PDA

Vollständige Version anzeigen : Bruttosozialglück



Cruithne
08.10.2014, 19:22
Ich bin letztens auf eine interessante Doku über Bhutan gestoßen, einem sehr verschlossenen Land im Himalaya, über das man kaum etwas hört und von dem man kaum etwas weiß. Bemerkenswert an dem Staat ist, dass es nicht um ein typisches Entwicklungsland handelt, wie man es in dieser Region der Erde erwarten sollte, sondern ein Land, mit einem interessanten politischen Konzept bzw. einer Ideologie, die meines Wissens nach in keinem anderen Staat der Erde die Politik des Landes bestimmt. Es geht um das "Bruttosozialglück", also das subjektive Empfinden über den Stand der eigenen Zufriedenheit. Das "Bruttosozialglück" wird dem "Bruttoinlandsprodukt" in der Weise gleichgestellt, dass persönliches Glück nicht allein von materiellem Wohlstand abhängt, sondern von vielen Faktoren im alltäglichen Leben. Bevor ich weiter etwas dazu sage, denke ich, dass ich lieber ein Video verlinken sollte, wo das viel besser erklärt wird, als ich es erklären könnte:


https://www.youtube.com/watch?v=7Zqdqa4YNvI

Ich nehme an, dass wir alle genug Englisch können, um das Video zu verstehen :)

Hier die Doku über Bhutan:

https://www.youtube.com/watch?v=KffTWJdgY5Y

Wikipedia:


Bruttonationalglück (BNG) ist der Versuch, den Lebensstandard (http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensstandard) in breit gestreuter, humanistischer und psychologischer Weise zu definieren und somit dem herkömmlichenBruttonationaleinkommen (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationaleinkommen), einem ausschließlich durch Geldflüsse (http://de.wikipedia.org/wiki/Geldfluss) bestimmten Maß, einen ganzheitlicheren (http://de.wikipedia.org/wiki/Ganzheitlich) Bezugsrahmen gegenüberzustellen.
Der Ausdruck wurde 1979 von Jigme Singye Wangchuck (http://de.wikipedia.org/wiki/Jigme_Singye_Wangchuck), dem damaligen König von Bhutan (http://de.wikipedia.org/wiki/Bhutan) geprägt, in Entgegnung auf ein Interview mit einem indischen Journalisten, der sich nach dem Bruttoinlandsprodukt von Bhutan erkundigt hatte.[1] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-1) Der König wollte damit zum Ausdruck bringen, dass er sich einer Wirtschaftsentwicklung verpflichtet fühle, die Bhutans einzigartiger Kultur und ihren buddhistischen (http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus) Werten gerecht werde. Bhutan hat zu diesem Zweck mit der Kommission für das Bruttonationalglück eine Staatskommission eingesetzt.[2] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-2)
Während konventionelle Entwicklungsmodelle das Wirtschaftswachstum (http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswachstum) zum herausragenden Kriterium politischen Handelns machen, nimmt die Idee des Bruttonationalglücks an, dass eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung (http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltige_Entwicklung) der Gesellschaft nur im Zusammenspiel von materiellen, kulturellen und spirituellen Schritten geschehen kann, die einander ergänzen und bestärken. Die vier Säulen des Bruttonationalglücks sind


die Förderung einer sozial gerechten (http://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Gerechtigkeit) Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung,
Bewahrung und Förderung kultureller Werte,
Schutz der Umwelt (http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltschutz) und
gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.

Bruttonationalglück lässt sich nur schwer objektiv messen und unterliegt einer Reihe von subjektiven Werturteilen. Dies ist bei üblichen Wirtschafts- und Sozialmodellen gleichermaßen der Fall. Da die entscheidende Frage ist, wer die Eckpunkte des Bezugsrahmens definiert, kommt der Art und Weise der politischen Willensbildung insbesondere der Diskussion im Rahmen der Verfassungsgebung von 2008 in Bhutan große Bedeutung zu.




Bruttonationalglück (ogg (http://de.wikipedia.org/wiki/Ogg) Video)


Einen ähnlichen Weg gingen Ecuador und Bolivien mit der Verankerung des indigenen (http://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_V%C3%B6lker_S%C3%BCdamerikas)Prinzips des Sumak kawsay (http://de.wikipedia.org/wiki/Sumak_kawsay) („gutes Leben”, span. (http://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Sprache) „buen vivir”) in derecuadorianischen Verfassung von 2008 (http://de.wikipedia.org/wiki/Ecuador#Verfassung) und der bolivianischen Verfassung von 2009 (http://de.wikipedia.org/wiki/Bolivien#Verfassung).
In einem vom New Economic Foundation’s Centre for Well-Being in London erstelltenHappy Planet Index (http://de.wikipedia.org/wiki/Happy_Planet_Index), der Lebenserwartung (http://de.wikipedia.org/wiki/Lebenserwartung) und Zufriedenheit der Bevölkerung in Relation zum ökologischen Fußabdruck (http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologischer_Fu%C3%9Fabdruck) (Ressourcenverbrauch) setzt, belegt Costa Rica (http://de.wikipedia.org/wiki/Costa_Rica) 2012 den ersten Platz, gefolgt von Vietnam (http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnam). Die Vereinigten Staaten (http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Staaten) stehen in dieser Liste auf Platz 105, noch hinter einigen Entwicklungsländern. Der Index wurde von Robert Stavins, einem Wirtschaftswissenschaftler der Harvard University (http://de.wikipedia.org/wiki/Harvard_University), kritisiert, weil er lediglich die ideologische (http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie) Voreingenommenheit seiner Autoren widerspiegele.[3] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-3)
In Deutschland nahm im Januar 2011 die Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität (http://de.wikipedia.org/wiki/Enquete-Kommission_Wachstum,_Wohlstand,_Lebensqualit%C3%A4 t) des Bundestages (http://de.wikipedia.org/wiki/Bundestag) die Arbeit auf, welche nach einer möglichen neuen Messzahl für Wohlstand und Fortschritt suchen soll jenseits der Wachstumsfixierung des bisher als beherrschenden Maßstabs Bruttosozialprodukt (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationaleinkommen)sowie der bisher nicht bzw. ungenügend berücksichtigten Kosten z. B. des Naturverbrauchs oder des Artensterbens. Die Kommission setzt sich aus siebzehn Abgeordneten aller Fraktionen sowie siebzehn Fachleuten zusammen.[4] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-4) Ein Ergebnis der Kommission sind die W3-Indikatoren, die im Gegensatz zum BIP ganzheitliche Wohlstands- und Fortschrittsindikatoren sind.[5] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-5) Die W3-Indikatoren beinhalten neben wirtschaftlichen Faktoren auch Indikatoren über Soziales und Teilhabe, sowie zur Ökologie. Es werden 10 Indikatoren zu diesen drei Gruppen bemessen. Diese beziehen sich auf das BIP pro Kopf, Einkommensverteilung, Staatsschulden, Beschäftigung, Bildung, Gesundheit, Freiheit, Treibhausgase, Stickstoff und Artenvielfalt.[6] (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruttonationalgl%C3%BCck#cite_note-6)

Was meint ihr? Funktioniert so ein Konzept nur in einem Staat im Himalaya, wo nur ein paar Hunderttausend Menschen leben, oder ließe sich das auch in Deutschland und vergleichbar großen Staaten einführen?

-jmw-
08.10.2014, 19:28
V.a. dürfte es nur dort funktionieren, wo Monarchie, Tradition und Religion die Ökonomie in ihre Schranken zu weisen wissen!