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Vollständige Version anzeigen : Die Ursprünge der Popmusik - Der Jazz! >%-)



Heifüsch
21.06.2013, 13:45
Demnächst, im März 2017, jährt sich die Veröffentlichung der ersten Jazzplatte zum hundertsten mal! Die Aufnahme des "Livery Stable Blues" der "Original Dixieland Jass Band" Nick LaRoccas mitten im ersten Weltkrieg markierte den Übergang von der alten Massenmusikkultur mit ihren braven Operetten, Walzern, Polkas und Marschmusiken hin zu einem revolutionären Jugendkult, der sich über den Swing, R&B, Rock´n Roll usw. bis in die heutige Zeit fortgesetzte.

Der Jazz war übrigens eine Erfindung gutbürgerlicher Italoamerikaner im New Orleans der mittleren 1910er Jahre und wurde erst einige Jahre später (zurecht übrigens) zum Inbegriff schwarzer Musik :-)

http://en.wikipedia.org/wiki/Livery_Stable_Blues


http://www.youtube.com/watch?v=5WojNaU4-kI

Ziemlich schräg und für heutige Ohren etwas ungewohnt, das Ganze. Aber auch damals empörte sich eine New Orleanser Zeitung über diesen Krach, der aus Chicago und New York in den Süden zurückschwappte. Man dementierte ganz entschieden, etwas mit dieser höllischen Band zu tun zu haben, die sich doch sehr von den heimischen Rumba- Walzer- Son- und Ragtimebands unterschied.

Es würde mich freuen, wenn dieses Thema etwas mehr als eine Kommentarseite füllen würde. Vielleicht sogar zwei :-)

Do you like Jazz...?

Stadtknecht
21.06.2013, 14:22
http://www.youtube.com/watch?v=mh6OAIP8Quo

Sathington Willoughby
21.06.2013, 14:39
Lasset die Musik sprechen statt der Worte!

http://www.youtube.com/watch?v=2QU60y0JGOk

http://www.youtube.com/watch?v=G8gIDGUclyE
Jazzrock ist recht spät gekommen, aber einfach genial!

Heifüsch
21.06.2013, 15:53
http://www.youtube.com/watch?v=mh6OAIP8Quo

Obercool! Der Bluesgesang bereicherte den ursprünglichen Jazz entgegen allen Annahmen zwar erst seit Beginn der 20er Jahre, krempelte diese Musik dann aber auch richtig um. :-)

Heifüsch
21.06.2013, 16:03
Lasset die Musik sprechen statt der Worte!

http://www.youtube.com/watch?v=2QU60y0JGOk

http://www.youtube.com/watch?v=G8gIDGUclyE
Jazzrock ist recht spät gekommen, aber einfach genial!
Das hat eigentlich jede Menge Elemente aus dem Cool- und Freejazz. Aber auch die haben kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Jazz zu tun, der Ende der 20er Jahre zum Swing wurde und nach dem Krieg letztlich versandete bzw. in vollkommen anderen Stilen aufging.

Was diese Aufnahmen mit der von 1917 verbindet, ist dagegen die freie Improvisation, die damals zum ersten mal auf Platte zu hören war. Der direkte Vorgängerstil des "Ragtime" war ja noch strikt durchkomponiert und wurde deshalb wie zu Bachs Zeiten vom Blatt gespielt >&.)=

Efna
21.06.2013, 16:12
Demnächst, im März 2017, jährt sich die Veröffentlichung der ersten Jazzplatte zum hundertsten mal! Die Aufnahme des "Livery Stable Blues" der "Original Dixieland Jass Band" Nick LaRoccas mitten im ersten Weltkrieg markierte den Übergang von der alten Massenmusikkultur mit ihren braven Operetten, Walzern, Polkas und Marschmusiken hin zu einem revolutionären Jugendkult, der sich über den Swing, R&B, Rock´n Roll usw. bis in die heutige Zeit fortgesetzte.

Der Jazz war übrigens eine Erfindung gutbürgerlicher Italoamerikaner im New Orleans der mittleren 1910er Jahre und wurde erst einige Jahre später (zurecht übrigens) zum Inbegriff schwarzer Musik :-)

http://en.wikipedia.org/wiki/Livery_Stable_Blues


http://www.youtube.com/watch?v=5WojNaU4-kI

Ziemlich schräg und für heutige Ohren etwas ungewohnt, das Ganze. Aber auch damals empörte sich eine New Orleanser Zeitung über diesen Krach, der aus Chicago und New York in den Süden zurückschwappte. Man dementierte ganz entschieden, etwas mit dieser höllischen Band zu tun zu haben, die sich doch sehr von den heimischen Rumba- Walzer- Son- und Ragtimebands unterschied.

Es würde mich freuen, wenn dieses Thema etwas mehr als eine Kommentarseite füllen würde. Vielleicht sogar zwei :-)

Do you like Jazz...?

