Nurmalso
02.03.2015, 09:11
Wie sich die Muslimin Serap Güler MdL, der homosexuelle Katholik Jens Spahn MdB, der Türken“experte“ Thomas Kufen MdL und ein vehementer Gegner der direkten Demokratie Günter Krings MdB "den" Islam in Deutschland vorstellen, bzw. einfordern.
http://www.cdu2017.de/fuer-einen-islam-mitteleuropaeischer-praegung/
Ich weiß, ich weiß, lang zum Lesen, aber so ist nun mal Politik. Die meiner Meinung nach relevanten Teile zum schnelleren durchlesen rot markiert.
"“Der Islam gehört mittlerweile auch zu Deutschland” – dieser Satz bewegt seit einiger Zeit die Gemüter im Land. Dabei ist die Aussage so selbstverständlich wie erklärungsbedürftig. Selbstverständlich, weil die über vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, hier geboren wurden, ihre Kinder großziehen, arbeiten, Unternehmen gründen, Steuern zahlen und sich einbringen, auch mit ihrem Glauben zu uns gehören. Klar tun sie das, das ist eine schlichte Realität. So ist der Satz gemeint. Und so haben ihn viele Muslime in Deutschland auch verstanden und sich über diesen Satz gefreut.
Erklärungsbedürftig wird die Aussage, wenn es um die Frage geht, welcher Islam zu uns gehört. Denn „den Islam“ gibt es nicht. So kann beispielsweise jede Art des extremistisch ausgelegten Islam kein Teil unserer demokratischen Gesellschaft sein. Genauso wenig gehört ein Islam zu uns, der sich mehr als politische Ideologie denn als Religion versteht oder Menschenrechte und Gleichberechtigung der Frau ablehnt.
Errungenschaften der Aufklärung Grundlage unseres Zusammenlebens
Das Besondere am Islam ist, dass er dem Einzelnen deutlich mehr Raum für die individuelle Deutung und Umsetzung seines Glaubens in den Alltag lässt, als es etwa die christlichen Kirchen mit ihrem Amtsverständnis als kollektive Instanzen tun. Eine einheitliche Lehrmeinung oder gar eine höchste Glaubensinstanz, wie beispielsweise in der katholischen Kirche, gibt es nicht. Hinzu kommt, dass unsere europäische Geschichte seit dem Mittelalter ganz wesentlich durch das Verhältnis und den Konflikt zwischen Religion und Staat geprägt worden ist. Dieses besondere Spannungsverhältnis mündete durch die Errungenschaften der Aufklärung in die grundsätzliche Trennung zwischen Staat und Kirche sowie in der Garantie der Religionsfreiheit als zentralem Element der universell geltenden Menschenrechte. Diese lange und mitunter schmerzhafte Entwicklung ist heute die Grundlage unseres Zusammenlebens.
Wortwörtliche Auslegung des Korans passt nicht in unsere Zeit
Der Islam ist in Deutschland eine Religion unter vielen und muss sich den Regeln unseres Zusammenlebens in einer offenen und freien Gesellschaft unterordnen -wie alle anderen Religionen es auch tun. Eine wortwörtliche Auslegung des Korans, wie ihn etwa salafistische Gruppen in Deutschland predigen, hat immer auch einen Alleinstellungs- und Allmachtsanspruch ins Weltliche, der mit jeder Faser dem Geist unserer Verfassung widerspricht. Er kann nicht nur nicht zu Deutschland gehören, er muss sogar mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden, wo er sich aktiv gegen das Grundgesetz wendet. Die strafrechtliche Verfolgung und Ausweisung von Hasspredigern, das Verbot entsprechender Vereine und eine klare Kante auch im öffentlichen Diskurs gehören dazu. Und hier stellen sich auch die Fragen, die sich an die islamische Geistlichkeit und Autoritäten richten. So wie es unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel im Deutschen Bundestag eindeutig formuliert hat: „Warum schätzen Terroristen den Wert eines Menschenlebens so gering und verbinden ihre Untaten stets mit ihrem Glauben?“
90 Prozent der Muslime halten Demokratie für gute Regierungsform
Festzuhalten ist, dass die große Mehrheit der 1,4 Milliarden Muslime weltweit und der vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime eine solche gewaltbereite und -legitimierende Auslegung des Islam eindeutig ablehnen. Wie aktuelle Studien bestätigen, halten 90 Prozent der hier lebenden Muslime die Demokratie für eine gute Regierungsform, neun von zehn Muslimen haben in ihrer Freizeit Kontakt zu Nicht-Muslimen. Gleichzeitig empfinden 57 Prozent der Nicht-Muslime in Deutschland den Islam als Bedrohung und 40 Prozent der Befragten fühlen sich durch Muslime wie Fremde im eigenen Land.
Die Berichterstattung über die Gräueltaten radikaler Islamisten sowie aktuell über die Hasspredigten in manchen deutschen Moscheen prägen aber schon länger das Bild vieler Deutsche über den Islam so, dass sich viele Muslime nachvollziehbarer Weise zu Unrecht unter Generalverdacht und Rechtfertigungszwang gestellt sehen. Das führt immer mehr zu einer bedenklichen Sprachlosigkeit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland und Europa, weil Vorurteile so nicht ausgeräumt werden können und sich auch Resignation breit macht – auch angesichts von weltweit immer neuer Gräueltaten.
Es ist natürlich nicht die Aufgabe der deutschen Politik, eine Reformation des Islams zu betreiben. Dies müssen allen voran Muslime selbst tun.Diejenigen, die für einen Islam stehen, der den Koran in seinem historischen Kontext sieht und ihn in der heutigen Zeit und im europäischen Kontext deutet, müssen sich aber auf unsere Unterstützung verlassen können.
Viel falsch verstandene Toleranz in Vergangenheit
Und hier sind auch die muslimischen Vereine, Verbände und Gemeinden gefordert. Wir sind bereit, sie mit ihren Anliegen im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz zu fördern, wir haben aber auch konkrete Erwartungen an die weltlichen und geistlichen Vertreter des Islam in Deutschland. Da waren wir in der Vergangenheit aus falsch verstandener Toleranz und sich daraus teilweise ergebender Ignoranz oft viel zu zurückhaltend.
Theologische muslimische Ausbildung in Deutschland fördern
Es ist richtig, dass an vier deutschen Universitäten Lehrstühle für islamische Theologie eingerichtet wurden, die sich um eine dem 21. Jahrhundert entsprechende Auslegung des Korans in Mitteleuropa bemühen und sie theologisch fundieren können – auch und gerade wenn dies auf Widerstand bei muslimischen Verbänden stößt. Diese Arbeit an den Hochschulen müssen wir aus Mitteln des Bundes und der Länder noch besser unterstützen. Nicht nur die Ausbildung von Lehrern und Hochschullehrern, auch die von Imamen und Seelsorgern, etwa für Gefängnisse, müssen wir in Deutschland endlich vorantreiben.
http://www.cdu2017.de/fuer-einen-islam-mitteleuropaeischer-praegung/
Ich weiß, ich weiß, lang zum Lesen, aber so ist nun mal Politik. Die meiner Meinung nach relevanten Teile zum schnelleren durchlesen rot markiert.
"“Der Islam gehört mittlerweile auch zu Deutschland” – dieser Satz bewegt seit einiger Zeit die Gemüter im Land. Dabei ist die Aussage so selbstverständlich wie erklärungsbedürftig. Selbstverständlich, weil die über vier Millionen Muslime, die in Deutschland leben, hier geboren wurden, ihre Kinder großziehen, arbeiten, Unternehmen gründen, Steuern zahlen und sich einbringen, auch mit ihrem Glauben zu uns gehören. Klar tun sie das, das ist eine schlichte Realität. So ist der Satz gemeint. Und so haben ihn viele Muslime in Deutschland auch verstanden und sich über diesen Satz gefreut.
Erklärungsbedürftig wird die Aussage, wenn es um die Frage geht, welcher Islam zu uns gehört. Denn „den Islam“ gibt es nicht. So kann beispielsweise jede Art des extremistisch ausgelegten Islam kein Teil unserer demokratischen Gesellschaft sein. Genauso wenig gehört ein Islam zu uns, der sich mehr als politische Ideologie denn als Religion versteht oder Menschenrechte und Gleichberechtigung der Frau ablehnt.
Errungenschaften der Aufklärung Grundlage unseres Zusammenlebens
Das Besondere am Islam ist, dass er dem Einzelnen deutlich mehr Raum für die individuelle Deutung und Umsetzung seines Glaubens in den Alltag lässt, als es etwa die christlichen Kirchen mit ihrem Amtsverständnis als kollektive Instanzen tun. Eine einheitliche Lehrmeinung oder gar eine höchste Glaubensinstanz, wie beispielsweise in der katholischen Kirche, gibt es nicht. Hinzu kommt, dass unsere europäische Geschichte seit dem Mittelalter ganz wesentlich durch das Verhältnis und den Konflikt zwischen Religion und Staat geprägt worden ist. Dieses besondere Spannungsverhältnis mündete durch die Errungenschaften der Aufklärung in die grundsätzliche Trennung zwischen Staat und Kirche sowie in der Garantie der Religionsfreiheit als zentralem Element der universell geltenden Menschenrechte. Diese lange und mitunter schmerzhafte Entwicklung ist heute die Grundlage unseres Zusammenlebens.
