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Vollständige Version anzeigen : Hungerblockade?



Gratian
07.06.2013, 20:50
Warum heißt es eigentl. die Hungerblockade wurde erst Ende März '19 gelockert. Darunter versteh ich das deutschl. den großteil seiner Lebensmittel von Übersee einführt. Also lebten die deutschen größtenteils von Südfrüchten. Ergibt also Unsinn.
Mit dem Wort Düngemittelblockade "Chilesalpeter" kann ich mehr anfangen, stimmt das.
Man hat die Deutschen von Düngemitteln erzeugt durch Chilesalpeter abgeschnitten zwar wurde das Ganze durch Fritz haber zwar synthetisiert, aber steckte halt noch in den kinderschuhen.
Erst in der Zwischenkriegszeit wurde die dazugehörige Industrie gebaut. Stimmt das in groben Zügen?:?:?

Alleinstellungsmerkmal
10.08.2013, 22:00
Es ging nicht um Südfrüchte, sondern um klassische Getreide usw... Da es noch keine industrielle Landwirtschaft gab, war es nicht möglich mit der gegebenen Fläche Nahrung für 60 Mio. Menschen zu erzeugen. Bzw. wäre es vielleicht möglich gewesen, wenn (bereits zu Friedenszeiten) mehr Menschen ihre gutbezahlten Arbeitsstellen in der Industrie gegen schlechtbezahlte Landwirtschaftarbeitsstellen getauscht hätten.

Gratian
14.08.2013, 18:04
Es ging nicht um Südfrüchte, sondern um klassische Getreide usw... Da es noch keine industrielle Landwirtschaft gab, war es nicht möglich mit der gegebenen Fläche Nahrung für 60 Mio. Menschen zu erzeugen. Bzw. wäre es vielleicht möglich gewesen, wenn (bereits zu Friedenszeiten) mehr Menschen ihre gutbezahlten Arbeitsstellen in der Industrie gegen schlechtbezahlte Landwirtschaftarbeitsstellen getauscht hätten.
Deutschland führte Getreide ein? Von welchen Länder beispielsweise? War die Getreideeinfuhr über die See mehr als der Anbau im eigenen land?
Danke für die Antwort im voraus

Alleinstellungsmerkmal
15.08.2013, 15:40
Man liest teilweise sich widersprechende Dinge. Hauptexporteure von Getreiden waren 1913 die USA, Russland (vor allem die Ukraine), Kanada, Argentinien usw. ..
Die einen schreiben, dass 1913 ca. 1/3 des deutschen Nahrungsmittelbedarfs importiert werden mussten, andere schreiben, dass im Gegensatz zu England der Importbedarf minimal war.

http://www.digitalis.uni-koeln.de/JWG/jwg_104_45-55.pdf scheint teilweise ganz gut zu sein. Hier wird von ca. 4 Mio. t pro Jahr ausgegangen, die nach Deutschland exportiert wurden.
Unter Beachtung dessen, dass die Ukraine nicht die einzige Quelle (wenn auch die wesentliche) war und laut http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/wirtschaft/versorgung/ im Reich 27 Mio. t produziert wurden, hat man zumindest eine Hausnummer für die Größenordnungen.

Allerdings deutet die dhm-Quelle an, dass der Düngemittelmangel eventuell mindestest genau so große Einbußen zur Folge hatte, wie der Wegfall der Importe.

Im Hinblick auf die Getreideimporte fällt mir allerdings auf, dass die Blockade der Briten eigentlich nachrangig war, denn die Welthauptexporteure von Getreiden waren ohnehin Kriegsgegner des Reiches (mit Ausnahme von Argentinien) und hätten wohl auch ohne Blockade nichts mehr an das Reich verkauft.

Grüße =)

houndstooth
17.01.2014, 01:21
Warum heißt es eigentl. die Hungerblockade wurde erst Ende März '19 gelockert.

Irgendetwas muss von (versagenden) Administratoren und der biegsamen Presse dem ratlosem Volk zum 'Begreifen' unbegreifbarer Vorgaenge gegeben werden. Kleine , knappe, knackigen Satzhaeppchen sind ideal dafuer. "Krieg gegen Babies" zieht immer.

Die mundane Wirklichkeit liegt an der Tatsache dass nichts 'gelockert' wurde, sondern Berge von rein administrativen Problemen , wie z.B. Finanzierung, Logistik , Benoetigtes langsam in vielen Besprechungen in einigen internationalen Kommissionen mit und ohne DEU abgetragen werden mussten.

Ein grosses Problem dem sich die Alliierten gegenuebersahen, bestand darin , dass sich DEU bis April 1919 hartnaeckig geweigert hatte eine spezifische Auflage des 'Waffenstillstands' zu erfuellen : Ueberreichung seiner Handelschiffe . Die wurden dringendst gebraucht.

Deshalb kam es zur gegenseitigen Positionserstarrung - soetwas nennt man *Mexican standoff* - die Alliierten bestanden auf deutsche Vertragseinhaltung - die Deutschen bestanden darauf, ihre Frachter und Mannschaften nicht zu verlieren, Bezahlung fuer Gebrauch und Mannschaften ,Laden und Entladen etc, plus auf Garantien fuer soundsoviel - ausschliesslich fuer DEU bestimmte - zigtausende Tonnen Hilfsgueter pro ueberreichtem deutschem Frachter.

Erschwerend war die teutonische Natur des 'Verhandelns' : 'Wenn ihr nicht machen wollt wie wir das sagen , haben weitere Besprechungen gar keinen Sinn!'.............. inzwischen starben Babies.....................

DEU steckte damals in einer boesen Zwickmuehle: natuerlich konnte DEU sich den potenziellen Verlust seiner gesamten Ozeanh andelsflotte ( plus Flussfrachter) - lifeline zur Welt - nicht leisten.

So, wie ging dieser *Mexican standoff* aus?

'Alleinstellungsmerkmal' hat die anderen Fragen schoen kommentiert.
___________________________

Noch wesentlich wichtiger als Getreide ,war es damals fuer DEU seine Bevoelkerung sofort mit 75.000 Tonnen fettiger/oeliger Nahrung zu versorgen: Speck, Schmalz, Schweinefleisch , Oele, Butter etc.

Da DEU noch viele Schweine aber kaum Futter fuer sie gehabt hatten, war die Zulieferung von Schweinefutter nicht minder dringend.

Zwar stimmt es, dass DEU dringend 75,000 t Getreide ; Mais , 10,000 t Kondensmilch ; 10,000 t Mehl ; 4,000 t Reis; 50,000 t Getreide ; 10,000 t Haferflocken gebraucht und verlangt hatte, doch die Liste dringend benoetigter Gueter zeigte einige Ueberraschungen wie z.B. 100,000 chirurg. Gummihandschuhe; mindestens 10 t Lebertran ; 500,000 Gumminipples; 100,000 Katheters; 100.000 Gummilaken; 1 t Klebstoff fuer Zaehne und ................. selbst 50,000 Katzendaerme !!! wurde dringend gebraucht.

Und wie wollte DEU dafuer bezahlen?

Vielleicht helfen dem ernsthaften Studenten deu. Geschichte ein paar Originaltexte von den verschiedenen Blockadeadministrationen einen besseren Einblick und Verstaendnis in diese Facette der deu. Geschichte zu bekommen.
Man kann sie ja schnell c & p und danach loeschen.
Ein paar Mythen koennten dabei draufgehen = cost of doing business lol.

RUMPEL
05.08.2014, 05:53
Irgendetwas muss von (versagenden) Administratoren und der biegsamen Presse dem ratlosem Volk zum 'Begreifen' unbegreifbarer Vorgaenge gegeben werden. Kleine , knappe, knackigen Satzhaeppchen sind ideal dafuer. "Krieg gegen Babies" zieht immer.

Die mundane Wirklichkeit liegt an der Tatsache dass nichts 'gelockert' wurde, sondern Berge von rein administrativen Problemen , wie z.B. Finanzierung, Logistik , Benoetigtes langsam in vielen Besprechungen in einigen internationalen Kommissionen mit und ohne DEU abgetragen werden mussten.

Ein grosses Problem dem sich die Alliierten gegenuebersahen, bestand darin , dass sich DEU bis April 1919 hartnaeckig geweigert hatte eine spezifische Auflage des 'Waffenstillstands' zu erfuellen : Ueberreichung seiner Handelschiffe . Die wurden dringendst gebraucht.

Deshalb kam es zur gegenseitigen Positionserstarrung - soetwas nennt man *Mexican standoff* - die Alliierten bestanden auf deutsche Vertragseinhaltung - die Deutschen bestanden darauf, ihre Frachter und Mannschaften nicht zu verlieren, Bezahlung fuer Gebrauch und Mannschaften ,Laden und Entladen etc, plus auf Garantien fuer soundsoviel - ausschliesslich fuer DEU bestimmte - zigtausende Tonnen Hilfsgueter pro ueberreichtem deutschem Frachter.

Erschwerend war die teutonische Natur des 'Verhandelns' : 'Wenn ihr nicht machen wollt wie wir das sagen , haben weitere Besprechungen gar keinen Sinn!'.............. inzwischen starben Babies.....................

DEU steckte damals in einer boesen Zwickmuehle: natuerlich konnte DEU sich den potenziellen Verlust seiner gesamten Ozeanh andelsflotte ( plus Flussfrachter) - lifeline zur Welt - nicht leisten.

So, wie ging dieser *Mexican standoff* aus?

'Alleinstellungsmerkmal' hat die anderen Fragen schoen kommentiert.
___________________________

Noch wesentlich wichtiger als Getreide ,war es damals fuer DEU seine Bevoelkerung sofort mit 75.000 Tonnen fettiger/oeliger Nahrung zu versorgen: Speck, Schmalz, Schweinefleisch , Oele, Butter etc.

Da DEU noch viele Schweine aber kaum Futter fuer sie gehabt hatten, war die Zulieferung von Schweinefutter nicht minder dringend.

Zwar stimmt es, dass DEU dringend 75,000 t Getreide ; Mais , 10,000 t Kondensmilch ; 10,000 t Mehl ; 4,000 t Reis; 50,000 t Getreide ; 10,000 t Haferflocken gebraucht und verlangt hatte, doch die Liste dringend benoetigter Gueter zeigte einige Ueberraschungen wie z.B. 100,000 chirurg. Gummihandschuhe; mindestens 10 t Lebertran ; 500,000 Gumminipples; 100,000 Katheters; 100.000 Gummilaken; 1 t Klebstoff fuer Zaehne und ................. selbst 50,000 Katzendaerme !!! wurde dringend gebraucht.

Und wie wollte DEU dafuer bezahlen?

Vielleicht helfen dem ernsthaften Studenten deu. Geschichte ein paar Originaltexte von den verschiedenen Blockadeadministrationen einen besseren Einblick und Verstaendnis in diese Facette der deu. Geschichte zu bekommen.
Man kann sie ja schnell c & p und danach loeschen.
Ein paar Mythen koennten dabei draufgehen = cost of doing business lol.

Boah.. so hat mir noch niemand erklärt, dass man nicht alles so eng sehen sollte. Die Deu waren schon damals echt bescheuert. Selber Schuld an ihrem Ungemach. Stimmt's? :-) Soll ich jetzt daraus schließen, dass die Juden während des 2. WK auch selber Schuld waren an ihrem HC? Nach deiner Logik hätten sie sich die Gaskammer ersparen können, wenn sie EUR rechtzeitig verlassen hätten.

Apart
23.11.2014, 13:36
Nach meinen Kentnissen hatte D damals einen Selbstversorgungsgrad an Agrarrohstoffen von ca 80 %, d. h. 20 % mußten eingeführt werden.

Wenn nun von diesen 20 % durch die Seeblockade die Hälfte fehlt, dann hätte man einen Unterschuß von 10 % des Bedarfs gehabt, was ich durchaus als äußerst fatal ansehe.

Als heutiger Beobachter der Agrarrohstoffmärkte weiß ich, daß es kleinste Prognoseänderungen sein können, die sehr schnell zu starken Ausschlägen der Weizenkurse führen können.
In den letzten 3 Wochen z. B. stieg der Weizenpreis um ca 20 % nur weil in den USA der Winter früh begonnen hat.

In den Agrarmärkten kann ein Zünglein an der Waage über Hunger und Tod entscheiden.

Eine nur 90 % Bedarfsdeckung ist todbringend.