PDA

Vollständige Version anzeigen : Reine Ideologie - Es gibt überhaupt keine Schuldenkrise!



Rutt
18.09.2013, 10:58
Heiner Flassbeck im Interview: "Es gibt überhaupt keine Schuldenkrise"

Inmitten der Eurokrise ist Deutschland erfolgreich. Das sagen fast alle, Ex-Finanzstaatssekretär Heiner Flassbeck sagt es nicht. "Bei der Binnenkonjunktur ist nichts passiert. Die anderen Länder haben wir an die Wand gefahren, unsere Kunden sind auf dem Weg in die Pleite", so Flassbeck im Interview mit n-tv.de. "Ich weiß nicht, ob man das erfolgreich nennen kann."

n-tv.de: Alle sprechen von der Schuldenkrise. Sind wir wirklich durch eine zu hohe Staatsverschuldung in die Krise geschlittert?

Heiner Flassbeck: Nein, natürlich nicht. Es gibt weder eine allgemeine Schuldenkrise noch eine Staatsschuldenkrise. Das haben inzwischen auch einige kapiert, aber andere halten immer noch mit Gewalt an diesem Unsinn fest. Wir hatten 2008 eine Banken-Schuldenkrise, und infolge dieser Krise, und weil wir eine weltweite Depression hatten, sind die Staaten in die Bresche gesprungen, haben Banken gerettet und die Konjunktur stabilisiert. Daraufhin sind die Staatsschulden angestiegen. Warum sollte das eine Staatsschuldenkrise sein? Das ist absolut lächerlich.

Ist die hohe Staatsverschuldung denn kein Problem?

Weltweit liegt die Staatsverschuldung bei etwa 80 Prozent vom laufenden Einkommen eines Jahres. Jeder normale Mensch, der ein Haus gekauft hat, hat einen Schuldenstand von etwa 150 bis 250 Prozent seines Jahreseinkommens. Wo ist das Problem, wenn die Staaten Schulden in Höhe von 80 Prozent des Einkommens haben? Das ist kein Problem, denn wir besitzen auch ein riesiges Vermögen und nur mit dem kann man sinnvoll vergleichen.

Wie kommt es dann, dass die Bundesregierung die Staatsverschuldung so sehr hervorhebt?

Das ist reine Ideologie. Die vorherrschende Lehre sagt nach wie vor: Der Staat muss immer weiter eingedampft, der Markt muss immer stärker ausgeweitet werden. Das ist seit 30 Jahren so. Aber es funktioniert nicht mehr. Inzwischen haben wir in Deutschland eine Situation, in der alle Sektoren sparen: die Unternehmen, die Bürger, der Staat. Wenn aber alle sparen, dann bricht die Wirtschaft zusammen.

Wolfgang Schäuble argumentiert, die aktuell gute Konjunktur in Deutschland sei eine Folge des Vertrauens von Wirtschaft und Konsumenten und das Vertrauen wiederum eine Folge der Fiskalpolitik der Bundesregierung.

Das ist reine Fantasie. Es gibt bei den deutschen Konsumenten seit 15 Jahren kein Vertrauen. Da ist nichts passiert, der deutsche Konsum ist flach wie ein Brett, der deutsche Einzelhandel ist eine einzige Katastrophe. Ich weiß nicht, wie man da von Vertrauen reden kann. Das einzige, was zuletzt in Deutschland funktioniert hat, war der Export. Der Export hat aber nichts mit Vertrauen zu tun, der hat damit zu tun, dass die Deutschen ihre Löhne nicht erhöht haben und deswegen im Vergleich zu den anderen Europäern extrem wettbewerbsfähig sind.

Dieses Modell - Löhne nicht erhöhen, Sparpolitik, Reformen nach dem Vorbild der Agenda 2010 - empfiehlt Deutschland den europäischen Krisenländern als Rezept für ihre Probleme.

Das ist vollkommen falsch, weil einfach nicht jeder wiederholen kann, was Deutschland gemacht hat. Es kann nicht jeder wettbewerbsfähig werden, nicht alle können ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Wenn Frau Merkel und Herr Schäuble das kapieren würden, wären wir einen großen Schritt weiter. Das ist gegen die Logik. Wettbewerbsfähigkeit ist ein relatives Konzept. Wenn der eine seine Wettbewerbsfähigkeit steigert, dann verliert der andere an Wettbewerbsfähigkeit. Das gilt innerhalb der EU, das gilt aber auch weltweit. In den USA ist Deutschland wegen seines Leistungsbilanzüberschusses massiv in die Kritik geraten. Jetzt sagen wir den anderen Ländern in Europa, auch sie sollen Leistungsbilanzüberschüsse anpeilen, damit Europa seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Rest der Welt verbessert. Das ist absolut lächerlich - der Rest der Welt würde dann entweder seine Grenzen dicht machen oder seine Währungen abwerten.

Muss denn eine Außenhandelsbilanz immer ausgeglichen sein?

Wenn ein Land dauernd an Wettbewerbsfähigkeit verliert und ein anderes Land dauernd an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, dann kann das auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann muss das Land, das dauernd verliert, seine Schulden ja auch mal zurückzahlen. Das kann es dann nicht.

Deutschland müsste also weniger erfolgreich sein, um den anderen eine Chance zu geben?

Erfolgreich - das ist so der übliche Sprech. Was ist denn erfolgreich? Bei der Binnenkonjunktur ist nichts passiert. Die anderen Länder haben wir an die Wand gefahren, unsere Kunden sind auf dem Weg in die Pleite. Ich weiß nicht, ob man das erfolgreich nennen kann. Die deutsche Produktivität ist genauso gestiegen wie die französische, nur haben die Deutschen ihre Löhne weniger erhöht. Ist das eine Leistung?

Es ist die Erzählung, die in Deutschland dominiert.

Das kann ich nicht bestreiten. Aber es wird ein böses Erwachen aus diesem Traum geben.

Glauben Sie, dass die Wähler eine andere Erzählung, einen politischen Kurswechsel akzeptieren würden?

Irgendwann wird man diesen Kurswechsel vermitteln müssen. Den vermitteln dann vielleicht nicht mehr die gleichen Leute, aber irgendwann wird die Regierung damit anfangen müssen. So wie jetzt kann es nicht weitergehen.

Und wenn es doch so weitergeht?

Dann geht es gegen die Wand. Wenn man ein Währungssystem zu Tode reitet, dann ist es am Ende tot. Auf diesem Wege sind wir. Wir sagen den anderen, sie sollen ihre Löhne reduzieren. Damit machen sie ihre Binnenkonjunktur kaputt, die Folge ist Arbeitslosigkeit. Wir sagen, sie sollen sparen, was auch nicht funktioniert, denn wenn niemand Geld ausgibt, geht die Wirtschaft vor die Hunde und das staatliche Defizit steigt. Beides läuft darauf hinaus, dass der Euro nicht überleben kann.

Warum?

Weil wir unfähig sind, diese Währungsunion zu managen - wie das Ende genau aussehen wird, das kann ich nicht vorhersagen. Aber wenn die Arbeitslosigkeit auf 25 Prozent steigt, fangen die Leute an, verrückte Parteien zu wählen. Irgendwann ist die Demokratie dann am Ende.

Sie fordern, den Euro nicht um jeden Preis zu erhalten. Wie könnte ein wohlsortiertes Ende des Euro aussehen?

Das könnte so aussehen, dass man eine Ausstiegsoption schafft für Länder, die in Gefahr sind, Demokratie in Frage zu stellen, wenn sie weiter dem Spardiktat folgen. Man bräuchte dazu ein neues europäisches Währungssystem, um der neuen Währung oder den neuen Währungen, die abgewertet werden, ein gewisses Maß an Stabilität zu geben.

Würden Sie sagen, dass die Einführung des Euro ein Fehler war?

Nein, ich war immer ein Anhänger des Euro, ich halte ihn noch heute für eine große Errungenschaft. Aber die beste Maschine hilft nichts, wenn es niemand gibt, der sie bedienen kann. Wenn die Mannschaft damit nur Unsinn anrichtet, muss man die Maschine eben aufgeben.
Quelle:http://www.n-tv.de/politik/Es-gibt-ueberhaupt-keine-Schuldenkrise-article10937981.html


mfg
rutt

Nachbar
18.09.2013, 11:06
Inmitten der Eurokrise ist Deutschland erfolgreich. Das sagen fast alle, Ex-Finanzstaatssekretär Heiner Flassbeck sagt es nicht. "Bei der Binnenkonjunktur ist nichts passiert. Die anderen Länder haben wir an die Wand gefahren, unsere Kunden sind auf dem Weg in die Pleite", so Flassbeck im Interview mit n-tv.de. "Ich weiß nicht, ob man das erfolgreich nennen kann."

Wenn man als Politiker in Konspiration mit seinen Förderern, den Wirtschafts- und Finanzbonzen, also OHNE dem Souverän VOLK, die arbeitenden Menschen im Laufe von ca. 15 Jahren regelrecht ausplündert, daß sie nach diesen ca. 15 Jahren weniger in der Tasche haben als sie vor diesen ca. 15 Jahren hatten, dann sollte man keinen Grund für den Erhalt der "Ehrennadel der Niedrighaltung" zur Brust bekommet.

Vielleicht sollte man diese Schiene weiterfahren,
ich bin sicher, der deutsche Arbeitnehmer wird auch dann dankbar sich zeigen und NICHT aufmucken, wenn ihm der Lohn von 1955 ausgezahlt würde, einhergehend mit der Propaganda, daß es ihm eigentlich gut gehe, vergleiche man seinen Lebensstandard mit dem der Pygmäen, denn die haben noch weniger.

Einst sagte mir ein Bangladeshi, daß er nun befürchte, in Bangladesh seinen Arbeitsplatz verlieren, denn man verdiene inzwischen in Deutschland weniger als in Bangladesh, drüber bekäme man als Lohn mehr als 1,- EUR die Stunde.

FORZA GERMANIA

Efna
18.09.2013, 11:06
Sehr intressantes Interview....

Para ou rien
18.09.2013, 12:07
Dieser Flassbeck malt die Lage auch ziemlich schön, verdreht die Tatsachen, behauptet falsche Zahlen und simplifiziert unzulässig.

Natürlich sind 80% expliziter Schuldenstand normiert auf das BIP in Deutschland eine verheerender Quote, vor allem wenn man sich mal vor Augen führt, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zunehmend erodiert, die Bevölkerung immer stärker schrumpft und der Staat sich auch noch billionenschwerer impliziter Forderungen gegenübersieht -Renten, Pensionen, Versicherungen.
Man kann hier auch nicht die Welt über den Kamm scheren, denn die ebenfalls stark verschuldeten USA (die den Weltdurchschnitt so verzerren) haben im Gegensatz zu Deutschland und Europa ein demographisches Plus, dass heißt, die Schulden werden sich auch zukünftig auf immer mehr Köpfe verteilen, von denen im Übrigen nicht immer mehr Transferleistungsempfänger darstellen. :auro:

Die deutsche Politik tut immer so, als wäre Deutschland Musterknabe oder im Falle linker Politiker, als würde die achso hohe Wettbewerbsfähigkeit die anderen Staaten erdrosseln. Das sind die ideologischen Lebenslügen...

Noch lächerlicher ist daher Flassbecks Kritik daran, dass stetige Leistungsbilanzüberschüsse dazu führten, dass andere Länder ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. Ja, klar, dass stimmt freilich. Aber was will er damit sagen? Das Deutschland seine im globalen Vergleich ohnehin sinkende Wettbewerbsfähigkeit (demographischer Faktor) auch noch staatlich gelenkt einstampfen soll? Wie absurd ist diese Denke?!

Er will den EURO schönreden. Dabei bewahrheitet sich nur, dass ein System fester Wechselkurse in einem ungleichen Währungsraum nicht funktionieren kann und das schrumpfende Staaten tatsächlich an ihren Konsumschulden, denn nichts anderes sind die europäischen Schulden, zu Grunde gehen können.

BlackForrester
20.09.2013, 16:04
Zitat:
Weltweit liegt die Staatsverschuldung bei etwa 80 Prozent vom laufenden Einkommen eines Jahres. Jeder normale Mensch, der ein Haus gekauft hat, hat einen Schuldenstand von etwa 150 bis 250 Prozent seines Jahreseinkommens. Wo ist das Problem, wenn die Staaten Schulden in Höhe von 80 Prozent des Einkommens haben? Das ist kein Problem, denn wir besitzen auch ein riesiges Vermögen und nur mit dem kann man sinnvoll vergleichen.

Wie soll man dies bezeichnen? Schwachsinn wäre dazu noch geschönt.
Richtig ist...wer sich ein Haus baut oder kauft, der verschuldet sich ggf. sogar mit mehreren 100% seines Einkommens...nur...er bezahlt dann ab, sprich seine Schulden sinken und es ist absehbar, wenn diese Schulden getilgt sind.
Richtig ist auch...wir sind derzeit bei einem Schuldenstand, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, von 80 - 85%...nur, blicken wir einmal so 40, 50 Jahre zurück...da lag der Schuldenstand, gemessem am Bruttoinlandsprodukt bei nahezu 0.

Das heißt, wir haben die letzten 40, 50 Jahre im Schnitt 1,5 - 2% pro Jahr MEHR Geld ausgegeben (und diesen Mehrbedarf faktisch nur in den Konsum gesteckt, sprich das Geld ist weg), als die Wirtschaftskraft des Landes gestiegen ist und so dumm kann man eigentlich gar nicht sein, dass diese Spirale nicht unendlich sein kann und man irgendwann einen Punkt erreicht hat, wo die (Zins)belastungen das komplette Bruttoinlandsprodukt überschreiten.

Dass "Staats"schulden an sich...so lange diese sich im Einklang und gesunden Verhältnis mit dem Bruttoinlandsprodukt befinden...nicht unbedingt schädlich sein müssen, dies will ich nicht in Abrede stellen, dann dürfen diese Schulden aber NICHT schneller wachsen als das Bruttoinlandsprodukt....jedoch...und dies sollte man bedenken...mit jedem Cent Schulden den ich heute mache verringere ich den Spielraum morgen...denn die Schulden müssen bedient werden und will ich mit den Spielraum nicht verringern geht dies nur über neue, zusätzliche Schulden und dann bin ich im Teufelkreis, welcher unweigerlich um Staatsbankrott führen wird, nein führen muss.

Deutschland selber hat noch keine Schuldenkrise...noch...den wenn die Bürgschaften und Haftungen fällig werden, dann kann es plötzlich ganz anders aussehen.

Siegfriedphirit
22.09.2013, 15:04
...die Niederländer hatten bereits den Sozialstaat gekündigt und uns steht nach der Bundestagswahl ähnliches in Aussicht. Der aber daraus resultierende Kaufkraftverlust von mehreren Millionen Menschen (Rentenkürzung , Hatz4 abschaffen oder zeitlich begrenzen usw.) wird auch viele Firmen der Konsumindustrie in die Pleite führen. Eine sehr schwere Zeit steht uns da bevor... Die Schulden werden damit nicht aufzuhalten sein-im Gegenteil die sozialen Unruhen werden dazu führen, das viele der sehr Reichen ihre Zelte bei uns abbrechen mitsamt ihren Konten. Die Höhe der Spareinlagen werden sinken und damit unsere Bonität auf dem Geldmarkt. Als richtigen Ausweg müsste man sich bei denen bedienen -über Steuern- die die ganze Zeit über die Bedingungen genutzt hatten, um Milliarden anzuhäufen. Nur diesen Schritt wird man nicht gehen,weil die Regierung nun mal für diese Klientel da ist und nicht fürs Volk. Das Volk wird man im Regen stehen lassen, nebst der Schulden-wie in Griechenland geschehen....

Sathington Willoughby
22.09.2013, 15:46
Dummengeschwafel.
Denn unseren Schulden stehen immer weniger Werte gegenüber.
Und: die Staaten haben die Banken erst in die Pleite getrieben und benutzen sie jetzt als Schutzschild für schlechtes Wirtschaften.
Aber die Sozialisten fallen natürlich drauf rein....