Rhino
11.02.2015, 19:09
Der 8.Mai der Tag der Befreiung,Weizäckers Vater hätte die Befreiung auch am Galgen erleben können,nicht das er besonders schuldig war aber die Urteile der Sieger waren eine Lotterie.
Die Weizsaeckers hatten allerdings ein feines Gespuer dafuer was gut fuer ihre Karriere ist.
Der Vater Ernst hatte aber durchaus auch Durchblick und vor allem auch Einblick:
Im Spätsommer beurteilte Staatssekretär Ernst von Weizsäcker die Lage zuweilen auch nüchtern:
"Unser Vertreter in Warschau, Mollke, nach meinem Urteil
der beste Botschafter, den wir damals überhaupt besaßen, war
durch die Behandlung der deutschen Minderheit in Polen immer
schon in Atem gehalten und beurteilte die Zunahme der natio-
nalistischen Ausschreitungen sehr ernst. ...
Fest steht, daß der deutsch-polnische Minderheitenstreit
keine Erfindung von Hitler war. Wer die 20er Jahre und den
Beginn der 30er Jahre verfolgt hat, weiß davon. Ich selbst habe
jahrelang keine Tagung des Völkerbundsrats erlebt ohne schwe-
re deutsch-polnische Reibung oder Krise. Ich warZeuge, wie die
polnischen Übergriffe und Vertragswidrigkeilen in der Weima-
rer Republik den Versöhnungspolitiker Stresemann zu seinem
berühmten Faustschlag in Lugano trieben und später bei einer
Tagung in Madrid zum Versuch einer Revision des ganzen
Minoritentätenstatuts. Im Dritten Reich war es damit nicht
besser bestellt. Nur hatte Hitler ab 1934 das Thema aus der
deutschen Presse bis auf weiteres verbannt. Aus der Verwal-
tungspraxis der Woiwoden war darum die Unterdrückung der
deutschen M inderheiten keineswegs verschwunden. Unsere dip-
lomatischen und Konsularberichte zeigten, wie 1939 die Welle
immer höher auflief und das ursprüngliche Problem: Danzig
und Passage durch den Korridor überdeckte. " 32)
Nachstehend eine kleine Blütenlese, beschränkt auf
die letzten Wochen vor Kriegsausbruch. Hören wir
wieder dazu als kompetentesten Zeitbeobachter vor Ort
den Oberstleutnant Reile vom Geheimdienst in Dan-
zig:
"Das Feuer griff am 4. August 1939 auf Danzig über. Die
Freie Stadt hatte am 29. Juli Protestnoten an Polen gerichtet, in
denen Beschwerde, gegen polnische Zollinspektoren erhoben
wurde, die sich auf Danziger Gebiet zu Tätlichkeiten hatten
hinreißen lassen ....
Chodacki, der diplomatische Vertreter Polens in Danzig,
überreichte darauflün im Einvernehmen mit Außenminister
Beck am 4. August dem Präsidenten des Senats der Freien Stadt
ein Ultimatum. In diesem hieß^es, daß Polen den Import aller
ausländischen Lebensmittel nach Danzig unterbinden würde,
wenn die Regierung der Freien Stadt bis zum 5. August um 18
Uhr nicht die feste Zusage gäbe, daß sie sich künftig nie mehr
in die Tätigkeit der polnischen Zollbeamten einmischen werde.
Im übrigen würden die polnischen Zollbeamten künftig bei
Ausübung ihres Dienstes auf Danziger Gebiet Waffen tragen.
Der Inhalt de s Ultimatums bedeutete, nicht mehr und nicht 32) Ernst von Weizsäcker, "Erinnerungen", München 1950, S, 242.
https://archive.org/details/FaktenZumKriegsausbruch1939HistorischeTatsachen71
Rumpel hat da auch einiges gefunden:
Ach, ich hab das alles seit langem hinter mir :) Das Beste ist, man hält sich an die Berichte unserer Eltern.. oder Großeltern. Da kann man z. B. bei dem Vater unseres früheren Bundespräsidenten von Weizsäcker folgendes lesen:
S. 213 Sicher war nur, daß die deutsch-polnischen Besprechungen seit Januar ziemlich festgefahren waren, namentlich durch die Gespräche zwischen Ribbentrop und dem polnischen Außenminister Beck. ...Die Zeit der Pseudofreundschaft zwischen beiden Ländern ging zu Ende. Am 24. Februar 1939 gab es schon Steinwürfe gegen die deutsche Botschaft in Warschau. (Anm: Also noch VOR dem deutschen "Überfalls" auf die CSSR)
S. 222 Sein Bruder Neville (Anm: Chamberlain) aber band England fest an die Entschlüsse Polens...Warschau hatte es in der Hand, das britische Empire in den Krieg zu ziehen....Der britische Minister und spätere Botschafter Duff Cooper drückte es so aus: nie in der Geschichte habe England einer zweitrangigen Macht die Entscheidung darüber eingeräumt, ob Großbritannien in einen Krieg einzutreten habe oder nicht. Jetzt sei diese Entscheidung einer Handvoll Leuten überlassen, deren Namen – vielleicht mit Ausnahme von dem des Obersten Beck – in England total unbekannt seien. Und diese Unbekannten könnten morgen die Entfesselung des europäischen Kriegs befehlen...
Der polnische Botschafter Lipski kam Anfang April zu mir mit der Versicherung, dieses britisch-polnische Versprechen sei vereinbar mit dem deutsch-polnischen Abkommen von 1934. Ich konnte das nur mit Lächeln entgegennehmen. Im gleichen Gespräch gab Lipski zu, daß polnische Truppen um Danzig sich versammelten (Anm: Anfang April!!...1939!)
S. 224 Hitler sagte um jene Zeit (Anm.: Anfang Mai) im engeren Kreis wiederholt, - so wurde mir berichtet -, die polnische Frage reife für uns automatisch; wir hätten Zeit und würden geduldig warten.
S 241f Zwischenfälle gab es nun aber reichlich von der polnischen Seite. Ich hielt mich dabei zu meiner Information nicht an die deutsche Presse, die ich nicht als klare Quelle ansah. Unser Vertreter in Warschau, Moltke, nach meinem Urteil der beste Botschafter, den wir damals überhaupt besaßen, war durch die Behandlung der deutschen Minderheit in Polen immer schon in Atem gehalten und beurteilte die Zunahme der nationalistischen Ausschreitungen sehr ernst.
...Fest steht, daß der deutsch-polnische Minderheitenstreit keine Erfindung von Hitler war. Wer die zwanziger Jahre und den Beginn der dreißiger Jahre verfolgt hat, weiß davon. Ich selbst habe jahrelang keine Tagung des Völkerbundrates erlebt ohne schwere deutsch-polnische Reibung oder Krise. Ich war Zeuge, wie die polnischen Übergriffe und Vertragswidrigkeiten in der Weimarer Republik den Versöhnungspolitiker Stresemann zu seinem berühmten Faustschlag von Lugano trieben und später bei einer Tagung in Madrid zum Versuch einer Revision des ganzen Minoritätenstatuts. Im Dritten Reich war es damit nicht besser bestellt. Nur hatte Hitler ab 1934 das Thema aus der deutschen Presse bis auf weiteres verbannt. Aus der Verwaltungspraxis der Woiwoden war darum die Unterdrückung der deutschen Minderheiten keineswegs verschwunden. Unsere diplomatischen und Konsulatsberichte aus Polen zeigten, wie 1939 die Welle immer höher auflief und das ursprüngliche Problem „ Danzig und Passage durch den Korridor“ überdeckte.
(aus von Weizsäcker "ERINNERUNGEN")
DAS sind meine Quellen, in diesem Falle sogar eine Primär-Quelle, denn von Weizsäckers Tätigkeit im AA als Staatssekretär und seine seinerzeit gesammelten Erfahrungen dürften ausreichen, um den hier teilweise dargebotenen Stuss irgendwelcher Hobby-Histeriker dorthin zu verlagern, wo er hingehört. Auf den (Sonder)Müll :D
Ach ja.. die kleinen "Anmerkungen" sind von mir. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen :)
Die Weizsaeckers hatten allerdings ein feines Gespuer dafuer was gut fuer ihre Karriere ist.
Der Vater Ernst hatte aber durchaus auch Durchblick und vor allem auch Einblick:
Im Spätsommer beurteilte Staatssekretär Ernst von Weizsäcker die Lage zuweilen auch nüchtern:
"Unser Vertreter in Warschau, Mollke, nach meinem Urteil
der beste Botschafter, den wir damals überhaupt besaßen, war
durch die Behandlung der deutschen Minderheit in Polen immer
schon in Atem gehalten und beurteilte die Zunahme der natio-
nalistischen Ausschreitungen sehr ernst. ...
Fest steht, daß der deutsch-polnische Minderheitenstreit
keine Erfindung von Hitler war. Wer die 20er Jahre und den
Beginn der 30er Jahre verfolgt hat, weiß davon. Ich selbst habe
jahrelang keine Tagung des Völkerbundsrats erlebt ohne schwe-
re deutsch-polnische Reibung oder Krise. Ich warZeuge, wie die
polnischen Übergriffe und Vertragswidrigkeilen in der Weima-
rer Republik den Versöhnungspolitiker Stresemann zu seinem
berühmten Faustschlag in Lugano trieben und später bei einer
Tagung in Madrid zum Versuch einer Revision des ganzen
Minoritentätenstatuts. Im Dritten Reich war es damit nicht
besser bestellt. Nur hatte Hitler ab 1934 das Thema aus der
deutschen Presse bis auf weiteres verbannt. Aus der Verwal-
tungspraxis der Woiwoden war darum die Unterdrückung der
deutschen M inderheiten keineswegs verschwunden. Unsere dip-
lomatischen und Konsularberichte zeigten, wie 1939 die Welle
immer höher auflief und das ursprüngliche Problem: Danzig
und Passage durch den Korridor überdeckte. " 32)
Nachstehend eine kleine Blütenlese, beschränkt auf
die letzten Wochen vor Kriegsausbruch. Hören wir
wieder dazu als kompetentesten Zeitbeobachter vor Ort
den Oberstleutnant Reile vom Geheimdienst in Dan-
zig:
"Das Feuer griff am 4. August 1939 auf Danzig über. Die
Freie Stadt hatte am 29. Juli Protestnoten an Polen gerichtet, in
denen Beschwerde, gegen polnische Zollinspektoren erhoben
wurde, die sich auf Danziger Gebiet zu Tätlichkeiten hatten
hinreißen lassen ....
Chodacki, der diplomatische Vertreter Polens in Danzig,
überreichte darauflün im Einvernehmen mit Außenminister
Beck am 4. August dem Präsidenten des Senats der Freien Stadt
ein Ultimatum. In diesem hieß^es, daß Polen den Import aller
ausländischen Lebensmittel nach Danzig unterbinden würde,
wenn die Regierung der Freien Stadt bis zum 5. August um 18
Uhr nicht die feste Zusage gäbe, daß sie sich künftig nie mehr
in die Tätigkeit der polnischen Zollbeamten einmischen werde.
Im übrigen würden die polnischen Zollbeamten künftig bei
Ausübung ihres Dienstes auf Danziger Gebiet Waffen tragen.
Der Inhalt de s Ultimatums bedeutete, nicht mehr und nicht 32) Ernst von Weizsäcker, "Erinnerungen", München 1950, S, 242.
https://archive.org/details/FaktenZumKriegsausbruch1939HistorischeTatsachen71
Rumpel hat da auch einiges gefunden:
Ach, ich hab das alles seit langem hinter mir :) Das Beste ist, man hält sich an die Berichte unserer Eltern.. oder Großeltern. Da kann man z. B. bei dem Vater unseres früheren Bundespräsidenten von Weizsäcker folgendes lesen:
S. 213 Sicher war nur, daß die deutsch-polnischen Besprechungen seit Januar ziemlich festgefahren waren, namentlich durch die Gespräche zwischen Ribbentrop und dem polnischen Außenminister Beck. ...Die Zeit der Pseudofreundschaft zwischen beiden Ländern ging zu Ende. Am 24. Februar 1939 gab es schon Steinwürfe gegen die deutsche Botschaft in Warschau. (Anm: Also noch VOR dem deutschen "Überfalls" auf die CSSR)
S. 222 Sein Bruder Neville (Anm: Chamberlain) aber band England fest an die Entschlüsse Polens...Warschau hatte es in der Hand, das britische Empire in den Krieg zu ziehen....Der britische Minister und spätere Botschafter Duff Cooper drückte es so aus: nie in der Geschichte habe England einer zweitrangigen Macht die Entscheidung darüber eingeräumt, ob Großbritannien in einen Krieg einzutreten habe oder nicht. Jetzt sei diese Entscheidung einer Handvoll Leuten überlassen, deren Namen – vielleicht mit Ausnahme von dem des Obersten Beck – in England total unbekannt seien. Und diese Unbekannten könnten morgen die Entfesselung des europäischen Kriegs befehlen...
Der polnische Botschafter Lipski kam Anfang April zu mir mit der Versicherung, dieses britisch-polnische Versprechen sei vereinbar mit dem deutsch-polnischen Abkommen von 1934. Ich konnte das nur mit Lächeln entgegennehmen. Im gleichen Gespräch gab Lipski zu, daß polnische Truppen um Danzig sich versammelten (Anm: Anfang April!!...1939!)
S. 224 Hitler sagte um jene Zeit (Anm.: Anfang Mai) im engeren Kreis wiederholt, - so wurde mir berichtet -, die polnische Frage reife für uns automatisch; wir hätten Zeit und würden geduldig warten.
S 241f Zwischenfälle gab es nun aber reichlich von der polnischen Seite. Ich hielt mich dabei zu meiner Information nicht an die deutsche Presse, die ich nicht als klare Quelle ansah. Unser Vertreter in Warschau, Moltke, nach meinem Urteil der beste Botschafter, den wir damals überhaupt besaßen, war durch die Behandlung der deutschen Minderheit in Polen immer schon in Atem gehalten und beurteilte die Zunahme der nationalistischen Ausschreitungen sehr ernst.
...Fest steht, daß der deutsch-polnische Minderheitenstreit keine Erfindung von Hitler war. Wer die zwanziger Jahre und den Beginn der dreißiger Jahre verfolgt hat, weiß davon. Ich selbst habe jahrelang keine Tagung des Völkerbundrates erlebt ohne schwere deutsch-polnische Reibung oder Krise. Ich war Zeuge, wie die polnischen Übergriffe und Vertragswidrigkeiten in der Weimarer Republik den Versöhnungspolitiker Stresemann zu seinem berühmten Faustschlag von Lugano trieben und später bei einer Tagung in Madrid zum Versuch einer Revision des ganzen Minoritätenstatuts. Im Dritten Reich war es damit nicht besser bestellt. Nur hatte Hitler ab 1934 das Thema aus der deutschen Presse bis auf weiteres verbannt. Aus der Verwaltungspraxis der Woiwoden war darum die Unterdrückung der deutschen Minderheiten keineswegs verschwunden. Unsere diplomatischen und Konsulatsberichte aus Polen zeigten, wie 1939 die Welle immer höher auflief und das ursprüngliche Problem „ Danzig und Passage durch den Korridor“ überdeckte.
(aus von Weizsäcker "ERINNERUNGEN")
DAS sind meine Quellen, in diesem Falle sogar eine Primär-Quelle, denn von Weizsäckers Tätigkeit im AA als Staatssekretär und seine seinerzeit gesammelten Erfahrungen dürften ausreichen, um den hier teilweise dargebotenen Stuss irgendwelcher Hobby-Histeriker dorthin zu verlagern, wo er hingehört. Auf den (Sonder)Müll :D
Ach ja.. die kleinen "Anmerkungen" sind von mir. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen :)