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Vollständige Version anzeigen : Zuckerbrot und Peitsche: Hinter Gittern



Kater
06.10.2013, 12:38
Zwei Dinge haben mich zu diesem Thread animiert: Ein Bericht aus der gestrigen Ausgabe des London Evening Standard, wonach in den vergangenen zwei Jahren die Hälfte aller Justizvollzugsbeamten in London Opfer von An- und Übergriffen der Häftlinge geworden ist. Allein letztes Jahr waren es in Großbritannien 14.000 solcher Vorfälle.

Gleichzeitig habe ich,als ich einen Freund am Flughafen Frankfurt abgeholt habe (und der mir die Zeitung mitgebracht hat), in einer Autobiographie eines deutschen Gefängnisarztes geblätter und gelesen, dass (auch) hierzulande Häftlinge nicht vor Übergriffen ihrer Mitgefangenen geschützt werden. Insbesondere ging er auf die "Verräter" ein, die sich allerübelsten Drangsalierungen ausgesetzt sehen, wenn sie solche Vorfälle gegen sich melden.

Vor einigen Wochen lief im ARD eine Dokumentation über das Innenleben unserer Gefängnisse, wonach sich Häftlinge durchaus bei den "Chefs" freikaufen können. Mitgefangenen, die das Sagen haben, zahlen sie regelmäßig eine Summe Geld, und diese "Paten" sorgen dann dafür, dass sie in Ruhe gelassen werden. Pech, wenn man kein Geld (mehr) hat. Opfer sind meistens Gefangene, die auch sonst keine "Alphatiere" sind oder bis dato eine eher bürgerliche Existenz geführt haben, bis sie dann - weshalb auch immer - auf Abwege geraten sind. (Kommt es viel zu selten zu Prozessen UND Verurteilungen von Häftlingen für ihre Taten hinter Gitter, würden die Richter sich am Strafhöchstmaß orientieren und öfter als sonst die anschließende Sicherungsverwahrung anordnen. - Na also, geht doch!)

Da frage ich mich nun, wie es sein kann, dass der Staat nicht nur vor, sondern auch hinter den Gefängnismauern versagt. Nicht nur, dass z.B. aktuell der Kantholzschläger aus Düsseldorf auch wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist; auch in den Gefängnissen scheint kein Wille zu herrschen, das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen und Verstöße dagegen zu ahnden.

In den USA kann es Gefangenen, die auch für ihre Mithäftlinge und Vollzugsbeamten zu einer Gefahr werden, passieren, dass sie in Einzelhaft verlegt werden; ohne Hofgang, ohne Kontakt zu anderen Häftlingen, und nicht mal eine Zeitung oder ein Buch wird ihnen zur Zerstreuung gegönnt. Und bei uns bzw. in Europa? Da schreitet wohl die Justiz zugunsten solcher Kreaturen ein, wenn sie in verschärfte Haft überführt werden.

So sind die Gefängnisse für die einen wohl tatsächlich, wie oft geäußert, ein besserer Urlaub auf Staatskosten - man kann es sich ja auf Kosten schwächerer Mitgefangener recht gut gehen lassen. Andere hingegen sehen sich hinter Gitter mehr durch die Mithäftlinge als durch den Staat gestraft, was ja wohl nicht sein kann! (Ausnahme: Kinderf*cker).

Mir gefällt die im London Evening Standard zitierte Aussage des britischen Kriminologen Peter Cuthbertson: "Vorrang sollten sicherere Bedingungen für Wärter haben, und nicht angenehmere Verhältnisse für die Gewalttäter, die sie angreifen." Das kann man ganz sicherlich auch auf das Gesindel anwenden, die sich an ihren Mithäftlingen vergreifen. Aber wahrscheinlich werden Menschenrechtler und Gerichte Schnappatmung bekommen, wenn man für Passionsgewalttäter hinter Gittern spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schafft; vielleicht sogar solche, auf die unsere Redewendung "im Gefängnis sitzen" fußt: In alten Zeiten waren die Zellen für Gefangene mit unter so klein, dass sie darin weder liegen noch stehen, sondern nur sitzen konnten.

Großadmiral
06.10.2013, 14:35
Zwei Dinge haben mich zu diesem Thread animiert: Ein Bericht aus der gestrigen Ausgabe des London Evening Standard, wonach in den vergangenen zwei Jahren die Hälfte aller Justizvollzugsbeamten in London Opfer von An- und Übergriffen der Häftlinge geworden ist. Allein letztes Jahr waren es in Großbritannien 14.000 solcher Vorfälle.

Gleichzeitig habe ich,als ich einen Freund am Flughafen Frankfurt abgeholt habe (und der mir die Zeitung mitgebracht hat), in einer Autobiographie eines deutschen Gefängnisarztes geblätter und gelesen, dass (auch) hierzulande Häftlinge nicht vor Übergriffen ihrer Mitgefangenen geschützt werden. Insbesondere ging er auf die "Verräter" ein, die sich allerübelsten Drangsalierungen ausgesetzt sehen, wenn sie solche Vorfälle gegen sich melden.

Vor einigen Wochen lief im ARD eine Dokumentation über das Innenleben unserer Gefängnisse, wonach sich Häftlinge durchaus bei den "Chefs" freikaufen können. Mitgefangenen, die das Sagen haben, zahlen sie regelmäßig eine Summe Geld, und diese "Paten" sorgen dann dafür, dass sie in Ruhe gelassen werden. Pech, wenn man kein Geld (mehr) hat. Opfer sind meistens Gefangene, die auch sonst keine "Alphatiere" sind oder bis dato eine eher bürgerliche Existenz geführt haben, bis sie dann - weshalb auch immer - auf Abwege geraten sind. (Kommt es viel zu selten zu Prozessen UND Verurteilungen von Häftlingen für ihre Taten hinter Gitter, würden die Richter sich am Strafhöchstmaß orientieren und öfter als sonst die anschließende Sicherungsverwahrung anordnen. - Na also, geht doch!)

Da frage ich mich nun, wie es sein kann, dass der Staat nicht nur vor, sondern auch hinter den Gefängnismauern versagt. Nicht nur, dass z.B. aktuell der Kantholzschläger aus Düsseldorf auch wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist; auch in den Gefängnissen scheint kein Wille zu herrschen, das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen und Verstöße dagegen zu ahnden.

In den USA kann es Gefangenen, die auch für ihre Mithäftlinge und Vollzugsbeamten zu einer Gefahr werden, passieren, dass sie in Einzelhaft verlegt werden; ohne Hofgang, ohne Kontakt zu anderen Häftlingen, und nicht mal eine Zeitung oder ein Buch wird ihnen zur Zerstreuung gegönnt. Und bei uns bzw. in Europa? Da schreitet wohl die Justiz zugunsten solcher Kreaturen ein, wenn sie in verschärfte Haft überführt werden.

So sind die Gefängnisse für die einen wohl tatsächlich, wie oft geäußert, ein besserer Urlaub auf Staatskosten - man kann es sich ja auf Kosten schwächerer Mitgefangener recht gut gehen lassen. Andere hingegen sehen sich hinter Gitter mehr durch die Mithäftlinge als durch den Staat gestraft, was ja wohl nicht sein kann! (Ausnahme: Kinderf*cker).

Mir gefällt die im London Evening Standard zitierte Aussage des britischen Kriminologen Peter Cuthbertson: "Vorrang sollten sicherere Bedingungen für Wärter haben, und nicht angenehmere Verhältnisse für die Gewalttäter, die sie angreifen." Das kann man ganz sicherlich auch auf das Gesindel anwenden, die sich an ihren Mithäftlingen vergreifen. Aber wahrscheinlich werden Menschenrechtler und Gerichte Schnappatmung bekommen, wenn man für Passionsgewalttäter hinter Gittern spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schafft; vielleicht sogar solche, auf die unsere Redewendung "im Gefängnis sitzen" fußt: In alten Zeiten waren die Zellen für Gefangene mit unter so klein, dass sie darin weder liegen noch stehen, sondern nur sitzen konnten.

Grundsätzlich ist der Staat dazu verpflichtet derartige übergriffe zu Unterbinden. Das Problem ist die Schadensersatzansprüche der Geschädigten, gegen den Staat sind niedrig, daher lohnt es sich nicht die notwendigen Kapazitäten zu schaffen um Gefangengruppen sinnvoll trennen zu können. Wobei das Amerikanische System sich nicht mit unseren Grundrechten und der Herrschenden Strafzwecktheorie verträgt.

Kater
06.10.2013, 14:41
Hallo Großadmiral; danke für deinen Beitrag! Das mit den Schadensersatzansprüchen wusste ich nicht. Allerdings sollte doch wohl mit oder ohne solcher Ansprüche in den Gefängnissen entsprechend getrennt und isoliert werden dürfen! In der angesprochenen ARD-Dokumentation wurde allerdings darauf hingewiesen, dass die Politik von Einzelfällen ausgeht, keinen Handlungsbedarf erkennt und das Personal in den Gefängnissen weiter abbauen statt aufstocken wird.

Dass die USA ganz andere Wertvorstellungen in ihrem System haben, ist mir hingegen klarer. Eins zu eins kann man das nicht auf uns hier übertragen. Andererseits: Warum nicht? Kriminelle tanzen uns vor und hinter den Gefängnismauern derart auf der Nase herum, dass es dringend Zeit wird, das System an die Gegebenheiten anzupassen, den Rechtstaat ggf. etwas neu zu definieren. Schutz vor Willkür und Gewalt müssen drinnen wie draußen Priorität haben, und nicht der Kuschelfaktor hinter schwedischen Gardinen für den letzten Abschaum und brutalste Gewalttäter, oder das halale Essen für Insassen, die kein Mensch gebeten hat, straffällig zu werden.

Ruepel
06.10.2013, 18:03
Zwei Dinge haben mich zu diesem Thread animiert: Ein Bericht aus der gestrigen Ausgabe des London Evening Standard, wonach in den vergangenen zwei Jahren die Hälfte aller Justizvollzugsbeamten in London Opfer von An- und Übergriffen der Häftlinge geworden ist. Allein letztes Jahr waren es in Großbritannien 14.000 solcher Vorfälle.

Gleichzeitig habe ich,als ich einen Freund am Flughafen Frankfurt abgeholt habe (und der mir die Zeitung mitgebracht hat), in einer Autobiographie eines deutschen Gefängnisarztes geblätter und gelesen, dass (auch) hierzulande Häftlinge nicht vor Übergriffen ihrer Mitgefangenen geschützt werden. Insbesondere ging er auf die "Verräter" ein, die sich allerübelsten Drangsalierungen ausgesetzt sehen, wenn sie solche Vorfälle gegen sich melden.

Vor einigen Wochen lief im ARD eine Dokumentation über das Innenleben unserer Gefängnisse, wonach sich Häftlinge durchaus bei den "Chefs" freikaufen können. Mitgefangenen, die das Sagen haben, zahlen sie regelmäßig eine Summe Geld, und diese "Paten" sorgen dann dafür, dass sie in Ruhe gelassen werden. Pech, wenn man kein Geld (mehr) hat. Opfer sind meistens Gefangene, die auch sonst keine "Alphatiere" sind oder bis dato eine eher bürgerliche Existenz geführt haben, bis sie dann - weshalb auch immer - auf Abwege geraten sind. (Kommt es viel zu selten zu Prozessen UND Verurteilungen von Häftlingen für ihre Taten hinter Gitter, würden die Richter sich am Strafhöchstmaß orientieren und öfter als sonst die anschließende Sicherungsverwahrung anordnen. - Na also, geht doch!)

Da frage ich mich nun, wie es sein kann, dass der Staat nicht nur vor, sondern auch hinter den Gefängnismauern versagt. Nicht nur, dass z.B. aktuell der Kantholzschläger aus Düsseldorf auch wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist; auch in den Gefängnissen scheint kein Wille zu herrschen, das Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen und Verstöße dagegen zu ahnden.

In den USA kann es Gefangenen, die auch für ihre Mithäftlinge und Vollzugsbeamten zu einer Gefahr werden, passieren, dass sie in Einzelhaft verlegt werden; ohne Hofgang, ohne Kontakt zu anderen Häftlingen, und nicht mal eine Zeitung oder ein Buch wird ihnen zur Zerstreuung gegönnt. Und bei uns bzw. in Europa? Da schreitet wohl die Justiz zugunsten solcher Kreaturen ein, wenn sie in verschärfte Haft überführt werden.

So sind die Gefängnisse für die einen wohl tatsächlich, wie oft geäußert, ein besserer Urlaub auf Staatskosten - man kann es sich ja auf Kosten schwächerer Mitgefangener recht gut gehen lassen. Andere hingegen sehen sich hinter Gitter mehr durch die Mithäftlinge als durch den Staat gestraft, was ja wohl nicht sein kann! (Ausnahme: Kinderf*cker).

Mir gefällt die im London Evening Standard zitierte Aussage des britischen Kriminologen Peter Cuthbertson: "Vorrang sollten sicherere Bedingungen für Wärter haben, und nicht angenehmere Verhältnisse für die Gewalttäter, die sie angreifen." Das kann man ganz sicherlich auch auf das Gesindel anwenden, die sich an ihren Mithäftlingen vergreifen. Aber wahrscheinlich werden Menschenrechtler und Gerichte Schnappatmung bekommen, wenn man für Passionsgewalttäter hinter Gittern spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schafft; vielleicht sogar solche, auf die unsere Redewendung "im Gefängnis sitzen" fußt: In alten Zeiten waren die Zellen für Gefangene mit unter so klein, dass sie darin weder liegen noch stehen, sondern nur sitzen konnten.

Find ich gut,das die Sieger über das Gute,die Früchte des Bösen genießen dürfen.