PDA

Vollständige Version anzeigen : "Die Nazis hatten vor, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen"



Nebukadnezar
05.11.2003, 22:25
"Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu machen. Der Krieg gegen Hitler hätte nicht stattfinden dürfen."

"Bush ist gefährlicher als Saddam Hussein. ... Ich bedaure, dass wir der Bush-Mafia ausgeliefert sind. ... Ich glaube nicht daran, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gab. Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich diese Waffen garantiert benutzt. ... Mir ist Amerika zutiefst zuwider. .... Ich kritisiere nichts, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kritisiere das, was die Amerikaner mit der Welt tun. ... Gerhard Schröder müsste nicht darauf warten, dass ihm ein Bush die Hand schüttelt, Bush muss froh sein, dass er Schröder die Hand schütteln darf."

Peter Zadek spricht aus, was das feige Gutmenschentum nicht einmal wagt zu denken. Zadek, ein jüdischer Intellektueller und Künstler mit Vorbild-Charkter!

Peter Zadek: "Die Nationalsozia-listen waren idealistisch. Der Krieg gegen Hitler hätte nicht stattfinden dürfen. ... Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich Massenvernichtungs-Waffen ga-rantiert benutzt, hätte ich welche gehabt."
Zadek: Wollten die USA etwa nicht die irakischen Ölquellen kontrollieren? ... Der Irak-Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Er hat gerade erst begonnen. Für Amerika wird er ein neues Vietnam werden. Ich stimme meinem alten Freund Harold Pinter zu, dessen Antikriegsgedichte "War" Elisabeth Plessen und ich gerade übersetzt haben - erscheinen übrigens demnächst. Pinter sagt, die Amerikaner seien heute mit den Nazis zu vergleichen. Der Unterschied besteht darin, dass die Nazis vorhatten, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen.

Spiegel: Die Gleichsetzung von Amerikanern und Nazis finden wir aberwitzig. Gestehen Sie den US-Politikern nicht mal zu, dass sie sich, bei aller Machtgier, den Idealen der Freiheit und des Individuums verpflichtet fühlen?

Zadek: Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu machen. ...

Spiegel: Weinen Sie den Terrorherrschern in Afghanistan und im Irak Tränen nach?

Zadek: Krieg erzeugt - wie jede Aggression - irgendwann einen Gegenschlag. Manchmal lässt er auf sich warten, deshalb haben Sie auf die Kürze vielleicht Recht. Wie schön: Saddam Hussein ist weg! Aber der ist natürlich nicht weg, und die Leute, die an ihn glauben, sind auch nicht weg. Es gibt in der ganzen Welt eine große Gegenbewegung zu Amerika, und sie wird zunehmen. Leider gehören wir als Macht des Westens zu den Kräften, die den Zorn gegen Amerika ebenfalls auf sich ziehen. Wir werden immer verhasster.

Spiegel: Halten Sie allen Ernstes George W. Bush für einen gefährlicheren Mann, als Saddam es war?

Zadek: Ja. ... Amerika hat mit dem Irak-Krieg der Welt gezeigt, dass es in Zukunft solche Präventivkriege öfter führen will. Es ist das einzige Land mit genug Massenvernichtungswaffen, um das zu tun; ein Empire, das sich allen Kontakten entzieht. Ich bin nicht groß oder tapfer genug, dagegen anzugehen. Aber ich bedaure sehr, dass wir solch einer Mafia ausgeliefert sind. Einem Herrn Wolfowitz zum Beispiel, der auch noch offen sagt, dass die Argumente, mit denen dieser Krieg begründet wurde, gelogen waren. Ich glaube nicht daran, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gab. Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich diese Waffen garantiert benutzt. ...

SPIEGEL: Haben Sie in den USA selbst auch nur negative Erfahrungen gemacht?

Zadek: Ich war nie dort. Mir ist Amerika zutiefst zuwider, auch wenn ich natürlich ein paar amerikanische Freunde habe. Ich kritisiere nichts, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kritisiere das, was die Amerikaner mit der Welt tun. ...

SPIEGEL: Heißt das, Sie treten gern an im Kampf altes Europa gegen neues Amerikas

Zadek: Bei diesem Kulturkampf bin ich dabei. Ich war sofort dafür, als Rumsfeld das gesagt hat mit dem alten Europa. Endlich hat es einer ausgesprochen. Schade, dass wir es nicht waren. Denn peinlich ist doch nur der Minderwertigkeitskomplex, den wir Europäer noch immer haben. Gerhard Schröder müsste nicht darauf warten, dass ihm ein Bush die Hand schüttelt, Bush muss froh sein, dass er Schröder die Hand schütteln darf.

SPIEGEL: Man tut Ihnen also kein Unrecht, wenn man Sie einen Anti-Amerikaner nennt?

Zadek: Nein. Ich finde es feige, dass viele Leute heute einen Unterschied machen zwischen dem amerikanischen Volk und der gegenwärtigen amerikanischen Regierung. Die Regierung Bush ist mehr mehr oder weniger demokratisch gewählt worden und sie hatte bei ihrem Feldzug im Irak die Mehrheit der Amerikaner hinter sich. Man darf also durchaus gegen die Amerikaner sein, so wie im Zweiten Weltkrieg der größte Teil der Welt gegen die Deutschen war. In diesem Sinne bin ich Anti-Amerikaner.

SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler für falsch?

Zadek: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden dürfen. Krieg produziert im Endeffekt nur Katastrophen. Diese Haltung habe ich vertreten, seit ich 18 war. Das war im Ende des Zweiten Weltkriegs, und ich habe damit nur Feinde gehabt, auch unter meinen jüdischen Freunden, als ich sagte: "Diesen Krieg so wenig wie jeden anderen." Nach den 60 Millionen Toten fühlte ich mich gewissermaßen gerechtfertigt.

Spiegel: Hätten Sie Hitler, seine Mordbanden und KZ-Schergen durch Lichterketten beseitigen wollen? ... Sie leugnen, dass angesichts des Terrors von Hitler und Saddam die Devise gelten muss, dass eine Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende?

Zadek: Ein wunderbares Klischee! Das würde bedeuten, dass man überhaupt nicht mehr mit Menschen verhandelt. Dann könnte ich Sie hier sofort hinausschmeißen und Ihnen mit der Kaffeekanne über den Kopf schlagen. Das ist Ihre Logik. Sie sitzen hier und sagen lauter Sachen, mit denen ich nicht einverstanden bin, all die abgeleierten, blöden Sachen, die ich tausendmal gelesen habe - muss ich da nicht sofort ein Ende machen?

Der Spiegel, 29/2003, Seite 140 -142
Peter Zadek ist einer der herausragenden Regisseure des deutschsprachigen Theaters. Er wurde 1926 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren; 1933 emigrierte die Familie nach Großbritannien, wo Zadek unter anderem Theaterregie studierte. Seit er 1958 in der Bundesrepublik übergesiedelt ist , hat Zadek mit oft umstrittenen Inszenierungen Furore gemacht.

pavement
05.11.2003, 23:33
Peter Zadek spricht aus, was das feige Gutmenschentum nicht einmal wagt zu denken. Zadek, ein jüdischer Intellektueller und Künstler mit Vorbild-Charkter!

so denken viele - und sprechen es auch aus - vielleicht nicht in dieser form. aber ich möchte an dieser stelle an die artikel von jürgen habermas erinnern.



SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler für falsch?

Zadek: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden dürfen. Krieg produziert im Endeffekt nur Katastrophen.

nun ist es halt mal so, dass hitler den krieg begonnen hat - nicht die amerikaner.



Zadek: Ein wunderbares Klischee! Das würde bedeuten, dass man überhaupt nicht mehr mit Menschen verhandelt.

mit manchen menschen kann man sicherlich nicht verhandeln. vor allem mit menschen, die von einer ideologie bestimmt werden.

pavement
05.11.2003, 23:33
einen link zu diesen artikel hast du hoffentlich auch.

Nebukadnezar
05.11.2003, 23:43
so denken viele - und sprechen es auch aus - vielleicht nicht in dieser form. aber ich möchte an dieser stelle an die artikel von jürgen habermas erinnern.

Wer noch außer Habermann?


nun ist es halt mal so, dass hitler den krieg begonnen hat - nicht die amerikaner.

Diese naivität ist schon fast peinlich!

Sven Hedin: "Die Frage, warum es zum neuen Weltkrieg kam, ist nicht nur damit zu beantworten, daß die Grundlage in den Friedensverträgen von 1919 gelegt wurde, oder in der Niederhaltung Deutschlands und seiner Verbündeten nach dem Ersten Weltkrieg, oder in der Fortsetzung der uralten Politik Großbritanniens und Frankreichs. Der entscheidende Anstoß kam von jenseits des Atlantischen Ozeans." (Sven Hedin, Amerika im Kampf der Kontinente, 1943, S. 54).

USA-Botschafter in Paris BulIit : "Der Krieg in Europa ist eine beschlossene Sache ... Amerika wird nach Großbritannien und Frankreich in den Krieg eintreten.“ So Bullit am 25. April 1939 zu dem amerikanischen Europa-Reporter Weigand. (Generalmajor J.F.C. Fuller, The Decisive Battles of the Western World and their lnfluence upon History, Bd. III - nach: Ludwig Leher, Das Tribunal, 1965, S. 162).

Und: Pearl harbor!!!

pavement
05.11.2003, 23:46
Diese naivität ist schon fast peinlich!

deine unwissenheit - oder sollte man sie schon geschichtsverfälschung nennen - ist peinlich.

oder kannst du mir sagen, warum alle bücher, these, usw. von revisionisten längst wiederlegt sind?


Wer noch außer Habermann?

susan sonntag. und nochn franzose. name weiß ich leider nicht mehr.



Sven Hedin: "Die Frage, warum es zum neuen Weltkrieg kam, ist nicht nur damit zu beantworten, daß die Grundlage in den Friedensverträgen von 1919 gelegt wurde, oder in der Niederhaltung Deutschlands und seiner Verbündeten nach dem Ersten Weltkrieg, oder in der Fortsetzung der uralten Politik Großbritanniens und Frankreichs. Der entscheidende Anstoß kam von jenseits des Atlantischen Ozeans." (Sven Hedin, Amerika im Kampf der Kontinente, 1943, S. 54).

USA-Botschafter in Paris BulIit : "Der Krieg in Europa ist eine beschlossene Sache ... Amerika wird nach Großbritannien und Frankreich in den Krieg eintreten.“ So Bullit am 25. April 1939 zu dem amerikanischen Europa-Reporter Weigand. (Generalmajor J.F.C. Fuller, The Decisive Battles of the Western World and their lnfluence upon History, Bd. III - nach: Ludwig Leher, Das Tribunal, 1965, S. 162).

nerv nicht mit deinen zitaten - ein zitat ohne kontext hat gleich null aussagegehalt.

was zählt sind fakten - und die kannst du anscheinend nicht liefern.

Nebukadnezar
05.11.2003, 23:47
einen link zu diesen artikel hast du hoffentlich auch.

http://www.spiegel.de/ 29/2003, Seite 140 -142

:baby:

pavement
05.11.2003, 23:48
wirlich toll - die SPIEGELhomepage hätt ich so auch gefunden.

Nebukadnezar
05.11.2003, 23:50
oder kannst du mir sagen, warum alle bücher, these, usw. von revisionisten längst wiederlegt sind?

Ach sind sie das? Ich finde im ganzen Netz nicht einen Artikel der Roosevelts Schuld an Pearl Harbor nicht nennt.Eindeutiger gehts wohl kaum!


nerv nicht mit deinen zitaten - ein zitat ohne kontext hat gleich null aussagegehalt.

