am Abend des 9. Septembers durch die Zensur an die Massenmedien der Noch-DDR. Und auch sie tendenziös gedrechselt und ohne Nennung des Fragestellers.)
Es lief ganz gut. Bark warf einen Blick in die Runde. Während die Journalisten bei den Erläuterungen zur Parteikonferenz ziemlich gelangweilt dreingeschaut hatten, drehten sich jetzt überall die Hälse und einige Kameras, um den Fragesteller zu suchen. Der aber war nicht aufgestanden und hatte hinter den stehenden Kameraleuten einen gewissen Blickschutz.
Schabowskis Reaktion: Nachdenklichkeit, Erstaunen, er nahm die Brille ab, als wie um besser hören zu können ... Bark fuhr also, sicherer geworden, fort:
"Eine zweite Frage, die gestellt wird: Was hast Du selbst gegen den Personenkult getan, der in unserer Presse betrieben wurde, beispielsweise gegen so eine übergeschnappte Idee vom 12. März 1984, im "ND" dreiundvierzigmal Mal das Bild Erich Honeckers zu veröffentlichen?"
Bei dem Ausdruck "übergeschnappte Idee"fuhr Schabowskis Kopf regelrecht hoch, und nach Beendigung der Frage lachten ringsherum die Journalisten.
"Die dritte Frage, und letzte", fuhr Bark nun fort, "auch von Genossen gestellt bei uns: Ist es zufällig, dass dein Bild gegenwärtig in Presse und Fernsehen öfter zu sehen ist als gar das des Generalsekretärs..."
Wieder Gelächter der Journalisten, Schabowski lächelte, wurde aber sofort wieder finster, als Bark fortfuhr: "Wenn man das verfolgt, so haben viele Kollegen den Eindruck, dass hier schon wieder ein klein wenig ma-ni-pu-liert wird."
Was immer Schabowski nun antworten würde – und Bark war überzeugt, dass der sich geschickt herausreden würde – die Wahrheit über diesen Mann ist wenigstens einmal öffentlich gesagt. Und so hörte er streckenweise kaum richtig zu, was Schabowski mit Bassstimme, heftigem Augenrollen und scharfen Mundwinkeln von sich gab. Zuerst nutzte der die durch sein Mitlächeln bei der letzten Frage aufgekommene lockere Stimmung aus. Er möchte, sagte er, die letzte Frage und die Antwort(?) an den Fragesteller zurückgeben. Er habe nicht den geringsten Einfluss darauf, wie oft sein Bild in der Zeitung erscheine….
Na, dachte bei sich Bark, ob sich einer der Kollegen meldet, die da jeden Morgen Gewehr bei Fuß stehen mussten? Aber nichts dergleichen. Alles immer noch dieselben Feiglinge.
Folgt 3
Leseratte
01.11.2015, 12:50
Wenn man vom Teufel spricht.
Im Alter von 86 JahrenGünter Schabowski gestorben
Der frühere SED-Funktionär Günter Schabowski ist tot. Er starb am frühen Sonntagmorgen in Berlin. Schabowski war am Abend der innerdeutschen Grenzöffnung am 9. November 1989 weltbekannt geworden – mit einem einzigen Satz.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ddr-grenzoeffnung-guenter-schabowski-gestorbe-13887650.html
günterbro
01.11.2015, 12:55
Aber nur eine kleine Schicht der Bevölkerung erkannte die historische Chance, die Masse lehnte mit der Fremdherrschaft auch die Ideologie der revolutionären Franzosen ab. Sie vernichteten die Trägerin der fortschrittlichen Gedanken, die französische "Grand Arme", und in allen Ländern wurde die alte Ordnung wieder hergestellt. Metternich und die Heilige Alliance führten die Privilegien des Adels, das Presse- und Versammlungsverbot wieder ein, und es kam, wie es Goethe seherisch ausdrückte:
"Den Kriegsgott bringen wir zur Ruh`, den Sklavenfürsten woll`n wir wecken ..."
Und erst da erkannten die demokratischen Kräfte, dass sie einen gewaltigen Fehler gemacht hatten. Es kostete sie über 50 Jahre und eine Reihe blutiger Revolutionen, ehe die Ideale der französischen Revolution sukzessive verwirklicht waren.
Aber na ja, es gehörte wohl eine Riesenportion Abstraktionsvermögen dazu, um 1813 in Napoleon und 135 Jahre später in Stalin die Träger des gesellschaftlichen Fortschritts zu erkennen. Waren doch beide nicht nur Fremdherrscher, sondern auch Gewaltherrscher,
Was Bark nun fürchtete? Eine Lawine, die nicht nur das Schlechte, sondern auch das Gute, das in den 40 Jahren Sozialismus-Experiment entstanden war, unter sich begräbt. Ob das noch zu verhindern ging?
Aber mit Leuten wie Schabowski war da nichts zu machen. Die mussten weg.
Eine berühmte Pressekonferenz
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Abfahrt Pankow. Noch eine Stunde bis zum Beginn der internationalen Pressekonferenz. Bark lehnte sich beruhigt zurück.
Er würde rechtzeitig ankommen...
Und so konnte Bark wieder ein bisschen grübeln.
Raststätte Walsleben. Nachtanken und eine Tasse Kaffee. Gottseidank nur fünf Autos vor ihm. Wenig, wenn man bedachte, dass es die einzige Tankstelle zwischen Rostock und Berlin war. In der Baracke der Gaststätte, auch die einzige auf 220 Kilometer: Acht Tische, ein einziger Kellner, eine Büfettdame – natürlich eine Schlange bis draußen. Wie rationell es doch zuging in der Gastronomie – "Keine Leute, keine Leute!" Die wurden in der Produktion gebraucht. Da fehlten überall die Ressourcen und die Kapazitäten, sie mussten durch Menschenkraft ersetzt werden.
Bark würde wohl nie darüber hinwegkommen, dass es die DDR nicht geschafft hat, das Ziel nicht erreicht hat, ökonomisch mit Westdeutschland gleichzuziehen.