Aus Jazz, Blues und Swing sind so ziemlich alle modernen Musikgenre entstanden....

Heifüsch
21.06.2013, 16:41
Die haben den Weg bereitet, stimmt!
Wobei es genaugenommen die verruchten 2oer Jahre waren, die die typische metropole Subkultur amerikanischer Großstädte hervorbrachte. Lustigerweise ausgelöst durch ein frömmlerisches Gesetz, das den Leuten den Alkohol verbieten wollte :-) Diese Prohibition förderte dann erst das Entstehen dieser Schattenwelt aus Gangstertum und illegalen Kneipen, die sich gegenseitig die Kundschaft durch immer neue Attraktionen abwerben mussten. Unzählige Jazzbands entstanden damals in Chicago, New York oder auch Kansas City, die die eigentlichen Zentren dieser neuen Musik waren und eben nicht New Orleans, wie man oft annimmt.
Selbst im abgelegenen Berlin gastierte eine amerikanische Band, die hier über 65 Plattenaufnahmen machte, die heute zu den gesuchtesten überhaupt gehören.

"Arthur Briggs and the Savoy Syncopators" mit dem "Bugle Call Rag", 1927 in Berlin:


https://www.youtube.com/watch?v=TkgWgmEkpss

Mit zum Jazzigsten, was Berlin selbst aufbieten konnte, waren solche fragwürdigen Titel, bei denen man nie weiß, ob man sie nicht doch eher zur Operettenmusik zählen sollte oder zu was auch immer. Schluchzende Geigen und Jazz halte ich sowieso für unvereinbar. Man kann da mal kurz reinhören, sollte das aber nicht übertreiben... >%.(


http://www.youtube.com/watch?v=tTG08AKVod0

Heifüsch
21.06.2013, 16:55
Aus London stammt diese geniale Aufnahme von 1925. The Savoy Orpheans mit Charleston:


http://www.youtube.com/watch?v=X_dArVFSQ4s

Sathington Willoughby
21.06.2013, 17:01
Das hat eigentlich jede Menge Elemente aus dem Cool- und Freejazz. Aber auch die haben kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Jazz zu tun, der Ende der 20er Jahre zum Swing wurde und nach dem Krieg letztlich versandete bzw. in vollkommen anderen Stilen aufging.

Was diese Aufnahmen mit der von 1917 verbindet, ist dagegen die freie Improvisation, die damals zum ersten mal auf Platte zu hören war. Der direkte Vorgängerstil des "Ragtime" war ja noch strikt durchkomponiert und wurde deshalb wie zu Bachs Zeiten vom Blatt gespielt >&.)=

Wobei die klassischen Komponisten auch oft nicht wollten, dass alles vom Blatt gespielt wird, sondern von den Interpreten mit eigenem Leben gefüllt wird.
Aber sehr interessant, die Ursprünge des JaSS (ui, Autobahn!!!)

Heifüsch
21.06.2013, 17:14
Wobei die klassischen Komponisten auch oft nicht wollten, dass alles vom Blatt gespielt wird, sondern von den Interpreten mit eigenem Leben gefüllt wird.
Aber sehr interessant, die Ursprünge des JaSS (ui, Autobahn!!!)
Nix Autobahn :-) "Jass" war wohl ein Chicagoer Slangausdruck, den man heute nicht mehr genau deuten kann. Die ODJB schmückte ihre Plakate damit und ärgerte sich darüber, daß böse Menschen regelmäßig das "J" entfernten, wobei nur noch das "ass" zu sehen war. Nach der Umbenennung in "Jazz" war dieser nachvollziehbare Anreiz dann wohl weg :-)
Was die Klassiker angeht war der Interpretation allerdings ein sehr enger Rahmen gesetzt und eine Improvisation im Sinne einer eigenmächtigen Abänderung eines vorgegebenen Themas gab´s natürlich nicht. Insofern war der Jazz etwas vollkommen Neues, da der Interpret selbst ein Stück weit zum Komponisten wurde. Später im Swing kam dann allerdings wieder der Zwang zur Konformität auf und die Stücke wurden streng durcharrangiert. Nur die Solos waren dann noch zur freien Entfaltung des Musikers freigegeben.

Heifüsch
21.06.2013, 22:29
Apropos Klassik, ... Rimsky Korsakovs berühmter "Song of India" wurde durch die Jazzbearbeitung plötzlich tanzbar. Hier die wunderschöne Originalfassung:


https://www.youtube.com/watch?v=LZK93C5WUaQ

Und hier die Bearbeitung durch den New Yorker Bandleader Paul Whiteman:


https://www.youtube.com/watch?v=HDv3vx-tjTQ

Heifüsch
21.06.2013, 22:47
Zum absoluten Hit wurde dieser Titel dann 1938 durch die Swing-Fassung Tommy Dorseys. Man muß hier allerdings die Gema etwas umschiffen, um sich dieses Video anzusehen :-(


http://www.youtube.com/watch?v=5hDWIg4FGJs

Hier ne Fassung, die komischerweise nicht mit dem Gema-Bann belegt ist. Sam Donahue spielte allerdings auch nicht in der ersten Liga der Swingbands :-(


http://www.youtube.com/watch?v=SHILFDWnUBk

Stadtknecht
22.06.2013, 06:18
Das hat eigentlich jede Menge Elemente aus dem Cool- und Freejazz. Aber auch die haben kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Jazz zu tun, der Ende der 20er Jahre zum Swing wurde und nach dem Krieg letztlich versandete bzw. in vollkommen anderen Stilen aufging.

Was diese Aufnahmen mit der von 1917 verbindet, ist dagegen die freie Improvisation, die damals zum ersten mal auf Platte zu hören war. Der direkte Vorgängerstil des "Ragtime" war ja noch strikt durchkomponiert und wurde deshalb wie zu Bachs Zeiten vom Blatt gespielt >&.)=



Also das ist ja nun mal gar nicht mein Geschmack.

Stadtknecht
22.06.2013, 06:23
Es gibt doch eine, wie ich finde sehr seltsame, Jazz-Stilrichtung, bei der eine meistens sehr füllige Negerin auf der Bühne steht und nichts anderes als etwa:

"Dab dabba dabba daaa"


singt und dabei von einem Klavier begleitet wird.

Stopblitz
22.06.2013, 06:28
Obercool! Der Bluesgesang bereicherte den ursprünglichen Jazz entgegen allen Annahmen zwar erst seit Beginn der 20er Jahre, krempelte diese Musik dann aber auch richtig um. :-)

Für mich klingt das so als hätte die Negermami ihre Zähne aus dem Mund genommen.

Heifüsch
22.06.2013, 11:00
Also das ist ja nun mal gar nicht mein Geschmack.

Ich habe ne Menge alter Schellackplatten, die musikalisch auch nicht immer nach meinem Geschmack sind, die aber die Entwicklung dieser Musik ganz gut erkennen lassen. Wenn man sich da mal richtig reinhört, merkt man, daß diese Jazz/Swing-Angelegenheit mit Beginn des ersten Weltkriegs definitiv erledigt war und alles was danach kam eigentlich andere Etiketten tragen sollte. Wobei Bebop und Cool Jazz natürlich nicht weniger aufregend sind :-)

Take that: "Take Five" >&.)=


https://www.youtube.com/watch?v=o2In5a9LDNg

Heifüsch
22.06.2013, 11:06
Es gibt doch eine, wie ich finde sehr seltsame, Jazz-Stilrichtung, bei der eine meistens sehr füllige Negerin auf der Bühne steht und nichts anderes als etwa:

"Dab dabba dabba daaa"

singt und dabei von einem Klavier begleitet wird.

Ella Fitzgerald? Ihre unmögliche Brille hat mich immer sehr gestört und auch ihre Gesangsdarbietungen waren noch nie nach meinem Geschmack, zumal sie diesen "Scat"-Gesang wie ich finde maßlos übertrieb. Louis Armstrong hat den übrigens in den 20er Jahren erfunden, als er bei einer Plattenaufnahme den Text vergessen hatte :-)

Stadtknecht
23.06.2013, 07:54
Ich habe ne Menge alter Schellackplatten, die musikalisch auch nicht immer nach meinem Geschmack sind, die aber die Entwicklung dieser Musik ganz gut erkennen lassen. Wenn man sich da mal richtig reinhört, merkt man, daß diese Jazz/Swing-Angelegenheit mit Beginn des ersten Weltkriegs definitiv erledigt war und alles was danach kam eigentlich andere Etiketten tragen sollte. Wobei Bebop und Cool Jazz natürlich nicht weniger aufregend sind :-)

Take that: "Take Five" >&.)=


https://www.youtube.com/watch?v=o2In5a9LDNg


Genial! Der gute alte Dave Brubeck.

Von diesem Stück gibt es übrigens eine Reggae-Version, natürlich nicht von Dave Brubeck, aber die ist auch richtig gut.

Stadtknecht
23.06.2013, 07:55
Ella Fitzgerald? Ihre unmögliche Brille hat mich immer sehr gestört und auch ihre Gesangsdarbietungen waren noch nie nach meinem Geschmack, zumal sie diesen "Scat"-Gesang wie ich finde maßlos übertrieb. Louis Armstrong hat den übrigens in den 20er Jahren erfunden, als er bei einer Plattenaufnahme den Text vergessen hatte :-)

Ella Fitzgerald könnte passen.

Aber die Geschichte mit Louis Armstrong ist auch gut.

Heifüsch
26.06.2013, 23:21
"Erster Weltkrieg" in #16 ist natürlich Quatsch. Der Zweite ist gemeint %-)