Leo Navis
18.07.2013, 10:47
Moin,
Das habe ich in einem Psychologieforum veröffentlicht; es ging um die Schwemme an Depressiven im heutigen Deutschland. Ich dachte mir, das könnte ich auch mal hier veröffentlichen und zur Diskussion stellen.
Die Theorie habe ich ja schon lange, aber so genau ausgeführt habe ich sie glaube ich noch nicht hier.
Zitat von mir selbst:
[Jopp, Johannes, das klingt sehr schlau.]
Früher habe ich, wenn ich etwas geschaffen habe auf dass ich stolz war, es immer genommen und gleich wieder zerrissen, aus Angst vor dem Status, den es mir verleihen würde. Ich hatte Angst vor den Worten wie 'cool' weil sie mir einen Status verliehen hätten, den ich dann wieder hätte verlieren können. Ich hatte Angst vor allem, was mich irgendwie 'groß' erscheinen lassen könnte, hatte unbeschreibliche Angst vorm Pathos (dabei liebe ich Pathos), und das einzige, worauf ich mir einen gewissen Stolz gönnte, war meine Intelligenz.
Dann fing ich mit dem Sport an, und auch darauf lernte ich, stolz zu sein ohne es zu übertreiben. Dann lernte ich viele Menschen kennen und lernte, auf mich selbst stolz zu sein, lernte Spiele, auch dort war ich gut, auch da empfand ich Stolz, ohne zu übertreiben, und ich fing an, Stolz zu empfinden, so viele liebe Menschen meine Freunde nennen zu dürfen. Dann lernte ich auf meine Familie stolz zu sein, meine Schwestern haben viel erreicht, meine Eltern haben, anders als viele andere, mich in der psychischen Not nicht alleine gelassen sondern gesucht, sich um mich zu kümmern (auch wenn sie dabei unglaublich unsensibel und - ja - auch dumm vorgegangen sind - der Gedanke zählt, und es sind dermaßen liebe Menschen, das tut schon fast weh).
Ich glaube wir trauen uns heute häufig genug nicht, auf das stolz zu sein, was wir sind. Wir sind stolz darauf, friedlich zu sein, na klasse. Friedlich ist man auch im Tod, kann man sich gleich umbringen. Friede ist eine super Sache, nicht falsch verstehen - aber Friede um jeden Preis? Das ist Konfliktvemeidung aus Angst - ungut. Wir sind stolz darauf, reich zu sein, okay, darauf können wir auch irgendwie stolz sein, aber ganz ehrlich, ohne die Hilfe der USA wären wir jetzt Agrarland. Wir sind stolz darauf, Umweltschützer zu sein, und ja, das haben wir uns selbst erarbeitet.
Worauf sind wir nicht stolz? Wir sind nicht stolz darauf, in zwei Weltkriegen alleine gegen die ganze Welt bestanden zu haben. Darauf sind wir nicht stolz. Warum eigentlich nicht? Eine noch viel größere Leistung kann es doch kaum geben; viel großartiger kann man doch die eigene Stärke nicht unter Beweis stellen. Tatsächlich schämen wir uns für unsere eigene Stärke und halten uns für Monster. Krank, nenne ich das. Krank ist es, sich dafür zu schämen, dass man ein starkes Volk ist.
Wir sind stolz auf einige Philosophen, Dichter und Denker und andere Menschen; nicht stolz sind wir auf einen Bismarck, der ganz Europa im Alleingang friedlich hielt, nicht stolz sind wir auf einen Stresemann (wer?, fragen sich da viele), der dasgleiche machte und Versailles revidierte, nicht wirklich stolz sind wir auf Nietzsche oder Ernst Jünger, sowieso, alles, was irgendwie in Richtung Stärke und Gewalt gehen könnte gehört verboten, denken viele, außer es geht gegen Nazis natürlich, da dürfen wir dann auch Autos anzünden.
Du siehst, worauf ich hinaus will? Würde man all diese Eigenschaften bei einem Menschen anführen, man würde ihm ein Trauma attestieren, das in der Vergangenheit liegt, und das lediglich aus einer zweisamen Behandlung aus Vergangenheitsbewältigung und Blick in die Zukunft kuriert werden kann.
