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Vollständige Version anzeigen : Trakehnen



Bergischer Löwe
22.09.2014, 13:55
Ja, ich weis, wir haben hier kein Pferdeforum - es geht hier aber nur vordergründig um Pferde. Also lasst mich mal erzählen:

Neulich blätterte ich in den Papieren meines Pferdes, um herauszubekommen, wann die nächste Impfung ansteht. Da fiel "das Papier" (also quasi die Besitzurkunde mit Lebensnummer, Brandzeichen Nr., Stammbaum) aus dem hellgrünen Mäppchen auf dem das gekrönte "W" des Westfalenpferdes in Goldprägung prangt. Ich war der (irrigen) Annahme, daß mein Kumpel ein reinrassiger Westfale mit ein Paar Hannoveraner Einkreuzungen sei. Als ich dann ein Paar Generationen zurückging, erlangte ein Name meine Aufmerksamkeit: Dort stand als Großvater der Großmutter meines Pferdes ein Hengst namens "Keith (Trak.)". Hmm. Dachte ich. Trakehner drin? Bedeutet heutzutage nichts besonders Gutes mehr.

Also begann ich zu recherchieren. Der Hengst Keith war ein Sohn des "Pythagoras", einer der vier Hauptbeschäler (-hengste) Trakehnens der 1930er Jahre. Keith selbst wurde 1941 geboren und avancierte schnell zum "Star" der ostpreußischen Pferdezucht. Er war einer von drei (!) gekörten, also zur Staatszucht auf Trakehnen freigegebenen Hengsten, der die Flucht nach Westdeutschland überlebte. Keith starb im biblischen Alter von 35 Jahren in Niedersächsischen Landgestüt in Celle 1976.

Trakehnen....hmmm....Trakehnen.....da war doch was, dachte ich. Also begann ich tiefer in die Materie einzudringen. Folgender kurzer geschichtlicher Aufriss:

1732 vom Soldatenkönig als "königliches Stutamt Trakehnen" gegründet
1739 seinem Sohn Friedrich ("der Große") geschenkt
1786 Königliches Hauptgestüt Preußens
1814 Konsolidierung der weiteren Landgestüte Ostpreußens in und um Trakehnen
1880 größtes deutsches Gestüt, Hauptlieferant der preußischen Kavallerie
1890 Integration der "Vorwerke" (umliegende Höfe) ins Gestütskonzept
1898 Baubeginn des Neuen Hofes mit modernsten Einrichtungen und Unterbringung für die Angestellten, Bahnhof, Apotheke, Hotel, Speicher, Veterinäramt, Schloss
1912 Einführung der stilisierten Elchschaufel als Hauptstutbrand Trakehnens. Heute noch gedoppelt gebräuchlich.
1936 Von 1924 bis 1936 gewann je mindestens ein Trakehner eine olympische Goldmedaille. Trakehnen wurde das Mekka deutschen Pferdesachverstandes. Hier ein Paar Zahlen:

4200 Hektar Land

ausgelagerte 12 Gutshöfe ("Vorwerke")

im Vorwerk Gurdszen die Rappstutenherde
im Vorwerk Kalpakin die braune Stutenherde
im Vorwerk Bajohrgallen die gemischtfarbige Stutenherde des leichten Typs
im Vorwerk Jonasthal die gemischtfarbige Herde des schweren Typs
im Vorwerk Mattischkehmen die einjährigen Hengste, sowie eine Schafherde
im Vorwerk Danzkehmen die einjährigen Stuten. Dort hatte aber auch der Wiesenbaumeister, in dessen Arbeitsbereich auch die Aufsicht für die Schleuse, wo es vom Jahr 1840 an ein Flussfreibad gab fiel, seinen Sitz.
im Vorwerk Neu-Budupönen die zweijährigen Hengste
im Vorwerk Jodszlauken die zweijährigen Stuten und ebenfalls eine Schafherde
im Vorwerk Taukenischken die Araberherde
im Vorwerk Birkenwalde befand sich der Ausmusterungshof
im Vorwerk Guddin stand die Herdbuchrinderherde
im Vorwerk Burgsdorfshof war der Quarantänehof untergebracht
im Vorwerk Alt-Budupönen war eine weitere Herdbuchrinderherde aufgestellt
im Vorwerk Alt-Kattenau, welches ursprünglich als Remonte-Depot gedient hatte, standen die Absatzstutfohlen und ebenfalls eine Herdbuchrinderherde
im Vorwerk Neu-Kattenau, welches ca. 15 Kilometer entfernt vom Hauptvorwerk Trakehnen lag befand sich der Seuchenstall und die Unterkunft der Mastochsen.

Das Personal:

1 Landstallmeister,
2 Gestütveterinärräte,
1 Gestütoberrentmeister,
1 Gestütobersekretär,
1 Kulturbauinspektor,
4 Oberstut- bzw. Obersattelmeister,
3 Stut- bzw. Sattelmeister,
11 Gestütoberwärter,
87 Gestütwärter
Angestellte: 37
1 Wirtschaftsdirigent,
8 Wirtschaftsinspektoren,
1 Magazinverwalter,
11 Kassen- und Büroangestellte,
3 Bürolehrlinge, Bedienstete des Hauptgestütes
10 Handwerksmeister,
1 Forstaufseher,
2 Hofmeister
Lohnempfänger: 949
59 Reitburschen,
890 Kämmerer, Dienstleute und anderes Wirtschaftspersonal

Es befanden sich auf dem Gestüt:

Auf dem neuen Hof befanden sich:
das Landwirtschaftsamt mit Kasse und Wirtschaftshof ,
die Schule,
das Hotel „Elch“,
das Museum im 1. Stock des Hauptbeschälerstalls,
das Archiv,
das Krankenhaus und die Apotheke,
die Poststelle,
der Friseur,
der Hauptspeicher und die Mühle,
das Bauamt und Bauhof,
das Gebäude für Hufbeschlag mit der Lehrschmiede,
der Hauptbeschälerstall und seine Paddocks für 2 bzw. 3 Hengste,
der Jagdstall und der Zwinger der Meute,
der Auktionsboxenstall,
die offene und die gedeckte Reitbahn,
das Reitburschenhaus,
der Fahrstall,
und die Ausläufe und Stallungen der Hengstfohlen nach dem Absetzen

Auf dem alten Hof befanden sich:
der Stutenstall,
der Abfohlstall,
die Wartburg,
die Gestütswärterwohnungen


1944 Gauleiter Koch verbietet die Evakuierung Ostpreußens auf Führerbefehl. Die wertvollsten Deckhengste und die besten 140 Stuten werden heimlich nach Neustadt/Dosse und Graditz geschafft.
17. Oktober 44: Trakehnen erhält den Befehl zur Evakuierung. Die Russen stehen 5 km vor dem Gestüt. Es verbleiben maximal 3 Stunden. Gestütsleiter Ehlert stellt 10 Herden zu 80 Pferden mit je drei Begleitreitern zusammen.
18. Oktober 44: Die Flucht gelingt. Alle 10 Herden erreichen wie durch ein Wunder, nach Passage der Angerapp, durchreiten das brennenden Gumbinnen und erreichen fast ohne Verluste Preußisch Eylau.
20. Oktober 44: Die Trakehner Vorwerke haben immer noch den Haltebefehl. Den Absatzbefehl erhalten sie zu spät. In den riesigen Trecks geht das vollständige Inventar verloren. Etwa 2/3 der Menschen sterben.
November 44: Die Herden erreichen Neustadt/Dosse und Graditz (heute die Landgestüte Brandenburgs und Sachsen Anhalts). Die wertvollsten Pferde werden ohne Halt nach Holstein und in die Region Hannover verbracht.
April 45: Die Herden in Neustadt und Graditz fallen in die Hände der Russen bzw. US Truppen (Graditz) erlauben nicht den Weitermarsch gen Westen. Auch die nördlichen Herden gehen verloren bzw. werden in alle Winde verstreut.

Damit endet die Geschichte von Trakehnen. Der größten und wohl besten Pferdezucht der Erde. Hier ein Paar Impressionen von damals und heute:

Das Landstallmeisterhaus damals:

46089

Und heute:

46090

Die Stallungen damals:

46091

und heute

46092

Das Magazin (Speicher für Futter) damals:

46093

und heute:

46094


Die Geschichte dieser stolzen Pferde steht stellvertretend für den Verlust, den unser Land erlitten hat. Unwiederbringlich verloren und heute fast vergessen. Sehr schade. Was so ein verregneter Nachmittag am Computer alles bewirken kann.....

Apart
22.09.2014, 22:31
Und dazu das "Ostpreußische Reiterlied"

http://www.youtube.com/watch?v=yfkM6rod7mg


Deine Söhne, Land im Osten,
Auf der Grenzwacht letztem Posten,
Stehn, die Hand am Sattelknauf,
Daß ein jeder Reiter werde,
Wuchsen deine edlen Pferde,
Aus dem Heimatboden auf.

Es ist zu Heulen, was sie uns alles genommen haben.

Bergischer Löwe
23.09.2014, 08:44
Und dazu das "Ostpreußische Reiterlied"

http://www.youtube.com/watch?v=yfkM6rod7mg



Es ist zu Heulen, was sie uns alles genommen haben.

Es gibt ein unwiederbringliches Filmdokument über Trakehnen. Von 1936. Ein UfA Kulturfilm mit etwa 13 Minuten Länge. Hier ist er:


https://www.youtube.com/watch?v=AOEeTDaFFyk

Hier bekommt man eine Ahnung, wie das Leben in Ostpreußen vor dem Krieg war. Allein der weite Himmel und die unendlichen Flächen. Wunderschön.

Apart
23.09.2014, 11:53
Ich hab da eine Vorahnung in mir, daß das untergegangene Ostpreußen irgendwann einmal zum Kultort der (wieder gesunden) Deutschen wird.

Es ist ja jetzts chon erstaunlich, wieviel Filmmaterial jetzt schon im Netz zu finden ist über das Ostpreußen.

Europa wird sich irgendwann in den Boden schämen, für das was sie an Deutschen verbrochen haben, am Herzen Europas.

Bergischer Löwe
23.09.2014, 14:19
Ich hab da eine Vorahnung in mir, daß das untergegangene Ostpreußen irgendwann einmal zum Kultort der (wieder gesunden) Deutschen wird.

Es ist ja jetzts chon erstaunlich, wieviel Filmmaterial jetzt schon im Netz zu finden ist über das Ostpreußen.

Europa wird sich irgendwann in den Boden schämen, für das was sie an Deutschen verbrochen haben, am Herzen Europas.

Wenn nicht freiwillig müssen sie dazu bringen. Auf altbewährte Art.

feuermax2
23.09.2014, 14:30
Ich hab da eine Vorahnung in mir, daß das untergegangene Ostpreußen irgendwann einmal zum Kultort der (wieder gesunden) Deutschen wird.

Es ist ja jetzts chon erstaunlich, wieviel Filmmaterial jetzt schon im Netz zu finden ist über das Ostpreußen.

Europa wird sich irgendwann in den Boden schämen, für das was sie an Deutschen verbrochen haben, am Herzen Europas.

Da wirst Du aber lange drauf warten müssen. Europa und Scham? An welcher Stelle denn???

Schlummifix
23.09.2014, 14:37
]Die Geschichte dieser stolzen Pferde steht stellvertretend für den Verlust, den unser Land erlitten hat. Unwiederbringlich verloren und heute fast vergessen.[/B]

Sehr guter Beitrag von dir plus Schlussfolgerung. Die meisten Leute haben keine Ahnung, was im Krieg alles verloren ging.
Der Russe und die Briten haben alles zerstört. Da wächst kein Gras mehr.
Siehe auch Königsberg, schönste Stadt der Welt. 700 Jahre deutscher Geschichte. Praktisch nichts mehr übrig.
Ein Jahrhundertverbrechen der Briten.

Bergischer Löwe
24.09.2014, 07:49
Sehr guter Beitrag von dir plus Schlussfolgerung. Die meisten Leute haben keine Ahnung, was im Krieg alles verloren ging.
Der Russe und die Briten haben alles zerstört. Da wächst kein Gras mehr.
Siehe auch Königsberg, schönste Stadt der Welt. 700 Jahre deutscher Geschichte. Praktisch nichts mehr übrig.
Ein Jahrhundertverbrechen der Briten.

Danke. Deswegen weise ich darauf hin. Ich wäre dankbar, wenn andere Nutzer im Forum sich ebenfalls Gedanken machen könnten, wie verlorene Schätze unseres Ostens hier vorzustellen wären. Mein Metier sind halt die Pferde und da bot sich Trakehnen natürlich an.

luis_m
24.09.2014, 08:02
Der Film "Das Mädchen Marion" erzählt von der Flucht!

Bergischer Löwe
24.09.2014, 10:10
Der Film "Das Mädchen Marion" erzählt von der Flucht!

Mit Dank registriert.

"Zeig deinen Mut, Trakehnerblut!" (der alte Wahlspruch Trakehnens)

Kreuzbube
24.09.2014, 10:26
Sehr guter Beitrag von dir plus Schlussfolgerung. Die meisten Leute haben keine Ahnung, was im Krieg alles verloren ging.
Der Russe und die Briten haben alles zerstört. Da wächst kein Gras mehr.
Siehe auch Königsberg, schönste Stadt der Welt. 700 Jahre deutscher Geschichte. Praktisch nichts mehr übrig.
Ein Jahrhundertverbrechen der Briten.

Ich war im September 2000 zumindest für wenige Stunden in Königsberg; für eine Stadtrundfahrt. Zu der Zeit ging ein Unwetter nieder, wie ich es noch nie erlebte. Der Himmel stockschwarz. Flüchtende Passanten in den Straßen. An manchen Häuserfassaden sah man noch Brandspuren des Krieges. Selbst geräumte Brückenteile liegen bis heute an den Ufern des innerstädtischen Pregel. Natürlich sah man auch typisch russische Szenen. Autos auf Schnapsflaschen gestellt; mangels Wagenheber. Oder Tram-Führer mit der Brechstange auf dem Dach ihrer Straßenbahn, um den funkensprühenden Bügel zu richten. Im Anschluß verbrachten wir eine Woche Urlaub in Nidden auf der Kurischen Nehrung; mit Ausflügen nach Memel, zu anderen Nehrungsdörfern und mit dem Boot über`s Haff zur Windenburger Ecke...mit Leuchtturm-Besteigung. Das war ein Traum, der ewig unvergeßlich bleibt. Busfahrpläne, Speisekarten und Infotafeln waren auf der Nehrung(heute Nationalpark) damals schon überwiegend zweisprachig:Litauisch und Deutsch.

Bergischer Löwe
24.09.2014, 10:42
Ich war im September 2000 zumindest für wenige Stunden in Königsberg; für eine Stadtrundfahrt. Zu der Zeit ging ein Unwetter nieder, wie ich es noch nie erlebte. Der Himmel stockschwarz. Flüchtende Passanten in den Straßen. An manchen Häuserfassaden sah man noch Brandspuren des Krieges. Selbst geräumte Brückenteile liegen bis heute an den Ufern des innerstädtischen Pregel. Natürlich sah man auch typisch russische Szenen. Autos auf Schnapsflaschen gestellt; mangels Wagenheber. Oder Tram-Führer mit der Brechstange auf dem Dach ihrer Straßenbahn, um den funkensprühenden Bügel zu richten. Im Anschluß verbrachten wir eine Woche Urlaub in Nidden auf der Kurischen Nehrung; mit Ausflügen nach Memel, zu anderen Nehrungsdörfern und mit dem Boot über`s Haff zur Windenburger Ecke...mit Leuchtturm-Besteigung. Das war ein Traum, der ewig unvergeßlich bleibt. Busfahrpläne, Speisekarten und Infotafeln waren auf der Nehrung(heute Nationalpark) damals schon überwiegend zweisprachig:Litauisch und Deutsch.

Meine Frau und ich denken seit meiner "Entdeckung" über eine Reise nach Trakehnen im Frühjahr 2015 nach. Zumal für Nordostpreußen mittlerweile ein Kurzvisum an der Grenze ausgestellt wird (und man sich nicht in die ewig langen Schlangen der Wartenden vor dem Bonner Konsulat Russlands einreihen muss oder einen sündhaft teuren Visadienst beauftragt) und Air Berlin von Berlin nach Königsberg direkt fliegt.

Der Trakehnerverband in Zusammenarbeit mit der Gräfin Dohna, der wohl namhaftesten deutschen Züchterin von Trakehnern (2013 verkaufte sie ihren Champion-Junghengst für 250 Mille....) organisiert solche Reisen mit Übernachtung auf Trakehnen selbst. Das Hotel in der alten Gestütsapotheke hat eine deutschsprachige Website, alles ist auf deutsche Besucher ausgerichtet. Der Verein und die Gräfin bauen gerade das Schloss zu Ende. Es fehlt noch der hölzerne Turm, dann ist es fertig und vollständig restauriert. Ebenso das Gestüts-Sekretariat, das 2012 abbrannte. Im Anschluss an Trekehnen käme noch Königsberg, die Küste. Letztere bis hoch nach habe ich erstmals 1988 von Bord eines Spionageschiffes der Bundesmarine (A 52, "Oste") von der Seeseite betrachten können. Wir patroullierten im Seegebiet von Danzig über Pillau bis Memel.

Kreuzbube
24.09.2014, 11:54
Meine Frau und ich denken seit meiner "Entdeckung" über eine Reise nach Trakehnen im Frühjahr 2015 nach. Zumal für Nordostpreußen mittlerweile ein Kurzvisum an der Grenze ausgestellt wird (und man sich nicht in die ewig langen Schlangen der Wartenden vor dem Bonner Konsulat Russlands einreihen muss oder einen sündhaft teuren Visadienst beauftragt) und Air Berlin von Berlin nach Königsberg direkt fliegt.

Der Trakehnerverband in Zusammenarbeit mit der Gräfin Dohna, der wohl namhaftesten deutschen Züchterin von Trakehnern (2013 verkaufte sie ihren Champion-Junghengst für 250 Mille....) organisiert solche Reisen mit Übernachtung auf Trakehnen selbst. Das Hotel in der alten Gestütsapotheke hat eine deutschsprachige Website, alles ist auf deutsche Besucher ausgerichtet. Der Verein und die Gräfin bauen gerade das Schloss zu Ende. Es fehlt noch der hölzerne Turm, dann ist es fertig und vollständig restauriert. Ebenso das Gestüts-Sekretariat, das 2012 abbrannte. Im Anschluss an Trekehnen käme noch Königsberg, die Küste. Letztere bis hoch nach habe ich erstmals 1988 von Bord eines Spionageschiffes der Bundesmarine (A 52, "Oste") von der Seeseite betrachten können. Wir patroullierten im Seegebiet von Danzig über Pillau bis Memel.

Für diesen Zweck eignet sich eine Individual-Reise tatsächlich besser. Ich ziehe aber trotzdem Pauschalreisen vor. Weil da einfach alles organisiert ist und man sich um nichts zu kümmern braucht. Hat eben alles Vor-und Nachteile.

Bergischer Löwe
24.09.2014, 12:29
Für diesen Zweck eignet sich eine Individual-Reise tatsächlich besser. Ich ziehe aber trotzdem Pauschalreisen vor. Weil da einfach alles organisiert ist und man sich um nichts zu kümmern braucht. Hat eben alles Vor-und Nachteile.

Ich spreche leider nur sehr rudimentär Russisch. Man brachte uns so Dinge wie "Hände Hoch", "Weiter", "Schnell", "Wasser", "Brot" usw. bei, falls wir vor deren Küste Schiffbruch erleiden würden und in die Hände der baltischen Flotte fallen würden. Dabei fällt mir ein, daß ich mal versehentlich in die sowjetische 30 Meilen Zone eingedrungen war. Mittelwache (00:00 bis 04:00) - der 1 WO war auf dem Captains Chair eingeschlafen, der Steuermann pennte auf dem Kartentisch, und ich am Ruder (ohne das freilich zu bemerken, da alles dunkel war. Alles war nur so merkwürdig still auf der Brücke....), die Augucke draußen auf der Brückennock merkten nichts. Irgendwann wurde es mir komisch und ich sprach den 1 WO an. Der schreckte auf, schrie den Steuermann an und befahl mir eine 180° Wende. Bei 22 kn Marschgeschwindigkeit. Also mit voller Neigung. In den Decks unten purzelten alle aus ihren Kojen....Wir waren bereits 8 sm in sowjetischem Seegebiet mit Kurs auf Memel, das nur noch 22 sm vor uns lag. Noch eine halbe Stunde und ich hätte die Lichter von Memel gesehen...Das hätte ins Auge gehen können....

Wie dem auch sei: Ich würde mich entgegen meiner normalen Neigung zur Individualreise in einer Gruppe deutlich wohler fühlen, obwohl die russische Bevölkerung ja für ihre Gastfreundlichkeit berühmt ist.

Kreuzbube
24.09.2014, 12:44
Ich spreche leider nur sehr rudimentär Russisch. Man brachte uns so Dinge wie "Hände Hoch", "Weiter", "Schnell", "Wasser", "Brot" usw. bei, falls wir vor deren Küste Schiffbruch erleiden würden und in die Hände der baltischen Flotte fallen würden. Dabei fällt mir ein, daß ich mal versehentlich in die sowjetische 30 Meilen Zone eingedrungen war. Mittelwache (00:00 bis 04:00) - der 1 WO war auf dem Captains Chair eingeschlafen, der Steuermann pennte auf dem Kartentisch, und ich am Ruder (ohne das freilich zu bemerken, da alles dunkel war. Alles war nur so merkwürdig still auf der Brücke....), die Augucke draußen auf der Brückennock merkten nichts. Irgendwann wurde es mir komisch und ich sprach den 1 WO an. Der schreckte auf, schrie den Steuermann an und befahl mir eine 180° Wende. Bei 22 kn Marschgeschwindigkeit. Also mit voller Neigung. In den Decks unten purzelten alle aus ihren Kojen....Wir waren bereits 8 sm in sowjetischem Seegebiet mit Kurs auf Memel, das nur noch 22 sm vor uns lag. Noch eine halbe Stunde und ich hätte die Lichter von Memel gesehen...Das hätte ins Auge gehen können....

Wie dem auch sei: Ich würde mich entgegen meiner normalen Neigung zur Individualreise in einer Gruppe deutlich wohler fühlen, obwohl die russische Bevölkerung ja für ihre Gastfreundlichkeit berühmt ist.

Gruppenreisen sind ratsamer.

Kreuzbube
24.09.2014, 23:52
Ich spreche leider nur sehr rudimentär Russisch. Man brachte uns so Dinge wie "Hände Hoch", "Weiter", "Schnell", "Wasser", "Brot" usw. bei, falls wir vor deren Küste Schiffbruch erleiden würden und in die Hände der baltischen Flotte fallen würden. Dabei fällt mir ein, daß ich mal versehentlich in die sowjetische 30 Meilen Zone eingedrungen war. Mittelwache (00:00 bis 04:00) - der 1 WO war auf dem Captains Chair eingeschlafen, der Steuermann pennte auf dem Kartentisch, und ich am Ruder (ohne das freilich zu bemerken, da alles dunkel war. Alles war nur so merkwürdig still auf der Brücke....), die Augucke draußen auf der Brückennock merkten nichts. Irgendwann wurde es mir komisch und ich sprach den 1 WO an. Der schreckte auf, schrie den Steuermann an und befahl mir eine 180° Wende. Bei 22 kn Marschgeschwindigkeit. Also mit voller Neigung. In den Decks unten purzelten alle aus ihren Kojen....Wir waren bereits 8 sm in sowjetischem Seegebiet mit Kurs auf Memel, das nur noch 22 sm vor uns lag. Noch eine halbe Stunde und ich hätte die Lichter von Memel gesehen...Das hätte ins Auge gehen können....

Wie dem auch sei: Ich würde mich entgegen meiner normalen Neigung zur Individualreise in einer Gruppe deutlich wohler fühlen, obwohl die russische Bevölkerung ja für ihre Gastfreundlichkeit berühmt ist.

Ich würde vor der Reise doch noch etwas üben. "Hände hoch!" macht sich als Begrüßungsformel im Hotel nicht besonders und die dortigen Restaurants haben mehr zu bieten als Wasser und Brot.:)

Sherpa
25.09.2014, 00:41
Es ist zu Heulen, was sie uns alles genommen haben.
Vor allem, WIE sie es genommen haben.
Lesenswert dazu "Aufbewahren für alle Zeit" von Lew Kopelew.

Apart
25.09.2014, 11:51
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, die verlorengegangenen Länder zu besuchen.

Sollen wir diese Räuber auch noch belohnen für den Raub, indem wir ihnen unser Geld im Urlaub hinkarren und so tuen, als sei das alles normal, was sie damals taten ?

Bergischer Löwe
26.09.2014, 11:18
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, die verlorengegangenen Länder zu besuchen.

Sollen wir diese Räuber auch noch belohnen für den Raub, indem wir ihnen unser Geld im Urlaub hinkarren und so tuen, als sei das alles normal, was sie damals taten ?

Genau dieses Argument folge ich im Bezug auf den von Polen geraubten deutschen Gebieten. Ich kaufe wissentlich kein polnisches Produkt noch werde ich je dorthin reisen. Bei mir hat Polen ein vollumfängliches Embargo. Ich kann nur jedem anständigen Deutschen raten, beispielsweise keine Fahrzeuge der Marke Opel mehr zu kaufen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob das von ihnen gewünschte Modell nicht DEFINITIV in Rüsselsheim oder Eisenach gebaut wurde. Der nächste Astra kommt ja beispielsweise überwiegend aus Polen. Damit ist er bei mir raus. Ich werde in anderen - Autoforen - Netzwerken nicht müde, auf diesen Umstand hinzuweisen, um möglichst viele nichtsahnende Kunden vom Polenmodell weg zu bekommen.

Nord-Ostpreußen ist eine andere Sache. Hier sehe ich eine Chance für die Zukunft eine friedliche Lösung mit Russland zu finden. Polen hat sich in der Vergangenheit dagegen immer als der doppelzüngige Schreihals entpuppt. Dafür müssen sie ökonomisch bluten.

Sprecher
26.09.2014, 12:11
Danke. Deswegen weise ich darauf hin. Ich wäre dankbar, wenn andere Nutzer im Forum sich ebenfalls Gedanken machen könnten, wie verlorene Schätze unseres Ostens hier vorzustellen wären. Mein Metier sind halt die Pferde und da bot sich Trakehnen natürlich an.

Es gab mal die Idee Russlanddeutsche in Ostpreussen anzusiedeln anstatt sie in die BRD zu holen.
Es war aber die BRD-Regierung die das nicht wollte um Polen damit nicht zu verärgern.

Bergischer Löwe
26.09.2014, 12:24
Es gab mal die Idee Russlanddeutsche in Ostpreussen anzusiedeln anstatt sie in die BRD zu holen.
Es war aber die BRD-Regierung die das nicht wollte um Polen damit nicht zu verärgern.

Das hat auch stattgefunden. Die wollten da allerdings nicht bleiben. Lies mal was Kreuzbube über Königsberg im Jahr 2000 schrieb. Die haben ja nicht einmal die Trümmer von Brücken über die Pregel weggeräumt. 55 Jahre nach Kriegsende....

Die hat man dann hier rund um Köln angesiedelt (fahren heute gerne 5er BMW mit Kennzeichenhalter Россия). Auch viele im Raum Mannheim / Ludwigshafen. Sind sehr "beliebt" hier.....

Apart
26.09.2014, 22:14
Genau dieses Argument folge ich im Bezug auf den von Polen geraubten deutschen Gebieten. Ich kaufe wissentlich kein polnisches Produkt noch werde ich je dorthin reisen. Bei mir hat Polen ein vollumfängliches Embargo. Ich kann nur jedem anständigen Deutschen raten, beispielsweise keine Fahrzeuge der Marke Opel mehr zu kaufen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob das von ihnen gewünschte Modell nicht DEFINITIV in Rüsselsheim oder Eisenach gebaut wurde. Der nächste Astra kommt ja beispielsweise überwiegend aus Polen. Damit ist er bei mir raus. Ich werde in anderen - Autoforen - Netzwerken nicht müde, auf diesen Umstand hinzuweisen, um möglichst viele nichtsahnende Kunden vom Polenmodell weg zu bekommen.

Nord-Ostpreußen ist eine andere Sache. Hier sehe ich eine Chance für die Zukunft eine friedliche Lösung mit Russland zu finden. Polen hat sich in der Vergangenheit dagegen immer als der doppelzüngige Schreihals entpuppt. Dafür müssen sie ökonomisch bluten.



Ich trage Russland kaum weniger nach, als Polen oder den Tschechen. Warum auch.

Die Russen haben für ihre Verbrechen ab Stalin kein Fünkchen Reue gezeigt.

Hätten sie heute nicht die Hoffnung, durch mehr Freundschaft mit Deutschland die USraelische Einflussnahme in der russischen Einflussphäre eindämmen zu können, würden sie uns genauso ans Bein pinkeln, wie Polen oder Tschechen das tuen.
Diese Völker haben keinen Charakter und Anstand.

Ich bereise keine Staaten mehr, die sich selbstgerecht in ihrer zusammengelogenen Kriegsgeschichte zurücklehnen mit Blut an den Schuhen.

Kreuzbube
26.09.2014, 22:34
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, die verlorengegangenen Länder zu besuchen.

Sollen wir diese Räuber auch noch belohnen für den Raub, indem wir ihnen unser Geld im Urlaub hinkarren und so tuen, als sei das alles normal, was sie damals taten ?


Ich trage Russland kaum weniger nach, als Polen oder den Tschechen. Warum auch.

Die Russen haben für ihre Verbrechen ab Stalin kein Fünkchen Reue gezeigt.

Hätten sie heute nicht die Hoffnung, durch mehr Freundschaft mit Deutschland die USraelische Einflussnahme in der russischen Einflussphäre eindämmen zu können, würden sie uns genauso ans Bein pinkeln, wie Polen oder Tschechen das tuen.
Diese Völker haben keinen Charakter und Anstand.

Ich bereise keine Staaten mehr, die sich selbstgerecht in ihrer zusammengelogenen Kriegsgeschichte zurücklehnen mit Blut an den Schuhen.

Das ist alles richtig und spiegelt meine Gedanken vor der Reise wieder. Allerdings hatte ich mich in den Jahren zuvor intensiv mit diesen Provinzen - maßgeblich Ostpreußen - beschäftigt, welches geradezu eine magische Anziehung ausübte. In meinem Bücherregal - insgesamt ca. vier laufende Meter - hat etwa ein Drittel mit diesem Thema zu tun. Darunter richtig seltene antiquarische Stücke, wie Romane aus der Kaiser-oder Zwischenkriegszeit, die in Masuren, Königsberg oder am Haff spielen. Diese Reise war sozusagen die Krönung dieser Leidenschaft. Und einmal auf den Wanderdünen der Nehrung gestanden zu haben, die wie eine Riesenschlange in der Ostsee liegt - auf der einen Seite das Meer, auf der anderen das Haff - ist ein Eindruck für die Ewigkeit.

Apart
26.09.2014, 22:42
Das ist alles richtig und spiegelt meine Gedanken vor der Reise wieder. Allerdings hatte ich mich in den Jahren zuvor intensiv mit diesen Provinzen - maßgeblich Ostpreußen - beschäftigt, welches geradezu eine magische Anziehung ausübte. In meinem Bücherregal - insgesamt ca. vier laufende Meter - hat etwa ein Drittel mit diesem Thema zu tun. Darunter richtig seltene antiquarische Stücke, wie Romane aus der Kaiser-oder Zwischenkriegszeit, die in Masuren, Königsberg oder am Haff spielen. Diese Reise war sozusagen die Krönung dieser Leidenschaft. Und einmal auf den Wanderdünen der Nehrung gestanden zu haben, die wie eine Riesenschlange in der Ostsee liegt - auf der einen Seite das Meer, auf der anderen das Haff - ist ein Eindruck für die Ewigkeit.


Klar, mir geht es da genauso und ich verstehe dich absolut.

Ich "lebe" in Ostpreußen lieber durch Literatur oder Internet, als dadurch, daß ich in diesen Kadaver reise und den Maden dann auch noch freundlich zulächeln muß.

Durch das BEreisen dieser Länder verbessert oder ändert man nichts an dem Unrecht und der Tragödie, im Gegenteil, man lässt die Täter denken, sie können es wieder und wieder tuen.

Kreuzbube
26.09.2014, 22:52
Klar, mir geht es da genauso und ich verstehe dich absolut.

Ich "lebe" in Ostpreußen lieber durch Literatur oder Internet, als dadurch, daß ich in diesen Kadaver reise und den Maden dann auch noch freundlich zulächeln muß.

Durch das BEreisen dieser Länder verbessert oder ändert man nichts an dem Unrecht und der Tragödie, im Gegenteil, man lässt die Täter denken, sie können es wieder und wieder tuen.

Ich war seitdem auch nicht wieder dort. Einzig das Geburtshaus von Ernst Wiechert in der Johannisburger Heide/Masuren werde ich irgendwann noch besuchen. In "Wälder und Menschen" beschreibt er seine Kindheit und Jugend im elterlichen Forsthaus. Schlichtweg grandios. Das wird dann aber die letzte Reise in den Osten sein.