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Vollständige Version anzeigen : Der Euro als Teil eines historischen deutschen Heilsprozesses



Patriotistin
25.09.2013, 16:06
Die historische Schuldenneurose der deutschen Politiker;

Die Fortsetzung der Euro-Rettung zementiert ein politisches Klima in Deutschland, in dem die politische Elite fast siebzig Jahre nach Kriegsende der Bevölkerung suggeriert, sie trage nach wie vor eine besondere Verantwortung für das Kriegsgeschehen und die Politik der damaligen Führung, schreibt GUNNAR BECK*.

Die entscheidende Frage nach dieser Bundestagswahl lautet: „Mit wem wird Angela Merkel regieren?“ Gibt es eine große Koalition mit der SPD? Merkels Wählerzuspruch ruht ganz wesentlich auf ihrer bisherigen Linie in der Euro-Krise: Hilfe nur gegen Einsparungen. So konnte sie sich der Bevölkerung bislang als eine harte Verhandlungsführerin empfehlen. Dass die größte Herausforderung für die deutsche Politik seit Jahren mit all ihren Fallstricken gleichsam zum größten Aktivposten in der Regierungsbilanz wurde, hat sich die Opposition selbst zuzuschreiben.

Regelmäßig musste die Kanzlerin bei Verhandlungen ihre Ausgangsforderungen zurücknehmen oder aufgeben. Die Opposition jedoch, statt die Regierung der Verhandlungsschwäche oder des Rechtsbruchs zu zeihen, schalt die Kanzlerin stets nur der mangelnden Solidarität.

Der „Marshallplan“ der SPD

Der Grünen-Spitzenkandidat und Möchtegern-Finanzminister Jürgen Trittin, ausgestattet mit dem volkswirtschaftlichen Auffassungsvermögen eines Vorschülers, trat schon vor Jahren für Euro-Bonds ein, während die SPD nun einen deutschen „Marshallplan“ zur Euro-Rettung fordert, und dabei ganz vergisst, dass Deutschland gerade mal ein Viertel der US-Bevölkerung hat und höchstens ein Fünftel der Wirtschaftsleistung. Und Angela Merkel?

Bis zur Wahl wird die Kanzlerin noch weiterhin Solidität für Solidarität fordern, danach wird sie die Forderungen der Krisenstaaten nach Erleichterungen und Reformaufschub nicht mehr mit Verweis auf den Wählerdruck abweisen können und ihre Sparverordnungen Stück für Stück aufgeben müssen.

Acht schlechte Gründe

Gründe dafür, dass die Regierung in die Knie gehen wird, gibt es viele. Acht dieser schlechten Gründe sind hier angeführt, sie lassen sich aber auf drei zentrale Momente reduzieren: Die historische Schuldenneurose der deutschen Politiker; zweitens der Triumph kurzfristigen Kalkulierens über langfristige Interessensicherung und drittens der Aufstieg der oligarchischen Demokratie in fast allen sogenannten westlichen Demokratien spätestens seit der Finanzkrise.

Die Kanzlerin, so wie fast alle Politiker der etablierten Parteien, ist eine überzeugte Europäerin. Europäer sind wir ja alle ohnedies schon zwangsläufig von Geburt, und überzeugt heißt hier eigentlich voreingenommen, denn Überzeugungen gilt es immer aufs Neue an der Realität zu messen und zu überprüfen, genau das tut im Bundestag aber niemand.

Koste es, was es wolle

„Scheitert der Euro, scheitert Europa“: Diese Worte der Kanzlerin, so unsinnig und bar jeder Logik sie auch sind, sind dennoch Ausdruck eines tief verwurzelten Willens, die Einheitswährung zu verteidigen, koste es fast, was es wolle.

Außerhalb Deutschlands versteht das kaum einer, man vernimmt die frohe Botschaft aber desto lieber, verpfändet doch so die Bundesregierung die Ersparnisse ihrer Bürger für die Rettung maroder Banken, die die einheimischen Regierungen sonst wohl kaum selbst über Wasser halten könnten.

Die deutsche Politik huldigt dem Ersatzglauben von der europäischen Einheit fast geschlossen seit Gründung der Bundesrepublik. Der Euro gilt als Teil eines historischen Heils- und (R)einigungsprozesses. Ein deutscher Regierungschef, der die geldpolitische Schlechtwitzveranstaltung vom Euro endlich abblasen würde, wäre beispiellosem internationalen politischen und medialem Druck ausgesetzt, würde als gefährlicher Nationalist verschrien, der nationales Interesse der nie endenden Aussöhnung und wesentlich vom deutschen Steuerzahler finanzierten Völkerverständigung voranstellte und Westeuropa in eine erneute Rezession stürzte.

Scheitern im Geist des politisch Korrekten

Allenfalls posthum gäbe es vielleicht Zuspruch weniger revisionistischer Historiker, die sich erinnerten, dass der Euro eigentlich von Anbeginn eine Fehlgeburt war, die den Bedürfnissen der ökonomischen vielfach kaum kompatiblen Mitgliedstaaten nie entsprechen konnte.

Hingegen kann sich jeder deutsche Regierungschef, der weiterhin gutes Steuergeld längst faulen Krediten hinterher wirft, allgemeinen Zuspruchs sicher wähnen, eingedenk Deutschlands nimmer endender historischer Verantwortung, verantwortungsvoll und solidarisch gehandelt zu haben. Und wenn er scheitert, so nicht aus dem falschen, sondern den guten und den richtigen Gründen, dem Geist des politisch Korrekten unter dem Deckmantel der europäischen Solidarität und der deutsch-französischen Freundschaft.

Weiter unter:http://www.geolitico.de/2013/09/25/der-euro-als-teil-eines-historischen-deutschen-heilsprozesses/

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Zu 1000% erkannt und korrekt:dg: !!!!