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Vollständige Version anzeigen : Dr. Wolfram Weimer: Nur Schwache schimpfen auf Amerika



Asyl
04.11.2013, 17:37
Die Kritik an Amerikanern wird immer lauter. Von der NSA bis zu den Ratingagenturen, von Google bis Facebook, von Goldman Sachs bis Apple und Amazon – überall wittert man dunkle Mächte. Die Wahrheit ist viel einfacher, und deprimierend zugleich.

In der Beliebtheitsrangliste Europas rangiert Amerika derzeit ganz weit hinten, irgendwo zwischen weißem Hai und Kettensägenmassaker. Monstergleich werden die USA verteufelt, und man traut ihnen alles zu: vom Abhören des Kanzlerhandys bis zum Ruinieren des Weltlklimas, vom Big-Data-Krakengriff bis zum wahllosen Drohnenkrieg.

Als ob Amerika aus brutalen Bankern (Goldman Sachs), dummen Cowboy-Reaktionären (Tea-Party-Bewegung) und fiesen Sklavenfabriken (Amazon) bestünde, so prügeln die Medien transatlantisch ein, dass es kein Halten mehr gibt. Selbst der bislang so smarte Präsident Obama mutiert nun zum Zerrbild eines düsteren Spitzel-Big-Brothers aus der Halbwelt, dessen Losung “Yes, we can” als “Yes, we scan” entlarvt sei.

Der neue Anti-Amerikanismus mag aktuell berechtigte Anläße der Kritik haben - Geheimdienste sind eben keine Rotaryclubs. In Art und Breite des Ressentiments verrät er aber etwas ganz anderes als die Sorge um Datenschutz: einen Minderwertigkeitskomplex. Mit jeder rotzigen Verbalattacke gegen die USA wirkt Europa mehr wie ein plärrendes Kind, das dem großen Bruder am anderen Ende des Teiches das Wasser einfach nicht reichen kann. Die Selbstverkleinerung Europas wird zusehends unser Markenzeichen.

Man kann die Windows-, Apple- und Facebook-Konzerne verteufeln, man könnte aber auch eigene Internetkonzerne als Gegengewicht aufgebaut haben. Von den 20 größten Internetkonzernen der Welt kommt aber keiner mehr von hier. Wo bleibt Europas Suchmaschine? Unsere Antwort auf Google? Man kann sich über die angeblich so dreiste Dominanz der US-Ratingsagenturen echauffieren, man könnte aber endlich einmal einen eigenen an den Start bringen. Seit Jahrzehnten scheitern die Europäer auch damit kläglich.

Man kann sich über die Arbeitsbedingungen bei Amazon und Starbucks ärgern und sich wundern, warum Europas Buchhändler und Cafehäuser sterben. Man könnte aber auch ein eigenes “Rheinazon” oder “Kaffee Sterntaler” hoch ziehen. Doch Europa kann einfach nicht.

Die Klage über die neue Macht Amerikas ist darum in Wahrheit die Selbstanklage der eigenen Ohnmacht. In der gesamten modernen Digitalindustrie haben wir gegenüber Amerika einfach jämmerlich verloren. Wir stehen da wie die Wilden vor Kolumbus und bestaunen die digitalen Glasperlenspiele mit großen und nun eben meckernden Mündern.

Anstatt über Amerika herzuziehen, sollten wir es einfach besser machen. Gegen das Abhören des Kanzlerhandys würde eine gute Spionageabwehr helfen (zumal auch Chinesen und Russen uns belauschen), oder auch nur ein sicheres Handy. Aber die können wir ja nicht einmal mehr bauen, seitdem Siemens als letzter dieses Geschäft aufgegeben hat.

Nun ist Bessermachen schwerer als Besserwissen, und also verlegen sich weite Teile unserer Öffentlichkeit aufs Besserwissen im Modus des kulturell Unterlegenen.

Dabei passt das zu Europa überhaupt nicht. Wir Europäer lebten seit 2000 Jahren in dem Bewusstsein kultureller und wirtschaftlicher Dominanz. Wir waren die Weltbestimmer. Dieses Grundgefühl der eigenen Suprematie [Überlegenheit, Vorherrschaft] wurde zunächst getragen vom Machtanspruch des römischen Imperiums, später vom mittelalterlichen Sendungsbewusstseins, schließlich vom kolonialen und am Ende vom technologischen Gestaltungsanspruch der Neuzeit.

Zu jeder Epoche fühlten sich Europäer allen anderen Zivilisationen überlegen. Es gab zwar Erschütterung in dieser langen Linie des gefühlten Eurozentrismus, und doch blieb das Selbstgefühl Europas als Avantgarde der Menschheit intakt.

Erst unsere Generation bekommt den verfestigten Eindruck, dass die Sache mit der Suprematie endgültig vorbei sein könnte. Wir verlieren das Selbst-Bewusstsein eines Europas, das die Welt denkt, kultiviert, verändert und ethisch definiert bis hin zum Bürgerrecht auf Datenschutz. Unser Europa ist ein erlischender Vulkan, er zischt noch hier und da und man kann an seiner imposanten Kraterlandschaft der Kultur seine einstige Größe erahnen. Seine vitale Kraft aber ist ihm abhanden gekommen.

Wir haben die niedrigsten Geburtenraten der Welt und die am schnellsten alternde Bevölkerung. Um 1900 war jeder dritte Erdenbürger Europäer. Heute ist es noch ein Achtel [12,5 %]. Um 2050 werden es noch sieben Prozent sein. An der Expansion der Menschheit sind die Europäer nicht mehr beteiligt.

Europa vermehrt sich auch nicht mehr räumlich. Das Zeitalter der europäischen Expanion, der manifesten oder latenten, der politischen oder kulturellen Kolonialisierung ist 1945 zu Ende gegangen. Seither werden die Räume, die von europäischem Denken geprägt werden, immer kleiner.

Und nun vermehrt sich Europa auch nicht mehr wirtschaftlich. Das ökonomische Gewicht Europas in der Welt nimmt laufend ab. Die Anteile am Weltsozialprodukt, am Handelsvolumen, am Kapitalstock, an den patentierten Erfindungen, auch an gesammelten Daten – welche Kennziffer man auch immer nimmt: Europa ist der Absteiger unter den Kontinenten.

Daraus folgt auch, dass Europa kuturell herabsinkt. Was immer die global Community [Weltbevölkerung?] an kultureller Massenprägung erlebt, vom Kino über die Popmusik bis zu technologiegetriebenen Kommunikationsformen Facebook & Co., kaum mehr etwas kommt aus Europa. Der alte Kontinent schafft es nicht einmal, seine kulinarische Überlegenheit in Expansionsformate zu übersetzen. Mc Donalds, Burger King, Pizza Hut, ja selbst die modernen Ausprägungen der Kaffeehauskultur übernehmen mit Starbucks & Co. die Amerikaner.

Wir haben das amerikanische Jahrhundert bislang noch überlebt wie ein verwundeter Großvater im Ledersessel der abendländischen Villa, die er einst selbst erbaut, nun aber nicht mehr beleben kann. Die Vitalität Amerikas hat uns einst belustigt wie arrogante Alte sich über die Kraft der Jugend erheben. Inzwischen haben wir kapituliert, denn wir wissen, ein Comeback Europas als Weltprägemacht wird es nicht mehr geben. Wir verfolgen mit großen Augen den Aufstieg Chinas, Indiens und anderer Mächte, die unsere Zukunft definieren, aber nicht mehr wir die ihrige. Uns ist inzwischen klar, dass das Kapital und die Intelligenz und die Macht sich woanders sammeln.

Und also fangen wir an, wie frustrierte Loser verbal um uns zu schlagen. Während die anderen die digitale Welt definieren, vermauert sich Europa in Staatsbürokratien, Verschuldungstürmen, Umverteilungsindustrien und Gattern politischer Korrektheiten – nur auf Amerika zu schimpfen, dazu reicht die Kraft gerade noch.

Handesblatt Online (http://tinyurl.com/nunmmft)

Kaaskopp
04.11.2013, 22:25
"handelsblatt" ist heelemal keine zeitung, de von kompetenz trieft. dort arbeiten dumme menschen, deren kompetenz niet reicht, einen bauboom in der tuerkei oder spanien von nachhaltigem wachstum zu unterscheiden. dazu zeigt dieser versuch, die amerikaner anal zu penetrieren einen starken hang zur homoseksualiteit.

BRDDR_geschaedigter
04.11.2013, 22:28
PFFF, was produzieren denn die Amis überhaupt noch außer Apfel und Fratzenbuch? Und kulturell stehen die über mit Lady Gaga und Justin Bieber? :rofl:

Gerade in den USA sind viele noch saurer als bei uns, die würden mit diesem Schreiberling sonst etwas anstellen.

Kaaskopp
04.11.2013, 22:31
PFFF, was produzieren denn die Amis überhaupt noch außer Apfel und Fratzenbuch? Und kulturell stehen die über mit Lady Gaga und Justin Bieber? :rofl:

Gerade in den USA sind viele noch saurer als bei uns, die würden mit diesem Schreiberling sonst etwas anstellen.

die amis haben auf fast allen gebieten eine fhrende rolle. das mag man als deutscher oder auch als niederlaender niet so stark mitkriegen, weil man in einer der wenigen noch funktionierenden volkswirtschaften lebt. aber europa kann insgesamt niet mithalten, viele laender sind am arsch.

viele haben es aber auch verdient.

BRDDR_geschaedigter
04.11.2013, 22:33
die amis haben auf fast allen gebieten eine führende rolle. das mag man als deutscher oder auch als niederlaender niet so stark mitkriegen, weil man in einer der wenigen noch funktionierenden volkswirtschaften lebt. aber europa kann insgesamt niet mithalten, viele laender sind am arsch.

viele haben es aber auch verdient.

Die Südländer konnten noch nie mithalten. Und ob Europa insgesamt mithält ist mir auch scheiß egal. Nur Deutschland zählt.

Kaaskopp
04.11.2013, 22:37
Die Südländer konnten noch nie mithalten. Und ob Europa insgesamt mithält ist mir auch scheiß egal. Nur Deutschland zählt.

die südländer haben einst weltreiche unterhalten und waren grosse seefahrernationen. deutschland ist auf einigen gebieten mit den amis gleichauf, aber letztlich gehört den schlitzaugen die zukunft. ich kaufe auch heute schon nur samsung und keinen applelkak.

alle westlichen nationen haben probleme, weil sie zu tolerant sind.

Margok
04.11.2013, 22:39
Ein weiterer widerwärtiger antideutscher Lobbyist von Big Brother VSA.
Wie kann man von Massenmedien, insbesondere dem Handelsblatt, auch anderes erwarten.
Das Grausame:
Naivmichel glaubt solchen Schmierfinken auch noch. :umkipp:

Hrafnaguð
04.11.2013, 23:54
Man sollte sich in der Redation dieses Heftchens einmal einschlägige Dokumentationen zum Zustand der
USA anschauen. Sicher, es gibt dort Hochtechnologiezentren und äußerst moderne Großstädte.
Aber in weiten Teilen hat man den Eindruck es mit einem zerrütteten Drittweltstaat denn einer
Weltmacht zu tun zu haben. Und ich weise es dem immensen Einfluß der USA auf Europa zu das
unsere jeweiligen europäischen Länder sich dem immer mehr angleichen. Das ist einer
der Hauptgründe für unseren Niedergang. Wir sind uralte Kulturen und keine Einwanderungsländer
wie die USA. Unsere Schuld ist es aber das wir uns dem immensen (un)kulturellen und politischen
Einflüssen der USA nicht entzogen haben, sondern zuließen das diese ihren immensen, formenden
Einfluß zum Tragen kommen lassen konnten.

Asyl
05.11.2013, 00:10
Unsere Schuld ist es aber das wir uns dem immensen (un)kulturellen und politischen Einflüssen der USA nicht entzogen haben, sondern zuließen das diese ihren immensen, formenden Einfluß zum Tragen kommen lassen konnten.

So isses!

Was wäre die Jugend von heute denn ohne Apple, eBay, Amazon, Facebook, Google, Coca Cola, McDonalds, Burgerking, Starbucks, ...?

Ziemlich "uncool", vermutlich würden sie sich zu Tode langweilen oder verdursten/verhungern. Sie sind reine Konsumenten und daher kaum kreativ.

All diese Firmen stellen keine simplen Produkte her, sondern vermitteln eher einen gewissen "Lifestyle".

Aber eigentlich ist es viel schlimmer, dass fast alle oben aufgezählten Firmen in Deutschland kaum Steuern zahlen.

Agesilaos Megas
05.11.2013, 01:14
So isses!

Was wäre die Jugend von heute denn ohne Apple, eBay, Amazon, Facebook, Google, Coca Cola, McDonalds, Burgerking, Starbucks, ...?

Ziemlich "uncool", vermutlich würden sie sich zu Tode langweilen oder verdursten/verhungern. Sie sind reine Konsumenten und daher kaum kreativ.

All diese Firmen stellen keine simplen Produkte her, sondern vermitteln eher einen gewissen "Lifestyle".

Aber eigentlich ist es viel schlimmer, dass fast alle oben aufgezählten Firmen in Deutschland kaum Steuern zahlen.


Ja. Weimer ist zu sehr auf den bloßen Profit konzentriert. Er sieht nahezu unkritisch die Negativauswirkungen dieser, um Schwesterwelle zu zitieren, spätrömischen Dekadenz. Die negativen Auswirkungen der Amerikanisierung Europas führt er auf die Innovationslosigkeit Europas zurück, dessen Fundamente erst durch die Amerikanisierung nach den beiden Weltkriegen zerstört worden sind, so dass die Europäer mittlerweile nur noch die USA kopieren (siehe unser Hochschulwesen). Keineswegs fordert Weimer dazu auf, dass die europäischen Staaten sich von den USA loslösen sollen, um einen eigenen Weg zu gehen - es läuft letztendlich darauf hinaus, die USA zu imitieren - gerade die, die selbst den Zenit überschritten haben. Weimer beweist damit Kurzsicht und selbst Innovationslosigkeit, indem er den blinden Kadavergehorsam gegenüber den USA ausspeit. quo vadis, Weimer? In die Scheiße, mitten in die Scheiße.

opppa
05.11.2013, 07:10
Wir haben doch nach dem Krieg kritiklos gelernt, daß alles, was über den großen Teich nach Deutschland kommt, besser sein muß, als die eigenen Errungenschaften.

Mit dieser "Erkenntnis" haben wir - jedenfalls aus meiner so eingefärbten Sicht - weit besser gelebt, als alle, die diese "Segnungen" wegen ihrer kommunistischen (meine ich nicht negativ) oder religiösen Prägung abgelehnt haben.

Daß sich die Amis, genau wie die Konkurrenzreligionen (gemeint sind hier der Kommunismus und die Gottesstaaterei) bei der Durchsetzung ihrer "Interessen" nicht mehr an die eigenen Ideale halten, war zu erwarten, ist für mich aber (noch) relativ gut zu ertragen.

:hmm:

Tantalit
05.11.2013, 07:13
die amis haben auf fast allen gebieten eine fhrende rolle. das mag man als deutscher oder auch als niederlaender niet so stark mitkriegen, weil man in einer der wenigen noch funktionierenden volkswirtschaften lebt. aber europa kann insgesamt niet mithalten, viele laender sind am arsch.

viele haben es aber auch verdient.

Die führende Rolle besteht aber nur darin dir eine Pistole vor die Nase zu halten und dir zu sagen wo es lang geht.

USA, the home of death and terror.

Bruddler
05.11.2013, 07:16
Tatsache ist, mit Amerika wurde uns ein "Freund" aufgezwungen, zu dem es damals keine Alternative gab. (wieder so ein Einzeiler) :pfeif:

Kaaskopp
05.11.2013, 09:18
Die führende Rolle besteht aber nur darin dir eine Pistole vor die Nase zu halten und dir zu sagen wo es lang geht.

USA, the home of death and terror.

das machen die amis eh.

BRDDR_geschaedigter
05.11.2013, 17:38
die südländer haben einst weltreiche unterhalten und waren grosse seefahrernationen. deutschland ist auf einigen gebieten mit den amis gleichauf, aber letztlich gehört den schlitzaugen die zukunft. ich kaufe auch heute schon nur samsung und keinen applelkak.

alle westlichen nationen haben probleme, weil sie zu tolerant sind.

DIe USA sind in einem weit schlimmeren Zustand als die BRD. Die stehen ständig am Rand der pleite, und haben alle ihr "Manufacturing" nach China verlagert.

Captain_Spaulding
05.11.2013, 18:46
Die Kritik an Amerikanern wird immer lauter. Von der NSA bis zu den Ratingagenturen, von Google bis Facebook, von Goldman Sachs bis Apple und Amazon – überall wittert man dunkle Mächte. Die Wahrheit ist viel einfacher, und deprimierend zugleich.

In der Beliebtheitsrangliste Europas rangiert Amerika derzeit ganz weit hinten, irgendwo zwischen weißem Hai und Kettensägenmassaker. Monstergleich werden die USA verteufelt, und man traut ihnen alles zu: vom Abhören des Kanzlerhandys bis zum Ruinieren des Weltlklimas, vom Big-Data-Krakengriff bis zum wahllosen Drohnenkrieg.

Als ob Amerika aus brutalen Bankern (Goldman Sachs), dummen Cowboy-Reaktionären (Tea-Party-Bewegung) und fiesen Sklavenfabriken (Amazon) bestünde, so prügeln die Medien transatlantisch ein, dass es kein Halten mehr gibt. Selbst der bislang so smarte Präsident Obama mutiert nun zum Zerrbild eines düsteren Spitzel-Big-Brothers aus der Halbwelt, dessen Losung “Yes, we can” als “Yes, we scan” entlarvt sei.

Der neue Anti-Amerikanismus mag aktuell berechtigte Anläße der Kritik haben - Geheimdienste sind eben keine Rotaryclubs. In Art und Breite des Ressentiments verrät er aber etwas ganz anderes als die Sorge um Datenschutz: einen Minderwertigkeitskomplex. Mit jeder rotzigen Verbalattacke gegen die USA wirkt Europa mehr wie ein plärrendes Kind, das dem großen Bruder am anderen Ende des Teiches das Wasser einfach nicht reichen kann. Die Selbstverkleinerung Europas wird zusehends unser Markenzeichen.

Man kann die Windows-, Apple- und Facebook-Konzerne verteufeln, man könnte aber auch eigene Internetkonzerne als Gegengewicht aufgebaut haben. Von den 20 größten Internetkonzernen der Welt kommt aber keiner mehr von hier. Wo bleibt Europas Suchmaschine? Unsere Antwort auf Google? Man kann sich über die angeblich so dreiste Dominanz der US-Ratingsagenturen echauffieren, man könnte aber endlich einmal einen eigenen an den Start bringen. Seit Jahrzehnten scheitern die Europäer auch damit kläglich.

Man kann sich über die Arbeitsbedingungen bei Amazon und Starbucks ärgern und sich wundern, warum Europas Buchhändler und Cafehäuser sterben. Man könnte aber auch ein eigenes “Rheinazon” oder “Kaffee Sterntaler” hoch ziehen. Doch Europa kann einfach nicht.

Die Klage über die neue Macht Amerikas ist darum in Wahrheit die Selbstanklage der eigenen Ohnmacht. In der gesamten modernen Digitalindustrie haben wir gegenüber Amerika einfach jämmerlich verloren. Wir stehen da wie die Wilden vor Kolumbus und bestaunen die digitalen Glasperlenspiele mit großen und nun eben meckernden Mündern.

Anstatt über Amerika herzuziehen, sollten wir es einfach besser machen. Gegen das Abhören des Kanzlerhandys würde eine gute Spionageabwehr helfen (zumal auch Chinesen und Russen uns belauschen), oder auch nur ein sicheres Handy. Aber die können wir ja nicht einmal mehr bauen, seitdem Siemens als letzter dieses Geschäft aufgegeben hat.

Nun ist Bessermachen schwerer als Besserwissen, und also verlegen sich weite Teile unserer Öffentlichkeit aufs Besserwissen im Modus des kulturell Unterlegenen.

Dabei passt das zu Europa überhaupt nicht. Wir Europäer lebten seit 2000 Jahren in dem Bewusstsein kultureller und wirtschaftlicher Dominanz. Wir waren die Weltbestimmer. Dieses Grundgefühl der eigenen Suprematie [Überlegenheit, Vorherrschaft] wurde zunächst getragen vom Machtanspruch des römischen Imperiums, später vom mittelalterlichen Sendungsbewusstseins, schließlich vom kolonialen und am Ende vom technologischen Gestaltungsanspruch der Neuzeit.

Zu jeder Epoche fühlten sich Europäer allen anderen Zivilisationen überlegen. Es gab zwar Erschütterung in dieser langen Linie des gefühlten Eurozentrismus, und doch blieb das Selbstgefühl Europas als Avantgarde der Menschheit intakt.

Erst unsere Generation bekommt den verfestigten Eindruck, dass die Sache mit der Suprematie endgültig vorbei sein könnte. Wir verlieren das Selbst-Bewusstsein eines Europas, das die Welt denkt, kultiviert, verändert und ethisch definiert bis hin zum Bürgerrecht auf Datenschutz. Unser Europa ist ein erlischender Vulkan, er zischt noch hier und da und man kann an seiner imposanten Kraterlandschaft der Kultur seine einstige Größe erahnen. Seine vitale Kraft aber ist ihm abhanden gekommen.

Wir haben die niedrigsten Geburtenraten der Welt und die am schnellsten alternde Bevölkerung. Um 1900 war jeder dritte Erdenbürger Europäer. Heute ist es noch ein Achtel [12,5 %]. Um 2050 werden es noch sieben Prozent sein. An der Expansion der Menschheit sind die Europäer nicht mehr beteiligt.

Europa vermehrt sich auch nicht mehr räumlich. Das Zeitalter der europäischen Expanion, der manifesten oder latenten, der politischen oder kulturellen Kolonialisierung ist 1945 zu Ende gegangen. Seither werden die Räume, die von europäischem Denken geprägt werden, immer kleiner.

Und nun vermehrt sich Europa auch nicht mehr wirtschaftlich. Das ökonomische Gewicht Europas in der Welt nimmt laufend ab. Die Anteile am Weltsozialprodukt, am Handelsvolumen, am Kapitalstock, an den patentierten Erfindungen, auch an gesammelten Daten – welche Kennziffer man auch immer nimmt: Europa ist der Absteiger unter den Kontinenten.

Daraus folgt auch, dass Europa kuturell herabsinkt. Was immer die global Community [Weltbevölkerung?] an kultureller Massenprägung erlebt, vom Kino über die Popmusik bis zu technologiegetriebenen Kommunikationsformen Facebook & Co., kaum mehr etwas kommt aus Europa. Der alte Kontinent schafft es nicht einmal, seine kulinarische Überlegenheit in Expansionsformate zu übersetzen. Mc Donalds, Burger King, Pizza Hut, ja selbst die modernen Ausprägungen der Kaffeehauskultur übernehmen mit Starbucks & Co. die Amerikaner.

Wir haben das amerikanische Jahrhundert bislang noch überlebt wie ein verwundeter Großvater im Ledersessel der abendländischen Villa, die er einst selbst erbaut, nun aber nicht mehr beleben kann. Die Vitalität Amerikas hat uns einst belustigt wie arrogante Alte sich über die Kraft der Jugend erheben. Inzwischen haben wir kapituliert, denn wir wissen, ein Comeback Europas als Weltprägemacht wird es nicht mehr geben. Wir verfolgen mit großen Augen den Aufstieg Chinas, Indiens und anderer Mächte, die unsere Zukunft definieren, aber nicht mehr wir die ihrige. Uns ist inzwischen klar, dass das Kapital und die Intelligenz und die Macht sich woanders sammeln.

Und also fangen wir an, wie frustrierte Loser verbal um uns zu schlagen. Während die anderen die digitale Welt definieren, vermauert sich Europa in Staatsbürokratien, Verschuldungstürmen, Umverteilungsindustrien und Gattern politischer Korrektheiten – nur auf Amerika zu schimpfen, dazu reicht die Kraft gerade noch.

Handesblatt Online (http://tinyurl.com/nunmmft)

Ich weiß nicht ob der Artikel nun vorrangig dumm ist oder vorrangig erlogen.
Tatsache ist jedenfalls, dass alle gemachten Schlussfolgerungen auf falschen Prämissen basieren bzw. einfach irgentwelche zwielichtigen Motive (wie Neid) erfunden werden, damit man nicht über den Abbau der Grundrechte diskutieren muss.

zur klarstellung:
1. Neid zu unterstellen geht an den Sorgen der Bürger komplett vorbei, wer ist denn ersthaft neidisch, auf ein authoritäres Überwachungssystem?
2. Die gesammte "Digitalindustrie" haben die Amis von uns Deutschen geklaut, vor 1945 hatten die nichtmal die theoretische Idee eines Computers.
3. Die menschenfeindliche EU-Politik zerstört gezielt Familien und fördert die Amerikanisierung . Die Bürger haben damit nichts zutun, sie haben noch ihre eigene Kultur werden aber in dessen Ausführung immer dreister und aggressiver behindert .(zB. die Unbenennung von Ostern zum Hasenfest)
4. Die BRD ist ein Vasallenstaat und daher ist es weder möglich noch erforderlich eine eigene Spionageabwehr zu unterhalten. Gebt den Völkern Europas ihr Selbstbestimmungsrecht zurück, dann wird sich zeigen auf welcher Seite die wahren "Verlierer" stehen.

Es mutet schon sehr perfide an, wenn eine Systemgazette so tut als sei die niedrige Geburtenrate , der Kulturverfall und die US-amerikanischen Überwachungsbestreben aus irgendeiner Art Unfähigkeit der Europäer erwachsen. Das ist einfach eine dreiste Lüge.
Der Autor versucht eindeutig von den ernsthaften Problemen , die die USA für uns mit sich bringen , abzulenken und eben wieder den Schuldkult zu beschwören. Tenor: "wir sind selbst schuld".

Ein gebildeter Mensch weiß es besser...

mfg
Captain Spaulding

Captain_Spaulding
05.11.2013, 18:54
Einen wichtigen Punkt habe ich vergessen:
5: Die USA sind nur in wenigen industriellen Ballungsgebieten so modernisiert wie Nordeuropa.
Die meisten Regionen der USA sind regelrecht provinziell, dass die USA soviel moderner und technisierter ist als Europa (besonders der starke Norden) ist eine Lüge.

ERNEUERER
05.11.2013, 23:51
Tatsache ist, mit Amerika wurde uns ein "Freund" aufgezwungen, zu dem es damals keine Alternative gab. (wieder so ein Einzeiler) :pfeif:




Hatte mit Sicherheit Geltung nach dem verlorenen Krieg u. war, wenn man sich den Werdegang des Ostens ansieht,
für uns letztlich nicht das schlechteste !

Aber ... so wie ich mich als Bürger nach einer gewissen Zeit, aus bestimmten Gründen für eine andere Partei
entscheiden kann/darf, sollte es auch einem Land zustehn, sich in der Wahl seiner "Freunde" neu zu orientieren ...

das vor dem Hintergrund , wie sich Amerika zu seinem eigenen u. mittlerweile auch unserem Nachteil veränderte !


Gruß

Kaaskopp
06.11.2013, 09:33
DIe USA sind in einem weit schlimmeren Zustand als die BRD. Die stehen ständig am Rand der pleite, und haben alle ihr "Manufacturing" nach China verlagert.

brd ist aber nicht europa, sondern eine von gerade mal noch vier halbwegs funktionierenden volkswirtschaften.