Also die Aussage des US Botschafter finde ich schin sehr aussagekräftig :rolleyes:

Nebukadnezar
05.11.2003, 23:50
wirlich toll - die SPIEGELhomepage hätt ich so auch gefunden.

Warum fragste dann? :))

Nebukadnezar
05.11.2003, 23:51
Kennst du Walter Post?

pavement
05.11.2003, 23:54
Warum fragste dann?

weil ich den link zu dem artikel wollte.


Ach sind sie das? Ich finde im ganzen Netz nicht einen Artikel der Roosevelts Schuld an Pearl Harbor nicht nennt.Eindeutiger gehts wohl kaum!

du findest im netz auch seiten von kinderpornohändlern, um ein beispiel zu nennen. gut und richtig ist das trotzdem nicht.


Kennst du Walter Post?

sagt mir so jetzt nichts.

Siran
06.11.2003, 10:18
Der Artikel:


"Kulturkampf? Ich bin dabei!"

Peter Zadek über seine Abneigung gegen Amerika, seine späte Hinwendung zum Dramatiker Brecht und seine in einem neuen Buch gesammelten Ratschläge für junge Theaterregisseure

SPIEGEL: Herr Zadek, Sie haben über 40 Jahre lang einen großen Bogen um den Autor Bertolt Brecht gemacht, weil Sie mit seinem Lehr-Theater offenbar wenig anfangen konnten. Was hat Sie bewogen, nun die "Mutter Courage" zu inszenieren?

Zadek: Ich weiß nicht, ob Sie es gemerkt haben, aber wir hatten gerade einen Krieg, und mein Kopf hat sich sehr damit beschäftigt.

SPIEGEL: Gibt es nicht bessere Kriegsstücke von Dramatikern, die vielleicht bei Theaterleuten und Kritikern etwas mehr Ansehen genießen als der aufrechte Brecht?

Zadek: Welche denn? In deutscher Sprache haben wir noch "Wallenstein" und "Die Hermannschlacht", zwei aufgeblasene Stücke. "Mutter Courage" ist das einzig moderne Stück. Und es ist das einzige, das von der Natur des Krieges so erzählt, wie ich davon erzählen möchte: als ein Geschäftemachen mit anderen Mitteln.

SPIEGEL: In Ihrem neuen Buch, einer locker intonierten Lehr-Fibel der Theaterregie, warnen Sie junge Regisseure vor Klugscheißern und Konzepthubern. Gehört nicht auch Brecht zu denen?

Zadek: Brecht ist ein Schriftsteller und kein Regisseur. Ich spreche in meinem Buch mit jungen Regisseuren und nicht mit Schriftstellern, und ich möchte auch nicht, dass sie sich für Schriftsteller halten. Das ist ja heute der große Fehler: Viele junge Regisseure benehmen sich so, als wären sie Schriftsteller. Sie übernehmen die Stücke und sagen: Da mach ich jetzt mein Stück daraus.

SPIEGEL: Machen Sie es wirklich so anders?

Zadek: Gut, ich nehme mir auch ein Stück und erzähle es auf meine Weise, aber ich gebe mir große Mühe erst mal rauszufinden, was der Autor sich gedacht hat. Diese erste Runde dauert bei einem großen Stück Monate. Wenn ich es weiß, dann gibt es Dinge, die ich anders machen will. Aber wenn ich ein ganzes Stück so umkrempeln müsste, dann würde ich es lieber nicht inszenieren.

SPIEGEL: "Mutter Courage" handelt von einer Marketenderin, die im Dreißigjährigen Krieg versucht, am Krieg zu verdienen und ihn zu überleben. Was genau hat das mit dem 21-Tage-Krieg im Irak zu tun, bei dem es um die gewaltsame Entfernung eines Despotenclans ging, der die eigene Bevölkerung quälte, Israel bedrohte und auf der zweitgrößten Ölquelle der Welt saß?

Zadek: Wollten die USA etwa nicht die irakischen Ölquellen kontrollieren? Und handelte es sich nicht auch um Überleben? Was mich neben dem Geschäftemachen im Stück interessierte, war die Frage: Wie leben Menschen im Krieg? Was passiert mit der Moral der Leute? Wie stellen sie sich darauf ein, sich selber zu retten? Ich habe das selbst erlebt, als wir während des Zweiten Weltkriegs nach London emigriert waren. Damals fiel eine Bombe in unseren Garten. Sie explodierte nicht und verschwand einfach im Boden, aber sie konnte auch nicht entschärft werden. Wir mussten nach Oxford umziehen. Die Leute im Krieg versuchen ganz opportunistisch, sich selbst in Sicherheit zu bringen.

SPIEGEL: Für Mutter Courage ist der Krieg eine Art ungeliebte Heimat und Geschäftsgrundlage; sie ist regelrecht verzweifelt, als einmal für kurze Zeit der Frieden ausgerufen wird. Was verbindet diese Figur Ihrer Meinung nach mit den Irakern von heute, die einen gewiss schlimmen, aber kurzen Krieg erleben mussten?

Zadek: Der Irak-Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Er hat gerade erst begonnen. Für Amerika wird er ein neues Vietnam werden. Ich stimme meinem alten Freund Harold Pinter zu, dessen Antikriegsgedichte "War" Elisabeth Plessen und ich gerade übersetzt haben - erscheinen übrigens demnächst. Pinter sagt, die Amerikaner seien heute mit den Nazis zu vergleichen. Der Unterschied besteht darin, dass die Nazis vorhatten, Europa zu besiegen; die Amerikaner aber wollen die ganze Welt besiegen.

SPIEGEL: Die Gleichsetzung von Amerikanern und Nazis finden wir aberwitzig. Gestehen Sie den US-Politikern nicht mal zu, dass sie sich, bei aller Machtgier, den Idealen der Freiheit und des Individualismus verpflichtet fühlen?

