SAMURAI
19.10.2005, 14:00
ARBEITSMARKT
Die Schlesier-Schiene
Von Janko Tietz
Trotz EU-Mitgliedschaft dürfen Polen nicht in Deutschland arbeiten. Wer aber deutsche Vorfahren hat, kann das Verbot umgehen.
Es war an einem Mittwoch vor vier Jahren, als Sebastian Jonczyk, 30, durch die Fußgängerzone von Dobrodzien, dem früheren Guttentag, im schlesischen Teil Polens schlenderte. Der gelernte Sattler war damals arbeitslos, im neuen Polen waren Kaufleute gefragt, Werbeexperten oder auch Ingenieure.
An diesem Mittwoch fiel Jonczyks Blick auf ein riesiges Schild. "Praca w Niemczech" - "Arbeiten in Deutschland" stand darauf. Am Freitag brachte ihn ein Kleinbus über die Grenze. Am Montag stand er am Band bei Volkswagen in Wolfsburg.
Damals gehörte Polen noch nicht zur Europäischen Union - und selbst wenn das Land schon EU-Mitglied gewesen wäre: Leute aus Jonczyks Gegend hätten trotzdem nicht in Deutschland arbeiten dürfen. Auch nach dem Beitritt bleiben die Polen EU-Bürger zweiter Klasse, was das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl in Europa betrifft.
Polen auf einer deutschen Baustelle: "Zu Hause lebe ich wie ein King"
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DDP
Polen auf einer deutschen Baustelle: "Zu Hause lebe ich wie ein King"
Die Bundesrepublik und Österreich setzten bei der EU-Erweiterung durch, dass ihre osteuropäischen Nachbarn bis maximal 2011 eine Arbeitserlaubnis benötigen, um jenseits der Grenze ihr Geld zu verdienen. Und die wird äußerst restriktiv erteilt, um den heimischen Arbeitsmarkt vor Billigarbeitern zu schützen.
Doch Jonczyk, sein Kollege Michael Gilga, 19, und viele andere aus seiner Heimat benötigen keine Arbeitserlaubnis: Sie haben neben ihrem polnischen Pass auch den deutschen Staatsangehörigkeitsausweis, ein formloses DIN-A4-Blatt mit Bundesadler auf gelbem Hintergrund. Ihre Großväter waren Deutsche, ihre Väter waren es, und damit sind es auch sie - wenngleich es mit der Sprache ziemlich hapert.
Inzwischen montieren Jonczyk und Gilga zusammen mit rund 50 weiteren deutschen Polen aus Racibórz, Gliwice, Opole oder Dobrodzien vollkommen legal Sitze für die A-Klasse von Mercedes-Benz in Rastatt. Stolz zeigen sie ihren DaimlerChrysler-Werksausweis und ihre deutschen Papiere, ohne die sie die Daimler-Zutrittskarte wohl niemals erhalten hätten. Zwar arbeiten sie alle beim Zulieferbetrieb Johnson Controls, doch da dieser direkt auf dem Mercedes-Werkgelände angesiedelt ist, "schaffe mir bei Mercedes", glaubt Jonczyk.
Der Autokonzern hat ein Kostenproblem. "Wir müssen Fahrzeuge mit weniger Aufwand produzieren", sagte der neue Mercedes-Chef Dieter Zetsche auf der Internationalen Automobilausstellung. "Das gilt für die Entwicklung, die Produktion und in der Zusammenarbeit mit den Zulieferern." Die suchen nun verzweifelt nach Wegen, dem Druck standzuhalten. Und das bedeutet vor allem: Kosten runter.
Da kommen die deutschstämmigen Polen gerade recht. So gehen Jonczyk und seine Kollegen mit gerade einmal 760 Euro netto monatlich aus "einer der modernsten Produktionsstätten in der Automobilindustrie weltweit" (DaimlerChrysler-Selbstbeschreibung) nach Hause. Bei Volkswagen oder BMW sieht es nicht anders aus.
Die Polen stört das wenig. "Zu Hause lebe ich davon wie ein King", sagt Adrian Forysz, der seit einem Jahr wochenweise in Deutschland arbeitet und zwischendurch immer wieder für mehrere Wochen nach Hause fährt.
Zwischen 800.000 und einer Million Polen besitzen neben ihrer eigenen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, schätzt der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). "Diese Menschen dürfen ganz regulär in Deutschland arbeiten, und ein Großteil tut es auch", sagt VdG-Geschäftsführer Joachim Niemann. So pendeln trotz EU-Paragrafen und kniffligen Schutzmechanismen knapp 200.000 Polen mit deutschem Pass zwischen ihrer Heimat und Unternehmen diesseits der Oder hin und her. Allein aus der Wojewodschaft Opole kommen etwa 120.000 Menschen über die Grenze, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen oder hier schlicht mehr Geld zu verdienen als zu Hause.
Dabei sind die Bedingungen, unter denen die Doppelpässler in Deutschland arbeiten, nicht weniger dürftig als jene der rund 26.000 polnischen Schlachter und 13.000 Fliesenleger, die Anfang des Jahres für Aufregung sorgten. Die meisten der Deutsch-Polen werden von deutschen Zeitarbeitsfirmen angeheuert, die sie zu Dumpinglöhnen nicht nur in die Abfallwirtschaft oder als Erntehelfer verleihen, sondern zunehmend auch in die Automobil- und Bauindustrie. Beim Bau der Allianz-Arena lebten ganze Kolonnen von polnischen Zeitarbeitern direkt in Baucontainern neben der Baustelle.
"Die Branche wirbt sehr aggressiv in Polen", sagt Niemann. "Überall werden Anzeigen geschaltet, Spots im Radio oder Fernsehen ausgestrahlt." In ganz Schlesien eröffneten beinahe täglich neue Vermittlungsbüros, so Niemann.
Eines der Zeitarbeitsunternehmen, das schon heute massenhaft deutsche Polen beschäftigt, ist die Firma Wertstoffe Sortierung Personal (WSP) in Neustadt an der Weinstraße. Ursprünglich warb das Unternehmen Schlesier an, um sie in der Mülltrennung einzusetzen. Mittlerweile hat sich jedoch herumgesprochen, wie billig und willig diese Arbeitskräfte sind, so dass zunehmend Unternehmen aus anderen Branchen zu den Kunden von WSP gehören. "Wir fahren die Schlesier-Schiene, weil wir für die nachgefragten Arbeiten keine Einheimischen finden", sagt WSP-Geschäftsführer Uwe Flockerzi.
Dass sich der Unternehmenschef so schwer bei seiner Suche tut, liegt wohl vor allem an den Konditionen. Gerade einmal 6,57 Euro pro Stunde verdienen seine Leiharbeiter. Um den Gleichbehandlungsgrundsatz "Equal pay" zu umgehen, der seit Beginn des Jahres 2004 vorsieht, dass die gleichen Stundenlöhne gezahlt werden müssen wie im leihenden Betrieb, schloss Flockerzi einen Haustarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Zeitarbeit und PSA ab, einer Unterorganisation des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands (CGB). Die ist bekannt dafür, selbst den miserabelsten Tarifvertrag mühelos zu unterbieten.
Auch der Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister (AMP), der mit 850 Mitgliedern und 100.000 Mitarbeitern mitgliederstärkste Arbeitgeberverband der Zeitarbeitsbranche, hat sich mit der CGB auf niedrige Tarife geeinigt. Die Löhne liegen knapp zehn Prozent unter denen, die Ver.di mit dem Bundesverband Zeitarbeit vereinbart hat und die im Gewerkschaftslager als viel zu niedrig kritisiert werden.
Die an den CGB-Tarif gebundenen Zeitarbeitsfirmen zahlen zudem nur 16 statt der regulären 25 Prozent Zuschlag für Nachtarbeit. Selbst mit der laufenden Bezahlung bei Nichteinsatz im Entleihbetrieb nehmen es Unternehmen wie WSP nicht so genau. Sind gerade keine Aufträge da, werden die Doppelpässler kurzerhand wieder nach Hause geschickt.
Die größte Ersparnis ergibt sich bei jenen Deutsch-Polen, die in ihrer Heimat entweder selbständig sind oder aber unbezahlten Urlaub machen, um in Deutschland zu arbeiten. Denn für diese Klientel sind die Sozialabgaben wie Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung nach Polen zu überweisen. Da aber bis heute keine Vereinbarung zwischen den polnischen Sozialversicherungsträgern und deutschen Arbeitgebern existiert, bleiben diese Mitarbeiter einfach unversichert.
Das alles würde Sebastian Jonczyk wenig schmerzen, denn ihm geht es vor allem um den vergleichsweise guten Verdienst. Was ihn jedoch aufbringt, sind die Umstände, unter denen er nach Deutschland gelockt wurde. Von einer Hotelunterkunft war die Rede, von kostenlosem Transport zum Arbeitsplatz, von regelmäßig vom Arbeitgeber organisierten Heimfahrten.
Das Hotel entpuppte sich als runtergekommene Kaserne. Jonczyk schläft im Doppelstockbett, zusammen mit sieben weiteren Mitbewohnern in einem Zimmer. Mal geht die Heizung, mal geht sie nicht. Mal fließt warmes Wasser, mal fließt es nicht. Mal wird geputzt, mal nicht.
In einer Art Selbstverwaltung haben sich die Bewohner überall Verbotsschilder aufgehängt. Rauchen im Zimmer: 50 Euro Strafe, Müll aus dem Fenster werfen: 50 Euro Strafe. Und selbstverständlich werden die Schlesier für die versprochenen Fahrten regelmäßig zur Kasse gebeten. Lohnabrechnungen gibt es nicht. Das Geld wird jeden Montag in bar ausgezahlt, die Pässe werden einbehalten, "aus Gründen der besseren Organisation", wie WSP-Geschäftsführer Flockerzi behauptet.
Zumindest für Jonczyk hat die Odyssee bald ein Ende. Weil er Johnson Controls von seinen Sattler-Fähigkeiten überzeugen konnte, bekommt er jetzt eine Festanstellung und verdient künftig das Doppelte für die gleiche Arbeit.
spiegel.de
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Nun werden ungezählte Polen Deutsche Vorfahren haben.
Sie werden sich nach Deutschen Schäferhunden umschauen.
Es gibt wohl keinen Trick und keine Umgehung sich nicht nach Deutschland einschleichen zu können.
Dass mit der Vorfahrenregelung Missbrauch Tür und Tor geöffnet wird ist doch wohl klar.
Die Polen stört das wenig. "Zu Hause lebe ich davon wie ein King", sagt Adrian Forysz, der seit einem Jahr wochenweise in Deutschland arbeitet und zwischendurch immer wieder für mehrere Wochen nach Hause fährt.
Wie tief darf das Lohngefälle werden um nicht mehr interessant zu sein ?
Soll Deutschland die Schlupflöcher umgehend schliessen ! :rolleyes:
Die Schlesier-Schiene
Von Janko Tietz
Trotz EU-Mitgliedschaft dürfen Polen nicht in Deutschland arbeiten. Wer aber deutsche Vorfahren hat, kann das Verbot umgehen.
Es war an einem Mittwoch vor vier Jahren, als Sebastian Jonczyk, 30, durch die Fußgängerzone von Dobrodzien, dem früheren Guttentag, im schlesischen Teil Polens schlenderte. Der gelernte Sattler war damals arbeitslos, im neuen Polen waren Kaufleute gefragt, Werbeexperten oder auch Ingenieure.
An diesem Mittwoch fiel Jonczyks Blick auf ein riesiges Schild. "Praca w Niemczech" - "Arbeiten in Deutschland" stand darauf. Am Freitag brachte ihn ein Kleinbus über die Grenze. Am Montag stand er am Band bei Volkswagen in Wolfsburg.
Damals gehörte Polen noch nicht zur Europäischen Union - und selbst wenn das Land schon EU-Mitglied gewesen wäre: Leute aus Jonczyks Gegend hätten trotzdem nicht in Deutschland arbeiten dürfen. Auch nach dem Beitritt bleiben die Polen EU-Bürger zweiter Klasse, was das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl in Europa betrifft.
Polen auf einer deutschen Baustelle: "Zu Hause lebe ich wie ein King"
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DDP
Polen auf einer deutschen Baustelle: "Zu Hause lebe ich wie ein King"
Die Bundesrepublik und Österreich setzten bei der EU-Erweiterung durch, dass ihre osteuropäischen Nachbarn bis maximal 2011 eine Arbeitserlaubnis benötigen, um jenseits der Grenze ihr Geld zu verdienen. Und die wird äußerst restriktiv erteilt, um den heimischen Arbeitsmarkt vor Billigarbeitern zu schützen.
Doch Jonczyk, sein Kollege Michael Gilga, 19, und viele andere aus seiner Heimat benötigen keine Arbeitserlaubnis: Sie haben neben ihrem polnischen Pass auch den deutschen Staatsangehörigkeitsausweis, ein formloses DIN-A4-Blatt mit Bundesadler auf gelbem Hintergrund. Ihre Großväter waren Deutsche, ihre Väter waren es, und damit sind es auch sie - wenngleich es mit der Sprache ziemlich hapert.
Inzwischen montieren Jonczyk und Gilga zusammen mit rund 50 weiteren deutschen Polen aus Racibórz, Gliwice, Opole oder Dobrodzien vollkommen legal Sitze für die A-Klasse von Mercedes-Benz in Rastatt. Stolz zeigen sie ihren DaimlerChrysler-Werksausweis und ihre deutschen Papiere, ohne die sie die Daimler-Zutrittskarte wohl niemals erhalten hätten. Zwar arbeiten sie alle beim Zulieferbetrieb Johnson Controls, doch da dieser direkt auf dem Mercedes-Werkgelände angesiedelt ist, "schaffe mir bei Mercedes", glaubt Jonczyk.
Der Autokonzern hat ein Kostenproblem. "Wir müssen Fahrzeuge mit weniger Aufwand produzieren", sagte der neue Mercedes-Chef Dieter Zetsche auf der Internationalen Automobilausstellung. "Das gilt für die Entwicklung, die Produktion und in der Zusammenarbeit mit den Zulieferern." Die suchen nun verzweifelt nach Wegen, dem Druck standzuhalten. Und das bedeutet vor allem: Kosten runter.
Da kommen die deutschstämmigen Polen gerade recht. So gehen Jonczyk und seine Kollegen mit gerade einmal 760 Euro netto monatlich aus "einer der modernsten Produktionsstätten in der Automobilindustrie weltweit" (DaimlerChrysler-Selbstbeschreibung) nach Hause. Bei Volkswagen oder BMW sieht es nicht anders aus.
Die Polen stört das wenig. "Zu Hause lebe ich davon wie ein King", sagt Adrian Forysz, der seit einem Jahr wochenweise in Deutschland arbeitet und zwischendurch immer wieder für mehrere Wochen nach Hause fährt.
Zwischen 800.000 und einer Million Polen besitzen neben ihrer eigenen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, schätzt der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG). "Diese Menschen dürfen ganz regulär in Deutschland arbeiten, und ein Großteil tut es auch", sagt VdG-Geschäftsführer Joachim Niemann. So pendeln trotz EU-Paragrafen und kniffligen Schutzmechanismen knapp 200.000 Polen mit deutschem Pass zwischen ihrer Heimat und Unternehmen diesseits der Oder hin und her. Allein aus der Wojewodschaft Opole kommen etwa 120.000 Menschen über die Grenze, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen oder hier schlicht mehr Geld zu verdienen als zu Hause.
Dabei sind die Bedingungen, unter denen die Doppelpässler in Deutschland arbeiten, nicht weniger dürftig als jene der rund 26.000 polnischen Schlachter und 13.000 Fliesenleger, die Anfang des Jahres für Aufregung sorgten. Die meisten der Deutsch-Polen werden von deutschen Zeitarbeitsfirmen angeheuert, die sie zu Dumpinglöhnen nicht nur in die Abfallwirtschaft oder als Erntehelfer verleihen, sondern zunehmend auch in die Automobil- und Bauindustrie. Beim Bau der Allianz-Arena lebten ganze Kolonnen von polnischen Zeitarbeitern direkt in Baucontainern neben der Baustelle.
"Die Branche wirbt sehr aggressiv in Polen", sagt Niemann. "Überall werden Anzeigen geschaltet, Spots im Radio oder Fernsehen ausgestrahlt." In ganz Schlesien eröffneten beinahe täglich neue Vermittlungsbüros, so Niemann.
Eines der Zeitarbeitsunternehmen, das schon heute massenhaft deutsche Polen beschäftigt, ist die Firma Wertstoffe Sortierung Personal (WSP) in Neustadt an der Weinstraße. Ursprünglich warb das Unternehmen Schlesier an, um sie in der Mülltrennung einzusetzen. Mittlerweile hat sich jedoch herumgesprochen, wie billig und willig diese Arbeitskräfte sind, so dass zunehmend Unternehmen aus anderen Branchen zu den Kunden von WSP gehören. "Wir fahren die Schlesier-Schiene, weil wir für die nachgefragten Arbeiten keine Einheimischen finden", sagt WSP-Geschäftsführer Uwe Flockerzi.
Dass sich der Unternehmenschef so schwer bei seiner Suche tut, liegt wohl vor allem an den Konditionen. Gerade einmal 6,57 Euro pro Stunde verdienen seine Leiharbeiter. Um den Gleichbehandlungsgrundsatz "Equal pay" zu umgehen, der seit Beginn des Jahres 2004 vorsieht, dass die gleichen Stundenlöhne gezahlt werden müssen wie im leihenden Betrieb, schloss Flockerzi einen Haustarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Zeitarbeit und PSA ab, einer Unterorganisation des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands (CGB). Die ist bekannt dafür, selbst den miserabelsten Tarifvertrag mühelos zu unterbieten.
Auch der Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister (AMP), der mit 850 Mitgliedern und 100.000 Mitarbeitern mitgliederstärkste Arbeitgeberverband der Zeitarbeitsbranche, hat sich mit der CGB auf niedrige Tarife geeinigt. Die Löhne liegen knapp zehn Prozent unter denen, die Ver.di mit dem Bundesverband Zeitarbeit vereinbart hat und die im Gewerkschaftslager als viel zu niedrig kritisiert werden.
Die an den CGB-Tarif gebundenen Zeitarbeitsfirmen zahlen zudem nur 16 statt der regulären 25 Prozent Zuschlag für Nachtarbeit. Selbst mit der laufenden Bezahlung bei Nichteinsatz im Entleihbetrieb nehmen es Unternehmen wie WSP nicht so genau. Sind gerade keine Aufträge da, werden die Doppelpässler kurzerhand wieder nach Hause geschickt.
Die größte Ersparnis ergibt sich bei jenen Deutsch-Polen, die in ihrer Heimat entweder selbständig sind oder aber unbezahlten Urlaub machen, um in Deutschland zu arbeiten. Denn für diese Klientel sind die Sozialabgaben wie Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung nach Polen zu überweisen. Da aber bis heute keine Vereinbarung zwischen den polnischen Sozialversicherungsträgern und deutschen Arbeitgebern existiert, bleiben diese Mitarbeiter einfach unversichert.
Das alles würde Sebastian Jonczyk wenig schmerzen, denn ihm geht es vor allem um den vergleichsweise guten Verdienst. Was ihn jedoch aufbringt, sind die Umstände, unter denen er nach Deutschland gelockt wurde. Von einer Hotelunterkunft war die Rede, von kostenlosem Transport zum Arbeitsplatz, von regelmäßig vom Arbeitgeber organisierten Heimfahrten.
Das Hotel entpuppte sich als runtergekommene Kaserne. Jonczyk schläft im Doppelstockbett, zusammen mit sieben weiteren Mitbewohnern in einem Zimmer. Mal geht die Heizung, mal geht sie nicht. Mal fließt warmes Wasser, mal fließt es nicht. Mal wird geputzt, mal nicht.
In einer Art Selbstverwaltung haben sich die Bewohner überall Verbotsschilder aufgehängt. Rauchen im Zimmer: 50 Euro Strafe, Müll aus dem Fenster werfen: 50 Euro Strafe. Und selbstverständlich werden die Schlesier für die versprochenen Fahrten regelmäßig zur Kasse gebeten. Lohnabrechnungen gibt es nicht. Das Geld wird jeden Montag in bar ausgezahlt, die Pässe werden einbehalten, "aus Gründen der besseren Organisation", wie WSP-Geschäftsführer Flockerzi behauptet.
Zumindest für Jonczyk hat die Odyssee bald ein Ende. Weil er Johnson Controls von seinen Sattler-Fähigkeiten überzeugen konnte, bekommt er jetzt eine Festanstellung und verdient künftig das Doppelte für die gleiche Arbeit.
spiegel.de
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Nun werden ungezählte Polen Deutsche Vorfahren haben.
Sie werden sich nach Deutschen Schäferhunden umschauen.
Es gibt wohl keinen Trick und keine Umgehung sich nicht nach Deutschland einschleichen zu können.
Dass mit der Vorfahrenregelung Missbrauch Tür und Tor geöffnet wird ist doch wohl klar.
Die Polen stört das wenig. "Zu Hause lebe ich davon wie ein King", sagt Adrian Forysz, der seit einem Jahr wochenweise in Deutschland arbeitet und zwischendurch immer wieder für mehrere Wochen nach Hause fährt.
Wie tief darf das Lohngefälle werden um nicht mehr interessant zu sein ?
Soll Deutschland die Schlupflöcher umgehend schliessen ! :rolleyes: