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Vollständige Version anzeigen : Sammelstrang: Denkwürdiges aus den Befreiungskriegen 1813-14



Agesilaos Megas
30.07.2013, 03:44
Ahoi!

Angesichts des 200. Jubeljahres der Völkerschlacht bei Leipzig und des BRD-Desinteresse an einem lehrreichen Kapitel unserer deutschen Geschichte, das frei von Schuldkult ist, möchte ich hierzuforum das Interesse für jene Zeit erneut wecken und alle denkwürdigen Taten jener Zeit sammeln.

Wer nur immer eine Heldengeschichte parat hat, eine kleine Tragödie oder ein echtes Wunder, ob groß oder klein, so schreibe er hier! Es darf nicht in Vergessenheit geraten! Schreibt hier eure Denkwürdigkeiten aus den Befreiungskriegen nieder.

Agesilaos Megas
30.07.2013, 03:46
Ich fange mal an:

Die Zivilcourage der Hamburger Bürger 1813



Hamburg, das seit 1806 von den Franzosen besetzt war, litt unter derselben erheblich.

Hamburger Schiffe durften nicht auslaufen, die Stadt hatte Reparationen zu zahlen, musste internationale Truppen versorgen (die spanischen Besatzungstruppen desertierten über Helgoland nach England!) und wurde 1811 von Napoleon gänzlich annektiert: Nun mussten auch Hamburger Söhne für fremde Interessen bluten, während die Zöllner, beim Volk verhasst, jeden Reichtum aus der Stadt herauspressten.


Diese perverse Zwangsherrschaft ertrugen die Hamburger voller Erbitterung bis zum Frühjahr 1813, als nach der Kunde von Napoleons Niederlage ganz Norddeutschland sich erhob...

...überall durch Norddeutschland zogen jämmerliche Gestalten: Französische Generale, die verhassten Beamten und die abgemagerten Überlebenden aus Russland - die Söhne Hamburgs, die am Russlandfeldzug teilnehmen mussten, sind nahezu allesamt umgekommen. Bayerische Dragoner - deren Überreste - zogen zur Remontur in Hamburg ein. Die Hamburger spürten hier schon die Änderung der Zeit...

Alsbald zogen die restlichen Truppen gen Magdeburg ab, um gegen Preußen und Russen standzuhalten. Auch war von den sensationellen Vorgängen in Preußen unter den Hamburgern die Rede: Yorck, Tauroggen, deutsch-russische Verbände, Kosaken, Freiwillige - es lag etwas Schweres in der Luft. Gleichzeitig wurden die Hamburger, die die von den Franzosen kontrollierte Stadt halten sollten, zur Waffe gerufen und ausgebildet.

Der fr. Stadtkommandant befand die Zahl der eingezogenen Bürger für nicht ausreichend - wie viele doch nicht schon umgekommen waren! - und ließ gegen alle Vereinbarungen mit der Hamburger Bürgerschaft die Präfekturgarde (eine Art Polizeitruppe) einziehen... Skandal!

Währenddessen geschah etwas, was die Hamburger zum Widerstand und zur Zivilcourage trieb: Napoleon zwang die deutschen Städte in ein widerliches Zollsystem. An den Stadttoren standen die verhassten Zöllner und durchwühlten die Taschen eines jeden Neuankömmlings. Fr. Beamte, wie Sanitäter und Ärzte, waren davon ausgeschlossen. Als Ende Februar ein Arzt und dessen Begleiter sich eben deswegen weigerten, durchsucht zu werden, und die Zöllner gewalttätig wurden, strömte das Volk herbei, beschimpfte die Zöllner, befreiten den Arzt und zerschmetterten die Zollbude - die Wachen sahen, wohl innerlich mit dem Volk verbunden, tatenlos zu.

Dieser sensationelle Vorgang explodierte, als die Hamburger von der Einziehung der Präfekturgarde, in welcher Hamburger Söhne dienten, erfuhren. Das Volk zog zum Baumhaus, wo die Zollzentrale und Kaserne war - dort sah es unglaubliche Dinge: Die Zöllner brachten gerade in Fässern Gold, Vermögen, das den Hamburgern gehörte, über die Elbe.

http://www.nexthamburg.de/wp-content/uploads/Bild_7f9ace2806ec3a292c20156b5d38a73c_220px-Baumhaus_Charles_Fuchs_18481.jpg

Nun nahmen die Ereignisse ihren Lauf: Die Zöllner wurden in die Fleete geworfen, Maire Abendroth und der Polizeikommissar Roth, Franzosenknechte, herbeigeeilt, um die Menge zur Ordnung zu rufen, wurden dann selbst von dieser angegriffen. Die Präfekturgardisten wurden befreit. Die Bewegung breitete sich aus: Das Volk demolierte dann das Haus des aus der Stadt geflohenen Roth, die fr. Herrschaftszeichen wurden überall heruntergerissen und zerstört; Abendroth erbat mil. Intervention von General (Carra) St. Cyr., der sie mithilfe von 50 dänischen Husaren aus Altona und nach Einberufung der Bürgergarde gewährleistete.

http://www.museemilitairelyon.com/local/cache-vignettes/L208xH250/Carra-St-Cyr-da7f6.jpg


Nun folgte das schändliche Standgericht an den Hamburgern: Bürger, wahllos herausgegriffen, wurden erschossen, so:

Schlachter Schradach, Schiffer Morath, Schenkwirt Wiesinger, Arbeitsmann Kraul, Händler Garbers, Zimmermann Smaal...

Die Opfer dieses Verbrechens wurden auf dem Heiligengeistfelde ermordet: Die Schützen schossen so schlecht (absichtlich?), dass 13 Salven nötig gewesen sein sollen, um die Verurteilten zu töten.

Es herrschte eine elende Stille...

...doch Hoffnung nahte herbei: Tettenborn, ein alter Veteran und leidenschaftlicher Franzosenfeind, der zuletzt in russ. Diensten seit 1812 stand, raste mit seinen Kosaken durch Norddeutschland und befreite jede Stadt von Ost nach West - auch Hamburg war sein Ziel. Am 12.03., einen Tag nach der Befreiung Berlins durch Wittgenstein, zog St. Cyr aus Angst vor dem herannahenden Tettenborn mit 1.200 Mann aus der Stadt, die nun frei war.

http://www.davier.de/tettenb.jpg

Tettenborn rast von Berlin nach Ludwigslust, bald revoltiert auch Lübeck. Tettenborn erreicht noch die fr. Nachhut von Morand, der gerade über die Elbe gehen wollte: Er schickte seinen Oberstleutnant Benkendorf (Benckendorff) voraus, der am 15./16.03. die Franzosen bei Eschedorf angriff. Morand zog sich zurück und setzte über die Elbe über - doch Tettenborn störte am 17.03. diese Bewegung beim Zollenspeicher und nahm Morand 6 Geschütze ab. Danach empfing er die Hamburger Bürgerschaft, die endlich die fr. Regierung ablöste.

Am nächsten Tag zogen die Kosaken unter herrlichem Jubel in Hamburg ein: Die Schützengilde und Wehrtruppen gaben Ehrengeleit etc., "Hurra" überall, Schlüsselübergabe, Mädels in weißen Gewändern umkränzten Tettenborn, Rufe: "Es lebe Alexander! Es lebe Wittgenstein!" - Glocken läuteten, Schüsse, Jubel, abends Theater. Als Tettenborn das Theater verließ, zogen die Hamburger dessen Wagen selbst nach Abspannen der Pferde.

Die Rache der Franzosen sollte bald folgen, Tettenborn sollte bald Hamburg wieder räumen und bis 1814 (2. Besatzung) sollte Davouts Okkupation andauern - doch das Bsp. der Hamburger ist eines der vielen denkwürdigen Anekdoten aus den Befreiungskriegen!


http://www.via-regia.org/news/news13/images/12.Kosaken_gross.jpg

iglaubnix+2fel
30.07.2013, 06:37
:gp:

Leicht o.t.; aber trotzdem:

Was dieser kleinwüchsige Korse Europas Völkern und seinen Werten angetan, läßt sich nicht einmal mit Adolfens Wüten vergleichen!
Kaum eine Burg, oder Schloß im Umkreis 50km von Preßburg(Bratislava), welches durch seine Truppen nicht völlig unnötig gesprengt wurde!

Agesilaos Megas
30.07.2013, 14:43
:gp:

Leicht o.t.; aber trotzdem:

Was dieser kleinwüchsige Korse Europas Völkern und seinen Werten angetan, läßt sich nicht einmal mit Adolfens Wüten vergleichen!
Kaum eine Burg, oder Schloß im Umkreis 50km von Preßburg(Bratislava), welches durch seine Truppen nicht völlig unnötig gesprengt wurde!


Eben dazu dient auch dieser Strang! Napoleons Verbrechen wurden jahrzehntelang von der fr. Geschichtsschreibung weggewischt! Hierzulande genießt seine Terrorherrschaft ebenfalls ein zu unkritisch reflektiertes Ansehen!

Weitere Anekdoten folgen noch...

Cleopatra
30.07.2013, 15:17
Eben dazu dient auch dieser Strang! Napoleons Verbrechen wurden jahrzehntelang von der fr. Geschichtsschreibung weggewischt! Hierzulande genießt seine Terrorherrschaft ebenfalls ein zu unkritisch reflektiertes Ansehen!

Weitere Anekdoten folgen noch...


Und nicht nur das. Heute werden wir von den USA geknebelt. Ich warte, daß es bald tüchtig kracht.

Agesilaos Megas
30.07.2013, 16:09
Die Unbezwingbaren von Lüneburg und die norddeutsche Jeanne d' Arc



Im Februar/März 1813 näherten sich die Kosaken Tettenborns, eines Deutschen in russ. Diensten - Tettenborn, der Norddeutschland von Königsberg über Berlin bis Hamburg befreite, entfesselte einen Sturm der Begeisterung unter seinen Landsleuten. Nachdem die Hamburger Bürger durch Zivilcourage bewiesen hatten, dass der Bürger auch für sein Recht kämpfen könne, setzten mehrere Städte, einer Verkündigung über die Wiedereinsetzung der alten Regierungen folgend, ihre Unabhängigkeit wieder ein. Unterdessen brach König Friedrich Wilhelm III. ein Tabu und wandte sich mit einem Aufruf an sein Volk - in den nächsten Tagen sollten unerwartet viele Freiwillige zu den Waffen strömen. Die Stimmung brodelte.

So war es auch im kleinen hannoverschen Lüneburg, das von Frankreich annektiert worden war und derselben verheerenden Zollpolitik unterlag.

Als ein Pulk Kosaken unter Benkendorff sich der Stadt näherte, schlossen sich spontan Bürger und Handwerker mit eben diesen zusammen und verjagten am 21.03. Beamte, Zöllner und fr. Polizeitknechte aus der Stadt. Sofort stellten die Lüneburger Landwehr- und Jägerschützenverbände auf.

Der fr. General Morand, der sich seit März durch ganz Norddeutschland zurückzog und immer wieder von den Kosaken Tettenborns angegriffen wurde, wurde von seinem Befehlshaber Vandamme angehalten, das Ruder herumzureißen, Ordnung wiederherzustellen und grausame Rache an den Lüneburgern zu nehmen.

http://www.davier.de/vandamme.gif

Vandamme fürchtete den Mut der Lüneburger: Er hatte zuvor den General Wathier mit 200 Reitern zur Strafexpedition nach Lüneburg geschickt - doch vergebens: Kosaken und Landvolk vertrieben Wathier.

Nun sollte Morand mit 3.000 Mann - Franzosen und Sachsen - den Freiheitsdurst der Deutschen bestrafen: Er rückte auf Lüneburg zu, lieferte sich ein Scharmützel mit dem Landvolk am 01.04. - 50 Bürger wurden inhaftiert, da sie bewaffneten Widerstand leisten wollten. Lüneburg war wieder besetzt.

Doch nun geschah etwas Unglaubliches: Den geknechteten Deutschen kamen Deutsche eines anderen Staates zu Hilfe: Es rückten am 02.04. die Preußen zur Befreiung der Lüneburger unter von Borcke an, sowie russ. Verbände Dörnbergs und Tschernitschews - ca. 3.000 Mann.

http://www.borcke.com/upload/content/geschichte/bilder/Karl%20August%20v.%20Bo.1776-1830.jpg

Morand, arrogant und die Feinde unterschätzend, zog seine Truppen in die Stadt, während um die Mauern herum Kosaken zogen, zu deren Vertreibung er seine schwache Kavallerie samt leichter Artillerie herausbewegte - schnell wurden diese von den Russen vertrieben und die Geschütze genommen.

Nun zog sich die Schlinge enger: Überall begann nun der Sturmangriff auf die Stadttore Lüneburgs. Tragischerweise kämpften zwei Stunden lang Sachsen unter von Ehrenstein gegen Preußen - Deutsche gegen Deutsche - am Osttor.

Doch bald stürmten die Preußen durch das Tor und warfen die Sachsen in die Stadt. Nun wurden die Lüneburger wieder zu Helden: Sie bewaffneten sich und schossen von ihren Häusern aus auf Sachsen und Franzosen. Chaos brach aus, Morand befahl den Rückzug.

Die Russen hatten jedoch Morands Rückzugsweg versperrt, so dass dieser, schon verwundet, umkehren musste, und gegen die Preußen drängte - diese jedoch hatten schon ihre Munition verschossen.

150 Preußen standen nun 1.000 Feinden im Osten ohne Munition gegenüber - da geschah etwas Unglaubliches: Johanna Stegen, Bürgerin der Stadt, hatte sich zuerst im Keller eines Hauses verschanzt, wollte aber dann, vom Eifer gepackt, helfen. Sie sah einen Schlachtermeister mit einem Säbel den fliehenden Franzosen nachsetzend - an seiner Seite Husaren. Sie holt schnell Branntwein aus dem Wirtshaus, verteilt ihn an die Reiter. Dann besteigt sie den Kalkberg, trifft einen Veteranen aus dem siebenjährigen Krieg, nimmt sein Fernrohr und inspiziert das Feld - dort sieht sie die hart bedrängten 150 Preußen.

http://www.cellesche-zeitung.de/cache/media/fc831cb63f9cb667cf234724a2f2e580.jpg

Schnell eilt diese tapfere Frau zum Tor, unterwegs trifft sie einen Lüneburger namens Müller, der den Tross der Franzosen plündert, aber enttäuscht ist, dass nichts Wertvolles darunter sei. Plötzlich sieht sie, dass die Preußen schon mit aufgepflanzten Bajonett kämpfen - sie versteht: Schnell füllt sie ihre Schürzen mit den Patronen aus dem Tross - tapfer trägt sie Schürze um Schürze Patronen an die 150 Preußen heran, reißt die Packungen mit ihren Zähnen auf und ist tapfer wie die Männer.

http://www.offiziere.ch/wp-content/uploads/stegen3.jpg

Ein sächsischer Offizier bemerkt dies und stürmt auf Johanna mit blankem Säbel zu - doch wie durch Fügung rettet ein russ. Kosak ihr das Leben, indem er den Sachsen aufspießt.

Nun drängen die Russen von Westen her, die Franzosen ziehen sich zusammen und bilden Karrees - Morand wird erneut verwundet - schwer. Die Franzosen kapitulieren. 500 tote Feinde, der Rest gerät in Gefangenschaft. Wir haben 350 verloren. Morand, der die Lüneburger bestrafen sollte, bezahlt dies mit seinem Leben.

Am Abend wird Johanna Stegen, schwarz vom Pulver und mit zerschossenem Gewand, auf dem Marktplatz unter Jubel empfangen. Von Borcke erkundigte sich selbst, wer denn dieses tapfere Mädchen sei. Auch nach der Schlacht hilft sie den Verwundeten.

Dabei riss ein gefangener Sachse, Sergeant, sie plötzlich an den Haaren und sprach: „Das ist die Canaille, auf die allein wir gestern 16 Mann unsere Patronen verschossen haben, ohne sie zu treffen, und um die unser braver Offizier sein Leben verlor, weil er sich verschworen hatte, sie niederzuhauen.“

Dies ist Zeugnis der feindlichen Niedertracht. Und es sollte noch schlimmer kommen: Davout rückte heran und Preußen und Russen mussten sich zurückziehen - mit ihnen im Tross: Johanna Stegen. Während des gesamten Frühjahres- und Sommerfeldzuges bedrohten die Franzosen immer wieder Lüneburg. Doch Johanna, eine tapfere Frau, kehrte immer wieder zurück trotz französischer Grausamkeiten - so peitschten die Franzosen ein Mädchen auf dem Marktplatz zu Tode, da der Spionage verdächtigt. Sie versteckte sich bei den Eltern, beim Schuster, im Hühnerstall etc. - bis sie eines Tages die Stadtmauer und die Befestigungen überwindet und nach Natendorf flieht. Von dort aus flieht das rothaarige Mädchen erneut, wird von 3 fr. Zöllnern erkannt und gejagt, kann aber entkommen.

Auf ihrer Flucht hilft ihr das Volk: Sie kommt bei einer Köchin unter, versteckt sich dort erfolgreich, schleust sich über einen Schäfer durch - bis zur Schlacht an der Göhrde, als die Franzosen endgültig gebannt waren.

Ihr Heldenmut wird belohnt: Tettenborn hörte von ihr, lud sie zum Bankett ein und verlieh ihr den Heldentitel. Major von Reiche nahm sie in sein Gefolge auf, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte, Feldwebel Hindersin - ihr Trauzeuge sollte Turnvater Jahn sein! Sie erlebte auch den Einzug in Paris 1814.

Sie lebte glücklich bis 1842 und ist wahrlich eine große Frau gewesen. Feinde und Hass konnten ihr nichts anhaben.

http://www.figuren-modellbau.de/schlacht/lueneburg-gefecht-1813-knoetel.jpg

Mythras
30.07.2013, 16:23
Den Film sollte man gesehen haben.


https://www.youtube.com/watch?v=Z24i-XMmcSk

Mythras
30.07.2013, 16:27
Theodor Körner - Aufruf

http://de.metapedia.org/m/images/3/3d/Theodor_K%C3%B6rner_-_Aufruf_0469.jpg

Shahirrim
30.07.2013, 16:31
Ein Beispiel für die treuen deutschen Frauen, die mir zu häufig verachtet werden von nationaler Seite!

Ferdinande von Schmettau

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/Gustav_Graef-Ferdinande_von_Schmettau_opfert.jpg

Ferdinande von Schmettau war die Tochter eines preußischen Majors und lebte in Bergel in Schlesien. Prinzessin Marianne von Preußen appellierte 1813 an alle Frauen Preußens, zur Kriegsfinanzierung ihren Goldschmuck abzugeben, um im Austausch dafür eine Eisenbrosche oder Ring mit der Aufschrift „Gold gab ich für Eisen“ zu erhalten. Ferdinande von Schmettau lebte mit ihrer Familie in bescheidenen Verhältnissen und verfügte nicht über geeigneten Schmuck. Sie kam daher auf die Idee, ihr langes blondes Haar abzuschneiden und dieses für 2 Taler an einen Friseur zu verkaufen. Diese 2 Taler konnte sie sodann spenden.

Mythras
30.07.2013, 16:38
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b9/Bl%C3%BCcher_%28nach_Gebauer%29.jpg/486px-Bl%C3%BCcher_%28nach_Gebauer%29.jpg

Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt

Der Bezwinger Napoleons in der Schlacht von Waterloo.

http://de.metapedia.org/wiki/Bl%C3%BCcher,_Gebhard_Leberecht_von

Sein Grabmal wurde Ende des zweiten Weltkrieges von Rotarmisten geschändet. So sieht es heute aus. Sein Leichnam ist verschollen.

http://www.szlakikulturowe.dolnyslask.pl/typo3temp/pics/82df13360c.jpg

Eine Schande...

Agesilaos Megas
02.08.2013, 05:09
Eine deutsche Geheimgesellschaft und der Andreas Hofer von der Weser


Als in ganz Norddeutschland 1813 der Volksaufstand in den Städten tobte - die Hamburger warfen Zöllner in die Fleete und vertrieben ihren Polizeikommissar und eine junge Lüneburger Frau opferte ihr Leben für die Freiheit - nahm auch das Landvolk heldenmütig am nationalen Widerstand teil.

Auch Bremen und die Wesermündung wurden von Napoleon einverleibt und litten unter dessen Terrorherrschaft: Armut griff um sich und die jungen Leute wurden auf fremden Schlachtfeldern verheizt. Nationale Widerstandshelden, so wie Buchhändler Palm, Andreas Hofer oder Schill, waren in aller Munde und spornten die Herzen an.

Doch auf dem Lande um Bremen herum ging etwas Seltsames und Verschwörerisches vor: Der schwarze Fisch, eine deutsche Geheim- und Widerstandsgruppe, sagte der Fremdherrschaft den Kampf an. Nein, es waren keine Offiziere oder Intellektuelle - es waren, wie bisher, einfache Männer aus dem Volke: Anton Biehl, Kopf der Widerstandsgruppe, Hausmann aus Dingen, und Johann Rickeweg, Zimmermann aus Lehe, alias "Jan Grön" - er trug immer eine grüne Jacke.

Schon Monate vor dem Aufstand, von Hannoverschen Exilanten in englischen Diensten instruiert, traf sich die Gruppe in der Imsumer Kirche, um eine Befreiung zu planen. Als im Februar Hamburg rebelliert, im März die Franzosen flohen und Tettenborn von Berlin aus jede Stadt befreite, schäumten auch die Bauern an der Weser vor Enthusiasmus.

Lehe, 12.03., der schwarze Fisch hat Bauern aus Lehe und Wursten herbeigeholt, um die fr. Besatzung anzugreifen. Mit Dreschflegeln, Forken und Sensen wollten sie losstürmen. Die Franzosen, in Unterzahl, die sich versammelnden Haufen vor Augen, zogen rasch und heimlich ab - um sich zu verstärken und wenige Tage später Lehe anzugreifen: Doch was hier geschah, hätten sie nicht erwartet: Die Bauern warfen sie zurück.

Die Bauern erhoben sich und lösten eine Kettenreaktion aus: Am 18. revoltierten deutsche Zwangseingezogene auf der Karlsstadt und zwangen die Franzosen zur Kapitulation, ebenfalls revoltierten die deutschen Truppen unter den Küstenkanonieren in Blexen - die Truppen schlossen sich teilweise zusammen. Die Weser war frei - kurz.

In der Zwischenzeit rückten die rachsüchtigen Franzosen mit vermehrter Streitmacht an. Was nun folgte, war an Heldenmut, aber auch an Tragik kaum zu überbieten: Schützten noch Andreas Hofer die Felsen vor dem Nachteil der materiellen Unterlegenheit, so mussten die norddeutschen Helden auf dem Flachland - ein Bauernhaufen mit Dreschflegeln, Sensen, Hellebarden bewaffnet, dazu 100 Schützen, 31 englische Veteranen unter Leutnant Baumeister - ca. 1.000 Franzosen standhalten.

25.03.: Der Kampf um Lehe und die "Franzosenbrücke" beginnt. Die tapferen Bauern legten sich hinter den Deich, zogen die Brücke über denselben hoch und verteidigten Lehe. 11 Uhr rückten die Franzosen an: Salve um Salve verschossen sich die Helden, während die Bauern, Kugelhagel nicht gewöhnt, militärisch nicht ausgebildet, am Deich entlang flohen, schwammen die Franzosen durch die Geeste, ließen die Brücke herunter und überwältigten die Rebellen...

http://www.bremerhaven.de/medien/287/Schlacht.jpg

Die Grausamkeit der Feinde kennt kein Pardon: Die Engländer baten um Pardon, wurden aber schändlichst dahingemetzelt, Lehe wurd geplündert, das Volk floh. St. Cyrs Blutbefehl wurde glücklicherweise nicht ausgeführt - doch richteten die Franzosen 17 Unschuldige bei der Plünderung zugrunde: Auch Frauen in den Häusern, Greise in ihren Betten, ja, Kinder! Gefangene wurden erschossen, auch ein feiger Franzose, Deserteur, der sich die Uniform eines engl. Offizieres angezogen hatte...

Auch die Schanze von Blexen wurde von den Franzosen genommen, 20 Deutsche mussten wieder ihr Leben lassen. Das Pulvermagazin wurde gesprengt.

Eine kleiner Wink der Gerechtigkeit: Die Franzosen schenkten einer fingierten Nachricht über die Ankunft von russ. Kosaken Glauben und flohen eilig über die Geester zurück - dabei ertranken ca. 150 Franzosen - eine Strafe für die Kriegsverbrechen in Lehe?

Was ist mit dem schwarzen Fisch? Anton Biehl, von den Franzosen gejagt - "Schafft mir Anton Biehl herbei! Tot oder lebendig! Er ist für uns am schlimmsten!" - entkam seinen Verfolgern nach der Niederlage per Pferd nach Imsun, versteckte sich unter der Brücke, floh dann nach Fedderwarden und England. Wegen seiner Verdienste wurde er in die King's German Legion aufgenommen und diente sich bis zum Ltn. empor. Nach Leipzig kehrte er in seiner Heimat und zu seinem Hof zurück, wo er arm und bescheiden lebte.

Agesilaos Megas
02.08.2013, 17:17
Und nicht nur das. Heute werden wir von den USA geknebelt. Ich warte, daß es bald tüchtig kracht.

Selbst die Befreiungskriege bedurften einer gewissen Vorarbeit in den Köpfen der Leute. Ich sehe bisher noch keine Anzeichen einer innigen Widerstandsgefühles - es ist eben noch keine Not da.

Agesilaos Megas
08.08.2013, 23:29
Der Berliner Horatius Cocles

Berlin, das politische Zentrum Preußens, musste 1806 manch eine Schmähung über sich ergehen lassen. Wie später die rote Armee, so hatte auch Napoleon plündern lassen, was die Deutschen nur beschämen sollte. So war nicht zuletzt die Quadriga vom Brandenburger Tor gestohlen worden, Friedrich Wilhelms Gemach entehrt und in Potsdam allerlei Devotionalien Friedrichs des Großen gestohlen.

https://www.lwl.org/aufbruch-download/bilder/popups-politik-inszenierung-kritik-quadriga-1103388632_0.jpg

Die napoleonische Geheimpolizei warf fortan immer wieder ein scharfes Auge auf die Berliner. Preußen musste unter Kontrolle bleiben. Neben Reparationen, Konskriptionen musste Berlin durchziehende fr. Armeen versorgen. Doch nach sieben Jahren sollte sich etwas ändern...

http://www.preussenweb.de/brandenb/napo.jpg

Seit März 1812 war Berlin wieder besetzt.

Napoleons Zwangsheere waren derweil in Russland umgekommen, im Januar 1813 kursieren nur Gerüchte über das Ausmaß der Verheerung. Die Angst vor Napoleon und die Zensur waren so groß, dass die Nachricht über Yorcks Courage bei Tauroggen zwar am 04.01. in Berlin eintraf, aber nie veröffentlich worden ist. Doch die Berliner wurden wegen anderer Ereignisse aufmerksam...

Als plötzlich Friedrich Wilhelm III. am 22.01. samt Stab und Regierung Berlin verließ, um einer Inhaftierung durch Franzosen zu entgehen, da brodelte die Gerüchteküche, wie auch zuvor, als man von den Heeren Alexanders vernahm, die schon Ostpreußen und Pommern passiert hatten, und sich nun Ostbrandenburg näherten.

Nun nehmen die Dinge eine rasante Wendung: Anfang Februar bereitet die Bürgerschicht die Aufstellung eines Freikorps vor, Studenten schreiben sich ein, der König billigt später die Aufstellung derselben. Am 19.02. treten als erste Mitglieder Karl Fr. Friesen und Turnvater Jahn in das sagenumwobene Freikorps ein.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3c/Friedrich_Friesen.jpg/220px-Friedrich_Friesen.jpg

http://www.gymmedia.com/jahn/Jahn_sw.GIF

Einen Tag später standen schon Tettenborns Kosaken, die Vorhut Wittgensteins, vor den Berliner Toren. Tettenborn, ein heißer Kopf, war berechtigterweise so frech, und forderte den fr. General zur Übergabe Berlins auf.

Seine Kosaken standen direkt vor dem Oranienburger Tor. Nun geschah das Unglaubliche: Auch wenn Berlin noch von 5.000 Franzosen besetzt war, strömten die Berliner zu den Kosaken und gaben ihnen Nahrung, Tabak etc.

Doch sie waren nicht gekommen, um nichts zu tun: Sie drängten die Kosaken, Berlin zu befreien. Tettenborn ließ einige hundert Kosaken frei, welche von den Bürgern, besonders Ltn. Bärsch und von Blomberg geführt wurden. Nun überrannten sie schnell das Oranienburger Tor. Dabei fiel das erste deutsche Opfer in nicht-fremden Diensten der Befreiungskriege, Freiherr Alexander von Blomberg.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1c/Alexander_von_Blomberg.jpg/220px-Alexander_von_Blomberg.jpg

Die Franzosen und ihre Schergen wurden durch die Gassen gejagt. Die Bürger sahen die fliehenden Franzosen und mit Abstand hinter ihnen ihre Landsleute und Kosaken. Sie schlossen sich an und drangen bis zum Alexanderplatz und unter den Linden vor - jetzt schäumte alles über!

Die Kosaken sahen das Königsschloss, ritten zu ihm und hielten Parade zu Ehren Friedrich Wilhelms des III. - ein Zeichen und eine Initialzündung. Sodann verließen sie wieder Berlin... das Volk aber stand auf - nicht nur Studenten, nein, auch Bürger und Handwerker...

http://buendische-vielfalt.de/wp-content/uploads/2013/02/Russische_Kosaken_1813.jpg

Die Berliner rissen einen fr. Oberst aus dem Haus des Dr. Heim und nahmen ihn gefangen, ebenso versuchten sie es in der Leipziger Str. mit einem fr. General, der sich dort gemütlich einquartiert hatte - mit Pistolenschüssen jedoch verhinderte er seine Gefangennahme.

Nun fuhr Augereau vom Westen her eine Batterie an der langen Brücke über die Spree auf, um den Königspalast abzusichern - doch nun kam vom Osten her eine Menge Handwerker - die Berliner Schmiede haben sich erhoben, unter ihnen ein Riese von Mensch...

http://cavaliers.blindes.free.fr/profils/augereau.png

Dieser Riese, schwarz von seiner Arbeit, führte die Menge an. Ihre Hämmer schwingend stürmten sie auf die Batterie, schlugen die Artilleristen um und vertrieben sie. Der Held vernagelte die zurückgelassenen Geschütze mit seinem Hammer.

http://members.tripod.com/Gary13_Shively/images/Spike.gif

Doch bald zogen die Franzosen mit Verstärkung heran. Wie Horatius Cocles, der alte römische Held, verteidigte er seine Brücke vor den Fremden, bis sie ihn niedermachten. Die Menge wurde wütend und erstürmte erneut die Brücke, zog ihn aus dem Gefecht und barg seinen Körper.

Doch all dieser Heldenmut reichte nicht aus für einen organisierten Aufstand. Augereau marschierte kurz darauf herbei. Nur noch vereinzelt hörte man Schüße und "Hurra!".

Tettenborn, der die Organisation von Volksaufständen immer wieder missverstanden hatte, war über diesen Misserfolg nicht begeistert und schrieb erbost: "dass die Berliner Bestien sind, die kein Blut, sondern Wasser in den Adern haben".

Nun beschließt Tettenborn, etwas zu warten, um die Stadt einzuschließen. Augereau, feige und in Panik, hatte, nachdem er Berlin verschanzen ließ und nachdem die Berliner immer wieder die fr. Posten beschimpft und angegangen hatten, übertriebene Berichte über einen Volksaufstand in Berlin versendet, so dass er durch St. Cyr abgelöst wurde, der die Lage durch Entschanzung deeskalierte und dann schließlich im März Berlin räumte und durch das Hallesche Tor verlassen musste...

Noch als die Fr. durch das Tor zogen, erstürmten die Kosaken wieder das Oranienburger Tor, fegten durch die Stadt, fügten ihnen 200 Verluste zu und befreiten die Stadt - 200 Kosaken! Danach verwickelten sie die Abziehenden immer wieder in weitere Gefechte...

Am 11.03. traf endlich Wittgenstein ein.


Die Befreiung Berlins war eine Initialzündung für die Befreiungskriege. Ein Sturm der Begeisterung brach hervor - das Symbol Preußens war befreit! Kurz danach wurde der norddeutsche Volksaufstand in Hamburg, Bremen, Lüneburg etc. entfesselt.

Napoleon sollte Berlin nie wieder in seine Krallen bekommen...

Demokrat
10.08.2013, 13:42
Ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt gibt es an der B75 (alte napoleonische Straße) einen denkwürdigen Ort. Dort schossen während der Freiheitskriege vereinte Kosaken, Preußen und eine dritte Fraktion, auf die ich gerade nicht komme, ein auf der Heerstraße anrückendes französisches Regiment zusammen; diejenigen, die zu entkommen versuchten, wurden niedergeritten. Die Bauern der Gegend haben dann später die gefallenen Franzosen auf einem Acker verscharrt, an dessen Stelle sich heute ein Eichenwäldchen befindet, das auch als "Franzosen-Hain" bekannt ist. Ich werde die Tage noch mal an diesen Ort radeln - dort gibt es eine Gedenktafel - und hier dann genauer Bericht erstatten.

Agesilaos Megas
11.08.2013, 00:10
Ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt gibt es an der B75 (alte napoleonische Straße) einen denkwürdigen Ort. Dort schossen während der Freiheitskriege vereinte Kosaken, Preußen und eine dritte Fraktion, auf die ich gerade nicht komme, ein auf der Heerstraße anrückendes französisches Regiment zusammen; diejenigen, die zu entkommen versuchten, wurden niedergeritten. Die Bauern der Gegend haben dann später die gefallenen Franzosen auf einem Acker verscharrt, an dessen Stelle sich heute ein Eichenwäldchen befindet, das auch als "Franzosen-Hain" bekannt ist. Ich werde die Tage noch mal an diesen Ort radeln - dort gibt es eine Gedenktafel - und hier dann genauer Bericht erstatten.

Spannend! Das muss in lucem gebracht werden!