PDA

Vollständige Version anzeigen : Widerstand



Feldwebel Schultz
20.10.2005, 12:06
Hallo,

in einem anderen Strang ist der Gedanke aufgekommen, daß zum Beispiel die Geschwister Scholl und die Weiße Rose übertriebener Weise mit anderen Widerständlern in einem Atemzug genannt werden.

Ich bin der Meinung, daß dies zwar Widerstand war, aber kein nennenswerter, natürlich, in einem totalitären Staat wie dem Dritten Reich eine bemerkenswerte Leistung, wenn auch nicht groß, aber kein Widerstand, der jemals in Erwartung stand, Früchte zu tragen.

Meiner Meinung nach zählt militärischer Widerstand oder großangelegte Aktionen (Flugblätter, Märsche etc.), aber nicht so ein Ringelpitz á la Scholl.

Reichsadler
20.10.2005, 12:09
Haben sie nicht auch Flugblätter verteilt?

malnachdenken
20.10.2005, 12:10
wikipedia:

"Als Widerstand wird die Verweigerung des Gehorsams oder das aktive oppositionelle Handeln gegenüber der Obrigkeit oder der Regierung bezeichnet. Dabei ist es zunächst von nachgeordneter Bedeutung, ob die Machthaber, gegen die Widerstand geleistet wird, die Herrschaft legal, legitim oder aber illegal ausüben. Dies ist lediglich ein wesentliches Kriterium dafür, ob der Widerstand als gerechtfertigt anzusehen ist. Auch die Ziele des Widerstands und die dafür gewählten Mittel sind für die moralische und rechtliche Bewertung von Belang."

Feldwebel Schultz
20.10.2005, 12:11
Haben sie nicht auch Flugblätter verteilt?
Ja, in einem kleinen Bezirk, mit großen Flugblattaktionen meine ich über große Gebiete verteilt, nicht bloß auf so engem Raum, da fällt einem Staat das abschotten viel leichter.

M. Wittmann
20.10.2005, 12:12
Es war naiv zu glauben, die Scholls hätten mit ihren Flugblättern irgendetwas erreichen können.
Viele unterschätzen den Staat im Jahre 1944 immernoch gewaltig.

Feldwebel Schultz
20.10.2005, 12:13
wikipedia:

"Als Widerstand wird die Verweigerung des Gehorsams oder das aktive oppositionelle Handeln gegenüber der Obrigkeit oder der Regierung bezeichnet. Dabei ist es zunächst von nachgeordneter Bedeutung, ob die Machthaber, gegen die Widerstand geleistet wird, die Herrschaft legal, legitim oder aber illegal ausüben. Dies ist lediglich ein wesentliches Kriterium dafür, ob der Widerstand als gerechtfertigt anzusehen ist. Auch die Ziele des Widerstands und die dafür gewählten Mittel sind für die moralische und rechtliche Bewertung von Belang."
Eben, dieser untere Paragraph interessiert mich und bei diesen rund vierzig Attentaten auf Hitler erscheinen mir hunderte Flugblätter auf engem Raum eher lachhaft. Widerstand war es, dies steht außer Frage.

Manfred_g
20.10.2005, 12:18
Hallo,

in einem anderen Strang ist der Gedanke aufgekommen, daß zum Beispiel die Geschwister Scholl und die Weiße Rose übertriebener Weise mit anderen Widerständlern in einem Atemzug genannt werden.

Ich bin der Meinung, daß dies zwar Widerstand war, aber kein nennenswerter, natürlich, in einem totalitären Staat wie dem Dritten Reich eine bemerkenswerte Leistung, wenn auch nicht groß, aber kein Widerstand, der jemals in Erwartung stand, Früchte zu tragen.

Meiner Meinung nach zählt militärischer Widerstand oder großangelegte Aktionen (Flugblätter, Märsche etc.), aber nicht so ein Ringelpitz á la Scholl.

Pragmatisch gesehen magst du recht haben. Bewundernswert ist wohl aus eher, die pazifistische Couragiertheit die die beiden an den Tag gelegt haben.

Was natürlich den heutigen "Beachtungswert" bedeutend steigert, ist der traurige Umstand, daß man die beiden hingerichtet hat.
Schließlich eignet sich das tragische Schicksal der beiden auch für eine "gewisse Form" der Vergangenheitsbewältigung.
Die einen können sagen "seht, so wie die beiden, so hättet ihr sein sollen", andere wiederum "es gab doch einen Widerstand". Und es ist ja auch beides nicht ganz falsch.

Wahrheitssucher
20.10.2005, 12:50
Ich fürchte mal, dass man einfach um eine genügend große Anzahl von Widerständlern verlegen ist.

Die politische Opposition hatte Hitler schon in den Anfangsjahren ausgeschaltet und die Anfangserfolge der Wehrmacht hatten so ziemlich alle Zweifler auf seine Seite gezogen. Gleichgeschaltete Medien und Denunziantentum taten dann dazu da ihrige.

Daher wird jeder Widerstand - war er auch noch so unbedeutend - zum großartigen Heldentum hochstilisiert, damit man ein Alibi hat und sagen kann, man habe es zumindest versucht, gegen das Regime anzugehen.

Gruß,

Wahrheitssucher

Senf
20.10.2005, 14:55
Hallo,

in einem anderen Strang ist der Gedanke aufgekommen, daß zum Beispiel die Geschwister Scholl und die Weiße Rose übertriebener Weise mit anderen Widerständlern in einem Atemzug genannt werden.

Ich bin der Meinung, daß dies zwar Widerstand war, aber kein nennenswerter, natürlich, in einem totalitären Staat wie dem Dritten Reich eine bemerkenswerte Leistung, wenn auch nicht groß, aber kein Widerstand, der jemals in Erwartung stand, Früchte zu tragen.

Meiner Meinung nach zählt militärischer Widerstand oder großangelegte Aktionen (Flugblätter, Märsche etc.), aber nicht so ein Ringelpitz á la Scholl.
Das gab es soweit ich weis in Kärnten, also Partisanen meine ich.

discipulus
20.10.2005, 15:04
Hallo,

in einem anderen Strang ist der Gedanke aufgekommen, daß zum Beispiel die Geschwister Scholl und die Weiße Rose übertriebener Weise mit anderen Widerständlern in einem Atemzug genannt werden.

Ich bin der Meinung, daß dies zwar Widerstand war, aber kein nennenswerter, natürlich, in einem totalitären Staat wie dem Dritten Reich eine bemerkenswerte Leistung, wenn auch nicht groß, aber kein Widerstand, der jemals in Erwartung stand, Früchte zu tragen.

Meiner Meinung nach zählt militärischer Widerstand oder großangelegte Aktionen (Flugblätter, Märsche etc.), aber nicht so ein Ringelpitz á la Scholl.Du lieferst hier selbst das Argument warum der Wiederstand der Geschwister Scholl mit andern ebenbürtig war.
Ob Scholl oder Staufenberg, alle bezahlten für ihren Wiederstand mit dem Leben. Das Leben ist das Höchste was ein Mensch für eine Idee geben kann.

Scrooge
20.10.2005, 15:54
Wer meint, der Widerstand der Geschwister Scholl sei "minderwertiger" als militärische Angriffe oder Attentate, der sollte sich intensiver mit der Materie auseinandersetzen.
Ich habe vor kurzem den Film "Sophie Scholl" gesehen und mich danach mit den Verhörprotokollen beschäftigt. Die Art und Weise, wie diese Menschen, in der Hoffnung einige ihrer Freunde noch schützen zu können, für ihre Idee gestorben sind, verdient vor allem in Anbetracht ihres Alters den gleichen Respekt wie das Stauffenberg-Attentat.

Roberto Blanko
20.10.2005, 21:14
Hallo,

in einem anderen Strang ist der Gedanke aufgekommen, daß zum Beispiel die Geschwister Scholl und die Weiße Rose übertriebener Weise mit anderen Widerständlern in einem Atemzug genannt werden.

Ich bin der Meinung, daß dies zwar Widerstand war, aber kein nennenswerter, natürlich, in einem totalitären Staat wie dem Dritten Reich eine bemerkenswerte Leistung, wenn auch nicht groß, aber kein Widerstand, der jemals in Erwartung stand, Früchte zu tragen.

Meiner Meinung nach zählt militärischer Widerstand oder großangelegte Aktionen (Flugblätter, Märsche etc.), aber nicht so ein Ringelpitz á la Scholl.

In meinem Augen waren die Geschwister Scholl Widerstand. Wer war denn in Deinem Augen Widerstand, Schultz?

Gruß
Roberto

Wachmann
20.10.2005, 22:30
In meinen Augen verdienen Leute wie die Geschwister Scholl sogar viel, viel mehr Respekt als Gestalten wie Stauffenberg, denn die Geschwister Scholl zeigten etwas, was sehr vielen Menschen damals in Deutschland fehlte: Rückgrat, Moral, Zivilcourage, die sogar bis in den Märtyrertod ging ( um es mal etwas zu dramatisieren).
Praktisch war der Effekt sicher nichtig, da machte die Militärrevolte schon recht viel her, aber aus der bewertenden Retroperspektiv muss man es höher einschätzen:
Die Geschwister Scholl waren jung, hatten ihre Jugend in diesem totalitären Scheißstaat verbracht, aber sie konnten trotzdem selbstständig denken und begehrten auf, obwohl sie zum marginalisierten und beherrschten Volkskörper gehörten. Sie hatten keine Machtmittel und keine Hoffnung auf Wirkung, doch um des eigenen Gewissen willens und wohl auch aus Liebe zu Deutschland begehrten sie auf gegen diesen totalitären Unrechtsstaat.
Stauffenberg dagegen war Teil des Unterdrückungssystems, er gehörte als Angehöriger der alten kaiserlichen Eliten zu jenen Zirkeln, die von den Nazis benutzt und still gehalten wurden, ein wenig auch für dumm verkauft wurden.
Sie hatten sich mit dem Regime arrangiert und da sie nunmal dem Staat verpflichtet waren und dieser Staat Dinge tat, die ihnen mehrheitlich gefielen, hielten sie lange still, zu lange. Erst als der Wahnsinn zu deutlich wurde, als Deutschlands Untergang personifiziert wurde durch die anrückende Rote Armee aus dem Osten, rafften sie genügend Mut auf, um zu handeln.
Hätten solche Leute so viel persönliche Größe wie die Geschwister Scholl besessen, dann wäre der Putsch viel früher gekommen und erfolgreich gewesen. Doch die alten Eliten hatten zu lange geschwiegen, hatten zu lange kollaboriert, um da auch nur ansatzweise sich reinwaschen zu können.
Maximal jemand wie der ehemalige Generalinspekteur der Reichswehr/Wehrmacht Beck und die Teile der Wehrmachtsführung, die 1938 kalt gestellt wurden, hatten ein wenig dieser Zivilcourage...
Bei Stauffenberg und Co kam sie viel zu spät, viel zu schwach...

ThiloS
20.10.2005, 22:51
Also sorry, das ist doch eine müßige Diskussion...

Wissen wir von den Rechtsauslegern hier im Forum, daß

a) das Dritte Reich eine Art "Kuscheldiktatur" war und gar nicht schlimm
b) es keine Verbrechen gab und wenn doch, dann sie der Bevölkerung natürlich völlig unbekannt waren oder
c) falls sie doch bekannt waren, die Bekannt-Seienden mindestens einen, wenn nicht mehr verfolgte Menschen versteckt oder geschützt haben.

August 1945: ein Mann kommt schwer bepackt mit Lebensmitteln, Verbrauchsgütern, Whisky und Kippen aus einem amerikanischen Entnazifizierungsbüro.

Warum er das Zeug hat?

Er war der erste, der zugegeben hat, in der NSDAP gewesen zu sein...

emire
21.10.2005, 03:04
Es war naiv zu glauben, die Scholls hätten mit ihren Flugblättern irgendetwas erreichen können.
Viele unterschätzen den Staat im Jahre 1944 immernoch gewaltig.


Ich nehme doch an das die Scholls und die vielen zehntausend Regimegegner,Deutschland eine Chance gegeben haben.Es war Praktisch das Alibi, das wenigstens nicht alle Nazis waren.
Staufenberg setze ich Persönlich nicht zu den Regimegegnern,er war Mitläufer bis zu dem Moment des erkennens, das der Krieg verloren war.

Es zeugt von Ehrlichkeit und sehr viel COURAGE Kritik einem Mordregime die Stirn zu bieten und dabei dem Tod ins Auge zu blicken.Georg Elser auch ein Regimegegner,ein Mann mit Mut.Der Dank sollte auch den Zehntausenden von
Menschlich gebliebenen Menschen gelten.Diese haben Tausende von Juden und Flüchtigen von der Gestapo gejagten ,obdach gewährt.