PDA

Vollständige Version anzeigen : (Un)Friendly Fire: WASG vs. Linkspartei



mentecaptus
10.11.2005, 14:19
SPIEGEL-ONLINE: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,384105,00.html


Störfeuer aus Sachsen-Anhalt

Torpedoangriff aus den eigenen Reihen: In Sachsen-Anhalt stimmt die WASG heute darüber ab, ob sie bei der Landtagswahl in Konkurrenz zur Linkspartei treten soll.

Hamburg - Bei der Linkspartei in Sachsen-Anhalt herrscht Alarmstimmung. Auf der Internetseite warnt Landeschef Matthias Höhn vor einem konkurrierenden Antritt der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei der Landtagswahl am 26. März kommenden Jahres. Dies hätte eine "Spaltung der gemeinsamen Bundestagsfraktion zur Folge und würde die geplante Fusion beider Parteien in höchstem Maße gefährden", schreibt Höhn. Alle Beteiligten müssten sich dieser Auswirkungen bewusst sein.

Hintergrund des flammenden Appells ist die für heute geplante Auszählung einer Urabstimmung der WASG in Sachsen-Anhalt. Sie soll darüber entscheiden, ob die WASG eigenständig und damit gegen die Linkspartei bei der Landtagswahl antreten wird. Die Urabstimmung geht auf eine Initiative von rund 40 Parteimitgliedern zurück, die sich bei der Zusammenarbeit mit der Linkspartei benachteiligt fühlen. Selbst im Landesvorstand der WASG werden den Initiatoren gute Chancen eingeräumt, ihr Ziel durchzusetzen. Derzeit gebe es viele Stimmen in dem rund 140 Mitglieder umfassenden Landesverband, "die sich dafür lautstark einsetzen", sagte die WASG-Landeschefin Dolores Rente im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Auch Rente fürchtet weit reichende Konsequenzen für den Fall, dass die Parteimitglieder für einen eigenständigen Antritt bei der Landtagswahl votieren. "Dann fällt die gesamte Bundestagsfraktion auseinander", sagt Rente.

Inwieweit sich die Entscheidung in Sachsen-Anhalt auf die Arbeit der aus PDS- und WASG-Mitgliedern zusammengesetzten Linkspartei-Bundestagsfraktion auswirken würde, ist schwer auszumachen. Handfeste juristische Folgen sind jedenfalls nicht auszuschließen: Gemäß der Geschäftsordnung des Bundestages handelt es sich bei Fraktionen um Vereinigungen von Mitgliedern des Parlaments, "die derselben Partei oder solchen Parteien angehören, die auf Grund gleichgerichteter politischer Ziele in keinem Land miteinander in Wettbewerb stehen".

"Fernab der Realität"
Auch die Parteizentralen von Linkspartei und WASG sehen den Zündstoff des Konflikts, der sich demnächst in Rheinland-Pfalz und Berlin wiederholen könnte, wo sich ebenfalls Gräben zwischen Linkspartei und WASG auftun. Einige Parteimitglieder in Sachsen-Anhalt würden "fernab der Realität" handeln, sagte WASG-Sprecher Murat Cakir im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Die Idee einer gesamtdeutschen Linken dürfe nicht von "Empfindlichkeiten einzelner Personen" gestört werden. Bodo Ramelow, Bundeswahlkampfleiter und Fraktionsvize der Linkspartei im Bundestag, warnte in einem Interview der "Jungen Welt", dass mit derartigen Vorstößen das Projekt einer vereinigten Linken "aufs Spiel" gesetzt werde.

Am kommenden Wochenende will Ramelow in einer Vorstandsklausur der Linkspartei einen präzisierten Zeitplan für den Fusionsprozess von WASG und Linkspartei vorschlagen. Demnach soll die Amtszeit des amtierenden Linkspartei-Vorstandes schon im Frühjahr und nicht erst im Herbst 2006 auslaufen. Anschließend soll die Basis neue Delegierte unter der Maßgabe einer Parteineubildung wählen. Am Ende dieses Prozesses "dürfen weder die in Linkspartei umbenannte PDS noch die WASG weiterexistieren", sagte Ramelow im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Denkbar sei dann auch ein neuer Name, etwa "Die Linke".

Derartige Pläne können Hans-Jörg Guhla, einen der Initiatoren der WASG-Urabstimmung in Sachsen-Anhalt, nicht beeindrucken. "Wir sind noch in keiner Ehe mit der Linkspartei", sagte der Vorsitzende des WASG-Kreisverbandes Nord im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Für die bevorstehende Landtagswahl habe die Linkspartei lediglich drei sichere Listenplätze für die WASG in Aussicht gestellt. Viel zu wenig, findet Guhla. Er setzt deshalb auf einen getrennten Antritt bei der Landtagswahl, selbst wenn dies Probleme für die Linkspartei-Bundestagsfraktion bedeuten könnte. "Das ist für uns zweitrangig."
Tja, am linken Rand ist eben noch nicht zusammen gewachsen, was ohnehin nicht zusammen gehört. Es war aber schon vorher abzusehen, dass die WASG-Mitglieder sich das nicht endlos gefallen lassen würden, dass sie als "Linke zweiter Klasse" von der PDSED behandelt werden. Und dass ihre Vorturner Lafontaine und Ernst sich ihr bisschen Rückgrat für ein Bundestagsmandat haben abkaufen lassen, stößt immer mehr Linken auf.

Die Linkspartei vor dem Ende - bevor sie überhaupt geboren wurde.

politi_m
10.11.2005, 14:23
In RLP sieht's ähnlich aus. Aber ob das gleich das Ende dieses Projekts bedeutet, wage ich zu bezweifeln.

Schwarzer Rabe
10.11.2005, 14:28
Dieser Zusammenschluß hatte nur einen Zweck: Lafontaine wieder in den Bundestag zu bringen!

Robroy
10.11.2005, 16:09
Aus der Meldung
Derartige Pläne können Hans-Jörg Guhla, einen der Initiatoren der WASG-Urabstimmung in Sachsen-Anhalt, nicht beeindrucken. "Wir sind noch in keiner Ehe mit der Linkspartei", sagte der Vorsitzende des WASG-Kreisverbandes Nord im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Für die bevorstehende Landtagswahl habe die Linkspartei lediglich drei sichere Listenplätze für die WASG in Aussicht gestellt. Viel zu wenig, findet Guhla. Er setzt deshalb auf einen getrennten Antritt bei der Landtagswahl, selbst wenn dies Probleme für die Linkspartei-Bundestagsfraktion bedeuten könnte. "Das ist für uns zweitrangig."Das spricht doch Bände, oder? Es geht um Posten, ganz banal, wie in der restlichen Parteienlandschaft. Na, wenn sie meinen auf eigene Faust mehr reißen zu können... :))
Davon abgesehen - eine Partei die ein Spektrum von der kommunistischen Plattform der PDS bis hin zu enttäuschten Sozialdemokraten der WASG vereinen soll - das geht auch inhaltlich nicht lange gut.

Belehrer
10.11.2005, 17:38
Das spricht doch Bände, oder? Es geht um Posten, ganz banal, wie in der restlichen Parteienlandschaft.
Richtig, es geht nur um Posten und damit nur um die eigene Karriere!
Genau das ist der Grund, warum ich die reine Republik, wie sie bei uns in der Bundesrepublik Deutschland vorherrscht, ganz entschieden ablehne!

Dieser "Staat mit der schwarz-rot-goldnen Fahne" und Demokratie (und damit der Volkswille) sind zwei verschiedene Paar Schuhe!
Was unser Land braucht sind auf der einen Seite mehr Plebiszite (Volksentscheide)- also direkte Mitbestimmung der volljährigen und damit wahlvberechtigten Bevölkerung bei wichtigen politischen Themen wie Sicherheitspolitik, Klima- und Umweltschutz, Arbeitsschutz u.v.m.(und damit indirekt eine Beendigung des Parteienstaates in heutiger Form) - und auf der anderen Seite starke bzw. beständige Strukturen, die Gesellschaft und Staat stützen und aufrechterhalten!
Und dies bietet am Besten- auch wenn das viele nicht hören können oder oft auch nicht hören wollen- die konstitutionell-parlamentarische Monarchie.

Eine Staatsform, die auf der einen Seite Schluss macht mit dem korrupten, von Vetternwirtschaft durchzogenen Parteiensumpf voller Karriersten- wir brauchen Mitbestimmung der Bevölkerung auf rechtlicher Basis von Vereinen und Verbänden, die politische Partei hat als Mittel der Interessenvertretung der Bevölkerung dagegen versagt und ist reif für die Mülltonne- und dem Volk mehr direkte Entscheidungen gibt und auf der anderen Seite durch ihren stattlichen Wuchs und Bau Säulen schafft, die das Dach "Gesellschaft und Staat" sicher tragen und stützen.






Davon abgesehen - eine Partei die ein Spektrum von der kommunistischen Plattform der PDS bis hin zu enttäuschten Sozialdemokraten der WASG vereinen soll - das geht auch inhaltlich nicht lange gut.
Richtig, sozialistisch orientierte Parlamentarier und Stalinisten kriegt man nicht unter einen Hut.
Dass Demokratie und Diktatur nicht vereinbar sind, dass müsste sich doch mittlerweile selbst im "linksten" Parteienspektrum herumgesprochen haben...!


Gruß Belehrer

Sauerländer
10.11.2005, 17:43
(...)Davon abgesehen - eine Partei die ein Spektrum von der kommunistischen Plattform der PDS bis hin zu enttäuschten Sozialdemokraten der WASG vereinen soll - das geht auch inhaltlich nicht lange gut.
Wenn man bedenkt, was die beiden "Volksparteien" so alles unter ihrem Dach vereinen müssen, ist das Problem der Linkspartei keineswegs unlösbar. Das friedliche, harmonische Eintracht etwas anderes ist als das, was dabei herauskommt, ist klar.

Katukov
10.11.2005, 18:43
Was soll diese maßlose Übertreibung von Differenzen.
Sie wollen die Vereinigte Linke kaputt reden.

Roter Prolet
10.11.2005, 18:50
Davon abgesehen - eine Partei die ein Spektrum von der kommunistischen Plattform der PDS bis hin zu enttäuschten Sozialdemokraten der WASG vereinen soll - das geht auch inhaltlich nicht lange gut.

Da die Plattform sich ohnehin scharf kritisch am Kurs der Linkspartei.PDS (z.B. in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin) verhält, halte ich dieses linkes Sammelbündnis für äusserst existenz-gefährdet.

Praetorianer
10.11.2005, 18:52
Was soll diese maßlose Übertreibung von Differenzen.
Sie wollen die Vereinigte Linke kaputt reden.


Eine äußerst ehrenwerte Absicht!

Leider sehe ich das nicht ganz so optimistisch wie Mentecaptus! :(