Aber – wie konnte man überhaupt die Illusion haben? Die Grundbedingungen waren ja einfach zu ungleich: 150 Hochöfen rauchten an Rhein und Ruhr, in der DDR ganze fünf! Fünf Milliarden Tonnen Steinkohle verbrauchten die Westdeutschen seit 1945, die DDR musste mit immer mehr Aufwand die minderwertige Braunkohle hoch baggern. Ähnlich stand es mit Eisenerz und Erdgas und sogar den Erdölbedarf konnte Westdeutschland zu einem gewissen Teil aus eigenem Aufkommen decken, in der DDR – nichts von alle dem, oder fast nichts. Ungerechtigkeit der Natur auch beim Fischfang: Die Westdeutschen holten ihre Fänge fast vor der Haustür, die DDR-Fischer mussten bis nach Mosambik und Angola – natürlich mit doppelt schweren Schiffen und doppelten Besatzungen. Die Männer mussten ja auch mal ihren Urlaub und die Masse von anfallenden freien Tagen abbummeln. Und von den historischen Bedingungen ganz zu schweigen. Auf der einen Seite Milliardenhilfe von dem Land, das durch den Krieg reich geworden war, auf der anderen: Demontage der Industrie, Abbau des zweiten Eisenbahngleises, Abtrennung der östlichen Getreidekammern und des schlesischen Kohlereviers, wovon vor dem Krieg die sächsische Industrie gelebt hatte.
Zum Hundertsten Mal ging Bark jetzt seine ganz persönlichen Perestroika-Träume durch.
Ja, so müsste es sein – überall im Land auf jedem Posten richtig gewählte Leute, die eine echte Mehrheit hatten. Und zum Zweiten – jeder Arbeiter müsste es schwarz auf Weiß in der Hand haben: ER ist Mitbesitzer seines Betriebes, und zwar nach der einfachen Formel: Wert des Betriebes geteilt durch Anzahl der Belegschaft, und wenn jemand den Betrieb haben will, dann muss er ihn, den Arbeiter, auszahlen. Und wenn man ihn, den Arbeiter, entlassen will, dann muss man ihm eine tüchtige Entschädigung zahlen. Das war es, was Gorbatschow mit seiner Perestroika wollte. Na ja, bisher war er damit selbst nicht durchgekommen, nicht durchgekommen bei seinen Schabowskis, und wer weiß, ob er jemals durchkommen würde....
Und hier, an der berühmten "Grenze zwischen den zwei Weltsystemen"? Würde wohl auch nichts werden, aber was der kleine Günter, der in die Provinz Verbannte, tun konnte, wollte er tun, egal, was ihm danach geschieht – einen der großen Heuchler bloßstellen. Jossif Wissarionowitsch, das wäre doch schon was!
Aber erst einmal war es eine rein sachliche Angelegenheit, die er zu bewältigen hatte: Wie würde er in den Konferenzsaal hinein kommen? Gewiss wird es einen Einlassdienst geben, man wird eine Akkreditierung vorzeigen müssen. Hatte Bark natürlich nicht. Und in wessen Namen, als Vertreter welcher journalistischen Institution sollte er sich melden? Und wenn er dreist in den Saal gelangte – werden Schabowski oder einer seiner Leute ihn nicht erkennen und unter irgendeinem Vorwand hinauswerfen?
Stau in der Karl-Marx-Allee. Völlig klar – die Stunde zwischen Dienstschluss und Ladenschließzeit. Immer diese kurzen Grünphasen für die Hauptverkehrsrichtungen! Als ob man nicht wüsste, dass der Verkehr in einer Region nur so gut läuft, wie er auf den übergeordneten, auf den Hauptstraßen läuft! Was nützt es dem Kraftfahrer, wenn er relativ schnell aus der Seitenstraße auf die Hauptstraße kommt, dort aber dann im Stau steht?
Trotz allem – Bark parkte seinen Lada zehn vor sechs dicht am "Internationalen Pressezentrum" Berlin-Mitte. Die Haustür – nichts Besonderes, keine Kontrolle. Ein Foyer – mehrere Frauen und Männer gingen auf und ab.
Und da – unter ihnen – ein bekanntes Gesicht. Den hochgewachsenen westdeutschen Journalisten kannte er. Es war Dietrich Möller, und auch der kam gleich auf ihn zu:
"Hallo Herr Bark, Sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Wo sind Sie denn abgeblieben?" Und während er dem ehemaligen Moskauer Korrespondenten mehrerer westlicher Zeitungen seine Geschichte erzählte und erklärte, warum er her gekommen war, erinnerte er sich an seine Begegnung mit dem westdeutschen Journalisten: Es war ja nichts Besonderes, dass in Moskau die DDR-Korrespondenten mit den westlichen Berufskollegen mal auf Pressekonferenzen und mal bei Reisen ins Land miteinander ins Gespräch kamen, obwohl das in der DDR-Botschaft nicht gerade gern gesehen war. Und so hatte auch Bark die damaligen Koryphäen der in Moskau akkreditierten BRD-Presse, z. B. die Herren Pleitgen, Bednarz, Schmidt-Häuser, Ruge, Pörzgen, Engelbrecht kennen gelernt. Und eben auch Dietrich Möller. Der war mit von der Partie, als das MID, das Außenministerium der UdSSR, zu einer Reise nach Nowoworonesh eingeladen hatte, wo erstmals für die ausländische Presse das Riesenwerk gezeigt werden sollte, in dem serienmäßig Atomreaktoren hergestellt wurden.
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günterbro
01.11.2015, 13:10
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Das war damals eine heiße Chose, war doch die Sowjetunion drauf und dran, mit den Reaktoren aus Nowoworonesh ein riesiges Auslandsgeschäft zu machen. Viele Länder wollten selbstverständlich lieber bei der Sowjetunion ein preisgünstiges Atomkraftwerk kaufen, als weiterhin in der Energieversorgung bei den Herren über Kohle und Öl am Tropf zu hängen.
Nicht zuletzt zählte zu diesen Ländern auch die DDR. Und in der Tat – stand sie nicht unmittelbar vor der Lösung ihrer ökonomischen Hauptkalamität, wenn die Kernkraftwerke Greifswald und Stendal ans Netz gehen würden?
Das war Bark natürlich damals, vor acht Jahren, schon klar. Aber er konnte sich jetzt nicht mehr daran erinnern, worüber er auf jener Reise mit dem Westjournalisten gesprochen hatte, über Gott und die Welt sicherlich, und sie hatten sich irgendwo, so gut es ging, verstanden.
Nur an eines konnte er sich noch genau erinnern: Als die Journalistengruppe aus dem Bus stieg und auf das Reaktorwerk zuging, meinte Möller:
"Wie gut sie es doch haben in der Sowjetunion! Bei uns würde jetzt garantiert ein Demo-Trupp von Atomkraftgegnern um die Ecke biegen..."
Bark hatte zwar eine "scharfe" Entgegnung auf der Zunge gehabt, schluckte sie aber lieber herunter – warum denn immer gleich prinzipiell werden!
Und nun also diese Wiederbegegnung!
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Schnell packte Bark die Gelegenheit beim Schopfe:
"Wie komme ich da rein?"
"No problem", war die Antwort, "Sie gehen einfach mit mir ... als mein Assistent, wenn jemand fragen sollte".
Aber es fragte niemand. Der Saal lag wie im Rotlicht und war kleiner, als er im Fernsehen gewirkt hatte, als Schabowski gestern hier seine Pressekonferenz über den Verlauf der Mammut-Sitzung des Zentralkomitees abhielt.
Die heute gekommenen etwa 200 Journalisten fanden kaum alle Platz.
Bark und Möller setzten sich hinter die Reihe von stehenden Kameraleuten. Bark hatte nämlich gebeten, so zu sitzen, dass der große Günter ihn nicht gleich sehen könnte.
Links von ihm war der Mittelgang zwischen den Sitzreihen, auf ihm ging eine ältere Genossin mit dem Angelmikrofon hin und her.
"Bei der müssen Sie sich anmelden", riet ihm Möller, "und zwar am besten gleich, sonst haben Sie keine Chance!"
Und in der Tat, obwohl es noch 20 Minuten bis zum Beginn der Veranstaltung waren, kam er nur auf den dritten Platz.
"Da haben Sie noch Glück gehabt", meinte Möller, manchmal kommt schon der Fünfte nicht mehr dran..."
Bark hatte jetzt Zeit, auf den Knien schreibend, seine drei Fragen zu formulieren. Er hatte sich entschlossen, was er selten tat, die Fragen abzulesen. Wie leicht schleicht sich ein falscher Zungenschlag ein, und sie haben dich am Kragen! Außerdem wollte er sitzen bleiben, wenn er die Fragen stellt. Wie leicht könnte die Hand zittern, und das Blatt fällt runter, und zittern würde er ganz bestimmt. Gegen so einen Mann auftreten, öffentlich Kritik an einem Parteiführungsmitglied, und das "aus den eigenen Reihen", wie es heißen wird. Das hatte es ja noch nicht gegeben!
Also – sitzen bleiben und ablesen.
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günterbro
01.11.2015, 13:45
Letdter Teil
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Nach dieser "Arbeit" blieben noch immer fünf Minuten, um sich die Beine zu vertreten und sich nach einem Bekannten von früher umzusehen.
Und tatsächlich, es lief ihm ein ehemaliger Kollege vom "ND" über den Weg – Rolli Günther, einer von den stilleren ND-Redaktekuren, mit denen er vielleicht über die Zukunft reden konnte. Bark hatte sich nämlich vor ein paar Tagen beworben, nun nach den politischen Veränderungen wieder am "ND" zu arbeiten, und er hatte angefragt, ob man bereit sei, ihn zu rehabilitieren und vielleicht wieder im Ausland einzusetzen.
"He, Rolli", sagte er deshalb, "weißt du davon, dass ich wieder bei euch anfangen will? Was meinst du?" Aber Rolli Günther war nervös, meinte bloß: "Ja, hab ich gehört, komm mal vorbei, jetzt hab ich keine richtige Muße dazu ..." .Völlig klar – er musste über einen Auftritt des neuen obersten Brötchengebers berichten, da brauchte er seine ganzen Konzentration, schon bevor es überhaupt losgegangen war...
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Es ging ziemlich langweilig los.
Zur Einleitung schilderte Günter Schabowski umständlich, was doch auf der Zentralkomitee-Sitzung für ein schöpferischer und kritischer Geist geherrscht habe. Und "Einmütigkeit, nach vorn zu gehen und selbst zum Prozess der Erneuerung der Partei beizutragen." ...
Na toll, aber dann die erste kalte Dusche: Ein ganz wichtiger Beschluss sei die Einberufung einer Parteikonferenz...
So, so – eine Parteikonferenz, d. h.:. Kein Parteitag! Einen Parteitag aber haben die wahren Reformer im ganzen Land gefordert, denn: eine Parteikonferenz konnte höchstens den einen oder anderen Betonkopf beseitigen, ein Parteitag aber die ganze Parteiführung. Das also hatten die ach so "schöpferischen und kritischen" Erneuerer in dem ZK-Plenum wieder mal verhindert! Und Genosse "Günter" lieferte auch gleich die Ausrede: Die Einberufung eines Sonderparteitages erfordere laut Statut eine Vorbereitungsfrist von zwei Monaten ... Na bravo, oder will da jemand das Statut verletzen?!
Mit einem Wort, Genosse Schabowski war wieder mal gut drauf! Der Korrespondent der "BZ", der die Frage aufgeworfen hatte, war abgefrühstückt. Ob es ihm, ob es Bark jetzt auch so ergehen würde?
Keine Zeit mehr, einen Rückzieher zu machen – die Genossin mit der Mikrofon-Angel erteilte ihm das Wort:
"Günter Bark. Ostseestudio", begann er, "Kollegen haben mich gebeten, an Dich, Genosse Schabowski, im Zusammenhang mit Deiner Wahl zum Schirmherrn der Massenmedien der DDR ein paar Fragen zur Person zu stellen.
Man möchte gern wissen, worin Du deine innere Rechtfertigung für diesen Posten siehst, wo Du doch viele Jahre lang als Chefredakteur des "ND" führend bei der Realisierung der Pressepolitik Honeckers mitgewirkt hast?"
Auszug aus der SVZ als Fußnote! Seite 71 (Faksimil)
(Nur diese 14 Zeilen über Barks Auftritt gingen am Abend des 9. Septembers durch die Zensur an die Massenmedien der Noch-DDR. Und auch sie tendenziös gedrechselt und ohne Nennung des Fragestellers.)
Es lief ganz gut. Bark warf einen Blick in die Runde. Während die Journalisten bei den Erläuterungen zur Parteikonferenz ziemlich gelangweilt dreingeschaut hatten, drehten sich jetzt überall die Hälse und einige Kameras, um den Fragesteller zu suchen. Der aber war nicht aufgestanden und hatte hinter den stehenden Kameraleuten einen gewissen Blickschutz.
Schabowskis Reaktion: Nachdenklichkeit, Erstaunen, er nahm die Brille ab, als wie um besser hören zu können ... Bark fuhr also, sicherer geworden, fort:
"Eine zweite Frage, die gestellt wird: Was hast Du selbst gegen den Personenkult getan, der in unserer Presse betrieben wurde, beispielsweise gegen so eine übergeschnappte Idee vom 12. März 1984, im "ND" dreiundvierzigmal Mal das Bild Erich Honeckers zu veröffentlichen?"
Bei dem Ausdruck "übergeschnappte Idee"fuhr Schabowskis Kopf regelrecht hoch, und nach Beendigung der Frage lachten ringsherum die Journalisten.
"Die dritte Frage, und letzte", fuhr Bark nun fort, "auch von Genossen gestellt bei uns: Ist es zufällig, dass dein Bild gegenwärtig in Presse und Fernsehen öfter zu sehen ist als gar das des Generalsekretärs..."
Wieder Gelächter der Journalisten, Schabowski lächelte, wurde aber sofort wieder finster, als Bark fortfuhr: "Wenn man das verfolgt, so haben viele Kollegen den Eindruck, dass hier schon wieder ein klein wenig ma-ni-pu-liert wird."
Was immer Schabowski nun antworten würde – und Bark war überzeugt, dass der sich geschickt herausreden würde – die Wahrheit über diesen Mann ist wenigstens einmal öffentlich gesagt. Und so hörte er streckenweise kaum richtig zu, was Schabowski mit Bassstimme, heftigem Augenrollen und scharfen Mundwinkeln von sich gab. Zuerst nutzte der die durch sein Mitlächeln bei der letzten Frage aufgekommene lockere Stimmung aus. Er möchte, sagte er, die letzte Frage und die Antwort(?) an den Fragesteller zurückgeben. Er habe nicht den geringsten Einfluss darauf, wie oft sein Bild in der Zeitung erscheine….
Na, dachte bei sich Bark, ob sich einer der Kollegen meldet, die da jeden Morgen Gewehr bei Fuß stehen mussten? Aber nichts dergleichen. Alles immer noch dieselben Feiglinge.
Stattdessen Genosse "Günter": Wenn man in der Öffentlichkeit aktiv sei, dann sei das ja unvermeidlich. Trotzdem wollte er sich die Bemerkung zu Herzen nehmen:
"Machen Sie also bitte mal alle Klicks und Klacks aus, damit ich nicht in den Verdacht kultischer Neigungen komme ..."
Unterm Strich verwendete Schabowski immerhin mehr als ein Drittel seiner Rede auf die Beantwortung dieser Frage. Wusste er doch, dass die Enthüllungen einen Keil treiben konnten zwischen ihn und die übrigen Politbüromitglieder. Die waren trotz der jüngsten Veränderungen eine strenge Hackordnung gewöhnt, und wenn sich einer über die Gebühr seiner Funktion in den Vordergrund drängte, konnte das schnell mit der Verdikt-Vokabel "Überheblichkeit" bedacht werden.
"Dann möchte ich mich", fuhr Schabowski fort, "gegen den Begriff Schirmherr wenden. ich bin Sekretär für ... äh ... für .... diese ... die Informationspolitik der Partei und die Zusammenarbeit mit den Massenmedien ..." Natürlich werde er sich dafür ein Konzept erarbeiten.
Das Stottern bei der Funktionsbezeichnung war nicht zufällig. Lag ihm doch gewiss die alte Bezeichnung auf der Zunge: "Sekretär für Agitation und Propaganda". So hieß der Posten 40 Jahre lang, und dafür war die Bezeichnung "Schirmherr" eine sehr schmeichelnde. Er wusste natürlich auch, warum Bark darauf angespielt hatte, um nämlich an die Allmacht dieses Postens zu erinnern und davor zu warnen, sich von dem neuen Wort irreführen zu lassen. Schon immer waren ja die SED-Strategen Meister darin, gefährdete Postulate fix umzubenennen, damit man umso besser an ihnen festhalten konnte.
günterbro
01.11.2015, 14:24
(Zeitungsabschnitt aus "Bild" einfügen. Seite 81)
Inzwischen war Schabowski zum Kern der Sache gekommen, zu seiner Vergangenheit. Und da war Schluss mit "Klicks und Klacks", jetzt ging es darum, das Image zu retten, das er sich so mühsam in der Wende-Öffentlichkeit aufgebaut hatte. Drum auch verwendete er fast zwei Drittel seiner Redezeit für alle möglichen Rechtfertigungen:
" Was meine Vergangenheit anbelangt, so gebe ich zu, dass ich sowohl Subjekt als auch – und das muss ich in Anspruch nehmen – Objekt dieser Politik war, die wir jetzt alle beklagen. Unter subjektiv verstehe ich, dass wir heute natürlich alle – ich nehme an, der Fragesteller auch – klüger sind als damals..."
Da also die erste Lüge und der erste Angriff auf den Fragesteller: ein geschickter Versuch, Bark mit in sein Boot zu ziehen. Schabowski wusste sehr gut, dass der kleine Günter jetzt und hier nicht aufstehen und mit ihm polemisieren konnte. Und so erfuhren die Journalisten nichts von den Stunden, da Bark schon vor zehn Jahren seinem damaligen Chefredakteur, der mit dem Regierungs-Jet nach Moskau gekommen war und eine Suite im Hotel "Mir" belegte, des langen und des breiten die Einseitigkeit der "ND"-Berichterstattung vor Augen geführt und zum Schluss gesagt hatte:
"Die Zeitung ist keine Zeitung mehr des Volkes, sondern ein Funktionärsblatt."
"Na gut, es geht ja hier nicht um mich", dachte Bark, obwohl es ihn wurmte, wie machtlos er hier saß, während der da vorn seine Position schamlos ausnutzte.
Jossif Wissarionowitsch, ob das immer so weiter gehen würde in diesem Leben – die kleinen Günters unten im Sande und die großen mit dem Knüppel von oben?!
Wenn er bloß an die damalige Begegnung in Moskau zurückdachte! Anlass war die alljährliche Tagung der Chefredakteure der sogenannten Bruderorgane der "Prawda", also der Zentralorgane der sozialistischen Länder - "Rude Pravo", "Tribuna Ludu" und eben auch "Neues Deutschland".
Schabowski war gerade eben erst Kandidat des Politbüros der SED geworden, wie lange vor ihm Hermann Axen und zwei Jahre zuvor Joachim Herrmann.
Das "demonstrierte" er unübersehbar: Bark hatte den Auftrag erhalten, den Genossen "Kandidat des Politbüros" vom Flugplatz abzuholen. Er erfuhr, Schabowski komme mit einer TU-134, einem ziemlich großen sowjetischen Passagierflugzeug.
Und da war sie auch schon gelandet. Heraus kamen - "Günter" mit Mäppchen unterm Arm, seine Frau Irina und der "Bleistift", ein gewisser Genosse Leinkauf, auch ein ND-Redakteur, den Bark als besonders diensteifrig in Erinnerung hatte.
Weiter niemand, niemand aus dem ganzen großen Jet!
Das erste nach kurzer Begrüßung:
"Bist Du der einzige, der zu meinem Empfang gekommen ist?" - "Nein, da ist noch ein Genosse von der Prawda, wo ist er denn, ach, da ist er ja!"
Das zweite: "Hol doch mal unsere Koffer aus dem Flugzeug, die woll`n wir gleich mit ins Hotel nehmen ..."
Während der "Große Günter" sich mit dem Mann vom Großen Bruderorgan ("nicht mal den Chefredakteur haben sie geschickt!") über die bevorstehende Konferenz unterhielt, jagte Bark nach den Koffern.
Zuerst drang er bis zum Chef der Passagierabfertigung vor. Der aber sagte:
"Warum haben die denn ihre Koffer nicht gleich mitgenommen? Jetzt müssen Sie erst zum Zoll und dann, weil es sich ja um ein Regierungsflugzeug handelt, auch noch zur Sicherheit!"
In der traumhaft kurzen Zeit von einer halben Stunde bewältigte Bark diese Hürden und schleppte gemeinsam mit einem Sergeanten des KGB die Koffer an.
Der Kommentar vom "Günter": "Also, zu den Fixesten gehörst du ja nicht gerade ..."
Der größte Koffer – er mochte zwanzig Kilo wiegen und gehörte Frau Irina – war für Barks Dienstwagen bestimmt.
"Bring meine Frau zu ihren Eltern ..."
"Und wo wohnen die?"
"In Chimki. Irina, du wirst ja wohl den Weg noch wissen!"
"Weiß ich selber, aber Chimki ist eine geschlossene Stadt, und das Außenministerium macht keinen Unterschied zwischen uns und den westlichen Korrespondenten ...".
"Also nun reicht mir das bald mit deiner Umständlichkeit. Dabei hat man mir gesagt, dass du dich hier wie zu Hause fühlst. Also, finde gefälligst einen Weg! Ab durch die Mitte! Und du auch, Irina!"
Nun ja, Bark wusste einen Weg: zwei Nummernschilder mit "MOS" (Moskauer Behördenwagen) am Anfang.
Die hatte er in all den Jahren nur einmal verwendet, das war, als Luis Corvalan, ausgetauscht gegen den Bürgerrechtler Bukowski, in Moskau eintraf und die Redaktion unbedingt wissen wollte, wo der ankam.
Zähneknirschend klemmte Bark die "MOS"-Schilder vor die "K-85"-Zeichen (Korrespondent DDR) und fuhr mit Irina los in Richtung Chimki, bangend, dass ihm ja nichts passieren möge, sodass die Miliz ihn anhielt und am Ende noch die Papiere sehen wollte. Denn dann wäre er seinen geliebten Job als Auslandskorrespondent los gewesen.
Trotzdem grübelte er beim Fahren, was wohl in dem Riesenkoffer drin sein möge. Aber nein, es war wohl keine Frage. So ein Glück hatte ja kaum mal eine russische Familie, dass sich die Tochter einen aus dem DDR-Politbüro angelte, der Zugang zu gewissen Büffets und Sonderläden hatte!
Im Übrigen war Irina Schabowski eines der russischen Mädchen, die den richtigen slawischen Charme und die östliche Schönheit besaßen sowie auch die Anschmiegsamkeit, die man von einer Frau in östlichen Breiten erwartete. Inzwischen war sie wesentlich selbstbewusster geworden, war sie doch ohne lange Fisimatenten zur Leiterin und Moderatorin einer DDR-Fernsehsendung avanciert - "Russisch for you" oder so ähnlich.
Na ja, alles Vergangenheit....
Bark konzentrierte sich wieder auf die Antwort-Rede vom großen Günter.
"Unter den subjektiven Möglichkeiten", erzählte er gerade, "verstehe ich natürlich, dass wir uns zu bestimmten Praktiken der Medienarbeit wegen der Parteidisziplin bekannt haben." So war`s – nur Ja-Sager konnten Chefredakteur werden.
"Ich will hier gestehen, dass ich die neue Funktion nicht leichten Herzens übernommen habe", fuhr Schabowski fort. "Ich hatte mir geschworen, als ich den Charakter der Arbeit (als 1. Sekretär der Bezirksleitung Berlin, also nach dem Ausstieg aus dem "ND") voll verstanden hatte, also da hatte ich beschlossen, nie wieder in die Arbeit zurückzukehren, aus der ich gekommen bin. Nicht zuletzt aus den Gründen, die uns alle in der Pressearbeit so furchtbar belastet haben ..."
Mal ein ehrliches Wort! Aber noch nicht die ganze Wahrheit. Die lautete nämlich – kaum ein anderer Berufsstand wurde von der SED so gegängelt, gesiebt und zensuriert wie gerade die Journalisten, und da hat der große Günter wahrlich fleißig mitgemischt.
"Aber, wie det so is", nun wieder Schabowski im populären Berlinerisch. "der Mensch denkt, und der liebe Gott lenkt, nu bin ick wieder da gelandet .... Im vollen Bewusstsein dieser meiner Vergangenheit bin ich entschlossen, in dieser Arbeit alles zu tun, damit die Arbeit der Medien unserer Republik künftig, äh, vor allem der Medien unserer Partei, unter anderen Auspizien verläuft als das damals der Fall war....".
Na bravo, also doch Schirmherr, und zwar der "Medien unserer Republik"!
Dieser Mann war ja total durcheinander, den hatte der "Klasseninstinkt" völlig verlassen!
Und dann kam`s lustig: "Wissen Sie – wenn man als Kind viel geprügelt wurde, prügelt man seine Kinder später gleichfalls oder man zieht den Schluss, so eine Methode des Umgangs mit dem Menschen nicht zu praktizieren. Ich habe mich für die zweite Schlussfolgerung entschieden ...".
Jossif Wissarionowitsch, Väterchen Schabowski will uns nicht prügeln! Danke!
Völlig klar – der wollte nur noch eines: Beifall als Perestroika-Mann.
Vorletztes Teil
günterbro
01.11.2015, 14:52
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Abfahrt Pankow. Noch eine Stunde bis zum Beginn der internationalen Pressekonferenz. Bark lehnte sich beruhigt zurück.
Er würde rechtzeitig ankommen...
Und so konnte Bark wieder ein bisschen grübeln.
Raststätte Walsleben. Nachtanken und eine Tasse Kaffee. Gottseidank nur fünf Autos vor ihm. Wenig, wenn man bedachte, dass es die einzige Tankstelle zwischen Rostock und Berlin war. In der Baracke der Gaststätte, auch die einzige auf 220 Kilometer: Acht Tische, ein einziger Kellner, eine Büfettdame – natürlich eine Schlange bis draußen. Wie rationell es doch zuging in der Gastronomie – "Keine Leute, keine Leute!" Die wurden in der Produktion gebraucht. Da fehlten überall die Ressourcen und die Kapazitäten, sie mussten durch Menschenkraft ersetzt werden.
Bark würde wohl nie darüber hinwegkommen, dass es die DDR nicht geschafft hat, das Ziel nicht erreicht hat, ökonomisch mit Westdeutschland gleichzuziehen.
Aber – wie konnte man überhaupt die Illusion haben? Die Grundbedingungen waren ja einfach zu ungleich: 150 Hochöfen rauchten an Rhein und Ruhr, in der DDR ganze fünf! Fünf Milliarden Tonnen Steinkohle verbrauchten die Westdeutschen seit 1945, die DDR musste mit immer mehr Aufwand die minderwertige Braunkohle hoch baggern. Ähnlich stand es mit Eisenerz und Erdgas und sogar den Erdölbedarf konnte Westdeutschland zu einem gewissen Teil aus eigenem Aufkommen decken, in der DDR – nichts von alle dem, oder fast nichts. Ungerechtigkeit der Natur auch beim Fischfang: Die Westdeutschen holten ihre Fänge fast vor der Haustür, die DDR-Fischer mussten bis nach Mosambik und Angola – natürlich mit doppelt schweren Schiffen und doppelten Besatzungen. Die Männer mussten ja auch mal ihren Urlaub und die Masse von anfallenden freien Tagen abbummeln. Und von den historischen Bedingungen ganz zu schweigen. Auf der einen Seite Milliardenhilfe von dem Land, das durch den Krieg reich geworden war, auf der anderen: Demontage der Industrie, Abbau des zweiten Eisenbahngleises, Abtrennung der östlichen Getreidekammern und des schlesischen Kohlereviers, wovon vor dem Krieg die sächsische Industrie gelebt hatte.
Zum Hundertsten Mal ging Bark jetzt seine ganz persönlichen Perestroika-Träume durch.
Ja, so müsste es sein – überall im Land auf jedem Posten richtig gewählte Leute, die eine echte Mehrheit hatten. Und zum Zweiten – jeder Arbeiter müsste es schwarz auf Weiß in der Hand haben: ER ist Mitbesitzer seines Betriebes, und zwar nach der einfachen Formel: Wert des Betriebes geteilt durch Anzahl der Belegschaft, und wenn jemand den Betrieb haben will, dann muss er ihn, den Arbeiter, auszahlen. Und wenn man ihn, den Arbeiter, entlassen will, dann muss man ihm eine tüchtige Entschädigung zahlen. Das war es, was Gorbatschow mit seiner Perestroika wollte. Na ja, bisher war er damit selbst nicht durchgekommen, nicht durchgekommen bei seinen Schabowskis, und wer weiß, ob er jemals durchkommen würde....
Und hier, an der berühmten "Grenze zwischen den zwei Weltsystemen"? Würde wohl auch nichts werden, aber was der kleine Günter, der in die Provinz Verbannte, tun konnte, wollte er tun, egal, was ihm danach geschieht – einen der großen Heuchler bloßstellen. Jossif Wissarionowitsch, das wäre doch schon was!
Aber erst einmal war es eine rein sachliche Angelegenheit, die er zu bewältigen hatte: Wie würde er in den Konferenzsaal hinein kommen? Gewiss wird es einen Einlassdienst geben, man wird eine Akkreditierung vorzeigen müssen. Hatte Bark natürlich nicht. Und in wessen Namen, als Vertreter welcher journalistischen Institution sollte er sich melden? Und wenn er dreist in den Saal gelangte – werden Schabowski oder einer seiner Leute ihn nicht erkennen und unter irgendeinem Vorwand hinauswerfen?
Stau in der Karl-Marx-Allee. Völlig klar – die Stunde zwischen Dienstschluss und Ladenschließzeit. Immer diese kurzen Grünphasen für die Hauptverkehrsrichtungen! Als ob man nicht wüsste, dass der Verkehr in einer Region nur so gut läuft, wie er auf den übergeordneten, auf den Hauptstraßen läuft! Was nützt es dem Kraftfahrer, wenn er relativ schnell aus der Seitenstraße auf die Hauptstraße kommt, dort aber dann im Stau steht?
Trotz allem – Bark parkte seinen Lada zehn vor sechs dicht am "Internationalen Pressezentrum" Berlin-Mitte. Die Haustür – nichts Besonderes, keine Kontrolle. Ein Foyer – mehrere Frauen und Männer gingen auf und ab.
Und da – unter ihnen – ein bekanntes Gesicht. Den hochgewachsenen westdeutschen Journalisten kannte er. Es war Dietrich Möller, und auch der kam gleich auf ihn zu:
"Hallo Herr Bark, Sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Wo sind Sie denn abgeblieben?" Und während er dem ehemaligen Moskauer Korrespondenten mehrerer westlicher Zeitungen seine Geschichte erzählte und erklärte, warum er her gekommen war, erinnerte er sich an seine Begegnung mit dem westdeutschen Journalisten: Es war ja nichts Besonderes, dass in Moskau die DDR-Korrespondenten mit den westlichen Berufskollegen mal auf Pressekonferenzen und mal bei Reisen ins Land miteinander ins Gespräch kamen, obwohl das in der DDR-Botschaft nicht gerade gern gesehen war. Und so hatte auch Bark die damaligen Koryphäen der in Moskau akkreditierten BRD-Presse, z. B. die Herren Pleitgen, Bednarz, Schmidt-Häuser, Ruge, Pörzgen, Engelbrecht kennen gelernt. Und eben auch Dietrich Möller. Der war mit von der Partie, als das MID, das Außenministerium der UdSSR, zu einer Reise nach Nowoworonesh eingeladen hatte, wo erstmals für die ausländische Presse das Riesenwerk gezeigt werden sollte, in dem serienmäßig Atomreaktoren hergestellt wurden.
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Das war damals eine heiße Chose, war doch die Sowjetunion drauf und dran, mit den Reaktoren aus Nowoworonesh ein riesiges Auslandsgeschäft zu machen. Viele Länder wollten selbstverständlich lieber bei der Sowjetunion ein preisgünstiges Atomkraftwerk kaufen, als weiterhin in der Energieversorgung bei den Herren über Kohle und Öl am Tropf zu hängen.
Nicht zuletzt zählte zu diesen Ländern auch die DDR. Und in der Tat – stand sie nicht unmittelbar vor der Lösung ihrer ökonomischen Hauptkalamität, wenn die Kernkraftwerke Greifswald und Stendal ans Netz gehen würden?
Das war Bark natürlich damals, vor acht Jahren, schon klar. Aber er konnte sich jetzt nicht mehr daran erinnern, worüber er auf jener Reise mit dem Westjournalisten gesprochen hatte, über Gott und die Welt sicherlich, und sie hatten sich irgendwo, so gut es ging, verstanden.
Nur an eines konnte er sich noch genau erinnern: Als die Journalistengruppe aus dem Bus stieg und auf das Reaktorwerk zuging, meinte Möller:
"Wie gut sie es doch haben in der Sowjetunion! Bei uns würde jetzt garantiert ein Demo-Trupp von Atomkraftgegnern um die Ecke biegen..."
Bark hatte zwar eine "scharfe" Entgegnung auf der Zunge gehabt, schluckte sie aber lieber herunter – warum denn immer gleich prinzipiell werden!
Und nun also diese Wiederbegegnung!
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Schnell packte Bark die Gelegenheit beim Schopfe:
"Wie komme ich da rein?"
"No problem", war die Antwort, "Sie gehen einfach mit mir ... als mein Assistent, wenn jemand fragen sollte".
Aber es fragte niemand. Der Saal lag wie im Rotlicht und war kleiner, als er im Fernsehen gewirkt hatte, als Schabowski gestern hier seine Pressekonferenz über den Verlauf der Mammut-Sitzung des Zentralkomitees abhielt.
Die heute gekommenen etwa 200 Journalisten fanden kaum alle Platz.
Bark und Möller setzten sich hinter die Reihe von stehenden Kameraleuten. Bark hatte nämlich gebeten, so zu sitzen, dass der große Günter ihn nicht gleich sehen könnte.
Links von ihm war der Mittelgang zwischen den Sitzreihen, auf ihm ging eine ältere Genossin mit dem Angelmikrofon hin und her.
"Bei der müssen Sie sich anmelden", riet ihm Möller, "und zwar am besten gleich, sonst haben Sie keine Chance!"
Und in der Tat, obwohl es noch 20 Minuten bis zum Beginn der Veranstaltung waren, kam er nur auf den dritten Platz.
"Da haben Sie noch Glück gehabt", meinte Möller, manchmal kommt schon der Fünfte nicht mehr dran..."
Bark hatte jetzt Zeit, auf den Knien schreibend, seine drei Fragen zu formulieren. Er hatte sich entschlossen, was er selten tat, die Fragen abzulesen. Wie leicht schleicht sich ein falscher Zungenschlag ein, und sie haben dich am Kragen! Außerdem wollte er sitzen bleiben, wenn er die Fragen stellt. Wie leicht könnte die Hand zittern, und das Blatt fällt runter, und zittern würde er ganz bestimmt. Gegen so einen Mann auftreten, öffentlich Kritik an einem Parteiführungsmitglied, und das "aus den eigenen Reihen", wie es heißen wird. Das hatte es ja noch nicht gegeben!
Also – sitzen bleiben und ablesen.
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Nach dieser "Arbeit" blieben noch immer fünf Minuten, um sich die Beine zu vertreten und sich nach einem Bekannten von früher umzusehen.
Und tatsächlich, es lief ihm ein ehemaliger Kollege vom "ND" über den Weg – Rolli Günther, einer von den stilleren ND-Redaktekuren, mit denen er vielleicht über die Zukunft reden konnte. Bark hatte sich nämlich vor ein paar Tagen beworben, nun nach den politischen Veränderungen wieder am "ND" zu arbeiten, und er hatte angefragt, ob man bereit sei, ihn zu rehabilitieren und vielleicht wieder im Ausland einzusetzen.
"He, Rolli", sagte er deshalb, "weißt du davon, dass ich wieder bei euch anfangen will? Was meinst du?" Aber Rolli Günther war nervös, meinte bloß: "Ja, hab ich gehört, komm mal vorbei, jetzt hab ich keine richtige Muße dazu ..." .Völlig klar – er musste über einen Auftritt des neuen obersten Brötchengebers berichten, da brauchte er seine ganzen Konzentration, schon bevor es überhaupt losgegangen war...
günterbro
01.11.2015, 15:43
Abfahrt Pankow. Noch eine Stunde bis zum Beginn der internationalen Pressekonferenz. Bark lehnte sich beruhigt zurück.
Er würde rechtzeitig ankommen...
Und so konnte Bark wieder ein bisschen grübeln.
Raststätte Walsleben. Nachtanken und eine Tasse Kaffee. Gottseidank nur fünf Autos vor ihm. Wenig, wenn man bedachte, dass es die einzige Tankstelle zwischen Rostock und Berlin war. In der Baracke der Gaststätte, auch die einzige auf 220 Kilometer: Acht Tische, ein einziger Kellner, eine Büfettdame – natürlich eine Schlange bis draußen. Wie rationell es doch zuging in der Gastronomie – "Keine Leute, keine Leute!" Die wurden in der Produktion gebraucht. Da fehlten überall die Ressourcen und die Kapazitäten, sie mussten durch Menschenkraft ersetzt werden.
Bark würde wohl nie darüber hinwegkommen, dass es die DDR nicht geschafft hat, das Ziel nicht erreicht hat, ökonomisch mit Westdeutschland gleichzuziehen.
Aber – wie konnte man überhaupt die Illusion haben? Die Grundbedingungen waren ja einfach zu ungleich: 150 Hochöfen rauchten an Rhein und Ruhr, in der DDR ganze fünf! Fünf Milliarden Tonnen Steinkohle verbrauchten die Westdeutschen seit 1945, die DDR musste mit immer mehr Aufwand die minderwertige Braunkohle hoch baggern. Ähnlich stand es mit Eisenerz und Erdgas und sogar den Erdölbedarf konnte Westdeutschland zu einem gewissen Teil aus eigenem Aufkommen decken, in der DDR – nichts von alle dem, oder fast nichts. Ungerechtigkeit der Natur auch beim Fischfang: Die Westdeutschen holten ihre Fänge fast vor der Haustür, die DDR-Fischer mussten bis nach Mosambik und Angola – natürlich mit doppelt schweren Schiffen und doppelten Besatzungen. Die Männer mussten ja auch mal ihren Urlaub und die Masse von anfallenden freien Tagen abbummeln. Und von den historischen Bedingungen ganz zu schweigen. Auf der einen Seite Milliardenhilfe von dem Land, das durch den Krieg reich geworden war, auf der anderen: Demontage der Industrie, Abbau des zweiten Eisenbahngleises, Abtrennung der östlichen Getreidekammern und des schlesischen Kohlereviers, wovon vor dem Krieg die sächsische Industrie gelebt hatte.
Zum Hundertsten Mal ging Bark jetzt seine ganz persönlichen Perestroika-Träume durch.
Ja, so müsste es sein – überall im Land auf jedem Posten richtig gewählte Leute, die eine echte Mehrheit hatten. Und zum Zweiten – jeder Arbeiter müsste es schwarz auf Weiß in der Hand haben: ER ist Mitbesitzer seines Betriebes, und zwar nach der einfachen Formel: Wert des Betriebes geteilt durch Anzahl der Belegschaft, und wenn jemand den Betrieb haben will, dann muss er ihn, den Arbeiter, auszahlen. Und wenn man ihn, den Arbeiter, entlassen will, dann muss man ihm eine tüchtige Entschädigung zahlen. Das war es, was Gorbatschow mit seiner Perestroika wollte. Na ja, bisher war er damit selbst nicht durchgekommen, nicht durchgekommen bei seinen Schabowskis, und wer weiß, ob er jemals durchkommen würde....
Und hier, an der berühmten "Grenze zwischen den zwei Weltsystemen"? Würde wohl auch nichts werden, aber was der kleine Günter, der in die Provinz Verbannte, tun konnte, wollte er tun, egal, was ihm danach geschieht – einen der großen Heuchler bloßstellen. Jossif Wissarionowitsch, das wäre doch schon was!
Aber erst einmal war es eine rein sachliche Angelegenheit, die er zu bewältigen hatte: Wie würde er in den Konferenzsaal hinein kommen? Gewiss wird es einen Einlassdienst geben, man wird eine Akkreditierung vorzeigen müssen. Hatte Bark natürlich nicht. Und in wessen Namen, als Vertreter welcher journalistischen Institution sollte er sich melden? Und wenn er dreist in den Saal gelangte – werden Schabowski oder einer seiner Leute ihn nicht erkennen und unter irgendeinem Vorwand hinauswerfen?
Stau in der Karl-Marx-Allee. Völlig klar – die Stunde zwischen Dienstschluss und Ladenschließzeit. Immer diese kurzen Grünphasen für die Hauptverkehrsrichtungen! Als ob man nicht wüsste, dass der Verkehr in einer Region nur so gut läuft, wie er auf den übergeordneten, auf den Hauptstraßen läuft! Was nützt es dem Kraftfahrer, wenn er relativ schnell aus der Seitenstraße auf die Hauptstraße kommt, dort aber dann im Stau steht?
Trotz allem – Bark parkte seinen Lada zehn vor sechs dicht am "Internationalen Pressezentrum" Berlin-Mitte. Die Haustür – nichts Besonderes, keine Kontrolle. Ein Foyer – mehrere Frauen und Männer gingen auf und ab.
Und da – unter ihnen – ein bekanntes Gesicht. Den hochgewachsenen westdeutschen Journalisten kannte er. Es war Dietrich Möller, und auch der kam gleich auf ihn zu:
"Hallo Herr Bark, Sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen. Wo sind Sie denn abgeblieben?" Und während er dem ehemaligen Moskauer Korrespondenten mehrerer westlicher Zeitungen seine Geschichte erzählte und erklärte, warum er her gekommen war, erinnerte er sich an seine Begegnung mit dem westdeutschen Journalisten: Es war ja nichts Besonderes, dass in Moskau die DDR-Korrespondenten mit den westlichen Berufskollegen mal auf Pressekonferenzen und mal bei Reisen ins Land miteinander ins Gespräch kamen, obwohl das in der DDR-Botschaft nicht gerade gern gesehen war. Und so hatte auch Bark die damaligen Koryphäen der in Moskau akkreditierten BRD-Presse, z. B. die Herren Pleitgen, Bednarz, Schmidt-Häuser, Ruge, Pörzgen, Engelbrecht kennen gelernt. Und eben auch Dietrich Möller. Der war mit von der Partie, als das MID, das Außenministerium der UdSSR, zu einer Reise nach Nowoworonesh eingeladen hatte, wo erstmals für die ausländische Presse das Riesenwerk gezeigt werden sollte, in dem serienmäßig Atomreaktoren hergestellt wurden.
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günterbro
01.11.2015, 15:57
Entschuldigung, Ich möchte die Fortsetzung von mein Buch zurückstellen. Günter Brock 1.11. 20015
Deutschmann
01.11.2015, 16:00
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