Zadek: Die Nationalsozialisten hatten auch ihren Idealismus und glaubten, immer das Richtige zu machen.

SPIEGEL: Weinen Sie den Terrorherrschern in Afghanistan und im Irak wirklich Tränen nach?

Zadek: Krieg erzeugt - wie jede Aggression - irgendwann einen Gegenschlag. Manchmal lässt er auf sich warten, deshalb haben Sie auf die Kürze vielleicht Recht. Wie schön: Saddam Hussein ist weg! Aber der ist natürlich nicht weg, und die Leute, die an ihn glauben, sind auch nicht weg. Es gibt in der ganzen Welt eine große Gegenbewegung zu Amerika, und sie wird zunehmen. Leider gehören wir als Macht des Westens zu den Kräften, die den Zorn gegen Amerika ebenfalls auf sich ziehen. Wir werden immer verhasster.

SPIEGEL: Sie halten allen Ernstes George W. Bush für einen gefährlicheren Mann, als Saddam es war?

Zadek: Ja. Man kann es nicht machen wie der Autor Peter Schneider, der noch in seinen 68er-Kinderschuhen steckt, in seinem SPIEGEL-Essay: Der will auf beiden Seiten stehen und hat vor allem Angst, es sich mit den Amerikanern zu verderben. "Der Krieg gegen den irakischen Diktator ist nicht nur schnell, sondern auch erstaunlich unblutig gewonnen worden"- so beschreibt ein deutscher Dichter die Tausende Opfer und den zerstörten Irak.

SPIEGEL: Wie lautet Ihre Beschreibung?

Zadek: Amerika hat mit dem Irak-Krieg der Welt gezeigt, dass es in Zukunft solche Präventivkriege öfter führen will. Es ist das einzige Land mit genug Massenvernichtungswaffen, um das zu tun; ein Empire, das sich allen Kontrakten entzieht. Ich bin nicht groß oder tapfer genug, dagegen anzugehen. Aber ich bedauere sehr, dass wir solch einer Mafia ausgeliefert sind. Einem Herrn Wolfowitz zum Beispiel, der auch noch offen sagt, dass die Argumente, mit denen dieser Krieg begründet wurde, gelogen waren. Ich glaube nicht daran, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gab. Wenn ich Saddam Hussein wäre, dann hätte ich diese Waffen garantiert benutzt.

SPIEGEL: Sie sagen, Sie seien nicht tapfer genug zum Widerstand gegen die USA - welchen Zweck verfolgen dann Ihre verbalen Attacken?

Zadek: Natürlich könnten wir sagen: Wir können sowieso nichts dagegen machen, also lass uns bei der Kultur bleiben und bei unserem Theater. Aber ich bin dafür, die Klappe aufzumachen - in der Hoffnung, dass es immer irgendwo wenigstens einen geistigen Widerstand gibt gegen diese Scheiße, die auch eine Kulturscheiße ist.

SPIEGEL: Heißt das, Sie lehnen die amerikanische Kultur grundsätzlich ab?

Zadek: Nein, in den Fünfzigern waren amerikanische Schriftsteller und Regisseure meine Helden. Tennessee Williams zum Beispiel oder Elia Kazan. Aber dann siegte das Musical über das Theater, und aus Hollywood kam nur noch schreckliches Zeug.

SPIEGEL: Haben Sie in den USA selbst auch nur negative Erfahrungen gemacht?

Zadek: Ich war nie dort. Mir ist Amerika zutiefst zuwider, auch wenn ich natürlich ein paar amerikanische Freunde habe. Ich kritisiere nichts, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Ich kritisiere das, was die Amerikaner mit der Welt tun.

SPIEGEL: Sehen Sie sich amerikanische Filme an?

Zadek: Selten. Zuletzt habe ich "About Schmidt" gesehen - grauenhaft: dieser gewalttätige Pseudohumor, der in Wahrheit totale Humorlosigkeit ist. "American Beauty" war der reine Kitsch. "Bowling for Columbine" ist nett, aber rennt letztlich offene Türen ein. Gut fand ich nur "Far from Heaven", und der ist eine Hommage an Douglas Sirk, einen Europäer. Ich bin nun mal ein Europäer.

SPIEGEL: Heißt das, Sie treten gern an im Kampf altes Europa gegen neues Amerika?

Zadek: Bei diesem Kulturkampf bin ich dabei. Ich war sofort dafür, als Rumsfeld das gesagt hat mit dem alten Europa. Endlich hat es einer ausgesprochen. Schade, dass wir es nicht waren. Denn peinlich ist doch nur der Minderwertigkeitskomplex, den wir Europäer noch immer haben. Gerhard Schröder müsste nicht darauf warten, dass ihm ein Bush die Hand schüttelt. Bush muss froh sein, dass er Schröder die Hand schütteln darf.

SPIEGEL: Man tut Ihnen also kein Unrecht, wenn man Sie einen Anti-Amerikaner nennt?

Zadek: Nein. Ich finde es feige, dass viele Leute heute einen Unterschied machen zwischen dem amerikanischen Volk und der gegenwärtigen amerikanischen Regierung. Die Regierung Bush ist mehr oder weniger demokratisch gewählt worden, und sie hatte bei ihrem Feldzug im Irak die Mehrheit der Amerikaner hinter sich. Man darf also durchaus gegen die Amerikaner sein, so wie im Zweiten Weltkrieg der größte Teil der Welt gegen die Deutschen war. In diesem Sinne bin ich Anti-Amerikaner.

SPIEGEL: Halten Sie auch die kriegerische Beteiligung der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler für falsch?

Zadek: Auch dieser Krieg hätte nicht stattfinden dürfen. Krieg produziert im Endeffekt nur Katastrophen. Diese Haltung habe ich vertreten, seit ich 18 war. Das war am Ende des Zweiten Weltkriegs, und ich habe damit nur Feinde gehabt, auch unter meinen jüdischen Freunden, als ich sagte: "Diesen Krieg so wenig wie jeden anderen." Nach den 60 Millionen Toten fühlte ich mich gewissermaßen gerechtfertigt.

SPIEGEL: Hätten Sie Hitler, seine Mordbanden und KZ-Schergen durch Lichterketten beseitigen wollen?

Zadek: Es ist immer dieselbe Frage: Durch was entsteht Krieg? Krieg entsteht dadurch, dass Leute nicht mehr im Stande sind, miteinander zu reden. Alle Leute haben Interessen. Und mit diesen Interessen kann man umgehen, solange man die Nerven und die Geduld dazu hat.

SPIEGEL: Sie leugnen, dass angesichts des Terrors von Hitler und Saddam die Devise gelten muss, dass ein Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende?

Zadek: Ein wunderbares Klischee! Das würde bedeuten, dass man überhaupt nicht mehr mit Menschen verhandelt. Dann könnte ich Sie hier sofort hinausschmeißen und Ihnen mit der Kaffeekanne über den Kopf schlagen. Das ist Ihre Logik. Sie sitzen hier und sagen lauter Sachen, mit denen ich nicht einverstanden bin, all die abgeleierten, blöden Sachen, die ich tausendmal gelesen habe - muss ich da nicht sofort ein Ende mit Schrecken machen?

SPIEGEL: Sie sagen das freundlich, sind aber ganz schön wütend. Gleich schreien Sie.

Zadek: Nein, nie. Mein ganzes Buch, über das wir hier eigentlich reden wollten, erzählt davon, wie man sich durchsetzt, ohne zu schreien, wie man seine Phantasie trotzdem verwirklicht.

SPIEGEL: Und doch gibt es eine Anekdote, wonach Sie bei Ihren ersten Arbeiten im deutschen Theater Ende der Fünfziger erst mal das Schreien lernen mussten.

Zadek: Damals habe ich in Köln inszeniert. Ein Schauspieler hatte sich beim Intendanten über mich beschwert: Der redet nie bei den Proben, wir wollen einen richtigen Regisseur. Was sollte ich machen? In dieser Lage riet mir ein Freund: Wenn du morgen ins Theater gehst, dann schreist du den Ersten, den du siehst, einfach an. Der Erste, der mir über den Weg lief, war der Inspizient. Ich habe ihn angebrüllt. Das war mir sehr peinlich, aber es hat wunderbar funktioniert. Seitdem hört man mir zu.

SPIEGEL: Auch ohne Gebrüll?

Zadek: Ja. In meinem Beruf sollte man sowieso lieber zuhören als reden. Ich finde wichtig, dass Regisseure lernen, auf Schauspieler zu hören. Als ich 1958 nach Deutschland kam, waren Schauspieler Leute, die man von rechts nach links schickte und denen man sagte: "Jetzt bitte die rechte Hand heben und am Ohr kratzen." Heute haben sie ein anderes Selbstverständnis, und das ist gut so. Ich finde, man sollte mit Schauspielern reden, damit sie ihre Echtheit - und sie besitzen bei aller Verstellung auch immer einen Rest Echtheit - für die Rolle nutzen. Das ist interessanter als jedes Konzepttheater und dessen billige Klugscheißerei.

SPIEGEL: Was finden Sie falsch daran, dass ein Regisseur eine klare Haltung zu einem Stück und seinen Figuren zeigt?

Zadek: Nehmen Sie die Mutter Courage: Ich kann die so darstellen, dass sie das letzte Arschloch ist, ein widerlicher Schwächling oder ein armes Opfer; all das ist gar nicht schwierig. Das hätte mich aber alles nicht interessiert. Ich habe das Stück nur deshalb gemacht, weil ich Angela Winkler hatte. Einen Menschen, der so zart und so feminin und so, sagen wir, normal ist wie sie, der auch selbst so eine starke Empfindung für seine Kinder hat. Ich wollte wissen: Was passiert mit ihr, wenn sie einen Krieg erlebt? Wie verhält die sich? Das war für mich bei den Proben Tag für Tag spannend. Angela ist wie Mutter Courage eine Frau, die nie aufgibt. Trotz der Schrecklichkeit unseres Theaters gibt sie nie auf.

SPIEGEL: Worüber klagen Sie? Sie arbeiten nur mit den allerbesten Schauspielern, die Sie in Wien, Hamburg oder Berlin zusammenrufen, und bekommen von den Theatern die tollsten Bedingungen erfüllt. Der reine Luxus.

Zadek: Unsinn. Das hat mit Luxus nichts zu tun. Luxus wäre es, Bühnenbilder zu bauen, die mit Goldlamé ausgehängt sind. Aber Theater herzustellen, in dem der Zuschauer das Maximale von Schauspielern erwarten kann, ist kein Luxus. Ich bin nicht einmal besonders teuer für die Theater.

SPIEGEL: Ihre Schauspieler, die oft als Gäste geholt werden, mitunter schon. Außerdem legen Sie ein Haus oft für ein halbes Jahr lahm, wenn Sie dort arbeiten. Warum?

Zadek: Sie nennen es lahm legen, ich nenne es aufwecken. Das hat nicht mit Geld, sondern mit Konzentration zu tun. Die Schauspieler, die bei mir arbeiten, dürfen nur bei mir proben und nicht auch noch für andere Stücke. Natürlich bin ich für ein Theater anstrengend. Aber nicht aus einem oberflächlichen Luxusgrund, sondern weil ich weiß, was ich will - und mittlerweile nur antrete zu einer Arbeit, wenn ich weiß, dass ich in etwa das erreichen kann, was ich mir vorgestellt habe.

SPIEGEL: Verglichen mit der Zeit, in der Sie als Regisseur anfingen, hat das Theater an gesellschaftlicher Bedeutung verloren. Woran liegt das?

Zadek: Ich glaube, das Interesse am Theater folgt einer Kurvenbewegung. Im Moment haben die Leute andere Probleme. Aber Theater kommt wieder. Es bleibt die einzige direkte Kommunikation in der Kunst zwischen Menschen, und es hat eine Wirkung.

SPIEGEL: Welche?

Zadek: Keine schnelle. Wenn mir heute eine Frau in Berlin entgegenkommt und mich beschimpft: Ich bin wütend auf Sie, ich habe Ihr "Maß für Maß" gesehen. Was für eine Schweinerei!, dann sage ich: Sehr gut, ich freue mich. Das war 1967, als Sie das gesehen haben. Kunst ist etwas Essenzielles, das geht ganz tief, das bleibt. Da muss man nicht schnell und flott reagieren.

SPIEGEL: Ist das Theater in einer Zeit, in der Millionen von Zuschauern sich für Kinofilme und Popstars begeistern, nur noch eine Nischenkunst?

Zadek: Wenn es nicht Millionen, sondern Zehn- oder Hunderttausende sind, die sich für das Theater interessieren, genügt das doch. Es muss nicht alles für ein Millionenpublikum sein. Das ist doch das Einzige, was Ihre Zeitschrift, den SPIEGEL, erträglich macht: dass sie sich gelegentlich mit Themen beschäftigt, die nicht für Millionen sind.

SPIEGEL: Ist Ihnen nicht wichtig, dass Ihr Ensemble vor vollem Haus spielt?

Zadek: Natürlich. Manche Kritiker und Theatermacher vergessen genau das: Der Saal muss voll sein. Und dafür kann es nicht schaden, wenn mal ein großer Schauspieler auf der Bühne gezeigt wird. Ich will hier gar keine Lanze fürs Startheater brechen, aber man muss in einem großen Theater auch immer wieder große Persönlichkeiten erleben. Ich würde doch auch ein Schwein auf die Bühne holen, wenn die Leute das sehen wollen. Mir ist egal, warum die Leute ins Theater kommen; Hauptsache, sie kommen - und das, was sie dann sehen, hat Wahrhaftigkeit, also wirkliche Qualität.

SPIEGEL: Immerhin kommen die Menschen nun offenbar auch in Berlin in Ihre Aufführungen, nachdem Ihre Arbeit am Berliner Ensemble Anfang der Neunziger eher ungnädig aufgenommen wurde. Was hat Sie bewogen, wieder in die Stadt zurückzukehren und sogar am Berliner Ensemble zu inszenieren, wo demnächst ein "Peer Gynt" herauskommen soll?

Zadek: Wenn Sie es an den Berliner Kritikern von damals und heute messen, dann bin ich wahrlich ungnädig aufgenommen worden. Die Berliner Presse ist heute noch genauso provinziell wie vor zehn Jahren, und es ist kein Zufall, dass es in Berlin keine überregionale Zeitung gibt. Aber ich bin hier geboren, und viele meiner Schauspieler leben hier. Die Berliner sind für mich bis heute ein Problem. Ich will sie knacken. Das Berliner Publikum reagiert sehr schnell, zu schnell. Ich bin aber langsam. Ich möchte mir hier eine Kolonie aufbauen. Nicht nur die Amerikaner besitzen gern Kolonien.

SPIEGEL: Sind Sie, wie manche Kritiker nach der "Mutter Courage" schrieben, nun milde geworden?

Zadek: Ist das, was ich Ihnen hier gesagt habe, milde? Wenn Sie das so empfinden, dann bin ich milde geworden.

SPIEGEL: Herr Zadek, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

(c) Spiegel

Tut mir leid, das es so lang ist, leider habe ich keine verlinkbare Seite im Internet gefunden. Dick geschrieben sind die Sätze, die Nebukadnezer zitiert hat. Der erste Teil des Textes ist von überall her zitiert und reißt einiges aus dem Zusammenhang.

Nebukadnezar
06.11.2003, 21:14
Nein.

pavement
06.11.2003, 21:20
und warum nicht? erklärung?

Wegweiser
06.11.2003, 21:21
Original von pavement
deine unwissenheit - oder sollte man sie schon geschichtsverfälschung nennen - ist peinlich.

oder kannst du mir sagen, warum alle bücher, these, usw. von revisionisten längst wiederlegt sind?

Der Versuch, etwas auch von der anderen Seite zu sehen, ist also "Geschichtsfälschung", hm? Weil sie unangenehm ist und man sich sich durch die Verdammung in die Unlegitimation einfach abschieben kann? Bitte wenden, pavement! Alles hat zwei Seiten. Und die Leute, die eine davon gelesen haben und meinen, sie kennen die gesammte Wahrheit halte ich doch für ein wenig überheblich. Wenn es dann aber gleichzeitig noch die selben Leute sind, die einen immer und immer wieder ermahnen, man solle einmal "über seinen Tellerrand hinaus schauen", dann wird es lächerlich - oder peinlich, wie oben angesprochen.

Revisionistische Werke und widerlegt? Ich habe so viele Artikel im Internet gelesen, die Anspruch auf eine Widerlegung erheben - und nur ab und an auch nur den Versuch dessen gefunden! Spätestens dieser ist dann aber stets endgültig fehlgeschlagen. Es handelt sich nicht um sachliches und schon gar nicht wissenschaftliches Widerlegen, sondern bestenfalls um verbiegen.

Ein Beispiel sei Hilbergs "Die Vernichtung der europäischen Juden" (wobei ich zu meiner Schande gestehen muß, daß ich es nicht in seiner Originalsprache kenne und ich mir so vielleicht Ungenauigkeiten wegen des Arbeitens mit einer schlechten Übersetzung gefallenlassen muß).

Sollte ich irgendwann noch mal die Zeit dazu finden (es ist schon wieder Jahre her, daß ich die Bücher hatte), werde ich sehen müßen, wo ich mir das mal ausleihen kann. Wenn ich mich recht entsinne, spricht aber sogar Hilberg (wie war eigentlich der Vorname? Ist mir irgendwie gerade entfallen) von 5,1 Mio. jüdischen Opfern. Das offizielle Dogma spricht aber von 6 Mio. Ohne jetzt aber behaupten zu wollen, die Mathematik sei meine ultimative Stärke - aber ich hätte da jetzt ab- und nicht aufgerundet. Nun ja. Aber egal.

Wer sich auch nur mal den ersten Band angetan hat und sich dann nach einigen Tagen interessanter Abendlektüre an den Titel zurückerinnern möchte, ist versucht, "Die Verfolgung der europäischen Juden" anzunehmen. Der Titel heißt jedoch "Die Vernichtung der europäischen Juden". Über diese wurde aber - da bin ich mir noch recht sicher - im ersten Band nichts gesagt. Es geht ausschließlich um die Judenverfolgung, die ja auch keiner ableugnen möchte und die in der Tat sorgfältig recherchiert erscheint.

Nun ist das aber eine Taktik, derer sich unsere Gegner sehr, sehr gerne bedienen. Man antwortet auf eine Frage nicht wirklich. Würde man gar nicht antworten, würde dies sicherlich auffallen. Also antwortet man einfach (?) mit etwas Anderem, was wenigstens noch einen leichten Bezug dazu hat; vorzugsweise möglichst kompliziert, so daß nicht jedem gleich auffällt, daß an der Frage vorbei geantwortet wurde. Zum Schluß zieht man ein Fazit daraus (dies wird nun allerdings herzlich einfach gehalten - damit es auch der Blödeste versteht, einfach behalten und bei Bedarf wiederkäuen kann!) und die Angelegenheit ist erledigt.

Machen wir diese (zugegeben geniale!) linke Taktik einfach einmal durch ein Beispiel klar!:

"Ausländer nehmen uns die Arbeit weg! Arbeit zuerst für Deutsche!", heißt es hin und wieder. Entweder man tut dies gleich als stumpfsinnige Parole ab (was vielleicht noch halbwegs zulässig, wenn auch etwas hochmütig wäre), oder man setzt auf beschriebene Taktik.

(Das gewählte Beispiel ist bewußt einfach; hier sollte es jeder merken)
"Das stimmt doch gar nicht. Es gibt Arbeiten, die wollen die Deutschen doch gar nicht machen. Wer will z.B. die Straße fegen? Dazu brauchen wir dann wieder die Ausländer!"

Hier handelt es sich um eine Scheinantwort. Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, sie wäre korrekt. Gut. Dann haben wir die Ausländer, die uns Deutschen nicht die Arbeitsplätze wegnehmen, weil es ja sogar Arbeiten gibt, welche wir Deutschen gar nicht machen wollen. Ok. Aber... Moment! Um auf das Ausgangsthema zurückzukommen: Angenommen, wir ziehen die Deutschen einfach mal wirklich vor. Arbeit zuerst für Deutsche. Diese Deutschen wollen bestimmte Arbeiten (ja angeblich) nicht verrichten; sind diese denn nun nicht noch immer für die Ausländer frei?

Was hier passiert ist, daß man uns eine Tatsache präsentiert, von welcher nicht jedem sofort klar ist, daß es sich um etwas völlig Anderes handelt. Diese Tatsache ist, für jeden leicht erkennbar, korrekt. Also nehmen wir die ganze Aussage für gegeben. Wie einfach gestrickt der menschliche Geist von Zeit zu Zeit doch ist!

Es ist nichts anderes (auf einer eigentlich auch nur geringfügig höheren Ebene), als wenn mir auf die Frage: "Jetzt ist es viertel vor Drei, oder?" jemand mit "Ja, wir haben Dienstag" antwortet. Ich weiß, daß es Dienstag ist, und ja hat er auch gesagt. Wird also wohl Beides stimmen!

Erwache!


Weltenbrand

Nebukadnezar
06.11.2003, 21:21
Kernaussage bleibt bestehen,es wurde nicht verfälscht.

pavement
06.11.2003, 21:27
Der Versuch, etwas auch von der anderen Seite zu sehen, ist also "Geschichtsfälschung", hm?

der versuch, etwas von einer anderen seite zu sehen, ist natürlich legitim - aber man sollte doch das ganze dann bitteschön durch fakten untermauren, anstatt haltlose behauptungen aufzustellen.


Sollte ich irgendwann noch mal die Zeit dazu finden (es ist schon wieder Jahre her, daß ich die Bücher hatte), werde ich sehen müßen, wo ich mir das mal ausleihen kann. Wenn ich mich recht entsinne, spricht aber sogar Hilberg (wie war eigentlich der Vorname? Ist mir irgendwie gerade entfallen) von 5,1 Mio. jüdischen Opfern. Das offizielle Dogma spricht aber von 6 Mio. Ohne jetzt aber behaupten zu wollen, die Mathematik sei meine ultimative Stärke - aber ich hätte da jetzt ab- und nicht aufgerundet. Nun ja. Aber egal.

der dtv-atlas etwa nennt 5,29, und dtv hat immer sehr gute, aktuelle zahlen.


"Ausländer nehmen uns die Arbeit weg! Arbeit zuerst für Deutsche!", heißt es hin und wieder. Entweder man tut dies gleich als stumpfsinnige Parole ab (was vielleicht noch halbwegs zulässig, wenn auch etwas hochmütig wäre), oder man setzt auf beschriebene Taktik.

ich hab nen neuen ansatz: "ausländer nehmen uns die arbeitslosenplätze weg"


Kernaussage bleibt bestehen,es wurde nicht verfälscht.


kannst du mir diese kernaussagen mal mit deinen eigenen worten nennen?

Nebukadnezar
06.11.2003, 21:30
der versuch, etwas von einer anderen seite zu sehen, ist natürlich legitim - aber man sollte doch das ganze dann bitteschön durch fakten untermauren, anstatt haltlose behauptungen aufzustellen.

Wie arrogant, pauschalisierend und selbstgefällig! X(

Revisionismus ist und war schon immer ein integraler Bestandteil der Geschichtswissenschaft!

pavement
06.11.2003, 21:34
Wie arrogant, pauschalisierend und selbstgefällig!

aber es ist doch so...


Revisionismus ist und war schon immer ein integraler Bestandteil der Geschichtswissenschaft!

bitte etwas ausführlicher erläutern.

außerdem blieb folgendes unbeantwortet:



kannst du mir diese kernaussagen mal mit deinen eigenen worten nennen?

Wegweiser
06.11.2003, 22:17
Original von pavement
der versuch, etwas von einer anderen seite zu sehen, ist natürlich legitim - aber man sollte doch das ganze dann bitteschön durch fakten untermauren, anstatt haltlose behauptungen aufzustellen.

Ein Faktum wie es z.B. ein "deutscher" Erschießungsbefehl war, von dem man mittlerweile weiß, daß er von russischen Fälschern stammt? Heißt es nicht eigentlich: "In dubio pro reo"? Nicht wir Deutsche haben eine Bringschuld, was unsere Unschuld angeht. Vielmehr haben unsere Gegen, die uns etwas andochten wollen, eine Solche - welche sie, wohlgemerkt, natürlich nicht wahrnehmen, sondern einfach als gegeben voraussetzen. DAS und nichts anderes sind für mich haltlose Behauptungen. Beweise von der Aussagekraft eines "Geständnisses", welches ein Mann, derart geschundener, daß er kaum noch gehen kann, mit seiner Unterschrift unter einem vorgegebenen Text in einer Sprache, die er nicht beherrscht, liefert, halte ich nicht für fundiert oder Beweislastig. Solcher Quatsch taugt nur dazu, die Leute zu verwirren, welche nicht die Zeit haben, sich genauer anzusehen, was man ihnen vortischt.


der dtv-atlas etwa nennt 5,29, und dtv hat immer sehr gute, aktuelle zahlen.

Und wenn ich mich jetzt vor unser Rathaus stelle und sage: "Es wurden in deutschen KLs nicht 6 Mio. Juden getötet!", bin ich fällig. DTV-Atlas, oder nicht.


ich hab nen neuen ansatz: "ausländer nehmen uns die arbeitslosenplätze weg"

Schön und gut - hat aber nur mal wieder mit dem Problem nichts zu tun... Ich will Dir nicht unterstellen, daß Du geziehlt ablenkst; so wie ich Dich einschätze, hast Du das nicht nötig. Aber wenn vielleicht auch unbewußt, schiebst Du hier das große Problem beiseite.


kannst du mir diese kernaussagen mal mit deinen eigenen worten nennen?

Entschuldigt mich, wenn ich mich hier auchnoch hineindränge; um welche Kernaussage geht es hier genau?


Weltenbrand

Nebukadnezar
06.11.2003, 22:22
Entschuldigt mich, wenn ich mich hier auchnoch hineindränge; um welche Kernaussage geht es hier genau?

Die Kernaussage des Einganstextes (Interview) also quasi der Titel"Die Nazis..."


Ein Faktum wie es z.B. ein "deutscher" Erschießungsbefehl war, von dem man mittlerweile weiß, daß er von russischen Fälschern stammt?

Dazu habe ich pavement schon etliche Beispiele gebracht...aber es juckt ihn nicht.. ?(

Auch die Tatsache das zur Zeit tausende Unrechtmäßig verurteilte Wehrmachtssoldaten(helden) in Russland rhabilitiert werden ,interessiert keinen.

pavement
06.11.2003, 22:50
Und wenn ich mich jetzt vor unser Rathaus stelle und sage: "Es wurden in deutschen KLs nicht 6 Mio. Juden getötet!", bin ich fällig. DTV-Atlas, oder nicht.

da bin ich ja mal gespannt, probiers doch mal.

übrigens wurden in deutschen kzs nicht mal annäherend 5 millionen juden getötet, die nazis hatten für die systematische vernichtung ja die vls erfunden.


Schön und gut - hat aber nur mal wieder mit dem Problem nichts zu tun... Ich will Dir nicht unterstellen, daß Du geziehlt ablenkst; so wie ich Dich einschätze, hast Du das nicht nötig. Aber wenn vielleicht auch unbewußt, schiebst Du hier das große Problem beiseite

sry - aber ich fand meinen geistesblitz in dem moment so toll. "die ausländer nehmen uns die arbeitslosenplätze weg" ein satz zum drübernachdenken, der wohl eher stimmt als "die ausländer nehmen uns die arbeitsplätze weg"


Entschuldigt mich, wenn ich mich hier auchnoch hineindränge; um welche Kernaussage geht es hier genau?

um die kernaussagen des SPIEGEL-textes, und zwar des entstellten.



Die Kernaussage des Einganstextes (Interview) also quasi der Titel"Die Nazis..."

das ist keine kernaussage, das ist eine überschrift.



Dazu habe ich pavement schon etliche Beispiele gebracht...aber es juckt ihn nicht..

nein, zum erschießungsbefehl hast du noch kein beispiel gebracht.


Beweise von der Aussagekraft eines "Geständnisses", welches ein Mann, derart geschundener, daß er kaum noch gehen kann, mit seiner Unterschrift unter einem vorgegebenen Text in einer Sprache, die er nicht beherrscht, liefert, halte ich nicht für fundiert oder Beweislastig.

halt ich auch nicht für besonders beweiskräftig.