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Vollständige Version anzeigen : Henning Mankell verstorben



cajadeahorros
05.10.2015, 11:32
Der Autor erlag seinem langjährigen Krebsleiden, wie sein Verlag heute mitteilte.

Schade, den versoffenen Opernfreund Wallander mochte ich. Hat jemand sonst noch etwas von ihm gelesen? Ich hab mich nur noch an der Verfilmung von "Die Rückkehr des Tanzlehrers" versucht, aber nach 5 Minuten ausgemacht, da jede Spannung bereits verschenkt war.

wtf
05.10.2015, 11:40
Ich mag "gesellschaftskritische" skandinavische Krimis nicht, und Herr Mankell war der Prototyp des linken Schriftstellers. Egal, möge er in Frieden ruhen.

FranzKonz
05.10.2015, 11:49
Der Autor erlag seinem langjährigen Krebsleiden, wie sein Verlag heute mitteilte.

Schade, den versoffenen Opernfreund Wallander mochte ich. Hat jemand sonst noch etwas von ihm gelesen? Ich hab mich nur noch an der Verfilmung von "Die Rückkehr des Tanzlehrers" versucht, aber nach 5 Minuten ausgemacht, da jede Spannung bereits verschenkt war.

Ich kann mich an eine Tote in irgendeinem Kanal erinnern. Als Krimi für die Ferien im Liegestuhl ganz nett.

Filofax
05.10.2015, 11:53
Ich mag "gesellschaftskritische" skandinavische Krimis nicht, und Herr Mankell war der Prototyp des linken Schriftstellers. Egal, möge er in Frieden ruhen.

Habs beim Einkauefn im Radio gehört.

Laut dem Bericht war das schlimmste was er erlebt hat in seinem Leben der "Rassismus in Schweden", mannomann ohne Worte...

Widder58
05.10.2015, 11:58
Ich mag "gesellschaftskritische" skandinavische Krimis nicht, und Herr Mankell war der Prototyp des linken Schriftstellers. Egal, möge er in Frieden ruhen.

Ganz meine Meinung. Die Überflutung mit diesem Krimimüll in den letzten Jahren geht mir ziemlich auf den Sack. 30 Leichen pro Woche stumpfen die Gesellschaft ab.
Menschlich gesehen natürlich ein Verlust für Freunde und Angehörige, aber ich hatte da keinen Bezug.
R.I.P.

Esreicht!
05.10.2015, 12:25
Ganz meine Meinung. Die Überflutung mit diesem Krimimüll in den letzten Jahren geht mir ziemlich auf den Sack. 30 Leichen pro Woche stumpfen die Gesellschaft ab.
Menschlich gesehen natürlich ein Verlust für Freunde und Angehörige, aber ich hatte da keinen Bezug.
R.I.P.

Mankells Krimis hatten eben auch politischen Bezug wie z.B. die Brandmauer, wo es um einen Hacker-Angriff auf die Weltbank geht usw. Also mit dem Ami-Shice ist Mankell nicht zu vergleichen.

kd

Maggie
05.10.2015, 12:53
Mankell war ein ganz linkslastiger Zeitgenosse. Er setzte sich u. a. für die gute Behandlung afrikanischer Flüchtlinge ein. Seine Krimis mochte ich auch nicht. Ich werde nicht um ihn trauern.


Europa heuchelt, was die Zahlen angeht

Herr Mankell, seit Jahren geht es in Ihrem Werk immer wieder um Flüchtlinge – in Theaterstücken wie „Zeit im Dunkeln“ und „Lampedusa“, aber auch in den Krimis um Kommissar Wallander. Gab es je ein bestimmtes Bild, das Sie von Flüchtlingen vermitteln wollten? Oder haben Sie im Gegenzug versucht, bestimmte Stereotype zu vermeiden...
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/europas-zukunft/luegen-um-zu-ueberleben-henning-mankell-im-interview-13823731.html

Bolle
05.10.2015, 15:25
Dieses unbedingt immer gesellschaftskritisch sein und es auch in Krimis zu verpacken, ist anstrengend um nicht zu sagen Krampf!

MorganLeFay
05.10.2015, 15:43
Krebs ist scheisse. Und das einzige, was ich von Mankell gelesen habe, war sein Essay ueber Krebs, das ziemlich gut war.

Mir tut's immer leid, wenn's wieder einen erwischt.

Geronimo
05.10.2015, 16:38
Ich kann mich an eine Tote in irgendeinem Kanal erinnern. Als Krimi für die Ferien im Liegestuhl ganz nett.

Du irrst dich. "Die Tote im Göta Kanal" ist von Sjöwall/Wahlöö. Die Figur des Kommissar Beck. Dieses Buch inspirierte mich sogar zu einer nostalgischen Reise auf dem Göta Kanal. Sogar auf dem Schiff, auf dem der "Mord" geschah. Der "Diana". Reisen wie vor 100 Jahren. Sehr teuer und sehr zu empfehlen. Schweden wie von Selma Lagerlöff.

Zu Mankell. Sicher ein politisch fragwürdiger Charakter. Links wie fast alle skandinavischen Autoren. Sein Kommissar Wallander gefällt mir (meist) trotzdem. Allerdings nur in den Verfilmungen mit Krister Henriksson. Die Figur hat er ja vor einigen Jahren schon literarisch "beerdigt". Wallander wurde dement. Das zumindest blieb Mankell erspart. Möge er in Frieden ruhen.

cajadeahorros
05.10.2015, 16:49
Du irrst dich. "Die Tote im Göta Kanal" ist von Sjöwall/Wahlöö. Die Figur des Kommissar Beck. Dieses Buch inspirierte mich sogar zu einer nostalgischen Reise auf dem Göta Kanal. Sogar auf dem Schiff, auf dem der "Mord" geschah. Der "Diana". Reisen wie vor 100 Jahren. Sehr teuer und sehr zu empfehlen. Schweden wie von Selma Lagerlöff.

Zu Mankell. Sicher ein politisch fragwürdiger Charakter. Links wie fast alle skandinavischen Autoren. Sein Kommissar Wallander gefällt mir (meist) trotzdem. Allerdings nur in den Verfilmungen mit Krister Henriksson. Die Figur hat er ja vor einigen Jahren schon literarisch "beerdigt". Wallander wurde dement. Das zumindest blieb Mankell erspart. Möge er in Frieden ruhen.

Ob die Filme mit Henriksson besser sind, kann man diskutieren, aber die Figur Wallander des fetten, versoffenen Wallander hat nur er verkörpert:

http://images.kino.de/flbilder/max07/auto07/auto02/07020649/b640x600.jpg

Frumpel
05.10.2015, 16:53
Ruhe in Frieden, Henning Mankell!

Zumindest seine Wallander-Bücher habe ich alle gelesen, ich finde sie spannend und toll! Sie haben mich auch dazu inspiriert, Ystad in Schonen einige Besuche abzustatten und mich auf die Spuren von Wallander zu begeben: ob Nybrostrand oder Fridolf's Konditori mit dem obligtorischen Glas Ramlösa, selbst das unscheinbare Polizeirevier hat meinen Besuch abbekommen. Den einzig wirklichen Schauspieler für die Rolle Kurt Wallanders, Rolf Lassgård, habe ich vor 10 Jahren mit seinem Sohn hier in Berlin getroffen.

Also, heute ist wirklich ein ganz Großer seiner Zunft gegangen. Machet jut Henning, und alles Gute auf der Wolke!

Mütterchen
05.10.2015, 17:11
Der Autor erlag seinem langjährigen Krebsleiden, wie sein Verlag heute mitteilte.

Schade, den versoffenen Opernfreund Wallander mochte ich. Hat jemand sonst noch etwas von ihm gelesen? Ich hab mich nur noch an der Verfilmung von "Die Rückkehr des Tanzlehrers" versucht, aber nach 5 Minuten ausgemacht, da jede Spannung bereits verschenkt war.

Ich habe einige Bücher von ihm gelesen, ich glaube sie waren alle mit Wallander, der in der Tat recht sympathisch war.
wtf schreibt ja, Mankell sei der Prototyp des linken Schriftsteller aber das sehe ich nicht so, auch wenn nicht zu überlesen war, welche politische Einstellung der Autor hatte. Ich habe so einige Krimis skandinavischer Autoren gelesen -alles Sozialisten. Stieg Larsson z.B fand ich furchtbar.
Mankell wünsche ich, in Frieden zu ruhen.

FranzKonz
05.10.2015, 17:51
Du irrst dich. "Die Tote im Göta Kanal" ist von Sjöwall/Wahlöö. Die Figur des Kommissar Beck. Dieses Buch inspirierte mich sogar zu einer nostalgischen Reise auf dem Göta Kanal. Sogar auf dem Schiff, auf dem der "Mord" geschah. Der "Diana". Reisen wie vor 100 Jahren. Sehr teuer und sehr zu empfehlen. Schweden wie von Selma Lagerlöff.

Zu Mankell. Sicher ein politisch fragwürdiger Charakter. Links wie fast alle skandinavischen Autoren. Sein Kommissar Wallander gefällt mir (meist) trotzdem. Allerdings nur in den Verfilmungen mit Krister Henriksson. Die Figur hat er ja vor einigen Jahren schon literarisch "beerdigt". Wallander wurde dement. Das zumindest blieb Mankell erspart. Möge er in Frieden ruhen.

Kann gut sein. Ist, wie gesagt, Jahre her.

Widder58
05.10.2015, 18:30
Mankells Krimis hatten eben auch politischen Bezug wie z.B. die Brandmauer, wo es um einen Hacker-Angriff auf die Weltbank geht usw. Also mit dem Ami-Shice ist Mankell nicht zu vergleichen.

kd

Kann sein, dass der eine oder andere Krimi interessant wäre, aber die Masse an Krimis hat bei mir dazu geführt kaum noch welche anzusehen.
Von daher kann ich da nicht mitreden.

Muninn
05.10.2015, 19:17
Der Autor erlag seinem langjährigen Krebsleiden, wie sein Verlag heute mitteilte.

Schade, den versoffenen Opernfreund Wallander mochte ich. Hat jemand sonst noch etwas von ihm gelesen? Ich hab mich nur noch an der Verfilmung von "Die Rückkehr des Tanzlehrers" versucht, aber nach 5 Minuten ausgemacht, da jede Spannung bereits verschenkt war.

Das Buch "Der Chinese" ist meiner Meinung nach sein Meisterwerk.

Aber vergessen Sie bitte alle Filme, die sind einfach nur schlecht und weichen von der ursprünglichen Handlung teilw. sehr stark ab.

Mütterchen
05.10.2015, 19:57
Ob die Filme mit Henriksson besser sind, kann man diskutieren, aber die Figur Wallander des fetten, versoffenen Wallander hat nur er verkörpert:
....
Ich kenne nur die Bücher und nicht die Filme. Der Wallander meiner Vorstellung sah ganz anders aus. Ich bin jetzt gerade ein bisschen enttäuscht. Aber vielleicht hat er ihn trotzdem ganz gut dargestellt.

cajadeahorros
06.10.2015, 08:10
Ich kenne nur die Bücher und nicht die Filme. Der Wallander meiner Vorstellung sah ganz anders aus. Ich bin jetzt gerade ein bisschen enttäuscht. Aber vielleicht hat er ihn trotzdem ganz gut dargestellt.

Na gut, er ißt zuviel und er trinkt (angeblich) zuviel. Wie man sich das jetzt anhand der Bücher vorstellt, das ist individuell, aber ich mag Lassgard sowieso, und ich fand diese Besetzung "stimmig".

Mütterchen
06.10.2015, 08:20
Na gut, er ißt zuviel und er trinkt (angeblich) zuviel. Wie man sich das jetzt im einzelnen vorstellt, das ist individuell, aber ich mag Lassegard sowieso, und ich fand diese Besetzung "stimmig".

Ich habe auch mal irgendwo gelesen, er hätte Wallander ganz gut verkörpert. Klar dass er nicht meinem individuellen Bild entspricht - deswegen lese ich lieber als dass ich einen Film sehe, das ist dann meine ganz eigene Geschichte mit meinen persönlichen Darstellern in der Kulisse nur für mich.

wtf
06.10.2015, 09:17
http://images.kino.de/flbilder/max07/auto07/auto02/07020649/b640x600.jpg

Oh, er hat die Gleiche wie ich.

Klopperhorst
06.10.2015, 09:22
Ich mag "gesellschaftskritische" skandinavische Krimis nicht, und Herr Mankell war der Prototyp des linken Schriftstellers. Egal, möge er in Frieden ruhen.

Kannte den Typen nicht, aber als ich gestern in der U-Bahn ein Bild auf dem Screen sah, war mir klar, dass es eine linke Nulpe gewesen sein muss.
Das Aussehen verrät Systemprofiteure. Meist sind das übergewichtige Fettlappengesichter.

---

umananda
06.10.2015, 09:36
Henning Mankell ist tot und als Mensch bedauere ich sein langes Krebsleiden ... vor fünf Jahren befand er sich an Bord eines der sechs Schiffe der Gaza-Flottille, die von der israelischen Marine gestoppt wurde ... er war wie alle linken Moralisten ein Antizionist. Gelesen habe ich ihn nie, denn ich mag keine Kriminalromane ... und Moralisten mag ich ebenso wenig.

Servus umananda

Mütterchen
06.10.2015, 09:50
Kannte den Typen nicht, aber als ich gestern in der U-Bahn ein Bild auf dem Screen sah, war mir klar, dass es eine linke Nulpe gewesen sein muss.
Das Aussehen verrät Systemprofiteure. Meist sind das übergewichtige Fettlappengesichter.

---

Eigentlich sieht er ganz sympathisch aus.



Zum Tod von Henning Mankell Ermittler zwischen den Welten

Kaum ein Autor hat sich so intensiv mit Flüchtlingen beschäftigt wie Henning Mankell. Ihrem Schicksal begegnete er fast zwangsläufig. Leidenschaftlich vertrat er ihre Sache bis zuletzt.
...
Zwischen den Welten

Mankells Haltung war stets klar. Noch am Telefon äußerte er vor kurzem Verständnis für die Lügengeschichten, die sich mancher Flüchtling auf der Suche nach einem besseren Leben ausdenke: „Ich nehme an, ich würde auch lügen – wenn man flieht, um sein Leben zu retten. Es wäre ja dumm, das nicht zu tun.“ Sein Verständnis blieb allerdings nicht abstrakt. In den achtziger Jahren ist Mankell nach Mocambique aufgebrochen, wo er ein Haus besaß und seither stets die Hälfte des Jahres verbrachte. „Ich habe zwanzig Jahre in einem Kriegsgebiet gelebt“, sagte er, „jeder war vom Krieg betroffen.“ Zu helfen versuchte er in Mocambique mit einem Theater, zu dessen Mitgründern er in den Achtzigern gehörte und das er lange Jahre leitete.
Aber auch auf die Lage der Palästinenser im Nahen Osten, die er als Opfer eines israelischen „Apartheid-Systems“ betrachtete, hat er immer wieder aufmerksam gemacht, zuletzt als prominenter Passagier auf jenem Boot, das 2010 die israelische Blockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen versuchte, um den Palästinensern Hilfsgüter zu bringen – eine Aktion, die ihm viel Kritik eingebracht hat.
...
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/zum-tod-von-henning-mankell-ermittler-zwischen-den-welten-13840056.html

cajadeahorros
06.10.2015, 10:17
Ich habe auch mal irgendwo gelesen, er hätte Wallander ganz gut verkörpert. Klar dass er nicht meinem individuellen Bild entspricht - deswegen lese ich lieber als dass ich einen Film sehe, das ist dann meine ganz eigene Geschichte mit meinen persönlichen Darstellern in der Kulisse nur für mich.

Bei Büchern die mir wirklich gut gefallen mache ich das auch. Um beim Themenbereich zubleiben, meine Lieblingsbücher als Jugendlicher waren bspw. die Krimis von Sjöwall/Walhöö, ich kann mich mit keinem einzigen Darsteller der Verfilmungen anfreunden (sieht man, allerdings rückwirkend, von einem schwedischen Film aus den 1970ern ab, der hat inzwischen alleine durch das authentische Zeitkolorit großen Charme.)

cajadeahorros
06.10.2015, 10:19
Oh, er hat die Gleiche wie ich.

Jacke?

wtf
06.10.2015, 10:22
Jacke?

Und Wampe.

Settembrini
06.10.2015, 14:13
Als Kommentar zum Ableben eines Krimiautoren reicht eigentlich ein pauschales: Naja, einer weniger.
Trotzdem RIP, weil es sich nunmal so gehoert.

Ich habe duester in Erinnerung, den untenstehenden Text hier im Zuge einer anderen Diskussion schon vor Jahren einmal hineinkopiert zu haben - man verzeihe mir die eventuelle Forenamnesie, aber auf die Schnelle fiel mir nichts passenderes in die Haende:


kommissar wallander und die belegten brote

von WIGLAF DROSTE

Kriminalschriftsteller, deren Romane mit Blut getränkte moralische Traktate sind, gibt es viele; selten aber hat einer so säuerliche Ware aufgetischt wie der Schwede Henning Mankell. Im 1994 geschriebenen, jetzt auf deutsch erschienenen Roman "Der Mann, der lächelte" (Zsolnay 2001) jagt Mankells Kriminalkommissar Kurt Wallander einen Großunternehmer, hinter dessen sorgfältig geschönter Fassade sich erstaunlicherweise kein Ehrenmann verbirgt, sondern, huch!, ein übler Schurke. Schlimme Sache das, überhaupt ist alles schlimm schlimm bei Wallander, und früher war alles besser, sogar das Verbrechen.

Das Buch ist so faszinierend wie ein Pfarrer mit Mundgeruch. Als Alternative zum erfolgsgrinsenden Geschäftemacher, der so gewohnheitsmäßig über Leichen geht wie einst Jesus übers Wasser, dient Mankell der Welt die reformierte Jugendherberge an, mit Kommissar Wallander als Herbergsvater, einer Einrichtung von Ikea, vielen Diskussionen, gemeinsamem kaltem Abendbrot und trister Heimleiterprosa: "Er beschloß, an diesem Tag keinen Kaffee mehr zu trinken, und legte sich statt dessen aufs Bett, um vor der Durchsicht der Unterlagen noch ein wenig auszuruhen." Es sind Sätze aus dem Fahrtenbuch des Gewerkschaftssekretärs: "Die letzten Abendstunden widmete er der Vorbereitung der Pressekonferenz." Mankells zähes Geholper wimmelt von Wörtern wie "Konferenzzentrum" und "Etatkonferenz", und der Weg zur sozialdemokratischen Vorhölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen und schlechtem Essen. Mir ist kein Buch bekannt, in dem so oft und so viele belegte Brote gemampft werden, immer und immer wieder belegte Brote.

Die protestantische Brotvermehrung beginnt bei einem sommerlichen Fahrradausflug: "Auf dem Gepäckträger hatte er eine Plastiktüte mit belegten Broten." Der spätherbstliche Marsch durch die Dünen gestaltet sich ähnlich: "Er holte die belegten Brote und die Thermosflasche hervor." Auch der Polizistenalltag ist ein hartes, belegtes Brot: "Er hielt an der OK-Tankstelle an der Einfahrt nach Ystad, trank eine Tasse Kaffee und aß ein belegtes Brot." Sso ssön isst Ssweden: "Er war allein im Lokal und bestellte Kaffee und ein Käsebrötchen." Zur Abwechslung wird Auto gefahren, aber nicht zu lange: "Unterwegs hielt er an Fridolfs Konditorei und kaufte sich ein paar belegte Brote." Weil man gar nicht genug an der Entwicklung seiner Persönlichkeit arbeiten und feilen kann, wird zu Hause tüchtig nachgesessen und -gegessen: "Wallander fuhr nach Hause und aß in der Küche ein paar belegte Brote, bevor er zu Bett ging. Lange wälzte er sich hin und her . . ." Allen Ernstes wundert sich der Mann darüber, dass er Depressionen hat.

Der Konfirmationsunterricht für Erwachsene, die Händeringen für ein Vergnügen halten, endet mit einer Predigt darüber, dass es "uns gelingen muß, dem Unbegreiflichen zu widerstehen". Das ist schon wieder eine Luftpumpe. Denn dem wirklich Unbegreiflichen, den mit evangelischer Margarine bestrichenen Oblaten von Henning Mankell, widersteht es sich mit Leichtigkeit.

Quelle (http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2001/05/04/a0131)