cajadeahorros
15.08.2013, 13:29
Es wird wieder (mäßig) spannend. Auch 2013 wird im Rahmen einer Festveranstaltung während der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Buchpreis vergeben. Soeben hat die Jury die sog. "Longlist" veröffentlicht, eine Vorabauswahl, die dann irgendwann auf eine "Shortlist" verkürzt wird. Alle Autoren auf dieser Liste haben dann schon einmal den Trostpreis von 2.500 Euro sicher, der Sieger erhält 25.000 Euro.
Damit die Autoren bis dahin noch ein wenig bekannt werden, gibt es noch Lesungen quer durch die Republik:
Blind-Date-Lesunge: Autoren der Longlist gehen auf Deutschland-Tour (http://www.deutscher-buchpreis.de/de/632763/)
Hier nun die Bücher
(http://www.deutscher-buchpreis.de/de/632181)
- Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (Wallstein, März 2013)
- Thomas Glavinic: Das größere Wunder (Hanser, August 2013)
- Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang (Hanser, Mai 2013)
- Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden (Hanser, Februar 2013)
- Daniel Kehlmann: F (Rowohlt, September 2013)
- Judith Kuckart: Wünsche (DuMont, März 2013)
- Olaf Kühl: Der wahre Sohn (Rowohlt.Berlin, September 2013)
- Dagmar Leupold: Unter der Hand (Jung und Jung, Juli 2013)
- Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren (C. H. Beck, Januar 2013)
- Clemens Meyer: Im Stein (S. Fischer, August 2013)
- Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2013)
- Terézia Mora: Das Ungeheuer (Luchterhand, September 2013)
- Marion Poschmann: Die Sonnenposition (Suhrkamp, August 2013)
- Thomas Stangl: Regeln des Tanzes (Droschl, September 2013)
- Jens Steiner: Carambole (Dörlemann, August 2013)
- Uwe Timm: Vogelweide (Kiepenheuer & Witsch, August 2013)
- Nellja Veremej: Berlin liegt im Osten (Jung und Jung, Februar 2013)
- Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums (Diogenes, August 2013)
- Monika Zeiner: Die Ordnung der Sterne über Como (Blumenbar, März 2013)
Nachdem selbst der wohlmeinenden Journaille die 2012 gewählte verschnarchte Geschichte "jüdischer Richter im bösen Adenauer-Deutschland" fast ein wenig peinlich war, wird man dieses Jahr vermutlich "mal was anneres" suchen. Familiengeschichte (2009,2005), Nachkrieg (2012,2007,2005), DDR-Aufarbeitung (2011,2008) scheinen erst einmal ausgelutscht. Vielleicht wird man auch mal wieder einen Mann als Preisträger nehmen. Österreicher wäre möglich. Obwohl überaus politisch korrekt würde ich Nellja Veremej: Berlin liegt im Osten (russische Migrantin als Altenpflegerin in Berlin erinnert sich an die UdSSR) nur Außenseiterchancen geben. Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums (Autobiographie 1938-68) kommt wohl auch zu spät. Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (kranker jüdischer Maler reist versteckt im Sarg durch das von Nazis besetzte Frankreich) klingt trotz des auf den ersten Blick billigen Themas so interessant, anspruchsvoll und abgedreht, daß ein Sieg unwahrscheinlich ist. Mirko Bonné: Nie mehr Nacht spielt zwar auch im besetzten Frankreich, kling dagegen eher nach "ich schreib mal irgendwas mit Kunst und Nazis". Letztes Buch mit Außenseiterchancen: Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so wie es nie war, Familiengeschichte über einen Jungen, der sich nur unter körperlich und geistig Behinderten wohlfühlt. Inklusion ja, aber mit Humor? Das wird die Jury überfordern, obwohl natürlich auch der "böse Arzt" vorkäme.
Ich lege mich auf drei potentielle Preisträger fest:
Thomas Stangl: Regeln des Tanzes
Da ist eine junge Frau, die als Demonstrierende gegen die neue, rechtslastige Regierung in Wien im Februar 2000 durch politisches Handeln ein neues Existenzgefühl erfährt. Ihre Schwester Mona geht zur selben Zeit einen ganz anderen Weg, der in einem schockierend-befreienden acte gratuit endet. Und 15 Jahre später gerät ein Dr. Walter Steiner in eine existenzielle Krise, da seine Frau ihn verlässt; (...) Stangls Roman ist eine hypnotische Meditation über unsere Gegenwart und die Rolle, die der Kunst darin und in unserem Leben zukommt, ein Roman voller magischer Momente.
Jonas Lüscher, Frühling der Barbaren
Der Schweizer Fabrikerbe Preising, wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: Das britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen. Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen.
Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden
Im 23. Jahrhundert ist die Erde für die Raubgier der Märkte und Mächte zu klein geworden. So beginnt die Auswanderung der Starken auf Mond und Mars; auf Erden zurück bleibt nur die alte, schwache Menschheit. Schon zwei Jahrhunderte später erweist sich der Mars als so lebensfeindlich, dass die neuen Menschen zurückkehren und brutal die Macht auf der nun friedlichen Erde an sich reißen.
Damit die Autoren bis dahin noch ein wenig bekannt werden, gibt es noch Lesungen quer durch die Republik:
Blind-Date-Lesunge: Autoren der Longlist gehen auf Deutschland-Tour (http://www.deutscher-buchpreis.de/de/632763/)
Hier nun die Bücher
(http://www.deutscher-buchpreis.de/de/632181)
- Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (Wallstein, März 2013)
- Thomas Glavinic: Das größere Wunder (Hanser, August 2013)
- Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang (Hanser, Mai 2013)
- Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden (Hanser, Februar 2013)
- Daniel Kehlmann: F (Rowohlt, September 2013)
- Judith Kuckart: Wünsche (DuMont, März 2013)
- Olaf Kühl: Der wahre Sohn (Rowohlt.Berlin, September 2013)
- Dagmar Leupold: Unter der Hand (Jung und Jung, Juli 2013)
- Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren (C. H. Beck, Januar 2013)
- Clemens Meyer: Im Stein (S. Fischer, August 2013)
- Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2013)
- Terézia Mora: Das Ungeheuer (Luchterhand, September 2013)
- Marion Poschmann: Die Sonnenposition (Suhrkamp, August 2013)
- Thomas Stangl: Regeln des Tanzes (Droschl, September 2013)
- Jens Steiner: Carambole (Dörlemann, August 2013)
- Uwe Timm: Vogelweide (Kiepenheuer & Witsch, August 2013)
- Nellja Veremej: Berlin liegt im Osten (Jung und Jung, Februar 2013)
- Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums (Diogenes, August 2013)
- Monika Zeiner: Die Ordnung der Sterne über Como (Blumenbar, März 2013)
Nachdem selbst der wohlmeinenden Journaille die 2012 gewählte verschnarchte Geschichte "jüdischer Richter im bösen Adenauer-Deutschland" fast ein wenig peinlich war, wird man dieses Jahr vermutlich "mal was anneres" suchen. Familiengeschichte (2009,2005), Nachkrieg (2012,2007,2005), DDR-Aufarbeitung (2011,2008) scheinen erst einmal ausgelutscht. Vielleicht wird man auch mal wieder einen Mann als Preisträger nehmen. Österreicher wäre möglich. Obwohl überaus politisch korrekt würde ich Nellja Veremej: Berlin liegt im Osten (russische Migrantin als Altenpflegerin in Berlin erinnert sich an die UdSSR) nur Außenseiterchancen geben. Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums (Autobiographie 1938-68) kommt wohl auch zu spät. Ralph Dutli: Soutines letzte Fahrt (kranker jüdischer Maler reist versteckt im Sarg durch das von Nazis besetzte Frankreich) klingt trotz des auf den ersten Blick billigen Themas so interessant, anspruchsvoll und abgedreht, daß ein Sieg unwahrscheinlich ist. Mirko Bonné: Nie mehr Nacht spielt zwar auch im besetzten Frankreich, kling dagegen eher nach "ich schreib mal irgendwas mit Kunst und Nazis". Letztes Buch mit Außenseiterchancen: Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so wie es nie war, Familiengeschichte über einen Jungen, der sich nur unter körperlich und geistig Behinderten wohlfühlt. Inklusion ja, aber mit Humor? Das wird die Jury überfordern, obwohl natürlich auch der "böse Arzt" vorkäme.
Ich lege mich auf drei potentielle Preisträger fest:
Thomas Stangl: Regeln des Tanzes
Da ist eine junge Frau, die als Demonstrierende gegen die neue, rechtslastige Regierung in Wien im Februar 2000 durch politisches Handeln ein neues Existenzgefühl erfährt. Ihre Schwester Mona geht zur selben Zeit einen ganz anderen Weg, der in einem schockierend-befreienden acte gratuit endet. Und 15 Jahre später gerät ein Dr. Walter Steiner in eine existenzielle Krise, da seine Frau ihn verlässt; (...) Stangls Roman ist eine hypnotische Meditation über unsere Gegenwart und die Rolle, die der Kunst darin und in unserem Leben zukommt, ein Roman voller magischer Momente.
Jonas Lüscher, Frühling der Barbaren
Der Schweizer Fabrikerbe Preising, wird auf einer Geschäftsreise in einem gehobenen tunesischen Oasenresort Zeuge aufwendiger Hochzeitsvorbereitungen. Reiche junge Engländer aus der Londoner Finanzwelt haben Freunde und Familie für ein großes Fest um sich versammelt und feiern schon im Voraus ausschweifend, als sich die wirtschaftlichen Krisensignale zur Katastrophe verdichten: Das britische Pfund stürzt ab, kurz danach ist England bankrott, mit unabsehbaren Folgen, die auch Tunesien nicht unberührt lassen. Preising, als Schweizer zwar von den schlimmsten Folgen ausgenommen, muss miterleben, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, und lernt seine ganz eigene Lektion in Globalisierung, denn seine Firma lässt in Tunesien fertigen.
Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden
Im 23. Jahrhundert ist die Erde für die Raubgier der Märkte und Mächte zu klein geworden. So beginnt die Auswanderung der Starken auf Mond und Mars; auf Erden zurück bleibt nur die alte, schwache Menschheit. Schon zwei Jahrhunderte später erweist sich der Mars als so lebensfeindlich, dass die neuen Menschen zurückkehren und brutal die Macht auf der nun friedlichen Erde an sich reißen.