SAMURAI
15.10.2005, 13:09
NORDKOREA
Die Blumen des Bösen
Von Andreas Lorenz
Am 60. Geburtstag der Partei schwelgt Kim Jong Il im Personenkult. Er spendiert seinen Soldaten Farbfernseher - Lebensmittel werden aber wieder rationiert.
Massenspektakel: Jubiläumsfeiern im Stadion von Pjönjang
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AP
Massenspektakel: Jubiläumsfeiern im Stadion von Pjönjang
In der Ausstellungshalle am Taedong-Fluss von Pjöngjang prangen, inmitten eines Blütenmeeres, zwei ganz spezielle Arten: die violette Kimilsungia und die rote Kimjongilia. Es sind Züchtungen von Orchideen und Begonien, benannt nach den "Geliebten Führern" Nordkoreas - dem 1994 verstorbenen Präsidenten auf alle Ewigkeit Kim Il Sung und seinem seither amtierenden Sohn Kim Jong Il.
Tausende Menschen drängen sich in diesen warmen Herbsttagen an den Blumentöpfen vorbei und lassen sich für 600 Won (rund drei Euro) vor den riesigen Gemälden der beiden Kims fotografieren. Viele Soldaten sind darunter, die weiblichen in kurzen Uniformröcken und mit Baretten, die Männer mit großen Tellerhüten und Ordensspangen an der Brust, aber auch weniger schneidige Uniformierte, schmal und klein wie Kinder. Ihre tiefen Stimmen passen nicht zum Körperwuchs - Folgen der Hungersnot Mitte der neunziger Jahre.
NORDKOREA: CHOREOGRAFIE DER DIKTATUR
REUTERS REUTERS REUTERS
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Während des "anstrengenden Marsches", wie die Propaganda heute die Elendszeit euphemistisch umschreibt, starben womöglich 2,5 Millionen Nordkoreaner. Eine ganze Generation ist fürs Leben gezeichnet: Diese jungen Soldaten in brauner Kluft und dünnen Stoffschuhen sind in ihrem Wachstum zurückgeblieben, weil sie nicht genug zu essen bekamen.
Der Hauptverantwortliche lässt sich derzeit wieder einmal als heldenhafter "Sieger der koreanischen Revolution" feiern. Anlass ist der 60. Geburtstag der nordkoreanischen Arbeiterpartei. Generalsekretär Kim Jong Il, 63, winkt huldvoll vom Balkon der Großen Studienhalle des Volkes, als Militärs und Milizen im Stechschritt vorbeimarschieren, angeführt von zwei ordensbehängten Marschällen in betagten Mercedes-Cabrios.
Mehr noch als Paraden liebt Kim andere Massenspektakel. Fast jeden Abend lässt er seit Mitte August im 1.-Mai-Stadion mit einer nach dem Volkslied "Arirang" benannten Show seinen mittlerweile als Gott verehrten Vater und sich selbst feiern. Seine Untertanen tanzen und wirbeln dabei in einer Mischung aus Artistik und Gymnastik wie ein Präzisionsuhrwerk.
Auf der Gegentribüne erzeugen Jugendliche revolutionäre Bilder, indem sie auf die Sekunde genau Farbtafeln in die Höhe halten. Die Programmpunkte heißen "Ruhm des Widerstandes" oder "Sieg gegen die US-Imperialisten!". Ein grün glitzernder Stern schwebt nach oben - Symbol für den alten Kim, gen Himmel steigend. Eine Flamme lodert auf, Tänzerinnen formen mit Tüchern die nordkoreanische Fahne, Kinder jubeln: "Wie glücklich wir sind, dass der Geliebte Führer über uns wacht!"
Die Drei-Millionen-Metropole Pjöngjang präsentiert sich von ihrer besten Seite. Fassaden wurden hell gestrichen, im Zentrum leuchten bunte Lichtmasten, kleine Straßenstände bieten Obst, Eis und Limonade. Von einem normalen Alltag bleiben Nordkoreas Bürger dennoch weit entfernt. Selbst die mit Extrazuteilungen privilegierten Hauptstädter wirken verhärmt und erschöpft.
Rund 6,5 Millionen Menschen, vor allem Alte, Kranke und Kinder, sind laut Uno-Welternährungsprogramm (WFP) nach wie vor auf Lebensmittelspenden angewiesen. Gleichwohl wollen die Funktionäre von 2006 an nur noch langfristige Entwicklungshilfe und keine Reis- oder Bohnensäcke mehr. Sie drängen die Helfer außer Landes, weil die Bauern mehr ernten als früher, wie die offizielle Begründung heißt. In Wahrheit möchte Kim wohl bei den nächsten Verhandlungen über sein Atomprogramm nicht mehr als bedürftiger Gesprächspartner erscheinen.
Viele der etwa 130 ausländischen Helfer in Pjöngjang vermuten noch ein weiteres Motiv. "Wir bringen zu viele Informationen und einen anderen Lebensstil herein", sagt einer. "Wir sind für etliche Menschen die einzige Verbindung zur Außenwelt."
Diktator Kim Jong Il: "Geliebter Führer"
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AP Photo/Kyodo News, Tomohisa Kato
Diktator Kim Jong Il: "Geliebter Führer"
Derzeit verhandeln die Hilfsorganisationen hektisch mit den Funktionären, um vielleicht doch vor Ort bleiben zu dürfen. Die Behörden verlangen Zugeständnisse: weniger Ausländer in Pjöngjang, weniger Inspektionsreisen. "Wir werden wohl unsere 19 Nahrungsmittelfabriken dichtmachen", sagt Richard Ragan vom WFP resigniert, derzeit der einzige US-Amerikaner in Pjöngjang. Die Anlagen stellen besonders nährstoffreiche Nudeln und Backwaren für Schwangere und Kinder her.
Unterdessen mehren sich die Zeichen, dass Kim zu jener strengen Planwirtschaft zurückkehrt, die er in den vergangenen Jahren notgedrungen gelockert hat. Reis, Mais und Weizen dürfen seit diesem Monat nicht mehr auf den privaten Märkten verkauft werden. Wie vor der Hungersnot werden solche Grundnahrungsmittel nur noch auf Bezugskarten zugeteilt.
Offenkundig will die Führung damit auch die schlechtbezahlten Arbeiter der maroden Staatsfabriken besänftigen, die sich die hohen Preise nicht mehr leisten konnten - geschweige denn Luxusgüter.
Kurz nach dem Parteigeburtstag am vorigen Montag rollen Lkw-Kolonnen mit Farbfernsehern Marke "Arirang" durch Pjöngjang. Es sind Geschenke des Führers, aber nur für den "Kern der mächtigen nordkoreanischen Nation", die Armee.
Soldaten laden die Kartons ab und schleppen ihren Inhalt entlang der leeren Autobahn in ihre Dörfer, Richtung Süden. Die Geräte haben sie auf den Rücken geschnallt.
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Es gibt kaum was zu Nord-Korea zu sagen, ws nicht schon gesagt worden wäre !
Wann endlich bricht dieses vollkommen irre, menschenverachtende System zusammen ?
:rolleyes:
Die Blumen des Bösen
Von Andreas Lorenz
Am 60. Geburtstag der Partei schwelgt Kim Jong Il im Personenkult. Er spendiert seinen Soldaten Farbfernseher - Lebensmittel werden aber wieder rationiert.
Massenspektakel: Jubiläumsfeiern im Stadion von Pjönjang
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AP
Massenspektakel: Jubiläumsfeiern im Stadion von Pjönjang
In der Ausstellungshalle am Taedong-Fluss von Pjöngjang prangen, inmitten eines Blütenmeeres, zwei ganz spezielle Arten: die violette Kimilsungia und die rote Kimjongilia. Es sind Züchtungen von Orchideen und Begonien, benannt nach den "Geliebten Führern" Nordkoreas - dem 1994 verstorbenen Präsidenten auf alle Ewigkeit Kim Il Sung und seinem seither amtierenden Sohn Kim Jong Il.
Tausende Menschen drängen sich in diesen warmen Herbsttagen an den Blumentöpfen vorbei und lassen sich für 600 Won (rund drei Euro) vor den riesigen Gemälden der beiden Kims fotografieren. Viele Soldaten sind darunter, die weiblichen in kurzen Uniformröcken und mit Baretten, die Männer mit großen Tellerhüten und Ordensspangen an der Brust, aber auch weniger schneidige Uniformierte, schmal und klein wie Kinder. Ihre tiefen Stimmen passen nicht zum Körperwuchs - Folgen der Hungersnot Mitte der neunziger Jahre.
NORDKOREA: CHOREOGRAFIE DER DIKTATUR
REUTERS REUTERS REUTERS
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Während des "anstrengenden Marsches", wie die Propaganda heute die Elendszeit euphemistisch umschreibt, starben womöglich 2,5 Millionen Nordkoreaner. Eine ganze Generation ist fürs Leben gezeichnet: Diese jungen Soldaten in brauner Kluft und dünnen Stoffschuhen sind in ihrem Wachstum zurückgeblieben, weil sie nicht genug zu essen bekamen.
Der Hauptverantwortliche lässt sich derzeit wieder einmal als heldenhafter "Sieger der koreanischen Revolution" feiern. Anlass ist der 60. Geburtstag der nordkoreanischen Arbeiterpartei. Generalsekretär Kim Jong Il, 63, winkt huldvoll vom Balkon der Großen Studienhalle des Volkes, als Militärs und Milizen im Stechschritt vorbeimarschieren, angeführt von zwei ordensbehängten Marschällen in betagten Mercedes-Cabrios.
Mehr noch als Paraden liebt Kim andere Massenspektakel. Fast jeden Abend lässt er seit Mitte August im 1.-Mai-Stadion mit einer nach dem Volkslied "Arirang" benannten Show seinen mittlerweile als Gott verehrten Vater und sich selbst feiern. Seine Untertanen tanzen und wirbeln dabei in einer Mischung aus Artistik und Gymnastik wie ein Präzisionsuhrwerk.
Auf der Gegentribüne erzeugen Jugendliche revolutionäre Bilder, indem sie auf die Sekunde genau Farbtafeln in die Höhe halten. Die Programmpunkte heißen "Ruhm des Widerstandes" oder "Sieg gegen die US-Imperialisten!". Ein grün glitzernder Stern schwebt nach oben - Symbol für den alten Kim, gen Himmel steigend. Eine Flamme lodert auf, Tänzerinnen formen mit Tüchern die nordkoreanische Fahne, Kinder jubeln: "Wie glücklich wir sind, dass der Geliebte Führer über uns wacht!"
Die Drei-Millionen-Metropole Pjöngjang präsentiert sich von ihrer besten Seite. Fassaden wurden hell gestrichen, im Zentrum leuchten bunte Lichtmasten, kleine Straßenstände bieten Obst, Eis und Limonade. Von einem normalen Alltag bleiben Nordkoreas Bürger dennoch weit entfernt. Selbst die mit Extrazuteilungen privilegierten Hauptstädter wirken verhärmt und erschöpft.
Rund 6,5 Millionen Menschen, vor allem Alte, Kranke und Kinder, sind laut Uno-Welternährungsprogramm (WFP) nach wie vor auf Lebensmittelspenden angewiesen. Gleichwohl wollen die Funktionäre von 2006 an nur noch langfristige Entwicklungshilfe und keine Reis- oder Bohnensäcke mehr. Sie drängen die Helfer außer Landes, weil die Bauern mehr ernten als früher, wie die offizielle Begründung heißt. In Wahrheit möchte Kim wohl bei den nächsten Verhandlungen über sein Atomprogramm nicht mehr als bedürftiger Gesprächspartner erscheinen.
Viele der etwa 130 ausländischen Helfer in Pjöngjang vermuten noch ein weiteres Motiv. "Wir bringen zu viele Informationen und einen anderen Lebensstil herein", sagt einer. "Wir sind für etliche Menschen die einzige Verbindung zur Außenwelt."
Diktator Kim Jong Il: "Geliebter Führer"
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AP Photo/Kyodo News, Tomohisa Kato
Diktator Kim Jong Il: "Geliebter Führer"
Derzeit verhandeln die Hilfsorganisationen hektisch mit den Funktionären, um vielleicht doch vor Ort bleiben zu dürfen. Die Behörden verlangen Zugeständnisse: weniger Ausländer in Pjöngjang, weniger Inspektionsreisen. "Wir werden wohl unsere 19 Nahrungsmittelfabriken dichtmachen", sagt Richard Ragan vom WFP resigniert, derzeit der einzige US-Amerikaner in Pjöngjang. Die Anlagen stellen besonders nährstoffreiche Nudeln und Backwaren für Schwangere und Kinder her.
Unterdessen mehren sich die Zeichen, dass Kim zu jener strengen Planwirtschaft zurückkehrt, die er in den vergangenen Jahren notgedrungen gelockert hat. Reis, Mais und Weizen dürfen seit diesem Monat nicht mehr auf den privaten Märkten verkauft werden. Wie vor der Hungersnot werden solche Grundnahrungsmittel nur noch auf Bezugskarten zugeteilt.
Offenkundig will die Führung damit auch die schlechtbezahlten Arbeiter der maroden Staatsfabriken besänftigen, die sich die hohen Preise nicht mehr leisten konnten - geschweige denn Luxusgüter.
Kurz nach dem Parteigeburtstag am vorigen Montag rollen Lkw-Kolonnen mit Farbfernsehern Marke "Arirang" durch Pjöngjang. Es sind Geschenke des Führers, aber nur für den "Kern der mächtigen nordkoreanischen Nation", die Armee.
Soldaten laden die Kartons ab und schleppen ihren Inhalt entlang der leeren Autobahn in ihre Dörfer, Richtung Süden. Die Geräte haben sie auf den Rücken geschnallt.
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Es gibt kaum was zu Nord-Korea zu sagen, ws nicht schon gesagt worden wäre !
Wann endlich bricht dieses vollkommen irre, menschenverachtende System zusammen ?
:rolleyes: