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Vollständige Version anzeigen : Martin Heidegger und die ewige Wiederkehr des gleichen Skandals



umananda
28.12.2013, 13:02
Dieser Artikel ist mir gerade in einem Café aufgefallen ... vielleicht sind ja einige User an einem Gedankenaustausch interessiert.

Zitat Quelle FAZ


Martin Heidegger lasse sich jetzt „nur noch schlecht verteidigen“, meint Thomas Assheuer. Der Redakteur der „Zeit“, der es zum Glück auch noch nie versucht hat, fasst so zusammen, was sich für ihn aus einigen bislang unbekannten Zitaten des Philosophen ergibt.

Im kommenden März werden sie in einer Edition von Heideggers sogenannten Schwarzen Heften nachzulesen sein. In ihnen hatte sich der Philosoph von 1931 an Notizen gemacht, unter anderem antisemitische. Welcher Art sie genau sind, weiß außer einer Handvoll Leute niemand. „Kleinste philosophische Partikel“ (Assheuer), vulgo: ein paar Halbsätze sind über Pariser Lautsprecher bekannt geworden.

Mithin ist jetzt publik, dass Heidegger vom „Rasseprinzip“ schrieb, eine „Begabung“ der Juden für „das Rechnerische“ erkannt haben wollte und eine „Entwurzelung“ und „Weltlosigkeit“ des „Weltjudentums“. Weshalb man den Autor dieser Phrasen jetzt „nur noch schlecht“ verteidigen kann, bleibt Hamburger Redaktionsgeheimnis. Denn klarerweise kann man es überhaupt nicht und konnte es auch noch nie.

Das Weltunglück im Allgemeinen

Heideggers Diagnose war, das Weltunglück im Allgemeinen wie die Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts im Besonderen entsprängen der Rechenhaftigkeit und Technizität des abendländischen Denkens. Dafür machte er abwechselnd alle Philosophen nach Heraklit und vor Heidegger, insbesondere aber Descartes, außerdem – von Hölderlin abgesehen – das neunzehnte Jahrhundert sowie die Amerikaner und die Russen verantwortlich. Und hier nun also auch die Juden. Das alles war seit jeher als krauses, eines Schülers von Edmund Husserl unwürdiges Gerede erkennbar; Guido Schneebergers Dokumentation der nationalsozialistischen Sprüche Heideggers stammt von 1962.

Thomas Assheuer jedoch hält den Gedanken, die Durchrationalisierung der Welt habe eine „neue Undurchsichtigkeit“ und diese das Ungeheuerliche erzeugt, für „originell“. Er schlägt nur vor, die Rechenhaftigkeit nicht wie Heidegger in das Judentum zu projizieren, sondern – „wie Horkheimer und Adorno“ – dem ökonomischen Zweckdenken zuzuschreiben, das eine „dämonische Intransparenz“ geschaffen habe.

An der Weltverdüsterung wäre also die betriebswirtschaftliche Rationalität schuld? Das ist ebenso intelligent wie das Gerede von einer „totalisierten Vernunft“, unter der die Menschheit leide, weil sie in „totale Unvernunft“ umgeschlagen sei. Oder die These, Heidegger habe einen „Kampf gegen das ,Weltjudentum‘ geführt“ – in unpublizierten Notizheften.

Warum kann man nicht einfach festhalten, dass ein Philosoph sich in der These festgebissen hatte, die Wissenschaft denke nicht, wodurch er sich offenbar der Verpflichtung zu Argument und Empirie entbunden sah? Und dafür einen Preis in Form „origineller“ Einfälle zahlte, die damals ziemlich viele mit ihm teilten, was sie nicht weniger widerwärtig macht. Einen Anspruch auf Tiefendeutung und Skandal jedoch besitzt derlei nicht, auch wenn es vom Autor von „Sein und Zeit“ kam.

Ende des Zitats


Alle Jahre wieder tauchen vor allem von deutschen Intellektuellen angefertigte Anklageschriften im Feuilleton auf. Mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit wird an Ende solcher Pamphlete der Philosoph Heidegger zur
Persona non grata erklärt. Die Philosophie sollte von Heidegger befreit werden. Man gibt sich kaum noch die Mühe, das Werk Heideggers zu studieren, sondern sucht akribisch einzelne Bruchstücke heraus, um ihn zu einem simplen Antisemiten zu machen. Er war letztlich ein Kind seiner Zeit und antisemitische Zitate herauszusuchen ist ein beliebtes Spiel geworden, um gewisse "Denker", die auch Irrtümer begehen können, auszuklammern. Eine durchaus gefährliche Vorgehensweise ... man verliert das Ganze auf den Augen und überspringt komplexe Gedankenkonstrukte beziehungsweise lässt sie links liegen.

Martin Heidegger ist aber nicht "wegzudenken" wenn es um Philosophie gehen soll. Inwieweit wir uns nun an einzelnen Dummheiten eines großen Denkers orientieren wollen und von diesen Dummheiten auf das Ganze schließen sollten, ist zumindest ein "Nach-Denken" wert. Die kleine Kolumne in der heutigen Ausgabe der FAZ ist ein gelungener "Denkanstoß" ...

Servus umananda

Mythras
28.12.2013, 13:30
Alle Jahre wieder tauchen vor allem von deutschen Intellektuellen angefertigte Anklageschriften im Feuilleton auf. Mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit wird an Ende solcher Pamphlete der Philosoph Heidegger zur
Persona non grata erklärt. Die Philosophie sollte von Heidegger befreit werden. Man gibt sich kaum noch die Mühe, das Werk Heideggers zu studieren, sondern sucht akribisch einzelne Bruchstücke heraus, um ihn zu einem simplen Antisemiten zu machen. Er war letztlich ein Kind seiner Zeit und antisemitische Zitate herauszusuchen ist ein beliebtes Spiel geworden, um gewisse "Denker", die auch Irrtümer begehen können, auszuklammern. Eine durchaus gefährliche Vorgehensweise ... man verliert das Ganze auf den Augen und überspringt komplexe Gedankenkonstrukte beziehungsweise lässt sie links liegen.

Martin Heidegger ist aber nicht "wegzudenken" wenn es um Philosophie gehen soll. Inwieweit wir uns nun an einzelnen Dummheiten eines großen Denkers orientieren wollen und von diesen Dummheiten auf das Ganze schließen sollten, ist zumindest ein "Nach-Denken" wert. Die kleine Kolumne in der heutigen Ausgabe der FAZ ist ein gelungener "Denkanstoß" ...

Servus umananda

Welche "Dummheiten" soll Heidegger denn begangen haben?

Es ist keine Schande einer Partei angehört zu haben die Deutschland vom fremden Joch befreien wollte. :)

Heidegger ist einer der größten Philosophen unserer Zeit, daran ändert auch die schäbige BRD-Journaille nichts.

umananda
28.12.2013, 13:33
Welche "Dummheiten" soll Heidegger denn begangen haben?

Es ist keine Schande einer Partei angehört zu haben die Deutschland vom fremden Joch befreien wollte. :)

Heidegger ist einer der größten Philosophen unserer Zeit, daran ändert auch die schäbige BRD-Journaille nichts.

Dann lasse es uns doch wissen, was die Philosophie von Heidegger deiner Meinung nach ausmacht. Dummes Geschwafel reicht da nicht aus. Jedenfalls nicht im Sinne von Martin Heidegger.

Servus umananda

Tantalit
28.12.2013, 13:45
Dieser Artikel ist mir gerade in einem Café aufgefallen ... vielleicht sind ja einige User an einem Gedankenaustausch interessiert.

Alle Jahre wieder tauchen vor allem von deutschen Intellektuellen angefertigte Anklageschriften im Feuilleton auf. Mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit wird an Ende solcher Pamphlete der Philosoph Heidegger zur
Persona non grata erklärt. Die Philosophie sollte von Heidegger befreit werden. Man gibt sich kaum noch die Mühe, das Werk Heideggers zu studieren, sondern sucht akribisch einzelne Bruchstücke heraus, um ihn zu einem simplen Antisemiten zu machen. Er war letztlich ein Kind seiner Zeit und antisemitische Zitate herauszusuchen ist ein beliebtes Spiel geworden, um gewisse "Denker", die auch Irrtümer begehen können, auszuklammern. Eine durchaus gefährliche Vorgehensweise ... man verliert das Ganze auf den Augen und überspringt komplexe Gedankenkonstrukte beziehungsweise lässt sie links liegen.

Martin Heidegger ist aber nicht "wegzudenken" wenn es um Philosophie gehen soll. Inwieweit wir uns nun an einzelnen Dummheiten eines großen Denkers orientieren wollen und von diesen Dummheiten auf das Ganze schließen sollten, ist zumindest ein "Nach-Denken" wert. Die kleine Kolumne in der heutigen Ausgabe der FAZ ist ein gelungener "Denkanstoß" ...

Servus umananda

Und was ist jetzt genau deine Meinung zu Heidegger bzw. was denkst du sticht bei seiner Philosophie heraus, denn dazu hast du nämlich noch gar nichts gesagt und nur das Thema auf Nazi oder nicht oder inwieweit eigener oder fremder zeithistorischer Antisemitismus seine Philosophie beeinflußt haben könnte soll doch nicht schon wieder das Thema sein, oder?

Tantalit
28.12.2013, 13:48
Dann lasse es uns doch wissen, was die Philosophie von Heidegger deiner Meinung nach ausmacht. Dummes Geschwafel reicht da nicht aus. Jedenfalls nicht im Sinne von Martin Heidegger.

Servus umananda

Moin

Dann lasse es uns doch wissen liebe Umanda, was die Philosophie von Heidegger deiner Meinung nach ausmacht. Dummes Geschwafel reicht da nicht aus. Jedenfalls nicht im Sinne von Martin Heidegger.

Servus Tantalit

Mythras
28.12.2013, 13:49
Dann lasse es uns doch wissen, was die Philosophie von Heidegger deiner Meinung nach ausmacht. Dummes Geschwafel reicht da nicht aus. Jedenfalls nicht im Sinne von Martin Heidegger.

Servus umananda

Es geht hier doch um den angeblichen "Skandal" und nicht um seine Philosophie.

Er war kein Nationalsozialist aber ein Nationalist und Patriot und wollte das Beste für sein Heimatland und sein Volk. Daran ist absolut nichts verwerflich. Auch lies er sich zurecht nie in die "Verbrecher-Schublade" stecken und verteidigte vehement das deutsche Volk und sein Handeln.

Tantalit
28.12.2013, 13:51
Es geht hier doch um den angeblichen "Skandal" und nicht um seine Philosophie.

Er war kein Nationalsozialist aber ein Nationalist und Patriot und wollte das Beste für sein Heimatland und sein Volk. Daran ist absolut nichts verwerflich. Auch lies er sich zurecht nie in die "Verbrecher-Schublade" stecken und verteidigte vehement das deutsche Volk und sein Handeln.

Mythras es geht Umanda um die Philosophie Heideggers und nicht um den Nazigedöns ich bin gespannt was sie zu der Philosophie Heideggers noch schreibt und was ihr da besonders wichtig und einmalig erscheint. :)

bernhard44
28.12.2013, 13:52
Klar, wieder ein Antisemit, eine Deutscher gar! Die Franzosen tun sich an der Figur Heidegger besonders schwer. Da wird auf einen gezeigt, der in einer Epoche lebte und agierte wo fast alles antisemitisch war! Man ist nicht Willens zu differenzieren.
Für mich eine neue Inquisition, die jeden an den Pranger stellt der nicht laut und öffentlich widerrufen hat, auch wenn es gar nichts zu widerrufen gab!

http://de.wikipedia.org/wiki/Heidegger_und_der_Nationalsozialismus

umananda
28.12.2013, 14:05
Klar, wieder ein Antisemit, eine Deutscher gar! Die Franzosen tun sich an der Figur Heidegger besonders schwer. Da wird auf einen gezeigt, der in einer Epoche lebte und agierte wo fast alles antisemitisch war! Man ist nicht Willens zu differenzieren.
Für mich eine neue Inquisition, die jeden an den Pranger stellt der nicht laut und öffentlich widerrufen hat, auch wenn es gar nichts zu widerrufen gab!

http://de.wikipedia.org/wiki/Heidegger_und_der_Nationalsozialismus

Es ist ja nicht zu leugnen, dass sich Heidegger mit einigen antisemitischen Floskeln gemeldet hat. Was aber nicht bedeutet, dass seine Philosophie antisemitisch war. Und wie alle Kinder jener Zeit distanzierte er sich und gab das berühmte Zitat zum Besten "wer groß denkt, kann auch groß irren".

Außerdem hatte man mit Martin Heidegger in Frankreich noch nie ein Problem ... ganz im Gegenteil.

Servus umananda

bernhard44
28.12.2013, 14:08
Mythras es geht Umanda um die Philosophie Heideggers und nicht um den Nazigedöns ich bin gespannt was sie zu der Philosophie Heideggers noch schreibt und was ihr da besonders wichtig und einmalig erscheint. :)

und genau diese Philosophie wollten die neuen Platzhirsche Habermas, Adorno und Marcuse nicht vor sich, nicht um sich haben! Dementsprechend gestalteten sie ja auch die Hetze gegen Heidegger (Adorno : Heideggers Philosophie ist „bis in ihre innersten Zellen faschistisch“) .

bernhard44
28.12.2013, 14:20
Es ist ja nicht zu leugnen, dass sich Heidegger mit einigen antisemitischen Floskeln gemeldet hat. Was aber nicht bedeutet, dass seine Philosophie antisemitisch war. Und wie alle Kinder jener Zeit distanzierte er sich und gab das berühmte Zitat zum Besten "wer groß denkt, kann auch groß irren".

Außerdem hatte man mit Martin Heidegger in Frankreich noch nie ein Problem ... ganz im Gegenteil.

Servus umananda

ich gebe dir insofern recht, dass die Anfeindungen gegen Heidegger aus dem eigenen Lager die übelsten sind! Auch eine H. Arend tat sich da besonders hervor. Sie nennt Heidegger sogar "einen potentiellen Mörder"!

umananda
28.12.2013, 14:21
Und was ist jetzt genau deine Meinung zu Heidegger bzw. was denkst du sticht bei seiner Philosophie heraus, denn dazu hast du nämlich noch gar nichts gesagt und nur das Thema auf Nazi oder nicht oder inwieweit eigener oder fremder zeithistorischer Antisemitismus seine Philosophie beeinflußt haben könnte soll doch nicht schon wieder das Thema sein, oder?

Wie ich zu Heidegger stehe liest man wohl eindeutig heraus. Da ich Heidegger als einen wichtigen neuzeitlichen Denker halte, der sozusagen eine Brücke zwischen der alten Philosophie und der Modernen errichtet hat ... im sprachlichen wie auch im denkerischen Sinne, ist eine Tatsache. Heidegger ist in der Philosophie nicht mehr wegzudenken.

Die Frage, die mich hier bewegt, ist ziemlich einfach. Inwieweit ist es hilfreich, einen Philosophen mit seinem Werk gleichzusetzen. Wird ein Werk schon deshalb schlecht, wenn der Mensch (Dichter oder Denker) menschliche Schwächen gezeigt hat?

Servus umananda

Heinrich_Kraemer
28.12.2013, 14:23
Naja, Leuten vermeintlichen Antisemitismus nachzuweisen, welche nicht den 68ern mainstream stramm mitmachten, ist ja ja bis heute gängiste Übung, um selber moralisch erhaben sein profitables Plätzchen setzen zu wollen.

Heidegger selbst hatte Hanna Arendt (Hebräerin) zur Geliebten, diese verdankt ihm nach eigenen Angaben ihr philosophisches Wirken.

Zwar besetzte der junge Heidegger den Lehrstuhl Husserls (aufrund der Beurlaubung dessen durch den NS-Staat), wobei Heidegger diesem als seinem Lehrer höchstem Respekt erwies, indem er sein Hauptwerk diesem widmete. (Nach dem NS, aber selbstverständlich). Einen genauen Judenhass hier abzuleiten ist auch an den Haaren herbeigezogen.

Ebenso wird dann als vermeintliches Indiz Heideggers Antrittsrede gewertet. Wobei auch hier die NS-Hörerschaft diese mit einer bestimmten Verwunderung zur Kenntnis nahm, indem Heidegger die jetzige Zeit (auch politisch) metaphysisch verwandelte. Stieß auf Unverständnis.

Dann das SPIEGEL-Interview, indem er seine philosophischen Annahmen auf Allgemeingültigkeit zurücknimmt, in Analogie zum Scheitern des NS, soll dann als Nazibeleg dienen. Typisch für die Staatsmedien hierzulande, mit Deutungshoheit über die staatlich verordneten Tugenden. (Hier wäre viel interessanter sein Verhältnis zum Sozialstaat zu klären, hinsichtlich der Konrev, indem dieser die Erkenntisleistung des Menschen behindert, ihn zur dummen Massen umformt; hier dürfte der wahre Grund für die staatliche Hetze liegen)

In Frankreich sind solche Antisemitismusnachweise hingegen völlig unbekannt, und das mit oder weil die Herangehensweise metodisch rationalistisch ist. Heideggers Existenzphilosophie prägte die gesamte Geistesgeschichtliche Entwicklung in Frankreich nach 45, Sartres Hauptwerk (das Sein und das Nichts) ist eine Weiterführung dessen.

Nunja zum Inhalt seiner Philosophie vielleicht an anderer Stelle mehr, denn verstehend gelesen hat ihn so ziemlich keiner, der hier die Backen mit "Antisemitsmus" aufbläht. Sonst käme so ein Dreck auch nicht raus.

umananda
28.12.2013, 14:25
ich gebe dir insofern recht, dass die Anfeindungen gegen Heidegger aus dem eigenen Lager die übelsten sind! Auch eine H. Arend tat sich da besonders hervor. Sie nennt Heidegger sogar "einen potentiellen Mörder"!

Hannah Arendt und Martin Heidegger waren ein Liebespaar ... zwischen ihnen waren viele Dinge sehr persönlich. Das eignet sich kaum für Verdächtigungen.

Servus umananda

bernhard44
28.12.2013, 14:28
Hannah Arendt und Martin Heidegger waren ein Liebespaar ... zwischen ihnen waren viele Dinge sehr persönlich. Das eignet sich kaum für Verdächtigungen.

Servus umananda


komische Liebe:
Arendt schreibt: „Mir hat immer geschienen, daß Heidegger in dem Moment, wo er seinen Namen unter dieses Schriftstück zu setzen hatte, hätte abdanken müssen.“ Nach weiteren Erläuterungen: der Brief sei Husserl wahrscheinlich mehr oder minder gleichgültig gewesen. Das „wirklich Irreparable“ richte oft jenen Wall auf, „der Menschen wirklich scheidet;“ fährt sie fort: „.. da ich weiß, daß dieser Brief und diese Unterschrift ihn (Husserl) beinahe umgebracht haben, kann ich nicht anders, als Heidegger für einen potentiellen Mörder zu halten.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Heidegger_und_der_Nationalsozialismus#Verh.C3.A4lt nis_zu_Husserl_und_Arendt

Grenzer
28.12.2013, 14:28
Die Frage, die mich hier bewegt, ist ziemlich einfach. Inwieweit ist es hilfreich, einen Philosophen mit seinem Werk gleichzusetzen. Wird ein Werk schon deshalb schlecht, wenn der Mensch (Dichter oder Denker) menschliche Schwächen gezeigt hat?

Servus umananda

Ganz sicherlich nicht ,-
sonst müssten die Deutschen bspw.ihren hochverehrten Johann Wolfgang von Goethe von seinem Throne stürzen :

Denn rein menschlich war er nach Aussage seiner Zeitgenossen eine eitle Mischung aus Hochmut , Ignoranz und niederen Instinkten.... :)

Heinrich_Kraemer
28.12.2013, 14:31
(...)Die Frage, die mich hier bewegt, ist ziemlich einfach. Inwieweit ist es hilfreich, einen Philosophen mit seinem Werk gleichzusetzen. Wird ein Werk schon deshalb schlecht, wenn der Mensch (Dichter oder Denker) menschliche Schwächen gezeigt hat?

Servus umananda

Werk und Person zu trennen ist meiner Meinung nach nicht möglich, soweit sich der Zeitgeist, Charakter usw. eben auch im selbst höchsten metaphysischen Werk zeigt.

Soweit sind bei einer Werkbetrachtung eben genau diese Einflüsse mitzuanalysieren.

Schlimm, unfair und heuchlerisch wirds hingegen, wenn man vom jetzigen Standpunkt aus inquisitorisch Werke nach Zeitgeist und Epoche universalistisch moralisch aburteilt. Mit dem Effekt sich darzustellen, als Allgemeinwissender zum interessenlosen Wohle der Menscheit moralisch bewertend. Denn genau hier zeigen sich die Ideologien, soweit es um bürokratische und politische Macht geht. Also genau das, was man bei sich selbst verneint und anderen unterstellt.

umananda
28.12.2013, 14:34
komische Liebe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Heidegger_und_der_Nationalsozialismus#Verh.C3.A4lt nis_zu_Husserl_und_Arendt


Gegenüber seinem Lehrer Edmund Husserl hat sich Martin Heidegger in der NS-Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das hat Heidegger auch später immer wieder bedauert.

Servus umananda

bernhard44
28.12.2013, 14:37
Gegenüber seinem Lehrer Edmund Husserl hat sich Martin Heidegger in der NS-Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Das hat Heidegger auch später immer wieder bedauert.

Servus umananda

auf den Scheiterhaufen mit ihm......! Nicht mit Rum bekleckert geht gar nicht!

PS.

ich mochte meine Lehrer auch nicht!

umananda
28.12.2013, 14:42
auf den Scheiterhaufen mit ihm......! Nicht mit Rum bekleckert geht gar nicht!

PS.

ich mochte meine Lehrer auch nicht!

Heidegger verehrte Edmund Husserl. Er verleugnete ihn nur in einer Zeit, wo man sehr mutig sein musste, um sich nicht verbiegen zu lassen. Er krümmte sich leider ... die gestrichene Widmung "Edmund Husserl" wurde aber nach dem Krieg wieder gedruckt.

Servus umananda

bernhard44
28.12.2013, 14:47
Heidegger verehrte Edmund Husserl. Er verleugnete ihn nur in einer Zeit, wo man sehr mutig sein musste, um sich nicht verbiegen zu lassen. Er krümmte sich leider ... die gestrichene Widmung "Edmund Husserl" wurde aber nach dem Krieg wieder gedruckt.

Servus umananda

ist "nicht sehr mutig" zu sein schon ein Makel?

umananda
28.12.2013, 14:56
ist "nicht sehr mutig" zu sein schon ein Makel?

Nein. Mut ist eher eine besondere Auszeichnung. Wären alle Menschen mutig, würde die Welt wohl anders aussehen.

Servus umananda

Tantalit
28.12.2013, 15:20
Wie ich zu Heidegger stehe liest man wohl eindeutig heraus. Da ich Heidegger als einen wichtigen neuzeitlichen Denker halte, der sozusagen eine Brücke zwischen der alten Philosophie und der Modernen errichtet hat ... im sprachlichen wie auch im denkerischen Sinne, ist eine Tatsache. Heidegger ist in der Philosophie nicht mehr wegzudenken.

Die Frage, die mich hier bewegt, ist ziemlich einfach. Inwieweit ist es hilfreich, einen Philosophen mit seinem Werk gleichzusetzen. Wird ein Werk schon deshalb schlecht, wenn der Mensch (Dichter oder Denker) menschliche Schwächen gezeigt hat?

Servus umananda

Ok, du stehst also voll und ganz hinter Heidegger ohne wenn und aber das ist löblich.

Zu der Frage ob ein Werk schlecht zu bewerten ist "wenn der Mensch (Dichter oder Denker) menschliche Schwächen gezeigt hat" kann man nur klar und deutlich sagen nein, Heidegger hat sich wohl eher zu läßlichen Äußerungen 1933 ohne die politische Lage wirklich beurteilen zu können hinreißen lassen die man ihm bis heute ankreidet, die aber eher aus einem Mißverständnis geboren wurden als echtem Antisemitismus und sein Werk in keiner Weise beeinträchtigen.

Nach 1934 gibt es nur noch Zeugnisse davon wie sich Heidegger gegen den Nationalsozialismus ausgesprochen hat.

Heidegger hat sogar als einer der wenigen den Nationalsozialismus in seinen Vorlesungen angegriffen und in Frage gestellt.

Das man Heidegger bis heute versucht zu diskreditieren ist ja eher eine Auszeichnung denn man redet ja noch über ihn und zwar im öffentlichen Diskurs wen auch aus eher niederen Beweggründen, das der Mann wohl ganz große und wertvolle philosophische Erkenntnisse entdeckt und noch schlimmer zu vermitteln versuchte, das ist es dann wohl auch hauptsächlich was manche Kreise im philosophischen Wissenschaftsbetrieb wurmt, ein großer Deutscher Denker denn sie nicht kleinkriegen mit ihrem rasenden Hass.

Man will ihm seine Lebensleistung absprechen um selber etwas Ruhm zu ernten und die Leistung Deutscher Denker in einem fort zu diskreditieren, wie jämmerlich.

Aber wir kennen das ja alles deutsche soll ja aus der Geschichte getilgt werden, egal wie vernünftig und gut es war oder ist.

Tantalit
28.12.2013, 17:05
Wer mal was interessantes zu Heidegger lesen möchte dem empfehle ich nach: "Das Schweigen Heideggers oder Kleine Einzelheiten" zu googeln.

Klopperhorst
29.12.2013, 10:23
ich gebe dir insofern recht, dass die Anfeindungen gegen Heidegger aus dem eigenen Lager die übelsten sind! Auch eine H. Arend tat sich da besonders hervor. Sie nennt Heidegger sogar "einen potentiellen Mörder"!

Vor dem Hintergrund eines zertrümmerten Deutschlands und Auschwitz war die Arend nicht auf dem falschen Tripp.
Das Problem war immer ihre Emotionalität.

Historische Prozesse muss man aber kühl und anteilnahmslos betrachten.
Ernst Nolte ist für mich der einzige noch lebende Kritiker dieser Emotionalität.

---

bernhard44
29.12.2013, 10:27
Vor dem Hintergrund eines zertrümmerten Deutschlands und Auschwitz war die Arend nicht auf dem falschen Tripp.
Das Problem war immer ihre Emotionalität.

Historische Prozesse muss man aber kühl und anteilnahmslos betrachten.
Ernst Nolte ist für mich der einzige noch lebende Kritiker dieser Emotionalität.

---

ja die Hannah.....dass sie nur das Liebchen blieb und dann völlig ausgeklammert wurde, hat sie wohl schwer getroffen! Der Herr Professor und die Studentin.....

Helgoland
29.12.2013, 10:32
Nein. Mut ist eher eine besondere Auszeichnung. Wären alle Menschen mutig, würde die Welt wohl anders aussehen.

Servus umananda

Wäre da nicht der ständige Konflikt zwischen Mut und Selbsterhaltungstrieb......

umananda
29.12.2013, 10:53
ja die Hannah.....dass sie nur das Liebchen blieb und dann völlig ausgeklammert wurde, hat sie wohl schwer getroffen! Der Herr Professor und die Studentin.....

Lies den Briefwechsel von Martin Heidegger und Hannah Arendt, diese Korrespondenz ist außergewöhnlich. Diese Beziehung war weitaus mehr als nur eine Liebesbeziehung.

Servus umananda

bernhard44
29.12.2013, 14:52
Lies den Briefwechsel von Martin Heidegger und Hannah Arendt, diese Korrespondenz ist außergewöhnlich. Diese Beziehung war weitaus mehr als nur eine Liebesbeziehung.

Servus umananda

Der Mann war doppelt so alt wie die Arendt, verheiratet, hatte Kinder und noch andere Affären neben ihr......klar war sie was außergewöhnliches.....sie war die Jüngste!

umananda
30.12.2013, 01:25
Der Mann war doppelt so alt wie die Arendt, verheiratet, hatte Kinder und noch andere Affären neben ihr......klar war sie was außergewöhnliches.....sie war die Jüngste!

Ich würde dir die Lektüre gerne empfehlen ... der Briefwechsel zwischen Martin und Hannah ist weitaus komplexer als du ahnst. Aber es lohnt sich. Es macht die Birne beweglicher ...

Servus umananda

Ganz_unten
01.01.2014, 20:33
Es ist ja nicht zu leugnen, dass sich Heidegger mit einigen antisemitischen Floskeln gemeldet hat. Was aber nicht bedeutet, dass seine Philosophie antisemitisch war. Und wie alle Kinder jener Zeit distanzierte er sich und gab das berühmte Zitat zum Besten "wer groß denkt, kann auch groß irren".

Außerdem hatte man mit Martin Heidegger in Frankreich noch nie ein Problem ... ganz im Gegenteil.

Servus umananda

Sein Kollege Bloch sprach vom "Hauptnichtdenker Heidegger".
Sartres Heidegger-Manie ist bekannt, aber die bezog sich auf den jungen Heidegger, oder?
http://www.poetenladen.de/zwerenz-ingrid-bloch-sartre.html

Sprecher
04.01.2014, 17:51
und genau diese Philosophie wollten die neuen Platzhirsche Habermas, Adorno und Marcuse nicht vor sich, nicht um sich haben!

Das sind ja auch Ideologen und keine Philosophen.

cajadeahorros
04.01.2014, 18:37
Das sind ja auch Ideologen und keine Philosophen.

Philosophen sind immer die nützlichen Idioten der Herrschenden. Sie schreiben irgendeinen Salmon, und wer den Geschmack trifft wird Professor, Berater oder darf sich in die Glotze hocken. Und wer heute den Feuilleton vermüllen will, muß eben an Heidegger herummäkeln.

Senator74
04.01.2014, 18:43
Sein Kollege Bloch sprach vom "Hauptnichtdenker Heidegger".
Sartres Heidegger-Manie ist bekannt, aber die bezog sich auf den jungen Heidegger, oder?
http://www.poetenladen.de/zwerenz-ingrid-bloch-sartre.html

Die Weltbilder der Philosophen sind eher Denkmodelle. Die der Ideologen dagegen Strukturgeber für Politsysteme...

Ganz_unten
04.01.2014, 20:27
Die Weltbilder der Philosophen sind eher Denkmodelle. Die der Ideologen dagegen Strukturgeber für Politsysteme...


Wie sagte noch Immanuel Kant so treffend:

"Das Recht muß nie der Politik, wohl aber die Politik jederzeit dem Recht angepaßt werden."

Rhino
13.06.2014, 13:20
Welche "Dummheiten" soll Heidegger denn begangen haben?

Es ist keine Schande einer Partei angehört zu haben die Deutschland vom fremden Joch befreien wollte. :)

Heidegger ist einer der größten Philosophen unserer Zeit, daran ändert auch die schäbige BRD-Journaille nichts.

Hat er auch so in etwa auf seine Art formuliert:
https://archive.org/details/MartinHeideggerRektoratsrede1933

Wo genau ist denn das von den Bewaeltigern monierte in der Gesamtausgabe nachzulesen?

Knudud_Knudsen
08.09.2014, 21:28
Heidegger..nun...obwohl der Faden alt ist blieb er kurz,kein Wunder :-))
nehme an die Herrschaften hier halten Heidegger für ein altes Waschmittel..:-))

er hat doch nur,geboren aus der Unsicherheit einer zunehmend technisierten Arbeitswelt,versucht das neue Weltbild,Gewinnmaximierung um jeden Preis,zu beschreiben.

Nun hat er sich dabei ein paar antisemitische "Ausrutscher" geleistet...
da ist ihm passiert was anderen Denkern auch passierte,denn er war das Kind seiner Zeit..

umananda
09.09.2014, 00:05
Heidegger..nun...obwohl der Faden alt ist blieb er kurz,kein Wunder :-))
nehme an die Herrschaften hier halten Heidegger für ein altes Waschmittel..:-))

er hat doch nur,geboren aus der Unsicherheit einer zunehmend technisierten Arbeitswelt,versucht das neue Weltbild,Gewinnmaximierung um jeden Preis,zu beschreiben.

Nun hat er sich dabei ein paar antisemitische "Ausrutscher" geleistet...
da ist ihm passiert was anderen Denkern auch passierte,denn er war das Kind seiner Zeit..

Wer groß denkt, muß groß irren ... was interessiert mich Heideggers Ausrutscher, wenn er schon nach fast einem Jahr in den Nationalsozialisten die neuen Barbaren sah. Und für Heidegger als Kulturmenschen waren Barbaren stets unerträglich.

Zur Erläuterung ein Zitat von Martin Heidegger 1943 (Gesamtausgabe Band 75 3.Abteilung: Unveröffentlichte Abhandlungen "Zu Hölderlin" / Vitorio Klostermann Frankfurt /2000

Diesem Gleichmachen entspricht dann die aus der jeweiligen Eigenheit des historischen Vorstellens aufspringende Willkür, die das Zeitgenössische als das gerade Wirkende für das einzig Wirkliche und somit für das eigentlich und wahrhaft Seiende hält.

Ende des Zitats ---

Besser hätte es selbst Hölderlin nicht formulieren können, wenn er miterleben hätte müssen, wie die Nazis seine Gedichte aufs Podest stellten. Er, Hölderlin, der in seinen Deutschen stets stumpfsinnige Barbaren sah ... kaum auszudenken. Wer will schon gerne als Prophet gelten, im eigenen Land. Dann spielt man doch lieber den Verrückten im Turm. Jeder halbwegs intelligente Mensch kann das nachvollziehen.

Servus umananda

Nachbemerkung ... schön, dass du diesen Thread wieder ausgegraben hast.

Knudud_Knudsen
09.09.2014, 06:45
Wer groß denkt, muß groß irren ... was interessiert mich Heideggers Ausrutscher, wenn er schon nach fast einem Jahr in den Nationalsozialisten die neuen Barbaren sah. Und für Heidegger als Kulturmenschen waren Barbaren stets unerträglich.

Zur Erläuterung ein Zitat von Martin Heidegger 1943 (Gesamtausgabe Band 75 3.Abteilung: Unveröffentlichte Abhandlungen "Zu Hölderlin" / Vitorio Klostermann Frankfurt /2000

Diesem Gleichmachen entspricht dann die aus der jeweiligen Eigenheit des historischen Vorstellens aufspringende Willkür, die das Zeitgenössische als das gerade Wirkende für das einzig Wirkliche und somit für das eigentlich und wahrhaft Seiende hält.

Ende des Zitats ---

Besser hätte es selbst Hölderlin nicht formulieren können, wenn er miterleben hätte müssen, wie die Nazis seine Gedichte aufs Podest stellten. Er, Hölderlin, der in seinen Deutschen stets stumpfsinnige Barbaren sah ... kaum auszudenken. Wer will schon gerne als Prophet gelten, im eigenen Land. Dann spielt man doch lieber den Verrückten im Turm. Jeder halbwegs intelligente Mensch kann das nachvollziehen.

Servus umananda

Nachbemerkung ... schön, dass du diesen Thread wieder ausgegraben hast.

Gern...
bin in Eile,ein paar Tage weg..:-))