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Vollständige Version anzeigen : Feierstunde 125 Jahre deutsche Rentenversicherung



BlackForrester
02.12.2014, 22:29
Natürlich muss man die bismarksche Erfindung mit einem Festakt im Berliner Abgeordnetenhaus begehen und natürlich muss man mit vielen warmen Worten erklären, wie toll doch das deutsche Rentenversicherungssystem denn wäre.

Merkel (Bundeskanzlerin):
Die gesetzliche Rentenversicherung ist und bleibt ein prägendes Zeichen unseres lebendigen Sozialstaats

Annelie Buntenbach (Bundesvorstandsvorsitzenden der Deutschen Rentenversicherung):
Die gesetzliche Rentenversicherung in den vergangenen 125 Jahren hat "den Menschen die Sicherheit gegeben, nach einem langen Arbeitsleben eine ausreichende Versorgung erwarten zu können.

Dr. Michael Stolleis (Historiker):
Wenn es die Rentenversicherung nicht gäbe, müsste sie erfunden werden.

Valerie Holsboer (Vorsitzende der Bundesvertreterversammlung):
Insofern ist die Tatsache, dass die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland nun bereits zwei Jahrhundertwechsel erlebt hat, auch als Beleg für das erfolgreiche Wirken dieser Institution zu werten.

In welchem Elfenbeinturm leben diese Menschen eigentlich?

Wo bleibt die "Ehrlichkeit", dass das Rentensystem, spätestens nach dem WKII ab 1957 von ALLEN Parteien missbraucht wurde und weiterhin missbraucht wird, indem man einseitig den sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern gesamtgesellschaftliche Lasten auferlegt.

Für die Vergangenheit mag die ganze Lobhudelei ja alles zutreffend sein...aber für die Zukunft? ALLE Rentenberechnungen der Rentenkassen wie der Parteien enden mit dem Jahr 2030. Geht danach eigentlich die Welt unter? Oder ist es nicht eher so, dass die Warner und Mahner recht haben und die Rente ab 2030 - bei unsäglich hohen Beiträgen - nur noch Sozialhilfeniveau erreichen wird? Dass die Parteien und deren heutigen Mandatsträgern dies aus Feigheit vor den Bürgern nicht kommunizieren wollen - irgendwie kann man dies ja noch verstehen...wo aber bleiben die Rentenkassen, wo bleibt die Wirtschaft, wo bleibt die Wissenschaft, wo bleiben die Medien welche genau diese Parteien und deren Mandatsträger in die Wahrheit treiben und diese zwingen Farbe für die Jahre nach 2030 zu bekennen?

Heinrich_Kraemer
03.12.2014, 10:01
Hurra. 125 Jahre Junkertum und Preussentum, das die Untertanen schön absolutistisch im Hamsterrad hält bis ins Alter, daß dann ein paar Kröten ausgezahlt bekommt. Freiheitsbedingende Kapitalansammlung wird verhindert, und das Eingezahlte ist futsch.

Immer schön den aristokratischen Beamtenstaat bedienen.

Preussische Fortschritte und Sozialstaat.

konfutse
03.12.2014, 13:59
Man lobt die gesetzliche Rentenversicherung, um sich umso glaubwürdiger im Bedauern darüber üben zu können, dass sie die Altersversorgung nicht mehr sichern kann. Das macht vergessen, dass es politische Entscheidungen zu Gunsten der Versicherungskonzerne und der Arbeitgeber waren, die sie dahin gebracht haben. Es sind Krokodilstränen.
Blüm hat das wieder mal deutlich gemacht: http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/themen/Berlin-Altersarmut-Arbeitsminister-Beitragssaetze-Bergarbeiter-Gesetze-und-Rechtsnormen-Gesetzliche-Rentenversicherung-Inflation-Kanzler-Not-Elend-und-Leid-Pflichtversicherungen;art2825,5535470


Herr Blüm, haben Sie Ihren legendären Satz, der erstmals 1986 fiel, schon mal bereut?

Blüm: Nein. Die Geschichte beweist, dass die gesetzliche Rentenversicherung die sicherste Altersvorsorge unter allen konkurrierenden Modellen ist. Sie hat zwei Weltkriege überlebt und die Inflation. Und sie hat die deutsche Einheit gemeistert. Das hätte keine Privatversicherung geschafft.

Das Rentenniveau geht aber immer mehr zurück. Was hat das noch mit Sicherheit zu tun?

Blüm: Die Höhe der Rente ist Ausdruck dafür, welchen Beitrag wir zu zahlen bereit sind, um nach einer langen Arbeitsbiografie ein auskömmliches Leben im Alter zu sichern. Wenn man aber vier Prozent des Beitrages abzweigt, wie mit der unseligen Riester-Rentenreform geschehen, dann fehlt dieses Geld in der Rentenkasse. Und am Ende zahlen die Beitragszahler sogar mehr als nach der alten Regelung, weil die Riester-Beiträge nicht vom Arbeitgeber mitfinanziert werden.

Hans Huckebein
03.12.2014, 20:57
Was feiern die eigentlich?

Das immer weniger bürger von ihren eingezahlten renten leben können?

Chronos
04.12.2014, 01:01
Was feiern die eigentlich?

Das immer weniger bürger von ihren eingezahlten renten leben können?
Der Bürger hat nicht "seine" Renten eingezahlt, sondern in einen großen Topf - eine Art Durchlauferhitzer - eingezahlt.

Und dieser Topf hat mittlerweile ein großes Loch im Boden.

Man hat seitens der Politiker seit vielen Jahrzehnten verpennt, das Umlageverfahren abzuschaffen und stattdessen ein kapitalgedecktes System einzuführen.

Ausserdem wurde die mehrmonatige Sicherungsrücklage durch diverse Politiker immer wieder geplündert, so dass sie heute auf wenige Wochen zusammen geschrumpft ist (früher reichte die Rücklage mal für ein halbes Jahr oder so).

Pappenheimer
04.12.2014, 02:18
Wieder mal typisch deutsch: Da wird etwas gefeiert was vorne und hinten nicht funktioniert anstatt mit der Wahrheit herauszuruecken. Wer sich heute auf seine gesetzliche Rentenversicherung verlaesst wird im Alter in bitterer Armut leben. So meinte es ja auch die Bundesmutti durch die Blume: ''Leute sorgt privat vor, die gesetzliche Rente wird nicht reichen...''

Deshalb heisst es ja auch Sozialstaat, da viele am Ende Sozialfaelle sind.

hamburger
04.12.2014, 02:59
Die RV ist in wenigen Jahren einer der Sargnägel dieses Systems. Es werden immer mehr Leute feststellen, das man von der Rente nicht mehr leben kann...trotz der gezahlten hohen Beträge. Private Vorsorge ?
Auch das wird grandios scheitern, wie man an den Kapital gedeckten Pensionskassen in den USA sehen kann.
Über 50 Jahre kann niemand eine Aussage über den Wert des Kapitals machen, das man einzahlt. Ein paar Krisen...und alles ist futsch:fizeig:
Die schweiz hat deswegen ihr System umgestellt....alles unter staatlicher Kontrolle, mit Mindest und Höchstrente und keiner Beitragsbemessungsgrenze.
Nur so etwas kann auf Dauer funktionieren.

Kreuzbube
04.12.2014, 03:26
Wieder mal typisch deutsch: Da wird etwas gefeiert was vorne und hinten nicht funktioniert anstatt mit der Wahrheit herauszuruecken. Wer sich heute auf seine gesetzliche Rentenversicherung verlaesst wird im Alter in bitterer Armut leben. So meinte es ja auch die Bundesmutti durch die Blume: ''Leute sorgt privat vor, die gesetzliche Rente wird nicht reichen...''

Deshalb heisst es ja auch Sozialstaat, da viele am Ende Sozialfaelle sind.

Nur wir Deutschen sind am Arsch. Die Parasiten haben keine Probleme!

Bruddler
04.12.2014, 03:33
Wieder mal typisch deutsch: Da wird etwas gefeiert was vorne und hinten nicht funktioniert anstatt mit der Wahrheit herauszuruecken. Wer sich heute auf seine gesetzliche Rentenversicherung verlaesst wird im Alter in bitterer Armut leben. So meinte es ja auch die Bundesmutti durch die Blume: ''Leute sorgt privat vor, die gesetzliche Rente wird nicht reichen...''

Deshalb heisst es ja auch Sozialstaat, da viele am Ende Sozialfaelle sind.

Tja, wenn jeder Arbeitnehmer so viel wie die Bundesmutti verdienen würde, dann wäre Privatvorsorge sicherlich kein Problem... :pfeif:

Pappenheimer
04.12.2014, 03:36
Tja, wenn jeder Arbeitnehmer so viel wie die Bundesmutti verdienen würde, dann wäre Privatvorsorge sicherlich kein Problem... :pfeif:

Vor allem ist die private Vorsorge bei der aktuellen Zinsentwicklung ja kaum moeglich. Wie soll man etwas bei 0,xx% Zinsen ansparen wenn allein die Inflation jedes Jahre 1-3% auffrisst?

Bruddler
04.12.2014, 03:38
Vor allem ist die private Vorsorge bei der aktuellen Zinsentwicklung ja kaum moeglich. Wie soll man etwas bei 0,xx% Zinsen ansparen wenn allein die Inflation jedes Jahre 1-3% auffrisst?

Pensionäre, mit staatl. "Garantieleistung" werden sich darüber wohl kaum Gedanken machen. :hi:

BlackForrester
04.12.2014, 10:28
Die RV ist in wenigen Jahren einer der Sargnägel dieses Systems. Es werden immer mehr Leute feststellen, das man von der Rente nicht mehr leben kann...trotz der gezahlten hohen Beträge. Private Vorsorge ?
Auch das wird grandios scheitern, wie man an den Kapital gedeckten Pensionskassen in den USA sehen kann.
Über 50 Jahre kann niemand eine Aussage über den Wert des Kapitals machen, das man einzahlt. Ein paar Krisen...und alles ist futsch:fizeig:
Die schweiz hat deswegen ihr System umgestellt....alles unter staatlicher Kontrolle, mit Mindest und Höchstrente und keiner Beitragsbemessungsgrenze.
Nur so etwas kann auf Dauer funktionieren.


In der Schweiz zahlen ALLE ein (also auch der Politiker, der Beamte, der Freiberufler, der Selbstständige, ja selbst der, welcher nur von seinen Zinsen leben kann) und zwar berechnet an seinem Jahreseinkommen (also nicht nur Lohn, sondern auch Mieten, Pachten, Zinsen, Dividenden etc.).

Jetzt kannst Du Dir die Frage stellen, warum man das "Schweizer Rentensystem" in Deutschland nicht hat. Dann würde DER Verteidiger des "deutschen Rentensystems" Norbert Blüm eben keine 12 000 € Pension bekommen, sondern - nimmt man die maximale Schweizer Rentenhöhe als Maßstab - so um die 2 500 €.

Jetzt ist in diesem System auch nicht alles Gold was glänzt...aber ich denke dahin MUSS der Weg führen...eine gesicherte Art gestaffelte Grundrente, bezahlt aus einem System wo ALLE einbezahlen und ALLE Leistungen daraus erhalten, gekoppelt mit einer Betriebsrente sowie privater Vorsorge.

Nur...dies wird in Deutschland NIE kommen, da die Lobby der Profiteure des Systems (also Politiker, Beamte, Freiberufler, Selbstständige, Menschen mit hohem bis höchsten Einkommen) in den Parlamenten die Mehrheit stellen und gut zu verhindern wissen, dass es an den eigenen Geldbeutel geht und es "gute" Praxis deutscher Politik- und Parteienwirkens es ist die Lasten, welche allgemein von der Allgemeinheit zu tragen wäre man einseitig auf die Arbeitnehmer ablädt.

Para ou rien
04.12.2014, 11:59
eine gesicherte Art gestaffelte Grundrente, bezahlt aus einem System wo ALLE einbezahlen und ALLE Leistungen daraus erhalten, gekoppelt mit einer Betriebsrente sowie privater Vorsorge.

Auch dieses kollektive Zwangssystem würde irgendwann kollabieren, weil das Kernproblem der Rentenversicherung, die wachsende Anzahl von Beziehern ggü. Einzahlern auch durch das schweizer Rentenmodell ungelöst bleibt.

Mit der DRV hat Bismarck ungewollt, aber nunmal maßgeblich, den unabwendbaren Tod des Deutschen Volkes eingeleitet. Damals wusste man einfach noch nicht um die Negativdynamik staatlicher Sozialsysteme auf die Familenplanung und damit Bevölkerungsentwicklung.

hamburger
04.12.2014, 12:16
Auch dieses kollektive Zwangssystem würde irgendwann kollabieren, weil das Kernproblem der Rentenversicherung, die wachsende Anzahl von Beziehern ggü. Einzahlern auch durch das schweizer Rentenmodell ungelöst bleibt.

Mit der DRV hat Bismarck ungewollt, aber nunmal maßgeblich, den unabwendbaren Tod des Deutschen Volkes eingeleitet. Damals wusste man einfach noch nicht um die Negativdynamik staatlicher Sozialsysteme auf die Familenplanung und damit Bevölkerungsentwicklung.

Ob deine These stimmt, das kannst du vielleicht in 100 Jahren überprüfen, denn bis dahin gibt es in der Schweiz keine Probleme.
In deiner Rechnung fehlt etwas, weniger Einzahler - weniger Bezieher von Leistungen.
In anderen Ländern gibt es eine staatliche Rente, für jeden Staatsangehörigen...auch eine Lösung.
Ist es nicht vollkommen egal, ob ich in die RV einzahle oder die Staatskasse? #Der Name der Rentenversicherung ist übrigens eine Irreführung.
Denn die RV ist ebenso wie die KV keine Versicherung, da der Staat jederzeit in den Vertrag eingreifen kann...kürzen und trotzdem die Beiträge erhöhen kann.
Das ist bei einer Versicherung rechtlich nicht möglich.
Wäre ich Anwalt, dann hätte ich eine Unterlassungsverfügung wegen der Nutzung des Begriffs Versicherung gegen die RV erlassen.

Para ou rien
04.12.2014, 12:31
In deiner Rechnung fehlt etwas, weniger Einzahler - weniger Bezieher von Leistungen.

Falsch, denn diese Lücke bleibt nicht gleich, tut uns nichtmal den Gefallen linear zu wachsen, sondern leider expotentiell.

Einfache Mathematik, auf dem Papier leicht nachvollziehbar. Die einzigen Lösungen wären ein Ausgleich durch entsprechendes Wirtschaftswachstum. Dazu bräuchte Deutschland aber ein reales Wachstum weit jenseits von den 0-2% die üblicherweise erreicht werden oder Broterwerb bis in den Sarg. Beides ist nicht erreichbar. Die Schweiz funktioniert auch nur, dank Einwanderung von Leistungsträgern die Erwachsen und vollausgebildet kommen und in vielen Fällen ihr Arbeitsleben lang in die Schweizer Systeme einzahlen.

hamburger
04.12.2014, 12:42
Falsch, denn diese Lücke bleibt nicht gleich, tut uns nichtmal den Gefallen linear zu wachsen, sondern leider expotentiell.

Einfache Mathematik, auf dem Papier leicht nachvollziehbar. Die einzigen Lösungen wären ein Ausgleich durch entsprechendes Wirtschaftswachstum. Dazu bräuchte Deutschland aber ein reales Wachstum weit jenseits von den 0-2% die üblicherweise erreicht werden oder Broterwerb bis in den Sarg. Beides ist nicht erreichbar. Die Schweiz funktioniert auch nur, dank Einwanderung von Leistungsträgern die Erwachsen und vollausgebildet kommen und in vielen Fällen ihr Arbeitsleben lang in die Schweizer Systeme einzahlen.

Ebenfalls falsch, denn das Gleichgewicht wird durch die Höchstrente und die fehlende Bemessungsgrenze erreicht.
Auch kann dort mit einer Beitragserhöhung, zur Zeit wohl nur 7 %, kräftig dagegen gesteuert werden.
Mach mal eine Funktion, die das Beitragsaufkommen und die Auszahlungen darstellt....Daten kannst du in Netz ausreichend finden.

Para ou rien
04.12.2014, 12:55
Ebenfalls falsch,

Was soll falsch sein, dass die Lücke zwischen Einzahlern und Empfänger expotentiell wächst?


denn das Gleichgewicht wird durch die Höchstrente und die fehlende Bemessungsgrenze erreicht.
Auch kann dort mit einer Beitragserhöhung, zur Zeit wohl nur 7 %, kräftig dagegen gesteuert werden.
Mach mal eine Funktion, die das Beitragsaufkommen und die Auszahlungen darstellt....Daten kannst du in Netz ausreichend finden.

Ändert alles nichts an der Grundproblematik. In 50 Jahren und einer angenommen Nettozuwanderung von 250.000 Jährlich (nur Erwerbstätige, keine Asylos etc.) wird ein Renteneinzahler trotzdem 4 Alte durchfüttern müssen. Du kannst Beiträge und Bemessungsgrenzen auch nur bis zu einem gewissen Limit anpassen. An der Grundproblematik das eine Einzelperson nicht beliebig viele Fresser ernähren kann, ändert das nichts!

Wolf Fenrir
04.12.2014, 17:08
Was feiern die eigentlich?

Das immer weniger bürger von ihren eingezahlten renten leben können?

Würde jeder in Arbeit stehende, auch Beamte, Politiker und wer sonst noch nicht einzahlt in die Rentenversicherung einzahlen, wäre Geld ohne Ende da.

Das würde natürlich die Versicherungsfuzis ärgern und mit denen legt sich keine" bunte " Regierung an...

Wolf Fenrir
04.12.2014, 17:15
Hurra. 125 Jahre Junkertum und Preussentum, das die Untertanen schön absolutistisch im Hamsterrad hält bis ins Alter, daß dann ein paar Kröten ausgezahlt bekommt. Freiheitsbedingende Kapitalansammlung wird verhindert, und das Eingezahlte ist futsch.

Immer schön den aristokratischen Beamtenstaat bedienen.

Preussische Fortschritte und Sozialstaat.

Du hast was gegen die Preußen was ? du bist sicher Rheinländer oder Bayer :fizeig:

schlaufix
04.12.2014, 17:16
Machen wir uns nichts vor. Schon heute müßen viele Rentner an allen Ecken und Enden sparen.

BlackForrester
04.12.2014, 19:55
Auch dieses kollektive Zwangssystem würde irgendwann kollabieren, weil das Kernproblem der Rentenversicherung, die wachsende Anzahl von Beziehern ggü. Einzahlern auch durch das schweizer Rentenmodell ungelöst bleibt.


Ich halte auch das Rentenmodell der Schweiz - wenn auch dem deutschen Rentenmodell um Lichtjahre überlegen - nicht für der Weisheit letzter Schluss, sondern für einen richtigen Ansatz wie man in Deutschland die Altersvorsorge und -Sicherung gestalten kann.

Die Idee, dass ein Rentensystem eine "Grundrente" (unter entsprechenden Vorgaben) garantiert und dies verbunden wird mit eine Maximalrentenanwartschaft, welche man sich erwerben kann, halte ich grundsätzlich für richtig.
Auch die Idee, dass ALLE Bürger eines Landes, welches über Arbeitseinkommen verfügen beitragspflichtig sind und ALLE Bürger dieses Landes die gleichen Leistung (immer in Abhängigkeit zur Beitragszahlung) erhalten ist für mich durchaus richtig.

Da die Alterssicherung aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist reicht es in meinen Augen eben nicht, dass man den Rentenbeitragssatz starr am Arbeitseinkommen fixiert (und dies dann auch noch mit einer Beitragsbemessungsgrenze versieht), sondern dass man auch (und zwar im Gegensatz zu der Schweiz in unbeschränkter Höhe) Einkommen aus Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Vermietung und Verpachtung sowie Veräußerungsgewinne, aber auch Unterhaltsleistungen, Tagegelder aus Kranken- und Unfallversicherungen etc. der Beitragspflicht in das Rentensystem unterwirft.

Nimmt man hierzu die Schweiz und deren Rentenbeitragssatz als Vorbild, wo dies, was ich kursiv geschrieben habe in der Schweiz nach oben gedeckelt ist (ich glaube bei um die 7 000 € im Jahr), nach meiner Vorstellung aber nicht...dann dürfte ein wohl ein Rentenbeitragssatz auf "Einkommen" von deutlich unter 9%, eher sogar unter 8% durchaus realistisch sein.

Gleichzeitig muss die steuerliche Änderung erfolgen - Rentenbeitragssätze sind NICHT steuermindernd und Renten aus der gesetzlichen Rente dürfen NICHT besteuert werden.

Dann werden wir das Problem, dass durch den demographischen Wandel ggf. immer mehr Beitragsempfängern (also Rentner) immer weniger Beitragszahler gegenüber stehen, zumindest minimieren.
Denn da die Finanzierung des Systems eben NICHT nur auf das Arbeitseinkommen beschränkt ist (und man auch als Rentner weiterhin Rentenbeiträge auf Einkommen aus Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Vermietung und Verpachtung sowie Veräußerungsgewinne, aber auch Unterhaltsleistungen, Tagegelder aus Kranken- und Unfallversicherungen etc. zahlen darf) wird bezahlt ein Teil der Rentner seine Rente de facto selber...UND...bei einem Rentenbeitragssatz von unter 8% kann man ruhig sagen, wir satteln 1% ´drauf und bilden daraus eine Art Demographiereserve aus deren Erträgen dann der "Mehrkosten" kompensiert werden.

Leberecht
04.12.2014, 20:39
... So meinte es ja auch die Bundesmutti durch die Blume: ''Leute sorgt privat vor, die gesetzliche Rente wird nicht reichen...''
Nicht durch die Blume, sondern im Klartext lautet lautet das: ''Leute sorgt privat vor, denn die gesetzliche Rente wird nicht mehr zum Leben reichen. Die Rentenkasse wurde von uns geplündert und veruntreut, und deshalb gibt es künftig nur noch Sozialhilfe statt Rente."

Landogar
04.12.2014, 20:41
Vor allem ist die private Vorsorge bei der aktuellen Zinsentwicklung ja kaum moeglich. Wie soll man etwas bei 0,xx% Zinsen ansparen wenn allein die Inflation jedes Jahre 1-3% auffrisst?


Darum ist das Umlageverfahren der kapitalgedeckten Rentenvorsorge überlegen. Alle partizipieren an dem, was die Gesellschaft, die Volkswirtschaftet, in einem Jahr erwirtschaftet hat. Wäre dieser Reichtum gerechter verteilt, hätte die Mittelschicht heute noch den gleichen Anteil am gesamten Volksvermögen wie vor 40 Jahren; es wäre problemlos möglich allen eine lebensstandardsicherende Rente zu gewährleisten.

Apart
04.12.2014, 20:42
Ich halte auch das Rentenmodell der Schweiz - wenn auch dem deutschen Rentenmodell um Lichtjahre überlegen - nicht für der Weisheit letzter Schluss, sondern für einen richtigen Ansatz wie man in Deutschland die Altersvorsorge und -Sicherung gestalten kann.

Die Idee, dass ein Rentensystem eine "Grundrente" (unter entsprechenden Vorgaben) garantiert und dies verbunden wird mit eine Maximalrentenanwartschaft, welche man sich erwerben kann, halte ich grundsätzlich für richtig.
Auch die Idee, dass ALLE Bürger eines Landes, welches über Arbeitseinkommen verfügen beitragspflichtig sind und ALLE Bürger dieses Landes die gleichen Leistung (immer in Abhängigkeit zur Beitragszahlung) erhalten ist für mich durchaus richtig.

Da die Alterssicherung aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist reicht es in meinen Augen eben nicht, dass man den Rentenbeitragssatz starr am Arbeitseinkommen fixiert (und dies dann auch noch mit einer Beitragsbemessungsgrenze versieht), sondern dass man auch (und zwar im Gegensatz zu der Schweiz in unbeschränkter Höhe) Einkommen aus Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Vermietung und Verpachtung sowie Veräußerungsgewinne, aber auch Unterhaltsleistungen, Tagegelder aus Kranken- und Unfallversicherungen etc. der Beitragspflicht in das Rentensystem unterwirft.

Nimmt man hierzu die Schweiz und deren Rentenbeitragssatz als Vorbild, wo dies, was ich kursiv geschrieben habe in der Schweiz nach oben gedeckelt ist (ich glaube bei um die 7 000 € im Jahr), nach meiner Vorstellung aber nicht...dann dürfte ein wohl ein Rentenbeitragssatz auf "Einkommen" von deutlich unter 9%, eher sogar unter 8% durchaus realistisch sein.

Gleichzeitig muss die steuerliche Änderung erfolgen - Rentenbeitragssätze sind NICHT steuermindernd und Renten aus der gesetzlichen Rente dürfen NICHT besteuert werden.

Dann werden wir das Problem, dass durch den demographischen Wandel ggf. immer mehr Beitragsempfängern (also Rentner) immer weniger Beitragszahler gegenüber stehen, zumindest minimieren.
Denn da die Finanzierung des Systems eben NICHT nur auf das Arbeitseinkommen beschränkt ist (und man auch als Rentner weiterhin Rentenbeiträge auf Einkommen aus Zinsen, Dividenden und Gewinne aus Vermietung und Verpachtung sowie Veräußerungsgewinne, aber auch Unterhaltsleistungen, Tagegelder aus Kranken- und Unfallversicherungen etc. zahlen darf) wird bezahlt ein Teil der Rentner seine Rente de facto selber...UND...bei einem Rentenbeitragssatz von unter 8% kann man ruhig sagen, wir satteln 1% ´drauf und bilden daraus eine Art Demographiereserve aus deren Erträgen dann der "Mehrkosten" kompensiert werden.


In einem Land, in das die Milliarden schon immer hineingetragen worden sind ist es einfach, den Menschen einen gute Rente zu bezahlen.
In einem Land, in dem die Milliarden immer hinausgetragen worden sind, kann man es dagegen anstellen wie man will. Die Leute müssen mehr bezahlen, als sie rausbekommen.

Der Vergleich mit der Schweiz bringt deshalb nichts.

Leberecht
04.12.2014, 20:51
Pensionäre, mit staatl. "Garantieleistung" werden sich darüber wohl kaum Gedanken machen. :hi:
Im Gegenteil, steigende Pensionen in Form von Silberlingen sind mehr denn je gesichert.

Landogar
04.12.2014, 20:53
Auch dieses kollektive Zwangssystem würde irgendwann kollabieren, weil das Kernproblem der Rentenversicherung, die wachsende Anzahl von Beziehern ggü. Einzahlern auch durch das schweizer Rentenmodell ungelöst bleibt.


Der entscheidende Faktor ist nicht die Demografie, sondern die Produktivitätsentwicklung. Mag sein, dass vor 60 Jahren ein Rentner von sieben Arbeitern ernährt wurde und heute nur noch von zwei, seit dem hat sich die Produktivität aber vervielfacht. In Zahlen ausgedrückt: die heutige Wirtschaftsleistung ist etwa 35mal größer ist, als Mitte der 50er Jahre, und zwar unter Berücksichtigung der Inflationsrate.

Es wäre also ein leichtes, für alle ein angemessenes Rentenniveau zu garantieren, wenn es denn politisch gewollt wäre.

Leberecht
04.12.2014, 21:04
Der entscheidende Faktor ist nicht die Demografie, sondern die Produktivitätsentwicklung. Mag sein, dass vor 60 Jahren ein Rentner von sieben Arbeitern ernährt wurde und heute nur noch von zwei, seit dem hat sich die Produktivität aber vervielfacht. In Zahlen ausgedrückt: die heutige Wirtschaftsleistung ist etwa 35mal größer ist, als Mitte der 50er Jahre, und zwar unter Berücksichtigung der Inflationsrate.

Es wäre also ein leichtes, für alle ein angemessenes Rentenniveau zu garantieren, wenn es denn politisch gewollt wäre.
Ganz klar! Alles Andere ist Verlogenheit.

BlackForrester
05.12.2014, 02:08
Der entscheidende Faktor ist nicht die Demografie, sondern die Produktivitätsentwicklung. Mag sein, dass vor 60 Jahren ein Rentner von sieben Arbeitern ernährt wurde und heute nur noch von zwei, seit dem hat sich die Produktivität aber vervielfacht. In Zahlen ausgedrückt: die heutige Wirtschaftsleistung ist etwa 35mal größer ist, als Mitte der 50er Jahre, und zwar unter Berücksichtigung der Inflationsrate.



Sei mir nicht böse...Du fällst damit aber voll auf die politischen Dummschwätzer herein.

Drastisch vereinfacht gesagt:
Ich kann die Produktivität bis ins unendliche steigern ohne dass auch nur ein Cent mehr Geld verdient wird.
Ob ich nun ein Auto produziere und dies für 20 000 € verkaufe oder zwei Autos produziere und diese für jeweils 10 000 € verkaufe...dann habe ich zwar meine Produktivität verdoppelt aber nicht einen Cent mehr Wirtschaftsleistung gewonnen.

Ich wage auch zu bezweifeln, ob die heutige Wirtschaftsleistung 35mal so hoch ist wie Mitte/Ende der 50er Jahre.
Damals lag das Bruttoinlandsprodukt bei so um die 120 - 140 Mrd. € (je nach Jahr)...würde bedingen, dass wir heute bei um die 5 000 Mrd. € liegen müssten....real liegen wir aber unter 3 000 Mrd. €

Hay
05.12.2014, 05:08
Nicht durch die Blume, sondern im Klartext lautet lautet das: ''Leute sorgt privat vor, denn die gesetzliche Rente wird nicht mehr zum Leben reichen. Die Rentenkasse wurde von uns geplündert und veruntreut, und deshalb gibt es künftig nur noch Sozialhilfe statt Rente."


Hat einen kleinen Haken: Diejenigen, die dringend auf Rente angewiesen sind, verdienen oft so wenig - bzw. verbleibt nach den Abgaben auch in die Rentenversicherung so wenig, daß sie selbst nicht in ausreichendem Maße, wenn überhaupt, privat vorsorgen können. Diejenigen, die ihre Zeit und Energie in Familie stecken, können oft ebenfalls nicht in dem Maße vorsorgen.

konfutse
05.12.2014, 13:47
Der entscheidende Faktor ist nicht die Demografie, sondern die Produktivitätsentwicklung. Mag sein, dass vor 60 Jahren ein Rentner von sieben Arbeitern ernährt wurde und heute nur noch von zwei, seit dem hat sich die Produktivität aber vervielfacht. In Zahlen ausgedrückt: die heutige Wirtschaftsleistung ist etwa 35mal größer ist, als Mitte der 50er Jahre, und zwar unter Berücksichtigung der Inflationsrate.

Es wäre also ein leichtes, für alle ein angemessenes Rentenniveau zu garantieren, wenn es denn politisch gewollt wäre.
Umverteilung? Was für eine schröckliche Vorstellung. Hier zählt Leistung und wer nichts bekommt leistet nichts. So einfach erklärt man es uns.

Para ou rien
06.12.2014, 22:59
die heutige Wirtschaftsleistung ist etwa 35mal größer ist, als Mitte der 50er Jahre, und zwar unter Berücksichtigung der Inflationsrate.

Quelle?

Landogar
07.12.2014, 09:52
Quelle?

Statistisches Bundesamt. Allerdings habe ich die Wiedervereinigung nicht beachtet. Pro Kopf gerechnet hat sich das BIP "nur" um den Faktor von ca. 22,6 vervielfacht.

Para ou rien
07.12.2014, 13:46
Statistisches Bundesamt. Allerdings habe ich die Wiedervereinigung nicht beachtet. Pro Kopf gerechnet hat sich das BIP "nur" um den Faktor von ca. 22,6 vervielfacht.

Bemerkenswerterweise ist die BRD-Wirtschaft vor allem in den 50ern und 60ern gewachsen, als auch Deutschland (trotz Krieg) noch eine halbwegs junge, dynamische Bevölkerung hatte. Seit Jahrzehnten wächst das BIP aber nur noch im kleinen einstelligen Bereich und die letzten Jahre nur noch zw. 0-1,xx %. Erklär mal, wie soll eine Seniorenbevölkerung in der nur noch eine Minderheit voll sozialversicherungspflichtig arbeitet, noch große Wirtschaftszuwächse erreichen -ohne Einwanderung qualifizierter und vor allem innovativer Arbeitnehmer? ;)

Landogar
07.12.2014, 15:21
Bemerkenswerterweise ist die BRD-Wirtschaft vor allem in den 50ern und 60ern gewachsen, als auch Deutschland (trotz Krieg) noch eine halbwegs junge, dynamische Bevölkerung hatte. Seit Jahrzehnten wächst das BIP aber nur noch im kleinen einstelligen Bereich und die letzten Jahre nur noch zw. 0-1,xx %. Erklär mal, wie soll eine Seniorenbevölkerung in der nur noch eine Minderheit voll sozialversicherungspflichtig arbeitet, noch große Wirtschaftszuwächse erreichen -ohne Einwanderung qualifizierter und vor allem innovativer Arbeitnehmer? ;)

Du hast das Problem benannt: zu wenige sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Mittelschicht nicht mehr den notwendigen und gerechtfertigten Anteil an den geschaffenen Profiten/Vermögen erhält. Vor etwa 16 Jahren hatten die unteren 50 Prozent einen Anteil von 4 Prozent am Volksvermögen. Heute sind es nur noch ein Prozent. In den letzten 14 Jahren sind zudem die Unternehmensgewinne und Gewinne aus Kapitalerträgen um ca. 60 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum die Reallöhne um 3,5 Prozent gesunken sind. Es hat eine gigantische Umverteilung von unten nach oben stattgefunden. Und dies schlägt sich zwangsläufig auf die Sozialversicherungen nieder. Daher bräuchten wir ein System. ähnlich wie dem in der Schweiz, in das alle Bürger einzahlen, und zwar von allen Einkommensarten. Mit solch einem System wäre es kein Problem, eine deutlich über die heutige Grundsicherung hinausgehende Rente für alle zu ermöglichen.

Eine Frage noch: was war am Wachstum der 50er und 60er Jahre denn so "bemerkenswert"?

allesganoven
08.12.2014, 08:24
Einer der Hauptgründe, wieso dieses Betrugssystem, das sichStaatliche Rente nennt, nicht funktionieren kann, zeigte die ARD vor einigen Tagen:

http://www.ardmediathek.de/tv/Plusminus/Griff-in-die-Rentenkasse/Das-Erste/Video?documentId=24962782&bcastId=432744&mpage=page.moreclips