Was passiert nun weiterhin? Nun: Stärke gilt immer noch als gut; aber eben nur in der Wirtschaft. Weswegen wir arbeiten, bis wir umfallen, um zu kompensieren, dass wir auf uns selbst nicht stolz sein dürfen, schließlich werden wir dann - so der Gedankengang - zu Monstern. Glücklicherweise kuriert sich das ja alles gerade einigermaßen. Aber: Dass der Raubtierkapitalismus in Deutschland so mit am grausamsten wütet (gemeinsam mit einer mütterlichen 'Wir sorgen schon für euch' Ideologie die in Hartz-IV etc endet und für Sozialschmarotzer ohne Ende sorgt [nicht falsch verstehen; nicht alle, die Hilfe beziehen, sind Schmarotzer]) deutet auf genau eines hin: Wir wissen nicht, wohin mit unserer Stärke, verbieten uns selbst, sie sinnvoll einzusetzen, und suchen nach Ventilen.
Und werden depressiv, traurig, sinnlos-passiv, sinnlos-aktiv, übertreiben's.
Diese Gesellschaft ist krank und arbeitet gerade ein Trauma auf; sowohl aktiv (Fußball-WM! Wir sind wieder Deutsche, nur nicht übertreiben!) als auch passiv (Pfft, Nazi-Reich, was hat das denn mit mir zu tun, ich bin viel später geboren worden!). Das lustigste ist, dass so gut wie niemand das überhaupt merkt. :-D
Mittlerweile sind wir dabei auch Recht weit vorangekommen, muss man ganz offen sagen. Ich denke wir sind so mit der Vorreiter in der Welt wenn es darum geht den Kapitalismus in die Schranken zu weisen und es kann gut sein, dass wir auf Dauer - so wie früher - unsere Stärke wieder beweisen dürfen, nur diesmal - wir haben ja dazu gelernt - nicht gegen den Rest der Welt, sondern mit dem Rest der Welt, denn das sind Menschen, ebenso wie wir, und nichts schlimmeres kann uns passieren als WW3 mit Deutschland als erneutem Bösewicht.
Das habe ich in einem Psychologieforum veröffentlicht; es ging um die Schwemme an Depressiven im heutigen Deutschland. Ich dachte mir, das könnte ich auch mal hier veröffentlichen und zur Diskussion stellen.
Die Theorie habe ich ja schon lange, aber so genau ausgeführt habe ich sie glaube ich noch nicht hier.
Zitat von mir selbst:
[Jopp, Johannes, das klingt sehr schlau.]
Früher habe ich, wenn ich etwas geschaffen habe auf dass ich stolz war, es immer genommen und gleich wieder zerrissen, aus Angst vor dem Status, den es mir verleihen würde. Ich hatte Angst vor den Worten wie 'cool' weil sie mir einen Status verliehen hätten, den ich dann wieder hätte verlieren können. Ich hatte Angst vor allem, was mich irgendwie 'groß' erscheinen lassen könnte, hatte unbeschreibliche Angst vorm Pathos (dabei liebe ich Pathos), und das einzige, worauf ich mir einen gewissen Stolz gönnte, war meine Intelligenz.
Dann fing ich mit dem Sport an, und auch darauf lernte ich, stolz zu sein ohne es zu übertreiben. Dann lernte ich viele Menschen kennen und lernte, auf mich selbst stolz zu sein, lernte Spiele, auch dort war ich gut, auch da empfand ich Stolz, ohne zu übertreiben, und ich fing an, Stolz zu empfinden, so viele liebe Menschen meine Freunde nennen zu dürfen. Dann lernte ich auf meine Familie stolz zu sein, meine Schwestern haben viel erreicht, meine Eltern haben, anders als viele andere, mich in der psychischen Not nicht alleine gelassen sondern gesucht, sich um mich zu kümmern (auch wenn sie dabei unglaublich unsensibel und - ja - auch dumm vorgegangen sind - der Gedanke zählt, und es sind dermaßen liebe Menschen, das tut schon fast weh).
Ich glaube wir trauen uns heute häufig genug nicht, auf das stolz zu sein, was wir sind. Wir sind stolz darauf, friedlich zu sein, na klasse. Friedlich ist man auch im Tod, kann man sich gleich umbringen. Friede ist eine super Sache, nicht falsch verstehen - aber Friede um jeden Preis? Das ist Konfliktvemeidung aus Angst - ungut. Wir sind stolz darauf, reich zu sein, okay, darauf können wir auch irgendwie stolz sein, aber ganz ehrlich, ohne die Hilfe der USA wären wir jetzt Agrarland. Wir sind stolz darauf, Umweltschützer zu sein, und ja, das haben wir uns selbst erarbeitet.
Worauf sind wir nicht stolz? Wir sind nicht stolz darauf, in zwei Weltkriegen alleine gegen die ganze Welt bestanden zu haben. Darauf sind wir nicht stolz. Warum eigentlich nicht? Eine noch viel größere Leistung kann es doch kaum geben; viel großartiger kann man doch die eigene Stärke nicht unter Beweis stellen. Tatsächlich schämen wir uns für unsere eigene Stärke und halten uns für Monster. Krank, nenne ich das. Krank ist es, sich dafür zu schämen, dass man ein starkes Volk ist.
Wir sind stolz auf einige Philosophen, Dichter und Denker und andere Menschen; nicht stolz sind wir auf einen Bismarck, der ganz Europa im Alleingang friedlich hielt, nicht stolz sind wir auf einen Stresemann (wer?, fragen sich da viele), der dasgleiche machte und Versailles revidierte, nicht wirklich stolz sind wir auf Nietzsche oder Ernst Jünger, sowieso, alles, was irgendwie in Richtung Stärke und Gewalt gehen könnte gehört verboten, denken viele, außer es geht gegen Nazis natürlich, da dürfen wir dann auch Autos anzünden.
Du siehst, worauf ich hinaus will? Würde man all diese Eigenschaften bei einem Menschen anführen, man würde ihm ein Trauma attestieren, das in der Vergangenheit liegt, und das lediglich aus einer zweisamen Behandlung aus Vergangenheitsbewältigung und Blick in die Zukunft kuriert werden kann.
Was passiert nun weiterhin? Nun: Stärke gilt immer noch als gut; aber eben nur in der Wirtschaft. Weswegen wir arbeiten, bis wir umfallen, um zu kompensieren, dass wir auf uns selbst nicht stolz sein dürfen, schließlich werden wir dann - so der Gedankengang - zu Monstern. Glücklicherweise kuriert sich das ja alles gerade einigermaßen. Aber: Dass der Raubtierkapitalismus in Deutschland so mit am grausamsten wütet (gemeinsam mit einer mütterlichen 'Wir sorgen schon für euch' Ideologie die in Hartz-IV etc endet und für Sozialschmarotzer ohne Ende sorgt [nicht falsch verstehen; nicht alle, die Hilfe beziehen, sind Schmarotzer]) deutet auf genau eines hin: Wir wissen nicht, wohin mit unserer Stärke, verbieten uns selbst, sie sinnvoll einzusetzen, und suchen nach Ventilen.
Und werden depressiv, traurig, sinnlos-passiv, sinnlos-aktiv, übertreiben's.
Diese Gesellschaft ist krank und arbeitet gerade ein Trauma auf; sowohl aktiv (Fußball-WM! Wir sind wieder Deutsche, nur nicht übertreiben!) als auch passiv (Pfft, Nazi-Reich, was hat das denn mit mir zu tun, ich bin viel später geboren worden!). Das lustigste ist, dass so gut wie niemand das überhaupt merkt. :-D
Mittlerweile sind wir dabei auch Recht weit vorangekommen, muss man ganz offen sagen. Ich denke wir sind so mit der Vorreiter in der Welt wenn es darum geht den Kapitalismus in die Schranken zu weisen und es kann gut sein, dass wir auf Dauer - so wie früher - unsere Stärke wieder beweisen dürfen, nur diesmal - wir haben ja dazu gelernt - nicht gegen den Rest der Welt, sondern mit dem Rest der Welt, denn das sind Menschen, ebenso wie wir, und nichts schlimmeres kann uns passieren als WW3 mit Deutschland als erneutem Bösewicht.