Wortwörtliche Auslegung des Korans passt nicht in unsere Zeit
Der Islam ist in Deutschland eine Religion unter vielen und muss sich den Regeln unseres Zusammenlebens in einer offenen und freien Gesellschaft unterordnen -wie alle anderen Religionen es auch tun. Eine wortwörtliche Auslegung des Korans, wie ihn etwa salafistische Gruppen in Deutschland predigen, hat immer auch einen Alleinstellungs- und Allmachtsanspruch ins Weltliche, der mit jeder Faser dem Geist unserer Verfassung widerspricht. Er kann nicht nur nicht zu Deutschland gehören, er muss sogar mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden, wo er sich aktiv gegen das Grundgesetz wendet. Die strafrechtliche Verfolgung und Ausweisung von Hasspredigern, das Verbot entsprechender Vereine und eine klare Kante auch im öffentlichen Diskurs gehören dazu. Und hier stellen sich auch die Fragen, die sich an die islamische Geistlichkeit und Autoritäten richten. So wie es unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel im Deutschen Bundestag eindeutig formuliert hat: „Warum schätzen Terroristen den Wert eines Menschenlebens so gering und verbinden ihre Untaten stets mit ihrem Glauben?“
90 Prozent der Muslime halten Demokratie für gute Regierungsform
Festzuhalten ist, dass die große Mehrheit der 1,4 Milliarden Muslime weltweit und der vier Millionen in Deutschland lebenden Muslime eine solche gewaltbereite und -legitimierende Auslegung des Islam eindeutig ablehnen. Wie aktuelle Studien bestätigen, halten 90 Prozent der hier lebenden Muslime die Demokratie für eine gute Regierungsform, neun von zehn Muslimen haben in ihrer Freizeit Kontakt zu Nicht-Muslimen. Gleichzeitig empfinden 57 Prozent der Nicht-Muslime in Deutschland den Islam als Bedrohung und 40 Prozent der Befragten fühlen sich durch Muslime wie Fremde im eigenen Land.
Die Berichterstattung über die Gräueltaten radikaler Islamisten sowie aktuell über die Hasspredigten in manchen deutschen Moscheen prägen aber schon länger das Bild vieler Deutsche über den Islam so, dass sich viele Muslime nachvollziehbarer Weise zu Unrecht unter Generalverdacht und Rechtfertigungszwang gestellt sehen. Das führt immer mehr zu einer bedenklichen Sprachlosigkeit zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland und Europa, weil Vorurteile so nicht ausgeräumt werden können und sich auch Resignation breit macht – auch angesichts von weltweit immer neuer Gräueltaten.
Es ist natürlich nicht die Aufgabe der deutschen Politik, eine Reformation des Islams zu betreiben. Dies müssen allen voran Muslime selbst tun.Diejenigen, die für einen Islam stehen, der den Koran in seinem historischen Kontext sieht und ihn in der heutigen Zeit und im europäischen Kontext deutet, müssen sich aber auf unsere Unterstützung verlassen können.
Viel falsch verstandene Toleranz in Vergangenheit
Und hier sind auch die muslimischen Vereine, Verbände und Gemeinden gefordert. Wir sind bereit, sie mit ihren Anliegen im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz zu fördern, wir haben aber auch konkrete Erwartungen an die weltlichen und geistlichen Vertreter des Islam in Deutschland. Da waren wir in der Vergangenheit aus falsch verstandener Toleranz und sich daraus teilweise ergebender Ignoranz oft viel zu zurückhaltend.
Theologische muslimische Ausbildung in Deutschland fördern
Es ist richtig, dass an vier deutschen Universitäten Lehrstühle für islamische Theologie eingerichtet wurden, die sich um eine dem 21. Jahrhundert entsprechende Auslegung des Korans in Mitteleuropa bemühen und sie theologisch fundieren können – auch und gerade wenn dies auf Widerstand bei muslimischen Verbänden stößt. Diese Arbeit an den Hochschulen müssen wir aus Mitteln des Bundes und der Länder noch besser unterstützen. Nicht nur die Ausbildung von Lehrern und Hochschullehrern, auch die von Imamen und Seelsorgern, etwa für Gefängnisse, müssen wir in Deutschland endlich vorantreiben.