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Vollständige Version anzeigen : Agnostizismus und Atheismus



Leila
06.07.2013, 14:39
Jener Beitrag (http://www.atheismresearch.com) veranlaßt mich zu folgender Äußerung:

Als ganz und gar Ungläubige gebe hiermit kund, weshalb ich eine Agnostikerin und keine Atheistin bin:

Als Atheistin müßte ich gegen etwas sein, das ich für inexistent halte: nämlich gegen Gott – also gegen die Macht der Windmühlen ankämpfen. Auch wenn mir bis auf den heutigen Tag noch niemand die Existenz Gottes beweisen konnte, fällt es mir nicht ein, die Existenz Gottes zu bestreiten – denn Gott existiert allem Anschein nach bloß in der Einbildung der Gottesanbeter und Gottesverehrer – aber immerhin dort!

Als Atheistin müßte ich die Nichtexistenz Gottes beweisen können. Dies kann ich aber selbst als Agnostikerin nicht, deshalb, weil ich als solche jedwedem Atheisten und Theisten das Mutmaßen, Behaupten und Widerlegen aus reiner Bequemlichkeit überlasse.

Dies unterscheidet mich grundsätzlich von den Atheisten: Ich bestreite nicht nichts, sondern harre der Beweise für das Vorhandensein des Nichts. Somit halte ich’s für möglich, dereinst als Unwissende zu sterben.

dZUG
06.07.2013, 19:14
Vielleicht könntest du ja noch einen Notar holen, der es beglaubigt.
Dummerle... so was schreibt man doch nicht. :-)

Nachbar
06.07.2013, 19:34
Jener Beitrag (http://www.atheismresearch.com) veranlaßt mich zu folgender Äußerung:

Als ganz und gar Ungläubige gebe hiermit kund, weshalb ich eine Agnostikerin und keine Atheistin bin:

Als Atheistin müßte ich gegen etwas sein, das ich für inexistent halte: nämlich gegen Gott – also gegen die Macht der Windmühlen ankämpfen. Auch wenn mir bis auf den heutigen Tag noch niemand die Existenz Gottes beweisen konnte, fällt es mir nicht ein, die Existenz Gottes zu bestreiten – denn Gott existiert allem Anschein nach bloß in der Einbildung der Gottesanbeter und Gottesverehrer – aber immerhin dort!

Als Atheistin müßte ich die Nichtexistenz Gottes beweisen können. Dies kann ich aber selbst als Agnostikerin nicht, deshalb, weil ich als solche jedwedem Atheisten und Theisten das Mutmaßen, Behaupten und Widerlegen aus reiner Bequemlichkeit überlasse.

Dies unterscheidet mich grundsätzlich von den Atheisten: Ich bestreite nicht nichts, sondern harre der Beweise für das Vorhandensein des Nichts. Somit halte ich’s für möglich, dereinst als Unwissende zu sterben.

ja, das hat was.
willkommen auf dem Olymp der Theologie, ohne 'jenen Beitrag' (in einer nichtchristlichen Auslegung)

EinDachs
06.07.2013, 19:44
Jener Beitrag (http://www.atheismresearch.com) veranlaßt mich zu folgender Äußerung:

Als ganz und gar Ungläubige gebe hiermit kund, weshalb ich eine Agnostikerin und keine Atheistin bin:

Als Atheistin müßte ich gegen etwas sein, das ich für inexistent halte: nämlich gegen Gott – also gegen die Macht der Windmühlen ankämpfen. Auch wenn mir bis auf den heutigen Tag noch niemand die Existenz Gottes beweisen konnte, fällt es mir nicht ein, die Existenz Gottes zu bestreiten – denn Gott existiert allem Anschein nach bloß in der Einbildung der Gottesanbeter und Gottesverehrer – aber immerhin dort!

Als Atheistin müßte ich die Nichtexistenz Gottes beweisen können. Dies kann ich aber selbst als Agnostikerin nicht, deshalb, weil ich als solche jedwedem Atheisten und Theisten das Mutmaßen, Behaupten und Widerlegen aus reiner Bequemlichkeit überlasse.

Dies unterscheidet mich grundsätzlich von den Atheisten: Ich bestreite nicht nichts, sondern harre der Beweise für das Vorhandensein des Nichts. Somit halte ich’s für möglich, dereinst als Unwissende zu sterben.

Ich ernenn dich jetzt mal spontan zur Atheistin ehrenhalber.
Im Grunde ist wenig Unterschied zwischen deinem Agnostizismus und meinem Atheismus. Ich streit halt offenbar lieber.

Leila
06.07.2013, 19:55
Ich ernenn dich jetzt mal spontan zur Atheistin ehrenhalber.
Im Grunde ist wenig Unterschied zwischen deinem Agnostizismus und meinem Atheismus. Ich streit halt offenbar lieber.

Hoi, Du lieber Dachs in Deinem gemütlichen Bau!

Viel lieber als mich mit jemandem über religiösen Unsinn zu streiten, sehe ich dem Brutzeln schmackhafter Bratkartoffeln zu, auf daß ich diese alsbald mit Hochgenuß verspeisen kann!

Deine alte Bewunderin

Leila

Leila
06.07.2013, 23:05
Vielleicht könntest du ja noch einen Notar holen, der es beglaubigt.
Dummerle... so was schreibt man doch nicht. :-)

Über meinen Nachlaß mögen sich meine Nachkommen streiten! Die Anfechtung meines handschriftlich verfaßten Testaments könnte als Vorlage zu einer folgenreichen „S[h]itcom“ dienen. – Ich überlege mir gerade, ob ich die Betreiber der Kläranlage, der Kehrichtverbrennungsanstalt und des Krematoriums um finanzielle Unterstützung bitten soll.

Casus Belli
07.07.2013, 08:40
Wie das Lexikon schon sagt ist der Agnostizismus eine Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens betont.

Du stellst allerdings fest das ein Schöpfergott "allem Anschein nach bloß in der Einbildung der Gottesanbeter und Gottesverehrer".

Du legst genau fest wo Gott existiert, und das macht dich Allwissend so wie der Wissenschaftliche Atheismus der sich für Gott hält und Menschen in Legebatterien züchten könnte (kann?).

Daher bist du Atheist und kein Agnostiker, und bei der nächsten A4 Seite in der zu erklärst das du Agnostiker bist finde ich auch wieder den Punkt indem dein Atheismus durchkommt.


Ich kann auch ein Thema eröffnen indem ich umfangreich festlege das ein Feuerstrahl aus meinem Hintern kommt. Und ich schätze auch da könnte man micht widerlegen.

Gruß Casus Belli :hi:

Sophisticated
07.07.2013, 08:57
Der Agnostizismus war immer die erste Wahl des Feiglings.
Wenn auch in der Tat die vernünftigste, gibt es doch tatsächlich keinen Beweis gegen den magischen Alten im Himmen. Allerdings auch keinen gegen die grünen Männchen vom Mars, das fliegende Spaghettimonster oder rosa Einhörner.
Tatsächlich deutet doch alles darauf hin, dass es da niemanden gibt. Aber der letzte Beweis fehlt eben, und wird voraussichtlich auch nicht erbracht werden können. Im Rückzugsgefecht gegen die Vernunft haben sich vernünftige Gläubige auf den letzten Punkt festgelegt, den die Wissenschaft voraussichtlich nie entkräften kann - den Unbewegten Beweger. Dagegen kann ich nicht argumentieren, auch wenn die Vorstellung, dass jemand alles gestartet haben muss, selber jedoch (aus welchem Grund auch immer) keinen Anfang hat, meines Erachtens unnötig kompliziert ist.

Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

VG
Soph.

Leo Navis
07.07.2013, 09:00
Der Agnostizismus war immer die erste Wahl des Feiglings.
Wenn auch in der Tat die vernünftigste, gibt es doch tatsächlich keinen Beweis gegen den magischen Alten im Himmen. Allerdings auch keinen gegen die grünen Männchen vom Mars, das fliegende Spaghettimonster oder rosa Einhörner.
Tatsächlich deutet doch alles darauf hin, dass es da niemanden gibt. Aber der letzte Beweis fehlt eben, und wird voraussichtlich auch nicht erbracht werden können. Im Rückzugsgefecht gegen die Vernunft haben sich vernünftige Gläubige auf den letzten Punkt festgelegt, den die Wissenschaft voraussichtlich nie entkräften kann - den Unbewegten Beweger. Dagegen kann ich nicht argumentieren, auch wenn die Vorstellung, dass jemand alles gestartet haben muss, selber jedoch (aus welchem Grund auch immer) keinen Anfang hat, meines Erachtens unnötig kompliziert ist.

Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

VG
Soph.
Ich schließe mich dem an.

Freier Denker
07.07.2013, 10:19
Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

Genau so ist es, selbst wen man jeden heute bekannten Gott widerlegen würde, kann es immer noch einen bisher nicht erkannten oder sogar prinzipiell unerkennbaren geben.

Mergun
07.07.2013, 12:52
Der Agnostizismus war immer die erste Wahl des Feiglings.
Wenn auch in der Tat die vernünftigste, gibt es doch tatsächlich keinen Beweis gegen den magischen Alten im Himmen. Allerdings auch keinen gegen die grünen Männchen vom Mars, das fliegende Spaghettimonster oder rosa Einhörner.
Tatsächlich deutet doch alles darauf hin, dass es da niemanden gibt. Aber der letzte Beweis fehlt eben, und wird voraussichtlich auch nicht erbracht werden können. Im Rückzugsgefecht gegen die Vernunft haben sich vernünftige Gläubige auf den letzten Punkt festgelegt, den die Wissenschaft voraussichtlich nie entkräften kann - den Unbewegten Beweger. Dagegen kann ich nicht argumentieren, auch wenn die Vorstellung, dass jemand alles gestartet haben muss, selber jedoch (aus welchem Grund auch immer) keinen Anfang hat, meines Erachtens unnötig kompliziert ist.

Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

VG
Soph.

So sieht es leider aus. So gerne ich mich den Atheisten zuordnen würde, so sehr spricht ernsthaftes wissenschaftliches Vorgehen dagegen. Ich kann nichts ausschließen, über das ich keine Daten verfüge. Übrigens grüßen Elvis, Tupac, Jacko und all die anderen aus einem alternativen Universum, aus welchem sie hin und wieder Lebenszeichen in Form von willkürlichen Kontaktaufnahmen zu Gläubigen senden. Stimmt nicht? Beweist es mir!

Agesilaos Megas
07.07.2013, 16:45
Der Agnostizismus ist m.E. der einzige Weg, die theologische Mythologie rational zu betrachten, sie zu entkernen und sie auf ihren (vermutlich) wahren Kern zu reduzieren.

Der Agnostiker ist kein Feigling. Die Ergebnisse des Agnostikers, so in der Theologie, setzen ihn größter Feindschaft mit jüdischen, christlichen und muslimischen Hardlinern aus. Kein Jude will hören, dass Jahwe nie der eine Gott gewesen ist, kein Jude oder Moslem will die Zirkumzision hinterfragt wissen, kein Christ wahrhaben, welche fremden Einflüsse sie aufgenommen haben.

Der Atheismus dagegen ist, wie der Theismus, durch seine klare Position nicht in der Lage, das Wahre vom Unwahren zu scheiden: Für ihn ist per se alles Religiöse unwahr, wie für den Theisten alles Religiöse grundlegend wahr ist. Der angebliche Feigling, der Agnostiker, hat keine ideologische Bindung, sondern prüft, prüft, prüft.

EinDachs
07.07.2013, 17:08
Hoi, Du lieber Dachs in Deinem gemütlichen Bau!

Viel lieber als mich mit jemandem über religiösen Unsinn zu streiten, sehe ich dem Brutzeln schmackhafter Bratkartoffeln zu, auf daß ich diese alsbald mit Hochgenuß verspeisen kann!

Ich weiß, nicht jeder teilt meine Freude an religiösem Unsinn. Und schmackhafte Bratkartoffeln sind natürlich auch besser.
Unsinn auseinandernehmen find ich aber unterhaltsamer als z.b. jedes Kreuzworträtsel und religiöser Unsinn ist oft von einer ganz besonderen Güteklasse.

EinDachs
07.07.2013, 17:14
Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

VG
Soph.

Ich seh da die Grenze nicht so eng. 0,00001% Wahrscheinlichkeit ist ja schon sehr atheistisch, kann diese Restwahrscheinlichkeit doch keine echte Relevanz für den Alltag und die eigenen Positionen haben. Letztlich ist es mehr eine Frage, mit welchem Etikett man sich selbst wohler fühlt.
Bei mir ist das der Atheist, weil Agnostiker zu sehr nach 50:50 -Chance klingt.

Don
07.07.2013, 17:40
Genau so ist es, selbst wen man jeden heute bekannten Gott widerlegen würde, kann es immer noch einen bisher nicht erkannten oder sogar prinzipiell unerkennbaren geben.

Schon, nur trifft hier die Bezeichung Gott nicht mehr wirklich. Einen Gott erkennt man unfehlbar daran daß er manisch an Vorhautzipfeln interessiert ist.

Praetorianer
07.07.2013, 18:00
Der Agnostizismus war immer die erste Wahl des Feiglings.
Wenn auch in der Tat die vernünftigste, gibt es doch tatsächlich keinen Beweis gegen den magischen Alten im Himmen. Allerdings auch keinen gegen die grünen Männchen vom Mars, das fliegende Spaghettimonster oder rosa Einhörner.
Tatsächlich deutet doch alles darauf hin, dass es da niemanden gibt. Aber der letzte Beweis fehlt eben, und wird voraussichtlich auch nicht erbracht werden können. Im Rückzugsgefecht gegen die Vernunft haben sich vernünftige Gläubige auf den letzten Punkt festgelegt, den die Wissenschaft voraussichtlich nie entkräften kann - den Unbewegten Beweger. Dagegen kann ich nicht argumentieren, auch wenn die Vorstellung, dass jemand alles gestartet haben muss, selber jedoch (aus welchem Grund auch immer) keinen Anfang hat, meines Erachtens unnötig kompliziert ist.

Aus diesem Grund bleibt mir nur der Agnostizismus, auch wenn meine Definition hiervon wohl näher beim Atheismus liegt. Agnostiker sein bedeutet also keineswegs, dass man unentschieden ist - der grotesken Vorstellung eines allmächtigen Gottes sozusagen eine 50:50-Chance einräumt. Aber 0,0000001% reicht eben doch aus, um Agonstiker und eben nicht Atheist zu sein.

VG
Soph.

Warum eigentlich? Atheismus an sich ist ja als solches allg. kein konkretes Dogma. Also es mag dogmatisch-atheistische Ansätze geben, aber der Atheismus als solcher macht ja nirgends zur Grundvorraussetzung, dass man an ihn mit 100% glauben muss.

Wenn jemand überzeugt davon ist, dass es keinen Gott gibt, würde ich den als Atheisten bezeichnen.

Heifüsch
07.07.2013, 18:36
Warum eigentlich? Atheismus an sich ist ja als solches allg. kein konkretes Dogma. Also es mag dogmatisch-atheistische Ansätze geben, aber der Atheismus als solcher macht ja nirgends zur Grundvorraussetzung, dass man an ihn mit 100% glauben muss.

Wenn jemand überzeugt davon ist, dass es keinen Gott gibt, würde ich den als Atheisten bezeichnen.

Genau! Die geringe Wahrscheinlichkeit für die Existenz eines Weltenzauberers und die bei exakt Null liegende Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins eines Schöpfergottes nach Art der Buchreligionen berücksichtigend kann man sich nur für den Atheismus entscheiden. Nicht unbedingt für seine politische und kämpferische Variante, aber doch für die Erkenntnis, daß es immer um eingebildete und nie um reale Götter geht, wenn die Religiösen sich zu Wort melden. Ansonsten hat Sophisticated eigentlich schon alles gesagt, was dazu zu sagen ist. Er hätte sich keinen besseren Nick aussuchen können :-)

Der_Deutsche
07.07.2013, 19:01
Jener Beitrag (http://www.atheismresearch.com) veranlaßt mich zu folgender Äußerung:

Als ganz und gar Ungläubige gebe hiermit kund, weshalb ich eine Agnostikerin und keine Atheistin bin:

Als Atheistin müßte ich gegen etwas sein, das ich für inexistent halte: nämlich gegen Gott – also gegen die Macht der Windmühlen ankämpfen. Auch wenn mir bis auf den heutigen Tag noch niemand die Existenz Gottes beweisen konnte, fällt es mir nicht ein, die Existenz Gottes zu bestreiten – denn Gott existiert allem Anschein nach bloß in der Einbildung der Gottesanbeter und Gottesverehrer – aber immerhin dort!

Als Atheistin müßte ich die Nichtexistenz Gottes beweisen können. Dies kann ich aber selbst als Agnostikerin nicht, deshalb, weil ich als solche jedwedem Atheisten und Theisten das Mutmaßen, Behaupten und Widerlegen aus reiner Bequemlichkeit überlasse.

Dies unterscheidet mich grundsätzlich von den Atheisten: Ich bestreite nicht nichts, sondern harre der Beweise für das Vorhandensein des Nichts. Somit halte ich’s für möglich, dereinst als Unwissende zu sterben.

Ich bitte um Verzeihung, aber was den Agnostizismus angeht hast Du einiges mißverstanden.

Manche - und wie's scheint auch Du - meinen, Agnostik wäre nichts, als das Eingeständnis etwas nicht zu wissen. Buddha etwa oder Protagoras unterstellt man Agnostik; letzterer sagte sinngemäß, er könne über die Götter nichts sagen, denn er wisse nicht nicht, ob es sie gibt oder ob es sie nicht gibt. Dem Wortsinne nach wäre das Agnostik, also nicht wissen. Agnostizismus ist aber viel mehr. Der Begriff als philosophische Denkweise ist relativ neu. Er stamt von Thomas Huxley, einem britischen Philosophen des 19.Jahrhunderts, der sich grundsätzlich auf Kant bezog und meinte, daß das Erkenntnisvermögen des Menschen begrenzt sei. Daraus folgt, daß sich Fragen nach Gott, Leben nach dem Tode, Seele, Ewigkeit und dergleichen nicht beantworten lassen. Huxleys Ansatz war nun, daß man diese Fragen entsprechend der Unfähigkeit sie zu beantworten gar nicht stellen sollte.

Eine Frage nicht stellen, wie geht das? Schon wenn Du Deinen Standpunkt darstellst, mußt Du die Fragen formuliert und irgendwie angedacht haben. Das war's schon mit der reinen Agnostik, denn wissen, daß man Agnostiker ist, bedeutet paradoxerweise die Fragen zu kennen und gestellt zu haben. Freilich ist es unmöglich in einer Welt, die im Rhythmus religiöser Feiertage lebt, den Fragen zu entkommen; kein Mensch kann das. Es wäre genauso, als ob ich Dir sage, unter einem bestimmten Baum liegt ein Schatz begraben, Du kannst ihn aber nur finden, wenn Du beim buddeln nicht an Angela Merkel denkst. Du würdest immerfort in Gedanken murmeln: "Nicht an Angela Merkel denken. Nicht an Angela Merkel denken. Nicht an Angela Merkel denken...":crazy:

Agnostizismus ist vielleicht nur in der Meditation möglich, wenn man einen inneren Zustand gezielter "Gedankenlosigkeit" erreicht. Interessanterweise ist es exakt dieser Zustand, in dem sich der Gläubige Gott am nächsten fühlt.

Jenseits dessen noch etwas anderes. Der Konflikt zwischen Theist und Atheist gipfelt immer in der Forderung Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beweisen. Das ist aber in beide Richtungen unsinnig. Selbst die Theologenseele aus Königsberg hat das erkannt.

Die Nichtexistenz einer Sache zu beweisen, das beißt sich schon mit fundamentaler Logik, weil sich die Nichtexistenz eines Phänomens nie beweisen läßt. Warum? Nun, was nicht existiert hinterläßt keine Beweise.
Die Forderung nach dem Gottesbeweis ist ebenso unsinnig, denn Gott läßt sich - wie übrigens viele andere Dinge - nicht beweisen. Beispiel gefällig? (Minderjährige schließen bitte diese Seite) Oft fragt man sich, ob die Frau oder umgekehrt der Mann, beim Orgasmus dasselbe empfindet. Man kann es beschreiben, aber niemals beweisen, denn es ist eine physische Erfahrung; nicht einmal eine transzendente oder metaphysische. Nun ist Gott kein Orgasmus, aber für den Gläubigen eine Erfahrung, die er nur erklären, aber niemals beweisen kann.

Atheismus ist - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht nur die billigste und einfachste, sondern zudem eine verlogene und unmögliche Position. Mehr noch, ich glaube nicht, daß es auch nur einen einzigen echten Atheisten gibt. Der Grund ist einfach: es widerspricht dem Menschsein. Warum? Jaspers meint, der Mensch wird erst durch seinen Zweifel zum Menschen. Atheismus bedeutet nicht nur Absenz jeglichen Zweifels, er ist in seiner totalen Negation auch noch kindisch, flüchtet er sich doch in die oberflächlich-billige Ausrede, den eigenen Standpunkt nicht beweisen zu können. Ich nehme dem Atheisten freilich nicht das Menschsein. Damit aber unterstelle ich ihm aber Zweifel und mit jedem noch so kurzen Zweifel wird der Atheist - ob er will oder nicht - unumkehrbar zum Gläubigen. Denn Atheismus kann nur eine absolute Form in Anspruch nehmen, die indes so wenig existieren kann, wie ein Mensch ohne jeglichem Zweifel.

Somit denke ich, daß jeder Mensch in irgendeiner Weise an Gott glaubt; der eine laut, der andere leise, offen oder versteckt. Albert Camus meint, der Atheist versuche sich an Gott zu rächen, weil er denkt, von ihm verletzt worden zu sein. Das trifft es recht gut.

Leo Navis
07.07.2013, 19:33
Der Agnostizismus ist m.E. der einzige Weg, die theologische Mythologie rational zu betrachten, sie zu entkernen und sie auf ihren (vermutlich) wahren Kern zu reduzieren.

Der Agnostiker ist kein Feigling. Die Ergebnisse des Agnostikers, so in der Theologie, setzen ihn größter Feindschaft mit jüdischen, christlichen und muslimischen Hardlinern aus. Kein Jude will hören, dass Jahwe nie der eine Gott gewesen ist, kein Jude oder Moslem will die Zirkumzision hinterfragt wissen, kein Christ wahrhaben, welche fremden Einflüsse sie aufgenommen haben.

Der Atheismus dagegen ist, wie der Theismus, durch seine klare Position nicht in der Lage, das Wahre vom Unwahren zu scheiden: Für ihn ist per se alles Religiöse unwahr, wie für den Theisten alles Religiöse grundlegend wahr ist. Der angebliche Feigling, der Agnostiker, hat keine ideologische Bindung, sondern prüft, prüft, prüft.
Auch hier möchte ich mich anschließen.

Dieser Strang ist richtig gut. :-)

Leo Navis
07.07.2013, 19:36
Ich bitte um Verzeihung, aber was den Agnostizismus angeht hast Du einiges mißverstanden.

Manche - und wie's scheint auch Du - meinen, Agnostik wäre nichts, als das Eingeständnis etwas nicht zu wissen. Buddha etwa oder Protagoras unterstellt man Agnostik; letzterer sagte sinngemäß, er könne über die Götter nichts sagen, denn er wisse nicht nicht, ob es sie gibt oder ob es sie nicht gibt. Dem Wortsinne nach wäre das Agnostik, also nicht wissen. Agnostizismus ist aber viel mehr. Der Begriff als philosophische Denkweise ist relativ neu. Er stamt von Thomas Huxley, einem britischen Philosophen des 19.Jahrhunderts, der sich grundsätzlich auf Kant bezog und meinte, daß das Erkenntnisvermögen des Menschen begrenzt sei. Daraus folgt, daß sich Fragen nach Gott, Leben nach dem Tode, Seele, Ewigkeit und dergleichen nicht beantworten lassen. Huxleys Ansatz war nun, daß man diese Fragen entsprechend der Unfähigkeit sie zu beantworten gar nicht stellen sollte.

Eine Frage nicht stellen, wie geht das? Schon wenn Du Deinen Standpunkt darstellst, mußt Du die Fragen formuliert und irgendwie angedacht haben. Das war's schon mit der reinen Agnostik, denn wissen, daß man Agnostiker ist, bedeutet paradoxerweise die Fragen zu kennen und gestellt zu haben. Freilich ist es unmöglich in einer Welt, die im Rhythmus religiöser Feiertage lebt, den Fragen zu entkommen; kein Mensch kann das. Es wäre genauso, als ob ich Dir sage, unter einem bestimmten Baum liegt ein Schatz begraben, Du kannst ihn aber nur finden, wenn Du beim buddeln nicht an Angela Merkel denkst. Du würdest immerfort in Gedanken murmeln: "Nicht an Angela Merkel denken. Nicht an Angela Merkel denken. Nicht an Angela Merkel denken...":crazy:

Agnostizismus ist vielleicht nur in der Meditation möglich, wenn man einen inneren Zustand gezielter "Gedankenlosigkeit" erreicht. Interessanterweise ist es exakt dieser Zustand, in dem sich der Gläubige Gott am nächsten fühlt.

Jenseits dessen noch etwas anderes. Der Konflikt zwischen Theist und Atheist gipfelt immer in der Forderung Existenz oder Nichtexistenz Gottes zu beweisen. Das ist aber in beide Richtungen unsinnig. Selbst die Theologenseele aus Königsberg hat das erkannt.

Die Nichtexistenz einer Sache zu beweisen, das beißt sich schon mit fundamentaler Logik, weil sich die Nichtexistenz eines Phänomens nie beweisen läßt. Warum? Nun, was nicht existiert hinterläßt keine Beweise.
Die Forderung nach dem Gottesbeweis ist ebenso unsinnig, denn Gott läßt sich - wie übrigens viele andere Dinge - nicht beweisen. Beispiel gefällig? (Minderjährige schließen bitte diese Seite) Oft fragt man sich, ob die Frau oder umgekehrt der Mann, beim Orgasmus dasselbe empfindet. Man kann es beschreiben, aber niemals beweisen, denn es ist eine physische Erfahrung; nicht einmal eine transzendente oder metaphysische. Nun ist Gott kein Orgasmus, aber für den Gläubigen eine Erfahrung, die er nur erklären, aber niemals beweisen kann.

Atheismus ist - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht nur die billigste und einfachste, sondern zudem eine verlogene und unmögliche Position. Mehr noch, ich glaube nicht, daß es auch nur einen einzigen echten Atheisten gibt. Der Grund ist einfach: es widerspricht dem Menschsein. Warum? Jaspers meint, der Mensch wird erst durch seinen Zweifel zum Menschen. Atheismus bedeutet nicht nur Absenz jeglichen Zweifels, er ist in seiner totalen Negation auch noch kindisch, flüchtet er sich doch in die oberflächlich-billige Ausrede, den eigenen Standpunkt nicht beweisen zu können. Ich nehme dem Atheisten freilich nicht das Menschsein. Damit aber unterstelle ich ihm aber Zweifel und mit jedem noch so kurzen Zweifel wird der Atheist - ob er will oder nicht - unumkehrbar zum Gläubigen. Denn Atheismus kann nur eine absolute Form in Anspruch nehmen, die indes so wenig existieren kann, wie ein Mensch ohne jeglichem Zweifel.

Somit denke ich, daß jeder Mensch in irgendeiner Weise an Gott glaubt; der eine laut, der andere leise, offen oder versteckt. Albert Camus meint, der Atheist versuche sich an Gott zu rächen, weil er denkt, von ihm verletzt worden zu sein. Das trifft es recht gut.
Öhm, sorry, aber was Du tust, ist, eine nicht mehr aktuelle Definition vom Agnostizismus zu nehmen, und diese dann für unsinnig zu erklären.

Meiner Meinung nach ist in diesen Dingen 'Ich weiß es nicht' die einzig logische Antwort; und diese Art zu denken bezeichnet man heute als 'Agnostizismus'.

Dass jeder Mensch an Gott glauben soll halte ich auch für völligen Quatsch. Ich glaube nicht an Gott, so wenig, wie ich an Einhörner glaube; weder weiß ich, ob Einhörner existieren, aber ich kann relativ sicher davon ausgehen, dass sie es nicht tun, und genauso läuft das bei Gott. Warum glaubst Du denn, es sei so schwer, sich offen einzugestehen, das man keine Ahnung hat? Von Bio-Chemie hab ich ja auch keine Ahnung, da glaub ich auch an gar nichts, weil ich's schlichtweg nicht weiß.

iglaubnix+2fel
07.07.2013, 19:51
Schon, nur trifft hier die Bezeichung Gott nicht mehr wirklich. Einen Gott erkennt man unfehlbar daran daß er manisch an Vorhautzipfeln interessiert ist.

:gp: hihi!

Der_Deutsche
07.07.2013, 19:53
Öhm, sorry, aber was Du tust, ist, eine nicht mehr aktuelle Definition vom Agnostizismus zu nehmen, und diese dann für unsinnig zu erklären.

Meiner Meinung nach ist in diesen Dingen 'Ich weiß es nicht' die einzig logische Antwort; und diese Art zu denken bezeichnet man heute als 'Agnostizismus'.


Es gibt für Agnostizismus keine aktuelle oder inaktuelle Definition, sondern nur die richtige und diese wiederum ist die von Huxley. Ferner erkläre ich Huxleys Definition nicht für unsinnig. Sie ist logisch, aber - außer in der Meditation - nicht realisierbar. Übrigens wußte das Huxley selbst.


Dass jeder Mensch an Gott glauben soll halte ich auch für völligen Quatsch. Ich glaube nicht an Gott, so wenig, wie ich an Einhörner glaube; weder weiß ich, ob Einhörner existieren, aber ich kann relativ sicher davon ausgehen, dass sie es nicht tun, und genauso läuft das bei Gott. Warum glaubst Du denn, es sei so schwer, sich offen einzugestehen, das man keine Ahnung hat? Von Bio-Chemie hab ich ja auch keine Ahnung, da glaub ich auch an gar nichts, weil ich's schlichtweg nicht weiß.

Was Du für Quatsch hältst ist mir ehrlich gesagt völlig gleichgültig. Allerdings gibst Du mir recht und erkennst es nicht einmal. Es gibt Dinge, die man nicht beweisen kann. Du z.B. kannst mir nicht beweisen, daß Du nicht an Gott glaubst. Es ist eine reine Behauptung, die Du erklären kannst; nun - zumindest kannst Du es versuchen. Darüber hinaus ist Gott kein Einhorn, sondern eine Erfahrung, über die Du nichts sagen kannst, denn Du hast sie ja angeblich noch nie gemacht. :D


Warum glaubst Du denn, es sei so schwer, sich offen einzugestehen, das man keine Ahnung hat? Von Bio-Chemie hab ich ja auch keine Ahnung, da glaub ich auch an gar nichts, weil ich's schlichtweg nicht weiß.

Zum einen ist Wissen alleine nicht der Weg des Gläubigen. Zum anderen möchte ich Dir nahelegen darüber nachzudenken, welchen Sinn es macht über Dinge zu spekulieren, von denen Du Deinen eigenen Worten nach keine Ahnung hast:

:hdf:

:))

Mir ist schon klar, daß Du Dich angegriffen fühlst. Ich ziehe Dir schließlich den Boden unter den Füßen weg, indem ich Dir unterstelle, daß Du Deinen Glauben, und sei er auch noch so schwach, nicht zugibst, weil Du Mensch bist und Zweifel hast.

Leo Navis
07.07.2013, 20:05
Es gibt für Agnostizismus keine aktuelle oder inaktuelle Definition, sondern nur die richtige ...
Aha. Du weißt also nicht, was 'Defintion' bedeutet?


Was Du für Quatsch hältst ist mir ehrlich gesagt völlig gleichgültig. Allerdings gibst Du mir recht und erkennst es nicht einmal. Es gibt Dinge, die man nicht beweisen kann. Du z.B. kannst mir nicht beweisen, daß Du nicht an Gott glaubst. Es ist eine reine Behauptung, die Du erklären kannst; nun - zumindest kannst Du es versuchen. Darüber hinaus ist Gott kein Einhorn, sondern eine Erfahrung, über die Du nichts sagen kannst, denn Du hast sie ja angeblich noch nie gemacht. :D
Es ist ein Konzept, keine Erfahrung.

Jede Art von Emotion ist lediglich eine Interpretation Deines Körpers von der Außenwelt. Das kannst Du als 'Gott' definieren, wenn Du das für richtig hältst. Mir egal.


Zum einen ist Wissen alleine nicht der Weg des Gläubigen. Zum anderen möchte ich Dir nahelegen darüber nachzudenken, welchen Sinn es macht über Dinge zu spekulieren, von denen Du Deinen eigenen Worten nach keine Ahnung hast:
Muss ich die ganze Zeit tun. Tatsächlich kann ich auch nicht beweisen, dass mein Computer existiert; möglicherweise ist er lediglich eine Simulation eines Computers und meine komplette Wirklichkeitserfahrung lediglich eingebildet, ich bin an einen Computer angeschlossen, die Matrix oder schlafe.


:hdf:
Dito, Arschloch. :-)


Mir ist schon klar, daß Du Dich angegriffen fühlst. Ich ziehe Dir schließlich den Boden unter den Füßen weg, indem ich Dir unterstelle, daß Du Deinen Glauben, und sei er auch noch so schwach, nicht zugibst, weil Du Mensch bist und Zweifel hast.
Soso, großer Meister. Woran genau hab ich Zweifel?

Der_Deutsche
07.07.2013, 20:37
Aha. Du weißt also nicht, was 'Defintion' bedeutet?


Es ist ein Konzept, keine Erfahrung. Erfahren kann man nur, was existiert.


Dann existiert Gott, denn Gläubige erfahren ihn und da auch Du glaubst, zumindest in Deinen Zweifeln, existiert er auch für Dich.



Jede Art von Emotion ist lediglich eine Interpretation Deines Körpers von der Außenwelt. Das kannst Du als 'Gott' definieren, wenn Du das für richtig hältst. Mir egal.

Hört, hört, reiner Materialismus, es gibt nichts Transzendentes, nichts Metaphysisches! Wie gut, daß Du das beweisen kannst.
Allerdings ist der unendliche Regreß der Rechtfertigung ein fruchtloses Unterfangen.



Muss ich die ganze Zeit tun. Tatsächlich kann ich auch nicht beweisen, dass mein Computer existiert; möglicherweise ist er lediglich eine Simulation eines Computers und meine komplette Wirklichkeitserfahrung lediglich eingebildet, ich bin an einen Computer angeschlossen, die Matrix oder schlafe.


Verzweifelte Worte eines verzweifelten Mannes: Cogito ergo sum!



Soso, großer Meister. Woran genau hab ich Zweifel?

Ja Schüler, Du zweifelst an der Nichtexistenz Gottes. Alles andere nehme ich Dir nicht ab, weil diese Form der Absolutheit infantil wäre.

Disclaimer
Bevor das hier ausartet: ich bin mit Sicherheit weder bigott noch Zelot, ich bin voller Zweifel (insbesondere Selbstzweifel) und bezweifle sogar ernsthaft zu zweifeln (wir bedürfen ja auch nicht des gesund scheinens, sondern des gesundseins). Vielleicht bevorzuge ich deshalb das Thomas Evangelium.

Der_Deutsche
07.07.2013, 20:38
@ Leo Navis

Warum hast Du feige Sau den "Hurensohn" durch "Arschloch" ersetzt? Ich nehme Dir das eine so wenig übel wie das andere... :))

Leo Navis
07.07.2013, 20:44
Dann existiert Gott, denn Gläubige erfahren ihn und da auch Du glaubst, zumindest in Deinen Zweifeln, existiert er auch für Dich.
Das ergibt keinerlei Sinn. Gläubige interpretieren etwas, das sie erfahren, als Gott. Und? Du kannst das auch als den Teufel interpretieren, als Zeus, der in Dir wirkt, oder Liilith. Existieren die auch alle?


Hört, hört, reiner Materialismus, es gibt nichts Transzendentes, nichts Metaphysisches! Wie gut, daß Du das beweisen kannst.
Allerdings ist der unendliche Regreß der Rechtfertigung ein fruchtloses Unterfangen.
Hab ich keineswegs bewiesen; scheint mir allerdings die beste und naheliegendste Erklärung. :-)


Verzweifelte Worte eines verzweifelten Mannes: Cogito ergo sum!
Cogito ergo sum beschreibt lediglich, das, nicht, was Du bist. Du könntest auch eine an einen Computer angeschlossene Ratte sein die in einem Experiment die Welt eines Menschen simuliert bekommt.

Dein Zweifel beweist übrigens, dass das tatsächlich der Fall ist. Oder kannst Du das Gegenteil beweisen?


Ja Schüler, Du zweifelst an der Nichtexistenz Gottes. Alles andere nehme ich Dir nicht ab, weil diese Form der Absolutheit infantil wäre.
Ich zweifel nicht an der Nichtexistenz Gottes, ich behaupte überhaupt nicht erst zu wissen, dass Gott nicht existierte. Jesus Christus, Herr im Himmel ...

Und nein, das ist eine Redewendung, keine Anrufung.

Leo Navis
07.07.2013, 20:45
@ Leo Navis

Warum hast Du feige Sau den "Hurensohn" durch "Arschloch" ersetzt? Ich nehme Dir das eine so wenig übel wie das andere... :))
Mir war die Möglichkeit in den Sinn gekommen, dass 'Hurensohn' zur Eskalation führen könnte.

Centaur
07.07.2013, 21:36
Ich würde das Thema Atheismus vs. Agnostizismus eher pragmatisch sehen. Wer nicht an einen Gott glaubt, der ist in meinen Augen Atheist. Ein Agnostiker ist jemand, der sich unsicher ist, ob ein Gott existiert oder nicht (Unsicherheiten unter einem Prozent würde ich nicht zählen). Mit Beweisen gegen Gott hat das eigentlich erstmal nichts zu tun. Ein Gläubiger hat ja schließlich auch keine Beweise, warum sollte ein Atheist/Agnostiker welche haben.

Der_Deutsche
07.07.2013, 21:40
Das ergibt keinerlei Sinn. Gläubige interpretieren etwas, das sie erfahren, als Gott. Und? Du kannst das auch als den Teufel interpretieren, als Zeus, der in Dir wirkt, oder Liilith. Existieren die auch alle?


Die Interpretation der Erfahrung ergibt sich aus der Religion. Ich könnte mir allerdings vorstellen (synonym für ich glaube im nicht-religiösen Sinne :schelm: ), daß dies alles Versionen von Gott sein können. Was andere Menschen erfahren haben, insbesondere vor langer Zeit, muß ich aber nicht rechtfertigen.



Cogito ergo sum beschreibt lediglich, das, nicht, was Du bist. Du könntest auch eine an einen Computer angeschlossene Ratte sein die in einem Experiment die Welt eines Menschen simuliert bekommt.


Du hast mich nicht verstanden und erst recht nicht Descartes. Sein Motiv für den Satz cogito ergo sum war eben seine Verzweiflung durch den Zweifel bishin zu seiner Existenz. Was Du in obigem Zitat beschreibst beinhaltet exakt diesen Zweifel, auch wenn er Deinerseits nur flappsig gemeint ist. Im Übrigen verweise ich Dich auf Existenzprimat und Wahrnehmungsrealismus.



Ich zweifel nicht an der Nichtexistenz Gottes, ich behaupte überhaupt nicht erst zu wissen, dass Gott nicht existierte. Jesus Christus, Herr im Himmel ...

Und nein, das ist eine Redewendung, keine Anrufung.

Da hast Du Dich jetzt aber selbst überholt:

O-Ton Leo Navis: Ich zweifel nicht an der Nichtexistenz Gottes, ich behaupte überhaupt nicht erst zu wissen, dass Gott nicht existierte.

Du behauptest also nicht zu wissen, daß Gott nicht existiert. Das nenne ich konsequenten Glauben. Ich nehme an, Du wolltest sagen:

(...) ich behaupte nicht zu wissen, ob Gott existiert. Einverstanden?

Aus agnostischer Perspektive betrachtet liegst Du aber schon wieder falsch, denn Du beantwortest die Frage, stellst sie somit und arbeitest entgegen Deiner Erkenntnisfähigkeit. Und wenn Du mir jetzt nochmal damit kommst, daß die Hauptperson des Agnostizismus veraltet ist und durch ein "ich hab keine Ahnung" ersetzt werden kann, dann reiß ich Dir Dein Köpchen ab. :)) Du würdest in diesem Fall die erkenntnistheoretischen Grundlagen verleugnen und aus einem philosophischen Erkenntnisweg eine Beliebigkeit basteln. Genau das wird es aber für Dich sein - beliebig. Im Gegenzug könnte man behaupten, was Marx im kommunistischen Manifest ausblubberte ist überholt, ab jetzt gelten für den Kommunismus neoliberale Inhalte. Das hieße dann aber, daß Milton Friedman Kommunist war...

Und mißbrauche hier nicht den Namen des Herrn! :D :lach:

Leo Navis
07.07.2013, 21:51
Die Interpretation der Erfahrung ergibt sich aus der Religion. Ich könnte mir allerdings vorstellen (synonym für ich glaube im nicht-religiösen Sinne :schelm: ), daß dies alles Versionen von Gott sein können. Was andere Menschen erfahren haben, insbesondere vor langer Zeit, muß ich aber nicht rechtfertigen.
Du kannst Dir vorstellen was Du für richtig hältst. Da bin ich tolerant. :-)


Du hast mich nicht verstanden und erst recht nicht Descartes. Sein Motiv für den Satz cogito ergo sum war eben seine Verzweiflung durch den Zweifel bishin zu seiner Existenz. ...
Ist mir völlig egal, was sein Motiv war. Das Wichtige ist, was dieser Satz aussagt.


Was Du in obigem Zitat beschreibst beinhaltet exakt diesen Zweifel, auch wenn er Deinerseits nur flappsig gemeint ist. Im Übrigen verweise ich Dich auf Existenzprimat und Wahrnehmungsrealismus.
Aha. Schon am Ende Deiner Weisheit?


Da hast Du Dich jetzt aber selbst überholt:

O-Ton Leo Navis: Ich zweifel nicht an der Nichtexistenz Gottes, ich behaupte überhaupt nicht erst zu wissen, dass Gott nicht existierte.

Du behauptest also nicht zu wissen, daß Gott nicht existiert. Das nenne ich konsequenten Glauben. Ich nehme an, Du wolltest sagen:

(...) ich behaupte nicht zu wissen, ob Gott existiert. Einverstanden?

Was ich sagen will oder nicht überlässt Du hübsch mir, Bürschchen. Wenn Du etwas nicht verstehst, dann sag das, aber tu nicht so, als wäre ich für Dein Unwissen verantwortlich.

Ich weiß nicht, ob Gott existiert, und ich weiß nicht, ob Gott nicht existiert. Jetzt klarer?

Wenn ich aber gar nicht erst behaupte, das eine oder andere zu wissen, kann ich an dem nicht vorhandenen Wissen natürlich auch nicht zweifeln. Kapiert?


Aus agnostischer Perspektive betrachtet liegst Du aber schon wieder falsch, denn Du beantwortest die Frage, stellst sie somit und arbeitest entgegen Deiner Erkenntnisfähigkeit. Und wenn Du mir jetzt nochmal damit kommst, daß die Hauptperson des Agnostizismus veraltet ist und durch ein "ich hab keine Ahnung" ersetzt werden kann, dann reiß ich Dir Dein Köpchen ab. :)) Du würdest in diesem Fall die erkenntnistheoretischen Grundlagen verleugnen und aus einem philosophischen Erkenntnisweg eine Beliebigkeit basteln.
Völliger Quark. Lies Popper; wir können gar nichts erkennen, außer, dass irgendetwas existiert. Ja, das ist völlige Beliebigkeit. Ich bewerte die Welt und die Theorien, die versuchen sie zu beschreiben, auch nicht nach ihrem Wahrheitswert, weil das ob meiner fehlenden Mittel zur Determinierung eines Wahrheitsgehalts von irgendiener Theorie - außer der einen - völlig sinnlos wäre, sondern nach ihrer Nützlichkeit; das hat sich als sehr viel nützlicher für mein Wohlbefinden herausgestellt.

Der_Deutsche
07.07.2013, 22:18
Ich weiß nicht, ob Gott existiert, und ich weiß nicht, ob Gott nicht existiert. Jetzt klarer?


Siehst Du, Du kannst es doch. Gib Dir etwas Mühe und Du schaffst die Versetzung ganz knapp.



Wenn ich aber gar nicht erst behaupte, das eine oder andere zu wissen, kann ich an dem nicht vorhandenen Wissen natürlich auch nicht zweifeln. Kapiert?


Du zweifelst nicht am Wissen, da Du über Gott nichts wissen kannst. Der Zweifel ergibt sich von selbst, indem Du nachdenkst, was Du ja gerade tust - oder...? Willst Du mir vielleicht sagen, Du hättest noch nie auch nur den geringsten Zweifel an Deinen eigenen Vorstellungen gehabt? Ich kenne nur zwei Kategorien von Menschen, die das von sich behaupten: Tommy Lynn Sells, als Vertreter der einen und Salafisten, als Vertreter der anderen.



Völliger Quark. Lies Popper; wir können gar nichts erkennen, außer, dass irgendetwas existiert. Ja, das ist völlige Beliebigkeit. Ich bewerte die Welt und die Theorien, die versuchen sie zu beschreiben, auch nicht nach ihrem Wahrheitswert, weil das ob meiner fehlenden Mittel zur Determinierung eines Wahrheitsgehalts von irgendiener Theorie - außer der einen - völlig sinnlos wäre, sondern nach ihrer Nützlichkeit; das hat sich als sehr viel nützlicher für mein Wohlbefinden herausgestellt.

Muahaha... Existenzprimat! Da haben wir es ja, unbewußt, aber immerhin. Und beliebig ist daran nichts, wäre es so, könnte uns das Seiende gleichzeitig entzogen und zugänglich sein. Das wäre indes eine Frage für Burkhard Heim.

Und bleib mir mit Popper vom Hals. Da kann er mir stellenweise noch so sympathisch sein, mit seinem Falsifikationismus hat er die Wissenschaft paralysiert.

Leo Navis
07.07.2013, 22:27
Siehst Du, Du kannst es doch. Gib Dir etwas Mühe und Du schaffst die Versetzung ganz knapp.
Moah, langsam wird das langweilig.


Du zweifelst nicht am Wissen, da Du über Gott nichts wissen kannst. Der Zweifel ergibt sich von selbst, indem Du nachdenkst, was Du ja gerade tust - oder...? Willst Du mir vielleicht sagen, Du hättest noch nie auch nur den geringsten Zweifel an Deinen eigenen Vorstellungen gehabt? Ich kenne nur zwei Kategorien von Menschen, die das von sich behaupten: Tommy Lynn Sells, als Vertreter der einen und Salafisten, als Vertreter der anderen.
Ich hab den Zweifel zum Prinzip gemacht, bis ich zum Ende kam. Es gibt keinen Zweifel mehr für mich, weil ich offen sage, dass ich gar nichts weiß, außer das eine: Dass irgendetwas existiert.


Muahaha... Existenzprimat! Da haben wir es ja, unbewußt, aber immerhin. ...
Öhm ... wo war das denn bitte gerade 'Unbewusst'?

An der Aussage 'Irgendetwas existiert' zweifle ich aus dem einfachen Grund nicht, dass mir keine Alternativtheorie dazu einfällt. Die Aussage ist so einfach, dass ich sie anscheinend nicht anzweifeln kann.

Popper indes war ein genialer Kerl. Ich praktiziere seinen kritischen Rationalismus sehr gerne. Ein schönes Mittel.

Letzten Endes ist zur Gestaltung des Lebens solcherlei Fragerei ziemlich irrelevant. Es hat mir nur insofern geholfen, als dass ich mittlerweile weiß, dass alles umgeworfen werden kann in dieser Welt. Trotzdem verlasse ich mich im Normalfall einfach auf meine Sinne und alles ist tutti.

Agesilaos Megas
10.07.2013, 01:55
Öhm, sorry, aber was Du tust, ist, eine nicht mehr aktuelle Definition vom Agnostizismus zu nehmen, und diese dann für unsinnig zu erklären.

Meiner Meinung nach ist in diesen Dingen 'Ich weiß es nicht' die einzig logische Antwort; und diese Art zu denken bezeichnet man heute als 'Agnostizismus'.




Ja, es ist allzu theoretisierend und nicht zielführend, Huxleys Rezeption antiker Logikspielereien dem praktischen Agnostizismus überzustülpen. Agnostizismus kann in einer skeptischen Form eine "Haltung" sein: A-gnost-izismus = Un-erkennen-verhalten wie = "sich wie einer verhalten, der nichts erkennt". Ja, richtig. agnoein heißt nicht etwa "nichts wissen", sondern wörtlich "nichts erkennen". Das Erkennen führt zum Wissen, das Nicht-Erkennen zum Nicht-Wissen. Soweit der Logismus. Wäre da nicht das -izismus. agnostizein - Verben auf -izein machen eine feine Nuance: "sich verhalten wie". Und darin liegt das Praktische: Durch die b e w u s s t e Annahme einer nicht das zu Erkennende erkennen wollenden Haltung wird nicht etwa der Logismus "nicht erkennen = nicht wissen" herbeigerufen, sondern der Zwang des zu Erkennenden, den Erkenner von seiner Wahrheit zu "überzeugen". Der praktische Agnostizismus blendet den sturen Logismus "nichts erkennen = nichts wissen" aus, sondern geht eher einer skeptischen Funktion nach: "Wenn ich nichts erkennen will (-izein), muss zwangsweise nur das durch Selektion wahr sein, was entweder wirklich wahr ist (Gegensatz zum Logismus) oder, was nur der Wahrheit ein Stück näher ist.

Der Terminus MUSS so in der wissenschaftlichen Praxis gebraucht werden. Schauen wir uns an, dass er konträr zum älteren Theologismus "Gnosis" gebildet worden ist: Das gignoskein ("Erkennen") einer metaphysischen Welt und göttlichen Offenbarung taucht im Judentum und Christentum auf und ist für eine Zeit belegt, in welcher die Ideenlehre Platons, die Aporien und die Relativierungselemente der Erkenntnis schon bekannt waren. Parallel zum Gnostizismus kamen z.B. die christlichen Agnoeten hervor, der klassisch hellenischen Denkweise folgend, den Agnoetismus begründend: Christus = Mensch = mangelnde Erkenntnis = Erkenntnis? Die Agnoeten sind keine Agnostiker, wurden aber spöttisch als "Unwissende" (agnoein) bezeichnet, wie ja auch Huxley auf jenes agnoein in akademischer Manier gegenüber der Gnosis zurückgegriffen hat.

Wir sehen: Huxley, ein Mensch, hat einen Terminus geschaffen, der formal schon rezipiert worden ist und ein altes, rezipiertes Muster kontrastiert. DAS ist der Kern. Huxley vermochte nicht, seine Ideen in EINEN Terminus zu packen, da Sprache selbst menschlich ist und mangelhaft: So musste die Rezeption eines Theologismus herhalten: Gnostizismus, der bereits schon das Deutungsfeld beeinflusst: Huxley hat kein Recht, ihn zu definieren, da er selbst rezipiert, obgleich er neudeutet, resp. hat kein Forist das Recht, Huxleys Logismen zu missbrauchen, indem er sie vllt. missdeutet: "Weil Huxley meint, man solle letztendlich keine Fragen stellen, heißt das für mich, dass ich hier keine Frage stelle." Selbst das liegt agnostisch im Dunklen: Ein Mensch liest eines Menschen Sentenz und will daraus den richtigen methodischen Schluss ziehen? Das mit den menschlichen Mitteln der Unwahrheit, der Sprache?

Von diesen logischen Spielereien ist - Gott sei Dank - der praktische Agnostizismus weit entfernt. Er begnügt sich mit dem Wahrscheinlichen, Vermuteten und Möglichen, nicht mit dem Wahren. Kein Geisteswissenschaftler könnte nach starr logistischer Definition agnostisch arbeiten: "Ciceros de re publica rekonstruieren? Nein, lass sein! Wissen's eh nicht!", "Jahwe hinterfragen? Ist zu wenig überliefert, lass sein!" etc. - DIESE SACHE wurde bisher viel zu selten thematisiert. Erst das Forschen nach dem Unerkannten und die bescheidene HOFFNUNG resp. GLAUBE, etwas zu finden, was per Logik unmöglich sei, hat Latinisten Fragmente der de re publica finden lassen und Orientalisten Quellen über Jahwe - DAS ist die Konzession, die ein r e a l e r und nicht logisierender Agnostizismus bewältigen muss. Hingegen muss er fragen: "Kann ich diese Stelle WIRKLICH zur Rekonstruktion heranziehen?"

Und hierin offenbart sich der Theologismus im Agnostizismus: Der Agnostiker hatte seine "Offenbarung" noch nicht und sucht sie. Diese Theologismus ist (gewollter, ungewollter?) Teil des Terminus.

Leo Navis
10.07.2013, 07:46
Ja, es ist allzu theoretisierend und nicht zielführend, Huxleys Rezeption antiker Logikspielereien dem praktischen Agnostizismus überzustülpen. Agnostizismus kann in einer skeptischen Form eine "Haltung" sein: A-gnost-izismus = Un-erkennen-verhalten wie = "sich wie einer verhalten, der nichts erkennt". Ja, richtig. agnoein heißt nicht etwa "nichts wissen", sondern wörtlich "nichts erkennen". Das Erkennen führt zum Wissen, das Nicht-Erkennen zum Nicht-Wissen. Soweit der Logismus. Wäre da nicht das -izismus. agnostizein - Verben auf -izein machen eine feine Nuance: "sich verhalten wie". Und darin liegt das Praktische: Durch die b e w u s s t e Annahme einer nicht das zu Erkennende erkennen wollenden Haltung wird nicht etwa der Logismus "nicht erkennen = nicht wissen" herbeigerufen, sondern der Zwang des zu Erkennenden, den Erkenner von seiner Wahrheit zu "überzeugen". Der praktische Agnostizismus blendet den sturen Logismus "nichts erkennen = nichts wissen" aus, sondern geht eher einer skeptischen Funktion nach: "Wenn ich nichts erkennen will (-izein), muss zwangsweise nur das durch Selektion wahr sein, was entweder wirklich wahr ist (Gegensatz zum Logismus) oder, was nur der Wahrheit ein Stück näher ist.

Der Terminus MUSS so in der wissenschaftlichen Praxis gebraucht werden. Schauen wir uns an, dass er konträr zum älteren Theologismus "Gnosis" gebildet worden ist: Das gignoskein ("Erkennen") einer metaphysischen Welt und göttlichen Offenbarung taucht im Judentum und Christentum auf und ist für eine Zeit belegt, in welcher die Ideenlehre Platons, die Aporien und die Relativierungselemente der Erkenntnis schon bekannt waren. Parallel zum Gnostizismus kamen z.B. die christlichen Agnoeten hervor, der klassisch hellenischen Denkweise folgend, den Agnoetismus begründend: Christus = Mensch = mangelnde Erkenntnis = Erkenntnis? Die Agnoeten sind keine Agnostiker, wurden aber spöttisch als "Unwissende" (agnoein) bezeichnet, wie ja auch Huxley auf jenes agnoein in akademischer Manier gegenüber der Gnosis zurückgegriffen hat.

Wir sehen: Huxley, ein Mensch, hat einen Terminus geschaffen, der formal schon rezipiert worden ist und ein altes, rezipiertes Muster kontrastiert. DAS ist der Kern. Huxley vermochte nicht, seine Ideen in EINEN Terminus zu packen, da Sprache selbst menschlich ist und mangelhaft: So musste die Rezeption eines Theologismus herhalten: Gnostizismus, der bereits schon das Deutungsfeld beeinflusst: Huxley hat kein Recht, ihn zu definieren, da er selbst rezipiert, obgleich er neudeutet, resp. hat kein Forist das Recht, Huxleys Logismen zu missbrauchen, indem er sie vllt. missdeutet: "Weil Huxley meint, man solle letztendlich keine Fragen stellen, heißt das für mich, dass ich hier keine Frage stelle." Selbst das liegt agnostisch im Dunklen: Ein Mensch liest eines Menschen Sentenz und will daraus den richtigen methodischen Schluss ziehen? Das mit den menschlichen Mitteln der Unwahrheit, der Sprache?

Von diesen logischen Spielereien ist - Gott sei Dank - der praktische Agnostizismus weit entfernt. Er begnügt sich mit dem Wahrscheinlichen, Vermuteten und Möglichen, nicht mit dem Wahren. Kein Geisteswissenschaftler könnte nach starr logistischer Definition agnostisch arbeiten: "Ciceros de re publica rekonstruieren? Nein, lass sein! Wissen's eh nicht!", "Jahwe hinterfragen? Ist zu wenig überliefert, lass sein!" etc. - DIESE SACHE wurde bisher viel zu selten thematisiert. Erst das Forschen nach dem Unerkannten und die bescheidene HOFFNUNG resp. GLAUBE, etwas zu finden, was per Logik unmöglich sei, hat Latinisten Fragmente der de re publica finden lassen und Orientalisten Quellen über Jahwe - DAS ist die Konzession, die ein r e a l e r und nicht logisierender Agnostizismus bewältigen muss. Hingegen muss er fragen: "Kann ich diese Stelle WIRKLICH zur Rekonstruktion heranziehen?"
...
Bis hierhin: Super.


Und hierin offenbart sich der Theologismus im Agnostizismus: Der Agnostiker hatte seine "Offenbarung" noch nicht und sucht sie. Diese Theologismus ist (gewollter, ungewollter?) Teil des Terminus.
Der Agnostiker sucht seine Offenbarung?

Ich persönlich sehe mich als Agnostiker, und meine "Religion" ist hauptsächlich ein Mischmasch aus Katholizismus, Buddhismus und Taoismus; und halt einfachem Leben. Ich lebe nach gewissen Ideen und Regeln, die ich für sinnvoll erachte, und glaube nicht, dass darüber hinaus noch groß etwas kommt, außer, dass ich diese Regeln vervollkommne und vervollständige.

Insofern suche ich nicht nach einer Offenbarung, sondern habe sie längst gefunden: Das Leben ist simpel und meines benötigt auch keinen Gott. Aber sollte morgen einer auftauchen, so heiße ich auch ihn willkommen.

Agesilaos Megas
10.07.2013, 11:34
Bis hierhin: Super.


Der Agnostiker sucht seine Offenbarung?

Ich persönlich sehe mich als Agnostiker, und meine "Religion" ist hauptsächlich ein Mischmasch aus Katholizismus, Buddhismus und Taoismus; und halt einfachem Leben. Ich lebe nach gewissen Ideen und Regeln, die ich für sinnvoll erachte, und glaube nicht, dass darüber hinaus noch groß etwas kommt, außer, dass ich diese Regeln vervollkommne und vervollständige.

Insofern suche ich nicht nach einer Offenbarung, sondern habe sie längst gefunden: Das Leben ist simpel und meines benötigt auch keinen Gott. Aber sollte morgen einer auftauchen, so heiße ich auch ihn willkommen.


Es ist eine feine Nuancierung, da der Begriff "gegen" den Gnostizismus gebildet worden ist. Diese Offenbarung ist nicht religiöser Natur, sondern impliziert einen nicht-religiösen Erkenntnisprozess. Ich wollte damit die Bedeutungsvielfalt des Terminus ausschöpfen.

Leo Navis
10.07.2013, 11:35
Es ist eine feine Nuancierung, da der Begriff "gegen" den Gnostizismus gebildet worden ist. Diese Offenbarung ist nicht religiöser Natur, sondern impliziert einen nicht-religiösen Erkenntnisprozess. Ich wollte damit die Bedeutungsvielfalt des Terminus ausschöpfen.
Ah, ok. Dann hab ich das schlichtweg falsch verstanden. So kann ich mich dem vollumfänglich anschließen. :-)

Agesilaos Megas
10.07.2013, 11:50
Ah, ok. Dann hab ich das schlichtweg falsch verstanden. So kann ich mich dem vollumfänglich anschließen. :-)

Das Problem, warum man ausschöpfen muss, ist, dass Du keinen neuen Terminus schaffen kannst, ohne auf etwas Bekanntes zurückzugreifen - vor allem bei a- und anti-. So ist der Agnostizismus vom älteren Gnostizismus/Gnosis beeinflusst, der Antisemitismus vom Semitismus etc.

Und auch Huxleys Logismen sind wegen der Größe des Begriffs nicht absolut zu nehmen... was wohl der Ursprung der Diskussion war.